Warum Rechtschreibleistungen nachlassen

Gera­de wur­de bei uns in den 5. Klas­sen ein Ver­gleichs­dik­tat geschrie­ben. Mit den Jah­ren fal­len die­se Dik­ta­te nicht bes­ser aus, obwohl ich mir ein­bil­de, dass die Dik­tat­tex­te selbst immer leich­ter wer­den. Mei­ne begrenz­te Ursa­chen­fo­schung an die­ser Stel­le ent­behrt jed­we­der Wis­sen­schaft­lich­keit, hilft mir aber bei der Auf­recht­erhal­tung mei­nes sub­jek­ti­ven Welt­bil­des. Wo sehe *ich* Ursachen?

1. Schrift­lich­keit – Mündlichkeit

Vor 15 Jah­ren war noch alles gut. Es gab eine geschrie­be­ne Spra­che und es gab eine gespro­che­ne Spra­che. In Brie­fen schrieb man über­wie­gend Schrift­deutsch, sogar auf Urlaubs­kar­ten (gan­ze Sät­ze, gram­ma­ti­sche Sät­ze usw.). Es gab auch schon ein­zel­ne Ansät­ze, das nicht zu tun, z.B. auf Gruß- oder Glück­wunsch­kar­ten. Aber im Gro­ßen und Gan­zen sprang das Relais mit der Auf­nah­me eines Schreib­ge­rä­tes auf den „Schreib­mo­dus“ um, d.h. münd­li­che Spra­che war von der schrift­lich for­mal-sprach­lich klar unterschieden.

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Facebook ist mir potentiell zu teuer

Det­lef Teich kom­men­tiert in einer sei­ner neu­es­ten Arti­kel Gedan­ken von Adam Soboc­zyn­ski, ver­öf­fent­licht in der Online-Aus­ga­be der Zeit. Mich bewegt die­ser Kom­men­tar, wie mich auch der Zeit­ar­ti­kel bewegt, der (also der Zeit­ar­ti­kel)  für mich zwar unbe­streit­ba­re struk­tu­rel­le Schwä­chen im Argu­men­ta­ti­ons­gang auf­weist, aber den­noch man­ches beim Namen nennt, was dem „typi­schen Onli­ner“ schwer ver­dau­lich sein dürf­te.  Zwei in die­sem Zusam­men­hang beson­ders har­te Bro­cken grei­fe ich heraus:

Soboc­zyn­ski ana­lo­gi­siert das Web2.0 und dabei ins­be­son­de­re Com­mu­ni­ty­platt­for­men wie z.B. Face­book mit einem abso­lu­tis­ti­schen Hof mit den dort übli­chen Umgangs­for­men, die pri­mär auf Reprä­sen­ta­ti­on und Offen­le­gung des eige­nen mate­ri­el­len und intel­lek­tu­el­len Sta­tus abziel­ten. Genau wie an einem sol­chen Hof der zurück­ge­zo­ge­ne Den­ker mit dem Wort „Blöd­heit“ und Nicht­ach­tung bedacht wur­de, gilt laut dem Autor für das Web2.0:

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Was ist eigentlich Google Wave?

Dazu ein Bei­spiel aus dem Schul­all­tag: Eine typi­sche Grup­pen­ar­beit im Fach Deutsch könn­te z.B. so aus­se­hen, dass ein kom­pli­zier­ter Text in Abschnit­te zer­legt wird und jede Klein­grup­pe jeweils einen Abschnitt zur Bear­bei­tung erhält. Bei die­ser arbeits­tei­li­gen Form ist auf den ers­ten Blick die Effi­zi­enz höher und auch die letz­te Grup­pe hat etwas zu prä­sen­tie­ren, was für das Gesamt­ergeb­nis wich­tig ist. In einem Unter­richts­ge­spräch oder durch eine ande­re Form wer­den die ein­zel­nen Grup­pen­ar­beits­er­geb­nis­se zusam­men­ge­führt. Jetzt wer­fen wir ein­mal einen Blick auf den Schaf­fens­pro­zess inner­halb einer sol­chen Kleingruppe:

  • jedes Grup­pen­mit­glied liest sei­nen Abschnitt zunächst für sich und mar­kiert bzw. fügt Noti­zen hin­zu (Pha­se 1)
  • die gewon­ne­nen Erkennt­nis­se wer­den zusam­men­ge­tra­gen (Pha­se 2)
  • er erfolgt in einer Dis­kus­si­on eine Kate­go­ri­sie­rung und Hier­ar­chi­sie­rung (Pha­se 3)
  • es wird ein Grup­pen­vor­trag auf Basis der gewon­ne­nen Ergeb­nis­se erar­bei­tet (Pha­se 4)
  • der Grup­pen­vor­trag wird im Ple­num prä­sen­tiert (Pha­se 5)

Dabei möch­te ich fol­gen­de Beob­ach­tun­gen festhalten:

  1. Doku­men­tiert ist am Ende der Arbeit das Arbeits­er­geb­nis, jedoch nicht der Pro­zess von des­sen Entstehung
  2. Grup­pen wer­den von ein­zel­nen Mit­glie­dern oft domi­niert, wäh­rend – abhän­gig von der Grup­pen­grö­ße – sich auch Rück­zugs­mög­lich­kei­ten für ein­zel­ne ergeben

Was für ein Pro­zess ist inner­halb einer Wave denkbar?

Neh­men wir an, die obi­ge Auf­ga­be sei als Wave kon­zi­piert. Neh­men wir fer­ner an, die Grup­pen­ar­beit lie­fe im PC-Raum ab. Man muss bei Wave noch wis­sen, dass das Sys­tem jeden Tas­ten­druck sofort abbil­det (abschalt­bar).

Fiktive Schüleräußerungen

Auf­merk­sam­keit erhal­ten nur die lau­ten Stö­rer. Ich kann auch etwas, bin aber eher lei­se und brau­che Sicher­heit, um mich zu äußern. Schu­le? Ungerecht!“

Es ist doch ganz ein­fach: Ein wenig lächeln, hüb­sche Klei­dung, figur­be­tont und nicht mit zu viel Ein­blick. Schön bei Repro­duk­ti­ons­fra­gen mel­den – aber bit­te in jeder Stun­de. Die Leh­re­rin­nen hono­rie­ren den Fleiß, die Leh­rer die Kom­bi­na­ti­on aus Fleiß und dem ande­ren. Immer locker blei­ben, Schu­le? Nur ein Spiel.“

Ich kann etwas und weiß das auch. Trotz­dem muss ich dau­ernd war­ten. Wer tut denn etwas für mich? Immer ist von för­dern, för­dern, för­dern die Rede. Ich möch­te auch geför­dert wer­den oder gebt mir wenigs­ten die­sen Papier­fet­zen frü­her. Schu­le? Um mich küm­mert sie sich nicht!“

Maxi­ma­ler Ertrag bei mini­ma­lem Ein­satz. Wen juckt den spä­ter die Fünf auf dem Halb­jah­res­zeug­nis? Der Abischnitt muss ein wenig stim­men, für man­che Fächer reicht doch der Fet­zen allei­ne bereits aus. Im ers­ten Halb­jahr vol­le Stun­den­zahl bei hal­bem Ein­satz, im zwei­ten Halb­jahr auf jeden Fall zwei Arbei­ten so set­zen, dass er kein Man­gel­haft mehr zie­hen kann. Wenn das nicht hilft: Geschich­ten erfin­den. Der Ertrag sechs Wochen vor Schluss ist am höchs­ten. Schu­le? Nur kein Stress!“

Ich gebe mir Mühe, viel Mühe. Trotz­dem kommt dabei sel­ten etwas her­um. Düm­pe­lei zwi­schen Drei und Vier. War­um wird eigent­lich nur das Fach­wis­sen gese­hen und nicht das, was ich sonst noch in mei­nem Leben an ande­ren Stel­len errei­che? Schu­le? Kanns­te was, bis­te was – aber auch nur, wenn Mami und Papi das not­wen­di­ge Klein­geld oder Bil­dungs­nä­he in der Bir­ne haben!“

Die­se Äuße­run­gen ent­sprin­gen allein mei­ner Fan­ta­sie. Ähn­lich­kei­ten mit tat­säch­li­chen Gedan­ken wären rein zufäl­lig. Gleich­wohl ent­stand die­ser Text schon vor län­ge­rer Zeit in der Rück­schau von einer von „Rieckens Pre­digt­stun­den“, die von sehr gro­ßer Ehr­lich­keit sei­tens der SuS geprägt war – das ist ein Erzie­hungs­ziel und ein Erfolg gewe­sen.  Ok – für das Fach war es blöd. So what. Muss auch mal sein.

Wei­ter­hin glau­be ich, dass der nega­ti­ve Touch in Klas­sen beson­ders groß ist, in denen mehr als drei von „Rieckens Pre­digt­stun­den“ im Halb­jahr fäl­lig sind und dass es auch ande­re fik­ti­ve Äuße­run­gen gibt.

Der eigene Waveserver

Ja – ihr lest rich­tig: Goog­le Wave ist als Goog­le Wave Fede­ra­ti­on Pro­to­ty­pe Ser­ver erhält­lich und jeder kann ihn sich auf einen Ser­ver sei­ner Wahl instal­lie­ren (fun­dier­te Linux­kennt­nis­se und Root­rech­te vor­aus­ge­setzt). Da Goog­le mut­maß­lich noch nicht den Ruhm für sich tei­len und das Gegie­re nach Waveac­counts (ich hab‘ kei­nen – schnüff…) sowie den damit ver­bun­de­nen Hype unter­bin­den möch­te, ent­hält die Ser­ver­va­ri­an­te noch kei­nen Web­ser­ver, son­dern nur eine für Freaks geeig­ne­te Textkonsole.

Trotz­dem könn­te man jetzt schon mit die­sem Sys­tem eige­ne bun­te Cli­ents kre­ieren, d.h. selbst wenn Goog­le den Full­fea­tured-Ser­ver nicht frei­gibt, wird es im Open­So­ur­ce-Bereich Leu­te geben, die das ent­wi­ckeln wer­den. Die Instal­la­ti­on ist im Übri­gen über­haupt nicht schwer und für jeden durch­schnitt­lich begab­ten Debi­an­de­ri­vat­nut­zer in einer Stun­de hin­zu­be­kom­men. Der Ergeb­nis ist natür­lich (noch) ent­täu­schend, da für eine rich­ti­ge Nut­zung der Text­kon­so­le immens viel Doku­stu­di­um ange­sagt ist. Instal­lie­ren und zum Lau­fen brin­gen kann ich die­ses stark redu­zier­te Wave. In der bis her mög­li­chen Art und Wei­se bedie­nen mag ich es nicht – gemeint ist immer die frei instal­lier­ba­re Form – selbst mir Kon­so­len­jun­kie ist der mit­ge­lie­fer­te Cli­ent dafür zu spartanisch.

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