Computerräume ausstatten
Ein paar Thesen:
- Der Computerraum als Konzept ist bald tot. Er lebt eigentlich nur in den Vorstellungen von Administratoren von Firmennetzwerken und in stark gelenkten Schulungssetups. Ich weiß nicht einmal, ob er im Kontext von Informatikunterricht überhaupt Sinn macht. Zunehmend setzt sich auch in informationstechnischen Kontexten die Einsicht durch, dass Teamfähigkeit und Kollaboration keine ganz schlechte Idee ist, wenn man z.B. Entwicklungen von Personen abkoppeln will.
- Wenn ein Computerraum bald tot ist, lohnt sich die Neuausstattung mit Neuware aus dem Konzept des Desktoprechners wahrscheinlich nicht mehr lange
- Wenn man einen PC-Raum nach den Vorstellungen besagter Administratoren ausstattet, dann sollte man auch auf Businesslösungen mit Businessmerkmalen setzen
- Wenn es Neuware sein soll, dann Neuware, die später einen flexiblen Einsatz erlaubt
Damit wäre alles gesagt. Naja, nicht ganz: Ich statte gerade einen neuen PC-Raum aus und es muss leider weiterhin ein klassischer PC-Raum bleiben – vorwiegend weil das Geld für neue Möbel fehlt, aber genau das könnte ja irgendwann kommen. Deswegen folgende Komponenten:
- Einen Lehrerarbeitsplatz mit einer M58p-Workstation (Desktopformat, gebraucht) mit einem Business 22 Zoll TFT (gebraucht). Inklusive einer Windows7-Professional-Lizenz kostet ein solcher Arbeitsplatz ca. 250–270 Euro. Die Lenovo Workstations besitzen Displayports und können mit entsprechenden Adaptern trotz ihres Alters sogar HDMI-Beamer ansteuern – VGA will man heute eher nicht mehr, aber selbst Firmen wie SMART tun sich mit dieser Erkenntnis noch schwer. Wer Dualdisplaymodi braucht, kann eine Low-Profile Radeon HD3470 verbauen, die dann gleich zwei Displayports mitbringt (Zusatzkosten: 19,-Euro auf Ebay). Die M58p hat mit einem Core2Duo E8400 schon ziemlich viel Dampf, wenn man nicht dauernd Videos hin und hercodiert. Bei Office, Surfen, HD-Videos oder Audiobearbeitung langweilt sich die Kiste eher. Flash ist auch kein Problem. Der „Kunde“ sieht davon nur einen gigantischen Bildschirm und ein flott reagierendes System. Apples AirPlay lässt sich darauf z.B. per AirServer problemlos nachrüsten.
- Einen netzwerkfähigen Beamer. Der kann zumindest statische Bilder über ein kleines Programm von jedem Rechner im Netzwerk empfangen, d.h. jeder Rechner im Raum kann seine Bildschirmausausgabe (wenn es nicht gerade Videos sind), auf dem Beamer projezieren. So lassen sich Arbeitsergebnisse rasch für die Gruppe sichtbar machen und diskutieren.
- Laptops für die Arbeitsplätze. Im PC-Raum kann man sie zunächst per Ethernetkabel an Netz hängen und per Kensingtonschloss an ihren Platz fesseln. Ein Core i3 reicht eigentlich mehr als aus und ist inklusive Windows7-Lizenz für ca. 450–500 Euro pro Stück erhältlich. Ändert sich das Raumkonzept dann doch mal, können die Laptops schnell ihren Platz verändern. Bei Desktops mit TFTs ist das nicht so spontan denkbar.
- Einen Dualbandrouter. Damit kann man den Raum später auch mit Mobilgeräten nutzen (entweder BYOD oder gar Schultablets). Zusammen mit z.B. dem AirServer kann man dann auch iOS-Geräte in dem Raum verwenden.
Dann war noch Geld über, was ich in ein paar Nexus7-Tablets investiert habe. Nexus7 deswegen, weil diese Geräte schon jetzt mehrbenutzerfähig und so verbreitet sind, dass sich regelmäßige OS-Updates erwarten lassen und ggf. auch weitere Betriebsystemportierungen verfügbar werden. Mit Google Apps for Education lassen sich diese Devices auch schon jetzt zentral managen (Passworte, Kameraeinstellungen, Remotelöschung etc.), leider noch ohne App-Distribution.
Zudem sollte man darauf achten, aus Datenschutzgründen nur einen Geräteaccount zu verwenden. iPads waren aus Budgetgründen keine Alternative. Wir wollen bei uns an der Schule Tablets erstmal vorrangig als Mediaplayer (wir betreiben einen DLNA-Server für die Mediendistribution) und Internetzugangsgerät nutzen, sodass wir nicht auf ein umfangreiches Appangebot angewiesen sind. Und dafür sind iPads deutlich zu teuer.