Klarnamen bei g+

Ich bin bei einem Anbie­ter für Ser­ver­dienst­leis­tun­gen. Die­se Anbie­ter hat sich dazu ent­schlos­sen, nicht jeden Kun­den anspre­chen zu wol­len: Es gibt Ser­ver­sys­te­me von der Stan­ge zu sehr güns­ti­gen, teil­wei­se kon­kur­renz­lo­sen Prei­sen. Wer ande­re Din­ge wünscht, etwa spe­zi­el­le Hard­ware, zahlt nicht nur eine Pau­scha­le für die­se Zusatz­hard­ware, son­dern muss zunächst ein­mal monat­lich einen Auf­preis bezah­len, damit die­se Zusatz­hard­ware über­haupt miet­bar ist. Dar­über gibt es viel Gejammer.

Ande­rer­seits macht die­se Poli­cy des Anbie­ters die güns­ti­gen Ser­ver­prei­se erst mög­lich, da der Tech­ni­ker vor dem Rack eben nicht über­le­gen muss, ob in der Kis­te vor ihm noch Zusatz­hard­ware ver­baut ist, die ggf. eine wei­te­re Feh­ler­quel­le dar­stellt und zusätz­li­chen, für den Anbie­ter teu­ren Arbeits­auf­wand erfor­dert. Von den wirt­schaft­li­chen Vor­tei­len, die eine homo­ge­ne Hard­ware­land­schaft bie­tet, soll gar nicht erst gespro­chen wer­den (Ersatz­teil­be­vor­ra­tung, Ein­kaufs­prei­se wg. Stück­zah­len, Plan­bar­keit von Strom- und Kli­ma­be­darf usw.).

Zudem hat sich die­ser Anbie­ter dazu ent­schlos­sen, stan­dard­mä­ßig kei­ne Con­trol­pa­nels (Plesk, Cofixx) für die Ser­ver anzubieten/vorzuinstallieren – also kein Kli­ckibun­ti für den Anwen­der, der sich mit Ser­ver­war­tung nur wenig aus­kennt. Das schreckt gewis­se Kli­en­tel ab. Der Chef des Unter­neh­mens ver­tritt auch öffent­lich in sei­nem Forum hin und wie­der die Auf­fas­sung, dass bestimm­te Kun­den eben nicht zu die­ser Fir­men-Poli­cy pas­sen und bei einem Mit­be­wer­ber bes­ser auf­ge­ho­ben sind. Darf man das?

Ich fin­de, dass die Aus­ge­stal­tung eines Ange­bots in der Selbst­be­stim­mung des jewei­li­gen Anbie­ters liegt. Nie­mand ist gezwun­gen, einen Ver­trag mit die­sem Bewer­ber am Markt ein­zu­ge­hen. Ich füh­le mich als Kun­de dort sehr wohl, weil eben gewis­se Pro­ble­me in die­sem Netz­werk weni­ger auf­tre­ten und durch die Aus­rich­tung des Unter­neh­mens Kun­den ange­spro­chen wer­den, die mir in tech­ni­schen Fra­gen immer sehr gut im Anbie­ter­fo­rum wei­ter­hel­fen konn­ten – ich habe auf die­se Wei­se Wis­sen und Kom­pe­ten­zen erlangt, die bei Anbie­tern ohne z.B. ein eige­nes Forum nie mög­lich wären.

Goog­le hat sich ent­schlos­sen, in g+ Klar­na­men ver­trag­lich vor­zu­schrei­ben. Damit eig­net sich g+ schon ein­mal gar nicht für Men­schen, die poli­tisch ver­folgt sind, Infor­ma­tio­nen lea­k­en wol­len usw.. Eben­so eig­net sich g+ über­haupt nicht für Leu­te, die im Inter­net unter ihrem Pseud­onym auf­tre­ten wol­len oder die sich über die Jah­re mit die­sem Pseud­onym ihre Online-Repu­ta­ti­on auf­ge­baut haben. Goog­le spricht die­se Kli­en­tel mit sei­nem Ange­bot nicht an. Scha­de, aber eben Ver­trags­frei­heit. Gibt ja noch ande­re Angebote.

Gegen die­se recht nüch­ter­ne Sicht wird ger­ne ins Feld geführt, dass Goog­le sein markt­be­herr­schen­de Stel­lung aus­nutzt, um die Nut­zer dazu zu zwin­gen, unter Klar­na­men auf­zu­tre­ten. Ich dach­te immer, dass Markt­be­herr­schung dadurch ent­steht, dass alle immer zu einem Kon­zern lau­fen. War­um läuft man denn zu g+? Um Goog­le noch mehr Markt­macht zu geben? Goog­le macht ein Ange­bot. Nie­mand zwingt irgend­wen dazu, die­ses Ange­bot mit die­sen Kon­di­tio­nen anzu­neh­men. Und selbst Goog­le hat in Buzz oder Wave wahr­schein­lich Mil­li­ar­den ver­senkt und für sich als Kon­zern genau dar­aus gelernt.

Wodurch ent­steht der Zwang? Manch­mal den­ke ich, dass die­ser Zwang aus der Angst gebo­ren wird, etwas zu ver­pas­sen, wenn man nicht auf jeden neu­en Pro­dukt­zug auf­springt. Es gibt ja sogar Leu­te, die sich dar­um Sor­gen machen, wie sie Nach­rich­ten gleich­zei­tig in g+, Twit­ter und FB abset­zen, um ja nichts zu ver­pas­sen und um ja über­all prä­sent zu sein. Wenn die­ser Zwang aus die­ser Angst gebo­ren ist, haben die Kon­zer­ne schon längst mehr erreicht, als in den kühns­ten Vor­stel­lun­gen von Daten­ver­wen­dungs­hor­ror­sze­na­ri­en anklingt.

IT-Konzept (technisch)

Wir über­ar­bei­ten nach den Feri­en unse­re kom­plet­te IT-Struk­tur. Ich habe in den letz­ten Tagen dar­über viel nach­ge­dacht und mit Vir­tu­al­box flei­ßig klei­ne, vir­tua­li­sier­te Net­ze gebaut. Ziel war es, etwas zu ersin­nen, was einer­seits tech­nisch für eine Lehr­kraft beherrsch­bar ist, ander­seits mög­lichst vie­le didak­ti­sche Mög­lich­kei­ten eröff­net. Zudem spie­len natür­lich auch Wirt­schaft­lich­keits­über­le­gun­gen und öko­lo­gi­sche Aspek­te eine Rol­le (man muss es ja dem Schul­trä­ger auch ver­mit­teln kön­nen). Her­aus­ge­kom­men ist das hier:

Kern ist das LTSP-Pro­jekt. Ein schö­ner Eins­tig in das grund­sätz­li­che Prin­zip fin­det sich auf Wiki­pe­dia: Man degra­diert sämt­li­che Schü­ler­rech­ner zu rei­nen Anzei­ge­ge­rä­ten. Fest­plat­ten und nicht erfor­der­li­chen RAM reißt man her­aus, ver­ram­melt das BIOS mit einem Pass­wort und lässt die Kis­ten per PXE vom LTSP-Ser­ver boo­ten – das muss pro Tag ein­mal gesche­hen und dau­ert kür­zer als ein WinXP-Start (Was nicht viel hei­ßen will…).

Damit ent­fällt sämt­li­che Turn­schuh­ad­mi­nis­tra­ti­on und auch die emp­find­lichs­ten Kom­po­nen­ten von PCs sind eli­mi­niert. Soft­ware muss nur noch auf einem Gerät instal­liert wer­den und ist dann auf allen Cli­ents ver­füg­bar. Als Anzei­ge­ge­rät ist ein Pen­ti­um I mit 133Mhz und halb­wegs brauch­ba­rer Gra­fik­kar­te aus­rei­chend. Schön wären natür­lich ech­te Thin­Cli­ents, am bes­ten in ein LCD-Panel inte­griert – so dürf­te es lei­se und kühl im PC-Raum wer­den. Alle Anwen­dun­gen lau­fen auf einem zen­tra­len Ser­ver, der natür­lich ein Ser­ver und kein Spiel­zeug sein muss (Hexa­co­re, 32GB RAM, RAID10, red­un­dan­te Netz­tei­le – die 4000-Euro-Klas­se halt). Sound kann man bidi­rek­tio­nal an die Cli­ents wei­ter­rei­chen, mit Video klappt es auch, wenn die Anbin­dung stimmt und man auf HD-Mate­ri­al ver­zich­ten mag.

Der Ser­ver kann aller­dings nur Linux (Ubun­tu). Damit kann man sur­fen, schrei­ben, Audio bear­bei­ten u.v.m. – das Wich­tigs­te halt. Die meis­ten Diens­te ver­la­gern sich eh in die Cloud. Es ist nicht schwer, GNOME einen Win­dows7- oder XP-Look auf­zu­zwin­gen – aber das hal­te ich für eine Art Betrug. Die meis­ten „Win­dowsia­ner“ kom­men mit mei­nem Net­book erstaun­lich gut klar und den Desk­top kann man ja vor­struk­tu­rie­ren mit net­ten, ein­fa­chen Icons. Mit WINE habe ich bis­her zusätz­lich fast alle Soft­ware zum Lau­fen gebracht, die auf unse­ren jet­zi­gen WinXP-Cli­ents vor sich hin­ve­ge­tiert. Hier sind vor allem mit den Her­stel­lern lizenz­recht­li­che Fra­gen zu klä­ren, da es WINE recht egal ist, ob eine Word2010-Instanz 25x von ver­schie­de­nen Nut­zern gestar­tet wird…

Datei­en las­sen sich auf USB-Medi­en spei­chern, die LTSP von den Cli­ents durch­ge­reicht bekommt, oder man nutzt NFS (ist bei LTSP lei­der so) mit fes­tem Quo­ta für jeden Nut­zer­ac­count (gefühlt 1GB, dann wür­de bei uns noch die 2GB-Plat­te für die gan­ze Schul­ge­mein­schaft bei Voll­aus­las­tung reichen).

Die Nut­zer­ver­wal­tung mache ich tra­di­tio­nell über LDAP. Dann kann man den Pro­xy dar­über mit Anmel­dung lau­fen las­sen. Außer­dem lässt sich das Ding so schön per Skript mit einem kas­trier­ten Export der Schü­ler­da­ten­bank füt­tern (inkl. Ord­nung nach Klas­sen) – das Skript gibt es schon für die Anbin­dung unse­res Web­an­ge­bots. Das ist übri­gens der här­tes­te Teil der Geschich­te. LDAP hat dafür aber auch den Vor­teil, dass es mit RADIUS spricht – ein net­tes Spiel­zeug (man kann in LTSP auch die Cli­ent­kon­fi­gu­ra­ti­on dar­über machen). So mel­det man sich per WLAN in der Schu­le mit den gewohn­ten Netz­werk-Log­in­da­ten an, jeder WLAN-Rou­ter kriegt sein eige­nes Netz, (dann gehen die IPs so schnell nicht aus) man kann fest­le­gen, wer sich wann anmel­den darf (abends braucht man kein Netz, oder?) usw.. Dann noch ein AdHoc-Netz, um das gan­ze Schul­ge­län­de zu bestrah­len… (träum…). Aber das wird eh die Zukunft – mehr als der per­sön­li­che Desk­top auf dem Schulserver.

Eini­ge Din­ge gehen par­tout nicht unter Linux. Dafür wür­de ich ger­ne einen WindowsServer2008RC2 hin­stel­len, der über 25 Accounts ver­fügt. Bei der Anmel­dung am LTSP kann man sich dann ent­schei­den, ob man Win­dows möch­te oder nicht und sowohl der Ser­ver als auch die Soft­ware­li­zen­zen sind bei 25 Cli­ents noch über­schau­bar teu­er. Ob man nun einen RDesk­top oder die die Aus­ga­be eines XSer­vers an die Cli­ents wei­ter­lei­tet, ist wohl egal. Viel­leicht lässt sich der Win­dows­Ser­ver sogar vir­tua­li­sie­ren, wenn man den LTSP-Ser­ver noch dicker… .

Das Schö­ne an die­sem Kon­zept ist sei­ne Modu­la­ri­tät: Man kann klein anfan­gen und sich dann stei­gern – allein der LTSP-Ser­ver mit sei­ner Hard­ware, den braucht man schon. Die Cli­ents sind ja schon da. Wenn man völ­lig bekloppt sein will, ver­legt man alle jet­zi­gen Cli­ents in vir­tu­el­le Maschi­nen und nutzt deren Lizen­zen weiter.

Was kos­tet das Gan­ze? Im Voll­aus­bau schät­ze ich eine Sum­me von 10000,- Euro (ohne Cli­ents und wenn man es selbst macht: LTSP ist in Ubun­tu sehr gut vor­kon­fi­gu­riert und recht schnell auf­ge­setzt). Wenn man 50 Cli­ents erneu­ern oder durch Note­books erset­zen möch­te, darf jedes nur 200,- Euro kos­ten, damit es „bil­li­ger“ wird. Für den Anfang tut es auch nur der LTSP-Ser­ver und der VLAN-fähi­ge Switch – dann kommt man wohl mit der Hälf­te hin und hat recht aktu­el­le, leicht wart­ba­re Systeme.

Althusmann und die Plagiatsjäger

Jetzt hat es doch tat­säch­lich unse­ren Kul­tus­mi­nis­ter Bernd Alt­hus­mann erwischt: Pla­gi­ats­jä­ger haben sei­ne Dok­tor­ar­beit ins Visier genom­men und u.a. Zitier­tech­ni­ken ent­deckt. die ich als Deutsch­leh­rer in einer Fach­ar­beit nie dul­den wür­de. Her­aus­ge­kom­men ist z.B. die­se 15seitige Ana­ly­se. Der Fall unter­schei­det sich natür­lich von der Cau­sa Gut­ten­berg oder Koch-Mehrin in vie­ler­lei Hin­sicht. Trotz­dem ist scheint Alt­hus­mann in der Öffent­lich­keit schwer beschä­digt, die Twit­ter­ge­mein­de hat ihren Kon­sens zur Bewer­tung sei­nes Ver­hal­tens gefun­den. Eini­ger­ma­ßen dif­fe­ren­ziert stellt es in mei­ne Augen  Tho­mas Ker­stan dar, bei dem ich aber nicht sicher bin, wie nahe er der nie­der­säch­si­schen Kul­tus­po­li­tik steht.

Es juckt mich, in die Twit­ter­kon­sens­har­mo­nie zur mora­li­schen Bewer­tung von Alt­hus­manns Vor­ge­hen ein­zu­stim­men. Ehr­lich. Mir macht die Affä­re mei­ne Arbeit nicht leich­ter und schon bei Gut­ten­berg fin­gen SuS bei der Fach­ar­beit an zu feil­schen – mit dem Hin­weis auf die pro­mi­nen­ten „Vor­bil­der“. Das ist sub­op­ti­mal. Doo­fe Situation.

Der eben­falls unter Beschuss gera­te­ne Jor­go Chat­zi­markakis hat letz­ten Sonn­tag bei Anne Will für mich zwei inter­es­san­te Fra­gen gestellt:

  1. War­um arbei­ten die Pla­gi­ats­jä­ger anonym?
  2. Wel­che rechts­staat­li­che Legi­ti­ma­ti­on besit­zen sie für ihre Arbeit?

Gera­de heu­te hat Mar­kus bei Twit­ter auf Abge­ord­ne­ten­watch Schles­wig-Hol­stein ver­linkt. Dahin­ter ste­hen Namen. Abge­ord­ne­ten­watch beschäf­tigt sich mit der aktu­el­len poli­ti­schen Arbeit von Men­schen und setzt sich kri­tisch sowie offen damit aus­ein­an­der. Damit muss man als Poli­ti­ker rech­nen und die Ver­ant­wort­li­chen wer­den von der Mei­nungs­frei­heit gedeckt. So soll es sein.

Mir sind die Moti­ve nicht klar (Hat wer von euch einen Link?), war­um man im Netz als Pla­gi­ats­jä­ger anonym agiert: Es wer­den doch Fak­ten und Erge­bis­se von har­ten Text­ana­ly­sen und ‑ver­glei­chen publi­ziert. Das ist eine immense Arbeit. Ohne Namen fehlt mir eine gewis­se Trans­pa­renz. Nicht abstrei­ten lässt sich, dass durch die Beschäf­ti­gung mit Dok­tor­ar­bei­ten eine Form der Macht ent­steht. Die­se Macht liegt für mich sehr dif­fus vor, sie ist prin­zi­pi­ell ideel­ler Natur. Poli­tik ist auch von ideel­len Macht­struk­tu­ren durch­zo­gen (Seil­schaf­ten, Lob­by­is­mus) – ist das so eine Art „Pay­back“ der sich macht­los Füh­len­den? Wol­len sie gera­de durch die Anony­mi­tät nicht den Ver­su­chun­gen der Macht erlie­gen? Geht es ihnen um die Stär­kung des Wis­sen­schafts­stand­ort Deutsch­lands, um die Stär­kung der Wis­sen­schaft an sich? Wol­len sie auf die chro­ni­sche Unter­fi­nan­zie­rung des uni­ver­si­tä­ren Sys­tems hin­wei­sen, das offen­bar grund­le­gen­den Prü­fungs­pflich­ten in die­sen Fäl­len nicht nach­kom­men konnte/wollte/…?

In unse­rem Staat haben wir im Grund­ge­setz eine Gewal­ten­tei­lung zwi­schen Judi­ka­ti­ve, Legis­la­ti­ve und Exe­ku­ti­ve ver­an­kert. Das funk­tio­niert wahr­schein­lich mal mehr und mal weni­ger gut. Die Pla­gi­ats­jä­ger über­neh­men natür­lich nicht irgend­ei­ne die­ser Funk­tio­nen, aber sie glei­chen eine Lücke aus: Der Ana­ly­se­pro­zess wür­de ohne sie wahr­schein­lich in den eigent­lich zustän­di­gen Gre­mi­en Gefahr lau­fen, intrans­pa­rent zu wer­den. Gleich­wohl scheint das Urteil in der Öffent­lich­keit durch ihr Wir­ken schnell fest­zu­ste­hen: schuldig.

Rechts­staat­lich fin­de ich das des­we­gen schwie­rig, weil das grund­sätz­li­che Prin­zip auch im Klei­nen anwend­bar ist: Mir passt z.B. Kol­le­gin x nicht – gemein­sam mit ande­ren Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen zei­ge ich öffent­lich und anonym Schwä­chen ihrer Staats­examens­ar­beit auf. Da wird unter uns hof­fent­lich Einig­keit herr­schen, dass das irgend­wie doof wäre. Außer­dem ist die­ser Fall  natür­lich über­haupt nicht ver­gleich­bar mit den aktu­el­len Dis­kus­sio­nen. Struk­tu­rell geschieht aber glei­ches: Ein Feh­ler in der Ver­gan­gen­heit wischt alles bis­her Geleis­te­te (wie auch immer das zu bewer­ten ist) hin­fort – anonym. Kein Gegenüber.

Ich habe kein Pro­blem mit der anony­men Auf­de­ckung von Pla­gia­ten. Ich weiß nicht so recht, wo und bei wem wir eine Gren­ze zie­hen soll­ten, wann genau aus ernst­haf­ter, trans­pa­renz­schaf­fen­der Arbeit geziel­te Aus­gren­zung und Mob­bing mit allen erdenk­li­chen Fol­gen wird. Von wel­chen Fak­to­ren hängt das ab? Wahr­schein­lich stark vom Macht­ge­fäl­le… Und ich weiß nicht so recht, ob das nur mein Pro­blem ist. Auf jeden Fall bin ich mit die­ser Fra­ge wohl nicht konsensschaffend.

Projekttag: Trickfilme

Ges­tern gab es bei uns in der Schu­le einen Pro­jekt­tag zum The­ma „Euro­pa“. Immer­hin dür­fen wir ganz frisch den Titel „Euro­pa­schu­le“ füh­ren. Da das Jahr mit nicht uner­heb­li­chen Belas­tun­gen durch den Dop­pel­jahr­gang geseg­net war, bedeu­tet so eine Akti­on immer ein gewis­ses Auf­bäu­men für mich: Kurz vor dem Schul­jah­res­en­de sind die SuS ver­ständ­li­cher­wei­se nicht unbe­dingt über­mo­ti­viert, ein so erns­tes und aktu­el­les The­ma anzu­ge­hen, gera­de in dem Wis­sen, dass die Zeug­nis­kon­fe­ren­zen eben gelau­fen und die Bücher abge­ge­ben sind. Gäbe es hin­ge­gen kei­ne Noten und wür­de um des Ler­nens Wil­len gelernt… Las­sen wir das besser.

Nun denn: Ich habe mit mei­ner etwas jün­ge­ren Lern­grup­pe Trick­fil­me zum The­ma Euro­pa erstellt. Da wur­de Lego, Duplo und Knet­gum­mi orga­ni­siert, wäh­rend des Pro­jekt­ta­ges noch schnell eine Kulis­se erschaf­fen, eif­rig mit dem Han­dy oder der Digi­tal­ka­me­ra geknippst. Es ist erstaun­lich, wie die SuS mir die­sen Tag ver­süßt haben – natür­lich hat nicht jeder Film direkt mit Euro­pa zu tun und es wur­de auch viel expe­ri­men­tiert – aber gera­de das fin­de ich ja immer gut. Hier ein paar Beispiele:

Drei Schü­le­rin­nen haben sich mit der EHEC-Kri­se aus­ein­an­der gesetzt – wer genau hin­schaut, kann Ange­la Mer­kel bei einer Rede beob­ach­ten. Span­nend dabei fin­de ich, dass die Kame­ra sehr varia­bel ein­ge­setzt wurde:

 

Den nächs­ten Film muss man ein wenig erklä­ren: Da hüpft ein Grie­che auf einem Euro her­um. Ein Deut­scher kommt und schubst ihn da her­un­ter, bevor er so ener­gisch weit­springt, bis der Euro dar­an zer­bricht (Dar­auf muss man erst­mal kommen…).

 

Frank­reich und die Sei­ne (500 Einzelbilder):

 

Hier noch ein net­tes Expe­ri­ment mit einem Knetgummimorph:

 

Tech­ni­sches:

Digi­tal­ka­me­ras num­me­rie­ren die Bil­der auto­ma­tisch durch. Man soll­te eine mög­lichst nied­ri­ge Auf­lö­sung (jede Han­dy­knip­se tut) wäh­len, um die Daten­ra­te zu begren­zen und um mög­lich alle Bil­der auf eine Spei­cher­kar­te zu bekom­men – sonst ist ggf. lus­ti­ges Nach­num­me­rie­ren angesagt.

Man soll­te einen Fach­raum mit vie­len Steck­do­sen buchen, damit man die Han­dy­knip­sen per Netz­teil mit Saft ver­sor­gen kann – so viel Dau­er­ac­tion sind deren Akkus nicht gewohnt. In der Che­mie bei uns gibt es zusätz­lich einen fest instal­lie­ren Bea­mer – optimal.

Um aus den Bil­dern einen Film zu erstel­len, gibt es zwei Mög­lich­kei­ten: Eine zum Kli­cken und eine, die mir gefällt :o)… Man kann z.B. so eine freie Soft­ware für Win­dows ver­wen­den oder es auf der Kom­man­do­zei­le von Ubun­tu machen, wenn men­co­der instal­liert ist – ihr könnt ja mal raten, was mir bes­ser gefällt. Die Bil­der hei­ßen hier etwa IMG_0001.JPG bis IMG_0250.JPG. Nun ruft man im Bil­der­ord­ner ein­fach auf:

men­co­der mf://IMG_*.JPG ‑mf w=800:h=600:fps=15:type=jpg ‑ovc lavc ‑lav­c­opts vcodec=mpeg4:mbd=2:trell  ‑o out.avi

Man kann Codec, Grö­ße, Frames per Second (Geschwin­dig­keit) usw. selbst bestim­men und es funk­tio­niert schnell und tadel­los. Ich hat­te an dem Tag nur mein Net­book dabei und mich für die WinXP-Vari­an­te ent­schie­den, damit auch SuS damit zurecht­kom­men – eine schlech­te Wahl, weil die Vide­os unter Win gefühlt nur halb so schnell lau­fen. Außer­dem gab es unver­hoh­le­ne Kol­le­gen­hä­me: „Maik, das ist ja Win­dows! – Tz,tz…“.

Für eine eini­ger­ma­ßen flüs­si­ge Bewe­gung soll­ten es ca. 20–25 Bil­der pro Sekun­de sein. Mei­ne Opti­mie­rungs­maß­nah­men muss­ten einen Kom­pro­miss aus Bild­fluss und „Anseh­bar­keit“ fin­den.  Ein rich­ti­ges Sta­tiv wäre auch nicht schlecht gewe­sen – wir haben uns mit den übli­chen Schul­sta­ti­ven mit Dop­pel­muf­fe und Klem­me behol­fen. Für das Pro­jekt hat­ten ich und die SuS ca. drei Stun­den – dafür ist das Ergeb­nis mehr als ok. Die Spit­zen­grup­pe hat ca. 500 Bil­der für ihren Film gemacht.

Dinge, über die ich im Netz stolpere

Auto-Respon­der

Sie sind nicht tot zu krie­gen. Momen­tan weist mich ein Auto-Respon­der eines Foren­mit­glieds stän­dig dar­auf hin, dass es nicht mehr Mail errei­chen ist und ich mich statt­des­sen doch bit­te an die im Auto-Respon­der ange­ge­be­ne E‑Mailadresse wen­den sol­le. Da stel­len sich für mich Fragen:

  1. Ist das klug, in einem Forum um Hil­fe zu bit­ten und dann zu ver­rei­sen, bzw. toter Mann zu spielen?
  2. Könn­te man nicht gleich eine Wei­ter­lei­tung zu der Ver­tre­tungs­kraft ein­rich­ten? (dann wird die damit belästigt)

Es han­delt sich übri­gens um ein Mood­le­fo­rum. Das kann man per Mail abon­nie­ren. Dum­mer­wei­se wird als Rep­ly-to die Mail­adres­se des Ant­wor­ten­den ver­wen­det. Ich könn­te natür­lich mei­ne E‑Mailadresse deak­ti­vie­ren… Das Ver­fah­ren „Auto-Respon­der“  mag tech­nisch ein­fach zu imple­men­tie­ren sein – mensch­lich fin­de ich es in die­sem Fall spannend.

paper.li

Mei­ne Time­line ist voll von „Dai­lys“. Die­se „Dai­lys“ sehen so aus, als sei­en sie im Wesent­li­chen Aggre­ga­ti­ons­pro­duk­te, d.h. der Erstel­ler legt Quel­len fest, aus denen die „Dai­lys“ dann gespeist und weit­ge­hend auto­ma­ti­siert erstellt wer­den. Einer­seits fin­de ich komisch, dass sich sowas nicht ein­fach per Fil­ter­re­gel eli­mi­nie­ren oder kate­go­ri­sie­ren kann.  Mir ist die jewei­li­ge Per­son ja wich­tig – sonst wür­de ich ihr nicht fol­gen. Da kön­nen Social Net­works noch fle­xi­bler werden.

Ande­rer­seits sehe ich dar­in für mich kei­nen Mehr­wert. Die Zugriffs­zah­len auf vie­len paper.li-Seiten sind auch nicht sooo beein­dru­ckend. Ich ver­ste­he den Gedan­ken dahin­ter so, dass Infor­ma­tio­nen an einem Ort mit mög­lichst wenig Auf­wand gebün­delt wer­den sol­len. Aber kor­re­lie­ren nicht Auf­wand und Rele­vanz im All­ge­mei­nen? Kann man durch ein paar Klicks die Rele­vanz von kom­men­tier­ten Link­emp­feh­lun­gen erset­zen? paper.li gewinnt auf die­se Wei­se eini­ges an Daten. Frag­lich also, ob der Vor­teil des Sys­tems die ideel­len Kos­ten überwiegt.

Kos­ten­los-Kul­tur

Dies­mal mei­ne ich nicht die Kos­ten­los-Kul­tur von Nut­zern, son­dern die von kom­mer­zi­el­len Anbie­tern. Da wer­den teil­wei­se gan­ze Kon­zep­te von Web­sites auf UGC (benut­zer­ge­ne­rier­tem Con­tent) auf­ge­baut. Min­des­tens ein­mal im Monat habe ich irgend­ein Unter­neh­men an der Backe, wel­ches hier Pro­duct­pla­ce­ment oder Linktausch betrei­ben möch­te – in einem klei­nen Nischen­blog (Wel­cher SEO hat denn da bera­ten?). Gleich­zei­tig schrei­en gera­de Ver­la­ge oft nach ange­mes­se­ner Ver­gü­tung für ihre Pro­duk­te, bzw. wol­len mit dem Leis­tungs­schutz­recht sogar gesetz­li­che Garan­tien – am bes­ten sogar für ein­zel­ne Sät­ze und Schlag­zei­len. Ent­we­der ist Con­tent etwas wird und alle bezah­len dafür, oder er ist nichts wert und frei.

Ver­la­ge geneh­mi­gen sich ger­ne erst Mal alle Rech­te an einem Pro­dukt, auch die, die sich durch zukünf­ti­ge tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen erge­ben. Die von Wolf­gang Mich­al kon­sta­tier­te AGB-Pest in die­sem Bereich fin­det sich durch­aus auch in abge­wan­del­ter Form auf Por­ta­len für Unter­richts­ma­te­ri­al, so dass man den Ein­druck erhält, dass es neben ver­triebs­ab­hän­gi­gen Pro­vi­sio­nen vor allem auch um Aggre­ga­ti­on von Inhal­ten für lau gehen soll. 

Wer­bung für eige­ne Blog­ar­ti­kel, gelik­te Vide­os usw.

Neu auf xy.de: Neu­er Arti­kel. Mein Ansatz dazu ist viel­leicht viel zu prag­ma­tisch: Ent­we­der mein Arti­kel ist rele­vant oder nicht. Wenn er rele­vant ist, dann wird er über Such­ma­schi­nen von Drit­ten gefun­den oder jemand stol­pert in sei­nem Feed­rea­der dar­über. Die­ses Blog hat so gut wie kei­nen Face­book- oder Twit­tertraf­fic. Bei­de Quel­len sind hier nicht wesent­lich besu­cher­re­le­vant. Wen mache ich auf Facebook/Twitter auf die­se Arti­kel auf­merk­sam? Ich umge­be mich doch eh nur mit „Freun­den“, die eine gewis­se Nähe zu mei­ner Denk­wei­se besit­zen, oder ist das kolos­sal anders und man folgt nur Quer­den­kern? Ver­knüpf­te You­Tube-Accounts, die mich via Twit­ter über jedes gelik­te Vide­os eines Fol­lo­wers oder sei­ne Tätig­keit auf ande­ren Web­sites infor­mie­ren, kann ich lei­der auch nicht fil­tern, obwohl mir die dahin­ter ste­hen­de Per­son ja wich­tig ist – sonst wür­de ich ihr nicht fol­gen. Hier könn­ten Social Net­works bes­ser werden.

Ich wer­de ande­rer­seits manch­mal via Twit­ter auf inter­es­san­te Dis­kus­sio­nen in Blogs auf­merk­sam, die ich in mei­nem Feed­rea­der habe – aber ich könn­te wahr­schein­lich auch ein­fach mal den Kom­men­tar­feed abon­nie­ren…  #faul­heit

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