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Ich und mein Kontext

Lisa Rosa hat einen phä­no­me­na­len Arti­kel zum The­ma geschrie­ben, was kri­ti­sches Den­ken ist. Andre­as Kalt ist für mich die abso­lu­te Refe­renz­klas­se, wenn es um die kon­kre­te Umset­zung und Refle­xi­on von Unter­richts­sze­na­ri­en geht. Wäh­rend ich bei Lisa oft mei­ne Schwie­rig­kei­ten habe, die­sen immens hohen Anspruch an Hal­tun­gen von Lehr­kräf­ten in mei­nem Bera­tungs­all­tag zu inte­grie­ren, kann ich alles von Andre­as kom­plett unterschreiben.

Ich habe kürz­lich einen Vor­trag von Prof. Bas­ti­an zum inklu­si­ven Unter­richt gehört. Des­sen Inhal­te hät­ten mich noch vor weni­gen Jah­ren tief empört – heu­te brin­gen mich die­se Ideen so gedank­li­che Reso­nanz, dass es mir ein Anlie­gen war, die­sen Men­schen noch ein­mal per­sön­lich anzu­spre­chen. Ich bin sehr froh, dass es einen Franz Joseph Röll gibt, der vie­le Teil­ge­ben­de „mei­nes“ Schul­me­di­en­ta­ges irri­tiert hat.

Ja, und ich habe durch­aus auch enge Ver­bin­dun­gen zu Men­schen aus dem Wirt­schafts­be­reich. Es sind erstaun­li­cher­wei­se oft Men­schen, die die­se Idea­le im Her­zen mit­tra­gen, aber natür­lich auch unter einem fir­men­po­li­ti­schen Druck ste­hen, Com­pli­ances umset­zen zu müs­sen. Dahin­ter fin­det sich oft etwas ganz ande­res. Das ist der eigent­li­che Grund, war­um ich Rene Schepp­lers Enga­ge­ment gegen Lob­by­is­mus in der Schu­le zwei­schnei­dig sehe – obwohl ein Tele­fon­ge­spräch da letz­tens viel rela­ti­viert hat.

Mein Leben ist sehr voll von Auf­ga­ben. Ich habe eine sehr gro­ße Fami­lie und ver­brin­ge zur­zeit mei­ne Wochen­en­den auf der Stra­ße und in Sport­hal­len. Beruf­lich bin ich mehr und mehr in Pro­zes­se auf Lan­des­ebe­ne ein­ge­bun­den. Unser Lan­des­in­sti­tut nimmt Stel­lung zu Erlas­sen und Kern­cur­ri­cu­la im Bereich der Medi­en­bil­dung und passt gera­de den Ori­en­tie­rungs­rah­men Medi­en­bil­dung an das neue KMK-Stra­te­gie­pa­pier an. Vor Ort in mei­nem Land­kreis läuft gera­de ein struk­tu­rier­ter Medi­en­ent­wick­lungs­pro­zess (Link zeigt nur Bei­spiel) an. Par­al­lel dazu stei­ge ich immer mehr in Pro­zes­se zur Ent­wick­lung von Medi­en­bil­dungs­kon­zep­ten ein. Ach, und dann läuft noch eine Koope­ra­ti­on zwi­schen Uni­ver­si­tät, Stu­di­en­se­mi­nar und Schu­le an, die zum Ziel hat, Medi­en­bil­dung in allen Pha­sen der Leh­rer­aus­bil­dung zu verankern.

Ich kann das alles tun, weil ich mit einem Groß­teil mei­nes Stun­den­de­pu­tats nicht mehr in der Schu­le bin, son­dern beim NLQ. Trotz­dem ist das jetzt nicht so wenig, was in mei­nem Umfeld so läuft :o)… Es kom­men hau­fen­wei­se exter­ne Anfra­gen, ob wir nicht dies oder jenes auch in ande­ren Regio­nen ansto­ßen kön­nen. Das, was ich weiß, weiß ich, weil ich auf sehr unter­schied­li­chen Ebe­nen im Land unter­wegs bin.

Ich mache das nicht allei­ne, son­dern habe mich bewusst mit Men­schen und Kon­tex­ten umge­ben, die mir ein Umfeld bie­ten, in dem es sich arbei­ten lässt. Dazu zäh­len Ver­bind­lich­kei­ten, Arbeit im Team und Visio­nen. Mein Team trägt mich und macht das, was ich nicht kann – teil­wei­se ohne dass dazu expli­zi­te Abspra­chen not­wen­dig wären.

Ver­wir­rung

Ich bin auch in sozia­len Medi­en unter­wegs. Es ist mir wich­tig mit­zu­be­kom­men, wie Men­schen den­ken, wo sie ste­hen, was „die Basis“ so umtreibt, schließ­lich arbei­te ich ja für die Men­schen an den Schu­len. Ich fin­de dort zuneh­mend weni­ger das wie­der, was mir in die­sem „Real­li­fe“ wich­tig ist: Die gemein­sa­me Arbeit, auch wenn man im Detail durch­aus ande­rer Mei­nung sein kann.

Ich habe Grenzen.

Ich habe zuneh­mend Angst, über die­se Gren­zen öffent­lich zu sprechen.

Mir scheint, dass es zuneh­mend Men­schen gibt, die in Bezug auf Ler­nen in Zei­ten der Digi­ta­li­sie­rung die Weis­heit mit Löf­feln gefres­sen haben, weil sie Gerä­te, Apps und Tools ein­set­zen, die ande­re Lehr­kräf­te nicht einsetzen.

Viel­leicht kann ich mich noch ruhig zurück­leh­nen, in den Arro­ganz­mo­dus schal­ten, wohl­wis­send dass Selbst­ver­mark­tung – auch von gan­zen Schu­len – und päd­ago­gi­sche Wirk­lich­keit oft inter­es­san­te Dif­fe­ren­zen auf­wei­sen und sich die ver­meint­li­che Moder­ni­tät dann oft genug nicht in umge­setz­ten Kon­zep­ten, son­dern gebun­den an weni­ge Per­so­nen darstellt.

Jemand, der neu­gie­rig ist und viel­leicht erst ers­te Schrit­te geht, wird dar­aus ggf. ande­re Kon­se­quen­zen zie­hen – auch aus dem aus mei­ner Sicht zuneh­mend gewöh­nungs­be­dürf­ti­gen Umgang mit­ein­an­der – das #edchat­de-Deba­kel ist ja nur eine Aus­prä­gung davon.

Ich konn­te all das, was ich heu­te ver­meint­lich kann, nicht sofort. Das brauch­te alles viel Zeit – Zeit, die wir ande­ren Men­schen auch zuge­ste­hen sollten.

Tei­le mei­ner digi­ta­len Geschichte

Mei­ne ers­te Begeg­nung mit dem Ler­nen unter Ein­satz von digi­ta­len Tools war Mood­le. Mood­le war „damals“ in Deutsch­land noch sehr unbe­kannt. Es gab eini­ge Gleich­ge­sinn­te, mit denen ich mich auf den Weg gemacht habe, die­ses Tool zu erfor­schen und für den Unter­richt aus­zu­lo­ten. Dar­aus ist ein Ver­ein ent­stan­den, den es bis heu­te gibt. Wir waren von die­sem Tool so über­zeugt, dass wir sogar Schu­len kos­ten­lo­se Instan­zen zur Ver­fü­gung gestellt haben. Ich war für die Tech­nik ver­ant­wort­lich und hat­te sogar eine kom­plet­te Ober­flä­che für die Instal­la­ti­on, das Update und das Rever­se-Pro­xy­ing meh­re­rer Instan­zen ent­wi­ckelt, die auf einer Code­ba­sis lie­fen. Sogar unser schon damals völ­lig ver­al­te­tes Schul­netz, basie­rend auf Arktur4 mit LDAP hat­te ich schon dar­an­ge­bas­telt. Eines mei­ner Pro­jek­te mit Mood­le hat­te ich als Wett­be­werbs­bei­trag (schön mit LaTeX durch­ge­stylt)  ein­ge­reicht, um dann gegen ein E‑Mail-Brief­freund­schafts­pro­jekt zu ver­lie­ren – Mood­le war sei­ner Zeit damals dann doch etwas voraus.

Das mit dem Ver­ein ging für mich recht unschön zu Ende – es gab im mensch­li­chen Bereich zuneh­mend Schwie­rig­kei­ten – mei­ne Ansprü­che an Zusam­men­ar­beit waren ein­fach auch recht hoch. Heu­te ent­wick­le ich wie­der einen Mood­le­kurs zum The­ma Netz­werk­tech­nik für ange­hen­de Medi­en­be­ra­ter am NLQ. Mei­ne Kri­tik an Lern­platt­for­men bleibt davon unbehelligt.

Die­se Erfah­rung hat mich trot­zig im dem Sin­ne gemacht, dass ich von nun an etwas zei­gen woll­te: Eine Ein­zel­per­son kriegt inhalt­lich mehr auf die Ket­te als ein Ver­eins­team. Das glau­be ich heu­te zwar nicht mehr, aber riecken.de ist letzt­end­lich das Ergeb­nis die­ser Trotz­pha­se. Mit über 700 Arti­keln ist die­ses Blog mitt­ler­wei­le zu einer recht fes­ten Anlauf­stel­le bei ver­schie­de­nen The­men gewor­den. Den meis­ten „Umsatz“ mache ich übri­gens mit Dik­tat­tex­ten – völ­lig kon­trär zu den von mir sonst pro­pa­gier­ten Thesen.

Wäh­rend­des­sen kam die LdL-Bewe­gung mit Jean-Paul-Mar­tin. Auf einem Tref­fen in Lud­wigs­burg fiel mein Name öffent­lich in einem vol­len Hör­saal. Die­se Art von Wahr­neh­mung kann­te bis­her ich nicht. Auf ein­mal waren da Men­schen um mich, die einen ähn­li­chen Blick auf Schu­le hat­ten wie ich. Die meis­ten blogg­ten, eigent­lich glau­be ich, dass in der Zeit sogar der Ursprung der Blog­be­we­gung liegt. Wir dis­ku­tier­ten in Blogs und nicht auf Twit­ter, ver­link­ten uns gegen­zei­tig. Auf Edu­camps traf man sich und ich fühl­te mich dort wie auf einem ande­ren Stern, obwohl dort Lebens­kon­zep­te auf­ein­an­der­tra­fen, die unter­schied­li­cher nicht hät­ten sein kön­nen – allein die Bar­camp­me­tho­de, Twit­ter mit Ulf Blan­ke, ohne den ich heu­te nicht Medi­en­be­ra­ter wäre usw.

Ich kom­me mir jetzt oft schon vor wie der Groß­va­ter in der Wer­bung für Wert­hers Ech­te.

Och Leu­te …

Wor­auf ich hin­aus­will: Dass ich heu­te am NLQ ein- und aus­ge­he, dass ich neu­lich mei­nen ers­ten Ter­min am Kul­tus­mi­nis­te­ri­um hat­te, dass ich mich heu­te vor Anfra­gen von Schu­len kaum ret­ten kann, dass ich Din­ge wie die­ses Pam­phlet hier schrei­be, das ist das Ergeb­nis eines jah­re­lan­gen Pro­zes­ses, der streng­ge­nom­men schon weit frü­her in der evan­ge­li­schen Jugend­ar­beit begon­nen hat.

Ich habe die­sen Back­ground, aber immer noch die Hose voll, wenn ich Schul­trä­ger und Schu­len bei Din­gen wie der Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung oder bei dem Pro­zess der Erstel­lung eines Medi­en­bil­dungs­kon­zep­tes beglei­te. Ich schei­te­re dabei sehr oft, am aller­meis­ten an mei­ner eige­nen Schu­le – weil das – geben wir es doch end­lich mal zu – noch kaum jemand bis­her gemacht hat.

Wenn ich eines über die Jah­re gelernt habe, dann dieses:

Als ein­fa­che Lehr­kraft wer­den wir unse­re Schu­len nicht in Lern­or­te der Zukunft trans­for­mie­ren, schon gar nicht unse­re eige­nen. Das vie­le poten­ti­el­le Geld, was momen­tan her­um­schwirrt, die Bil­dungs­cloud­idee usw. – das kann alles auch ganz anders enden. Es geht eben nicht nur um „unse­re Schu­le“, son­dern um eini­ges mehr. Wer in sei­ner Sicht beschränkt auf sei­ne Schu­le bleibt, wird es m.E. sehr schwer haben, sich den momen­tan wirk­sa­men Kräf­ten aus z.B. der Wirt­schaft zu wider­set­zen. Die hat Lob­by­is­ten und Ein­flüs­te­rer – wir nicht. Wir müs­sen zuneh­mend poli­tisch und in grö­ße­ren Zusam­men­hän­gen den­ken. Dabei wer­den wir auf mas­si­ve Gren­zen sto­ßen, die nicht ohne die Poten­tia­le von Ver­net­zung und Arbeit im Team über­wun­den wer­den können.

Über die Gren­zen müs­sen wir offen spre­chen kön­nen. Nicht so wie es jetzt oft geschieht. In die­sem „Real­li­fe“ habe ich für mich ein Team und Ver­net­zungs­mög­lich­kei­ten gefun­den. Ich wür­de ger­ne einen mehr oder weni­ger öffent­li­chen Ort fin­den, an dem ich über Gren­zen spre­chen kann. Das geht nicht, wenn ich befürch­ten muss, dass jeder Post über den den „Highest-SAMR“-Level oder die anzu­stre­ben­den Uto­pi­a­ge­sell­schaft gezo­gen wird.

Wenn mir als Wert­her-Groß­va­ter das so geht – wie muss es dann denen gehen, die gera­de erst anfan­gen und die­se oder eine ganz ande­re Ent­wick­lung noch vor sich haben?

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10 Kommentare

  • Hal­lo Maik,

    lie­ben Dank für den auf­mun­tern­den Arti­kel. Ste­he per­sön­lich gera­de vor der Ent­schei­dung, die digi­ta­len Bro­cken hin­zu­schmei­ßen und für mich allei­ne her­um­zu­wer­keln oder mir ande­re Netz­wer­ke zu suchen, weil mir eini­ges in mei­ner Bubble gera­de nach­hal­tig auf den Sen­der geht. 

    Wenn man 25,5 h in der Schu­le steht, den nor­ma­len All­tags­wahn­sinn plus all die selbst­ver­ständ­li­chen Extra-„Kinkerlitzchen“ weg­stemmt, fällt es auch medi­en- und bil­dungs­af­fi­nen KuK wie mir nicht immer leicht, am Ball zu blei­ben und jedes Ste­cken­pferd mit­zu­rei­ten oder gar über Schu­le hin­aus aktiv zu wer­den, ohne sich selbst auf­zu­ge­ben. Bewun­de­re dich oder Men­schen wie Dejan Miha­j­lo­vić, die ihr es schafft, euch in Gre­mi­en und teil­wei­se auch poli­tisch zu enga­gie­ren. Chapeau!

    Mehr „wir“ – das sehe ich gera­de nicht, eher mehr „ich und mei­ne Vor­stel­lung von [Didak­tik, Schu­le, Gesell­schaft, per­sön­li­cher Kar­rie­re]“. Beob­ach­te das nun noch etwas und wer­de dann mei­ne Kon­se­quen­zen zie­hen. Die Edu­punks sehe ich als gute Chance.

  • Georg Moersheim

    Maik, auch ich bedan­ke mich für die­sen wich­ti­gen, auf­mun­tern­den und auch nach­denk­lich stim­men­den Arti­kel. Ich lese immer schon ger­ne bei dir mit und vie­les hat mich schon in dei­nen Mood­le-Zei­ten immer wie­der sehr angeregt.
    Ich stim­me Hokey zu, kom­me aber punk­tu­ell zu ande­ren Schlüs­sen. Ja, der beruf­li­che All­tag drängt sich enorm auf, hin­zu kommt der weit­aus wich­ti­ge­re Teil, die Fami­lie, so dass sich immer wie­der die Fra­ge stellt, wie viel Power denn eigent­lich noch übrig bleibt für Enga­ge­ment (auf meh­re­ren Ebe­nen), wie bei mir z.B. für die Medi­en­be­ra­tung des Kol­le­gi­ums bzw. mich in den Wind des Wan­dels zu stel­len (mal fri­sche Bri­se, mal trü­be Sup­pe). Eben­so wie Hokey war auch ich oft schon gele­gent­lich drauf und dran, die Bro­cken hin­zu­schmei­ßen, als ich z.B. um die Akzep­tanz von Mood­le rang, seit exci­tin­ge­du 2015 und dem Ein­stieg in Twit­ter ging das wei­ter mit der Akzep­tanz des mobi­len Ler­nens. Ich habe aber seit­dem trotz ehr­gei­zi­ger Zie­le (die­ser Spa­gat wird wohl blei­ben) mei­ne Erwar­tun­gen run­ter­ge­schraubt und glau­be, dass ein „Wir“ ent­ste­hen kann, indem man im Kol­le­gi­um auf Mikroebe­ne – von Kol­le­gIn zu Kol­le­ge – netz­werkt (Info­wei­ter­ga­be, Mikro­fort­bil­dung). Zudem ist Reduk­ti­on rat­sam. Nicht jede Sau muss man mit­t­rei­ben, obwohl gera­de die Com­mu­ni­ty immer wie­der reiz­vol­le Tipps bereit­hält und schon oft kam ich nicht hin­ter­her – konn­te aber nicht die Fin­ger davon las­sen und woll­te alles ausprobieren.
    Zum „Wir“ auf Twit­ter etc.: Da ich bis­her (noch) nicht gebloggt habe, ist Twit­ter seit 2015 mei­ne PLE, trotz edchat­de-Deba­kel. Das „Wir“ ver­ste­he ich als Aus­tausch-Wir, nicht als Kon­zept-Wir. Die­se bun­te Viel­falt ist nur da pro­ble­ma­tisch, wo eine ein­zel­ne Posi­ti­on dar­auf beharrt, allei­ne zu wis­sen, wo es lang­geht. Kon­zep­tio­nel­ler Über­bau ist hilf­reich, da es aber unter­schied­li­che Ler­ner gibt, impli­ziert das auch immer unter­schied­li­chen Herangehensweisen.
    Auch wenn ich in der Com­mui­ty eher eines der klei­ne­ren Lämp­chen bin, set­ze ich auf wei­te­re Ver­net­zung mit allen (freue mich auch sehr über #edup­nx) und freue mich zudem auch über jeden, von dem ich ler­nen kann … wenn denn die Zeit dazu bleibt.

  • Pingback: Noch nicht zufrieden zurücklehnen! | lehrwolke

  • Ich schlie­ße mich dem Dank der Vor­red­ner an (und errö­te ein wenig über die so loben­de Erwäh­nung im Arti­kel). Mir geht es ähn­lich bezüg­lich der wahr­ge­nom­me­nen Gren­zen. Ich sehe die­se Gren­zen täg­lich im Kol­le­gi­um und regel­mä­ßig auf der Fort­bil­dung zu digi­ta­len Medi­en im Unter­richt, die ich mit einem Kol­le­gen zusam­men gebe. Da ler­nen man­che Leu­te zum ers­ten Mal, dass es im Brow­ser („das ist das Pro­gramm, mit dem man ins Inter­net geht“) Tabs gibt. 

    Ich spre­che online wenig dar­über, weil ich mich aus der Twit­ter-Edu-Bubble etwas zurück­ge­zo­gen habe. Zum einen, weil auch für mich von dort nur noch weni­ge Impul­se bezüg­lich des Umgangs mit Digi­ta­li­sie­rung kom­men, die ich ermun­ternd oder ver­fol­gen­s­wert fin­de (wobei ich nach wie vor vie­le tol­le Mate­ria­li­en und fach­li­che Ideen fin­de). Zum ande­ren auch aus pri­va­ten Grün­den (mehr Zeit für ein Hob­by, weni­ger für Twit­ter). Schließ­lich auch, weil mich öfter mal der Ton und die Hal­tung nerven. 

    Mein Ansatz in den letz­ten Jah­ren war klein­schrit­ti­ge, bestän­di­ge Arbeit: vor Ort im Kol­le­gi­um (ein­zel­ne mit kon­kre­ten Anfor­de­run­gen über­zeu­gen und nicht mis­sio­nie­ren), was tat­säch­lich Früch­te trägt (Klei­ne, aber bis­her Nach­hal­ti­ge). Und mit der Fort­bil­dung, die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen von der Grund­schu­le bis zum Gym­na­si­um anspricht. Neu­lich haben wir die Fort­bil­dung auch in mei­nem Kol­le­gi­um gehal­ten (Päd. Tag zum The­ma Medi­en – auch so ein klei­ner Fort­schritt): das zu rea­li­sie­ren hat schlap­pe zwei Jah­re gedau­ert. Dafür sehe ich nun zufäl­lig, wie Kol­le­gen mit dem ZUM­pad arbei­ten. Wie gesagt: es geht in klei­nen Schrit­ten voran. 

    Auch wenn die Digi­ta­li­sie­rung nach dem Tur­bo zu schrei­en scheint: Die Men­schen machen das in ihrem eige­nen Tem­po oder gar nicht. Ob das klap­pen wird oder nicht, kann kei­ner sagen. Aber da man nie­man­den zwin­gen kann, schnel­ler zu sein, gibt es ohne­hin nur den lang­sa­men Weg.

  • Was ver­ges­sen: Bezüg­lich mehr „Wir“ in der Online-Sphä­re und dem offe­nen Spre­chen über Gren­zen: Da wäre ich im Rah­men mei­ner zeit­li­chen Mög­lich­kei­ten dabei. #edup­nx höre ich zum ers­ten Mal, die Suche nach dem Hash­tag brach­te nur wenig Klä­rung – was hat es damit auf sich?

  • @Heiko
    Gera­de letz­te Woche haben wir im Team dafür gekämpft, dass LuL nicht noch ein wei­te­res Pro­jekt zu digi­ta­len Medi­en lan­des­weit auf­ge­drückt wird. Trotz­dem ich wei­test­ge­hend aus dem All­tags­ge­schäft raus bin, glau­be ich immer noch zu wis­sen, was du und vie­le ande­re täg­lich zu bewäl­ti­gen haben. Wenn das Digi­tal­zeugs für euch dann kei­ne Hil­fe ist, dann ist das Digi­tal­zeugs für euch kei­ne Hil­fe. Auch ich schrei­be noch Regel­hef­te ganz ana­log mit mei­nen Fünftklässlern. 

    @Georg
    Es sind alles dicke Bret­ter. Und auch mir gelingt es nicht immer die­se so „umzu­framen“, dass sie als Her­aus­for­de­rung und nicht als Pro­blem erschei­nen. In der Bera­tung sto­ße ich an Schu­len immer wie­der auf Pro­ble­me, die vor allem die Kom­mu­ni­ka­ti­on betref­fen. Dahin­ter lie­gen dann Kon­flik­te, die sich mit Medi­en­be­ra­tung allein nicht lösen las­sen. Neu­lich beklag­te sich ein Gym­na­si­um bit­ter­lich, dass nur acht Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen so rich­tig „mit­ma­chen“ wür­den. Ich habe deut­lich gemacht, was für eine Geschenk das im Ver­gleich ist, wenn eine Idee schon so „breit“ mit­ge­tra­gen wird.

    @Andreas
    Gro­ße Aner­ken­nung, dass es dir gelingt, mit dei­nem Kol­le­gi­um so viel Geduld zu haben. Da bin ich der fal­sche Typ und strei­che bezo­gen auf mei­ne momen­ta­ne Schu­le jetzt auch die Segel – das hat bei mir auch sehr viel mit Rol­len­ver­mi­schun­gen und feh­len­der Abgren­zungs­stra­te­gien zu tun. Mit der gan­zen Erfah­rung um die Schwie­rig­keit der Imple­men­ta­ti­ons­pro­zes­se kann ich im Som­mer an wohl einer ande­ren Schul­form neu begin­nen. Auch an mei­ner Schu­le ist sehr viel gesche­hen, auch durch­aus Nach­hal­ti­ges, aber der Punkt ist über­schrit­ten, an dem ich für mich allei­ne in die­ser Form wei­ter­wursch­teln kann. Und ech­tes Team­buil­ding ist durch die unter­schied­li­chen Ebe­nen und die Geschich­te mei­ner Per­son im Sys­tem rela­tiv anspruchs­voll. Bei dem Ein­satz von digi­ta­len Medi­en geht es im Prin­zip ganz schnell um Unter­richts­ent­wick­lung. Und die ist anspruchsvoll.

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  • Ich habe nun auch mal mei­ne Gedan­ken dazu notiert. Zum The­ma „öffentlicher Raum, wo man über Gren­zen spre­chen kann“ habe ich noch kei­nen kon­kre­ten Vor­schlag, aber mein Blog­post ist ja auch schon mal ein öffent­li­ches State­ment über Gren­zen. Viel­leicht wird die­ser Raum auch ein­fach der nor­ma­le Blog­raum, in dem es nor­ma­ler wer­den könn­te, über Gren­zen zu sprechen.

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