Coffeinbestimmung in Getränken

Die Bestim­mung des Cof­fein­ge­halts in Geträn­ken ist eine der Metho­den, SuS Prin­zi­pi­en eines Ana­ly­se­la­bors näher­zu­brin­gen. PTAs und CTAs schla­gen sich in der Rea­li­tät zwar weit­aus mehr mit Auto­ma­ten her­um, aber die grund­sätz­li­chen Ver­fah­ren­schrit­te blei­ben doch immer gleich – auch wenn da eine Black­box steht, die wir in der Schu­le mit ihren „pri­mi­ti­ven tech­ni­schen Metho­den“ aber ein Stück­chen öff­nen kön­nen. Das Ver­fah­ren funk­tio­niert foto­me­trisch, sodass man eine Coff­ein­lö­sung mit einem Spek­trum im sicht­ba­ren Bereich benö­tigt – die meis­ten Schu­len werden,wenn über­haupt, ledig­lich VIS-Foto­me­ter her­um­ste­hen habe – die­se Din­ger lie­gen schon im Kilo­eu­ro­be­reich. Schon des­we­gen soll­te man sie nicht ver­stau­ben las­sen, son­dern wirk­lich auch einsetzen.

Cof­fe­in ist in Was­ser recht gut lös­lich und als rei­ner Stoff im Che­mi­ka­li­en­han­del zu mode­ra­ten Prei­sen zu bekom­men. Bei uns habe ich eine jung­fräu­li­che 500g Packung im Gift­schrank ent­deckt. Gän­gi­ge Ver­suchs­vor­schrif­ten for­dern die Zube­rei­tung von fünf Lösun­gen zur Erstel­lung der Eich­kur­ve mit fol­gen­den Massenkonzentrationen:

  1. 100mg/L
  2. 200mg/L
  3. 300mg/L
  4. 400mg/L
  5. 500mg/L

Man braucht eine gute Waa­ge und am bes­ten auch fünf 1L-Maß­kol­ben, damit man die ent­spre­chen­den Men­gen ein­wie­gen kann. Ein übli­che Schul­waa­ge weist eine maxi­malöe Genau­ig­keit von d=0,01g (=10mg) auf, sodass man bei der Lösung mit der kleins­ten Mas­sen­kon­zen­tra­ti­on schon von vorn­her­ein einen saf­ti­gen Wäge­feh­ler macht, oder den Maß­kol­ben noch eine Num­mer grö­ßer wäh­len muss. Die­se Lösun­gen sind farb­los und damit einer foto­me­tri­schen Unter­su­chung nicht zugänglich.

Des­we­gen nutzt man aus, dass Cof­fe­in in sau­rer Lösung bei Anwe­sen­heit von Iod­id schwer­lös­li­ches Peri­odid bil­det und als sol­ches spe­zi­fisch aus­fällt. Hier sieht man zwei Cof­fe­in-Lösun­gen (V=10mL), die mit jeweils 1mL Jod/Kaliumiodidlösung (c=0,05mol/L) ver­setzt wur­den, nach dem Ansäu­ern mit ca. 1mL 25%iger Schwefelsäure:

Das Cof­fein­pe­ri­odid fällt als Fest­stoff aus. Es Erfolgt eine Abtren­nung des sel­bi­gen durch zehn­mi­nü­ti­ges Zen­tri­fu­gie­ren – lei­der war das eine Zen­tri­fu­gen­gläs­chen nicht ganz fett­frei, sodass sich etwas Peri­odid auch am Rand abge­setzt hat:

Die über­schüs­si­ge Lösung wird abde­kan­tiert, der Nie­der­schlag noch ein­mal mit Deio­nat gewa­schen, erneut zen­tri­fu­giert und dann mit 10mL Metha­nol in Lösung gebracht. Das sieht dann so aus:

Links befin­det sich eine Lösung mit 200mg Cof­fe­in pro Liter, rechts eine mit 500mg je Liter. Es is deut­lich zu erken­nen, dass da im Metha­nol bedeu­tend mehr Cof­fein­pe­ri­odid her­um­schwimmt. Für alle fünf Lösun­gen (s.o.) wird die­se Pro­ze­dur wie­der­holt – noch­mal in Kurzform:

  1. 10mL Eich­lö­sung in ein Zen­tri­fu­gen­gläs­chen abpipettieren
  2. Mit 1mL Iod/Kaliumiodidlösung ver­set­zen (c=0,05mol/L)
  3. Mit 1mL 25%iger Schwe­fel­säu­re versetzen
  4. 10 Minu­ten zentrifugieren
  5. Abde­kan­tie­ren
  6. Rück­stand mit ca. 10mL Deio­nat waschen
  7. 10 Minu­ten zentrifugieren
  8. Abde­kan­tie­ren
  9. Nie­der­schlag in 10mL Metha­nol lösen

Das kann man gut mit SuS machen. Mit einer Hand­zen­tri­fu­ge tut man auch etwas für den Mus­kel­auf­bau. So sehen dann die fer­ti­gen Eich­lö­sun­gen aus:

Danach soll lt. Anlei­tung von allen Lösun­gen die Extink­ti­on bei 480nm bestimmt und gegen die Mas­sen­kon­zen­tra­ti­on auf­ge­tra­gen wer­den. Wenn wir uns im Bereich des Lam­bert-Beer­schen Geset­zes bewe­gen, ergibt sich eine Gera­de, mit deren Hil­fe wir dann belie­bi­gen Extink­ti­ons­wer­te von Coff­ein­lö­sun­gen einer Mas­sen­kon­zen­tra­ti­on zuord­nen kön­nen. So der Plan.

Dazu müs­sen wir unse­re Pro­ben (Cola, Kaf­fee, Tee, Red­bull etc.) genau so behan­deln wie unse­re Eich­lö­sun­gen: Das Peri­odid setzt sich in der Zen­tri­fu­ge ab und der Rest wird abde­kan­tiert. Mit Was­ser waschen, in Metha­nol lösen und schau­en. Die SuS brin­gen Geträn­ke mit und mes­sen dann selbst­stän­dig nach Vor­be­hand­lung ihrer Pro­ben im Foto­me­ter die Extink­ti­on. Zwei Dop­pel­stun­den dau­ert das min­des­tens. Wenn das Ver­fah­ren der Foto­me­trie noch nicht ein­ge­führt ist, dau­ert es noch länger.

Aus­wer­tung:

Das Ergeb­nis war recht durch­wach­sen und stimm­te teil­wei­se gut (Kaf­fee, Tee, Cola), teil­wei­se gar nicht (Ener­gy­drinks) mit den Ver­pa­ckungs­an­ga­ben der Her­stel­ler über­ein. Der Wer­te wur­de umso schlech­ter, je mehr Cof­fein­ge­halt die Geträn­ke tat­säch­lich besa­ßen. Das leg­te den Ver­dacht nahe, dass die Lösun­gen zu „fett“ für unser Foto­me­ter sind. Durch ein Voll­spek­trum der oben foto­gra­fier­ten Lösun­gen lässt sich das überprüfen:

Wenn man sich im Bereich von Lam­bert-Beer bewegt, sind bei­de Kur­ven um einen Fak­tor in y‑Richtung ver­scho­ben. Das kann man am Bei­spiel des Kali­um­per­man­ga­nats hier im Blog ganz gut sehen. Im Fal­le des Cof­fein­pe­ri­odid­spek­trums kommt es bei der kon­zen­trier­te­ren Lösung (rote Kur­ve) im Ver­gleich zur ver­dünn­ten (blaue Kur­ve) zu einer Ver­schie­bung des gesam­ten Spek­trums.  Zusätz­lich sind die Extink­ti­ons­wer­te schon recht hoch. Mei­ne ermit­tel­ten Voll­spek­tren sind schon rea­lis­tisch und pas­sen zu ent­spre­chen­den Mes­sun­gen, die man im Web so findet:

Auf Basis mei­ner Mes­sun­gen kann ich die Wel­len­län­ge von 480nm zur Extink­ti­ons­be­stim­mung auch nicht nach­voll­zie­hen, da ein Maxi­mum eher bei 460nm liegt. Da das Spek­trum bei hohen Kon­zen­tra­tio­nen aus dem Kurs läuft, wird natür­lich auf der Feh­ler unter Annah­me eines linea­ren Zusam­men­hangs in die­sem Bereich größer.

Wenn ich das Ver­fah­ren noch ein­mal im Unter­richt ein­set­ze, wer­de ich ent­we­der von nied­ri­ger kon­zen­trier­ten Lösun­gen aus­ge­hen, oder mehr Metha­nol zuset­zen, um die Extink­ti­on her­un­ter­zu­be­kom­men. Foto­me­ter ist nicht Foto­me­ter. Da macht offen­bar nur Ver­such klug.

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10 Kommentare

  • Lorenz Mai

    Hal­lo Herr Riecken,

    Ich habe Ihren Ver­such sowohl mit der Eich­lö­sung als auch mit Ener­gy-Drinks durch­ge­führt. Mit der Eich­lö­sung konn­te ich eine sinn­vol­le Eich­kur­ve erstel­len. Das Pro­blem jedoch war der Ver­such mit den Ener­gy-Drinks. Die­ser Ver­such hat nicht funk­tio­niert. Brau­che ich für den Ver­such mit Ener­gy-Drinks viel­leicht eine bestimmt Tem­pe­ra­tur oder Reaktionszeit?
    Oder muss ich auf irgend­et­was ande­res achten?
    Ich wür­de mich sehr über eine Rück­mel­dung freuen.

    • Feldmann

      Moin Moin.
      Das mit den Ener­gie­drinks, mag am eben­falls ent­hal­ten Tau­rin lie­gen. Da müss­te man mal die mola­ren Mas­sen von Cof­fe­in und Tau­rin mit einberechnen.
      Wäh­rend der Fäl­lung wird, wie beschrie­ben zwar ein Kom­plex mit Iod gebil­det, die­ser zer­setzt sich aber wie­der nach­dem man das Metha­nol dazu gibt, sodass letzt­end­lich nur das Iod in der Lösung pho­to­me­trisch gemes­sen wird. Auf ein Mol Cof­fe­in bzw. Tau­rin kommt folg­lich je ein Mol Iod. Daher ist es auch beson­ders wich­tig, das gefällt Peri­odisch gut zu waschen.

      LG
      Feldmann

  • Ulrich Vollgraf

    Sehr geehr­ter Herr Riecken!

    Wir haben den Ver­such an unse­rer Schu­le durch­zu­füh­ren ver­sucht. Beim ersten­mal pro­blem­los, eine Woche spä­ter fiel kei­ner­lei Kof­fe­in­pe­ri­odid mehr aus. Ich gehe davon aus, dass sich die Eich­lö­sun­gen (bei RT gela­gert) nicht ver­än­dert haben, aller­dings habe ich kei­ne Hin­wei­se zur Lager­fä­hig­keit von in Was­ser gelös­tem Kof­fe­in gefun­den. Kön­nen Sie hier­zu etwas sagen?

    Ansons­ten bleibt nur die Kon­zen­tra­ti­on der Iod­/­Ka­li­um­io­did-Lösung. Die von Ihnen genann­te Stoff­men­gen­kon­zen­tra­ti­on c=0,05 mol/L habe ich nir­gend­wo gefun­den. Die von uns ver­wen­de­te Lugol­sche Lösung (Fa. Hedin­ger) weist eine Gewichts­kon­zen­tra­ti­on zwi­schen 3 und 10% auf. Ist es mög­lich, dass hier auf­tre­ten­de Kon­zen­tra­ti­ons­un­ter­schie­de zu der­ar­tig inkon­sis­ten­ten Ergeb­nis­sen führen?

    Haben Sie schon ein­mal Betai­so­do­na-Lösung verwendet?

    Vie­len Dank für Ihre Antwort!
    U. Vollgraf

    • Lie­ber Herr Vollgraf!

      Es ist schon eine gan­ze Wei­le her, dass ich einen Kurs unter­rich­ten durf­te, der zu sol­chen che­mi­schen Ver­ren­kun­gen Lust hat­te. Das Pro­blem müss­te sich im Aus­schluss­ver­fah­ren lösen lassen.

      Die Iod-/Ka­li­um­io­did­lö­sung dient auch als Maß­lö­sung bei der Iod­o­me­trie – das Zeug ist aber ziem­lich licht­emp­find­lich und so im Han­del nicht erhält­lich. Im Jander/Jahr fin­det sich aber nach mei­ner Erin­ne­rung eine Her­stel­lungs­vor­schrift. Ich glau­be aber nicht, dass hier das Pro­blem liegt, da ja nahe­zu quan­ti­ta­tiv gefällt wer­den muss – da gilt im Zwei­fel ja „Viel hilft viel“ und die markt­üb­li­chen Lösun­gen sind ja eher ziem­lich fett.

      Die Lösung muss stock­sauer sein, ggf. muss man da ein­mal prü­fen, ob dem so ist. Das ist aber leicht hinzubekommen.

      Bleibt die Koffe­in­lö­sung. Wur­de die ver­suchs­hal­ber frisch ange­setzt bzw. gekühlt und unter Licht­ab­schluss aufbewahrt?

      • Lena Kallis

        Guten Tag Herr Voll­graf und Herr Rieken,

        Auch ich habe gera­de ver­sucht eine Ver­dün­nungs­rei­he wie oben beschrie­ben herzustellen.
        Lei­der ohne Erfolg. Auch bei mir fiel kein Kof­fe­in­pe­ri­odid aus.
        Haben Sie mitt­ler­wei­le eine mög­li­che Erklä­rung dafür gefun­den, oder sogar eine Lösung des Problems?
        Ich habe genau­so wie Sie, Herr Voll­garf, eine Iod-Kali­um­io­did­lö­sung nach Lugol verwendet.
        Kann das Cof­fe­in bei län­ge­rer Lage­rung sei­ne Wir­kung verlieren? 

        Ich wür­de mich sehr freu­en, von Ihnen zu hören!
        Vie­le Grü­ße aus Coburg,
        Lena Kallis

        • Hal­lo Frau Kallis!

          Der Ver­such lief damals bei uns nach genau der Vor­schrift pro­blem­los durch. Unser Eich­cof­fe­in war uralt. Die Ver­dün­nungs­rei­he haben wir frisch im Unter­richt nach vor­he­ri­ger Berech­nung her­ge­stellt. Koffe­in­lö­sung soll recht sta­bil sein. Viel­leicht ist Lugol doch schlicht zu fett. Bit­te ein­mal im Jander/Jahr nach der Zube­rei­tungs­vor­schrift schauen.

          Gruß,

          Maik Riecken

          • Ulrich Vollgraf

            Lie­ber Herr Riecken!

            Erst heu­te bin ich zufäl­lig auf Ihre Ant­wort zu mei­ner Fra­ge gesto­ßen und möch­te mich ent­schul­di­gen, dass ich nicht eher reagiert habe.
            Lei­der hat­te ich noch kei­ne Gele­gen­heit, den Ver­such erneut aus­zu­pro­bie­ren und Ihre Vor­schlä­ge / Hin­wei­se zu beachten.
            Ich wer­de frü­hes­tens im kom­men­den Jahr wie­der Zeit dazu fin­den und mel­de mich dann noch ein­mal, falls ich auf­schluss­rei­che Ergeb­nis­se bekomme.
            Auf alle Fäl­le wün­sche ich Ihnen eine gute Zeit!

            Ulrich Voll­graf

  • Sarah

    Hal­lo Herr Riecken,
    ich besu­che die 11. Klas­se eines Gym­na­si­ums in Bay­ern und schrei­be momen­tan mei­ne Semi­nar- bzw. Fach­ar­beit über Kof­fe­in. Ich wer­de auch den Kof­fe­in­ge­halt ver­schie­de­ner Geträn­ke bestim­men. Dabei wer­de ich mich nach ihrer Vor­ge­hens­wei­se die­ses Arti­kels mit der pho­to­me­tri­schen Metho­de rich­ten. Da ich mich lei­der was Che­mi­sches betrifft nicht wirk­lich gut aus­ken­ne, woll­te ich Sie fra­gen, ob Sie ein paar Tipps, was den Ver­such betrifft, für mich haben? Das wür­de mich sehr freuen!
    Vie­len Dank!
    Lie­be Grüße
    Sarah

  • Lorenz Inglin

    Hal­lo Herr Riecken
    Ich wür­de den Ver­such ger­ne in unse­rem Labor durch füh­ren da wir kein Jander/Jahr zur ver­fü­gung haben woll­te ich fra­gen in wel­chem Ver­hält­niss ich die Iod Kali­um­io­did Lösung her­stel­len muss.
    Lie­be Grüsse
    Lorenz Inglin

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