Paducation

Padu­ca­ti­on über­all, die Ret­tung des ver­krus­te­ten deut­schen Schul­sys­tems ist nah! Schick, modern, leicht zu bedie­nen und tech­no­lo­gisch auf Höhe der Zeit! Alles ganz ein­fach, oder? Erst­mal expe­ri­men­tie­ren und Erfah­run­gen sam­meln. Dann ergibt sich alles Weitere!

Ich habe kürz­lich einen alten Arti­kel zur Ein­rich­tung von Com­pu­ter­räu­men aus den 90ern gele­sen. Struk­tu­rell scheint mir die Padu­ca­ti­onsze­ne unver­än­dert: Immer noch geht man über End­ge­rä­te. Wird das neue Inter­face aus Glas, wer­den die neue Geschlos­sen­heit und Sta­bi­li­tät von sich aus Unter­richt ver­än­dern? Oder sind es halt nur ein­fa­che­re Inter­faces, die von Men­schen mit einer bestimm­ten Hal­tung benutzt wer­den müs­sen, damit eine Ler­nevo­lu­ti­on einsetzt?

Kri­tik ist die eine – Aus­ein­an­der­set­zung eine ande­re Ebe­ne. Hier mal eine klei­ne Mind­map, die mir beim Padu­ca­ti­on­the­ma in den Sinn kam:

Natür­lich gibt es der Über­sicht hal­ber die Map auch als Bilddatei:

Und hier die Gedan­ken dazu:

Finan­zie­rungs­mo­dell

Ein Finan­zie­rungs­mo­dell benö­tigt man, wenn eltern­fi­nan­zier­te Gerä­te ins Spiel kom­men. Schul­fi­nan­zier­te Gerä­te lau­fen schließ­lich ganz nor­mal über den Ver­mö­gens­haus­halt des Schul­trä­gers oder eben als Pro­jekt mit exter­nen Part­nern. Bei einer Finan­zie­rung soll­te man zwi­schen Lea­sing und Raten­zah­lung unter­schei­den. Lea­sing ist schwie­ri­ger zu orga­ni­sie­ren, da die Gerä­te einem Tech­no­lo­gie­par­ter gehö­ren müs­sen, der sie ggf. auch verwaltet.

Bei Finan­zie­run­gen kann man sehr schön an bestehen­de Kon­zep­te ando­cken, etwa an die Blä­ser­klas­sen oder Strei­cher­klas­sen.  Hier­für gibt es mit loka­len Ban­ken meist bereits Bund­les aus einem Raten­ver­trag und einer Gerä­te­ver­si­che­rung. Das Gerät wird über monat­li­che Raten über einen fest­zu­le­gen­den Zeit­raum erwor­ben. Die Finan­zie­rungs­be­din­gun­gen hän­gen von ver­schie­de­nen Fak­to­ren ab, etwa dem Umfang der gewünsch­ten Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen, dem Dar­le­hens­zins­satz und natür­lich der zu finan­zie­ren­den Gesamt­sum­me – immer­hin hat die Bank auch eini­gen Ver­wal­tungs­auf­wand. Da die Eltern den Ver­trag direkt mit der Bank oder ande­ren Finan­zie­rungs­part­ner abschlie­ßen, muss sich die Schu­le selbst weder um Ver­si­che­rungs­fäl­le noch um Fak­tu­ra kümmern.

Eine schö­ne Lösung ist immer eine Part­ner­schaft mit einer loka­len Bank. Der per­sön­li­che Kon­takt vor Ort ist mei­ner Erfah­rung nach nur durch wenig zu erset­zen und auf jeden Fall auch einen auf den ers­ten Blick viel­leicht schlech­te­ren Zins­satz wert. Kulanz ist für eine loka­le Bank genau wie ein sol­ches Pro­jekt schließ­lich auch ein Garant für gute Presse.

Admi­nis­tra­ti­on

Ein Pad soll­te mit rela­tiv wenig Auf­wand in den Ursprungs­zu­stand zurück­zu­set­zen sein. Schön ist auch eine Mög­lich­keit, eine bestehen­de Instal­la­ti­on auf ver­schie­de­ne Gerä­te zu klo­nen. Auch ein voll­stän­di­ges Back­up des gesam­ten Pads (Nach­rich­ten, Mails, Fotos, Vide­os, Apps usw.) ist Pflicht.  Android und iOS kön­nen das bei­de, wobei iOS für mich zumin­dest in der Grund­kon­fi­gu­ra­ti­on die Nase vorn hat. Bei den Andro­ids ist man zwar durch unter­schied­li­che Apps fle­xi­bler, muss aber vie­le Funk­tio­na­li­tä­ten, die Apple­ge­rä­te von Hau­se aus mit­brin­gen, erst ein­mal kon­fi­gu­rie­ren. Ner­vig ist, dass es bei iOS wohl kei­nen lega­len Weg zu geben scheint, meh­re­re Gerä­te ser­ver­sei­tig zu klo­nen. Bei einem Ein­zel­ge­rät klappt das wun­der­bar und auch im Rah­men der Nut­zungs­be­din­gun­gen. Da wird Apple aber mit Sicher­heit bald nachbessern.

Die Pfle­ge von Pads ist gegen­über Deploy­ment­lö­sun­gen, wie man sie aus dem Linux- (FAI) oder Win­dows­be­reich (OPSI) kennt, jedoch ein ech­ter Rück­schritt. Turn­schuh­ad­mi­nis­tra­ti­on wird zumin­dest bei schul­fi­nan­zier­ten Gerä­ten dann zur Kof­fer­bück­ad­mi­nis­tra­ti­on – oder man macht eine Par­ty mit reich­lich Hop­fen­kalt­scha­le dar­aus… Auch bei Eltern­fi­nan­zie­rung wird man nicht um Fra­gen her­um­kom­men wie

  • Oh, die App hab‘ ich noch gar nicht!“
  • Ach, der Ord­ner ist gelöscht!“
  • Kann ich das auch damit machen?“
  • Mein Akku ist alle!“
  • Das WLAN geht nicht!“
  • Die App stürzt immer ab!“

Fai­rer­wei­se muss man sagen, dass PXE-Lösun­gen auch bei den Linux- und Win­dow­stabs eher kaum anzu­tref­fen sind, wohl aber durch ent­spre­chen­de Boot­op­tio­nen und eine vor­be­rei­te­te SD-Kar­te nach­zu­ah­men sind – wenn eine Netz­werk­kar­te ver­baut ist.

Kos­ten

Ein brauch­ba­res Pad kos­tet ca. 500,- Euro. Wenn man einen opti­mis­ti­schen Aus­tausch­zy­klus von drei bis vier Jah­ren ein­kal­ku­liert, müs­sen inner­halb einer durch­schnitt­li­chen Schul­zeit ca. drei Gerä­te beschafft bzw. ersetzt wer­den. Das Argu­ment, Tech­nik wür­de immer güns­ti­ger, zieht für mich nur bedingt. Wer qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Ware auf tech­no­lo­gi­scher Höhe der Zeit erwer­ben möch­te, wird immer im höher­prei­si­gen Seg­ment lie­gen, weil er natür­lich auch tech­no­lo­gisch erwei­ter­ten Mög­lich­kei­ten nut­zen möch­te. Es gibt z.B. her­vor­ra­gen­de gebrauch­te Note­books am Markt, die alles tun, was bis­her in Schu­le und oft noch nicht ver­langt wird: Die wol­len aber nur weni­ge Schu­len haben – es muss neue und aktu­el­le Hard­ware sein.

Pads benö­ti­gen eine Grund­aus­stat­tung hoch­wer­ti­ger Apps und müs­sen in einer sich schnell wan­deln­den Zeit auch regel­mä­ßig mit Updates ver­sorgt wer­den – Updates sind bei einer gewis­sen Markt­sät­ti­gung nicht mehr wirt­schaft­lich zu rea­li­sie­ren, wenn sie kos­ten­los sind. Auch hier sind gewis­se lau­fen­de Kos­ten zu kalkulieren.

Kos­ten­kom­pen­sa­tio­nen

Wenn Ver­la­ge die erspar­ten Druck­kos­ten und die finan­zi­el­len Vor­tei­le durch eine Direkt­ver­mark­tung an die Kun­den wei­ter­rei­chen, kann ggf. jedes Schul­buch durch ein güns­ti­ge­res digi­ta­les Pen­dant ersetzt wer­den – die Vor­tei­le digi­ta­ler Unter­richts­ma­te­ria­li­en kauft man als Mehr­wert ja gleich dazu. Zudem ent­fällt an der Schu­le selbst ggf. ein büro­kra­ti­scher Auf­wand durch die Orga­ni­sa­ti­on der meist kos­ten­pflich­ti­gen Schul­buch­aus­lei­he.  Die Kos­ten hie in Nie­der­sach­sen sind mit ca. 50–80 Euro pro Jahr (je nach und Beschaf­fungs­mo­dell) nicht unerheblich.

Gleich­zei­tig kön­nen Din­ge wie Taschen­rech­ner mit Alge­bra­sys­tem, Mess­pro­gram­me, Daten­ban­ken, Nach­schla­ge­wer­ke etc. durch kos­ten­lo­se Onlin­ever­sio­nen ersetzt wer­den, wodurch wei­te­res Ein­spar­po­ten­ti­al entsteht.

Lei­der wer­den durch geschlos­se­ne Store­sys­te­me, die fes­te Bei­trä­ge vor­schrei­ben, die an einen Her­stel­ler abzu­füh­ren sind, die Prei­se für digi­ta­le Schul­bü­cher wahr­schein­lich nur wenig fal­len. Die Ver­la­ge müs­sen – wie es vie­le Anbie­ter auf iTu­nes auch schon tun – eige­ne Apps für den Zugriff auf ihren Shop ent­wi­ckeln. Mal sehen, was z.B. Apple dazu sagt.

Fort­bil­dung

Die­ser Arti­kel nähert sich der 3000 Worte­mar­ke. Man könn­te den Ein­druck gewin­nen, schon ganz viel geschafft zu haben, wenn die bis­her erwähn­ten Punk­te abge­han­delt sind. Lei­der hat man nach mei­ner Erfah­rung dann noch gar nichts geschafft, son­dern alle­falls 15% des Ackers gepflügt. Die Pads wol­len ja nicht ver­stau­ben wie vie­le Gerä­te in der Schu­le, son­dern sie wol­len im Unter­richt metho­disch und didak­tisch sinn­voll ein­ge­setzt wer­den. Das erfor­dert ein auf­wän­di­ges Schulungskonzept.

Die KAS-Koeln hat etwas – wie ich fin­de – sehr Geschick­tes gemacht: Die ange­schaff­ten Pads wur­den erst­mal für eini­ge Mona­te inter­es­sier­ten Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen zur Ver­fü­gung gestellt. Damit bau­en sich natür­lich schon ein­mal Vor­be­hal­te und Hemm­schwel­len ab. Das Gerät ist dabei das eine – Web2.0‑Dienste und Apps noch­mal etwas ganz ande­res. Fol­gen­de Fra­ge­stel­lun­gen wären bei Schu­lun­gen für mich wichtig:

  1. Wel­che Unter­richts­sze­na­ri­en las­sen sich mit Hil­fe von Apps unterstützen?
  2. Wel­che Web2.0‑Dienste eig­nen sich für wel­che Art von Kol­la­bo­ra­ti­on? (und soll­ten geschult werden)
  3. Wel­che tech­ni­schen Anfor­de­run­gen erge­ben sich dar­aus? (iPads kön­nen z.B. nicht so ohne Wei­te­res über Web­for­mu­la­re Datei­en uploaden)
  4. Wel­che fach­be­zo­ge­nen Ein­satz­mög­lich­keit erge­ben sich?
  5. Sind die Pads Ergän­zung oder Ersatz für … ?
  6. Wie ent­wi­ckelt sich der Pad­ein­satz über die Schulzeit?
  7. Ver­traue ich auf die neu­en Mög­lich­kei­ten oder füh­re ich doch par­al­lel die gewohn­ten Gerä­te ein (z.B. CAS-Rechner)?
  8. Wie orga­ni­sie­re ich Unter­richt in einem gro­ßen Sys­tem mit Leh­rer­wech­sel im Zwei­jah­res­in­ter­val­len, damit die Pads von Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen auch nach­hal­tig ein­ge­setzt werden?
  9. Wie orga­ni­sie­re ich der Ver­an­ke­rung der Pads im Schul­cur­ri­cu­lum? Wer schreibt es?
  10. Wel­che Hal­tung brau­che ich als Lehr­kraft, um die erwei­ter­ten Mög­lich­kei­ten der Pads zu nut­zen? (allein die­se Frage…)

Wenn man sich kei­ne Gedan­ken um die­se letz­ten Fra­gen macht, schafft man kein neu­es Ler­nen, son­dern neue Com­pu­ter­räu­me und Sprach­la­bo­re… Bei­des sind Bei­spie­le dafür, dass tech­no­id fokus­sier­te Ansät­ze in der Ver­gan­gen­heit untaug­lich waren, bzw. nur sehr wenig bewirkt haben.

Der Mensch muss sich inter­es­sie­ren und von Tech­no­lo­gie bzw. ihren Mög­lich­kei­ten bewegt sein. Die Hoff­nung, das mit Pads errei­chen zu kön­nen, ist nicht mehr oder weni­ger berech­tigt wie die dama­li­ge Hoff­nung mit Com­pu­ter­räu­men Schu­le ver­än­dern zu kön­nen. Ein Pad ist ja erst­mal nichts als ein ver­ein­fach­tes Inter­face, was dem Men­schen vie­le Ent­schei­dun­gen und Frei­hei­ten abnimmt. Was „damals“ die Freaks und Nerds waren, sind heu­te eben die Inter­net­be­geis­ter­ten.  Und die­se Grup­pe ist nicht groß, zumin­dest wenn man schaut, wer ide­al­ty­pisch im Netz pro­sumiert und wer ledig­lich konsumiert.

Hal­tungs­än­de­run­gen wer­de ich nicht durch punk­tu­el­le Schu­lun­gen errei­chen, son­dern durch kon­ti­nu­ier­li­che, per­so­nal­in­ten­si­ve Beglei­tung.  Dafür braucht es in den Schu­len per­sön­li­che Ein­sied­ler­krebs­netz­wer­ke.

Inhaltsangaben

Ein­lei­tung

Inhalts­an­ga­ben sind irgend­wie das Ende der Krea­ti­vi­tät. Man tas­tet sich ja lang­sam über Bil­der­ge­schich­ten, Nach­er­zäh­lung und Bericht zu den sach­li­chen Text­for­men im Deutsch­un­ter­richt vor – das ver­meint­li­che Ende der Fan­ta­sie. Hier in Nie­der­sach­sen gibt es auch eine Evo­lu­ti­on inner­halb der Text­form Inhalts­an­ga­be, näm­lich von der Zusam­men­fas­sung von nar­ra­ti­ven, fik­tio­na­len hin zu gedank­li­chen Texten.

Web­res­sour­cen

Wer sich für die Vor­be­rei­tung einer ent­spre­chen­den Unter­richts­ein­heit ein­le­sen möch­te, fin­det hier zunächst ein von mir kom­men­tier­tes URL-Lüftchen.

  1. Inhalts­an­ga­be bei Nor­bert Tho­len – umfang­rei­ches Mate­ri­al und Refle­xi­on kon­kre­ter Text­bei­spie­le. Abso­lu­ter Referenzcharakter.
  2. Übun­gen zur Inhalts­an­ga­be beim Leh­rer­freund – ziel­ge­rich­te­te, sofort umsetz­ba­re Übungs­for­ma­te und Arbeitsblätter.
  3. Peer­feed­back bei Inhalts­an­ga­ben beim Leh­rer­freund - im Unter­richt gut anwend­ba­re Metho­de, wenn man kein Klas­sen­blog hat
  4. Samm­lung mög­li­cher Sach­tex­te mit Auf­ga­ben­stel­lun­gen – gut ein­setz­bar bei teachsam.
  5. Zuord­nungs­übung zum ein­lei­ten­den Satz – wer es ganz for­mal haben möchte

War­um eine Inhaltsangabe?

Vie­le sons­ti­ge Anlei­tun­gen in Schul­bü­chern und im Web stel­len die for­ma­len Aspek­te der Inhalts­an­ga­be in den Mit­tel­punkt. Dabei ist für mich die Fra­ge nach dem Sinn und der Berech­ti­gung die­ser doch sehr sprö­den Text­form für den Deutsch­un­ter­richt die eigent­lich ent­schei­den­de, weil sie didak­ti­sche und metho­di­sche Ent­schei­dun­gen mit Blick auf das „Gesamt­pa­ket“ Deutsch­un­ter­richt erst ermög­licht. Die­ser Fokus geht ver­lo­ren, wenn die Inhalts­an­ga­be Selbst­zweck zur Übung der Umset­zung for­ma­ler Vor­ga­ben geht, obwohl das natür­lich gera­de in den jün­ge­ren Jahr­gän­ge bei der Fra­ge nach der Bewer­tung eine gro­ße Rol­le spielt.

Die Inhalts­an­ga­be hal­te ich für eine Text­form zur Dar­le­gung von Lese­kom­pe­tenz: Ist ein Text sin­nerschlie­ßend erfasst wor­den? Gleich­zei­tig ver­mit­telt sie Metho­den­kom­pe­tenz zur Gewin­nung von Text­di­stanz, die immens wich­tig ist, um wei­ter­füh­ren­de Ope­ra­tio­nen mit einem Text durch­füh­ren zu kön­nen, z.B.:

  • Bewer­tung von Aussagen
  • Ana­ly­se von Sprache
  • Ein­ord­nung in einen grö­ße­ren Zusammenhang
  • eige­ne Tex­te über­ar­bei­ten (Distanz zu sei­nem eige­nen Text gewinnen)

Nach mei­ner Erfah­rung im Unter­richt hängt das Gelin­gen oder Nicht­ge­lin­gen einer Inhalts­an­ga­be pri­mär davon ab, ob es gelingt, Text­di­stanz auf­zu­bau­en – das schafft eine Inhalts­an­ga­be, die sich am Text­fluss ent­lang­han­gelt oft weni­ger gut, als eine, die den Text struk­tu­rell kri­te­ri­en­ge­lei­tet reorganisiert.

Metho­den zur Gewin­nung von Text­di­stanz bei nar­ra­ti­ven Tex­ten mit sequen­ti­el­lem Aufbau

Für den Haupt­teil funk­tio­niert erstaun­lich gut die Drei-Wort-Was-Geschieht-Metho­de. Dazu sucht man sich in jün­ge­ren Jahr­gän­gen eine Geschich­te aus – beliebt sind ja immer Hebels Kalen­der­ge­schich­ten, die mög­lichst sinn­voll und stark in Absät­ze unter­glie­dert ist. Dann lässt man fol­gen­de Tabel­le anfertigen:

Absatz die drei wich­tigs­ten Worte Was geschieht?
1 Betrü­ger, Ring, kaufen ein Jude möch­te den Ring eines Betrü­gers kaufen
2 […] […]

Die ers­te Spal­te ent­hält die Absatz­num­mer oder die Sinn­ab­schnit­te (dann Zei­len­an­ga­ben). In der der zwei­ten Spal­te ste­hen die drei wich­tigs­ten Wor­te die­ses Absat­zes – dabei muss ein Verb ent­hal­ten sein, wel­ches die domi­nie­ren­de Hand­lung des Absat­zes beschreibt. In der drit­ten Spal­te wird auf Basis die­ser drei Wor­te die Fra­ge „Was geschieht?“ beant­wor­tet. Dabei müs­sen die drei Wor­te nicht zwin­gend ver­wen­det werden.

Die drit­te Spal­te kann man in einer Klas­se in der Regel von ver­schie­de­nen Leu­ten nach­ein­an­der „her­un­ter­le­sen“ las­sen, auch wenn sie gar nicht zusam­men­ge­ar­bei­tet haben. Es kommt oft schon so ein recht brauch­ba­rer Haupt­teil dabei her­aus. Das gan­ze würzt man bei ein­fa­chen nar­ra­ti­ven Tex­ten noch mit geeig­ne­ten Kon­junk­tio­nen und For­mu­lie­run­gen zum Ver­bin­den der ein­zel­nen Gedanken.

Den ein­lei­ten­den Satz las­se ich immer erst nach dem Haupt­teil der Inhalts­an­ga­be for­mu­lie­ren. Ich ver­bie­te dabei die For­mu­lie­rung „geht es um…“, weil sie nach mei­ner Erfah­rung dazu ver­lei­tet, Figu­ren und nicht eine Hand­lung in den Mit­tel­punkt zu stellen.

Metho­den zur Gewin­nung von Text­di­stanz bei gedank­li­chen  Tex­ten mit nicht-sequen­ti­el­lem Aufbau

Auch hier funk­tio­niert in einem ers­ten Schritt die Drei-Wort-Was-Geschieht-Metho­de, aller­dings mit einer wich­ti­gen Modi­fi­ka­ti­on, da Absät­ze in gedank­li­chen Tex­ten meist logisch-funk­tio­nal ange­legt sind. Des­we­gen muss in der drit­ten Spal­te ein Sprech­akt­verb mit ent­hal­ten sein, wel­ches gleich­zei­tig klar­macht, dass Gedan­ken eines Drit­ten wie­der­ge­ge­ben werden.

Absatz die drei wich­tigs­ten Worte Was geschieht?
1 Aids, Afri­ka, verbreiten der Autor ver­weist auf die schnel­le Ver­brei­tung von AIDS in Afrika
2 […] […]

Feh­len in einer Inhalts­an­ga­be eines Sach­tex­tes distan­zie­ren­de Äuße­run­gen in Form von Sprech­akt­ver­ben oder gram­ma­tisch anspruchs­vol­ler in Form des Kon­junk­tivs, wer­den Ori­gi­nal­text und Inhalts­ga­be sprach­lich kaum unter­scheid­bar und ein Nach­er­zäh­lungs­cha­rak­ter der bestim­men­de sein. Das pas­siert bei Inhalts­an­ga­ben nar­ra­ti­ver Tex­te eher nicht, weil das Prä­sens als Zeit­form schon einen distan­zie­ren­den Cha­rak­ter mit sich bringt – wenn denn auch schön im Prä­sens geschrie­ben wird…

Bei der Inhalts­an­ga­be eines Sach­tex­tes ver­lan­ge ich zusätz­lich, dass Absät­ze zu grö­ße­ren Sinn­ein­hei­ten kom­bi­niert wer­den, so dass For­mu­lie­run­gen wie:

Der Text glie­dert sich in drei Abschnit­te. Im ers­ten führt Ingolf Mey­er den Leser unter Ver­wen­dung eines Beispiels…
Um sei­ne The­se zu ver­deut­li­chen, bedient sich der Autor drei­er Beispiele…

mög­lich wer­den. Die zu einer Sinn­ein­heit gehö­ri­gen Abschnit­te kön­nen in gedank­li­chen Tex­ten weit ver­streut sein. Im Ide­al­fall erkennt man ihre inhalt­li­che Nähe aber durch die Drei-Wort-Was-Geschieht-Tabelle.

Die Inhalts­an­ga­be eines gedank­li­chen Tex­tes ist damit ungleich schwe­rer als die eines erzäh­len­den Textes.

RAMBO (Riecken Arbeitet Mit Blogs Online) – Folge 6

Ich beglei­te in die­sem Jahr einen Deutsch­kurs auf erhöh­tem Niveau. Da in dem Unter­richts­raum ein SMART-Board (und kei­ne wei­te­re Tafel) vor­han­den ist, lag es nahe, mei­ne bis­he­ri­gen Ver­su­che, mit Blogs zu arbei­ten (hier, hier, hier, hier und hier) etwas kon­se­quen­ter aus­zu­wei­ten und expli­zit durch Goo­g­le­Docs zu flan­kie­ren. Es geht dabei nicht pri­mär um freie Unter­richts­for­men – dafür sind die Vor­ga­ben für das Fach Deutsch im neu­en Kern­cur­ri­cu­lum ein­fach zu umfas­send – dort wird zwar von Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung an jeder Ecke mit Buz­zwords gefa­selt – die zu bear­bei­ten­de Stoff­fül­le in teil­wei­se „inter­es­san­ten“ Kom­bi­na­tio­nen lässt das de fac­to jedoch kaum zu.  Was pas­siert in die­sem Blog:

  1. Alle Arbeits­ma­te­ria­li­en und Stund­en­er­geb­nis­se ste­hen dar­in zur Ver­fü­gung, bzw. sind in den jewei­li­gen Stun­den­pro­to­kol­len verlinkt
  2. Jede Stun­de wird ein Pro­to­koll von einem Schü­ler bzw. einer Schü­le­rin ver­fasst und in der Kate­go­rie „Pro­to­kol­le“ abge­legt (nach­dem der Chef, äh Lern­be­glei­ter kon­trol­liert hat…)
  3. Län­ge­re Haus­auf­ga­ben z.B. zur Klau­sur­vor­be­rei­tung wer­den im Blog erledigt
  4. Jeder Arti­kel kann für die­je­ni­gen, die die Sicher­heit brau­chen, über das Plug­in arcticle2pdf auch als PDF her­un­ter­ge­la­den werden
  5. Es gibt Drei­er­teams, die jeweils drei Tex­te von Mit­schü­lern sich­ten und nach Regeln kom­men­tie­ren, die wir im Pro­zess gera­de noch erarbeiten.
  6. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler bestim­men über das Plug­in Mem­ber Access selbst, wie die Sicht­bar­keit ihres Arti­kels gestal­tet ist: Nur Leh­rer, Lern­grup­pe, Welt
  7. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler haben vol­le Ein­sicht in mei­ne Unter­richts­vor­be­rei­tung (Goo­g­le­Docs-Doku­ment), ja theo­re­tisch auch schon vor der Stunde…
  8. Unter­richts­er­geb­nis­se wer­den in Goo­g­le­Docs notiert – dort ste­hen sie z.B. zum Ver­fas­sen der Pro­to­kol­le zur Verfügung

Ganz neu:

Alle Schü­le­rin­nen und Schü­ler haben ein Pseud­onym erhal­ten – ich möch­te näm­lich, dass nach Rück­spra­che mit dem jewei­li­gen Autorin, dem jewei­li­gen Autor eine Ver­öf­fent­li­chung für die „Welt“ mög­lich wird, ohne dass die mit einem Real­na­me asso­zi­iert ist. Für das gegen­sei­ti­ge Kom­men­tie­ren (Peer-Review) dient die­se Tabel­le, die über eine Kate­grie „Orga­ni­sa­to­ri­sches“ per Klick erreich­bar ist:

Die­se Personen sind zustän­dig für
Team 1 T1a T1b T1c T2a T3b T4c
Team 2 T2a T2b T2c T3a T4b T5c
Team 3 T3a T3b T3c T4a T5b T6c
Team 4 T4a T4b T4c T5a T6b T1c
Team 5 T5a T5b T5c T6a T1b T2c
Team 6 T6a T6b T6c T1a T2b T3c

Die Teams sind nach ver­schie­de­nen Stär­ken (Spra­che, Struk­tur, For­ma­les usw.) gebil­det. Die Zutei­lung von Per­so­nen zu einem Team ist ganz ein­fach: Man beginnt mit dem Namen, der unter dem des ers­ten Team­mit­glieds steht und geht dann dia­go­nal nach unten rechts (am Bei­spiel von Team 1 grün mar­kiert) – so kommt man nicht durch den Tüd­der. Damit die Tex­te der ein­zel­nen Per­so­nen leicht auf­find­bar sind, ist das Aut­hors Wid­get sehr prak­tisch.

Pro­ble­me:

  1. Die SuS haben kei­ne digi­ta­len End­ge­rä­te, d.h. ich muss noch immer mit Zet­teln (= Medi­en­brü­chen) arbeiten.
  2. Schön wäre es, wenn Schü­ler vom Platz aus selbst Bei­trä­ge in das Goo­g­le­Docs-Doku­ment vor­näh­men, z.B. um das „Tafel­bild“ zu ergän­zen – lei­der gilt hier Punkt 1. Jede bil­li­ge Android-Klit­sche wäre dafür geeig­net. Fund­rai­sing – vier Gerä­te wür­den erst­mal rei­chen, aber ich habe da schon eine Idee, wo ich die herbekomme…
  3. Das Note­book für das SMART-Board steht bei uns an der Wand direkt dane­ben – wenn ich dort tip­pe, sehen mei­ne SuS den Lern­be­glei­ter von hin­ten – mei­ne Lösung ist schon unter­wegs. Das Ding kann ich auch mit in die Grup­pe geben…

Zwi­schen­fa­zit:

Der Anfang ist gar nicht so ein­fach. All­mäh­lich ver­selbst­stän­di­gen sich jetzt bestimm­te Pro­zes­se – ein der­ar­ti­ges Set­ting ist für bei­de Sei­ten erst­mal unge­wohnt. Der nächs­ten Schrit­te wäre dann der an die Öffent­lich­keit, d.h. aus­ge­wähl­te Tex­te „worl­d­re­a­da­ble“ zu machen. Auch wäre es schön, wenn sich die SuS das Blog noch selbst erobern – das hat mit einer 8. Klas­se schon ganz gut geklappt – zeit­wei­se. Der tech­ni­sche Auf­wand ist begrenzt – man muss ledig­lich sein Word­Press instal­liert bekom­men und mit den Plug­ins ver­se­hen. Das geht bei vie­len Hos­tern schon per One-Click-Instal­la­ti­on. Mir macht es Spaß… Den Spaß­fak­tor bei den SuS wer­de ich viel­leicht noch evaluieren.

Projekttag: Trickfilme

Ges­tern gab es bei uns in der Schu­le einen Pro­jekt­tag zum The­ma „Euro­pa“. Immer­hin dür­fen wir ganz frisch den Titel „Euro­pa­schu­le“ füh­ren. Da das Jahr mit nicht uner­heb­li­chen Belas­tun­gen durch den Dop­pel­jahr­gang geseg­net war, bedeu­tet so eine Akti­on immer ein gewis­ses Auf­bäu­men für mich: Kurz vor dem Schul­jah­res­en­de sind die SuS ver­ständ­li­cher­wei­se nicht unbe­dingt über­mo­ti­viert, ein so erns­tes und aktu­el­les The­ma anzu­ge­hen, gera­de in dem Wis­sen, dass die Zeug­nis­kon­fe­ren­zen eben gelau­fen und die Bücher abge­ge­ben sind. Gäbe es hin­ge­gen kei­ne Noten und wür­de um des Ler­nens Wil­len gelernt… Las­sen wir das besser.

Nun denn: Ich habe mit mei­ner etwas jün­ge­ren Lern­grup­pe Trick­fil­me zum The­ma Euro­pa erstellt. Da wur­de Lego, Duplo und Knet­gum­mi orga­ni­siert, wäh­rend des Pro­jekt­ta­ges noch schnell eine Kulis­se erschaf­fen, eif­rig mit dem Han­dy oder der Digi­tal­ka­me­ra geknippst. Es ist erstaun­lich, wie die SuS mir die­sen Tag ver­süßt haben – natür­lich hat nicht jeder Film direkt mit Euro­pa zu tun und es wur­de auch viel expe­ri­men­tiert – aber gera­de das fin­de ich ja immer gut. Hier ein paar Beispiele:

Drei Schü­le­rin­nen haben sich mit der EHEC-Kri­se aus­ein­an­der gesetzt – wer genau hin­schaut, kann Ange­la Mer­kel bei einer Rede beob­ach­ten. Span­nend dabei fin­de ich, dass die Kame­ra sehr varia­bel ein­ge­setzt wurde:

 

Den nächs­ten Film muss man ein wenig erklä­ren: Da hüpft ein Grie­che auf einem Euro her­um. Ein Deut­scher kommt und schubst ihn da her­un­ter, bevor er so ener­gisch weit­springt, bis der Euro dar­an zer­bricht (Dar­auf muss man erst­mal kommen…).

 

Frank­reich und die Sei­ne (500 Einzelbilder):

 

Hier noch ein net­tes Expe­ri­ment mit einem Knetgummimorph:

 

Tech­ni­sches:

Digi­tal­ka­me­ras num­me­rie­ren die Bil­der auto­ma­tisch durch. Man soll­te eine mög­lichst nied­ri­ge Auf­lö­sung (jede Han­dy­knip­se tut) wäh­len, um die Daten­ra­te zu begren­zen und um mög­lich alle Bil­der auf eine Spei­cher­kar­te zu bekom­men – sonst ist ggf. lus­ti­ges Nach­num­me­rie­ren angesagt.

Man soll­te einen Fach­raum mit vie­len Steck­do­sen buchen, damit man die Han­dy­knip­sen per Netz­teil mit Saft ver­sor­gen kann – so viel Dau­er­ac­tion sind deren Akkus nicht gewohnt. In der Che­mie bei uns gibt es zusätz­lich einen fest instal­lie­ren Bea­mer – optimal.

Um aus den Bil­dern einen Film zu erstel­len, gibt es zwei Mög­lich­kei­ten: Eine zum Kli­cken und eine, die mir gefällt :o)… Man kann z.B. so eine freie Soft­ware für Win­dows ver­wen­den oder es auf der Kom­man­do­zei­le von Ubun­tu machen, wenn men­co­der instal­liert ist – ihr könnt ja mal raten, was mir bes­ser gefällt. Die Bil­der hei­ßen hier etwa IMG_0001.JPG bis IMG_0250.JPG. Nun ruft man im Bil­der­ord­ner ein­fach auf:

men­co­der mf://IMG_*.JPG ‑mf w=800:h=600:fps=15:type=jpg ‑ovc lavc ‑lav­c­opts vcodec=mpeg4:mbd=2:trell  ‑o out.avi

Man kann Codec, Grö­ße, Frames per Second (Geschwin­dig­keit) usw. selbst bestim­men und es funk­tio­niert schnell und tadel­los. Ich hat­te an dem Tag nur mein Net­book dabei und mich für die WinXP-Vari­an­te ent­schie­den, damit auch SuS damit zurecht­kom­men – eine schlech­te Wahl, weil die Vide­os unter Win gefühlt nur halb so schnell lau­fen. Außer­dem gab es unver­hoh­le­ne Kol­le­gen­hä­me: „Maik, das ist ja Win­dows! – Tz,tz…“.

Für eine eini­ger­ma­ßen flüs­si­ge Bewe­gung soll­ten es ca. 20–25 Bil­der pro Sekun­de sein. Mei­ne Opti­mie­rungs­maß­nah­men muss­ten einen Kom­pro­miss aus Bild­fluss und „Anseh­bar­keit“ fin­den.  Ein rich­ti­ges Sta­tiv wäre auch nicht schlecht gewe­sen – wir haben uns mit den übli­chen Schul­sta­ti­ven mit Dop­pel­muf­fe und Klem­me behol­fen. Für das Pro­jekt hat­ten ich und die SuS ca. drei Stun­den – dafür ist das Ergeb­nis mehr als ok. Die Spit­zen­grup­pe hat ca. 500 Bil­der für ihren Film gemacht.

Von iPads, eBooks & Virtual Classrooms. Lerntechnologien #opco11

Die­ser Arti­kel ist mein ers­ter(?) Bei­trag zum deut­schen Open­Cour­se #opco11, über den ich letz­tens noch so geschimpft habe. Er passt also nicht so ganz in den übli­chen Arti­kel­strom die­ses Blogs. Das möge man mir nach­se­hen… Das The­ma des Arti­kels ent­spricht dem The­ma des #opco11 die­se Woche – und jetzt aber los:

Lern­tech­no­lo­gien – es gibt eini­ges an Tools in den Wei­ten des Webs. Mar­tin Kurz hat in sei­nem Blog viel zu sei­ner Nut­zung von Mood­le im Unter­richt geschrie­ben – ich war dabei nie so kon­se­quent wie er. Über die Jah­re habe ich mit vie­len Tools expe­ri­men­tiert und dabei immer anhand von kon­kre­ten Gegen­stän­den Erfah­run­gen gesam­melt und oft auch gebloggt. Es ist für mich an der Zeit zu dem zu wer­den, wofür Horst Sie­vert einen Namen gefun­den hat – zu einem Chan­ge Agent.

Bevor ich das hier vor Ort tat­säch­lich ange­he – die ers­te Wei­che ist schon gestellt, möch­te ich eini­ge Geschich­ten zu mir, mei­nem Unter­richts­er­le­ben und bekann­te­ren Web2.0‑Tools erzäh­len. Da viel zu sagen und im Rah­men von #opco11 noch zu lesen ist, for­mu­lie­re ich nur Impul­se und ver­wei­se auf die Arti­kel mei­nes Blogs, dem mei­nen Gedan­ken ent­stam­men, so dass man nicht alles lesen muss. Die Abfol­ge der Impul­se folgt einem über­ge­ord­ne­ten Arti­kel, der mein Ver­hält­nis zu offe­nen, teil­of­fe­nen und geschlos­se­nen Tools klärt.

Mood­le

Mei­ne Geschich­te zu Mood­le gibt es auch. Mood­le ist zunächst ein­mal ein Sys­tem, das dem ein­fa­chen Nut­zer alles ver­bie­tet, was der Trai­ner nicht aus­drück­lich erlaubt. Das ist gewis­ser­ma­ßen sei­ne Natur im Aus­lie­fe­rungs­zu­stand. Mood­le hat mir vie­le gute Diens­te geleis­tet und tut dies auch heu­te noch. Um schnell ein­mal ein anony­mes Feed­back zusam­men­zu­kli­cken oder einen Absprung­punkt für eine Rei­se ins Netz zu fin­den, für Bereit­stel­lung von Mate­ria­li­en für Fach­schaf­ten oder Kol­le­gen, dafür nut­ze ich das Sys­tem auch heu­te noch hin und wie­der. Mood­le ist nach mei­ner Erfah­rung im Unter­richt ein schwer­fäl­li­ger Wagen, den man immer­zu schie­ben muss – weil es sich als Gan­zes eben kaum am Ler­ner ori­en­tiert. Selbst erfah­re­ne Net­zu­ser unter mei­nen Schü­lern sit­zen vor dem Sys­tem erst­mal mit vie­len Fragezeichen.

Den­noch: Ich den­ke, dass wir Mood­le in der Schu­le als Brü­cken­tech­no­lo­gie noch brau­chen wer­den, gera­de weil sich bestehen­de Schul- und Unter­richts­struk­tu­ren damit 1:1 abbil­den las­sen. Dies gibt den­je­ni­gen viel­leicht die Sicher­heit, die den neu­en Medi­en eher skep­tisch gegen­über­ste­hen. Und auch hier ist Mood­le noch längst nicht eta­bliert oder als Werk­zeug alltäglich.

Blogs

Blogs und Wikis sind ganz anders als Mood­le. Sie erschlie­ßen sich dem Nut­zer weit­ge­hend intui­tiv und sind so viel spon­ta­ner zu nut­zen als eine VLE-Gigant wie Mood­le. Aber auch hier gilt für mich, dass der Satz „blog­ge doch mal mit dei­nen Schü­lern“ viel zu kurz greift. Es gilt, immer eine Waa­ge zu fin­den zwi­schen dem Abge­ben von Ver­ant­wor­tung und dem Allei­n­elas­sen. Einen Fünft­kläss­ler allei­ne vor ein lee­res Blog zu set­zen – am bes­ten noch bei einem Blog­dienst – das ist ein Allei­n­elas­sen in mei­nen Augen. Zu mei­nen Erfah­run­gen mit Blogs gibt es eine gan­ze Arti­kel­rei­he. Zen­tra­le Vor­aus­set­zung für die erfolg­rei­che Arbeit mit Blogs ist die Lösung des Rezep­ti­ons­pro­blems. Des­we­gen blog­ge ich mit Schü­le­rin­nen und Schü­lern bis­her noch nicht öffent­lich und immer im Klas­sen­ver­band. Wenn ich vie­le Inhal­te habe, kann ich mir auch Struk­tu­ren zu deren Orga­ni­sa­ti­on über­le­gen – hier bie­tet sich erwei­ter­tes Lernpotential.

Den Blog­wa­gen muss­te ich dabei nie schie­ben. Die SuS haben sich die­sen Raum selbst­stän­dig auch erobert. Lei­der konn­te ich bis­her nicht immer aus­rei­chend dabei am Ball bleiben.

Blogs kön­nen für mich vie­le Din­ge bes­ser als es Mood­le kann. Wer schon ein­mal Haus­auf­ga­ben mit Mood­le ein­ge­sam­melt hat, bekommt eine Kri­se: Es braucht unzäh­li­ge Klicks, bis man alles zusam­men hat – dann schlägt man sich mit unter­schied­lichs­ten Datei­for­ma­ten her­um und und und… Haus­auf­ga­ben­tex­te kom­men bei mir ein­fach in ein Blog und dann wird kom­men­tiert per orga­ni­sier­ter Rezep­ti­on. Ich brau­che für Rück­mel­dun­gen Stun­den. Ein Lern­grup­pe schreibt in 45 Minu­ten jedem Lern­grup­pen­mit­glied drei bis vier Feed­backs (Kom­men­tar­funk­ti­on), die im Kern das Glei­che leis­ten, wenn die SuS durch den vor­an­ge­hen­den Unter­richt gut vor­be­rei­tet sind.

Ether­pad & GoogleDocs

Da sich bei­de Tools auch anonym nut­zen las­sen, kom­bi­nie­re ich sie ger­ne mit Blogs. Es wird mit die­sen Werk­zeu­ge mög­lich, was vor­her nie in eine Stun­de gepasst hät­te: Das Schrei­ben und die Kon­zep­ti­on eines län­ge­ren Tex­tes – simul­tan, koope­ra­tiv. In Ver­bin­dung mit einem Smart­board wer­den sogar inter­ak­ti­ve, schü­ler­zen­trier­te „Tafel­bil­der“ mög­lich. Span­nend. Ich hat­te es kürz­lich über­legt, die Anony­mi­tät auf­zu­bre­chen, weil sie doch auch Pro­ble­me mit sich bringt, z.B. Van­da­lis­mus bzw. unbe­ab­sich­tig­tes Löschen (hät­te ich einen Account­na­men, könn­te ich z.B. leich­ter Vor­ver­sio­nen wie­der­her­stel­len). Unser Schul-EDV-Sys­tem ermög­licht aber ein Ver­fah­ren, wel­ches auch dem Daten­schutz voll gerecht wird, weil ich für die Anmel­dung bei z.B. Goo­g­le­Docs auch Fake­an­ga­ben (Mai­la­lia­se) in unse­rem LDAP hin­ter­le­gen kann, die dann genutzt wer­den – mal sehen.

Maha­ra

Ich bin bezüg­lich Maha­ra noch sehr ver­wirrt – es ist voll­kom­men dia­me­tral zu Mood­le in sei­ner Anla­ge. Es bie­tet glei­cher­ma­ßen Schutz­räu­me wie auch Frei­hei­ten für Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Wenn ein Schü­ler bestimmt, dass ich als Lehr­kraft etwas nicht sehen soll, dann sehe ich es auch nicht – auch der Admin müss­te sich das Gan­ze aus der Daten­bank zusam­men­klau­ben. Das führt zu manch­mal abstru­sen Situa­tio­nen, wenn SuS Feed­back von ande­ren wol­len, das aber nicht bekom­men, weil sie schlicht und ergrei­fend ver­ges­sen haben, ihre Ansich­ten für Drit­te zugäng­lich zu machen. Die Social­Net­work-Funk­tio­nen haben Schü­le­rin­nen und Schü­ler schnell ent­deckt. Ein biss­chen fehlt es mir an einer zen­tra­len Time­line – ledig­lich die eige­ne Ein­stiegs­an­sicht kann man sich nach Belie­ben zusam­men­kli­cken – selbst dann bekommt man aber nicht alles mit.

Maha­ra ist mit Mood­le kop­pel­bar – das haben wir bei uns an der Schu­le auch rea­li­siert, sodass Funk­tio­na­li­tä­ten bei­der Sys­te­me zur Ver­fü­gung ste­hen – selbst gestan­de­nen web­af­fi­nen KuK ist aber Maha­ra immer noch ein Rät­sel – weil es viel­leicht eben radi­kal Ver­ant­wor­tung auf SuS über­trägt und „man“ als Leh­ren­der da nicht viel orga­ni­sie­ren kann und muss – das machen sie schon selbst. Kontrollverlust.

Face­book

Mei­ne Posi­ti­on dazu steht bei Mar­tin. Ich kann nur als Tech­ni­ker dar­auf schau­en. Und Tech­ni­ker sind meist eher prag­ma­tisch denn eupho­risch. Mit iDin­gens-Pro­duk­ten geht es mir ähnlich…

So viel?

Ich bin ein leid­lich begab­ter Linuxad­mi­nis­tra­tor. Ohne Kennt­nis­se von grund­le­gen­den Ser­ver­diens­ten hät­te ich unse­re Web­land­schaft für unse­re Schu­le nie auf­bau­en kön­nen. Wir haben auf dem Schul­ser­ver Mood­le, Maha­ra, Ether­pad, Mail­ac­counts für alle, einen zen­tra­len Ver­zeich­nis­dienst (LDAP) usw.. Das ist die Aus­nah­me. Des­we­gen sind ja so vie­le Leh­rer als Ein­zel­kämp­fer auf freie Ange­bo­te ange­wie­sen. Was ich über den Schul­ser­ver nicht rea­li­sie­ren kann, mache ich mit pri­va­ten Res­sour­cen – ich bin so ein Typ, der Blogs in fünf Minu­ten via Kon­so­le auf­setzt oder Mood­le per Script upda­ten könn­te. Auf die­sem Gebiet ist in Deutsch­land noch viel zu tun. Es muss viel mehr zen­tra­le Ange­bo­te für Schu­len geben – nicht von Fir­men, son­dern durch den Dienst­her­ren (der sich dann ja Know-How von Fir­men ein­kau­fen kann). 

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