Medizinische Eingriffe vs. Schulentwicklung im Alltag
Mir ist nach zwei Jahren wieder eine alte Folie über den Weg gelaufen:Der Alltag in einer Schule ist geprägt von vielen Herausforderungen, zu denen man schnell eine Lösung finden will. Man möchte schnell eine Lösung finden, weil man weiß, dass sich ansonsten immer mehr Aufgaben und Dinge ansammeln, für die es eine Lösung zu finden gilt. Bei bestimmten Aufgabenstellungen wird diese Taktik verlässlich schnell zu einem Desaster, weil schlechte und schnelle Lösungen im Nachgang oft einen enormen Nachsteuerungsbedarf erzeugen können, der zu den Alltagsproblemen dann noch dazu kommt.
Deswegen macht man es in der Medizin oft anders: Selbst bei verhältnismäßig kleinen Eingriffen wird ein ziemlich hygienischer Aufwand betrieben: Rasur, Jodtinktur großzügig auf den Hautbereich der Operation aufgetragen, keimdichtes Abkleben mit sterilen Tüchern, OP-Schleuse mit leichtem Überdruck im OP-Bereich – die Vorbereitungen dauern dann meist 2x länger als der eigentliche Eingriff. Der Lohn sind i.d.R. vollkommen komplikationslos verlaufende Wundheilungen und eine zügige Entlassung aus dem Krankenhaus. Das hat sich so hinkonfiguriert, weil Fallpauschalen eben nicht z.B. zwei Wochen Antibiose und Nachbehandlungen abdecken. Daher „rechnet“ sich dieser Aufwand, obwohl er in hohen Prozentanteilen der Fälle wahrscheinlich nicht notwendig wäre.
Schule wird nach meiner Erfahrung oft aufgefressen von Prozessen, die vermeintlich schnell und einfach gelöst wurden und deren Nachsteuerungsbedarfe dann die ohnehin schon knappen Zeitressourcen vertilgen. Man scheut den anfangs unbestreitbar viel hören Aufwand, weil man an dieser Stelle nicht das gesamte Integral betrachten kann (Wirtschaft soll da ab einer gewissen Größe auch in einer ähnlichen Liga spielen).
Und nicht jeder Prozess verdient tatsächlich diesen Aufwand – aber wer sensibilisiert Leitungspersonal dafür? Gute Theorie gäbe es ja, z.B. mit dem systemischen Projektmanagement.