Was wir in Bezug auf Technisierung nach Corona an Schulen sehen werden

Twit­ter ist ein Bla­se. Mein Land­kreis ist eine Bla­se. For­schungs­pro­jek­te im Bereich der Didak­tik sind lei­der auch oft Bla­sen (hier die Tech­ni­sie­rungs­pro­ble­ma­tik). In der einen Bla­se wird z.B. gefei­ert, dass man jetzt über Auf­ga­ben­mo­du­le Schüler*innen Mate­ri­al bereit­stel­len kann.

Und es gibt ers­te Ten­den­zen: Mein Ältes­ter (hin­rei­chend über Jah­re von mir indok­tri­niert), prognostizierte:

Dem­nächst wer­den Lehr­kräf­te Auf­ga­ben­mo­du­le auch nach den coro­nabe­ding­ten Schul­schlie­ßun­gen wei­ter­nut­zen. Dann gibt es kei­ne Chan­ce mehr, Auf­ga­ben nicht recht­zei­tig auf­zu­ge­ben oder nicht zu erledigen!“

Schon ziem­lich am Anfang der Nut­zung von Auf­ga­ben­mo­du­len kam bei eini­gen Lehr­kräf­te hier im Land­kreis der Wunsch auf, gestell­te tech­ni­sier­te Auf­ga­ben jetzt effek­tiv zu archi­vie­ren – samt Schüler*innenlösungen. Und das ist mehr als nachvollziehbar.

Die Reak­ti­on der Twit­ter­bla­se auf sol­che Ent­wick­lun­gen ist vor­her­seh­bar: „Tech­nik als Kon­troll­in­stru­ment!“ „Das an Schu­le tech­ni­sie­ren, was am ehes­ten zu tech­ni­sie­ren geht!“ Alles böse.

Aber auch eine Fra­ge der Per­spek­ti­ve. Ich bin unglaub­lich froh dar­über und ste­he stau­nend davor, wie sich jetzt durch Tech­ni­sie­rung des Unter­richts, Bedien- und Anwen­dungs­kom­pe­ten­zen bei deut­lich mehr Kolleg*innen ent­wi­ckeln – wie Fra­gen kom­men, die bis­her nie eine Rele­vanz hat­ten im All­tag. Von da aus wird der Schritt zur Digi­ta­li­sie­rung kleiner.

Auf der ande­ren Sei­te wird durch Tech­ni­sie­rung auch recht bru­tal trans­pa­rent, wie Unter­richt von Lehr­kräf­ten gedacht wird und wel­che Rol­len Schüler*innen dabei ein­neh­men. Anhand von Auf­ga­ben­for­ma­ten und metho­di­schen Vor­ge­hen las­sen sich u.U. gan­ze Men­schen­bil­der vermuten.

Auf der einen Sei­te wird Unter­richt durch Tech­ni­sie­rung „doku­men­tier­ba­rer“, vor­der­grün­dig „objek­ti­ver nach­prüf­bar“ („Wer hat wann und über­haupt abge­ge­ben?“). Das ist kein Prin­zip, was auf Auf­ga­ben­mo­du­le beschränkt ist. So erzähl­te mir letz­tens ein Schulleitungsmitglied:

Seit Ein­füh­rung des tech­ni­sier­ten Klas­sen­buch sind die Kopf­no­ten aller unser Schüler*innen viel schlech­ter geworden!“

Auf der ande­ren Sei­te gilt das natür­lich auch für die Arbeit der Lehr­kräf­te: Es ist leicht nach­prüf­bar, wer wie vie­le Auf­ga­ben gestellt und auch kor­ri­giert hat. Oder wie vie­le E‑Mails ver­schickt wur­den. Dafür braucht es ledig­lich ein paar Skrip­ten und Log­file­aus­wer­tun­gen. Sagt das etwas über Qua­li­tät von Arbeit aus?

Und die­se Ansät­ze schei­nen für man­che Schul­lei­tun­gen gar nicht so abwe­gig zu sein. Durch Tech­ni­sie­rung kön­nen Leis­tun­gen von Schüler*innen und Lehr­kräf­ten glei­cher­ma­ßen doku­men­tiert und aus­ge­wer­tet wer­den. Mitarbeiter*innen eini­ger Kon­zer­ne ken­nen das schon.

Durch Tech­ni­sie­rung bil­den sich Vor­aus­set­zun­gen für digi­ta­li­sier­tes Arbei­ten. Die­ses kann auch ganz los­ge­löst von als Tech­nik bezeich­ne­ter Tech­nik funk­tio­nie­ren – man­che Din­ge sind dann bloß erheb­lich aufwändiger.

Was ist für mich der Unter­schied zwi­schen Tech­ni­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung? In einer Fort­bil­dung habe ich ver­sucht, das schlag­licht­ar­tig in zwei Sät­ze zu pressen:

  • Digi­ta­le didak­ti­sche Set­tings ermög­li­chen Schüler*innen, ihre eige­nen Struk­tu­ren zu finden.
  • Digi­ta­le didak­ti­sche Set­tings ermög­li­chen, die die bereits vor­han­de­nen Kom­pe­ten­zen der Schüler*innen nut­zen und sicht­bar wer­den lassen.

In der Pha­se der coro­nabe­ding­ten Ein­schrän­kun­gen des Schul­be­triebs hel­fen der­ar­ti­ge Set­tings, nicht zur „Kor­rek­tur- oder Aus­füll­ma­schi­ne“ zu ver­kom­men – Schüler*innen und Lehr­kräf­ten gleichermaßen.

Das alles geht tech­ni­siert, z.B. mit kol­la­bo­ra­ti­ven Schreib­werk­zeu­gen – aber auch – eben­falls tech­ni­siert, nur eben anders tech­ni­siert – mit einem Pla­kat oder Schuh­kar­ton. Ent­schei­dend ist das Setting.

Und ein: „Lass doch mal zu, dass dei­ne Schüler*innen die Argu­men­te im Ether­pad nach Gewich­tig­keit selbst ord­nen!“ ist viel schwie­ri­ger, als wie gewohnt zu Hau­se ein Ether­pad vor­struk­tu­riert vor­zu­be­rei­ten, wie man es von einem Tafel­bild gewohnt ist.

Die digi­ta­le Tech­nik ist meist das viel klei­ne­re Problem.

Ent­schei­dend ist für mich das „sowohl – als auch“. Instruk­ti­ve Pha­sen kön­nen Kom­pe­tenz­ent­wick­lung durch­aus posi­tiv beein­flus­sen – wenn ich hin­ter­her aus einer Meta­per­spek­ti­ve mit Schüler*innen dar­auf schaue: „Das war jetzt ein gän­gi­ger Ansatz! Der ermög­licht das und das. Habt ihr Ideen für ande­re Ansät­ze?“ (Wie könn­te man das Tafelbild/die Prä­sen­ta­ti­on viel­leicht noch gestalten?).

Tech­ni­sie­rung“ hal­te ich für eine wesent­li­che Vor­aus­set­zung für „Digi­ta­li­sie­rung“. Wenn Tech­ni­sie­rung durch eine digi­ta­le Ziel­per­spek­ti­ve unter­mau­ert ist, fin­de ich sie ganz erträg­lich und hel­fe auch sehr ger­ne auf die­ser Ebe­ne. Das macht mir inhalt­lich über­haupt kei­nen Spaß. Aber ich ler­ne viel durch die Begeg­nun­gen mit Men­schen dabei.

 

 

 

These: Im Fernunterricht wird viel sichtbar, was im Alltag eher verborgen ist

Es gibt Kolleg*innen, die mit viel Witz und Krea­ti­vi­tät von Schüler*innen aus den­ken und in der schul­frei­en Zeit für Eltern und Schüler*innen in beson­de­rer Wei­se sicht­bar sind. Es gibt Schu­len, die alles dar­an set­zen, dass durch Struk­tu­ren im Rah­men des Mög­li­chen wenigs­tens gewähr­leis­tet ist, dass Eltern sich nicht auch noch mit der Kor­rek­tur von gestell­ten Auf­ga­ben befas­sen müs­sen und die Auf­ga­ben auch phy­sisch für die­je­ni­gen zugäng­lich machen, die zu Hau­se nicht über die not­wen­di­ge Aus­stat­tung ver­fü­gen (Dru­cker, PC, Lap­top). Im ein­fachs­ten Fall sind das nach Schul­klas­sen geord­ne­te lee­re Dru­cker­pa­pier­kar­tons, in denen Arbeits­ma­te­ri­al aus­ge­druckt vor oder in gro­ßen Räu­men inner­halb der Schu­le ausliegt.

Das löst nicht das Pro­blem, wie das Mate­ri­al schließ­lich zu den Schüler*innen nach Hau­se kommt. Ins­be­son­de­re bei wei­ter­füh­ren­den Schu­len in der Flä­che (Gym­na­si­en, BBSen) ist das ein schier unlös­ba­res Pro­blem. Grund­schu­len und Ober-/Re­al-/Haupt­schu­len sind meist wohn­ort­nah mit dem Fahr­rad erreich­bar (Und selbst das ist hier im Land­kreis Clop­pen­burg manch­mal ein anstän­di­ges Stück). Da bräuch­te man eigent­lich noch „Base­camps“ in den weit außer­halb lie­gen­den Dörfern.

Das löst auch nicht das Pro­blem, dass Kolleg*innen oft nicht beson­ders gut aus­ge­stat­tet sind. Aller­dings soll­te Zugriff auf das Inter­net, Tele­fon und einen Rech­ner hier meist gege­ben sein. Eini­ge Land­kreis­schu­len haben hier sogar Dienst-iPads für die Kolleg*innen erhal­ten. Gleich­wohl mag es an Fort­bil­dung dazu feh­len – inwie­weit ist aber gera­de jetzt erwart­bar, dass man sich mit der Mate­rie beschäf­tigt? Ich weiß es nicht …

Gele­gent­lich kommt es vor, dass beson­ders enga­gier­te Kolleg*innen jetzt Pro­ble­me bekom­men. Sie wür­den „Stan­dards“ set­zen, die für ande­re uner­füll­bar sind. Und es gibt dem­entspre­chend dann Gegen­wind von unter­schied­li­chen Seiten.

Ich glau­be nicht, dass die­se Pro­ble­me jetzt auf­tre­ten – sie wer­den jetzt nur ganz beson­ders deut­lich. Kin­der erzäh­len im All­tag wenig. Im „Fern­un­ter­richt“ sind Eltern ziem­lich unmit­tel­bar mit Kolleg*innen in Inter­ak­ti­on – oder eben auch gera­de nicht.

Ich bin bewusst nicht in der Posi­ti­on einer Schul­lei­tung. Ich den­ke, dass enga­gier­te Kolleg*innen gera­de jetzt ganz beson­ders wich­tig für Schüler*innen sind. Sie ver­die­nen m.E. Aner­ken­nung und beson­de­ren Schutz.

Die Lösung kann für mich eigent­lich nur sein, sich Arbeit soli­da­risch in Fach­teams zu tei­len. Der/die eine ist her­vor­ra­gend im Erstel­len digi­ta­ler Lern­pfa­de. Die/der ande­re hat eine hohe Kom­pe­tenz beim Kor­ri­gie­ren von Tex­ten. Wenn Stär­ken ein­zel­ner koor­di­niert zusam­men­kom­men, soll­te Ler­nen auch inner­halb eines Kol­le­gi­ums mög­lich sein. Viel­leicht bleibt ja davon sogar etwas Brauch­ba­res übrig für den All­tag nach Corona?

Das zu orga­ni­sie­ren kann in gro­ßen Schu­len nicht die Schul­lei­tung allei­ne stem­men. Ins­be­son­de­re Fach­ob­leu­te und Team­lei­tun­gen wer­den in gro­ßen Sys­te­men dabei eine Rol­le spie­len müs­sen sowie jeder ein­zel­ne mit größt­mög­li­cher Offen­heit – aber kön­nen Fach­ob­leu­te Men­schen und Kolleg*innen in ihren Arbeits­ab­läu­fen wirk­lich struk­tu­rie­ren? Woher hät­ten sie das ler­nen sollen?

Schul­lei­tung ist aber für mich ganz zen­tral, die sie allein die Struk­tu­ren für sol­che Arbeits­ab­läu­fe schaf­fen kann. Die Art der bis­he­ri­gen(!) Per­so­nal­füh­rung ent­schei­det wahr­schein­lich dar­über, was mög­lich sein wird und was nicht.

Was bedeutet für mich Bildung?

Ich kom­me sel­ten dazu, schlaue geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Abhand­lung zum Bil­dungs­be­griff zu lesen. Ich kann mich nicht mit gro­ßem, fun­dier­tem Wis­sen zu Bil­dungs­theo­rien ande­rer schlau­er Leu­te schmü­cken. Aber neu­lich kam mir ein Gedan­ke für eine Ana­lo­gie, die mei­nen per­sön­li­chen, völ­lig unwis­sen­schaft­li­chen Bil­dungs­be­griff recht gut beschreibt, der sich aus pri­va­ten und beruf­li­chen Quel­len speist. Ich schaue dabei immer wie­der auf mei­ne Bil­dungs­his­to­rie und vor allem auf die Rol­le von Schu­le und Universität.

Bil­dung hat für mich zwei wesent­li­che Kom­po­nen­ten. Struk­tur und Inhal­te. Ich sehe die­se bei­den Kom­po­nen­ten ein­zeln als völ­lig wert­los an. Sieht man das Ver­hält­nis zwi­schen bei­den als dicho­to­misch an, so wird ein Schuh daraus.

Das ist ähn­lich wie ein Lager (Struk­tur) mit Pake­ten (Inhal­te). In einem Lager befin­den sich Rega­le. Viel­leicht fah­ren da auch Robo­ter hin und her, die von einem kom­pli­zier­ten Steue­rungs­sys­tem betrie­ben wer­den. Viel­leicht machen das Men­schen – wir haben hier vor Ort einen Laden, bei dem man beim ers­ten Hin­se­hen nicht ver­mu­ten könn­te, dass es eine Struk­tur gibt – aber sie ist vor­han­den (und ermög­licht sogar das Auf­fin­den eines Kän­gu­ruh-Half­ters nach Jahr­zehn­ten). Unnö­tig zu erwäh­nen, dass die­ser Laden ohne einen Inter­net­auf­tritt auskommt.

In jedem Lager befin­den sich Pake­te, die inner­halb der Struk­tur einen Platz besit­zen und meist auch irgend­wann eine Funk­ti­on erfül­len. Wenn es kei­ne Pake­te gibt, ist der Betrieb des Lagers als Selbst­zweck irgend­wie doof. Wenn es kei­ne Lager­struk­tu­ren gibt, wird es mit der Ver­wert­bar­keit der Pake­te schnell schwie­rig. Lager und Pake­te gehö­ren also zusam­men wie die zwei Sei­ten eines Blatts Papier – ein dicho­to­mi­sches Verhältnis.

Ein moder­nes Lager orga­ni­siert sich heut­zu­ta­ge übri­gens immer neu, besitzt also im Prin­zip wenig fest­ste­hen­de Struk­tu­ren. Ein­zel­ne Pake­te oder „Wis­sens­ar­te­fak­te“ sind da weni­ger dyna­misch – wobei es natür­lich immer auf das Wis­sens­ge­biet ankommt.

Bei­spie­le für Strukturerwerb

Ich habe frü­her mal Jugend­ar­beit gemacht, unter ande­rem auch Frei­zeit­ar­beit. Ich war in einem Jahr der Ältes­te und Erfah­rens­te in einem Team. Wenn es Regeln durch­zu­set­zen galt, muss­te ich das machen. Ich hat­te nach einer Woche das Gefühl, bei den Teil­neh­men­den völ­lig unten durch zu sein. In der abend­li­chen Refle­xi­on mit ande­ren Team­ern gab es dann eine inter­es­san­te Hypo­the­se: Die Teil­neh­mer hass­ten nicht mich, son­dern das was ich tat. Ob es so war, weiß ich nicht. Ich habe in der Situa­ti­on jedoch den Unter­schied zwi­schen Rol­le und Per­son begrif­fen und konn­te die­se Struk­tur dann spä­ter in mein „Lager“ als gund­le­gen­de Orga­ni­sa­ti­ons­form inte­grie­ren. Sie hilft mir heu­te in mei­ner Tätig­keit als Lehr­kraft wie auch in Bera­tungs­pro­zes­sen – man kann vor die­ser Folie Ver­hal­ten anders einordnen.

Wei­ter­hin gibt es in der Che­mie ein didak­ti­sches Kon­zept namens „Dona­tor-/Ak­zep­tor­prin­zip“. Die grund­sätz­li­che Struk­tur dabei ist, dass Teil­chen von A nach B über­tra­gen wer­den. Man kann mit die­sem Kon­zept schon sehr früh begin­nen. Im Lau­fe des Che­mie­un­ter­richts ändert sich eigent­lich „nur“, dass der Auf­bau von A, B und dem Teil­chen immer kom­pli­zier­ter wird. Das Prin­zip bzw. die Struk­tur „Donator/Akzeptor“ bleibt jedoch. Ohne die­se Struk­tur müss­te man jedes Paket ein­zeln in ein Regal tra­gen und wür­de gar nicht sehen, dass man sie ggf. platz­spa­rend inein­an­der­sta­peln kann und damit Men­gen an intel­lek­tu­el­ler Kapa­zi­tät blockieren.

Bei­spie­le für den Paketerwerb

Es gibt manch­mal die Situa­ti­on, dass man bestimm­te Pake­te braucht bzw. besit­zen muss, um die Not­wen­dig­keit zu sehen, dass die­se gela­gert wer­den müs­sen oder um über­haupt einer Lage­rungs­struk­tur ent­wi­ckeln zu können.

Voka­beln einer Fremd­spra­che sind für mich so ein Bei­spiel. Wenn ich sie nicht ken­ne (erwer­ben kann ich sie frei­lich recht unter­schied­lich), wird es mir schwer­fal­len, die Struk­tur einer Spra­che zu erfas­sen. Der Sprach­er­werb von Kin­dern erfolgt ja oft über Wor­te, die dann in eine zu begrei­fen­de Struk­tur (Gram­ma­tik einer Spra­che) zu inte­grie­ren sind, damit Kom­mu­ni­ka­ti­on gelingt. Ob man eine Fremd­spra­che durch ande­re Unter­richts­for­men erler­nen kann, wird gera­de hier in Nie­der­sach­sen durch ein neu­es Kern­cur­ri­cu­lum Eng­lisch aus­pro­biert. Im Prin­zip ver­sucht die­ses so zu tun, als wür­de der Sprach­er­werb wie bei einem nati­ve Spea­k­er erfol­gen kön­nen – aller­dings in Deutsch­land. Mal sehen, ob es klappt.

Ich moch­te Geschich­te als Schü­ler nie, bemer­ke aber, dass ich ein­zel­ne Wis­sens­pa­ke­te jetzt in eine Ver­bin­dung brin­gen, d.h. Struk­tu­ren mit Hil­fe vor­han­de­ner Inhal­te auf­bau­en kann, von denen ich lan­ge Zeit nicht wuss­te, wo ich sie im Lager hin­stel­len soll­te. Die Pake­te waren zur Schul­zeit also voll­kom­men sinn­frei und haben irgend­wo in einer Ecke des Lagers gestan­den, wo sie ver­staubt sind. Dass sie ein­mal wich­tig wer­den wür­den, wuss­te ich damals nicht. Lei­der ist es schwer vor­aus­zu­se­hen, für wel­che Pake­te das im Leben eines Men­schen gel­ten wird. Daher beruht soet­was wie „Bil­dungs­ka­non“ im Grun­de auf einer breit gestreu­ten Spekulation.

Aus­ein­an­der­set­zun­gen um die „rich­ti­ge“ Art von Bildung

Grob gespro­chen gibt es für mich in der Bil­dungs­dis­kus­si­on zwei Pole: Den der Inhal­te und den der Struk­tu­ren. Streit gibt es oft dar­über, wie man sich „rich­tig“ zwi­schen den Polen positioniert.

Extrem­po­si­ti­on 1:

Pake­te, die man vor­ge­setzt bekommt, ent­sprin­gen dem indus­tri­el­len Zeit­al­ter. Pake­te sucht man sich selbst und baut damit sei­nen eige­nen Struk­tu­ren. Eigent­lich sind pri­mär die Struk­tu­ren wich­tig, da es eh viel zu vie­le Pake­te in der Wis­sens­ge­sell­schaft gibt und zum ande­ren am Anfang der Schul­zeit noch gar nicht klar sei kann, wel­che Pake­te man spä­ter mal fin­den und aus­lie­fern muss. Pake­te lie­gen heu­te eh alle fer­tig in Digi­ta­li­en her­um. Fin­den und aus­pa­cken reicht eigent­lich auch schon.

Extrem­po­si­ti­on 2:

Wenn man nie ein vor­struk­tu­rier­tes Lager gese­hen hat, bei dem man genö­tigt wur­de, Pake­te an vor­ge­ge­be­ne Plät­ze zu stel­len, d.h. wenn man nie ein Bei­spiel für ein Lager gese­hen und erlebt hat, wird man kein eige­nes Lager bau­en kön­nen. Lehr­jah­re sind kein Her­ren­jah­re. Und es gibt Men­schen, die eben wis­sen, was gut und recht ist und was ein Staats­bür­ger eben so kön­nen muss. Das vor­ge­be­ne Lager kann ja dann als Refe­renz- und Bezugs­punkt für das eige­ne Lager die­nen. Und wenn ich alle Pake­te in Digi­ta­li­en erst suchen muss, wer­de ich nicht effi­zi­ent arbei­ten kön­nen oder Struk­tu­ren ent­wi­ckeln, die nicht effi­zi­ent sind und intel­lek­tu­el­le Kapa­zi­tä­ten blockieren.

Zwi­schen­fra­gen

  1. Es gibt Lager­an­ord­nun­gen, die sinn­voll und eff­zi­ent sind, um mög­lichst vie­le Pake­te in kur­zer Zeit struk­tu­riert abzu­le­gen und abru­fen zu kön­nen. Es gibt dazu bestimmt auch Alter­na­ti­ven, z.B. kann man klas­sisch schrift­lich Mul­ti­pli­zie­ren oder eben auch ganz anders. Wann ist die eige­ne Suche nach Struk­tu­ren weni­ger effi­zi­ent als die Adap­ti­on vorhandener?
  2. Das ver­füg­ba­re Wis­sen der Welt wächst expo­nen­ti­ell. Der Anspruch, mög­lichst das für das eige­ne Leben rele­van­te Wis­sen im Rah­men eines vor­ge­ge­be­nen Bil­dungs­ka­nons zu erwer­ben ist ein härer, kaum zu bewäl­ti­gen­der. Wann ist die Aus­sa­ge „Man kann nicht alles wis­sen!“ kor­rekt und wann negiert sie, dass es Struk­tu­ren gibt, auf denen sich Wis­sen bes­ser oder schlech­ter auf­bau­en lässt?

Aktu­ell

Aktu­ell wird dis­ku­tiert, inwie­weit Infor­ma­tik ein Bestand­teil von Unter­richt sein soll­te wie etwa Che­mie, Phy­sik oder Bio­lo­gie, Die Geg­ner sagen: „Es will ja nicht jeder Com­pu­ter­nerd wer­den!“ – Ich sage: „Soso. Aber jeder will Che­mi­ker, Phy­si­ker oder Bio­lo­ge wer­den!“ Neben­bei neh­me ich wahr – wahr­schein­lich als ein­zi­ger – das die Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie zuneh­mend unse­ren All­tag bestimmt, wir aber immer weni­ger von den zugrun­de­lie­gen­den Struk­tu­ren wissen.

Wenn ein Kind kei­ne Eiche mehr erkennt, ist das scha­de. Wenn gan­ze Gesell­schaf­ten unre­flek­tiert infor­ma­ti­ons­tech­ni­sche Sys­te­me bedie­nen, von deren Funk­ti­on oft das Leben abhängt, ist das völ­lig selbst­ver­ständ­lich. Das Wis­sen über die­se Struk­tu­ren braucht kei­ner, weil es müh­sam und belas­tend ist – über Che­mie höre ich übri­gens in der Rück­schau ehe­ma­li­ger Schü­ler mit ent­spre­chen­der Che­mie­leh­rer­bio­gra­phie gleiches.

Man könn­te ja auch anders argu­men­tie­ren: Weil infor­ma­ti­ons­tech­ni­sche Sys­te­me unse­ren All­tag eben­so wie bio­lo­gi­sche, phy­si­ka­li­sche oder che­mi­sche Pro­zes­se bestim­men, wäre eine Ein­füh­rung in grund­le­gen­de Struk­tu­ren so doof nicht. Infor­ma­tik – obwohl nicht „mein“ Fach – ist eine Wis­sen­schaft rund um die Struk­tu­ren infor­ma­ti­ons­tech­ni­scher Sys­te­me. Pro­gram­me und Hard­ware braucht man, um dar­über etwas zu ler­nen. Sie sind aber aus­tausch­ba­re Pakete.

Wei­ter­hin ist das „Pro­jekt­ler­nen“ zur­zeit ein neu­er päd­ago­gi­scher Mode­be­griff: Schü­le­rin­nen und Schü­ler suchen sich hier ihre Pake­te und Struk­tu­ren selbst. Ich habe mit dem Pro­jekt­ler­nen in der Regel nur dann sehr gute Erfah­run­gen gemacht, wenn bestimm­te Struk­tu­ren bereits vor­han­den waren. Dazu gehö­ren fach­li­che, metho­di­sche Struk­tu­ren aber auch Per­sön­lich­keits­merk­ma­le, die für das gewähl­te Pro­jekt oder The­ma dann kon­sti­tu­ie­rend sind.

Fazit

Inhalt und Struk­tur gehen immer Hand in Hand. In der Dis­kus­si­on um „gute Bil­dung“ wird mir momen­tan zu sehr polarisiert.

Zum Wei­ter­den­ken und ‑lesen

Zufäl­lig arbei­tet Jean-Pol Mar­tin zur­zeit an einem recht ähn­li­chen Gedan­ken mit jedoch etwas ver­scho­be­nem Fokus, indem er  – um in mei­nem Bild zu blei­ben – die erfolg­rei­che Inte­gra­ti­on von Pake­ten in eine Lager­struk­tur sogar mit glücks­brin­gen­den Erfah­run­gen asso­zi­iert – der Pro­zess der Ein­ord­nung („Kon­zep­tua­li­sie­rung“) als sinn­stif­ten­des Moment unse­res Lebens.

Arbeit an Strukturen

Schon vor den Som­mer­fe­ri­en ergab sich auf Twit­ter eine für mich sehr inter­es­san­te Fra­ge­stel­lung. Kern war die Dis­kus­si­on, inwie­weit Arbeit an Struk­tu­ren außer­halb der eige­nen Per­son sinn­voll und mög­lich ist. Ich habe die­se Fra­ge auch noch ein­mal auf einer SchiLF auf­ge­wor­fen. Ich gebe eine paar State­ments aus bei­den Quel­len wie­der, die ich nur sinn­ge­mäß zusammenfasse:

Ver­än­dern kannst du dich nur selbst. An den Struk­tu­ren, die dich umge­ben, arbei­test du dich kaputt.“

Wenn du für dich sorgst, dann haben du und dei­ne SuS viel gewonnen.“

Wenn immer mehr Men­schen so den­ken und han­deln, dann wird sich auf lan­ge Sicht auch die Struk­tur verändern.“

[…]

Dahin­ter steckt ja eine Hal­tung, aber eben auch eine Erfah­rung mit dem bestehen­den Sys­tem. Es geht nicht mehr um „Bil­dung hacken“, son­dern offen­kun­dig – sehr über­spitzt for­mu­liert – um die Schaf­fung indi­vi­du­el­ler Wohl­fühl­b­la­sen – Stress und Anfein­dun­gen gibt es im Sys­tem ja wahr­lich schon genug.

Ich hal­te das für eine Kapi­tu­la­ti­on. Und ich hal­te das für eine Auf­ga­be eines soli­da­ri­schen Prin­zips. Mei­ne Wohl­fühl­b­la­se nützt näm­lich einem Gegen­über ggf. gar nichts, weil es u.U. nicht ein­mal mehr in der Lage ist, von mir die Struk­tur „Auf­bau einer Wohl­fühl­b­la­se“ zu über­neh­men. Selbst wenn, wür­de dann irgend­wann die Anfor­de­rung von Links zwi­schen den Bla­sen ent­ste­hen, wodurch der Stress wie­der beginnt. Klar – ich könn­te mich selbst jetzt vie­ler posi­ti­ver Aspek­te mei­ner exis­tie­ren­den Bla­se rüh­men, aber ich bekom­me damit zuneh­mend Schwierigkeiten.

Man wird mir ent­ge­gen­hal­ten, dass der Auf­bau von Wohl­fühl­b­la­sen sowohl ein Recht als auch eine Not­wen­dig­keit ist, um selbst gegen destruk­ti­ve Ein­flüs­se zu bestehen. Schließ­lich ist ja nichts damit gewon­nen, in selbst­zer­stö­re­ri­schen Aktio­nen im Meer der Selbst­aus­beu­tung oder men­schen­ver­ach­ten­den Zynis­mus zu versinken.

Wenn ich mit mei­nem begrenz­ten his­to­ri­schen Hori­zont in die Geschich­te schaue, fällt mir aber kei­ne nach­hal­ti­ge Struk­tur­ver­än­de­rung ein, die sich in der Wohl­fühl­zo­ne abge­spielt hat, son­dern sehr oft waren die­se Umwäl­zun­gen mit per­sön­li­chem Risi­ko aller Akti­ven verbunden.

Daher glau­be ich nicht in Aus­schließ­lich­keit an das Konzept

Wenn vie­le Men­schen an vie­len klei­nen Orten klei­ne Din­ge tun, wird sich das Gesicht der Welt verändern.“

Aber wie ändert man Struk­tu­ren ohne dar­an zu scheitern?

Zunächst ein­mal glau­be ich, dass das Schei­tern selbst eine unaus­weich­li­che Neben­wir­kung eines sol­chen Vor­ha­bens ist. Jede Struk­tur hat aber Schwä­chen, die sie nur bedingt zu kom­pen­sie­ren ver­mag. Effi­zi­ent sind Men­schen, die die­se Schwä­chen gezielt fin­den und aus­nut­zen kön­nen. Was geschieht z.B., wenn sich an Schu­len mit Han­dy­be­nut­zung­ver­bot alle SuS ganz offen nicht dar­an halten?

Ein maka­bres Mus­ter­bei­spiel ist in mei­nen Augen dabei der Ter­ro­ris­mus. Er schafft es mit extrem wenig Res­sour­cen und geziel­ten, exem­pla­ri­schen Schlä­gen, Gesell­schaf­ten zu ver­än­dern. Ver­gli­chen mit ande­ren Bedro­hun­gen sind die Todes­zah­len bei ter­ro­ris­ti­schen Anschlä­gen sehr gering. Den­noch wird kei­ne ande­re Struk­tur so oft dazu her­an­ge­zo­gen, Sys­tem­ver­än­de­run­gen im Hin­blick auf ver­rin­ger­te Frei­heit des Ein­zel­nen zu recht­fer­ti­gen und zuneh­mend auch durch­zu­set­zen. Das schafft in mei­nen Augen der Ter­ro­ris­mus dadurch, dass er Struk­tu­ren der öffent­li­chen Ord­nung bedroht: Mit wenig Auf­wand stellt er die Funk­ti­ons­fä­hig­keit staat­li­cher Exe­ku­ti­ve in Fra­ge und ver­rin­gert so das indi­vi­du­el­le Sicher­heits­emp­fin­den. Damit zer­stört er eine funk­ti­ons­fä­hi­ge Struk­tur kei­nes­wegs – er greift sie nur par­ti­ell in einer sehr destruk­ti­ven Art und Wei­se an – jedoch unglaub­lich effi­zi­ent und zwingt sie so zu gra­vie­ren­den struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen. Wer mehr dar­über wis­sen möch­te und auch im die dahi­ner­ste­hen­den Gedan­ken­gän­ge, möge sich die ent­spre­chen­de TNG-Fol­ge anschau­en, die genau die­ses Phä­no­men schon weit vor 9/11 the­ma­ti­siert hat.

Kei­ne Sor­ge – jetzt kommt nicht der Auf­ruf, Pflas­ter­stei­ne und Molo­tow­cock­tails gegen Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der Kul­tus­bü­ro­kra­tie zu wer­fen. Jetzt kommt – wie immer – ein fik­ti­ves Bei­spiel, das im Schul­all­tag so  – natür­lich – nie, nie vor­kommt und an den ich zei­gen will, was Arbeit an Struk­tu­ren für mich bedeu­ten kann. Es geht um eine Fach­schaft, die etwas für den Unter­richt beschaf­fen möch­te. Die Struk­tur könn­te so aussehen:

Mit dem dem „Wohl­fühl­b­la­sen­an­satz“ wird sich die­se Struk­tur wie­der und wie­der wie­der­ho­len. Ich per­sön­lich kann mir eine ande­re Struk­tur vorstellen:

Arbeit an Struk­tur bedeu­tet für mich dann „nichts“ wei­ter als mir dar­über Gedan­ken zu machen, wie ich Impul­se set­zen kann, um die ein­ge­fah­re­ne, ers­te Struk­tur zu ver­än­dern, die u.U. natür­lich gewach­sen ist und auch ihre Berech­ti­gung hat. Das Ändern die­ser Bei­spiel­struk­tur, die kei­nes­wegs nur typisch für das Sys­tem „Schu­le“ ist, birgt Risiken:

  1. Es wur­de u.U. immer schon so gemacht und ist „demo­kra­tisch“ akzeptiert
  2. Eine Meta­ebe­ne, d.h. Nach­den­ken über die eige­nen Struk­tu­ren tut immer weh, weil sie weni­ger als Chan­ce, son­dern als Kri­tik inter­na­li­siert ist.
  3. Es wird u.U. als alter­na­tiv­los im Kon­text von Schu­le gese­hen, weil es z.B. kaum „Fach­leu­te“ in aus­rei­chen­der Zahl gibt
  4. Fort­bil­dung bedeu­tet immer Res­sour­cen­auf­wand in Form von Auf­merk­sam­keit und Zeit. Bei­de Güter sind rar. Der tem­po­rä­re Mehr­auf­wand wiegt u.U. schwe­rer als die Per­spek­ti­ve kon­ti­nu­ier­li­cher Ent­las­tun­gen bzw. Erleichterungen
  5. […]

Es gibt also genug Punk­te, an denen man bei sei­nem Vor­ha­ben, die­se Struk­tur zu ändern, schei­tern kann, was schon bei die­sem klei­nen Bei­spiel zu star­ken Stö­run­gen in der eige­nen Wohl­fühl­b­la­se führt.

Aber ist es effek­tiv, das in die­ser Fom wei­ter­lau­fen zu las­sen und ein­fach dar­auf zu war­ten, dass mehr Men­schen das ähn­lich sehen (aber dann auch nicht ihre Wohl­fühl­b­la­se ver­las­sen)? – wie­der sehr über­spitzt, klar.

Ich den­ke, dass jedem in sei­nem Umfeld Struk­tu­ren ein­fal­len, die opti­mier­bar sind. Mini­mal­kon­sens: Ande­re gewäh­ren las­sen, die Struk­tu­ren ver­än­dern wol­len und ihnen offen bzw. min­des­tens neu­tral ent­ge­gen­tre­ten. Sie wer­den ja schon sehen, was sie davon haben, oder?

PS – Workshopidee:

  1. Struk­tu­ren visua­li­sie­ren, die mich ner­ven (z.B. mit Flussdiagrammen)
  2. Gemein­sam mit ande­ren über­le­gen, war­um die­se Struk­tur genau so ist, wie sie ist – aber allein auf Basis der Visualisierung!
  3. Gemein­sam mit ande­ren Schwach­punk­te und Anker­punk­te für Ver­än­de­rungs­an­sät­ze in die­ser Struk­tur erarbeiten
  4. Zurück in der Struk­tur das Erar­bei­te­te ausprobieren
  5. Gemein­sam auf einem wei­te­ren Tref­fen die Ergeb­nis­se vor­stel­len und nachbereiten.

ZUM-Treffen 2011 – oder vom Wert des Bewahrens

Ich bin an die­sem Wochen­en­de einer Ein­la­dung von ZUM e.V. zu einer Ver­an­stal­tung „Lehrer spin­nen Netze“ nach Mainz gefolgt. Da gab es eine Men­ge zu ler­nen. Das Wich­tigs­te braucht eine klei­ne Geschichte:

Auf dem Rück­weg zum Bahn­hof traf ich zwei Poli­zis­ten, die an einem Sonn­tag die Kenn­zei­chen von Autos mit einer Digi­cam foto­gra­fier­ten, die in einer Lade­zo­ne im ein­ge­schränk­ten Hal­te­ver­bot abge­stellt waren. Lade­zo­ne, Sonn­tag – nun­ja. Die­ser Ton­fall schwang wahr­schein­lich mit, als sich fol­gen­der Dia­log entspann:

 Ich: Und? Wer­den die Kenn­zei­chen auch schon per Bil­der­ken­nung auto­ma­tisch in einer Daten­bank erfasst, oder tip­pen Sie die nach­her tat­säch­lich auf der Wache hän­disch ein?

Die Beam­ten: Wir müs­sen die Hal­ter erfas­sen, die hier ste­hen. Das ist eine Ladezone!

Ich: Aber wäre es nicht toll, wenn das ginge?

Dann war ich auch schon wei­ter und hin­ter­ließ zwei sicht­li­che irri­tier­te Men­schen. die so offen­bar gar nicht wuss­ten, was sie davon hal­ten soll­ten. Das Ver­fah­ren mit der Digi­cam ist ja schon­mal ein Schritt, auf den man stolz sein kann – aber es gin­ge noch bes­ser, z.B. mit einer Han­dy-App, die Art des Ver­ge­hens, Dienst­num­mer der Beam­ten, Ort, Zeit­punkt und das ermit­tel­te Kenn­zei­chen nach Bestä­ti­gung durch den Nut­zer über eine gesi­cher­te Ver­bin­dung an einen zen­tra­len Ser­ver über­mit­telt, der dann die Mahn­be­schei­de auto­ma­ti­siert erstellt und…

Ich weiß: Daten­schutz, aber es geht mir nur um das Prin­zip und um mei­nen leicht über­heb­li­chen Ton­fall, der impli­ziert, dass die Idee mit der Digi­cam nicht reicht. Die­sen Ton­fall neh­me ich im Web2.0 gegen­über eta­blier­te­ren Insti­tu­tio­nen sehr oft wahr und schlie­ße mich da auch nicht aus.

Es ist das Span­nungs­feld zwi­schen dem, was bereits da ist und dem was an Ver­än­de­run­gen erfor­der­lich ist, um das Vor­han­de­ne zu bewah­ren bzw. zu ent­wi­ckeln. Ich neh­me war, dass eini­ge Insti­tu­tio­nen, auch sol­che, die schon lan­ge im Web unter­wegs sind, sich genau in die­sem Span­nungs­feld bewe­gen, auch die Zen­tra­le für Unter­richts­me­di­en, die eigent­lich jeder Leh­rer kennt und inhalt­lich schätzt – von deren Sei­ten aber vie­le Lehr­kräf­te in unse­rer Schu­le sagen, sie sei­en so „unstruk­tu­riert“.

Das toll gele­ge­ne tra­di­tio­nel­le Tagungs­zen­trum der dies­jäh­ri­gen ZUM e.V Tagung „Leh­rer spin­nen Net­ze“ hat das Pro­blem auch lösen müs­sen – bei­de Bil­der sind vom glei­chen Stand­punkt auf­ge­nom­men – nur eine 180°-Drehung war erforderlich:

Es gibt einen Alt­bau (Links) und einen Neu­bau (rechts). Man kann sich über die Archi­tek­tur strei­ten, aber ich fin­de, dass bei­des irgend­wie zuein­an­der passt.

Ich war froh, im Gewöl­be­kel­ler des Alt­baus die wirk­lich welt­be­we­gen­den Pro­ble­me zu spä­ter Stun­de dis­ku­tie­ren zu kön­nen, im Tagungs­raum zuzu­hö­ren, zu begrei­fen, auch zu strei­ten, neue Men­schen und Pro­jek­te ken­nen­zu­ler­nen, z.B.:

  • Ganz vie­le Men­schen aus dem Ver­ein ZUM e.V., die über die Jah­re hin­weg viel auf­ge­baut und mit unglaub­li­chem Eifer und Ein­satz inhalt­lich fort­ent­wi­ckelt haben
  • ein mir bis­her unbe­kann­tes Pro­jekt aus Nie­der­sach­sen – das Vfl-Wiki – ein span­nen­der Ansatz für eine Part­ner­schaft von Schu­le, gemein­nüt­zi­gem Ver­ein und Men­schen, die auch bei ZUM e.V. aktiv sind
  • Wie­der­ent­deckt: lernmodule.net – und Uwe Kohn­le, der die­se gGmbH betreibt und auch schon auf Mood­le­Moots zu sehen war. Außer­dem hat er Kon­tak­te zu den Bil­dungs­ser­vern, zu mei­ner eige­nen Bera­tungs­struk­tur hier in Nie­der­sach­sen usw.
  • Neu ken­nen gelernt: Achim Bur­ger­meis­ter – er hat Kon­tak­te nach Kasach­stan und arbei­tet auch zeit­wei­se dort. Dazu muss man wis­sen, dass hier vor Ort durch­aus auch Spät­aus­sied­ler aus Kasach­stan leben, die viel­leicht ger­ne ein­mal Pro­jek­te machen wür­den, wenn die Chan­ce bestünde.
  • Ganz vie­len kom­pe­ten­ten und auf­ge­schlos­se­nen Men­schen tue ich Unrecht, wenn ich sie hier nicht erwäh­ne, aber ich fin­de die Aus­beu­te für einen Nach­mit­tag und Abend sowie einen hal­ben Mor­gen schon überwältigend.

Natür­lich ist ein Groß­teil die­ser Kon­tak­te auf „Pen­ding“ gesetzt – aber ich weiß, dass die Zeit dafür kom­men wird, z.B. wenn grö­ße­re Tei­le des Netz­werks hier vor Ort dann end­lich lau­fen. Soweit zum lin­ken Bild.

Das rech­te Bild steht dann mehr für ein f2f-Wie­der­se­hen mit Men­schen aus der Twit­ter-Edu-Sze­ne. Da muss natür­lich alles frisch und modern, aber auch tech­nisch auf einem neue­ren Stand sein. Bezeich­nen­der­wei­se fand man im Neu­bau des Erba­cher Hofes aller­dings die Trep­pen­häu­ser kaum, so dass man selbst für ein Stock­werk dann den Auf­zug genom­men hat. Mit dem Kon­kre­ten, Prak­ti­schen haben wir „digi­ta­len Ram­pen­säue“ (der Begriff wird sich in Bäl­de noch intrin­sisch erklä­ren) es dann manch­mal etwas weniger.

Damit sich bei­des nach­hal­tig erhal­ten kann, muss man es viel­leicht ver­net­zen und dabei das ach­ten, was schon vor­han­den und wei­ter­ge­dacht *ist*. Die Digi­cam des Poli­zis­ten ist eine gute Idee. Mein Ton in dem obe­ren Dia­log war aber wohl kein ver­bin­den­der. Ich habe einen ande­ren Blick auf das Bewah­ren bekom­men. Des­we­gen bin ich dank­bar für die­se Ein­la­dung nach Mainz.

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