Ich experimentiere gerade damit herum, Hausaufgaben und längere Texte (Gruppen- und Stillarbeitsphasen) im Netz anfertigen zu lassen. Natürlich klappt das nur, wenn alle zu Hause über einen PC mit Internetanschluss verfügen oder wenn ich mit der Klasse im PC-Raum arbeite. Das mache ich zur Zeit in mehr oder minder zwei verschiedenen Lerngruppen. Ich erhoffe mir dadurch mehrere Dinge:
- Stilleren SuS kann ich auf diese Weise wesentlich fairer und fundierter mündlichen Noten erteilen
- Bei „Wackelkandidaten“ kann ich einfach ins „Portfolio“ schauen
- Ich kann im Unterricht an authentischen Texten arbeiten
- SuS haben die Gelegenheit, ihre Texte selbst recht unaufwändig zu überarbeiten und zu verbessern
- …
Ich habe das auf zwei verschiedene Weisen gemacht. Mit Moodle über die Funktion Aufgabe – Datei hochladen. Mit WordPress, welches durch das Plugin „Membersonly“ vor äußerem Zugriff verrammelt ist (gleiches Schutzlevel wie bei Moodle). Ich gehe bei beiden Systemen von Grundfunktionen aus – ich habe z.B. in Moodle keine Ressourcen vorkonfiguriert oder Rollenanpassungen vorgenommen.
Moodle
So sieht es für den Lehrenden dann aus:
Ich muss jede hochgeladene Datei einzeln anklicken und mit meinem Textverarbeitungsprogramm öffnen, d.h. ich muss eigentlich auch hoffen/verlangen, dass die SuS ein kompatibles Format hochladen. Bei mehreren hochgeladenen Aufgaben muss ich das für jede Aufgabe einzeln machen – ich kann auch auf den Aufgabentyp „mehrere Dateien hochladen“ ausweichen. Schülerinteraktion: Fehlanzeige. Ich könnte auf ein Wiki oder eine Datenbank ausweichen und die Texte dort einstellen lassen. Dazu muss ich aber erstmal eine Weile konfigurieren – und die Kommentierungsmöglichkeit durch Mitschüler ist im Gegensatz zu WordPress doch eher rustikal zu nennen.
WordPress
So sieht es für den Lehrenden hier aus
Durch einen Klick auf die Zahl erhalte ich Zugriff auf alle Artikel des jeweiligen Benutzers. Ich kann unter den Artikel Kommentare und direkt hinein mit „Rotstift“ Verbesserungen schreiben. Ich kann mir die Artikel der ganzen Klasse auf einmal anschauen und die Texte überfliegen. Ich kann auch SuS auffordern, fremde Texte zu kommentieren. Das alles funktioniert sehr intuitiv und ausschließlich im Browser (mit periodischer, automatischer Speicherung ohne Nutzeraktion!). Ich habe lediglich allen SuS die Rolle „Autor“ zugewiesen. Damit können sie eigene Artikel schreiben, überarbeiten und veröffentlichen sowie fremde kommentieren. Es entstehen kleine Portfolios. Ich bin jetzt soweit, dass ich die Parole ausgeben kann: „Diese Hausaufgabe fertigt ihr bitte im Blog an.“
Moodle ist mir für speziell diese Anforderung zu nüchtern und viel zu wenig komfortabel. Bei WordPress erlebe ich einen echten Mehrwert für mich und meine SuS. Ich stoße gerade bei benutzergeneriertem Inhalt mehr und mehr innerhalb von Moodle an Grenzen. Das Rechtesystem von WordPress ist für diese eine – im Lehrerleben allerdings recht alltägliche – Aufgabe in meinen Augen wesentlich flexibler. Das gilt insbesondere auch für die Portierbarkeit der Inhalte: Natürlich möchte ich vielleicht irgendwann ausgewählte Schülertexte auch unkompliziert veröffentlichen können…