Von Visionären und Praktikern

Die­ser Bei­trag wur­de schon als Gast­bei­trag in Chris­ti­an Span­nagels Blog ver­öf­fent­licht. Ich assi­mi­lie­re ihn jetzt nur noch und füge ihn der Kul­tur die­ses Blogs hinzu. 

Der Prak­ti­ker

Weißt du Visio­när eigent­lich, woher ich dich als Prak­ti­ker ken­ne? Gar nicht. Aber ich ken­ne dei­ne Pro­duk­te, die z.B. Ein­gang in die amt­li­chen Vor­ga­ben für mei­nen Unter­richt gefun­den haben. Und ich ken­ne dei­ne Ant­wor­ten auf mei­ne Kri­tik an dir. Wer „du“ eigent­lich bist, das weiß ich nicht. Ernst neh­men kann ich kaum eines dei­ner Pro­duk­te der letz­ten Jah­re. Außer­dem kann ich nur ahnen, wie du in Kom­mis­sio­nen dei­ne Ideen durch­setzt. Aber ich den­ke mich dir so: Du Visio­när sitzt an irgend­ei­ner Fach­hoch­schu­le oder Uni­ver­si­tät. Wenn du gut bist, betreust du didak­ti­sche Semi­na­re von ange­hen­den Leh­re­rin­nen und Leh­rern. Wenn du bes­ser bist, hast du seit dei­ner eige­nen Schul­zeit auch hin und wie­der unter­rich­tet – aber das ist eher sel­ten. Als ganz schlimm erle­be ich oft Men­schen aus dei­nen Krei­sen, die selbst ein­mal Leh­rer gewe­sen sind und mei­nen, die Lage an den Schu­len daher zu ken­nen. Das tust du nicht. Das kon­stru­ierst du dir allen­falls aus dei­nen Kon­tak­ten in die Schul­welt. Aber auf jeden Fall weißt du aber, wor­an unse­re Schu­le heu­te krankt. Das bele­gen dir zahl­rei­che Sta­tis­ti­ken und Eva­lua­tio­nen. Des­we­gen ent­wi­ckelst du neue Metho­den und Ansät­ze. Die­se lässt du von wil­li­gen Lehr­kräf­ten oder Prak­ti­kan­ten unter dei­nen Stu­den­ten im Unter­richt erpro­ben. Mit ihren Rück­mel­dun­gen ver­fasst du ein Paper. Vie­le Visio­nä­re wie du tref­fen in Kom­mis­sio­nen der Kul­tus­mi­nis­te­ri­en zusam­men und erar­bei­ten auf Basis von vie­len Papie­ren und gemein­sam mit Lehr­kräf­ten das neue Cur­ri­cu­lum für den neu­en Unter­richt – ach was, für die neue Schule!

Die von dir mit erar­bei­te­ten Vor­ga­ben wer­den in einem Bun­des­land ver­bind­lich und es geschieht – nichts. Im Gegen­teil: Du musst mit anse­hen, wie das Sys­tem Schu­le dei­ne Ideen so in sei­nen All­tag ein­baut, dass sie mög­lichst wenig stö­ren. Das Sys­tem hat dar­in Übung. Es hat vie­le Visio­nä­re vor dir gese­hen. Du fin­dest das Sys­tem Schu­le dar­auf­hin doof. Du sagst, was es machen soll, aber kei­ner tut es. Du weißt, wie man guten Unter­richt erkennt, du kannst aber nicht erklä­ren, wie man ihn macht. Du willst doch nur hel­fen. Du hegst den Gedan­ken, dass es mit­tel­fris­tig ohne Zwang und Aus­tausch von Per­so­nal wohl nicht gehen wird.

Ich pran­ge­re dich an, du Visionär…

… weil du für dich das Recht bean­spruchst, es bes­ser zu wis­sen, aber oft nicht die Not­wen­dig­keit siehst, es sel­ber umzusetzen.

… weil du von Din­gen sprichst, die du misst oder mes­sen las­sen hast ohne zu rea­li­sie­ren, dass dei­ne Stich­pro­ben­grö­ßen sel­ten in den Bereich mathe­ma­tisch fun­dier­ter Aus­sa­ge­kraft kom­men. Das begrün­dest du übri­gens oft mit „feh­len­den Mit­teln“, „wenig Per­so­nal“, „flä­chen­de­ckend unmög­li­cher Durchführbarkeit“

… weil du im Erfolgs­fall die Lor­bee­ren für dich bean­spruchst und im Fal­le des Schei­terns das Sys­tem oder die man­geln­de Bereit­schaft der Prak­ti­ker ver­ant­wort­lich machst.

… weil man dich oft genug zufrie­den­stel­len kann mit irgend­wel­chem unge­leb­ten Kon­zept­ge­sei­er. Man neh­me dei­ne Buz­zwords, set­ze sich einen Nach­mit­tag hin und ver­fas­se mit dem Impe­tus eines Par­odis­ten für dich ein wenig Meta­ge­sei­er – und schon bist du des Lobes voll.

Der Visio­när

Weißt du Prak­ti­ker eigent­lich, woher ich dich als Visio­när ken­ne? Gar nicht. Aber ich ken­ne dei­ne Pro­duk­te, die sich z.B.  nie­der­schla­gen in deso­la­ten Erfolgs­zah­len von deut­schen Schu­len, die sich nie­der­schla­gen in wach­sen­der sozia­ler Unge­rech­tig­keit in unse­rem Land. Und das in Zei­ten, in denen sich eine Volks­wirt­schaft wie unse­re kein Kind leis­ten kann, was zurück­bleibt – schließ­lich lebt die­ses Land von Krea­ti­vi­tät und Ideen – Boden­schät­ze sind eher rar. Ich schütt­le den Kopf über
dich. Ich stel­le mich dir so vor:

Du Prak­ti­ker sitzt an irgend­ei­ner Schu­le in die­sem Land. Wenn du gut bist, schaust immer wie­der ein­mal über den eige­nen Tel­ler­rand hin­aus und nimmst aus Fort­bil­dun­gen von mir und Kol­le­gen Din­ge mit in dei­nen Unter­richt. Wenn du bes­ser bist, pro­bierst du neue Lern­ar­ran­ge­ments aus, auch auf die Gefahr hin, dass dich irgend­wer sank­tio­nie­ren könn­te – aber das ist eher sel­ten. Du begeg­nest mir mit Skep­sis, du glaubst in der Regel nicht, dass sich durch mei­ne Ideen im Schul­sys­tem etwas bewegt. Du begrün­dest das gebets­müh­len­ar­tig mit „schwie­ri­gen Umstän­den“, „schlech­ter Aus­stat­tung“, zuneh­men­der „emo­tio­na­ler Ver­wahr­lo­sung“ im Eltern­haus oder über­bor­den­der Büro­kra­tie – für die du mich auch noch ver­ant­wort­lich machst und dabei dei­ne eige­ne Ver­ant­wor­tung für das Sys­tem Schu­le ver­gisst. Du bist krea­tiv – krea­tiv im Umge­hen der von mir mit erar­bei­te­ten Vor­ga­ben für guten Unter­richt, ach nein, für eine gute Schu­le! Du struk­tu­rierst dich ein­fach so um, dass du das Neue mög­lichst lan­ge ver­mei­dest. Dabei gerätst du mehr und mehr ins Hin­ter­tref­fen, weil der Berg, den du irgend­wann auf­ho­len musst, immer grö­ßer wird. Eigent­lich tust du mir Leid, weil du dir letzt­end­lich selbst scha­dest, indem du dich der Freu­de und des Spa­ßes an dei­nem Beruf durch dei­ne Schutz­me­cha­nis­men beraubst. Und dann tust du mir nicht Leid, weil du schließ­lich neben dir selbst auch unse­re Kin­der beraubst.

Ich pran­ge­re dich an, du Prak­ti­ker â€¦

… weil du dir in dei­nem zur Schau getra­ge­nen Lei­den gefällst und es oft genug an die wei­ter­gibst, die nichts dafür kön­nen: unse­re Kinder!

… weil du nichts als Miss­trau­en für neue Ideen übrig hast, weil du grund­sätz­lich annimmst, dass etwas undurch­führ­bar sei, ohne es zumin­dest ver­sucht und erlebt zu haben.

… weil du in dei­ner Begrenzt­heit – Redest du auf Par­tys eigent­lich auch über ande­re Din­ge als Schu­le? – gar nicht mehr erken­nen kannst, dass dich vie­le Ideen ganz kon­kret in dei­nem Beruf unter­stüt­zen kön­nen, die du von vorn­her­ein ablehnst.

… weil dein Argu­ment, ich hät­te kei­ne Ahnung, weil ich nicht im Sys­tem Schu­le leb­te, kolos­sal nervt. Man kann Din­ge bes­ser wis­sen, ohne sie selbst zu machen.

Ich sage:

Die Visi­on ist kei­ne Arbeit im Ver­gleich zum Manage­ment des Chan­ge. Wenn wir unse­re Rol­len bei­de ernst neh­men, dann ver­wen­den wir 10% unse­rer Zeit auf die Visio­nen und 90% auf das Chan­ge-Manage­ment, weil das die Arbeit ist, bei der der Prak­ti­ker Hil­fe braucht und der Visio­när zei­gen kann, dass auch er Beton­sä­cke zu schlep­pen vermag.

Allgemeines Gasgesetz und Diagramme

Das all­ge­mei­ne Gas­ge­setz braucht man in der Schu­le oft in Zusam­men­hang mit dem Satz von Avo­ga­dro. Es stellt einen Zusam­men­hang zwi­schen Druck, Volu­men, Teil­chen­an­zahl und Tem­pe­ra­tur eines Gases her, berück­sich­tigt jedoch weder mög­li­che Anzie­hungs­kräf­te zwi­schen Gas­teil­chen, noch Abwei­chun­gen der Gas­teil­chen von der Kugel­form. Trotz­dem bil­det es eine gute Nähe­rung für vie­le „All­tags­ga­se“ und reicht für schu­li­sche Zwe­cke voll­kom­men aus.

    \[ (1) \;\;  p \cdot V = n \cdot R \cdot T \]

Bedeu­tung der ein­zel­nen Größen:

p: Druck in [kPa]1

V: Volu­men in [L]

n: Stoff­men­ge („Teil­chen­an­zahl“) in [mol]

R: all­ge­mei­ne Gaskonstante 

    \[ 8,3144621\frac{J}{mol \cdot K} \]

T: Ther­mo­dy­na­mi­sche Tem­pe­ra­tur [K]

1 In der Schu­le rech­net man ger­ne in hPa, weil das bes­ser zu der vor­mals gebräuch­li­chen Ein­heit mbar passt.

Exkurs – die Einheiten:

Damit der Term bei Umfor­mung auch immer hübsch in sich zusam­men­fällt, braucht es etwas Wis­sen um die Zusam­men­set­zung der Ein­hei­ten. Dabei gilt:

    \[ 1 Pa = 1 \frac{N}{m^2} \;\;\;\; \;\; 1J = 1 N \cdot m \]

… dann passt es spä­ter wie­der alles.

 Mit Hil­fe die­ses Geset­zes las­sen sich Dia­gram­me („Visua­li­sie­run­gen“) mit einer Tabel­len­kal­ku­la­ti­on erstel­len. Neu­lich habe ich in unse­rem Schul­buch die­se Dar­stel­lung ent­deckt (aus recht­li­chen Grün­den ana­log nachgestellt):

Mit der nach V umge­stell­ten Glei­chung (1) und p = 101,3kPa (1013 hPa) sowie n=1 kann man mit einer Tabel­len­kal­ku­la­ti­on sowas sehr schnell selbst machen.

    \[ (2) \;\;  V = \frac{1mol \cdot R \cdot T}{101,3kPa} \]

Das Dia­gramm ist trotz­dem eine didak­tisch lieb gemein­te Kata­stro­phe und eines Ban­ken­ver­kaufs­pro­spekts würdig.

Wer sieht es? Genau. Die y‑Achse wur­de beschnit­ten (oder die x‑Achse ver­scho­ben). Das kann man machen, soll­te es jedoch im Dia­gramm kenn­zeich­nen. Macht man es „rich­tig“, schaut es so aus:

Die didak­ti­schen Redu­zie­rer aus dem Schul­buch muss­ten noch eine gra­phi­sche Extra­po­la­ti­ons­auf­ga­be stel­len, um klar­zu­ma­chen, dass die Gera­de über­haupt an einer bestimm­ten bzw. für sie „gewoll­ten“ Stel­le die x‑Achse schnei­det (-273°C).

Das kann man mit dem „rich­ti­gen“ Dia­gramm auch noch machen, sieht aber auch vor­her viel leich­ter, dass vor dem Schnitt­punkt der Gera­den mit der x‑Achse das Volu­men nega­tiv wird – bis zur Ein­füh­rung der ther­mo­dy­na­mi­schen Tem­pe­ra­tur ist es dann kein gro­ßer Schritt mehr. Ist das geschafft, kann man auch sol­che Dia­gram­me von SuS beschrei­ben lassen:

Mög­li­che Fragen:

  1. Beschrei­be den Ver­lauf der Kur­ve. Erklä­re ihn mit dem Kugel­teil­chen­mo­dell.
  2. Stel­le Ver­mu­tun­gen dar­über an, wie die Kur­ve sich bei noch höhe­ren, bzw. noch nied­ri­ge­ren Wer­ten für p ent­wi­ckeln wird.
  3. Die Kur­ve wird nie­mals die x- oder y‑Achse errei­chen. Begrün­de, war­um die­se Aus­sa­ge kor­rekt ist.

Für den­je­ni­gen, den es inter­es­siert, hier noch das Tabel­len­blatt, wel­ches ich für die Berech­nung der Dia­gram­me genutzt habe (quick & dir­ty): ODS | XLS

Medien in der Schule vorhalten

Es gibt sie noch. Die Rega­le mit den Video­kas­set­ten aus grau­er Vor­zeit, die immer wie­der uner­laubt im Unter­richt her­hal­ten müs­sen, wenn es um das Zei­gen vor­geb­lich legen­dä­rer Ver­fil­mun­gen lite­ra­ri­scher Klein­ode geht um eigent­lich nur bewei­sen zu kön­nen, dass der Film eh nicht an das Ori­gi­nal her­an­kommt – stimmt ja auch: Die Hälf­te des Films ist durch Bild­stö­run­gen und Ton­aus­set­zer sowie­so nicht zu sehen.

www.ml-media.martinlietz.de / pixelio.de

Dann kam die DVD. End­lich ohne Schwie­rig­kei­ten zu bestimm­ten Kapi­teln sprin­gen oder sogar Wie­der­ho­lungs­schlei­fen pro­gram­mie­ren. Das Inter­face des DVD-Play­ers sah auch ähn­lich aus wie das des VHS-Rekor­ders und der Fern­se­her dar­über ist noch ein Fern­se­her – kennt man also. Dumm nur, dass extern gela­ger­te Sicher­heits­ko­pien von Ori­gi­nal-CDs, natür­lich mit allen Vor­führ­rech­ten, in stun­den­lan­ger Klein­ar­beit am hei­mi­schen PC gefer­tigt, in man­chen Play­ern ein­fach nicht lau­fen woll­ten. DVD‑R, DVD+R, DVD-RW, DVD+RW, DVD-RAM – frisst er es oder frisst er es nicht?  Film oder Stil­l­ar­beit – das ist hier die Frage!

Wäre es nicht schön…

  • … wenn ich frei wäh­len könn­te, mit wel­chem Gerät ich eine Datei abspiele?
  • … wenn unter­schied­li­che Gerä­te zur Wie­der­ga­be in einer Schu­le zur Ver­fü­gung stünden?
  • … wenn ich mei­ne Datei­en auch mit ande­ren tei­len könnte?
  • … wenn ande­re gleich­zei­tig zeit­ver­setzt die glei­che Datei abspie­len könnten?
  • … wenn ich das Inter­face vor­ge­be und nicht so eine blö­der, lang­haa­ri­ger Administrator?

Mit digi­ta­len Medi­en geht das erst­mal prin­zi­pi­ell. Man braucht aber immer sowas wie einen Com­pu­ter für die Wie­der­ga­be. Dabei funk­tio­niert das mit den DVD-Play­ern doch ganz gut.

DLNA als Lösungsansatz

DLNA (manch­mal auch upnp) ist eine klas­si­sche Midd­le­wa­re­lö­sung: Ein Ser­ver küm­mert sich um das Auf­fin­den und Indi­zie­ren von Medi­en und kom­mu­ni­ziert mit ver­schie­de­nen End­ge­rä­ten, Pro­gram­men oder Apps („Cli­ents“) z.B.

  • ein Note­book mit Win­dows Media Player
  • ein Handy/Tablet mit ent­spre­chen­der App
  • ein Bea­mer mit ein­ge­bau­tem DLNA-Client
  • ein Flach­bild­fern­se­her
  • eine Strea­ming­box, z.B. eine WD-Live

Nicht umsonst habe ich exem­pla­risch auf eine WD-Live ver­wie­sen: Man kann so eine Kis­te ein­fach mit in den Fern­seh­wa­gen packen, sie fühlt sich an wie ein grö­ßen­wahn­sin­ni­ger SAT-Recei­ver, den man von zu Hau­se kennt (und meist bedie­nen kann, da Fern­se­hen ja eine weit ver­brei­te­te Kul­tur­tech­nik darstellt).

Mit DLNA steu­ern nerdi­ge Men­schen schon heu­te ihre Hifi-Kom­po­nen­ten z.B. vom iPad aus, da DLNA auch die Steue­rung von Play­ern („Ren­de­rern“) über das Netz­werk zulässt. Man kann die Fern­be­die­nung der Strea­ming­box oder das eige­ne Han­dy neh­men – ganz nach Wunsch und Gewohnheit.

Sehr vie­le Gerä­te sind DLNA-fähig, z.B. bestimm­te exter­ne Fest­plat­ten, sodass man sich um die Kon­fi­gu­ra­ti­on nicht zu küm­mern braucht: Die Plat­te (nach­voll­zieh­ba­re Ord­ner­struk­tur vor­aus­ge­setzt) mit Medi­en befül­len, ins Schul­netz­werk ein­bin­den und schon kann es losgehen.

DLNA-Ser­ver sen­den per UDP. Es ist ihnen schnurz­pie­pe, ob die Daten auf der Gegen­sei­te ankom­men, weil Strea­ming nun­mal zeit­kri­tisch ist und Feh­ler­kor­rek­tur da nur stört oder das gan­ze Medi­um dann stockt – kennt man von You­Tube-Vide­os bei schma­ler Anbindung.

DLNA-Ser­ver selbst gemacht

Medi­atomb ist ein frei­er DLNA-Ser­ver, der oft zum Ein­satz kommt. Er lässt sich auf allen Debi­an­de­ri­va­ten (auch bei IServ…) mit einem

apt-get install mediatomb

auf die Plat­te holen und funk­tio­niert dann auch schon „out-of-the-box“. Das Web­in­ter­face des Ser­vers ist unter dem Port 49152 zu errei­chen (muss ggf. noch akti­viert wer­den, s.u.) und sieht dann so aus:

Ein Klick oben auf „File­sys­tem“ ermög­licht das Brow­sen durch das Datei­sys­tem des Ser­vers. In die­sem Bei­spiel lie­gen die Medi­en­da­tei­en unter /home/musik. Ein Klick auf das Plus­zei­chen oben rechts sorgt dafür, dass nun die Medi­en des selek­tier­ten Ord­ners in den Kata­log des Medi­en­ser­vers auf­ge­nom­men wer­den. Man kann das auch auto­ma­ti­sie­ren und einen Ord­ner regel­mä­ßig scan­nen las­sen. Dabei liest Medi­atomb natür­lich auch ID-Tags aus und stellt so zusätz­li­che Sor­tier­funk­tio­nen, etwa nach Inter­pret oder Titel bereit. Für unse­re Lösung an der Schu­le habe ich noch fol­gen­de Ver­än­de­run­gen an der Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­tei vor­ge­nom­men, die man bei Debi­an­de­ri­va­ten unter

/etc/mediatomb/config.xml

fin­det:

    <ui enab­led=„yes“ show-tooltips=„yes“>
      <accounts enab­led=„yes“ session-timeout=„30“>
        <account user=„medi­atomb“ pass­word=„geheim“/>
      </accounts>
    </ui>
    <name>Medi­aTomb</name>

Unter <ui> wird die Ober­flä­che ein­ge­schal­tet, der Pass­wort­schutz für das Web­in­ter­face akti­viert und ein Name fest­ge­legt, mit dem sich der Ser­ver beim Cli­ent meldet.

<import hidden-files=„no“>
    <filesystem-charset>UTF‑8</filesystem-charset>
    <metadata-charset>UTF‑8</metadata-charset>

Etwas wei­ter unten sor­gen zwei zusätz­li­che Ein­trä­ge dafür, dass Umlau­te und Son­der­zei­chen kor­rekt umge­setzt und an den Cli­ent wei­ter­ge­ge­ben werden.

Wenn man auf einem IServ medi­atomb in einem belie­bi­gen Grup­pen­ver­zeich­nis suchen lässt (bes­ser ist aller­dings eine eige­ne VM oder ein eige­ner phy­si­ka­li­scher Medi­en­ser­ver), kann ich z.B. abends eine Datei ins Schul­netz­werk hoch­la­den, die dann im gesam­ten Netz­werk von belie­bi­gen DLNA-fähi­gen Gerä­ten genutzt wer­den kann – ganz automatisch.

Ja, gibt’s denn dafür nicht das Internet?

Jein. In Nie­der­sach­sen sind vie­le sehr vie­le Medi­en inkl. Schul­funk­sen­dun­gen Lan­des­li­zen­zen erwor­ben wor­den, die nur inner­halb des Schul­net­zes wei­ter­ver­brei­tet wer­den dür­fen. Wei­ter­hin kann ich not­wen­di­ge Band­brei­ten inner­halb des Schul­net­zes um den Fak­tor 10–20 güns­ti­ger garan­tie­ren als über UMTS/LTE und Co. Ich fin­de den Gedan­ken reiz­voll, dass ich auch SuS eine Datei zen­tral nur Ver­fü­gung stel­len kann, die sie dann in ihrem Tem­po mit z.B. dem eige­nen Han­dy nut­zen kön­nen – ein­fach durch eine kur­ze Navi­ga­ti­on im DLNA-Cli­ent, so lan­ge sie im Schul­netz ein­ge­bucht sind. Nicht zu ver­ach­ten fin­de ich, dass jemand, der von einem Video­re­kor­der kommt, sich bei einer Strea­ming­box weit weni­ger umstel­len muss als bei z.B. einer Rech­ner-/Bea­mer­kom­bi­na­ti­on – es ist auch eine Fern­be­die­nung mit Play/Stop/RW/FF/Pause. Die Viel­zahl der ver­wend­ba­ren End­ge­rä­te und Ober­flä­chen (Apps) dürf­te jedem etwas bieten.

Nach­tei­le

DLNA ist für den Con­su­mer­be­reich kon­zi­piert, d.h. es soll­te schnell und unkom­pli­ziert lau­fen. Daher bringt DLNA kei­ne Nut­zer­ver­wal­tung mit. Jeder im Netz­werk kann mit dem DLNA-Ser­ver kom­mu­ni­zie­ren, der des­halb immer auf einer sepa­ra­ten Maschi­ne lau­fen soll­te. Akti­ve Ren­de­rer kön­nen von jedem Cli­ent aus gesteu­ert wer­den: Ich kann als Schü­ler sehen, dass auf dem Fern­se­her im Gebäu­de x gera­de Film y läuft und die­sen stop­pen oder gar durch einen ande­ren Film vom Medi­en­ser­ver erset­zen. Das lässt sich aber mit Fire­wall- und Rou­ting­ein­stel­lun­gen in den Griff bekom­men – oder durch päd­ago­gi­sche Ver­ein­ba­run­gen lösen.

Facebook, die Schufa und die Daten

Ges­tern schwapp­te eine Wel­le der Empö­rung durch das Netz, die bis heu­te anhält: Die Schufa forscht zusam­men mit dem HPI dar­an, frei ver­füg­ba­re Infor­ma­tio­nen aus dem Social­me­dia­be­reich mit in ihre Scoring­al­go­rith­men zu inte­grie­ren.  Kris­ti­an Köhn­topp sieht das als Ver­such der Schufa, sich selbst abzu­schaf­fen. Sei­ne These:

Gelingt es auf Basis von frei ver­füg­ba­ren Infor­ma­tio­nen eine von der der Wirt­schaft als ähn­lich ver­läss­lich emp­fun­de­ne Scoring­in­fra­struk­tur auf­zu­bau­en, so kann das mit der heu­te zur Ver­fü­gung ste­hen­den Rechen­ka­pa­zi­tät eigent­lich jeder mit­tel­mä­ßig mit Kapi­tal aus­ge­stat­te­te Inves­tor machen.

Noch­mal: Es geht nicht dar­um, ob ein sol­ches Scoring irgend­was Sinn­vol­les abbil­det. Es geht allein dar­um, dass das, was es abbil­det, von den Kun­den als ver­läss­lich emp­fun­den wird. Die Dis­kus­si­on in sei­nen Blog ist bemer­kens­wert und wirft eigent­lich alles an Fra­gen auf, was dazu gestellt wer­den muss:

  • Ist eine Regu­lie­rung der Daten­ver­ar­bei­tung durch Geset­ze mög­lich, ohne dass es zu immensen gesell­schaft­li­chen Kol­la­te­ral­schä­den kommt?
  • Ist eine Offen­le­gung der Scoring­al­go­rith­men gesetz­lich gegen die gesam­mel­ten Inter­es­sen der Wirt­schaft durchsetzbar?
  • Ist Kom­mu­ni­ka­ti­on auf Twit­ter und Co. „pri­vat“ und z.B. mit einem Tele­fon­ge­spräch ver­gleich­bar, das nur unter hohen gesetz­li­chen Hür­den durch Drit­te ver­wert­bar wird?

Ich den­ke:

Mit frei ver­füg­ba­ren Daten, d.h. Daten, die durch eine offe­ne Schnitt­stel­le abge­saugt wer­den kön­nen, wird tech­nisch das gemacht wer­den, was tech­nisch mög­lich ist.

Wenn nicht hier, dann eben an einem Ort, der nicht regu­liert ist. Das Netz kennt kei­ne Schran­ken oder Gren­zen. Goog­le macht es vor – Goog­le macht vie­le Sachen, weil Goog­le es kann, nicht weil es auf den ers­ten Blick sinn­voll ist.

Moral als Instanz greift nicht, allen­falls zur Bewer­tung, die aber nie­man­den in die­sem Kon­text etwas nützt.

Man kann Din­ge mora­lisch ver­werf­lich fin­den und etwas anpran­gern – nur ändern wird man dadurch nichts. Man kann Geset­ze und Regu­lie­run­gen schaf­fen. Nur ändern wird man dadurch nichts, solan­ge es nicht welt­weit gül­ti­ge Regeln gibt. Das ist das Neue. Es wird vor­erst kein Meis­ter kom­men, der den ver­rückt spie­len­de Besen, den wir selbst ver­zau­bert haben, wie­der in die Schran­ken weist.

Und das ist erst der Anfang. Es gibt noch viel mehr Daten in sozia­len Net­zen, die für irgend­wen einen Wert haben. Das ist das Geschäfts­mo­dell. Viel­leicht sehen wir bald pri­va­ten Kran­ken­kas­sen, die aus Tweets das Ver­si­che­rungs­ri­si­ko bestim­men? Viel­leicht sehen wir Fir­men, die aus Zeit­punk­ten von Tweets Leis­tungs­da­ten von poten­ti­el­len Mit­ar­bei­ten­den errechnen.

Kris­ti­an Köhn­topps Lösung ist Ver­hal­ten und zwar Ver­hal­ten vor dem Hin­ter­grund des Wis­sens um die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten der Daten­ver­ar­bei­tung. Einem Kris­ti­an Köhn­topp traue ich das zu. Einem tou­ch­en­den Anwen­der nicht. Der möch­te nicht ver­ste­hen, der möch­te nut­zen. Zum Ler­nen zwin­gen kann man nie­man­den. Je wei­ter man den Men­schen von der Tech­nik ent­fernt, des­to leich­ter wird Bedie­nung – kei­ne Fra­ge. Aber Ver­hal­ten vor dem Hin­ter­grund tech­ni­scher Mög­lich­kei­ten wird immer unmög­li­cher. Das hal­te ich für eine gelun­ge­ne, wirt­schaft­li­che Stra­te­gie zur Gewinn­ma­xi­mie­rung und Kundenbindung.

Dage­gen: Geset­ze? Moral? Ethik? Ich bin gespannt auf die Zukunft und küm­me­re mich auf jeden Fall immer wie­der um Technik.

Über das Ausspähen von Daten

Ich nut­ze gera­de infla­tio­när güns­ti­ge WLAN-Rou­ter von TP-Link, die ich mit einer alter­na­ti­ven Firm­ware aus­stat­te, um das WLAN-Netz der Schu­le zu opti­mie­ren. Die Firm­ware ver­fügt über eine SNMP-Funk­ti­on, mit der ich so eini­ges aus den Gerä­ten mit Hil­fe von Cac­ti – einem kom­for­ta­blen Front­end für RRD­Tool – aus­le­sen kann. Da kommt dann z.B. so etwas her­aus (kli­cken zum Vergrößern):

Auf der y‑Achse ist im ers­ten Dia­gramm die Anzahl der in die­sen Acces­s­point ein­ge­buch­ten Cli­ents auf­ge­tra­gen, im zwei­ten der ein- und aus­ge­hen­de Gesamttraf­fic (Daten­ver­kehr). Die x‑Achse bil­det einen Zeit­strahl der zurück­lie­gen­den Woche. Der WLAN-Teil des Rou­ters ist außer­halb der Schul­zeit deak­ti­viert. Was sagen mir die­se Daten?:

  • Die­ser Rou­ter­typ ver­sorgt pro­blem­los elf mobi­le Gerä­te gleich­zei­tig (aus Par­al­lel­mes­sun­gen weiß ich, dass es bis zu 18 sein können)
  • Der Rou­ter hat ein Pro­blem mit der kor­rek­ten Mel­dung der Basis­li­nie (ein Phan­tomcli­ent bleibt auch nach der Abschal­tung des WLAN-Chips)
  • Die­ser Rou­ter ist über einen Zeit­raum x am Leben gewesen
  • Wir haben viel out­bound-Traf­fic (was für das Inter­net eher unge­wöhn­lich ist, sich aber durch die Schul­cloud erklärt, über die der Datei­aus­tausch läuft)
  • Die Daten­men­ge, die die­ser Acces­s­point bewäl­tigt, ist doch eher gering

Die­se Daten brau­che ich, um zu ent­schei­den, wo ein wei­te­rer Aus­bau des WLAN not­wen­dig ist. Ich kann so recht früh­zei­tig Aus­fäl­le von Acces­s­points oder das Auf­tre­ten von merk­wür­di­gen Daten­men­gen iden­ti­fi­zie­ren. Die­se Daten sind über alle Nut­zer des WLAN gemit­telt und daher nicht per­so­na­li­sier­bar, selbst wenn ich es woll­te. Ich kann z.B. sagen, dass zu einem Zeit­punkt x extrem viel „gesaugt“ wur­de, aber nicht von wem oder ob das schlicht und ergrei­fend die ISO-Datei für den Kol­le­gen oder ein aktu­el­ler Kino­film war. Die­se Mes­sun­gen die­nen allein dazu, pro­ak­tiv auf Stö­run­gen und Eng­päs­se reagie­ren zu kön­nen, bevor der Frust mei­ner „Kun­den“ zu groß wird.

Wäre ich die Con­tent-Indus­trie, müss­te ich, um mei­ne Rech­te 100%ig zu schüt­zen, wei­te­re Daten erhe­ben – tech­nisch mög­lich, aber eine gan­ze Ecke auf­wen­di­ger, da ver­schie­de­ne Daten­be­stän­de ver­knüpft wer­den müs­sen (z.B. DHCP‑, Pro­xy- und SNMP-Daten):

  • die MAC-Adres­se des ein­ge­buch­ten Geräts
  • die von die­sem Gerät abge­ru­fe­nen Internetseiten
  • die Inhal­te von jedem Daten­pa­ket, wel­ches zwi­schen Acces­s­point und End­ge­rät aus­ge­tauscht wird
  • usw.

Zu deutsch: Von jedem läge offen, was er/sie wann und wo im Netz gemacht hat. Ich bin froh, dass ich das nicht kann, will und darf. Ich bin froh, dass es im Fal­le von Straf­tat­be­stän­den eine Ermitt­lungs­be­hör­de gibt, die dafür vor­ge­se­hen und hof­fent­lich auch gut aus­ge­bil­det ist, ent­spre­chen­de Foren­sik zu betrei­ben. Die­se kann in einem begrün­de­ten Ver­dachts­fall einen rich­ter­li­chen Beschluss erwir­ken, nach dem ent­we­der ein paar Men­schen mit unse­rem Ser­ver unter dem Arm die Schu­le ver­las­sen oder hier zusätz­li­che Tech­nik auf­stel­len. Das ist nicht mei­ne Auf­ga­be, weil ich sowas wie ein tech­ni­scher Dienst­leis­ter bin – nicht mehr und nicht weniger.

Wel­che Aus­wir­kun­gen hät­te es auf mei­ne Schu­le, wenn bekannt wür­de, dass sys­te­ma­tisch Daten geloggt und aus­ge­wer­tet wer­den – wenn sich nie­mand mehr sicher sein kann, bei einer elek­tro­ni­schen Inter­ak­ti­on mit der Ver­trau­ens­leh­re­rin nicht „belauscht“ oder „auf­ge­zeich­net“ zu wer­den? Wie wäre es dann wohl um den Ein­satz „neu­er Medi­en“ im Unter­richt bestellt?

Wel­che Gesell­schaft hät­ten wir, wenn wir den Ansprü­chen von eini­gen Urhe­bern mit allen uns zur Ver­fü­gung ste­hen­den tech­ni­schen Mit­teln begeg­nen wür­den? Man kann das tech­nisch lösen. Das Pro­blem ist aber kein tech­ni­sches (wie mein Wunsch noch WLAN-Opti­mie­rung), son­dern ein sozio­lo­gi­sches: Wol­len wir wirk­lich in dem Bewusst­sein leben, dass unse­re gesam­te Kom­mu­ni­ka­ti­on stän­dig nach „Ver­bo­te­nem“ gescannt wird? Wol­len wir Pro­vi­dern und Dienst­leis­tern – als zivi­le Orga­ne – die­se Auf­ga­be wirk­lich über­tra­gen – schließ­lich hät­ten sie dann auch die „Daten­ho­heit“? Ich wür­de die­se Auf­ga­be nicht wol­len. Und die Urhe­ber wür­den bestimmt eine sol­che Gesell­schaft nicht wollen.

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