Moodle 2.0: Kurseinstellungen

Jeder Trai­ner eines Kur­ses kennt den Block mit den Ein­stel­lun­gen. Dort las­sen sich z.B. Nut­ze­rIn­nen ver­wal­ten, der Kurs­schlüs­sel set­zen, Objek­te aus ande­ren Kur­sen impor­tie­ren usw.. In unse­rem Schul­mood­le habe ich in den letz­ten Tagen etwas her­um­ex­pe­ri­men­tiert und z.B. aus­ge­tüf­telt, wie ich den Che­mie­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen nur in ihrem Bereich das Recht ein­räu­me, Kur­se selbst zu erstel­len. Das klappt auch erstaun­lich gut, ohne dass sie gleich­zei­tig Zutritt zu den ande­ren Kur­sen die­ses Fach­be­reichs erhalten.

Heu­te mor­gen mail­te mich eine Kol­le­gin an, dass ich gar nicht klar sei, wie das denn nun mit der Ein­schrei­bung und so genau funk­tio­niert. Es zuck­te kurz in den Fin­gern, den übli­chen Stan­dard­klick­pfad zurück­zu­mai­len, aber statt­des­sen habe ich mich vor­sichts­hal­ber ein­mal in ihrer Rol­le (Log­in als) ange­mel­det – der Block für die Kurs­ein­stel­lun­gen war ver­schwun­den! Das muss höchst irri­tie­rend sein. Ich habe wie wild durch das Sys­tem geklickt, bis mir das hier auffiel:

Die­ser klei­ne Rei­ter blieb auch beim ver­ti­ka­len Scrol­len immer im Bild­be­reich, also muss­te er eine Bedeu­tung besit­zen. Und sie­he da:

 

Da war es wie­der, das Ein­stel­lungs­me­nu. Die Posi­tio­nie­rung macht natür­lich Sinn, dann man so das Gan­ze immer griff­be­reit hat. Nicht jedes The­me unter­stützt die­ses Fea­ture. Aber dar­auf muss man erst­mal kom­men. Befin­det man sich nicht in einem eige­nen Kurs, redu­zie­ren sich die ver­füg­ba­ren Optio­nen automatisch:

Inter­es­san­te Din­ge tun sich auf, wenn man das Menu durch­stö­bert, z.B. der per­sön­li­che Schlüs­sel zum Abon­nie­ren geschütz­ter RSS-Feeds von Foren, die in Mood­le 1.9 alle­samt öffent­lich ins Netz gepus­tet wur­den – so man RSS zuließ…

Mer­ke:

Schau dir den Mist, den da als Admin ver­zapfst, immer auch in der Ansicht ande­rer Rol­len an!

 

 

 

 

Verlorene Links – Teil 10

Mein Zitat der Woche:

Das Pro­blem ist, dass eine infor­mier­te Gesell­schaft nicht aus­schliess­lich auf dem auf­bau­en kann, was inter­es­siert. Denn Inter­es­se ist eine recht hedo­nis­ti­sche mensch­li­che Regung, die nur unter Anstren­gung vom Indi­vi­du­um gelöst und auf kol­lek­ti­ve Zie­le gelei­tet wer­den kann.

gefun­den bei: netzwertig.com

Der gan­ze Arti­kel lohnt sich – natür­lich habe ich das wie­der ein­mal über Car­ta ent­deckt. An sol­chen Bei­spie­len sieht man sehr wohl, wie wich­tig ein frei­er und unab­hän­gi­ger Jour­na­lis­mus ist.

Wenn Kli­schee-BWLer das Ruder in Medi­en­kon­zer­nen über­neh­men, kann das dabei her­aus­kom­men, was Jan-Mar­tin Klin­ge im US-ame­ri­ka­ni­schen Fern­se­hen ent­deckt hat. Bei Andre­as Kalt fin­det man einen schö­nen Arti­kel zur Ver­wen­dung der Inter­nets bei Prü­fun­gen – natür­lich aus Däne­mark. Der­weil soll­te die Web2.0‑Generation unbe­dingt Unmen­gen von Daten ins Netz hoch­pus­ten. Sie hel­fen aktiv bei der Ver­bre­chens­be­kämp­fung. Da Ter­ro­ris­ten nicht mit Zeit gehen, wer­den sie sich die­ser Pro­ble­ma­tik nicht bewusst sein und schnel­ler ding­fest gemacht wer­den kön­nen. Viel­leicht fal­len neben­bei auch ein paar Daten für ein Scoring der Bevöl­ke­rung oder zivil­recht­li­che Kla­gen dabei an.

In den letz­ten Wochen habe ich sehr viel über „Ich will … haben“, „Mei­ne per­sön­li­che Frei­heit…“, „Ich will mich nicht ein­schrän­ken las­sen…“ und der­glei­chen mehr gele­sen und auch erfah­ren. Mich macht das nach­denk­lich: Wird es immer alt­mo­di­scher, nach den Bedürf­nis­sen mei­nes Gegen­übers zu fra­gen? Ist das Ich die pri­mä­re Trieb­fe­der? Ent­steht eine Form der Frei­heit nicht genau dar­in, etwas für den ande­ren zu tun, auch wenn es mich ober­fläch­lich betrach­tet zunächst ein­schränkt? Ich wer­de alt…

Ein Grund­prin­zip im Rechts­sys­tem ist die z.B. Unschulds­ver­mu­tung. Die schränkt den Jour­na­lis­ten natür­lich in der Art sei­ner frei­en Bericht­erstat­tung ein. Kann man doof fin­den – im Ide­al­fall natür­lich bewusst(!) doof fin­den. Kann man auch sinn­voll fin­den und neu­tral berich­ten. Sehe ich nicht so oft. Wür­de wahr­schein­lich weni­ger Leu­te interessieren…

Das Netz ist eine Tupperparty

Maik, du bist ein ewi­ger Nörg­ler und Spiel­ver­der­ber! Wie kannst du nur unser Gemein­schafts­er­leb­nis in die­ser Form so kri­ti­sie­ren?“ – Ich hat­te zuvor einer Bereichs­lei­te­rin mei­nen Ein­druck von soge­nann­ten „Haus­ver­kaufs­par­ties“ beschrieben.

Für mich sind die­se Arran­ge­ments sehr ambi­va­lent: Ein Her­stel­ler stellt für einen begrenz­ten Zeit­raum sein Pro­dukt von der Kon­kur­renz durch ande­re Pro­duk­te frei – auf Haus­par­tys wer­den schließ­lich nur Pro­duk­te eines Her­stel­lers ver­trie­ben, der durch die­ses Ver­fah­ren ein tem­po­rä­res Mono­pol erhält und sich nicht im Waren­re­gal im Wett­be­werb  mit ande­ren Her­stel­lern mes­sen muss. Hin­zu kommt eine psy­cho­lo­gi­sche Kom­pen­en­te: Der Ver­kauf fin­det nicht in einem Raum statt, der dafür aus­ge­wie­sen ist – nein. Er fin­det in einem pri­va­ten Rah­men statt, der Ver­traut­heit und Gemein­schaft sug­ge­riert – und das Kon­zept geht auf: Die meis­ten Ver­an­stal­ter von Haus­par­tys leben sehr gut von Pro­duk­ten. Wesent­li­cher Teil des Kon­zep­tes ist der flie­ßen­de Über­gang von geschäft­li­chen und pri­va­ten Bezie­hun­gen. Natür­lich füh­len sich Käu­fer und Ver­käu­fer dabei wohl, weil es oft eben auch sozia­le Events sind.

Ana­lo­ge und digi­ta­le Welt gehen heu­te flie­ßend inein­an­der über! Jed­we­der Tren­nungs­ver­such ist rein künst­li­cher Natur.“ – Ande­re Mei­nun­gen sind sel­ten und noch sel­te­ner laut. Mit fällt es bei eini­gen Zeit­ge­nos­sen zuneh­mend schwer, zwi­schen beruf­li­chem und pri­va­tem Enga­ge­ment im Netz klar zu dif­fe­ren­zie­ren. Mich ver­wirrt das. Viel­leicht bin ich zu analog.

Auch bei Face­book und ande­ren Social Net­works sehe ich in ers­ter Linie die wirt­schaft­li­chen Aspek­te. Das fin­de ich in Ord­nung. Aber ich fin­de die Dar­stel­lung die­ser Inter­es­sen so wenig trans­pa­rent. Man wird psy­cho­lo­gisch z.B. durch Grup­pen­druck ver­lockt, auch dar­an teil­zu­neh­men. Und dann ist man glück­lich, dass man es end­lich getan hat?

Mit unse­ren Bedürf­nis­sen lässt sich treff­lich Geld ver­die­nen im Netz. Hat jemand schon ein Geschäfts­mo­dell ent­wi­ckeln, wel­ches auf der Basis funk­tio­niert, dass wir nicht uns selbst, son­dern ande­re Men­schen glück­lich machen? Viel­leicht machen Tweets und Posts ja ande­re glück­lich, so glück­lich wie Bli­cke, Ges­ten oder das gemein­sa­me Schwei­gen des Ver­ste­hens. Da müss­te sich doch dran ver­die­nen lassen…

Von iPads, eBooks & Virtual Classrooms. Lerntechnologien #opco11

Die­ser Arti­kel ist mein ers­ter(?) Bei­trag zum deut­schen Open­Cour­se #opco11, über den ich letz­tens noch so geschimpft habe. Er passt also nicht so ganz in den übli­chen Arti­kel­strom die­ses Blogs. Das möge man mir nach­se­hen… Das The­ma des Arti­kels ent­spricht dem The­ma des #opco11 die­se Woche – und jetzt aber los:

Lern­tech­no­lo­gien – es gibt eini­ges an Tools in den Wei­ten des Webs. Mar­tin Kurz hat in sei­nem Blog viel zu sei­ner Nut­zung von Mood­le im Unter­richt geschrie­ben – ich war dabei nie so kon­se­quent wie er. Über die Jah­re habe ich mit vie­len Tools expe­ri­men­tiert und dabei immer anhand von kon­kre­ten Gegen­stän­den Erfah­run­gen gesam­melt und oft auch gebloggt. Es ist für mich an der Zeit zu dem zu wer­den, wofür Horst Sie­vert einen Namen gefun­den hat – zu einem Chan­ge Agent.

Bevor ich das hier vor Ort tat­säch­lich ange­he – die ers­te Wei­che ist schon gestellt, möch­te ich eini­ge Geschich­ten zu mir, mei­nem Unter­richts­er­le­ben und bekann­te­ren Web2.0‑Tools erzäh­len. Da viel zu sagen und im Rah­men von #opco11 noch zu lesen ist, for­mu­lie­re ich nur Impul­se und ver­wei­se auf die Arti­kel mei­nes Blogs, dem mei­nen Gedan­ken ent­stam­men, so dass man nicht alles lesen muss. Die Abfol­ge der Impul­se folgt einem über­ge­ord­ne­ten Arti­kel, der mein Ver­hält­nis zu offe­nen, teil­of­fe­nen und geschlos­se­nen Tools klärt.

Mood­le

Mei­ne Geschich­te zu Mood­le gibt es auch. Mood­le ist zunächst ein­mal ein Sys­tem, das dem ein­fa­chen Nut­zer alles ver­bie­tet, was der Trai­ner nicht aus­drück­lich erlaubt. Das ist gewis­ser­ma­ßen sei­ne Natur im Aus­lie­fe­rungs­zu­stand. Mood­le hat mir vie­le gute Diens­te geleis­tet und tut dies auch heu­te noch. Um schnell ein­mal ein anony­mes Feed­back zusam­men­zu­kli­cken oder einen Absprung­punkt für eine Rei­se ins Netz zu fin­den, für Bereit­stel­lung von Mate­ria­li­en für Fach­schaf­ten oder Kol­le­gen, dafür nut­ze ich das Sys­tem auch heu­te noch hin und wie­der. Mood­le ist nach mei­ner Erfah­rung im Unter­richt ein schwer­fäl­li­ger Wagen, den man immer­zu schie­ben muss – weil es sich als Gan­zes eben kaum am Ler­ner ori­en­tiert. Selbst erfah­re­ne Net­zu­ser unter mei­nen Schü­lern sit­zen vor dem Sys­tem erst­mal mit vie­len Fragezeichen.

Den­noch: Ich den­ke, dass wir Mood­le in der Schu­le als Brü­cken­tech­no­lo­gie noch brau­chen wer­den, gera­de weil sich bestehen­de Schul- und Unter­richts­struk­tu­ren damit 1:1 abbil­den las­sen. Dies gibt den­je­ni­gen viel­leicht die Sicher­heit, die den neu­en Medi­en eher skep­tisch gegen­über­ste­hen. Und auch hier ist Mood­le noch längst nicht eta­bliert oder als Werk­zeug alltäglich.

Blogs

Blogs und Wikis sind ganz anders als Mood­le. Sie erschlie­ßen sich dem Nut­zer weit­ge­hend intui­tiv und sind so viel spon­ta­ner zu nut­zen als eine VLE-Gigant wie Mood­le. Aber auch hier gilt für mich, dass der Satz „blog­ge doch mal mit dei­nen Schü­lern“ viel zu kurz greift. Es gilt, immer eine Waa­ge zu fin­den zwi­schen dem Abge­ben von Ver­ant­wor­tung und dem Allei­n­elas­sen. Einen Fünft­kläss­ler allei­ne vor ein lee­res Blog zu set­zen – am bes­ten noch bei einem Blog­dienst – das ist ein Allei­n­elas­sen in mei­nen Augen. Zu mei­nen Erfah­run­gen mit Blogs gibt es eine gan­ze Arti­kel­rei­he. Zen­tra­le Vor­aus­set­zung für die erfolg­rei­che Arbeit mit Blogs ist die Lösung des Rezep­ti­ons­pro­blems. Des­we­gen blog­ge ich mit Schü­le­rin­nen und Schü­lern bis­her noch nicht öffent­lich und immer im Klas­sen­ver­band. Wenn ich vie­le Inhal­te habe, kann ich mir auch Struk­tu­ren zu deren Orga­ni­sa­ti­on über­le­gen – hier bie­tet sich erwei­ter­tes Lernpotential.

Den Blog­wa­gen muss­te ich dabei nie schie­ben. Die SuS haben sich die­sen Raum selbst­stän­dig auch erobert. Lei­der konn­te ich bis­her nicht immer aus­rei­chend dabei am Ball bleiben.

Blogs kön­nen für mich vie­le Din­ge bes­ser als es Mood­le kann. Wer schon ein­mal Haus­auf­ga­ben mit Mood­le ein­ge­sam­melt hat, bekommt eine Kri­se: Es braucht unzäh­li­ge Klicks, bis man alles zusam­men hat – dann schlägt man sich mit unter­schied­lichs­ten Datei­for­ma­ten her­um und und und… Haus­auf­ga­ben­tex­te kom­men bei mir ein­fach in ein Blog und dann wird kom­men­tiert per orga­ni­sier­ter Rezep­ti­on. Ich brau­che für Rück­mel­dun­gen Stun­den. Ein Lern­grup­pe schreibt in 45 Minu­ten jedem Lern­grup­pen­mit­glied drei bis vier Feed­backs (Kom­men­tar­funk­ti­on), die im Kern das Glei­che leis­ten, wenn die SuS durch den vor­an­ge­hen­den Unter­richt gut vor­be­rei­tet sind.

Ether­pad & GoogleDocs

Da sich bei­de Tools auch anonym nut­zen las­sen, kom­bi­nie­re ich sie ger­ne mit Blogs. Es wird mit die­sen Werk­zeu­ge mög­lich, was vor­her nie in eine Stun­de gepasst hät­te: Das Schrei­ben und die Kon­zep­ti­on eines län­ge­ren Tex­tes – simul­tan, koope­ra­tiv. In Ver­bin­dung mit einem Smart­board wer­den sogar inter­ak­ti­ve, schü­ler­zen­trier­te „Tafel­bil­der“ mög­lich. Span­nend. Ich hat­te es kürz­lich über­legt, die Anony­mi­tät auf­zu­bre­chen, weil sie doch auch Pro­ble­me mit sich bringt, z.B. Van­da­lis­mus bzw. unbe­ab­sich­tig­tes Löschen (hät­te ich einen Account­na­men, könn­te ich z.B. leich­ter Vor­ver­sio­nen wie­der­her­stel­len). Unser Schul-EDV-Sys­tem ermög­licht aber ein Ver­fah­ren, wel­ches auch dem Daten­schutz voll gerecht wird, weil ich für die Anmel­dung bei z.B. Goo­g­le­Docs auch Fake­an­ga­ben (Mai­la­lia­se) in unse­rem LDAP hin­ter­le­gen kann, die dann genutzt wer­den – mal sehen.

Maha­ra

Ich bin bezüg­lich Maha­ra noch sehr ver­wirrt – es ist voll­kom­men dia­me­tral zu Mood­le in sei­ner Anla­ge. Es bie­tet glei­cher­ma­ßen Schutz­räu­me wie auch Frei­hei­ten für Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Wenn ein Schü­ler bestimmt, dass ich als Lehr­kraft etwas nicht sehen soll, dann sehe ich es auch nicht – auch der Admin müss­te sich das Gan­ze aus der Daten­bank zusam­men­klau­ben. Das führt zu manch­mal abstru­sen Situa­tio­nen, wenn SuS Feed­back von ande­ren wol­len, das aber nicht bekom­men, weil sie schlicht und ergrei­fend ver­ges­sen haben, ihre Ansich­ten für Drit­te zugäng­lich zu machen. Die Social­Net­work-Funk­tio­nen haben Schü­le­rin­nen und Schü­ler schnell ent­deckt. Ein biss­chen fehlt es mir an einer zen­tra­len Time­line – ledig­lich die eige­ne Ein­stiegs­an­sicht kann man sich nach Belie­ben zusam­men­kli­cken – selbst dann bekommt man aber nicht alles mit.

Maha­ra ist mit Mood­le kop­pel­bar – das haben wir bei uns an der Schu­le auch rea­li­siert, sodass Funk­tio­na­li­tä­ten bei­der Sys­te­me zur Ver­fü­gung ste­hen – selbst gestan­de­nen web­af­fi­nen KuK ist aber Maha­ra immer noch ein Rät­sel – weil es viel­leicht eben radi­kal Ver­ant­wor­tung auf SuS über­trägt und „man“ als Leh­ren­der da nicht viel orga­ni­sie­ren kann und muss – das machen sie schon selbst. Kontrollverlust.

Face­book

Mei­ne Posi­ti­on dazu steht bei Mar­tin. Ich kann nur als Tech­ni­ker dar­auf schau­en. Und Tech­ni­ker sind meist eher prag­ma­tisch denn eupho­risch. Mit iDin­gens-Pro­duk­ten geht es mir ähnlich…

So viel?

Ich bin ein leid­lich begab­ter Linuxad­mi­nis­tra­tor. Ohne Kennt­nis­se von grund­le­gen­den Ser­ver­diens­ten hät­te ich unse­re Web­land­schaft für unse­re Schu­le nie auf­bau­en kön­nen. Wir haben auf dem Schul­ser­ver Mood­le, Maha­ra, Ether­pad, Mail­ac­counts für alle, einen zen­tra­len Ver­zeich­nis­dienst (LDAP) usw.. Das ist die Aus­nah­me. Des­we­gen sind ja so vie­le Leh­rer als Ein­zel­kämp­fer auf freie Ange­bo­te ange­wie­sen. Was ich über den Schul­ser­ver nicht rea­li­sie­ren kann, mache ich mit pri­va­ten Res­sour­cen – ich bin so ein Typ, der Blogs in fünf Minu­ten via Kon­so­le auf­setzt oder Mood­le per Script upda­ten könn­te. Auf die­sem Gebiet ist in Deutsch­land noch viel zu tun. Es muss viel mehr zen­tra­le Ange­bo­te für Schu­len geben – nicht von Fir­men, son­dern durch den Dienst­her­ren (der sich dann ja Know-How von Fir­men ein­kau­fen kann). 

Projekt mit dem Waldkindergarten

Ich unter­rich­te in die­sem Schul­jahr einen soge­nann­ten poly­va­len­ten Che­mie­kurs. Die­ser Kurs ist not­wen­dig, damit die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ihre Bele­gungs­pflich­ten in der Pro­fil­ober­stu­fe erfül­len, und er soll prin­zi­pi­ell fach­über­grei­fend inner­halb der Natur­wis­sen­schaf­ten ange­legt sein. Als Che­mie-/Deutsch­leh­rer tut man sich da selbst­re­dend schwe­rer als jemand mit einer zwei­ten Natur­wis­sen­schaft als Beifach.

Da ich ja immer fixe Ideen habe (es gibt zu die­sem Kurs kein Cur­ri­cu­lum!) und es an unse­rer Schu­le schon Pro­jek­te gab, in denen Schü­le­rin­nen und Schü­ler Grund­schü­lern die Che­mie näher­ge­bracht haben, habe ich dem Kurs vor­ge­schla­gen, einen Schritt wei­ter­zu­ge­hen und den ört­li­chen Wald­kin­der­gar­ten mit ein­zu­bin­den, zu dem ich gute Kon­tak­te haben und die beim Haus der klei­nen For­scher mit­ma­chen. Mein Kurs woll­te und hat unter dem Rah­men­the­ma „Far­ben“ eini­ge Expe­ri­men­te erson­nen, aber gleich­zei­tig auch eine Didak­ti­sie­rung für Kin­der die­ses Alters.

Schritt 1 – Pla­nungs­pha­se A:

Anhand von Mate­ri­al aus unse­rer Schu­le, z.B. den vom Kurs des letz­ten Jah­res erstell­ten Rea­der für die Grund­schü­ler, und anhand von Inter­net­re­cher­chen wur­den ver­schie­de­ne Ver­su­che von den sechs Teams aus­ge­wählt. Schwer­punkt bil­de­te dabei die Pra­xis – d.h. es muss­te Sicher­heit um Umgang mit Gerä­ten und Stof­fen erwor­ben wer­den. Ich habe mich nur bei wirk­lich sicher­heits­re­le­van­ten Aspek­ten ein­ge­schal­tet.  Hier eine Aus­wahl von Auf­bau­ten – die Fotos sind von den SuS erstellt (der erfah­re­ne Che­mie­leh­rer erkennt eini­ge Klas­si­ker, alle ande­ren sei­en auf das Doku­men­ta­ti­ons­wi­ki ver­wie­sen, wel­ches wir im Kurs gera­de befül­len – Link folgt):

 

Milch­bild – Mit Zau­ber­stab und Lebens­mit­tel­far­be Mus­ter zeichnen

 

Eine ein­fa­che Lava­lam­pe – Salz reißt Öl mit…

Schritt 2 – Erprobungphase:

Alle Ver­su­che wur­den im Unter­richts­raum an Sta­tio­nen auf­ge­baut. Wir sind als gan­ze Lern­grup­pe von Sta­ti­on zu Sta­ti­on gezo­gen. Die zustän­di­gen Teams haben SuS, die die Kin­der „simu­lie­ren“ soll­ten, ihren Ver­such vor­ge­stellt bzw. durch­füh­ren las­sen. In die­ser Pha­se kam es auch zu span­nen­den Erkennt­nis­sen auf bei­den Seiten.

Schritt 3 – Pla­nungs­pha­se B:

Die Expe­ri­men­te wur­de ent­spre­chend der Erfah­run­gen (SuS geben erstaun­lich rea­lis­ti­sche Kin­der­gar­ten­kin­der ab, wenn man sie nur lässt…) vor allem unter die­sen Fra­ge­stel­lun­gen überarbeitet:

  • Was kann ein Kind machen, was ich bis­her vor­ge­macht habe?
  • Was kann alles schief­ge­hen und ver­mei­de ich das durch einen geeig­ne­ten Versuchsaufbau?
  • Wie set­ze ich mei­nen Anspruch an die Ver­mitt­lung von Hin­ter­grün­den zum Expe­ri­ment kind­ge­recht um?
  • Was brau­che ich noch für mein Vor­ha­ben (Mate­ri­al, Hilfen)?

Schritt 4 – Durchführung:

Am 6. Mai war es dann soweit. Die SuS waren für das Pro­jekt für die ers­ten bei­den Stun­den nebst Herrn Riecken frei­ge­stellt (in der 3./4. Stun­de lag unser regu­lä­rer Unter­richt). Da ich den Unter­richt der KuK ach­te, gehe ich bei Pro­jek­ten mög­lichst mini­mal­stun­den­plan­in­va­siv vor. Mei­ne regu­lä­ren Klas­sen hat­ten zumin­dest zur Hälf­te Auf­ga­ben erhal­ten – gleich­wohl wur­de ich natür­lich ver­tre­ten. Lei­der kann ich aus Daten­schutz­grün­den kei­ne Fotos veröffentlichen.

Ich habe sel­ten so betei­lig­te und enga­gier­te SuS erlebt – selbst Klo­gän­ge mit den Kin­dern wur­den selbst­be­stimmt durch­ge­führt. Als ein Glück­griff erwies sich, dass Herr Riecken in der Auf­re­gung die Kin­der in fünf Grup­pen statt in die not­wen­di­gen sechs auf­ge­teilt hat­te – so blieb ein „Joker“ und es durf­te an Sta­ti­on A auch ein­mal län­ger als an Sta­ti­on B dauern.

Schritt 5 – Reflexion:

Erst­mal haben wir ca. 200 Fotos von die­sem Tag am Bea­mer geschaut – die Erzie­he­rin­nen und Herr Riecken haben viel foto­gra­fiert… Dann ging es in den PC-Raum zu einem anony­men Feed­back mit Mood­le. Hier eini­ge Ergeb­nis­se, die für sich selbst sprechen:

Frei­text­fra­ge: Was hat mich bei der Durch­füh­rung posi­tiv überrascht?

Kin­der waren sehr engagiert.
Das Wis­sen das eini­ge Kin­der bereits mitbringen
Es war alles gut
Die Begeis­te­rung der Kin­der sowie die Aus­dau­er in Bezug auf diese.
Die Kin­der waren sehr inter­es­siert und haben viel nach­ge­fragt. Zudem woll­ten sie viel selbst machen.
Mei­ne eige­ne, und die Moti­va­ti­on der anderen
Kin­der haben die Theo­rie oft schnell verstanden.
Das über­aus star­ke Inter­es­se der Kinder
nichts
eini­ge Kin­der­gar­ten­kin­der waren inter­es­siert und wissbegierig.
Des Wei­te­ren hat­ten eini­ge der Kids viel Spaß.
Dass die Kin­der teil­wei­se gut mit­ge­ar­bei­tet haben und schon eini­ges ver­stan­den haben
Die meis­ten Kids waren sehr enga­giert dabei!

Wir haben übri­gens sehr viel mit dem Kugel­teil­chen­mo­dell gear­bei­tet. Das ist – auf jeder Che­mie­fort­bil­dung zu hören – „wis­sen­schaft­lich nach­ge­wie­sen“ für Kin­der bis zur 6. Klas­se „viel zu abs­trakt“ – Phä­no­me­ne rei­chen aus. In der Phy­sik hin­ge­gen ist es „wis­sen­schaft­lich erwie­sen“, dass es in der 5. Klas­se ein­ge­setzt wer­den soll­te, um Phä­no­me­ne zu erklä­ren, damit es nicht allein auf kon­su­mie­ren­des Gepüt­scher hin­aus­läuft. Ich oute mich ja immer auf Che­mie­fort­bil­dun­gen damit, nicht auf dem neu­es­ten Stand der Wis­sen­schaft zu sein. Die Fra­ge nach Bele­gen reicht meist aber schon für eine ent­lar­ven­de „Weilnunmaldasistnunmalso“-Argumentation, meist gepaart mit einem per­sön­li­chen Angriff – das nur am Rande.

Wei­ter mit den Evaluationsergebnissen:

Über den letz­ten Punkt kann man sich strei­ten – oder auch nicht, denn:

Frei­text­fra­ge: Fol­gen­des wür­de ich bei einer Wie­der­ho­lung des Pro­jek­tes anders machen

even­tu­ell einen ande­ren Ver­such wählen
die Kin­der mehr machen lassen.
ein­fa­che­re The­men, die nicht che­misch erläu­tert wer­den müs­sen und viel­leicht noch ver­ständ­li­cher sind.
Ich wür­de ver­su­chen das Pro­jekt noch struk­tu­rier­ter auszuführen
ein wenig mehr Zeit einplanen
gemein­sa­me Pau­se mit den Kindern
Eine län­ge­re Zeit­span­ne aus­wäh­len und Ver­su­che wäh­len die ca. gleich lan­ge Zeit benötigen.
Ich glau­be, es wäre sinn­voll das Erklä­rungs­mo­dell noch bes­ser auf die Kids abzustimmen.
Expe­ri­men­te die die Kin­der mehr begeistern
mehr Zeit in ein­zel­ne Ver­su­che investieren

Im Anschluss habe ich ver­schie­de­ne Tools für die Doku­men­ta­ti­on der Ergebnisse/Erkenntnisse vor­ge­stellt (Blog, Maha­ra, Goo­g­le­Docs, Wiki) – die Wahl fiel auf ein Wiki.

Schritt 6 – Dokumentation:

Zur Zeit gestal­ten wir gera­de das Wiki – eine für mich und die SuS völ­lig neue Erfah­rung, da wir alle noch nie mit so einem Tool gear­bei­tet haben – bis­her war alles eher WYSIWYG. Wie gesagt – viel­leicht ver­lin­ke ich es hier, wenn es fer­tig ist.

Fazit:

Das Pro­jekt läuft ja noch – ich tei­le die Wahr­neh­mung vie­ler SuS nicht, dass wenig über Che­mie gelernt wur­de. Anhand der Fra­gen, die  in der Vor­be­rei­tungs­pha­se gestellt wor­den sind, konn­te ich im Bera­tungs­pro­zess erken­nen, dass da schon das eine oder ande­re gesche­hen ist, da fie­len schon har­te Fach­be­grif­fe wie mobi­le oder sta­tio­nä­re Pha­se, Adhä­si­on usw..

Neben dem gan­zen fach­li­chen Kram war es für mich eine Offen­ba­rung, SuS weit­ge­hend außer­halb sys­te­misch vor­ge­ge­be­ner Schü­ler­rol­len zu erle­ben, näm­lich z.B. als zuge­wand­te Lern­be­glei­ter oder auch kom­pe­ten­te und umsich­ti­ge Expe­ri­men­ta­to­ren, als authen­tisch neu­gie­rig Fra­gen­de, als „Wis­sen-Wol­len­de“. Dafür sind Kin­der aber auch sehr effi­zi­en­te Indu­zie­rer… Viel effi­zi­en­ter als viel­leicht Men­schen mit vor­han­de­ner „clas­sic“ Schulerfahrung.

Ich weiß nicht, wie oft zwi­schen Samm­lung und Unter­richts­raum hin- und her­ge­rannt bin, um etwas zu holen, vor­zu­schla­gen, zu bera­ten, Mög­lich­kei­ten auf­zu­zei­gen, zu kor­ri­gie­ren, nach­zu­fra­gen… . Das war Arbeit – aber eine gänz­lich ande­re, ziem­lich for­dern­de. Der Auf­wand „drum­her­um“ hielt sich in Gren­zen, da das Mate­ri­al, was nicht in der Schu­le vor­han­den war, von den SuS besorgt wur­de. Ich muss­te nur Quit­tun­gen abrechnen.

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