Warum das Fediverse nicht für Sternchen taugt

Die Über­schrift die­ses Arti­kels ist ein per­for­ma­ti­ver Wider­spruch. Sie zielt dar­auf auf gele­sen zu wer­den und zu pro­vo­zie­ren. Gleich­zei­tig wer­den in die­sen Bei­trag genau die­se Mus­ter, wie sie auf Social­me­dia vor­kom­men, kri­tisch gesehen.

Das Wort „Stern­chen“ steht für mich für Per­so­nen, deren Motiv, auf Social­me­dia wahr­ge­nom­men zu wer­den, gegen­über eher altru­is­ti­schen Anät­zen durch­aus aus­ge­prägt ist („der Schie­be­reg­ler steht durch jen­seits der Mit­te“). Oft hän­gen am Stern­chen­da­sein neben dem Auf­merk­sam­keits­aspekt durch­aus hand­fes­te finan­zi­el­le Inter­es­sen, die aber weit­ge­hend tabui­siert sind.

Das Fedi­ver­se wird – gera­de von Stern­chen mit Reich­wei­te – oft kritisiert:

  • zu wenig Interaktionen
  • zu wenig Replies
  • zu nerdig
  • zu grund­sätz­lich in sei­nen Reaktionen
  • […]

Das hat neben den dort akti­ven Men­schen tat­säch­lich auch mit dem tech­ni­schen Hin­ter­grün­den zu tun. Wäh­rend in kom­mer­zi­el­len Netz­wer­ken die Time­line algo­rith­misch gebaut wird, folgt das Fedi­ver­se sehr neu­tra­len Prin­zi­pi­en. Es ist egal, ob jemand 10 oder 1000 Fol­lower hat – sei­ne Post werden

  1. allen Fol­lo­wern angezeigt
  2. nicht künst­lich ver­stärkt, d.h. sie erschei­nen u.a. nicht unmo­ti­viert in Time­lines von Nicht-Followern

Des­wei­te­ren funk­tio­nie­ren bestimm­te Tak­ti­ken, um Repli­es (und damit einen algo­rith­mi­schen Boost) zu bekom­men nicht.

  1. Sug­ges­tiv­fra­gen stel­len („Wie fin­det ihr …?“) – hört sich neu­tral an, wird aber oft in einem Umfeld gepos­tet, in dem bestimm­te Ant­wor­ten sozi­al vor­ge­zeich­net sind.
  2. All­tags­bil­der mit eupho­ri­schem Kom­men­tar posten
  3. Ver­steck­te oder offe­ne (Eigen-) Werbung

Im Gegen­teil wer­den die­se Tak­ti­ken eher nerdig „abge­straft“ und kri­tisch hin­ter­fragt, d.h. Stern­chen sehen sich in einer eher defen­si­ven Rol­le der Recht­fer­ti­gung ihres Mar­ke­ting­s­han­delns, die nicht algo­rith­misch durch eine Über­be­to­nung der posi­ti­ven Repli­es über­deckt wird.

Wei­ter­hin ist im Fedi­ver­se das (manch­mal nur gefühl­te) Risi­ko (das regelt sich in der Regel eh von selbst durch schlich­tes Igno­riert­wer­den) von Stern­chen viel grö­ßer, von einer Instanz zu flie­gen, wann man fort­wäh­rend ver­sucht, sei­ne Time­line zu „insta­g­ra­mi­sie­ren“.

Das Fedi­ver­se ist damit kein Raum für Stern­chen. Und ich fin­de das unglaub­lich befrei­end. Man über­lebt kom­mu­ni­ka­tiv im Fedi­ver­se nicht ohne inhalt­li­che Sub­stanz. Und man bekommt daher aber auch viel inhalt­li­che Sub­stanz. Klar, manch­mal wird man mal von Grund­sätz­lich­keit über­rollt. Und es fühlt sich oft weit­aus weni­ger „lust­be­tont“ oder „herz­lich“ oder nach hei­ler Welt an. Aber in bin eh jemand, der „Fun“ nicht kann – aber „Joy“ geht halt …

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