Diktattexte: Zeichensetzung
Und wieder zwei Diktate, diesmal zum Thema Zeichensetzung mit den Schwerpunkten:
- Komma in Satzreihen
- Komma in Satzgefügen
- Komma bei erweitertem Infinitiv mit hinweisendem Wort
Die Diktate sind natürlich wieder selbst geschrieben, jedoch diesmal nur partiell anlassbezogen und größtenteils fiktional. Geschmunzelt haben die SuS trotzdem, was auch wichtig ist (s.u.).
Meyers miese Laune
Herr Meyer, der letzte Nacht einmal mehr nicht genug Schlaf gefunden hatte, betrat das Klassenzimmer mit sichtbar schlechter Laune. Da er nicht daran dachte, den Schülerinnen und Schülern am heutigen Tag ein Geschenk zu machen, hatte er sich ein ganz besonders gemeines Diktat ausgedacht. Dieses wimmelte von Kommas, schwierigsten Worten und merkwürdigsten Formulierungen, damit mindestens ein bis zwei Fünfen dabei herauskämen. Weil er zusätzlich wieder einmal Schnupfen hatte, weil er wegen eines schmerzenden Halses kaum sprechen konnte und weil er unaufhörlich niesen musste, geriet die gesamte Stunde zu einer riesigen Quälerei für den Lehrer und die Schüler. Traurig und betroffen verließ die Klasse 7fa völlig geschafft den Klassenraum. Auch der sich anschließende Unterricht bei Frau Sommer, die sich extra eine ganze Reihe von Spielen ausgedacht hatte, konnte nichts daran ändern, dass die Stimmung ihren Nullpunkt erreichte.
Am nächsten Tag sollte sich das Blatt jedoch wenden: Obwohl Herr Meyer den Schulleiter mit Engelszungen davon überzeugen wollte, das Diktat trotz des schlechten Ausfalls dennoch werten zu dürfen, blieb sein Vorgesetzter eisern. Die Arbeit sei schlicht zu schwierig gewesen. Verärgert musste Herr Meyer ein neues Diktat schreiben lassen und diesmal gab er sich Mühe, damit er nicht noch einmal den gesamten Klassensatz korrigieren musste.
In der Überschrift setzen SuS gerne ein Apostroph – uah… Ansonsten streuen die Fehler zwischen Rechtschreibung und Zeichensetzung.
Zweiter Text (204 Wörter):
Der Nachschreibtermin
Als die Schülerin gemeinsam mit dem Schüler den Raum betrat, der für den Nachschreibtermin vorgesehen war, herrschte Stille. Ihr Lehrer, der sie am Vortag einbestellt hatte, war nicht anwesend, obwohl er ansonsten immer sehr pünktlich erschien. Beide dachten nicht daran, sich dadurch einfach so entmutigen zu lassen, denn sie hatten sich intensiv auf diese Prüfung vorbereitet.
Dass er sie nicht einfach so versetzen würde, dass er nicht auf die letzte notwendige Zeugnisnote verzichten würde und dass er bestimmt bald erscheinen würde, war für beide sonnenklar. Aber es geschah eine halbe Ewigkeit nichts. Sie warteten so lange, bis ihr Lehrer zehn Minuten über der Zeit war, und machten sich daraufhin enttäuscht auf den Weg in ihren Klassenraum. Vorsichtshalber schauten sie nochmals auf den Vertretungsplan, der jedoch keine Besonderheiten aufwies. Herr Meyer blieb verschwunden. Sie starteten einen letzten Versuch im Sekretariat der Schule und kamen auch dort keinen Schritt weiter. Irgendetwas schien hier jedoch im Busch zu sein. Frau Schmidt vermied es sorgfältig, ihnen genauere Informationen zukommen zu lassen.
Erst zwei Tage später trat Herr Meyer sehr müde vor die Klasse und klärte die Lerngruppe über den Grund seines Fernbleibens auf. Er war am Tag der Nachschreibarbeit Vater geworden, sodass er unvermittelt nach Hause musste.
Die erweiterten Infinitive machten hier den SuS primär zu schaffen.
Diktate müssen geschrieben werden, wobei ich immer wieder feststelle, dass das gleiche Diktat ohne den Notendruck im Nacken mit erheblich weniger Fehlern verfasst wird, was meine unwissenschaftliche und ketzerische Vermutung stützt, dass Diktate im Grunde nicht die Rechtschreibung üben, sondern allenfalls beweisen, ob SuS unter Stress „funktionieren“. Das ist für manche Persönlichkeitsstruktur u.U. mehr als suboptimal, gerade wenn z.B. die Halbjahresnote an einem Diktat hängt.
Lieber Herr Riecken,
war so mit Hesse…
Danke für Anstoß für Diktat 6. Klasse Groß‑u. Kleinschreibung. So hatte ich zumindest eine Idee.
Wir sind mittlerweile auch G8 und meine 7. Klasse hängt, was Grammatik anbelangt, ziemlich durch. Ideen auch dazu, wie man schnell (Wortarten/Satzglieder/Aktiv/Passiv) auch noch lustreich (für einen selbst) und humorvoll (für die Schüler) vermittteln kann? Will nicht weiter nerven, sind ja kein Kommerzieller! Aber Spaß macht es trotzdem, Ihnen zu schreiben.
Ein schönes Wochenende
Hm. Grammatik und Lust. Ich wüsste gerade für die 7. Klasse vieles, was wesentlich lustbetonter wäre. Klassisch für Satzglieder ist ja, Sätze mit Menschen zu bauen, d.h. jeder aus z.B. einer Achtergruppe hält ein Wort und es soll ein sinnvoller Satz gebildet werden. Wenn man den Satz den umstellt, laufen immer mehrere zusammen durch die Gegend – die gehören dann zu einem Satzglied.
Grammatik hat immer irgendwas von Grundwissen… Das Lernen wird sich da nie vermeiden lassen.
lieber herr riecken,
vielleicht erinnern sie sich an mich und vielleicht nicht, doch ich war einst ihre schülerin (abitur 2006) in chemie und so furchtbar schlecht, dass ich es vorzog, ihnen lieber mittels aufsätzen statt formeln einblick in meine gedankenwelt zu vermitteln. die 6 konnte ich damals leider nicht abwenden, ihnen aber einen smiley unter meinem text abgewinnen :)
auf der suche nach einem hübschen diktattext für meinen eigenen nachhilfeunterricht bin ich soeben auf ihre website gestoßen und möchte ihnen auf diesem wege herzliche grüße aus berlin zukommen lassen!
mandy stieber
Wie könnte man diese Brille vergessen, Mandy! Herzliche Grüße und alles Gute zurück in die Stadt, die eine Stadt ist. Herr Riecken
Eine Frage: „Sie warteten so lange, bis ihr Lehrer zehn Minuten über der Zeit war und machten sich daraufhin enttäuscht auf den Weg in ihren Klassenraum.“
Gehört der Nebensatz „bis ihr Lehrer zehn Minuten über der Zeit war“ nicht von zwei Kommas eingeschlossen?
Nein, da es ja ein eingeschobener Satz ist. Das „und“ trennt ja den Satz.😉
Da müssen sie Herr Schneider recht geben :)
Na, dann gebe ich mal Herrn Schneider recht, der jetzt das letzte Wort verloren hat.
Sehr geehrter Herr Riecken,
eigentlich hat doch Alex das Problem richtig gesehen. Herr Schneider und Lola irren sich dagegen.
Das „und“ ist Teil der Hauptsatzebene und verbindet die Prädikate „warteten“ und „machten sich auf den Weg“. Der temporale Adverbialsatz „bis…über die Zeit war“ ist in diesen Hauptsatz eingeschoben.
Er verlangt deswegen vorne und hinten sein Komma, auch wenn ein „und“ folgt.
(Kein Komma wäre angezeigt, wenn das „und“ einen weiteren Nebensatz an den „bis“-Satz anschließen würde. Siehe dazu die amtliche Regelung § 74.)
Mit freundlichem Gruß
Peter Markovic
So sehe ich das auch!