Bastard Operator from Hell (BOFH)

Als Admi­nis­tra­tor schwelgt man hin und wie­der in All­machts­fan­ta­sien. Wenn man sei­ne User soweit erzo­gen hat, dass sie die vage Mög­lich­keit ver­wer­fen, der Admi­nis­tra­tor sei fehl­bar und statt­des­sen de Feh­ler bei sich selbst suchen, hat man eini­ges erreicht. Man ist Zau­be­rer, geni­al und die User wun­dern sich, wie ein ein­zel­ner Mensch so viel hin­be­kom­men kann. Aber es ist kei­ne Zau­be­rei – es ist infor­ma­ti­sche Grund­bil­dung, bzw. basiert darauf.

Die­se Situa­ti­on ist eine ihrer Struk­tur nach auto­ri­tä­re und basiert auf Wis­sens- und Kom­pe­tenz­un­ter­schie­den. Die­se Struk­tur ist sehr, sehr gefähr­lich und nicht umsonst hat auch an Schu­len der Gesetz­ge­ber Instan­zen erson­nen, die die Arbeit von Admi­nis­tra­to­ren kon­trol­lie­ren soll­ten – z.B. Daten­schutz­be­auf­trag­te oder Schul­lei­tun­gen. Wahr­schein­li­cher scheint mir, das vie­le Admi­nis­tra­to­ren an Schu­len im Prin­zip Stake­hol­der in ideel­len Macht­po­si­tio­nen sind, deren Ein­fluss in den nächs­ten Jah­ren expan­die­ren wird. Auch das ist ein Pro­blem. Vor allem auch für die Schul­ent­wick­lung, für die ich ohne IT-gestütz­te Ver­fah­ren kei­nen Frei­raum sehe.

Ich arbei­te daher in mei­nem Land­kreis mit an einem Pro­jekt, die­ses Pro­blem zu ent­schär­fen durch Struk­tu­ren, die nicht auf dem Prin­zip der ideel­len Macht basie­ren. Ich arbei­te im Prin­zip mit dar­an, mich selbst in der Funk­ti­on eines Admi­nis­tra­tor abzuschaffen.

Wenn ich sehr böse wäre, könn­te ich viel­leicht ver­sucht sein, fol­gen­de Din­ge zu tun (in jeder Geschich­te sind Feh­ler eingebaut).

Akt 1:

Das Ende der Som­mer­fe­ri­en naht. Ich habe kei­nen Bock auf Unter­richt. Mal über­le­gen. Ach, da gibt es ja die Schul­buch­aus­lei­he, die mitt­ler­wei­le kom­plett IT-gestützt arbei­tet. Ohne Bücher kein Unter­richt. Kli­cke­di­kli­cke­dik­lack – ein­fach mal ein MyS­QL-State­ment, wel­ches die Daten­bank von der Kon­so­le aus zer­fetzt. Hihi.

Der Anruf dau­ert nicht lan­ge: „Wir kön­nen über­haupt kei­ne Daten mehr abru­fen und ver­wal­ten! – Die SuS brau­chen ihre Bücher, drin­gend“ Ich so: „Oh. Da hat wohl die Fest­plat­te einen ihrer Schreib­feh­ler gemacht, die sta­tis­tisch ja immer auf­tre­ten. Da reicht ja schon ein Meson aus dem Welt­all.“ Sie so: „Aha, UND JETZT?“ Ich: „Oach, ich rufe mal den Chef an, damit der mich für zwei Tage frei­stellt, damit ich das wie­der fli­cken kann, das ist ja schon inte­gral für die Schule.“

Zwei Tage spä­ter habe ich den neu­en Ego­shoo­ter durch und spie­le dann inner­halb von fünf Minu­ten eine der Siche­run­gen ein. Natür­lich wird mir für mei­nen Ein­satz auf der nächs­ten Dienst­ver­samm­lung über­schwäng­lich gedankt. Man, ich sah aber auch echt gerä­dert nach den zwei durch­ge­zock­ten Näch­ten aus.

Akt 2:

Boah, was geht mir der Koor­di­na­tor da auf den Sack mit sei­ner Pene­tranz, was das Aus­fül­len die­ser idio­ti­schen Kurs­hef­te angeht. Na, dann wol­len wir mal sei­ne Pen­si­on etwas kür­zen. Sein häus­li­ches WLAN strahlt in kla­rer Win­ter­nacht recht weit in die Natur. Mal schnell einen klei­ne Raspi mit Akku vor sei­nem Haus in die Bota­nik gewor­fen und den WLAN-Schlüs­sel bru­teforcen. Lang­wei­lig. Dau­ert nicht mal zwei Tage. Jetzt noch die MAC-Adres­se sei­nes Rech­ners abfi­schen, ein wenig MAC-Spoo­fing und schon habe ich sei­ne IP, unter der ich dann mal ein­schlä­gi­ges Mate­ri­al auf den Schul­ser­ver in sei­nen Account lade – das mit dem Pass­wort war nicht wei­ter schwie­rig, weil er den Datei- und Mai­l­aus­tausch über unver­schlüs­sel­te Ver­bin­dun­gen abwickelt.

Mit betre­te­ner Mie­ne klop­fe ich zwei Tage spä­ter beim Chef. Das Moni­to­ring hät­te rou­ti­ne­mä­ßig die Datei­grö­ßen über­prüft und sei dabei auf eine HD-Datei gesto­ßen, die … Dau­er­te kei­ne Woche, dann saß der Kna­be beim Dienst­herrn. Sprach sich natür­lich auch im Ort her­um. Hat sich dann irgend­wann ver­set­zen las­sen. Die Ehe hat es wohl überlebt.

Akt 3:

Die haben da so ein Bezahl­ter­mi­nal gelie­fert und in der Men­sa auf­ge­stellt. War erst nicht in mei­nem Netz, bis dann raus­kam, dass eini­ge SuS das Ding zum Sur­fen nutz­ten. Jetzt steht das Ding in mei­nem VLAN und mein Chip zum Bezah­len des Mit­tag­essens ist ja chro­nisch leer. Mal ein wenig Wireshark lau­fen las­sen – hm, eine ver­schlüs­sel­te Ver­bin­dung. Oach, ich knal­le dem Gerät ein­fach den Root­key mei­ner eige­nen CA rein und kann so die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Man-in-the-midd­le auf­bre­chen. Was an eini­gen Schwei­zer Schu­len zum Fil­tern des Inter­net­ver­kehrs für SuS genutzt wird, kann ja nicht so böse sein. So. Der Mar­vin lädt gera­de sei­nen Chip auf. Dank der dil­le­tan­ti­schen Umset­zung des Ses­sion­ma­nage­ments kann ich das Geld etwas umlei­ten. Jetzt aber schnell abm­amp­fen, bevor Mar­vins Eltern mer­ken, dass der Bank­ein­zug nicht zur Auf­la­dung des Chips führte. 

Die Geschich­ten machen aber klar, was ein gewief­ter Auto­di­dakt im Prin­zip tun könn­te. Die Opfer sind dem ohne infor­ma­ti­sches Grund­wis­sen wehr­los aus­ge­setzt. Beson­ders bit­ter fin­de ich die zwei­te Geschich­te. Ein Anwalt müss­te ver­su­chen, die „Bewei­se“ zu ent­kräf­ten und es steht die Aus­sa­ge einer „kom­pe­ten­ten Per­son“ und es ste­hen Log­da­tei­en dage­gen – zudem müss­te man erst auf die Idee kom­men, wie die­ser Angriff funk­tio­niert (es ist übri­gens wahr­schein­lich viel leich­ter, das über das Han­dy des Opfers zu machen). Außer­dem hät­te unser Admi­nis­tra­tor wahr­schein­lich sogar auch Zeit, sei­ne Taten noch wei­ter zu verschleiern.

Ich bin der Mei­nung, dass wir infor­ma­ti­sche Grund­bil­dung flä­chen­de­ckend benötigen.

Ich muss doch auch nicht ver­ste­hen, wie der Motor eines Autos funk­tio­niert, um von A nach B zu kommen!“

Das Argu­ment hal­te ich für falsch. Auto­fah­ren betrifft einen Teil­be­reich der Mobi­li­tät – das Digi­ta­le bestimmt mitt­ler­wei­le extrem vie­le Lebensbereich.

Die Stun­den­plä­ne sind doch jetzt schon total voll. Wel­ches Fach soll denn dafür entfallen?“

Kei­nes. Um es mit Gun­ter Dueck zu sagen: „Dafür muss nichts wei­chen, das müs­sen wir jetzt eben auch noch machen!“, weil 

  • Wis­sen und Kom­pe­ten­zen in die­sem Bereich Stand­ort­fak­to­ren für jede Regi­on in Deutsch­land sein werden.
  • Wis­sen und Kom­pe­ten­zen in die­sem Bereich wich­tig für die Teil­ha­be an demo­kra­ti­schen Pro­zes­sen sein wer­den – war­um leh­nen Infor­ma­ti­ker z.B. elek­tro­ni­sche Wah­len vehe­ment oft ab?
  • Infor­mel­le Selbst­be­stim­mung als Grund­recht ohne Wis­sen und Kom­pe­ten­zen in die­sem Bereich ein Witz ist.

Ich fin­de, das reicht auch schon an Begründung.

Noch ein Sei­ten­hieb: Medi­en­kom­pe­tenz erscheint offen­bar eini­gen Play­ern als Ersatz oder Mög­lich­keit, erst­mal „rea­lis­tisch“ zu begin­nen. Ich hal­te Kom­pe­ten­zen ohne soli­de Wis­sens­grund­la­ge für weit­ge­hend sinn­be­freit – Gesprä­che mit Aus­bil­dungs­be­trie­ben und Ver­wal­tun­gen bestär­ken mich in die­ser Annahme.

Blogparade: Lehrer von morgen heute denken.

Dejan Miha­j­lo­vic ruft zu einer Blog­pa­ra­de zum Pro­fil kom­men­der Lehr­kräf­te auf. Ich ver­su­che, das mal auf fünf Punk­te ein­zu­damp­fen. Die Lehr­kraft von morgen

  • ver­fügt über pro­fun­des, ver­netz­tes und stets hin­ter­frag­tes Fach­wis­sen und steht damit über dem Stoff, den sie vermittelt.
  • ist in der Lage, Schul­ent­wick­lung über die Bedürf­nis­se der eige­nen Per­son hin­aus mit­zu­ge­stal­ten oder mitzutragen.
  • ist in der Lage, eige­ne Denk- und Unter­richts­struk­tu­ren zu hin­ter­fra­gen und weiterzuentwickeln.
  • erkennt den Wert explo­ra­ti­ven und expe­ri­men­tier­freu­di­gen Ver­hal­tens und nimmt das nicht als Belas­tung wahr.
  • stelllt sich immer wie­der der Rück­mel­dung ande­rer Men­schen, mit denen es in einem Team arbeitet.

Ich glau­be, das reicht dann auch schon. Es zeigt aber auch den Kern der Problematik:

  1. Wie wäh­le ich Lehr­per­so­nen dann aus?
  2. Wel­che die­ser Eigen­schaf­ten sind ver­mit­tel­bar und wel­che nicht?
  3. Wer ver­mit­telt wie?
  4. Ist das dahin­ter­ste­hen­de Men­schen­bild realistisch?

Wasmanie und Komplexitätsreduktion

Bei der Dis­kus­si­on um Ver­än­de­run­gen in der Schu­le wer­den m.E. zwei schwer­wie­gen­de Feh­ler gemacht:

  1. Es gibt vie­le Defi­ni­tio­nen (z.B. Wis­sens­be­griff, Lern­be­griff, Medi­en­be­griff) und For­mu­lie­run­gen „wie Schu­le sein soll“. Ich nen­ne die­se Kon­zep­te „Was­ma­tisch“ – die beschrei­ben, was gesche­hen soll. Es gibt so gut wie kei­ne Trans­for­ma­ti­ons­for­schung dazu, wie man dahin­kommt. Das über­lässt man dem Sys­tem selbst und wun­dert sich, ja ist manch­mal sogar nahe­zu kind­lich-ver­bockt, wenn da nichts passiert.
  2. Man greift sich Aspek­te aus dem Sys­tem her­aus: „Was macht den guten Leh­rer aus?“, „Wie muss ein Klas­sen­raum aus­ge­stat­tet sein?“, „Die zehn bes­ten Apps für den Unter­richt – übri­gens jede Woche gibt es zehn neue“ usw. – eine iso­lier­te Ver­än­de­rung einer Kom­po­nen­te wird im Sys­tem nichts ändern, weil sich sel­bi­ges ein­fach so umkon­fi­gu­riert, dass die Aus­wir­kun­gen der Stö­rung mini­miert wer­den. Man kann z.B. „Tablet­klas­sen“ nicht erfolg­reich iso­liert den­ken. Das ist Komplexitätsreduktion.

Ich docke mit die­sem Arti­kel an Herr Lar­bigs lesens­wer­te Gedan­ken zum Aus­blei­ben der Revo­lu­ti­on im Schul­sys­tem an. Span­nend ist für mich sei­ne Abkehr von z.B. dem Kon­zept „iPad-Klas­se“, weil mei­ne Ein­stel­lung zu sol­chen Set­tings über die Jah­ren ben­falls grund­le­gend anders gewor­den ist und sich mitt­ler­wei­le mit der von Thors­ten deckt.

Was heißt „das System definiert sich um“?

Mir fällt zur Erklä­rung kein bes­se­res Bei­spiel als das Che­mi­sche Gleich­ge­wicht ein – ein fun­da­men­ta­les natur­wis­sen­schaft­li­ches Konzept.

Aus­gangs­si­ta­ti­on:

Wir haben ein Bäl­le­bad, wel­ches in der Mit­te geteilt ist. Ein jedem Bäl­le­bad befin­det sich eine Anzahl von Wer­fern – ein Team. Die Auf­ga­be besteht dar­in, die Bäl­le aus der eige­nen Hälf­te mög­lichst voll­stän­dig in die geg­ne­ri­sche zu wer­fen. Das grü­ne Team ist das stärkere.

syst_gleichgewicht_01

Nach einer Weile:

syst_gleichgewicht_02

Das grü­ne Team ist zwar die stär­ke­re, jedoch hat es nach einer Wei­le im Schnitt weni­ger Bäl­le im Feld, die es län­ger suchen muss. Daher kann es die Bäl­le nicht so schnell zurück­wer­fen wie das blaue Team, das zwar schwä­cher ist, aber viel schnel­ler Bäl­le zum Wer­fen findet.

Es kann Situa­tio­nen geben, in denen die Bäl­le anders ver­teilt sind, aber über die Zeit wird sich ein Mit­tel­wert ein­pen­deln – in die­sem Fall von 15 Bäl­len im blau­en und 5 Bäl­len im grü­nen Feld. In der Che­mie wür­de man jetzt die Anzahl der Bäl­le im grü­nen Feld durch die Anzahl der Bäl­le im blau­en Feld tei­len und fest­stel­len, dass über die Zeit gese­hen eine Kon­stan­te dabei her­aus­kommt ( 5:15 = 1/3 ).

Noch ein Nach­trag, der mir im Kon­text von Dis­kus­sio­nen der letz­ten Tage zu die­sem Arti­kel wich­tig erscheint: Bezo­gen auf Schu­le han­delt es sich bei den Spie­lern im Feld NICHT um Men­schen, z.B. Digi-Leh­rer gegen Ana­log-Leh­rer oder ande­re Ste­reo­ty­pe. Viel­mehr sind abs­trak­te Kräf­te am Werk, z.B. „Reform­druck“ und „Bewah­rungs­stra­te­gien“. Die Kräf­te sind lei­der oft kon­trär. Das darf man ger­ne leug­nen, aber das ändert dar­an nichts. Ein wün­schens­wer­tes Mit­ein­an­der basiert dann auf Din­gen wie Ver­ständ­nis, Ernst­neh­men, Inter­es­se auf bei­den Sei­ten – d.h. es geht dar­um, abs­trak­te Kräf­te zu beein­flus­sen. Bezo­gen auf die Che­mie ist die­ses Bild völ­lig neu­tral. Teil­chen haben eine Natur, sie „wol­len“ nichts, son­dern stre­ben ledig­lich nach der Erfül­lung phy­si­ka­li­scher Geset­ze (z.B. einem ener­ge­tisch güns­ti­gen Zustand) – Was u.U. aber auch für Men­schen gilt – aber das ist eine ande­re Geschichte.

 

Das Wesent­li­che:

In unse­rem klei­nen Sys­tem pas­siert ganz viel – stän­dig flie­gen Bäl­le hin und her (manch­mal mag es sogar schei­nen, als gewän­ne Team grün), aber trotz­dem bleibt das Anzahl­ver­hält­nis der Bäl­le in den jewei­li­gen Fel­dern im Mit­tel kon­stant. Das Sys­tem befin­det sich in einer Art Gleich­ge­wicht. Wir Che­mi­ker nen­nen das ein dyna­mi­sches Gleichgewicht.

Die Stö­rung:

Nun kann es sein, dass ein Spie­ler des blau­en Teams eine Tak­tik ent­wi­ckelt, mit der es mög­lich ist, die Bäl­le schnel­ler ins ande­re Feld zu wer­fen. Die­se Tak­tik wird nun von allen Team­mit­glie­dern adap­tiert. Dadurch ändert sich die Bäl­le­ver­tei­lung. Aber die­se Tak­tik­än­de­rung hat auch Fol­gen für die Stra­te­gie des grü­nen Teams, das sich auf die nun ver­än­der­ten Bedin­gun­gen ein­stellt und ja immer noch gewin­nen will. Da die Bäl­le­ver­tei­lung in den Fel­dern für die Geschwin­dig­keit des Zurück­wer­fens immer noch eine Rol­le spielt, kehrt das Sys­tem irgend­wann in sei­ne Aus­gangs­la­ge zurück.

Auch ein ein­zel­ner Team­play­er, der sich ganz beson­ders anstrengt, ver­liert irgend­wann sei­ne Kraft und wird in sei­nen Leis­tun­gen dann von dem ande­ren Team mit dann mehr kon­di­tio­nel­len Reser­ven kompensiert.

Das Sys­tem kon­fi­gu­riert sich bei Stö­run­gen also immer so um, dass die Aus­wir­kun­gen der Stö­rung mini­miert werden.

Das Digitale als Störung

Das Digi­ta­le ist eine Stö­rung im (Schul-)System, mit der es (noch) nicht gut umge­hen kann. Mit dem Digi­ta­len ist – genau wie z.B. mit einem beson­ders enga­gier­ten Spie­ler – oft die Hoff­nung auf eine Sys­tem­än­de­rung ver­bun­den. Das Sys­tem sucht aber nach Kom­pen­sa­ti­ons­mög­lich­kei­ten – nicht aus Bos­haf­tig­keit, son­dern weil genau das sei­ne Natur ist. Typi­sche Kom­pen­sa­ti­ons­mög­lich­kei­ten sind:

  • Ver­bo­te
  • In mei­nen Augen viel schlim­mer: Über­tra­gung ana­lo­ger Arbeits­for­men in den digi­ta­len Raum

Es gibt m.E. kei­nen Mehr­wert, statt eines Schul­hef­tes ein Blog zu füh­ren, solan­ge man die ver­än­der­ten kol­la­bo­ra­ti­ven Mög­lich­kei­ten des Blogs (z.B. Peer-Review, asyn­chro­ne Feed­back­pro­zes­se etc.) nicht nutzt.

Komplexitätsreduktion

Das Sys­tem von oben ist unglaub­lich sim­pli­fi­ziert, da es nur eine Sor­te an Bäl­len gibt und das Spiel ziem­lich ein­fach struk­tu­riert ist. Es könn­te ja z.B. auch so sein, dass ein jedem Feld Beu­tel mit bestimm­ten Anzah­len ver­schie­den­far­bi­ger Bäl­le gepackt wer­den müs­sen, die man dann ins geg­ne­ri­sche Feld wirft, wo dann die Beu­tel wie­der­um umsor­tiert zurück­ge­wor­fen wer­den. Dann ist die Sys­tem­kon­stan­te nicht mehr durch ein ein­fa­che Zäh­lung bzw. Quo­ti­en­ten­bil­dung zu bestim­men, son­dern viel­leicht durch sowas hier:

    \[ K\textsubscript{(Ausstattung, gesellschaftliche Anerkennung)}=\frac{Ressourcen^4 \cdot Reformabwehr}{Innovationsf{\"a}higkeit \cdot Selbstschutz} \]

Wenn ich in die­sem nicht zuen­de gedach­ten Bei­spiel z.B. die Res­sour­cen erhöh­te, wächst eben der Selbst­schutz­fak­tor zur Kom­pen­sa­ti­on. K selbst bleibt kon­stant – die Aus­wir­kung der „Stö­rung“ ist minimiert.

Man tut aber oft so, als wür­de sich durch Kon­zep­te, die einen bestimm­ten Bereich beackern, irgend­et­was Sub­stan­ti­el­les ändern. Damit ver­kennt man in mei­nen Augen die Kom­ple­xi­tät und die Kom­pen­sa­ti­ons­kom­pe­tenz des Sys­tems vollkommen.

Wenn ich z.B. über eine Prä­sen­ta­ti­ons­lö­sung Arbeits­blät­ter vom Platz der Schü­ler aus­fül­len und prä­sen­tie­ren las­se, mache ich ja nichts Neu­es, son­dern ledig­lich etwas Ana­lo­ges 1:1 digi­tal. Die Denk­wei­se hin­ter dem Arbeits­blatt ändert sich dadurch ja nicht – es wird halt nur etwas beque­mer und ver­spiel­ter im Klas­sen­raum. Die Aus­stat­tung wird ver­bes­sert, aber ande­re Din­ge regu­lie­ren sich dann ein­fach anders ein.

Was tun?

Ein­stein soll angeb­lich gesagt haben:

Pro­ble­me kann man nie­mals mit der­sel­ben Denk­wei­se lösen, durch die sie ent­stan­den sind.

Wenn Schu­le sich ver­än­dern soll, rei­chen alte geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Stra­te­gien wie „Begriffs­bil­dung“, „Beschrei­bung“, „Ana­ly­se“ nicht aus, um den Ver­än­de­rungs­pro­zess nach­hal­tig zu imple­men­tie­ren. Es braucht neue Ansät­ze, auf übri­gens sehr vie­len gesell­schaft­li­chen Ebe­nen, z.B. For­schung dar­über, wie Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se gelin­gen kön­nen, die man bis­her ger­ne dem Sys­tem selbst über­lässt und die­sem dann vor­wirft, es „begeg­ne“ den „neu­en Her­aus­for­de­run­gen“ nicht hin­läng­lich. Wann wird nicht umhin­kön­nen, die beque­me (und risi­ko­lo­se) „Was­ma­nie“ zu ver­las­sen und sich dem „Wie“ zuzu­wen­den. Ich kann mir natür­lich ger­ne ein neu­es Sys­tem wün­schen oder eben mit dem arbei­ten, was nun­mal da ist.

Und wieder zwei Diktate zur Getrennt- und Zusammenschreibung

Ich dies­mal die ent­spre­chen­den Refe­ren­zen direkt bei den Wor­ten zur Kon­trol­le für euch ver­linkt. Lei­der löst in mei­nen Augen der Duden die Regeln nicht ganz kon­se­quent und scheint sich in Tei­len auch der tat­säch­li­chen Pra­xis prag­ma­tisch anzupassen.

Dies­mal habe ich im Prin­zip nur drei Regeln vermittelt:

  1. Die Getrennt­schrei­bung ist die Regel.
  2. Dies gilt nicht bei Nominalisierungen.
  3. Dies gilt nicht, wenn eine über­tra­ge­ne Bedeu­tung vorliegt.

Im Wesent­li­chen klappt es mit die­sem redu­zier­ten Regel­satz. Die emp­foh­le­ne Schrei­bung des Wor­tes „leicht machen / leicht­ma­chen“ ist aus mei­ner Sicht durch den Duden hier inkon­se­quent gelöst. Wenn ich ein Flug­zeug leicht mache (es um Gewicht erleich­te­re), liegt in mei­nen Augen die wört­li­che Bedeu­tung vor (Getrennt­schrei­bung), wenn ich es durch ein anspruch­lo­ses Dik­tat einem Schü­ler leicht­ma­che, die über­tra­ge­ne. Der Duden schlägt in bei­den Fäl­len die Getrennt­schrei­bung vor, obwohl es hier ja einen seman­ti­schen Unter­schied gibt.

Die meis­te Wör­ter sind in der Unter­richts­ein­heit ent­we­der geübt wor­den, die SuS haben in Word­Press mit dem Quiz-Script-Frame­work die­se als Bei­spie­le in ihren selbst­ge­stal­te­ten Übun­gen ver­wen­det oder die Wor­te stan­den auf einer Lernliste.

Dik­tat 1 (ca. 225 Wörter):

Die Rege­lung zum Nach­schrei­ben von Klau­su­ren und Klas­sen­ar­bei­ten am all­ge­mein­bil­den­den (auch all­ge­mein bil­den­den) Kepp­ler-Gym­na­si­um ist mitt­ler­wei­le völ­lig unge­eig­net für zart­be­sai­te­te (auch: zart besai­te­te) Schü­ler­na­tu­ren. Die Lehr­kräf­te wol­len den Eltern und Schü­lern tat­säch­lich weis­ma­chen, dass der Ter­min an einem Frei­tag­nach­mit­tag geeig­net wäre. Dabei müs­sen doch die all­ge­mein ver­ständ­li­chen (auch: all­ge­mein­ver­ständ­li­chen) Nach­tei­le auch dem letz­ten klar sein. Wer kann sich denn nach einer lan­gen Schul­wo­che nach einer viel zu kur­zen Pau­se noch so locker­ma­chen, dass er mit die­sem Ter­min von sei­ner Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit her zurecht­kommt? All­zu oft sahen sich gera­de Schü­le­rin­nen und Schü­ler aus den jün­ge­ren Klas­sen außer­stan­de (auch: außer Stan­de), zu solch einem Zeit­punkt noch Wis­sen preis­zu­ge­ben. Von vorn­her­ein ist klar, dass die Leis­tun­gen dadurch ins­ge­samt sin­ken. Wur­de schü­ler­sei­tig bei einer anste­hen­den Arbeit auch ein­mal blau­ge­macht?
Natür­lich liegt die­ser Ver­dacht immer in der Luft, das darf man aus Leh­ren­den­sicht nicht wun­der­neh­men. Es ist auf­wän­dig, extra für ein Lern­grup­pen­mit­glied eine eige­ne Arbeit zu kon­zi­pie­ren, aber gerät die Schu­le nicht in Ver­dacht, es sich viel zu leicht zu machen (auch: leicht­zu­ma­chen), wenn durch den unter­stell­ten Gene­ral­ver­dacht auch die­je­ni­gen lei­den, die wirk­lich an dem betref­fen­den Tag krank waren? Auch bei Lehr­kräf­ten gilt ein Ver­trau­ens­prin­zip: Sie müs­sen sich bei Arbeits­un­fä­hig­keit erst ab dem drit­ten Tag offi­zi­ell krank­schrei­ben lassen. 
Nichts­des­to­trotz gehen die Fehl­zei­ten bei Klas­sen­ar­bei­ten und Klau­su­ren nach Ein­füh­rung der Rege­lung ste­tig zurück. Es wird den Schü­le­rin­nen und Schü­ler wohl nichts ande­res übrig blei­ben (auch: übrig­blei­ben), als sich mit der Rege­lung zu arrangieren.

Dik­tat 2 (ca. 225 Wörter):

All­zu oft sah er sich außer­stan­de (auch: außer Stan­de) die Namen der neu­en Lern­grup­pe ken­nen­zu­ler­nen (auch: ken­nen zu ler­nen) und war so dem Spott der schö­nen Petra preis­ge­ge­ben. Wann immer sie ihn bloß­stel­len konn­te, tat sie es, was für ihn eine Angst machen­de Erfah­rung war. Erst seit kur­zem unter­rich­te­te er in der Klas­se, aber schon jetzt woll­te er in jeder Stun­de so schnell wie mög­lich mit dem Unter­richt fer­tig sein. Er hat­te das unbe­stimm­te Gefühl, dass Petra ihn sehr bald so rich­tig fer­tig­ma­chen wür­de. Das Bei­sam­men­sein mit der Lern­grup­pe wur­de für ihn bald zu einer Furcht ein­flö­ßen­den (auch: furcht­ein­flö­ßen­den) Pflicht.
Wie konn­te ein ein­zi­ges, unschul­dig aus­se­hen­des Mäd­chen so viel Angst und Schre­cken bei einem gestan­de­nen Mann wie ihm ver­brei­ten? Als Petra eines Tages krank­heits­be­dingt nicht am Unter­richt teil­neh­men konn­te, sah er sei­ne Chan­ce gekom­men: Gera­de­her­aus gestand er der Lern­grup­pe, wor­an er litt. Die­se nahm die Nach­richt ungläu­big auf. Petra war in der Klas­se dafür bekannt, es neu­en Lehr­kräf­ten nicht beson­ders leicht zu machen (auch: leicht­zu­ma­chen), aber auch hoch geschätzt (auch: hoch­ge­schätzt) für ihr sozia­les Enga­ge­ment. Die Klas­se konn­te es dem ver­zwei­fel­ten Refe­ren­dar nur nahe­le­gen, sich auf ein direk­tes Gespräch mit Petra ein­zu­las­sen. Dazu sah sich der jun­ge Leh­rer jedoch nicht in der Lage. Irgend so ein inne­rer Schwei­ne­hund hin­der­te ihn, das Pro­blem direkt anzu­ge­hen. Unver­rich­te­ter Din­ge ver­ließ er auch an die­sem Tag die Schu­le. Als er die Woh­nung sei­ner Freun­din betrat, blick­te er kurz ver­stoh­len in das Zim­mer ihrer kran­ken Tochter.

Mailmanagement mit osTicket

Seit lan­gem nervt es mich, dass ich kei­ne kla­re Tren­nung zwi­schen der Bear­bei­tung von E‑Mails und sons­ti­gen Auf­ga­ben  hin­be­kom­me. Mir schrei­ben vie­le Men­schen E‑Mails: Mei­ne Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen bei Pro­ble­men mit unse­rer Schul­ser­ver­lö­sung, Men­schen, mit denen ich im Rah­men der Medi­en­be­ra­tung zu tun habe. Oft geht es dabei um Ter­min­ver­ein­ba­run­gen, tech­ni­sche Pro­ble­me, Erstel­lung von Aus­stat­tungs­vor­schlä­gen, also klas­si­sche The­men, die man dem „Sup­port­be­reich“ zuord­nen kann. Da geht viel durch­ein­an­der, sodass ich das eine oder ande­re auch schon ein­mal ver­ges­se. Zum Glück gibt es ein Stück Tech­nik, wel­ches genau für die­se Anfor­de­rung erschaf­fen wur­de, denn Fir­men haben im Sup­port genau die glei­chen Her­aus­for­de­run­gen: Das Ticket­sys­tem. Ich set­ze dafür das kos­ten­lo­se Open­so­ur­ce-Sys­tem  osTi­cket ein (hier gibt es eine Demo – Log­in: demo / Pass­wort: anmelden ).

logo

osTi­cket soll­te auf fast jedem Web­space pro­blem­los lau­fen, der fol­gen­de Bedin­gun­gen erfüllt:

  • MyS­QL-Unter­stüt­zung
  • PHP ab Ver­si­on 5.3
  • PHP IMAP – Modul
  • imap-fähi­ger E‑Mailaccount mit der Berech­ti­gung, eige­ne Ord­ner anzulegen

Was ändert sich?

osTi­cket macht eigent­lich tech­nisch genau das, was ein belie­bi­ges E‑Mailprogramm wie Out­look oder Thun­der­bird tut: Es holt die Mails eines Kon­tos per imap ab, schreibt die­se jedoch in eine Daten­bank. Jede neue Mail erhält eine Ticket-ID, die auto­ma­tisch mit in die Sub­ject-Zei­le geschrie­ben wird, wenn ich jeman­dem ant­wor­te. Ant­wor­tet mir mein Gegen­über auf die­se Mail, erkennt osTi­cket anhand der Ticket-ID, zu wel­chem Kom­mu­ni­ka­ti­ons­vor­gang die Ant­wort gehört und weist die­sen auto­ma­tisch zu. Ein Kom­mu­ni­ka­ti­ons­vor­gang heißt „Ticket“. Das ist erst­mal alles.

Hä? Und wo ist da jetzt der Unter­schied zu vorher?

Bleibt ein Ticket zu lan­ge lie­gen (bei mir sind es drei Tage), schreibt osTi­cket Jam­mer­mails und prio­ri­siert das jewei­li­ge Ticket, indem es den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­zess in einer Lis­te nach oben schiebt. Erst wenn ich ant­wor­te, ist wie­der für drei Tage Ruhe – ich brau­che das.

Wenn ein Pro­zess abge­schlos­sen ist, kann ich das Ticket „schlie­ßen“. Natür­lich wird eine Sta­tis­tik erstellt (mein Dienst­herr mag Sta­tis­ti­ken als „Arbeits­nach­weis“ und ich habe kei­nen Bock, die selbst zu erstel­len) und ich kann geschlos­se­ne Tickets ganz ein­fach fin­den, z.B. mit einer Suche nach einem Namen oder einer E‑Mailadresse. Damit weiß ich, was ich wie oft mit wel­cher Per­son ver­hack­stückt habe.

Und sonst?

Ich kann vor­de­fi­nier­te Ant­wor­ten anle­gen – wenn eine Schu­le z.B. über unse­re Medi­en­zen­trum eine Home­page hos­ten und betreu­en las­sen möch­te, ähneln sich die Pro­zes­se doch sehr. Die Ant­wor­ten kli­cke ich ein­fach in die Mail hinein.

Auch für tele­fo­ni­sche oder münd­li­che Anfra­gen kann ich selbst Tickets eröff­nen. Da alle Pro­zes­se in osTi­cket mehr­be­nut­zer­fä­hig sind, wüss­ten z.B. auch Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen von mir, wo ich gera­de stehe.

Wer es mag, kann osTi­cket auch mit Android und Co. über eine App mana­gen. Das ist für mich und mei­nen Work­flow aber eher ein Nach­teil. Ich set­ze mich lie­ber gezielt 1–2x am Tag an einen Rech­ner und arbei­te den Kram dann kon­zen­triert ab.

Außer­halb mei­ner Arbeits­zeit gibt es eine höf­li­che, aber bestimm­te Mail, die den Emp­fang bestä­tigt, aber dann auf z.B. Mon­tag vertröstet.

Und nicht zuletzt: Das Back­up einer MyS­QL-Daten­bank ist auch viel per­for­man­ter als das­je­ni­ge tau­sen­der Fit­zel­da­tei­en auf der Festplatte.

Und der E‑Mailclient zu Hause?

osTi­cket löscht nor­ma­ler­wei­se emp­fan­gen­de Mails auf dem Ser­ver, kann aber die­se auch in einen imap-Unter­ord­ner ver­schie­ben. Wenn sich eine wirk­lich pri­va­te Mail auf einen Dienstac­count ver­irrt, kann ich sie immer noch aus dem Archiv­ord­ner her­aus ganz nor­mal ohne Ticket-ID per­sön­lich mit der pri­va­ten Mail­adres­se beantworten.

 

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