Sechs Jahre oder vier Jahre?
„In keinem Leistungsbereich sind Förderwirkungen des grundständigen Gymnasiums nachweisbar“, analysiert der beste deutsche Schulforscher. Und resümiert: „Bewertet man die Befunde insgesamt, so sind sie zunächst ein Kompliment für die [sechsjährige, d. Red.] Grundschule. Die Entwicklungskurven von Spitzenschülern verlaufen in der Grundschule und in der Unterstufe des grundständigen Gymnasiums parallel, und zwar nicht nur im Lesen, sondern … auch in der unterrichtsabhängigen Domäne Mathematik. Für die grundständigen Gymnasien sind die Befunde ein Grund zur Nachdenklichkeit. Generell ist fraglich, ob die Gymnasien die Förderung der Lesekompetenz als akademische Aufgabe aller Fächer bislang überhaupt entdeckt haben.“
Diese Aussage Jürgen Baumert im Kontext der Diskussion in Berlin um die sechsjährige Grundschule getroffen (die in Niedersachsen mit der Abschaffung der langjährigen Orientierungsstufe gerade eliminiert worden ist). Der Vergleich ist in meinen Augen unvollständig, weil es nicht darum gehen kann, ob man sechs oder vier Jahre zur Schule geht (Strukturelle Reform), sondern wir müssen uns darum kümmern, was in diesen vier oder sechs Jahren eigentlich geschieht (Innere Reform) Organisationsformen kommen und gehen. Unterrichtskultur scheint mir da beständiger zu sein, was ja auch als immerwährender Vorwurf gegen die Gymnasien anklingt.