Literatur nach 1945 – Einstieg mit einer Facebook-Chronik

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler erhiel­ten fol­gen­de „Mini­bio­gra­phien“:

Ger­trud Hawlischek

  • gebo­ren 1931 in Königsberg
  • Bäue­rin auf einem Hof mit 20 Hektar
  • fünf Kin­der (eine Toch­ter, vier Söhne)
  • Flucht über das Haff
  • Ansie­de­lung auf Flücht­lings­hof in Schles­wig-Hol­stein ab 1951 (2 Hektar)

Egon Schmidt

  • gebo­ren 1942 in Dresden
  • Sohn eines Arbeiters
  • Voll­wai­se (Vater gefal­len, Mut­ter gestor­ben, als er 4 Jah­re alt war)
  • zwei Kin­der
  • bis zur Wen­de Ostbürger

Uwe Schulz

  • gebo­ren 1942 in Holstein
  • Sohn eines Arbeiters
  • zwei Kin­der (Toch­ter und Sohn)
  • bei­na­he ver­stor­ben an Scharlach
  • Haupt­schu­le, Leh­re als Maurer

Tim Schrö­der

  • gebo­ren 1956
  • bewuss­te Wahr­neh­mung der 68er-Bewegung
  • zwei Kin­der (Toch­ter und Sohn)
  • Eltern Beam­te am Gericht
  • Wirt­schaft­wun­der­zeit

Peter Meck­len­burg

  • gebo­ren 1974
  • Kind von Arbeitern
  • Jugend in den 80er Jahren
  • Stu­di­um des höhe­ren Lehramts
  • einen Sohn

Anna­bel Tensing

  • gebo­ren 1995
  • wächst auf in klein­bür­ger­li­chen Verhältnissen
  • besucht das Gym­na­si­um in einer Kleinstadt
  • Ehe der Eltern zerrüttet
  • Sport­le­rin

Dazu gab es fol­gen­de Auf­ga­be (arbeits­tei­lig, Gruppenarbeit):

Stel­len Sie sich vor, Ihre Per­son hät­te schon zu ihrer Zeit über Zugang zu sozia­len Netz­wer­ken gehabt und die­se auch genutzt. Wie hät­te Ihrer Mei­nung nach eine Face­book-Chro­nik aus­ge­se­hen? Nut­zen Sie alle Ihnen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Quel­len, um eine mög­lichst authen­ti­sche Chro­nik auf einer der aus­ge­leg­ten Papier­rol­len zu erstel­len. Beschrän­ken Sie sich dabei auf die ers­ten 25 Lebens­jah­re die­ser Per­son. Set­zen Sie pro Lebens­jahr 10cm auf der Papier­rol­le an (Zeit: 60 Minuten).

Die Aus­wer­tung erfolg­te nicht im Ple­num, son­dern in Klein­grup­pen. Dabei wur­den die Chro­ni­ken unter den Grup­pen aus­ge­tauscht. Auf Basis des ent­spre­chen­den Wiki­pe­dia-Arti­kels (per­so­na­le Iden­ti­tät) soll­te auf ca. 1/2 Sei­ten (getippt) die Iden­ti­tät der Per­son umris­sen wer­den. Die­se Ergeb­nis­se wur­den dann vor­ge­stellt und im Kurs­blog veröffentlicht.

Hin­ter­grund:

Faser­land“ (Kracht) und Aus­zü­ge aus „Gene­ra­ti­on Golf“ (Illies) sind die ver­bind­li­chen The­men­schwer­punk­te für das Abitur im Fach Deutsch im Jahr 2013. Ich fin­de bei­de Tex­te lite­ra­risch nichts beson­ders stark. Zudem sind es über­haupt nicht die Tex­te, die in irgend­ei­ner Form die Lebens­welt der heu­ti­gen Jugend­li­chen wider­spie­geln, son­dern mit Glück allen­falls die ihrer Eltern. Das zen­tra­le The­ma sowohl der Nach­kriegs­li­te­ra­tur als auch das der heu­ti­gen Jugend­li­chen ist für mich immer wie­der die Iden­ti­tät. Iden­ti­tät wie­der­um wird zum gro­ßen Teil mit­be­stimmt durch die Lebens­um­stän­de, in der ein Indi­vi­du­um auf­wächst. Die­ser Ein­stieg soll ein Bewusst­sein dafür schaf­fen, dass das Lebens­ge­fühl und damit die Iden­ti­tät von Per­so­nen immer durch exter­ne Ein­flüs­se deter­mi­niert und auch nur so begreif­bar ist. Autoren der Trüm­mer­li­te­ra­tur schrei­ben anders als die 68er. Es gibt unter­schied­li­che Ent­wick­lung in Ost- und Westdeutschland.

Bei jeder Kurz­ge­schich­te, beim jedem Text hof­fe ich nun im Unter­richt auf die Chro­ni­ken und Iden­ti­täts­be­schrei­bun­gen zurück­kom­men zu kön­nen: Wo ver­or­tet ihr die­sen Text? Wel­ches Lebens­ge­fühl kommt dar­in zum Aus­druck? War­um ist das so?

Grundfehler beim Aufbau von schulischen IT-Strukturen

… ein rei­ße­ri­scher Titel. Ich bin Admi­nis­tra­tor von einer kom­ple­xen IT-Struk­tur und Bera­ter für ande­re, die eine sol­che Struk­tur auf­bau­en oder erwei­tern wol­len. In die­ser Rol­le habe ich natur­ge­mäß eine ande­re Sicht auf die The­ma­tik, da ich einen mehr tech­ni­schen Blick besit­ze. Als Admi­nis­tra­tor habe ich auch ande­re Inter­es­sen als ein Anwen­der: Ich möch­te, dass eine Struk­tur für mög­lichst vie­le Per­so­nen sta­bil und zufrie­den­stel­lend läuft, weil das mei­ne eige­nen Resour­cen schont. Das hat ein Biss­chen was von Poli­tik: Da sind vie­le unter­schied­li­che Inter­es­sen, vor allem im Bereich der End­ge­rä­te zu berück­sich­ti­gen und auszugleichen.

IT-Struk­tu­ren las­sen sich tech­nisch ver­hält­nis­mä­ßig leicht beherr­schen, wenn man auf stan­dar­di­sier­te Schnitt­stel­len zwi­schen den Soft- und Hard­ware­kom­po­nen­ten ach­tet. Die sozia­len Kom­po­nen­ten ver­ur­sa­chen die wirk­li­chen „Kos­ten“ in die­sem Bereich, für die man viel Zeit benö­tigt. Ein Netz, wel­ches die Resour­cen eines Admi­nis­tra­tors durch rei­ne War­tungs­auf­ga­ben auf­frisst, wird trotz tech­ni­scher Raf­fi­nes­sen für die Anwen­der nie befrie­di­gend sein. Ich sehe immer wie­der typi­sche Feh­ler an Schu­len bei der Kon­zep­ti­on von IT-Strukuren.

1. „Was für mich gut funk­tio­niert, das ist auch für mei­ne Schü­le­rin­nen und Schü­ler geeignet“

Ich habe per­sön­lich eine Vor­lie­be für linux­ba­sier­te Sys­te­me. Die­se „spre­chen“ mit mir und ver­füg­ten meist schon Jah­re vor typi­schen Con­su­mer­pro­duk­ten über Fea­tures, die unter Win­dows oder iOS als „bahn­bre­chend“ bewor­ben und emp­fun­den wur­den. Trotz­dem käme es mir nie in den Sinn, die gan­ze Welt zu frei­er Soft­ware und Unix­sys­te­men bekeh­ren zu wol­len. Auch Gerä­te, die für den pri­va­ten Work­flow her­vor­ra­gend funk­tio­nie­ren (auch ich ver­schen­ke oder emp­feh­le z.B. App­le­pro­duk­te), müs­sen nicht unbe­dingt ein­fach in kom­ple­xe­re Struk­tu­ren inte­grier­bar sein. In einem gro­ßen Netz muss ich eine Hand­lung nicht ein­mal für mich durch­füh­ren oder bera­ten, son­dern u.U. x Mal – und dann wird es in der Admi­nis­tra­ti­on nach einer kur­zen Pha­se der Eupho­rie lang­wei­lig oder auf Dau­er sogar nervig.

Ein Gerät, wel­ches ich nicht zen­tral steu­ern kann, wel­ches ich für grund­le­gen­de Funk­tio­nen und Kon­fi­gu­ra­tio­nen selbst ein­zeln Stück für Stück in die Hand neh­men muss, ist in die­sem Sin­ne unge­eig­net, weil es nicht den Mög­lich­kei­ten ent­spricht, die man heu­te in der IT hat.  Die­ses Grund­pro­blem tritt z.B. bei einer gewis­sen Anzahl von Schul­ge­rä­ten auf, z.B. auch bei iPads (die sich aber zen­tral mit einem Mac-Ser­ver ver­wal­ten ließen).

Die­ses Pro­blem äußert sich dar­in, dass es päd­ago­gisch für sinn­voll erach­tet wird, dass jeder sein eige­nes Gerät mit­bringt und selbst war­tet, damit die­se zen­tral Auf­ga­be nicht mehr in den Auf­ga­ben­be­reich von Schu­le fällt. Damit kauft man sich jedoch ande­re Her­aus­for­de­run­gen ein: Nicht umsonst gilt in Fir­men­net­zen die Ein­bin­dung von pri­va­ten Gerä­ten als gro­ße Herausforderung.

2. „Schu­le braucht kein eige­nes Schul­netz, jeder greift irgend­wann mit sei­nem Gerät selbst mobil auf das Inter­net zu“

Dazu habe ich an ande­rer Stel­le etwas geschrie­ben. Vom Ver­nunft­s­ge­dan­ken bewegt sich das gan­ze unge­fähr auf der Ebe­ne, wie sinn­voll ein Auto als Fort­be­we­gungs­mit­tel ist: Man braucht für ein sol­ches Ansin­nen neben dem tech­ni­schen Rah­men auch für jedes Kind einen eige­nen Daten­ver­trag mit ent­spre­chen­dem Daten­vo­lu­men. Kos­tet ein sol­cher Ver­trag pro Kind 10,- Euro, kann man sich als Schu­le von der Gesamt­sum­me eine sat­te Stand­lei­tung mit garan­tier­ten tech­ni­schen Para­me­tern jen­seits von „bis zu“  leis­ten und dar­über­hin­aus dar­auf ver­zich­ten „Fem­to­zel­len“ in der Schu­le auf­zu­stel­len (qua­si klit­ze­klei­ne Sen­de­mas­ten – eigent­lich ist das dann eine Nach­bil­dung von typi­schen, aber wesent­lich güns­ti­ge­ren WLAN-Struk­tu­ren). Ich glau­be, dass hin­ter die­sem Satz mehr eine Hoff­nung, denn ein päd­ago­gi­sches Kon­zept steckt.

Dazu kommt, dass ich in der Schu­le ger­ne Daten und Infor­ma­tio­nen aus­tau­schen möch­te, Ich will das nicht immer über cloud­ba­sier­te Diens­te tun. Daten­schutz ist für mich immer ein The­ma. Ich fin­de es gut, wenn Kin­der ers­te Erfah­run­gen in geschütz­te­ren Räu­men machen und sie dann auf das gro­ße wei­te Inter­net über­tra­gen, weil irgend­wel­che Dumm­hei­ten im klei­ne­ren Rah­men päd­ago­gisch viel beherrsch­ba­rer und u.U. fol­gen­lo­ser bleiben.

3. „Wir müs­sen neue End­ge­rä­te beschaf­fen! Nur das Neu­es­te und Aktu­ells­te ist zeit­ge­mäß für Bildungsprozesse!“

Ein gebrauch­tes Busi­ness­sub­note­book mit Core2Duo zum Preis von 170,- Euro hat weder Pro­ble­me mit der Dar­stel­lung von HD-Vide­os noch mit kom­ple­xe­ren, ajax­ba­sier­ten Web­diens­ten. Der Akku hält auch bis zu 8 Stun­den. Es gibt güns­ti­ge Ersatz­tei­le am Markt, die auch noch leicht, also auch durch eine Schü­ler-AG,  zu tau­schen sind, weil die­se Gerä­te in gro­ßen Stück­zah­len gefer­tigt wur­den. End­ge­rä­te, zu denen auch Tablets gehö­ren, machen für mich nur Sinn, wenn sie für kol­la­bo­ra­ti­ve Pro­zes­se ein­ge­setzt wer­den. Dazu braucht man ein sta­bi­les Netz und einen ver­läss­li­chen Zugang zum Inter­net im gesam­ten Schulgebäude.

Um allei­ne mit einer App zu ler­nen, brau­che ich kein Gegen­über und kein Schul­ge­bäu­de. Das Beson­de­re an Schu­le ist für mich aber das Gegen­über. Und in die­ser Ein­heit will ich nicht tech­nisch ein­ge­schränkt sein. Mich inter­es­siert nicht, ob der Film jetzt ein band­brei­ten­hung­ri­ges HD-Video oder eine für Mobil­ge­rä­te gut kom­pri­mier­te Ver­si­on ist. Ich will kli­cken und ihn mir anschau­en. Dafür brau­che ich ein Netz. Wenn das nicht steht, habe ich viel Auf­wand und mache auch mit dem neus­ten Ver­kaufs­schla­ger ernüch­tern­de Erfah­run­gen. Wie ein Auto ver­liert der neu­es­te Ver­kaufs­schla­ger übri­gens in sei­nem ers­ten Jahr dras­tisch an Wert und ggf. an Akku­ka­pa­zi­tät. Da kann man viel Geld ver­bren­nen. Ein Ser­ver, der die glei­che Leis­tung für die glei­che Anzahl an „dum­men“ Anzei­ge­ge­rä­ten zur Ver­fü­gung stellt, ist nach mei­ner Erfah­rung mit einem 1/10 der Kos­ten zu realisieren.

Daher bera­te ich in der Regel zuerst das Netz und dann die Endgeräte.

4. „Was päd­ago­gisch sinn­voll ist und wie dem­nach das Netz beschaf­fen sein soll, weiß ich als Anwen­der und Leh­rer am besten.“

Ich bin ein Typ, der momen­tan meh­re­re Maschi­nen mit ESXi vir­tua­li­siert, der mana­ge­ba­re Swit­che admi­nis­triert, Acc­ces­s­points (selbst mit DD-WRT ver­se­hen und kon­fi­gu­riert) und Bea­mer­lam­pen per SNMP über­wacht und opti­sche Ver­bin­dun­gen pro­jek­tiert bzw. zur Not auch selbst ver­ka­belt. Zudem kann ich mitt­ler­wei­le auch Ver­ka­be­lungs­plä­ne von Elek­tri­ker­fir­men eini­ger­ma­ßen lesen. Ich bil­de mir trotz­dem bis heu­te nicht ein, als Auto­di­dakt – der ich nun­mal bin – mehr über Netz­wer­ke zu wis­sen als jemand, der so etwas täg­lich plant. Mei­ne zeit­li­chen Resour­cen sind (eigent­lich) viel zu begrenzt, um Kabel über ver­staub­te Dach­bö­den zu zie­hen.  Ein Durch­schnitts­leh­rer kann allen­falls Sät­ze for­mu­lie­ren wie: „Ich möch­te über­all im Hau­se einen ver­läss­li­chen Inter­net­zu­gang haben“. Ein guter exter­ner Bera­ter nimmt viel­leicht 500–800 Euro für zwei Stun­den, wird aber dann auch die tech­nisch wirk­lich rele­van­ten Para­me­ter abfra­gen: Ob ich mit 50 Leu­ten gleich­zei­tig You­Tube-Vide­os schau­en möch­te oder kol­la­bo­ra­tiv mit Web2.0‑Diensten in Klas­sen­stär­ke arbei­ten möch­te, ist tech­nisch ein him­mel­wei­ter Unter­schied hin­sicht­lich der Anfor­de­run­gen und der Aus­le­gung eines Netzes.

In der Bera­tung fan­ge ich immer mitt­ler­wei­le ger­ne: „Und was ändert sich bei Ihnen dadurch, wenn Sie Ihre heu­te als opti­mal emp­fun­de­ne Struk­tur besit­zen?“ Die­se Fra­ge über­rascht immer wie­der, lenkt den Blick jedoch oft genug wie­der zurück auf den Benut­zer und weg von der Tech­nik, die eben­die­sem zu die­nen hat und nicht umge­kehrt. Das wie­der­um kann sie nur, wenn gewis­se Min­dest­stan­dards unter­stützt wer­den, was wie­der­um die Aus­wahl an Gerä­ten u.U. bestimmt.

Konflikte in schulischen Kontexten

Im Rah­men mei­ner klei­nen Ein­füh­rung in die Metho­dik des sys­te­mi­schen Arbei­tens ist mir zum ers­ten Mal das Modell der Kon­flikt­eska­la­ti­on von Fried­rich Glasl vor die Nase gekommen:

Kon­flikt­eska­la­ti­on nach Glasl, Quel­le: Wikipedia

Vie­le ande­re Model­le zur Beschrei­bung von Kon­flik­ten haben eine eher anstei­gen­de Ten­denz, um aus­zu­drü­cken, dass sich bei unkon­trol­lier­tem Fort­schrei­ten des Kon­flikts des­sen Inten­si­tät stei­gert. Glasl beschreibt eska­lie­ren­de Kon­flik­te defi­zi­tär: Men­schen ver­lie­ren mit jeder Eska­la­ti­ons­stu­fe mehr und mehr von ihrer Mensch­lich­keit. Die not­wen­di­gen Inter­ven­tio­nen wer­den mit jeder Stu­fe nach unten immer dras­ti­scher bis hin zum Macht­ein­griff in Stu­fe 7–9. Im Prin­zip fin­den sich auch vie­le Stu­fen von Mob­bing­pro­zes­sen in Glasls Modell wieder.

Stu­fe 1: Verhärtung

Kon­flik­te begin­nen mit Span­nun­gen, z. B. gele­gent­li­ches Auf­ein­an­der­pral­len von Mei­nun­gen. Es ist all­täg­lich und wird nicht als Beginn eines Kon­flikts wahr­ge­nom­men. Wenn dar­aus doch ein Kon­flikt ent­steht, wer­den die Mei­nun­gen fun­da­men­ta­ler. Der Kon­flikt könn­te tie­fe­re Ursa­chen haben.

Stu­fe 2: Debatte

Ab hier über­le­gen sich die Kon­flikt­part­ner Stra­te­gien, um den ande­ren von ihren Argu­men­ten zu über­zeu­gen. Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten füh­ren zu einem Streit. Man will den ande­ren unter Druck set­zen. Schwarz-Weiß-Den­ken entsteht.

Stu­fe 3: Taten statt Worte

Die Kon­flikt­part­ner erhö­hen den Druck auf den jeweils ande­ren, um sich oder die eige­ne Mei­nung durch­zu­set­zen. Gesprä­che wer­den z. B. abge­bro­chen. Es fin­det kei­ne ver­ba­le Kom­mu­ni­ka­ti­on mehr statt und der Kon­flikt ver­schärft sich schnel­ler. Das Mit­ge­fühl für den „ande­ren“ geht verloren.

Stu­fe 4: Koalitionen

Der Kon­flikt ver­schärft sich dadurch, dass man Sym­pa­thi­san­ten für sei­ne Sache sucht. Da man sich im Recht glaubt, kann man den Geg­ner denun­zie­ren. Es geht nicht mehr um die Sache, son­dern dar­um, den Kon­flikt zu gewin­nen, damit der Geg­ner verliert.

Stu­fe 5: Gesichtsverlust

Der Geg­ner soll in sei­ner Iden­ti­tät ver­nich­tet wer­den durch alle mög­li­chen Unter­stel­lun­gen oder ähn­li­ches. Hier ist der Ver­trau­ens­ver­lust voll­stän­dig. Gesichts­ver­lust bedeu­tet in die­sem Sin­ne Ver­lust der mora­li­schen Glaubwürdigkeit.

Stu­fe 6: Drohstrategien

Mit Dro­hun­gen ver­su­chen die Kon­flikt­par­tei­en, die Situa­ti­on abso­lut zu kon­trol­lie­ren. Sie soll die eige­ne Macht ver­an­schau­li­chen. Man droht z. B. mit einer For­de­rung (10 Mio. Euro), die durch eine Sank­ti­on („Sonst spren­ge ich Ihr Haupt­ge­bäu­de in die Luft!“) ver­schärft und durch das Sank­ti­ons­po­ten­zi­al (Spreng­stoff zei­gen) unter­mau­ert wird. Hier ent­schei­den die Pro­por­tio­nen über die Glaub­wür­dig­keit der Drohung.

Stu­fe 7: Begrenz­te Vernichtung

Hier soll dem Geg­ner mit allen Tricks emp­find­lich gescha­det wer­den. Der Geg­ner wird nicht mehr als Mensch wahr­ge­nom­men. Ab hier wird ein begrenz­ter eige­ner Scha­den schon als Gewinn ange­se­hen, soll­te der des Geg­ners grö­ßer sein.

Stu­fe 8: Zersplitterung

Der Geg­ner soll mit Ver­nich­tungs­ak­tio­nen zer­stört werden.

Stu­fe 9: Gemein­sam in den Abgrund

Ab hier kal­ku­liert man die eige­ne Ver­nich­tung mit ein, um den Geg­ner zu besiegen.

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Konflikteskalation_nach_Friedrich_Glasl

Einer mei­ner Aus­bil­der hat sich Gedan­ken zur WIN-LOSE (Stu­fe 4–6) in Glasls Modell gemacht und wei­ter ausformuliert:

Stu­fe 4: Ste­reo­ty­pen, Kli­schees, Image­kam­pa­gnen, ein­an­der in nega­ti­ve Rol­len manö­vrie­ren, Wer­ben um Anhän­ger, Selbst­er­fül­len­de Prophezeihungen

Stu­fe 5: Öffent­lich und direkt: Gesichtsangriff […]

Ein Bild hat mir dabei beson­ders zu den­ken gege­ben: die WIN-LOSE-Stu­fen­grup­pe ist die Grup­pe des (Macht-)spiels. Er hat uns auch Bei­spie­le aus der Wirt­schaft für „typi­sche“ Hand­lun­gen in die­ser Stu­fen­pha­se  genannt, z.B.:

  • Maß­re­ge­lung von Kol­le­gen in der Öffentlichkeit
  • geziel­te Wei­ter­ga­be selek­ti­ver Infor­ma­tio­nen, um Bünd­nis­part­ner für das eige­ne Anlie­gen zu gewin­nen – ich habe das ein­mal „Vor­de­mo­kra­ti­sie­rung“ genannt
  • geziel­tes Aus­schlie­ßen von Menschen
  • […]

Wie mensch­lich gehen wir eigent­lich an der Schu­le mit Kon­flik­ten um? Auf wel­cher Stu­fe ste­hen wir bei einem Kon­flikt z.B. in einer Kon­fe­renz? Was bedeu­tet „Vor­de­mo­kra­ti­sie­rung“ pas­siv erlebt und aktiv gestal­tet – auch wenn sie einem ver­meint­lich „guten Zweck“ dient?

Was ich – vor allem in anony­men Blogs – mit­un­ter an (natür­lich wahr­ge­nom­me­ner) Kon­flikt­kul­tur mit­be­kom­me, macht mir gele­gent­lich Angst.

PS: Fried­rich Glasl kommt aus dem Bereich der Wirtschaftwissenschaften.

Change Management

Die nächs­ten zwei Jah­re wer­den bei mir geprägt sein von der Rück­zah­lung des LAz­Ko. Knapp beschrie­ben: Ich habe acht Jah­re lang mehr oder min­der frei­wil­lig zwei Stun­den mehr gear­bei­tet, als es mein Depu­tat erfor­dern wür­de und damit 16 „Jah­res­stun­den“ ange­sam­melt. Der Dienst­herr hät­te es ger­ne gese­hen, dass ich die­se Stun­den inner­halb von acht Jah­ren abbaue (jeweils zwei Stun­den pro Jahr) – es gab vor dem Dop­pel­jahr­gang sogar ein­mal Zei­ten, in denen der Dienst­herr die Rück­zah­lung am liebs­ten auf einen Zeit­punkt unmit­tel­bar vor der Pen­sio­nie­rung ver­scho­ben hät­te. Die meis­ten Kol­le­gIn­nen fol­gen dem ursprüng­li­chen Wunsch des Dienst­her­ren, der für die­se Treue noch ein­mal 10% „Ver­zin­sung“ drauf­legt (ich könn­te also neun Jah­re lang zwei Stun­den abfei­ern). Eini­ge Kol­le­gen las­sen sich das LAz­Ko aus­zah­len – das lohnt sich jedoch eigent­lich nur für Teil­zeit­kräf­te, da Voll­zeit­kräf­te ledig­lich den Stun­den­satz nach der Mehr­ar­beits­ver­gü­tung erhal­ten, wäh­rend Teil­zeit­kräf­te so behan­delt wer­den, als hät­ten sie – bezo­gen auf mei­nen Fall – ein Jahr 16 Stun­den vol­len Dienst getan, das ist dann schon Geld.

Ich neh­me mei­ne ange­sam­mel­ten Stun­den am Stück inner­halb von zwei Jah­ren unter Ver­zicht auf jed­we­de „Ver­zin­sung“. Zusam­men mit mei­ner acht­stün­di­gen Abord­nung ans NLQ unter­rich­te ich dann für zwei Jah­re nur noch 8–10 Stun­den. Mir war wich­tig, eine deut­li­che Ent­las­tung zu spü­ren – zwei Stun­den pro Woche gehen eigent­lich in Spring­stun­den unter. Das hat zum einem deut­li­che pri­va­te Grün­de, zum ande­ren bie­tet es mir Raum, um noch eine paar Din­ge aus­zu­pro­bie­ren und offe­ne Fra­ge zu klären.

Din­ge, die ich pro­bie­ren möch­te, sind:

  • ganz viel Pri­va­tes, nicht netzkompatibles
  • Prak­ti­ka an ande­ren Schul­for­men, vor allem an einer Haupt­schu­le – das steht auch schon mehr oder weniger
  • Unter­richt nach grund­sätz­lich ande­ren Prin­zi­pi­en ‑nach den Feri­en wird unse­re Schul­bi­blio­thek so aus­ge­stat­tet sein, dass völ­lig ande­re Lern­ar­ran­ge­ments mög­lich wer­den (zur­zeit lieb­äug­le ich mit Jena­plan)
  • Aus­lo­tung der Umset­zungs­mög­lich­kei­ten von Pro­jek­ten wie die­sem. Die Rah­men­pa­ra­me­ter vor Ort sind dafür gar nicht so schlecht
  • gemach­te Zusa­gen ein­hal­tem, z.B. gegen­über der ZUM.

Fra­gen, die für mich zu klä­ren sind:

  • Wel­che Zukunfts­per­spek­ti­ven bie­tet mir mei­ne momen­ta­ne Schule?
  • Bie­tet mir das Sys­tem Schu­le aus­rei­chen­de Per­spek­ti­ven für den Rest mei­nes Arbeitslebens?
  • Sind Schul­lei­tungs­auf­ga­ben etwas, was mich rei­zen könnte?
  • Sind Schul­lei­tungs­auf­ga­ben sinn­voll an der eige­nen Schu­le wahrzunehmen?
  • Müs­sen klas­si­sche Schul­lei­tungs­auf­ga­ben zwin­gend mit einem Amt ver­knüpft sein oder rei­chen dafür auch Entlastungsstunden?
  • Ist mit­tel­fris­tig Bera­tung als „Sys­tem­ken­ner“ etwas für mich?
  • Und: Wie erset­ze ich mit­tel­fris­tig den durch die sich aus­wei­ten­de Euro­kri­se zu erwar­ten­den Ver­dienst­aus­fall von ca. 20–25%? (die Fra­ge mag heu­te skur­ril wir­ken, aber in mei­nen Augen nicht unrealistisch)

Für einen Außen­ste­hen­den mag sich das Gan­ze viel­leicht etwas ambi­tio­niert anhö­ren. Dazu muss man aber wis­sen, dass vie­les in mei­nem Berufs­le­ben sehr eng ver­zahnt ist. Durch die Zusam­men­ar­beit mit Schul­lei­tern, Schul­trä­gern und vie­len Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen erge­ben sich unglaub­li­che Syn­er­gi­e­ffek­te. Ich baue und bera­te pri­mär noch tech­ni­sche Netz­wer­ke – mehr und mehr jedoch auch sozia­le hier in der Regi­on. Das ist nicht immer nur Zucker, aber den­noch sehr span­nend und lehr­reich. Scha­de ist, dass die über­re­gio­na­le Ver­netz­umg über das Inter­net bei mir eigent­lich ziem­lich an Bedeu­tung ver­lo­ren hat – da wür­de ich ger­ne irgend­wann nachjustieren.

Grundwissen Deutsch – Überprüfung

Vie­le Deutsch­leh­rer kla­gen, dass SuS in der Ober­stu­fe die ein­fachs­ten Grund­be­grif­fe nicht beherrsch­ten. Ich habe mich in die­sem Jahr ent­schlos­sen, eini­ge wich­ti­ge Tech­ni­ken und Wis­sens­ge­bie­te gezielt zu wie­der­ho­len und in einem klei­ne Test „abzu­prü­fen“.  Eini­ge Text­bei­spie­le sind lei­der nicht unter einer frei­en Lizenz zu bekom­men und muss­ten für die Web­ver­si­on des Tests eli­mi­niert wer­den. Ich den­ke, dass sich da leicht ein Ersatz beschaf­fen lässt.

Hier der Test zum Down­load: ODTDOC | PDF

Der Test ent­hält Fra­gen zu:

  • rhe­to­ri­schen Stilfiguren
  • Erzähl­per­spek­ti­ve
  • klas­si­schem und epi­schem Drama
  • Gedicht­ana­ly­se
  • indi­rek­ter Rede
  • Zitier­tech­nik

Wei­ter­hin habe ich in einem Mate­ri­al grund­le­gen­des zur Anla­ge von Text­ana­ly­sen bzw. Inter­pre­ta­tio­nen zusam­men­ge­tra­gen. Sehr aus­führ­lich und tref­fend fin­det man das m.E. auch hier. In mei­nem Mate­ri­al befin­den sich zwei feh­len­de Refe­rem­zen, die man aber am bes­ten den eige­nen Vor­lie­ben ent­spre­chend mit der Lern­grup­pe zusam­men erstellt. Erar­bei­tet habe ich es an Musils Text „Das Fliegenpapier“:

Hier das Mate­ri­al zum Down­load: ODTDOC | PDF

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