Mein Workflow zur Veröffentlichungen von Texten

Ich schrei­be gera­de an zwei Publi­ka­tio­nen. Tei­le dar­aus möch­te ich in unter­schied­li­chen Umge­bun­gen und For­ma­ten ver­wen­den. Im wesent­li­chen sind das folgende:

  • es soll die Mög­lich­keit geben, dass ein gedruck­tes Buch erschei­nen kann
  • es soll die Mög­lich­keit geben, dass ein E‑Book in ver­schie­de­nen For­ma­ten erschei­nen kann
  • ich möch­te Tei­le des Manu­skripts in Doku­Wi­ki wie­der­ver­wen­den kön­nen – Erklär­vi­de­os ver­al­ten schlicht zu schnell

Für mich als Nerd sind Text­ver­ar­bei­tungs­pro­gram­me jeder Art völ­lig unbrauch­bar zur Kon­zep­ti­on län­ge­rer Tex­te – und einer mei­ner Tex­te könn­te sehr lang wer­den. Das liegt vor allem dar­an, dass vor der Wei­ter­ga­be eines Manu­skripts meist For­mat­um­wand­lun­gen anste­hen. Ich ken­ne sogar einen Ver­lag, der mit Word­da­tei­en als Druck­vor­stu­fe arbei­tet. Nach einer For­mat­um­wand­lung ste­hen meist auf­wän­di­ge Über­ar­bei­tun­gen der Ursprungs­vor­la­ge an.

LaTeX als Basis

Mein Aus­gangs­for­mat ist LaTeX. LaTeX ist ein Text­satz­sys­tem, an des­sen Aus­ga­be­qua­li­tät kein ande­res mir bekann­tes Sys­tem her­an­kommt. LaTeX ist kei­ne Text­ver­ar­bei­tung, son­dern mag Unbe­darf­te eher an eine Pro­gram­mier­um­ge­bung erin­nern – eine LaTeX-Datei muss immer „über­setzt“ und in z.B. ein PDF umge­wan­delt wer­den, bevor man sehen kann, was man geschrie­ben hat.

Aber selbst simp­ler Text sieht in LaTeX schon auf den ers­ten Blick wesent­lich pro­fes­sio­nel­ler aus als mit einer Text­ver­ar­bei­tung (bit­te auf den Text kli­cken für die voll auf­ge­lös­te Darstellung).

Das liegt an Klei­nig­kei­ten, z.B. Liga­tu­ren (hier mal eine schwarz umran­det). Auch im For­mel­satz setzt LaTeX gleich zwei Maßstäbe:

    \[ U_{H(Ox/Red)} = U_{H(Ox/Red)}^0 + \frac{ 8,314472 \frac{J}{mol \cdot K} \cdot 297K}{z \cdot 96485,3399 \frac{C}{mol}}\cdot 2,3 \cdot lg \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) \]

Ori­gi­nal­ein­ga­be­syn­tax der obe­ren Formel:

U_{H(Ox/Red)} = U_{H(Ox/Red)}^0 + \frac{ 8,314472 \frac{J}{mol \cdot K} \cdot 297K}{z \cdot 96485,3399 \frac{C}{mol}}\cdot 2,3 \cdot lg \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right)

Ein­mal sehen For­meln in LaTeX sehr gut aus und zum ande­ren las­sen sie sich ohne Maus und Schal­flä­chen über die Tas­ta­tur schrei­ben. Ich bin auch bei recht ein­fa­chen For­meln meist 2–3x schnel­ler als mit einem gra­fi­schen Formeleditor.

Natür­lich muss man die LaTeX-Syn­tax sehr gut auf dem Kas­ten haben, aber da unter­stüt­zen ent­spre­chen­de LaTeX-Umge­bun­gen wie hier TeX­stu­dio:

LaTeX ist aller­dings nur für Men­schen geeig­net, die sich mit Ent­wick­lungs­um­ge­bun­gen aus­ken­nen und schmerz­frei beim Erler­nen von Syn­tax sind. Belohnt wer­de ich dadurch, dass ich in der ner­vi­gen Nach­be­ar­bei­tung viel weni­ger Auf­wand habe und ein z.B. ein PDF erhal­te, wel­ches sich direkt als Druck­vor­stu­fe für ein gedruck­tes Buch ver­wen­den lässt. Das For­mat lässt sich nach­träg­lich ohne Qua­li­täts­ein­bu­ßen ändern – sogar in Rie­sen­sprün­gen von DINA4 zu DINA5.

In LaTeX lässt sich fast alles set­zen – von Musik­no­ten, mathe­ma­ti­schen For­meln, chi­ne­si­sche Schrift­zei­chen bis hin zu Tabel­len­lay­outs, die mit kei­nem Text­ver­ar­bei­tungs­pro­gramm denk­bar wären.

Pandoc als (mein) Wundermittel

LaTeX-Doku­men­te sind rei­ne Text­da­tei­en. Bil­der oder ande­re exter­ne Datei­en wer­den über Ver­wei­se ein­ge­bun­den. Da LaTeX-Doku­men­te „über­setzt“ wer­den, ist das Aus­ga­be­for­mat zunächst nicht fest­ge­legt. Der Weg von LaTeX zum ver­brei­te­ten E‑Bookformat epub (bzw. epub3) war für mich zunächst stei­nig. Auch in der LaTeX-Com­mu­ni­ty ist da der Kat­zen­jam­mer groß. Ers­te Ver­su­che führ­ten über tex4ht, jedoch war der Auf­wand für die Nach­ar­beit immens.

Gera­de als ich begon­nen hat­te, an mei­ner Ent­schei­dung für LaTeX zu zwei­feln, stieß ich auf pan­doc. Pan­doc ist ein uni­ver­sel­ler Text­kon­ver­ter, der alle mög­li­chen text­ba­sier­ten For­ma­te in alle mög­li­chen text­ba­sier­ten For­ma­te umwan­deln kann. So kom­me ich nun recht unauf­wän­dig z.B. von

  • LaTeX zu epub
  • LaTeX zu Mark­Down (u.a. DokuWiki)
  • LaTeX zu odt oder docx (Aber wer will das außer eini­gen Verlagen?)

Hier mal ein zu epub kon­ver­tier­ter Text in Cal­lib­re geöffnet:

Es gibt tat­säch­lich noch eini­ge Arte­fak­te, die auf die Ver­wen­dung bestimm­ter Erwei­te­run­gen im Ursprungs­do­ku­ment zurück­ge­hen. Da soll­te aber ein ein­fa­cher sed-Lauf als Nach­be­ar­bei­tung genü­gen. Zudem soll­te man Bil­der als png- oder jpg-Datei ins LaTeX-Doku­ment inte­grie­ren – ich muss also beim Schrei­ben das Ziel­for­mat mitdenken.

Aber es funk­tio­niert auch schon so einiges:

  • Inhalts­ver­zeich­nis
  • Fuß­no­ten
  • Bil­der und Bildunterschriften
  • inter­ne und exter­ne Verlinkungen

… das sind nahe­zu 95% des­sen, was ich so benö­ti­ge. In Calib­re kann ich mich dann voll auf das spä­te­re Lay­out des E‑Books konzentrieren.

Noch fluf­fi­ger soll das alles mit Asci­i­Doc statt LaTeX gehen – eini­ge Nerds, die ursprüng­lich mit LaTeX unter­wegs waren, schei­nen dar­auf umzu­schwen­ken oder gleich ein­fa­ches Mark­Down mit pan­doc zu kon­ver­tie­ren. Für mich tut mei­ne Lösung noch genau das, was sie soll.

 

Blogparade „Zeitgemäßes Lernen“

Bob Blu­me ruft zu einer Blog­pa­ra­de unter dem Titel „zeit­ge­mä­ßes Ler­nen“ auf. Für mich gibt es kein zeit­ge­mä­ßes Ler­nen. Für mich gibt es kein digi­ta­les Ler­nen. Für mich gibt es kein was auch immer für ein Ler­nen. Es gibt für mich nur Ler­nen. Was bin ich für ein digi­ta­ler Ket­zer! VUCA, 4k, (S)AMR – alles habe ich nicht begrif­fen. Wie kom­me ich dazu, die­sen Ver­rat zu begehen?

Für mich heu­te fun­da­men­tal wich­ti­ge Din­ge in mei­nem Leben habe ich nicht durch insti­tu­tio­nel­le Sys­te­me wie Schu­le oder Uni­ver­si­tät gelernt. Ich wäre jedoch auch nicht da, wo ich jetzt bin, ohne die­se Insti­tu­tio­nen. Und inner­halb die­ser Insti­tu­tio­nen blitz­te hin und wie­der streif­licht­ar­tig etwas auf, was mich tief geprägt hat. Aber das eigent­li­che Ler­nen hat dort für mich in der Sum­me nicht stattgefunden.

Wo habe ich gelernt? Ich war in den aus­ge­hen­den 80er und 90er Jah­ren Teil einer gro­ßen Jugend­grup­pe. Wir haben offe­ne Ange­bo­te für ande­re Jugend­li­che gemacht – z.B. Dis­co­ver­an­stal­tun­gen. Wir haben rie­si­ge Som­mer­frei­zei­ten mit über 300 Per­so­nen orga­ni­siert. Wir hat­ten einen Treff­punkt und ein Zuhau­se, den Ort, an dem Ler­nen statt­fand. Denn man braucht eini­ges an Wis­sen und Fähig­kei­ten, um Kin­dern und Jugend­li­chen eine schö­ne Som­mer­frei­zeit in Zel­ten zu ermög­li­chen. Kochen, Nähen, Ein­kau­fen, Prä­sen­tie­ren, Pla­nen uvm.. Wir waren ca. 80 Per­so­nen. Alko­ho­li­ker, schrä­ge Vögel, Men­schen aus gutem Hau­se, Men­schen im Hand­werk, Milch­bu­bis wie ich damals – ein bun­ter Hau­fen, der unter der Flag­ge „evan­ge­li­sche Jugend“ segel­te. Die evan­ge­li­sche Jugend­ar­beit ist für mich bis heu­te eine der am meis­ten unter­schätz­te Grö­ße bei der Imple­men­ta­ti­on zeit­ge­mä­ßen Lernens.

Huma­nis­ti­sche Päd­ago­gik? Danach wur­de vor 30 Jah­ren in Jugend­lei­ter­schu­lun­gen aus­ge­bil­det. Pro­jekt­ler­nen? Na, wenn eine Pfingst­frei­zeit mit 80 Kin­dern in Zel­ten inklu­si­ve Logis­tik kein Pro­jekt ist, dann weiß ich auch nicht. Und im Übri­gen benö­tigt die selbst­or­ga­ni­sier­te Durch­füh­rung eini­ges an Netz­werk­fä­hig­kei­ten. Es gab ein Fall­back in Form einer Lei­tung. Die­se hat­te auch einen Dunst­kreis um sich her­um. Da irgend­wann dazu­zu­ge­hö­ren – das war für uns das größ­te Ziel.

Ich muss­te kochen für Grup­pen ler­nen und frag­te ein­mal: „Wieb­ke, wie viel muss ich eigent­lich davon neh­men?“ Und Wieb­ke sag­te: „Kei­ne Ahnung, ich habe das immer so im Gefühl und lie­ge auch oft falsch. Mach mal! Ich bin ja da!“ Wir haben den Pud­ding spä­ter gemein­sam im Wald beer­digt – aber ich konn­te danach Pud­ding kochen, habe mich an Neu­es her­an­ge­traut und ver­stan­den, dass mein Vater – ein begna­de­ter uni­ver­sel­ler Hand­wer­ker – das offen­bar auch so gelernt hat. Das Falsch­ma­chen war ein Schlüs­sel und Teil des Lern­wegs. Das über­tra­ge ich heu­te auf alle Kon­tex­te – das zwei­te Bade­zim­mer, was ich bau­en wer­de, sieht bestimmt schon viel bes­ser als das ers­te aus.

Die Geschich­te ging spä­ter noch wei­ter: Es gab auch eine evan­ge­li­sche Schü­le­rin­nen­ar­beit wäh­rend mei­nes Stu­di­ums mit Klas­sen, die sich ihre The­men selbst wähl­ten. Wir muss­ten ver­pflich­tend in der Aus­bil­dung zum Klas­sen­ta­gungs­lei­ter und nach eini­gen durch­ge­führ­ten Tagun­gen an Super­vi­so­nen teil­neh­men. Dort habe ich mich selbst gese­hen – z.B. im Psy­cho­dra­men, in denen ande­re mei­ne Rol­len in schwie­ri­gen Situa­tio­nen über­nah­men. Was dort pas­sier­te, ist bis heu­te dort geblieben.

Die Hal­tun­gen und Erfah­run­gen waren grund­le­gend für mein erfolg­rei­ches Ler­nen in Insti­tu­tio­nen. Ich bin ein Arbei­ter­kind mit einem klas­si­schen Bil­dungs­auf­stei­ger­be­ruf. Mit Schu­le allein hät­te ich das nicht geschafft, obwohl es natür­lich zu mei­ner Zeit die soge­nann­ten 68er-Leh­rer gab, die auch schon in der Schul­zeit ein waches Auge auf mich hat­ten – wie auch an der Uni­ver­si­tät. Aber die ver­hiel­ten sich alle­samt nicht in der Insti­tu­ti­on, sie ver­hiel­ten sich mit Selbst­ver­trau­en in den Lücken der Insti­tu­ti­on und wuss­ten deren Ängs­te zu nut­zen, um Men­schen wie mich ganz per­sön­lich zu fördern.

Ich fin­de nicht, dass sich an mei­nem Ler­nen heu­te viel geän­dert hat. Die Netz­wer­ke wer­den durch Tech­no­lo­gie grö­ßer, ein­fa­cher zu mana­gen, erhal­ten aber durch Tech­no­lo­gie einen oft nicht unpro­ble­ma­ti­schen, aber glei­cher­ma­ßen fas­zi­nie­ren­den Zwi­schen­lay­er. In der Zelt­frei­zeit­kü­che zu Pfings­ten gab es auch ein Netz­werk – sogar mit Ver­bin­dun­gen nach außen – 60kg Hack im Zelt lagern? Das holt man sich doch lie­ber frisch aus der Küh­lung der befreun­de­ten Inter­nats­kü­che und dann sofort in die Pfan­ne damit. Und ob wir uns gestrit­ten und ange­mault haben!

Mei­ne Kin­der haben uns als Eltern, Sport­ver­ei­ne, Freun­de, Schu­le, Kon­fir­man­den­un­ter­richt und ab 12 Jah­ren auch Han­dys (die sie kaum nut­zen). Sie wach­sen hier in einer Her­de art­ge­recht auf. Ich fin­de es gut, wenn auch Frem­de ihnen Gren­zen zei­gen, sie aber auch ermun­tern und for­dern. Im per­sön­li­chen, nicht digi­tal ver­mit­tel­ten Kon­takt. Da und so kann Ler­nen statt­fin­den. Nicht im Her­um­he­li­ko­ptern, Abschir­men und bedin­gungs­lo­sem Ver­ständ­nis oder Erklä­rung für jedes Verhalten.

Für mich bil­den wir uns in Schu­le viel zu viel auf unse­ren Ein­fluss auf Schü­le­rin­nen und Schü­ler ein. Beim Aus­gleich von sozia­len Unter­schie­den kann Schu­le hel­fen (tut es in Deutsch­land jedoch wohl opti­mier­bar), aber nie Zivil­ge­sell­schaft erset­zen. Zivil­ge­sell­schaft kann ger­ne auch in Schu­le prä­sent sein. Dann wird da viel­leicht sowas wie „zeit­ge­mä­ßes Ler­nen“ draus.

Und noch eine wüs­te Theo­rie: Zivil­ge­sell­schaft wird durch digi­tal ver­mit­tel­te Kom­mu­ni­ka­ti­on und digi­tal ver­mit­tel­te Ver­net­zung viel­leicht nicht in allen Berei­chen stär­ker oder frei­er oder offe­ner. Das kann und muss noch gesche­hen und müh­sam aus­ver­han­delt werden.

Wie Ler­nen funk­tio­niert, wis­sen wir eigent­lich intui­tiv durch Anschau­ung unse­rer selbst oder durch den Spie­gel, denen uns Kin­der vor­hal­ten. Unse­re Treue zum „Gewohn­ten“ steht da manch­mal im Weg. Was sich aber ändert, sind Kom­ple­xi­täts­gra­de und Inhal­te, die das Gewohn­te immer stär­ker infra­ge stellen.

Edit am 8.11.2019:

Typo ver­bes­sert, Link auf Buch „Art­ge­recht“ (Nico­la Schmidt) gesetzt.

Trennung von Sach- und persönlicher Ebene auf Social Media

Manch­mal kom­men alte Süch­te wie­der auf und ich ertap­pe mich dabei, der Welt jetzt etwas Bahn­bre­chen­des sagen zu wol­len. Ein Tweet von Vere­na Knob­lauch wur­de mir in den Feed­rea­der gespült, den ich so wich­tig finde:

Die ver­schie­de­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ebe­nen im Modell von Schulz von Thun (eigent­lich ein Auf­guss der Trans­ak­ti­ons­ana­ly­se) sind untrenn­bar(!) immer Teil einer Bot­schaft – auf Sen­der- wie Emp­fän­ge­r­ebe­ne. Ich kann ver­su­chen, mei­ne Bot­schaft zu „ver­sach­li­chen“, ich kann aber nicht bestim­men, auf wel­cher Ebe­ne sie wahr­ge­nom­men wird – die Gefüh­le des Gegen­übers befin­den sich außer­halb mei­nes Ein­fluss­be­rei­ches. Viel­leicht liegt gera­de in einer ver­meint­li­chen Ver­sach­li­chung der Grund dar­in, dass mein Gegen­über ver­letzt reagiert. Der Wunsch nach Ver­sach­li­chung ist damit – pla­ka­tiv for­mu­liert – der Wunsch, die Wahr­neh­mung mei­nes Gegen­übers zu kon­trol­lie­ren, um mich nicht selbst einem emo­tio­na­len Gespräch aus­zu­set­zen – das sehe ich als eine Art von Machteingriff.

Dazu kommt, dass bei einer Fokus­sie­rung auf „Text“, wie sie in Social­me­dia bestim­mend ist, kom­pen­sa­to­ri­sche prag­ma­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ele­men­te (Tona­li­tät, Kör­per­spra­che, Dyna­mik, Sprech­ge­schwin­dig­keit etc.) schlicht weg­kas­triert sind. Emo­ti­cons, Smi­leys usw. stel­len selbst schon wie­der mei­ne eige­ne Inter­pre­ta­ti­on mei­ner Bot­schaft dar, wäh­rend prag­ma­ti­sche Aspek­te durch mich oft nicht in die­ser Wei­se kon­trol­lier­bar sind oder in eine ein­fa­che iko­ni­sche Dar­stel­lung gepresst wer­den können.

Ein häu­fi­ger Rat besteht dar­in, auf emo­tio­na­le Erwi­de­run­gen (oder auf sol­che, die ich wie­der­um emo­tio­nal deu­te) ent­we­der nicht oder auf einer Sach­ebe­ne zu reagie­ren. Bei­des mögen gute Kon­zep­te für den Selbst­schutz sein – zu einer Ver­sach­li­chung ver­mö­gen sie mei­ner Ansicht nach nicht bei­zu­tra­gen, weil Erwar­tun­gen auf z.B. der Bezie­hungs­ebe­ne damit maxi­mal igno­riert wer­den. Das Bedürf­nis nach z.B. Deu­tungs­ho­heit ist kein sach­li­ches, son­dern für mich ein zutiefst emotionales.

Um die Aus­gangs­fra­ge des Tweets zu beant­wor­ten: Ich glau­be, das geht nicht.

Und: Das glei­che „Gespräch“ wür­de beim einem Bier ganz anders ver­lau­fen inklu­si­ve Aus­wir­kun­gen auf künf­ti­ge Twitterschlachten.

 

Fortbildung für Lehrkräfte im Zeitalter der Digitalisierung

In mei­nen „Meta-Prä­sen­ta­tio­nen“, mit deren Hil­fe ich mich mit ande­ren medi­en­päd­ago­gi­schen Bera­te­rin­nen und Bera­ter in Nie­der­sach­sen aus­tau­sche, blieb ein Kol­le­ge an die­ser Folie hängen:

Nach sei­ner Mei­nung sei das eine ganz bedeu­ten­de Gra­fik für die zukünf­ti­ge Arbeit von medi­en­päd­ago­gi­schen Bera­te­rin­nen und Bera­tern. Ich war erst ein wenig irri­tiert und bin dar­über dann hinweggehuscht.

Der Bedarf hier bei uns in der Gegend ist gera­de im Bereich „Umgang mit Gerä­ten“ sehr groß. Das ist für mich eigent­lich der zwei­te Schritt vor dem ers­ten, aber ich habe da schon eini­ge Ideen. Einer mei­ner Aus­schrei­bungs­tex­te in der Ver­an­stal­tungs­da­ten­bank des Lan­des lau­tet wie folgt:

Die inter­ak­ti­ve Tafel im Schulalltag

Vie­le Schu­len im Land­kreis Clop­pen­burg sind in den letz­ten Jah­ren mit inter­ak­ti­ven Tafel­lö­sun­gen aus­ge­stat­tet worden.

 Im Rah­men die­ser Fort­bil­dung ler­nen Sie Bei­spie­le zum didak­ti­schen Ein­satz die­ser Gerä­te ken­nen. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Vor­stel­lung von Spe­zi­al­an­wen­dungs­fäl­len, son­dern schwer­punkt­mä­ßig wer­den Sie mit den Grund­funk­tio­nen der Gerä­te ver­traut gemacht.

Ihr eige­nes Han­deln steht dabei im Vor­der­grund. Sie arbei­ten selbst oder in klei­nen Teams pro­dukt­ori­en­tiert anhand von Auf­ga­ben mit unter­schied­li­chem Schwie­rig­keits­grad. Fron­ta­le Antei­le beschrän­ken sich auf kur­ze Impul­se. Wäh­rend der Ver­an­stal­tung wer­den Sie selbst­ver­ständ­lich beglei­tet und beraten.

 Für die Dau­er der Ver­an­stal­tung ste­hen fünf inter­ak­ti­ve Tafel­lö­sun­gen in vier Räu­men zur Ver­fü­gung, an denen in 3er-Teams gear­bei­tet wer­den kann.

 Falls vor­han­den brin­gen Sie bit­te Ihr eige­nes digi­ta­les Arbeits­ge­rät mit, wel­ches Sie im Schul­all­tag nut­zen (Tablet, Note­book, Handy …).

Es wird kei­ne Mate­ria­li­en in gedruck­ter Form geben, son­dern die­se ste­hen in Form eines Wikis aus­schließ­lich digi­tal bereit. Die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer müs­sen also streng genom­men gar nicht selbst kom­men. Wenn Schwie­rig­kei­ten bei der Umset­zung auf­tre­ten, kön­nen sie sich aber ent­we­der gegen­sei­tig unter­stüt­zen oder von mir Hil­fe holen. Auch das gin­ge prin­zi­pi­ell auch digi­tal ver­mit­telt. Ich möch­te in einer Feed­back­run­de das Mate­ri­al bespre­chen. Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge arbei­te ich gleich live ins Wiki ein. Das könn­ten die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer prin­zi­pi­ell auch selbst tun. All das möch­te ich ganz am Ende in einer Meta­me­ta­dis­kus­si­on noch ein­mal offen­le­gen und reflektieren.

Mir ist auf die­ser Fort­bil­dung wich­tig, die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer mit­ein­an­der in Inter­ak­ti­on zu brin­gen und ihnen bewusst zu machen, dass alle ange­wand­ten Prin­zi­pi­en auf auch ande­re The­men­be­rei­che über­trag­bar sind – z.B. auf die Fort­bil­dungs­an­ge­bo­te, die bereits schnell aus­ge­bucht waren – weil es das Netz prin­zi­pi­ell mög­lich macht. Ich nut­ze dafür bewusst sehr nie­der­schwel­li­ge Inhal­te. Die Inhal­te sind hier wich­tig – aber auch die Metho­dik. Die­se Metho­dik brau­che ich für sinn­vol­le Fort­bil­dun­gen zu allen ande­ren Berei­chen – z.B. bei ver­netz­ter und geleb­ter Curriculumsarbeit.

Ich hof­fe, dass der Aus­schrei­bungs­text schon ent­spre­chend vor­fil­tert und nur Lehr­per­so­nen anspricht, die kei­ne fron­ta­len Set­tings erwarten.

Just zum glei­chen Zeit­punkt hat Phil­ip­pe Wampf­ler einen Bei­trag mit den Titel „Lehr­per­so­nen über­for­dern – ein Vor­schlag für Work­shops“ ver­öf­fent­licht. Ich ver­ste­he den Arti­kel so, dass es eine „Hid­den Agen­da“ gibt: Ein­mal wer­den Lehr­per­so­nen mit Inhal­ten kon­fron­tiert, die nicht zu ihren erlern­ten und als sicher emp­fun­de­nen Vor­stel­lun­gen von Schu­le und Ler­nen pas­sen (z.B. in BYOD-Set­tings ver­liert Instruk­ti­on an Bedeu­tung). Zum ande­ren wer­den Lehr­kräf­te mit unge­wohn­ten Tools kon­fron­tiert (z.B. dem kol­la­bo­ra­ti­ven HackMD), die wahr­schein­lich impli­zit die Hid­den Agen­da auf der metho­di­schen Ebe­ne ver­stär­ken (sol­len). Dazu kommt ein tech­no­lo­gi­scher Ter­mi­nus „Block­chain“, der im Zen­trum der eigent­li­chen Auf­ga­ben­stel­lung steht (in Deutsch­land mutiert die­ser Begriff mitt­ler­wei­le zu einem der tra­gen­den beim Bull­shit-Bin­go in Reden von Poli­ti­kern über Bil­dung). Ja, das ist geziel­te Überforderung.

Aus mei­ner Pra­xis her­aus sage ich: Der Ansatz *muss* auf sehr vie­len Ebe­nen schei­tern und wird nur einen Bruch­teil von Work­shop­teil­neh­mern errei­chen kön­nen – wahr­schein­lich sogar nur die­je­ni­gen, die die­sen Work­shop gar nicht für ihren Lern­pro­zess gebraucht hät­ten. Hoch­pro­ble­ma­tisch fin­de ich vor allem die Hid­den Agen­da. Sie ist eigent­lich ein typi­scher Beglei­ter des klas­si­schen gym­na­sia­len Unter­richts (oder von Expe­ri­men­ten in der psy­cho­lo­gi­schen For­schung): Lern­zie­le ste­hen vor der Stun­de fest und die Schü­le­rin­nen und Schü­ler wer­den durch aus­ge­klü­gel­te didak­tisch-metho­di­sche Set­tings zu die­sen Zie­len „geführt“. Hid­den Agen­das sind für mich abso­lut in Ord­nung, wenn sie am Schluss einer Lern­si­tua­ti­on mit den Teil­neh­men­den auf­ge­deckt und reflek­tiert wer­den. Das scheint bei die­ser Work­shop­an­la­ge aber nicht zu gesche­hen oder wird in der Beschrei­bung nur nicht sichtbar.

 

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