Fundstück
Die Pinguinmetapher (Hirschausen, Anno 8 v.J – vor Jöran):
https://www.youtube.com/watch?v=Az7lJfNiSAs
Ich weiß übrigens gar nicht, warum ich aktuell dabei an Twitter zurückdenken muss :o)…
Gedanken zu Bildung, Lehre und Schule
Die Pinguinmetapher (Hirschausen, Anno 8 v.J – vor Jöran):
Ich weiß übrigens gar nicht, warum ich aktuell dabei an Twitter zurückdenken muss :o)…
Immer wieder liest man in der Presse, dass soziale Netzwerke und Spiele eine gezielte Aufmerksamkeitssteuerung und psychologische Tricks anwenden, um die Aufmerksamkeit von Menschen möglichst lange zu binden und im Idealfall dazu zu verleiten, Werbebanner zu klicken oder In-App-Käufe zu tätigen. In schlechten Artikeln wird die Vorstellung transportiert, dass diese Mechanismen unter Zuhilfenahme ausgebildeter Psychologen implementiert werden und dem Zweck dienen, möglichst viel Geld zu machen. Ich wäre eigentlich sehr froh, wenn bei der Gestaltung von digitalen Räumen ausgebildete Psychologen mit dabei wären – glaube aber nicht daran, weil es schlicht gar nicht notwendig ist.
Ich betreibe eine eigene Matomoinstallation, um u.a. Abrufstatistiken auf meinem Blog zu erstellen und Nutzerverhalten zu tracken. Das hört sich böse an, jedoch wird jeder Datensatz anonymisiert und die IP-Adresse um die letzten Bytes gekürzt – Nutzer „erkennt“ man heute er eher über andere Parameter. Bei Blogs, die auf WordPress gehostet werden, macht diese Analyse ein Drittanbieter (über Jetpack) meist ohne Anonymisierung – über das viel üblichere GoogleAnalytics wollen wir hier lieber gar nicht reden. Welche Beiträge gehen auf riecken.de sehr gut? Spoiler: Artikel wie diese schonmal nicht.
Mir ist das recht egal – eigentlich bin ich mehr darüber enttäuscht, dass Beiträge, die ich für wichtig halte gar nicht oder ggf. erst in einigen Jahren „gehen“ werden (mimimi). So weit so gut. Ich könnte aber auch mehr Beiträge schreiben, die „besser“ gehen – z.B. mehr Diktattexte :o) … Oder Berichte über neue Tools und Apps … Wenn ich von diesem Blog leben müsste, gäbe es dafür auch eine extrinsische Motivation. Die Basis für die Strategieänderungen sind meine gesammelten Trackingdaten.
Ja – ich bekenne mich schuldig – ich spiele CandyCrush. Das ist ein rundenbasiertes Wischspiel. Manche Level sind schwierig, die meisten nicht.
Es gibt ein paar witzige Beobachtungen:
Für mich sieht es so aus, dass auch hier datenbasiert gearbeitet wird – Werbung im Tausch für Leben scheint nicht so gut gelaufen zu sein. Offenbar geben viele Spieler frustriert nach einer bestimmten Anzahl von Fehlversuchen auf – gleichzeitig darf das Spiel aber nicht zu leicht sein. Diese Dinge, die die Spieldynamik bestimmen, sind datenbasiert ermittelbar. Es braucht schlicht keine psychologische Expertise, um das Spiel so zu optimieren, das Gewinne maximiert werden.
Ob journalistische Webseiten (die von Trackern nur so strotzen), Spiele, aber auch Netflixserien – es wird sich das am Markt durchsetzen, was wirtschaftlich ist, bzw. möglichst viel Gewinn abwirft. Dabei gilt das Prinzip der großen Zahl: Ich muss möglichst viele Nutzer*innen dazu bewegen, Aktionen zu tätigen, die wirtschaftlichen Gewinn versprechen. Datenbasierte Aufmerksamkeitssteuerung ist hierfür ein essentielles Feature, weil es einzelne Nutzer*innen länger in einer digitalen Umgebung hält.
Mir scheint so mancher Medienpädagoge noch romantischen Konzepten aus den Anfängen des Internets verhaftet – es war und ist natürlich z.B. immer noch ein Instrument für Vernetzung und Wissentransfer, aber nicht für die Mehrzahl der Nutzer. Seitdem das Internet ein Massenmedium geworden ist, hat sich natürlich auch die gesellschaftlich dominierende Wirtschaftslogik durchgesetzt.
Ich kann als Spieleentwickler datenbasiert schauen, ob sich eine gelbes oder grünes virtuelles Schwert besser verkauft. Wenn – wie im Falle von CandyCrush – nur 0,1% der Nutzer*innen einen virtuellen Gegenstand kaufen, ist der Gewinn bei einer Nutzerbasis von mehreren Millionen immens. Strukturell folgen z.B. Spiele oder Medienportale dabei einer ähnlichen Logik – sie laufen auf Basis einer „kapitalistischen Ethik“. Dazu kommt, das man datenbasierte Modifikationen unglaublich schnell durchführen bzw. in Ansätzen mit KI sogar automatisieren kann. Die Masse der im Netz stattfindenden Aktionen dürften in digitalen Räumen mit kapitalistischer Logik stattfinden. Das mag psychologisch durchdacht aussehen und auch so wirken. Eigentlich scheinen mir das aber nur soziologische Experimente zu sein, die unter der Prämisse einer kapitalistischen Logik zu diesen „Optimierungen“ führen müssen.
Um das zu ändern, müssen gesellschaftliche Anreize gesetzt werden, die einer anderen Logik unterliegen – im Bereich des Journalismus entkoppeln man ja z.B. öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch eine andere Art der Finanzierung. Aber wie lassen sich z.B. Spielkonzepte „belohnen“, die nach z.B. einer gewissen Zeit unattraktiv werden?
Ein anderer Ansatz besteht darin, das Individuum sensibel für derartige Mechanismen zu machen. Menschen mit ausbaufähiger Impulskontrolle dürften es aber in diesem Bereich besonders schwer haben und das sind nun einmal neben uns Erwachsenen leider in besonderer Weise viele Jugendliche und Kinder.
Es sind eindeutig Weihnachtsferien – wären das ganze Essen und die ruhige Zeit mit der Familie nicht, sähe man es ein den Zugriffszahlen im Blog, die ich mit Matomo tracken lasse. Traditionell sind Freitage immer die schwächsten Besuchstage. Für den Traffic auf riecken.de sind soziale Netzwerke recht irrelevant – das meiste kommt tatsächlich über Google. Matomo kürzt beim Tracking die IP-Adressen auf ein erträgliches Maß und wird von mir selbst gehostet, so dass anders wie bei GoogleAnalytics oder dem standardmäßig bei wordpress.com aktivem Jetpack keine Benutzerdaten an Dritte fließen – leider geschieht das hier im Blog zurzeit indirekt in wesentlich begrenzterem Umfang doch, weil z.B. trotz entsprechender Plugins immer noch GoogleFonts nachgeladen werden und ich aktuell eine Google-Präsentation hier eingebunden habe. Da muss ich nochmal bei … IFrames sind doch böse, PDF-Exporte dann deutlich besser.
Matomo zeigt auch, dass der Anteil an IPv6-Traffic erheblich ist und stark ansteigt. Das war der Anlass, genau dieses Thema einmal für alle meine privaten Dienste anzugehen. riecken.de ist schon seit dem letzten Umzug per IPv6 erreichbar – schwierig war das für meine KVM-VServer bei Hetzner, weil die Anleitung aus deren Wiki so nicht passte – aber mit etwa Hilfe aus dem Forum hat es jetzt endlich geklappt:
Host (VMs hängen an br0):
iface eth0 inet6 static
address aaaa:bbbb:cccc:dddd::2
netmask 128
gateway fe80::1
up sysctl ‑p
iface br0 inet6 static
address aaaa:bbbb:cccc:dddd::2
netmask 64
up ip ‑6 route add aaaa:bbbb:cccc:dddd::/64 dev br0
Guest:
iface ens3 inet6 static
address aaaa:bbbb:cccc:dddd::5
netmask 64
gateway aaaa:bbbb:cccc:dddd::2
Total begeistert bin ich gerade von kimsufi.com. Meine Daten bewahre ich eh schon dezentral auf, habe dort aber zusätzlich einen ganzen Server für 10,- Euro schießen können, der 2TB Speicher für ruhige Nächte bereitstellt – immerhin 2GB RAM, aber natürlich ein betagter, aber 2011 sehr angesagter Atom N2800 als CPU. Es ist im Prinzip OVH – man kann da nicht so viel erwarten wie bei Hetzner oder Netcup. Bei einer IPv4- und einer IPv6-Adresse ist Schluss – also keine Virtualisierung bzw. nur mit viel Getunnel und Rumgeroute. Aber als zusätzlicher Teil meiner technischen Infrastruktur absolut top.
In diesem Jahr bin ich von selbst aufgesetzten Setups zu ISPConfig gewechselt. Es tut, was es soll und automatisiert eine ganze Menge sonst lästigem Gedöns (z.B. Mail- oder DNS-Serverkonfiguration) ohne dabei überaus tief ins System einzugreifen – und es ist sehr leicht zu installieren …
Vieles pendelt sich in dienstlichem Umfeld auf IServ, Nextcloud mit OnlyOffice und DokuWiki ein. Sehr interessant könnte 2020 noch Cryptpad werden, weil es eine ganze Menge löst, wenn es darum geht, gemeinsam an sensiblen Daten wie z.B. Förderplänen zu arbeiten. Bei Präsentationen hänge ich noch an Google Slides fest, allerdings mehr aus Gewohnheit und der wirklich sehr guten Integration in die sonstige Googlewelt. Aber da werde ich mir 2020 nochmal OnlyOffice anschauen – auch da braucht man nur einen Browser, um präsentieren zu können.
Ich baue passend zu meinen Fortbildungsangeboten ein Fortbildungswiki auf. Den Masterplan dahinter hatte ich schon an anderer Stelle skizziert. Fortbildungen zu Tools (IWB & iPad) laufen sehr gut, anderes eher schleppend. Im letzten Vierteljahr habe ich alleine mit meinen Angeboten ca. 125 Lehrkräfte hier aus der Region erreicht. Durchschnittlich hatte ich um die 12 Teilgebende je Veranstaltung – ich gehe nicht mehr in Schulen zu Kollegien, sondern biete über unser Medienzentrum und bald auch über das regionale Kompetenzzentrum Veranstaltungen an. Mein Ansatz ist nur einmal bei der Konzeption aufwändig – danach entwickelt sich das organisch durch Teilgebendenfeedback weiter. Ich bin nicht nur vor Ort aktiv, sondern auch bei Multiplikatoren wie z.B. Schulentwicklungsberater*innen oder Berater*innen für Unterrichtsqualität, auf Schulleiterdienstbesprechungen, auf landesweiten Tagungen. Mein Eindruck ist aber, dass man zwar bei solchen Lamettaevents viel Bewusstsein schaffen kann, aber nichts den intensiven Austausch vor Ort mit den Menschen ersetzt, die in der konkreten Umsetzung sind (das sind nämlich komplett lamettafreie Zonen). Hätte ich die Wahl, zwischen z.B. einem Event wie der #molol oder der Möglichkeit, einen Tag intensiv mit 15 Lehrkräften aus meinem Landkreis zu arbeiten, wäre die Entscheidung für mich sehr leicht.
Anfang des Jahres wird mein bisher stiefmütterlich behandeltes Projekt https://www.medienbildungskonzept.de einen Relaunch auf einer anderen, besser googlelesbaren Basis bekommen – vielleicht knalle ich da sogar noch Adwords drauf. E‑Book und Printversion BoD eines Machwerks sind schon zu ca. 90% fertig. Verlage sehen bei Büchern zum Thema „Digitalisierung und Schule“ (Medienentwicklungsplanung & Medienbildungskonzepte) keinen Markt. Mich reizt sowas immer zu: „Das wollen wir doch mal sehen!“. Ich sehe viele Planungshilfen und Unterrichtsbeispiele zu diesem Thema bei Landesinstituten, glaube aber, dass da nicht das Hauptproblem liegen wird – im Laufe der nächsten Wochen dazu mehr.
Ach ja: Informatik und Technik in der Grundschule muss auch noch bespaßt und in seinen Erkenntnissen in ein Folgeprojekt für Sekundarschulen überführt werden. Das wird sehr spannend.
Ich habe das vielleicht auf Dauer zweifelhafte Glück, schon seit eineinhalb Jahren keinen eigenen Unterricht mehr geben zu müssen – aber jederzeit zu können (ich war immerhin schon einmal an einer Grundschule und einer berufsbildenden Schule). Ich arbeite an einem fantastisch aufgestellten Medienzentrum. Mein Landkreis schafft gerade nahezu paradiesisch anmutende Ausstattungsszenarien:
Es läuft natürlich nicht alles glatt. Jeden Tag gibt es auch Enttäuschungen, Unsicherheiten, Fragen und hin und wieder sehr ernste Konflikte, die um Monate zurückwerfen. Ob z.B. in dem sehr integralem Teil der Organisation von Schulsupport Stabilität einkehrt, ist für mich immer wieder zweifelhaft. Aber es gibt einen unbedingten Willen auf Seiten der Träger und auch ein wenig „Kampfeslust“, über Spitzenverbände mit dem Land noch einmal ernst in Klausur über z.B. die künftige Kostenteilung zu gehen.
Ich bin auf sehr vielen unterschiedlichen Ebenen unterwegs. Meine Position ist sehr einzigartig. Ohne Unterricht fehlt aber auch etwas. Andererseits macht mich der zunehmend verlorengehende Kontakt zum Alltagsgeschäft auch produktiv abhängig: Wenn ich etwas erreichen will, muss ich viel zuhören, mich auf Meinungen derjenigen stützen, die nicht dermaßen privilegiert sind.
Ich glaube, dass ich mittlerweile gar nicht mehr ans Gymnasium gehöre. Herausfordernde Vielfalt gäbe es an einer berufsbildenden Schule – da sitzt schließlich die gesamte Gesellschaft. Oder auf eine Abordnung zu einer pädagogischen Hochschule hinarbeiten? Vielleicht in ein Ausbildungsseminar gehen? Wenn man einen Querschläger wie mich da haben will und überhaupt aushalten kann – die Medienberatung erträgt mich leidlich :o)… (und solange bleibe ich dort auch mit einem Großteil meiner Stunden). Alles Möglichkeiten, die andere Menschen vielleicht gar nicht haben oder für sich nicht sehen.
Über Weihnachten habe ich mir von unserer Medienethikerin (schaut unbedingt mal das Material ihres Arbeitskreises dazu an, z.B. hier und hier) eine Oculus Quest geliehen. Zwischen den Feiertagen wird es hier viel Spaß mit VR geben. Man muss ja schließlich über künftige potentielle Beratungsgegenstände informiert sein… Man sollte sich noch klar machen, dass die Sensorenphalanx dieses Gerätes wirklich fast alles an Bewegungs- und sonstigen Telemetriedaten mit hoher Präzision nach Hause zu Tante Google funkt.
Das nächste Medienzentrum-Bastelprojekt steht auch an: Alle Inhalte unseres Informatikprojektes neu didaktisieren und als fertigen Verleihkoffer anbieten: Allerdings – Calliope raus (super Gerät, aber nicht für Grundschule) und BlueBots rein – dann fällt viel zeitfressendes Gebastel für den gleichen Zweck weg.
Mein Feedreader verheißt, dass es auf Twitter vorweihnachtlich hoch hergeht. Und es ist gut, dass Diskussionen sich in die Blogosphäre verlagern, weil hier eine ganz anderer Form des Austausches möglich ist.
Dieser Artikel gehört eigentlich als Kommentar unter eine „argumentative Fingerübung“ von Axel Krommer – leider ist mir das Kommentieren dort für mich nicht direkt möglich, weil ich ebenso wie beim Blog von Philippe Wampfler an Kommentarplugins zerschelle, die mir unter meiner regulären E‑Mailadresse ein Login bei wordpress.com aufzwingen – was ich nicht habe … (und als ich es noch hatte, war danach der Kommentar weg …).
Ganz verkürzt scheint es beim Disput u.a. um folgenden Kern zu gehen:
Der Einfluss von Schulbuchverlagen auf schulinterne Curricula ist so immens, dass trotz erheblich größerer Marktmacht der Digitalkonzerne ein Vergleich zulässig ist („Was ist eigentlich mit den Schulbuchverlagen?“)
Schulbuchverlage müssen hier mit den gleichen Maß kritisch betrachtet werden, wie es oft mit Großkonzernen gemacht wird.
Was man vorher über mich wissen muss:
Ich berate einen Schulbuchverlag bei der Entwicklung einer „Digitalstrategie“. Man kann auch leicht herausfinden, dass das der Cornelsen-Verlag ist.
Axel Krommer beobachtet in seinem Artikel, dass Schulbücher schulinterne Lehrpläne „massiv prägen“.
Das ist eine generalisierende Aussage, die durch Beobachtungen gestützt werden kann. Dazu drei Anmerkungen:
Der Verlag „Klett“ ist dem Schüler „Klaus“ völlig egal, wenn er mit der Schule fertig ist. Der hat dann nämlich nichts Relevantes mehr im Angebot.
Erklärungsbedürftig erscheint mir der Aspekt mit der Selbstreferentialität. Curricula schreibt kein Verlag. Es wäre spannend, überblicksartig zu recherchieren, wie Curriculumskommissionen in verschiedenen Bundesländern gebildet werden, zusammengesetzt sind und wer sie organisiert. Das wird höchst unterschiedlich sein. Und da wäre nach meinem Verständnis anzusetzen mit mehr Professionen und externen Experten.
Gleich ist, dass – zumindest nach meinem Wissensstand – nach Neuerstellung eines Curriculums ein Anhörungsverfahren stattfindet, in dem u.a. Verbände gehört werden. Nach einer „Benehmensherstellung“ tritt das Curriculum in Kraft und es wird von den Schulen erwartet, dass Verlage dann dazu passende Inhalte in Form von Schulbüchern liefern, die i.d.R. ein mehr oder minder strenges Zulassungsverfahren durchlaufen. Ein wachsamer Verlag wird auf Tuchfühlung mit den Curriculumskommissionen gehen, um rechtzeitig „am Markt“ zu sein.
Viele Lehrbuchautor*innen sind Lehrkräfte. Da die Tätigkeit für einen Verlag in „dienstlichem Interesse“ des Dienstherrn liegt, sind die Hürden für die Genehmigung dieser Form einer Nebentätigkeit gering bis gar nicht vorhanden.
Die Frage, wer letztendlich die „schulintern Curricula“ maßgeblich bestimmt, ist damit nicht so einfach zu beantworten. Es wirken viele Personen, Gruppen und Institutionen mit. Die Verlage haben dort eine übrigens zunehmend schwierigere Rolle. Sie sind aber letztlich nur ein Teil(!) des Systems mit einem garantierten Absatzmarkt. Sie bestimmen das System nicht alleine. Dafür sorgt schon das System aus seinem Selbsterhaltungstrieb heraus.
Wenn man Einflüsse auf „schulinterne Curricula“ diskutiert, kann man einzelne Teile des Systems kritisieren. Ertragreicher wäre es aus meiner Sicht jedoch, sich das System selbst anzuschauen.
Der Ansatz „Wenn man die Digitalkonzerne kritisiert, muss man auf gleicher Ebene kritisch auf Verlage schauen“ trägt für mich nicht. Man muss kritisch auf das System schauen. Davon sind Verlage ein Teil. Die durch Digitalkonzerne bereitgestellten Möglichkeitsräume sind ein System.
Digitalkonzerne sind für mich Institutionen mit digitalisierter Methodik, aber (noch) „kapitalistischer Software“. Sie interagieren nicht nur mit Schule, sondern die durch sie bereitgestellten (und kontrollierten) digitalen Räume wechselwirken mit Kultur und Gesellschaft auf ganz unterschiedlichen Ebenen und weit über das System Schule hinaus.
Das bringt Stefan in seiner Antwort auf den Text von Axel Krommer auf den Punkt. Anders könnte Schule durch bloße Anwesenheit der durch die Digitalkonzerne bereitgestellten Möglichkeitsräume als System nicht so in Frage gestellt werden.
Es wird hoffentlich klar, dass es mir nicht darum geht, das bisherige Geschäftsmodell von Schulbuchverlagen zu legitimieren. Das wird sich ändern müssen oder es folgen Konsequenzen. Ich habe sehr einschlägige Erfahrungen mit Verlagen und Startups (das Betteln um Gastartikel auf einem derartig reichweitenschwachen Blog wie dem meinen ist noch die mildeste Form). Mir geht es darum zu zeigen, dass der Verweis „Und was ist mit Schulbuchverlagen?“ im Kontext von Digitalkonzernen natürlich Whataboutism oder mindestens sehr effekthascherisch reduziert ist. Und natürlich kann man das auch nicht primär an Umsätzen messen.
Auf strukturell ähnlicher Ebene operiert für mich das Autoargument. Aber das ist eine andere Geschichte.