Erzählprojekt „Griechische Mythologie“

Ich woll­te ein­mal etwas ande­res als Gedicht­vor­trä­ge. Also wird bei mir im Unter­richt neu­er­dings erzählt. Zunächst habe ich mich mit den SuS etwas vor­be­rei­tet. Dabei spiel­te ins­be­son­de­re eine gelun­ge­ne Pau­sen­tech­nik ein gro­ße Rol­le. Danach haben alle aus der Klas­se einen Teil aus einer grie­chi­schen Sage erhal­ten, den sie zu Anfang unse­rer ein­zi­gen Dop­pel­stun­de in der Woche vor­tra­gen. Jede Woche sind vier SuS an der Rei­he.  Die inhalt­li­che Basis bil­den die her­vor­ra­gen­den Bänd­chen von Karl Kere­nyi: „Die Mytho­lo­gie der Grie­chen I+II“. Die­se Vor­la­ge muss von den SuS so umge­stal­tet wer­den, dass eine ver­ständ­li­che und anspre­chen­de Erzäh­lung dabei her­aus­kommt. Beim Vor­trag selbst sind ledig­lich Kar­tei­kar­ten mit Stich­punk­ten gestat­tet. Zudem wird der Vor­trag mit Hil­fe mei­nes Net­books auf­ge­zeich­net (nur Audio) und das Ergeb­nis an die SuS ver­schickt, damit sie sich selbst auch ein­mal erleben.

Der Hin­ter­ge­dan­ke dabei ist natür­lich, dass mytho­lo­gi­sche Kennt­nis­se zur Zeit mehr und mehr ver­blas­sen, jedoch für das Ver­ständ­nis vie­ler lite­ra­ri­scher Moti­ve uner­läss­lich sind. So ergibt sich ein Nut­zen für bei­de Par­tei­en: den Vor­tra­gen­den und die Zuhö­rer. Gedich­te waren mir dafür ein wenig zu scha­de – das macht ja jeder…

Was ist eigentlich Google Wave?

Dazu ein Bei­spiel aus dem Schul­all­tag: Eine typi­sche Grup­pen­ar­beit im Fach Deutsch könn­te z.B. so aus­se­hen, dass ein kom­pli­zier­ter Text in Abschnit­te zer­legt wird und jede Klein­grup­pe jeweils einen Abschnitt zur Bear­bei­tung erhält. Bei die­ser arbeits­tei­li­gen Form ist auf den ers­ten Blick die Effi­zi­enz höher und auch die letz­te Grup­pe hat etwas zu prä­sen­tie­ren, was für das Gesamt­ergeb­nis wich­tig ist. In einem Unter­richts­ge­spräch oder durch eine ande­re Form wer­den die ein­zel­nen Grup­pen­ar­beits­er­geb­nis­se zusam­men­ge­führt. Jetzt wer­fen wir ein­mal einen Blick auf den Schaf­fens­pro­zess inner­halb einer sol­chen Kleingruppe:

  • jedes Grup­pen­mit­glied liest sei­nen Abschnitt zunächst für sich und mar­kiert bzw. fügt Noti­zen hin­zu (Pha­se 1)
  • die gewon­ne­nen Erkennt­nis­se wer­den zusam­men­ge­tra­gen (Pha­se 2)
  • er erfolgt in einer Dis­kus­si­on eine Kate­go­ri­sie­rung und Hier­ar­chi­sie­rung (Pha­se 3)
  • es wird ein Grup­pen­vor­trag auf Basis der gewon­ne­nen Ergeb­nis­se erar­bei­tet (Pha­se 4)
  • der Grup­pen­vor­trag wird im Ple­num prä­sen­tiert (Pha­se 5)

Dabei möch­te ich fol­gen­de Beob­ach­tun­gen festhalten:

  1. Doku­men­tiert ist am Ende der Arbeit das Arbeits­er­geb­nis, jedoch nicht der Pro­zess von des­sen Entstehung
  2. Grup­pen wer­den von ein­zel­nen Mit­glie­dern oft domi­niert, wäh­rend – abhän­gig von der Grup­pen­grö­ße – sich auch Rück­zugs­mög­lich­kei­ten für ein­zel­ne ergeben

Was für ein Pro­zess ist inner­halb einer Wave denkbar?

Neh­men wir an, die obi­ge Auf­ga­be sei als Wave kon­zi­piert. Neh­men wir fer­ner an, die Grup­pen­ar­beit lie­fe im PC-Raum ab. Man muss bei Wave noch wis­sen, dass das Sys­tem jeden Tas­ten­druck sofort abbil­det (abschalt­bar).

SMART-Board – Die Frucht des Bösen?

Wir haben jetzt unse­re ers­ten zwei SMART-Boards an der Schu­le erhal­ten. Ich habe im Vor­we­ge sehr viel über inter­ak­ti­ve Tafeln gele­sen, wobei das Meis­te eher nega­tiv klang: Die­se Boards wür­den unzeit­ge­mä­ßen Fron­tal­un­ter­richt stär­ken, sei­en blo­ße tech­ni­sche Spie­le­rei, näh­men Platz weg und müss­ten im Gegen­satz zu einer klas­si­schen Tafel tech­nisch gewar­tet wer­den. Den letz­ten Punkt sehe ich nach mei­nen ers­ten Erfah­run­gen ein – obwohl bis­her bei uns noch nichts gewar­tet wer­den musste.

Vor­teil 1: Prä­sen­ta­ti­on von Hausaufgaben

Heft des Schü­lers oder der Schü­le­rin unter die Kame­ra legen, Knopf drü­cken, mit vir­tu­el­len Stif­ten im ent­stan­de­nen Bild her­um malen – radie­ren, es viel­leicht als Mus­ter­lö­sung gleich im Mood­le­kurs spei­chern (/moodledata ist natür­lich per Web­DAV ange­bun­den, „spei­chern unter“ reicht also…). Das spart Zeit, die bei der klas­si­schen Tafel­prä­sen­ta­ti­on unge­nutzt bleibt.Bei Deutschauf­ga­ben kön­nen alle beim Vor­trag mit­le­sen, es wer­den also mehr Lern­ka­nä­le ange­spro­chen – dem­entspre­chend dezi­dier­ter fal­len die Rück­mel­dun­gen aus.

Vor­teil 2: Ist die Tafel voll, erwei­tern wir sie oder neh­men eine neue Folie

Ich muss kei­ne Schü­ler­ver­si­on eines Tafel­bil­des mehr „weg­schmei­ßen“. Ich kann bequem hin- und her­schal­ten. Und wenn nicht alle den Anschrieb ins Heft über­tra­gen kön­nen – so what. Spei­chern, dru­cken, ver­tei­len (ich fin­de das Abschrei­ben von der Tafel trotz SMART-Board aber immer noch wich­tig…). Ich mache auch ger­ne Stun­den mit einem len­ken­den Ein­stieg, auf den ich am Schluss zurück­kom­me – geht geschmei­dig ohne Medi­en­bruch. Wenn SuS mehr Aspek­te fin­den als die Tafel her­gibt – lass‘ sie schrei­ben. Wir kön­nen belie­big erwei­tern, Din­ge par­ti­ell wie­der löschen, Hand­schrift­li­ches hin- und her­schie­ben (SuS kön­nen auch auf dem SMART-Board schrei­ben, jaja…).

Vor­teil 3: SuS bei der Infor­ma­ti­ons­su­che im Netz zuschauen

Das ist unge­mein span­nend: Das SMART-Board dür­fen SuS bei mir wie ein klas­si­sches Hilfs­mit­tel nut­zen – dabei stel­len sich mei­ner­seits Erkent­nis­se ein, die so man­ches Refe­rat erklären.

Vor­teil 4: Kursportfolio

Gutes kommt gleich ins Maha­ra-Kurs­port­fo­lio (Web­DAV-Anbin­dung). In Hef­ten ver­sau­ert schon genug Potential.

Vor­teil 5: Nie wie­der konvertieren…

Fil­me, Media­da­tei­en gleich im ori­gi­na­len Kon­text zei­gen – das spart Zeit zu Hau­se bei der Vor­be­rei­tung – Links z.B. auf Deli­cious sammeln…

Vor­teil n: (tbc…)

Ich wur­de dabei ertappt, wie ich mit dem Fin­ger auf dem SMART-Board einen falsch gesetz­ten Punkt weg­wi­schen woll­te (bei gezück­tem schwar­zen Stift) – lus­ti­ger Effekt (der Fin­ger malt dann auch schwarz, für sol­che Spie­ler­ein muss man dann unauf­fäl­lig den vir­tu­el­len Schwamm zie­hen…). Es ist für mich eine Tafel 2.0. Sie kann auch nur als Tafel 1.0 genutzt wer­den. Sie ist nicht fron­ta­ler als die Krei­de­ta­fel.- ent­spre­chen­der Unter­richt vor­aus­ge­setzt. Nur eines darf das SMART-Board nicht: Aus­fal­len. Das wäre dann wie eine Tafel, die von der Wand kippt… Ich fürch­te, dass ich mich trotz­dem an die Tafel 2.0 gewöh­nen könnte…

Unterricht ist eine Illusion

Das hört sich wie­der ein­mal böse an, aber ich hal­te klas­si­schen Unter­richt, sei er koope­ra­tiv, fron­tal oder sonst­wie geführt für eine sol­che. In Lehr­pro­ben und Unter­richts­be­su­chen, also da, wo es dar­auf ankommt, wird es für mich beson­ders deutlich.

  1. Es ist eine Illu­si­on zu glau­ben, dass SuS einer Lern­grup­pe zur glei­chen Zeit das Glei­che ler­nen wol­len. Des­we­gen sind Din­ge wie Moti­va­ti­on und Dis­zi­pli­nie­rung über­haupt erst erfor­der­lich. Moti­va­ti­on kann ich durch Metho­den, inter­es­san­te Impul­se u.ä. gene­rie­ren, Dis­zi­plin haupt­säch­lich durch Authen­ti­zi­tät und Auto­ri­tät (das will ich drin­gend „auto­ri­tär“ unter­schie­den wissen).
  2. Es ist eine Illu­si­on zu glau­ben, dass Unter­richt frei ist. Der Leh­ren­de gibt bedingt durch z.B. cur­ri­cu­la­re Vor­ga­ben Inhal­te für die Stun­de vor und er ver­folgt ein Ziel mit einer Unter­richts­stun­de, wel­ches zunächst für die Lern­grup­pe ver­deckt ist – sonst wäre die Stun­de bereits zer­brö­selt, wenn ich z.B. den Satz des Pytha­go­ras geo­me­trisch nach­wei­sen möch­te und den Beweis an den Anfang stel­le. Natür­lich kann ich mei­ne Stun­de so anle­gen, dass meh­re­re Wege zum Ziel füh­ren. Gleich­wohl zwin­ge ich der Lern­grup­pe die Stadt auf, in die sie zu gehen haben. Sie kön­nen allen­falls ent­schei­den, ob sie das sin­gend oder tan­zend, auf direk­tem oder indi­rek­tem Weg, am Fluss ent­lang oder über das Gebir­ge hin­weg tun wollen.

Ket­ze­risch könn­te man behaup­ten, dass eine Stun­de dann beson­ders gut gelingt, wenn ich es als Lehr­kraft voll­brin­ge, die Illu­si­on von Frei­heit zu schaf­fen und gleich­zei­tig die SuS nicht mer­ken zu las­sen, dass sie mit einer Illu­si­on kon­fron­tiert sind. Das Urteil nach einer Lehrprobe/Unterrichtsbesichtigung lau­tet dann: „Die SuS haben sich den Sach­ver­halt durch eine zweck­dien­li­che Metho­dik und her­vor­ra­gen­de Mate­ria­len moti­viert und selbst­stän­dig erar­bei­tet!“. Aber das, was sie sich erar­bei­ten soll­ten, stand mit den mög­li­chen Wegen, die die SuS gehen konn­ten, bereits im Ent­wurf. Des­we­gen möch­te ich sol­che Stun­den nicht „frei“ nen­nen und Men­schen, son­dern es han­delt sich in mei­nen Augen dann um eine inten­dier­te, mög­lichst per­fek­te Illusion.

Was ist dar­an schlimm?

Nichts. Wir leben von und mit Illu­sio­nen. Schlimm fin­de ich nur, wenn wir in die­sem Zusam­men­hang von „frei­en Unter­richts­for­men“ spre­chen. Sie sind es nicht, weil sie immer dazu die­nen, SuS in eine bestimm­te Stadt zu locken (in Mathe, Che­mie, Phy­sik, Bio­lo­gie aller­dings weit mehr als in Deutsch, Geschich­te und Poli­tik). SuS müs­sen bestimm­te Städ­te ken­nen ler­nen, um sich spä­ter für eine ent­schei­den zu kön­nen oder sich gar eine neue zu bau­en. In die­ser Pha­se hal­te ich Frei­heit für eine Illusion.

Kann man etwas so Grund­sätz­li­ches ändern?

Hm. Selbst LdL ist hier nur bedingt illu­si­ons­ab­bau­end, weil Inhal­te und Zie­le immer noch die Lehr­kraft vor­gibt. Metho­disch nimmt LdL jedoch das Indi­vi­du­um in sei­nen Fähig­kei­ten sehr ernst. Man „lockt“ weni­ger in die Stadt, son­dern sagt viel­leicht: „So, hier ist ein GPS-Gerät, hier ist dein Ziel, du schaffst das!“. Wenn man das oft macht, sagen SuS irgend­wann viel­leicht: „Hm, ich habe ein GPS-Gerät, jetzt gehe ich außer­halb der Schu­le damit mal an die Koor­di­na­te xy!“. Das ist dann Frei­heit und kei­ne Illu­si­on. Auch die oft so ver­hass­ten Semi­nar­fä­cher eig­nen sich nach mei­ner Erfah­rung für Illu­si­ons­ab­bau, Pro­jekt­un­ter­richt mit selbst gewähl­ten Inhal­ten…  Ein Grup­pen­puz­zle hin­ge­gen hat eher was von Geo­caching mit vor­ge­be­nen Koor­di­na­ten, auch die Mys­tery­me­tho­de, weil hier die Wege doch irgend­wie stär­ker mit Weg­punk­ten ver­se­hen sind, die gera­de in einer Lehrprobe/in einem Unter­richts­be­such als Kon­troll­punk­te dienen.

Es gibt päd­ago­gi­sche Ansät­ze – haupt­säch­lich von Reform­päd­ago­gen – die übri­gens die­sen inhalt­li­chen Ziel­zwang, die­se Unfrei­heit bewusst ver­mei­den, z.B. die Montesso­ri-Päd­ago­gik. Die­se mei­ne Erkennt­nis­se und Ergüs­se sind also mit­nich­ten „neu“.

Die Rela­ti­vie­rung

In der Den­ke die­ses Arti­kels könn­te man natür­lich auch sagen, dass Bücher den Lesen­den „zwin­gen“, weil sie Hand­lung und Hand­lungs­ziel vor­ge­ben. Das wird nur ein Pro­blem, wenn man aus­schließ­lich bestimm­te Bücher mit bestimm­ten Hand­lun­gen und Hand­lungs­zie­len liest – das hal­te ich für das Wesen und die Quel­le von Fun­da­men­ta­lis­mus, sei es reli­giö­ser oder poli­ti­scher oder sonst­wel­cher. Des­we­gen brau­chen wir nach mei­nem Dafür­hal­ten „bun­ten“ und ver­schie­den­ar­ti­gen Unter­richt und da dür­fen dann auch ger­ne Illu­sio­nen eine Rol­le spielen.

Ich war­te aber auf den Tag, an dem ein Bewer­ter sagt: „Die­se Stun­de bot eine per­fek­te Illu­si­on, an der ich mich gewei­det habe, weil sie mei­nem per­sön­lich mensch­li­chen Bedürf­nis ent­spricht!“ Oder so ähnlich.…

LdL im Mathematikunterricht

http://www.lutzlandblog.de/2009/03/auf-kaffeepause-mit-erich-hammer/

Der Leh­rer ist kein 100%iger LdL-Ver­fech­ter, son­dern berei­chert sei­nen Unter­richt an pas­sen­der Stel­le mit Ele­men­ten aus dem theo­re­ti­schen LdL-Rah­men. Ich könn­te mir nie vor­stel­len aus­schließ­lich so zu unter­rich­ten, aber es bie­tet sich in man­chen Stun­den oder gar nur Stun­den­pha­sen metho­disch schon an.

Die grund­le­gen­den Mecha­nis­men (Selbst­kor­rek­tur im Pro­zess, ver­selbst­stän­digt, ohne Leh­rer-Kor­rek­tiv) fin­det man auch z.B. auf.

http://www.oberprima.com

In man­chen Vide­os ist zu sehen, wie der erklä­ren­de Schü­ler sich beim und durch das Erklä­ren selbst in sei­nem Wis­sen und sei­ner Metho­dik erweitert.

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