Fußangeln bei schulischen (Medien-)konzepten

Ich habe „Fuß­an­geln“ geschrie­ben, um nicht „Pro­ble­me“ schrei­ben zu müs­sen – die zie­hen ja immer nach unten :o).

(Medien-)konzepte – ers­te klei­ne Übung

Man schaue sich die­se klei­ne Video mit Klaus Dopp­ler an und erset­ze das Wort „Unternehmen/Firma“ durch „Schu­le“ und das Wort „Leit­li­nie“ durch „(Medien-)Konzept“.

Nun gibt es zwei Antworten:

  1. Öhm – äh ja, irgend­wie ist das bei uns genau so/ähnlich.
  2. Nö. Das haben wir schon erkannt und gehen damit um.

 
 Mei­ne Erfahrung

… sagt, dass Kon­zep­te, also auch Medi­en­kon­zep­te, ger­ne geschrie­ben (5%) wer­den, beson­ders ger­ne im Kon­text von Schul­in­spek­tio­nen – sel­ten sind die­se Kon­zep­te aber kon­kret mit Leben gefüllt (95%). Natür­lich ist das in mei­nem direk­ten Umfeld nicht anders, was bei mir zu bestimm­ten Reak­tio­nen führt, bzw. geführt hat:

  1. Manch­mal den­ke ich: „Es liegt bestimmt, dar­an, dass die Gerä­te noch nicht so weit sind. Wir brau­chen also bes­se­re, d.h. zuver­läs­si­ge­re Gerä­te nebst pas­sen­der Netz­werk­tech­nik. Dann kommt vie­les von selbst.“
  2. Wenn ich etwas Neu­es ein­ge­führt habe, war ich schon ent­täuscht, wenn die begeis­ter­te Auf­nah­me und die anschlie­ßen­de Benut­zung aus­blie­ben. Mei­ne Stan­dard­aus­re­de ging dann in die Rich­tung: „Jaja, wir leben eben in einer Zeit der Über­gan­ges, da sind Rück­schlä­ge völ­lig nor­mal“ – dar­auf­hin habe ich dann wei­ter­ge­macht mit ande­ren Neu­ig­kei­ten und mir Trost in der „Netz­wohl­fühl­b­la­se“ gesucht.

Es geht ja nicht um Gerä­te. Es geht ja nicht um Inno­va­ti­ons­im­ple­men­tie­rung. Es geht ja eigent­lich bei jedem Kon­zept nur dar­um, eine Ver­än­de­rung zu initi­ie­ren. Dazu gibt es sys­te­mi­sche Ansät­ze – also eine Theo­rie, die bei vie­len Din­gen hilft – nicht nur bei der Betrach­tung von schu­li­schen Pro­zes­sen. Sie hilft mir als Theo­rie­an­satz des­we­gen, weil sie im bestehen­den Sys­tem umsetz­bar ist und nicht eine Uto­pie zur Vor­aus­set­zung macht.

All­ge­mei­nes zu Veränderungsprozessen

Eine bedeut­sa­me Ver­än­de­rung im Leben von Men­schen ist meist eine Tren­nung. Sie soll hier als Bei­spiel für einen gra­vie­ren­den Ver­än­de­rungs­pro­zess die­nen. Um die­se Ver­än­de­rung nicht durch­le­ben zu müs­sen, gibt es ja auch schon eine Rei­he inno­va­ti­ver Lebens­an­sät­ze, die sich eben nicht auf einen „unsi­che­ren“ Part­ner fokus­sie­ren. Was geschieht dabei eigent­lich nach einem sys­te­mi­schen Ansatz, vor­aus­ge­setzt die­se Tren­nung ist irreversibel?

Phasen von Veränderungsprozessen

Pha­se 1 – Der Schock:

Die Tren­nung kün­digt sich an. Das ist oft ein schlei­chen­der Pro­zess, mach­mal aber auch eine „muti­ge“ SMS – so hört man zumin­dest. Auf jeden Fall löst die­se Nach­richt bzw. das Bewusst­sein dar­um zunächst einen Schock mit hoher emo­tio­na­ler Betei­li­gung aus. Es kommt oft zu irra­tio­na­len Verhaltensmustern.

Pha­se 2 – Die Leugnung:

Oft genug will der Ver­las­se­ne die End­gül­tig­keit der Tren­nung nicht wahr­ha­ben. Daher wird er Stra­te­gien anwen­den, die ihm die Auf­recht­erhal­tung sei­nes bis­he­ri­gen Ver­hal­tens – zumin­dest vor­der­grün­dig – ermög­licht. Dabei geht es auch um ein Sicher­heits­ge­fühl und das „In-den-Griff-Bekom­men“ der Scho­ck­emo­tio­na­li­tät – also letzt­lich um das Bedürf­nis, die Kon­trol­le (über sich) wie­der­zu­er­lan­gen. Die emo­tio­na­le Betei­li­gung nimmt ab.

Pha­se 3 – Der Kampf

Man besinnt sich in die­ser Pha­se wie­der auf die eige­nen Kom­pe­ten­zen und den eige­nen Wert. Das kann sich in erneu­ten Bemü­hen um den Part­ner äußern, indem man z.B. Ritua­le aus den Zeit der ers­ten Begeg­nun­gen wie­der reak­tua­li­siert.  Es kann sich aber auch in offe­ner Aggres­si­on gegen­über dem Part­ner äußern – z.B. durch Denun­zia­tio­nen, Mob­bing, im Extrem­fall Stal­king usw.. Die emo­tio­na­le Betei­li­gung steigt in die­ser Pha­se. Ein Kampf kann jedoch nie erfolg­reich sein, wenn die Tren­nung tat­säch­lich irrever­si­bel ist.

Pha­se 4 – Resignation

Resi­gna­ti­on bedeu­tet hier erst ein­mal nur, dass die „Kampf­hand­lun­gen“ ein­ge­stellt sind. Von Außen­ste­hen­den wird die­se Pha­se ger­ne ein­mal mit „Akzep­tanz der Ände­rung“ ver­wech­selt. Tat­säch­lich hat die­se aber noch gar nicht statt­ge­fun­den, son­dern ledig­lich die Ein­sicht, dass das eige­ne Bemü­hen sinn­los ist, bestimmt den Ver­las­se­nen. Oft zieht er sich in sich selbst zurück und „nor­ma­li­siert“ sei­nen All­tag. Die emo­tio­na­le Bete­li­gung sinkt.

Pha­se 5 – Akzeptanz

Hier rücken erst­mals die Chan­cen der Ände­rung in den Vor­der­grund. Der defi­zit­ori­en­tier­te Blick wei­tet sich auf neue Mög­lich­kei­ten. Gleich­zei­tig wird das Ver­gan­ge­ne ers­mals kri­tisch-distan­ziert betrach­tet. Die emo­tio­na­le Betei­li­gung steigt wieder.

Pha­se 6 – Umsetzung

Die Ände­rung ist im All­tag ange­kom­men und hat sich ver­ste­tigt. Im Vor­der­grund ste­hen die Mög­lich­kei­ten, die nun als posi­tiv im Kon­trast zum Zustand vor den Ände­run­gen erlebt wer­den. Unser exem­pla­ri­scher Ver­las­se­ner fragt sich nun z.B., war­um er die Tren­nung nicht selbst viel frü­her ein­ge­lei­tet hat.

Jedes Kon­zept ist für das Sys­tem ein Schock

… und zwar in der Defi­ni­ti­on der sys­te­mi­schen Theo­rie. Wenn ein Kon­zept kei­ne Emo­tio­nen, teil­wei­se auch Über­grif­fe aus­löst, ist kei­ne Ver­än­de­rung initi­iert. Das Schlimms­te ist Lethar­gie. Wider­stand, also Kampf ist bereits eine Form der Auseinandersetzung.

Wel­che Feh­ler kann man machen, wenn man den Ver­än­de­rungs­pro­zess gestal­ten möchte?

  1. Die Emo­tio­nen per­sön­lich neh­men. Das pas­siert sehr ger­ne, wenn es sich um das eige­ne Sys­tem han­delt, was man ver­än­dern möch­te. Es führt oft zu „Gegen­emo­tio­na­li­tät“ in Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit den­je­ni­gen, die vor­geb­lich die „eige­ne“ Sache vor­sätz­lich torpedieren.
  2. Resi­gna­ti­on mit Annah­me ver­wech­seln. Die­se Pha­se ist eine sehr labi­le, in der das Sys­tem auch schnell in die Aus­gangs­la­ge zurück­kip­pen kann. Ein paar auf­mun­tern­de Emo­tio­nen oder Anru­fe von Bera­ter­sei­te tun da manch­mal Wunder.
  3. Den eige­nen Stand­punkt pro­je­zie­ren. Wenn ich an der Erstel­lung eines Kon­zep­tes betei­ligt war, bin ich in der Pha­sen­stu­fung u.U. schon viel wei­ter vor­ne als das Sys­tem, d.h. ich neh­me schon an, wäh­rend das Sys­tem aber noch kämpft und ich kann dann die­sen Kampf so gar nicht mehr ver­ste­hen. Wenn wei­te­re Instan­zen betei­ligt sind, z.B. eine Schul­lei­tung, wird es noch span­nen­der, weil die­se viel­leicht simul­tan noch in der Resi­gna­ti­ons­pha­se ver­harrt („Hach, wie sol­len wir das jetzt auch noch schaffen?“).

Was bedeu­tet das für mei­ne Erfah­run­gen (s.o.)?

  1. Wenn ich den­ke, dass es an den Gerä­ten liegt, habe ich schon ver­in­ner­licht, dass eine Ver­än­de­rung geschieht und die­se ange­nom­men – das Sys­tem viel­leicht aber noch lan­ge nicht. Es gibt dafür schon das Fach­wort des „digi­tal gap“. Stän­dig neue Gerä­te lösen die­ses struk­tu­rel­le Pro­blem nicht, son­dern über­for­dern viel­leicht mehr als sie nüt­zen. Es besteht eine gro­ße Gefahr, ein­fach das Gewohn­te auf digi­ta­le Gerä­te zu über­tra­gen, anstatt  etwas Neu­es mit gewohn­ten Gerä­ten zu machen. Ein halb­wegs moder­ner Brow­ser reicht heu­te in der Regel.
  2. Die „Über­gangs­aus­re­de“ ist für mich im Prin­zip etwas Resi­gna­ti­ves, also ein ver­kopf­ter Umgang zur Kon­trol­le mei­ner Emo­tio­nen. Dabei wäre viel­leicht kon­ti­nu­ier­li­che „Wei­ter­be­geis­te­rung“ hier wich­ti­ger.  Und zwar nicht mit Gerä­te­fo­kus, son­dern im Hin­blick auf Vor­le­ben ande­rer Struk­tu­ren, Unter­richts­an­sät­ze usw. – also kon­kre­ter Handlungen.

 

iOS, Android oder Windows8?

Ich habe ein Luxus­pro­blem. Wir als Schu­le und ich als Bera­ter ste­hen jetzt all­mäh­lich vor der Fra­ge der End­ge­rä­te. Tablets wür­den z.B. bei uns in der Schu­le nicht in einen luft­lee­ren Raum fal­len, son­dern sich in ein vor­han­de­nes Netz inte­grie­ren müs­sen. Das ist ein wesent­li­cher Unter­schied zu ande­ren Schu­len, die so etwas gar nicht oder nur sehr rudi­men­tär besit­zen und daher zwin­gend auf das Netz der Net­ze ange­wie­sen (UMTS/LTE) sind oder sich inner­halb von Klas­sen­räu­men eige­ne, meist App­lenet­ze bau­en müs­sen. Unser Netz ist schul­weit ange­legt und ver­füg­bar. Jeder an der Schu­le bei uns besitzt:

  1. Einen eige­nen Ord­ner, der aus dem Schul­netz oder auch über das Inter­net über eine Viel­zahl von Pro­to­kol­len lesend und schrei­bend zugäng­lich ist
  2. Zugriff auf gemein­sa­me Verzeichnisse
  3. Eine voll­wer­ti­ge E‑Mailadresse
  4. Zugriff auf meh­re­re Netz­dru­cker (Man kann sogar von zu Hau­se aus drucken…)
  5. Zugriff auf ein flä­chen­de­cken­des WLAN in der Schu­le (bald mit Captiveportal)
  6. Bald Zugriff auf einen Strea­ming­ser­ver (Fil­me und Audio­da­tei­en aus dem Mer­lin­pro­jekt aufs End­ge­rät streamen)
  7. […]

Es gibt Berei­che, die sind für die aller­meis­ten Lehr­kräf­te Magie – dazu gehört das gera­de ent­ste­hen­de Cap­tiv­e­por­tal zur WLAN-Nut­zung oder die WLAN-Rou­ter mit bald WPA2-Enter­pri­se und DD-WRT mit ihrer zen­tra­len Steue­rung (das könn­te man aber auch „bedien­bar“ für fast jeden für teu­res Geld ein­kau­fen). Der größ­te Bereich ist nicht „magic“, son­dern wür­de auch noch lau­fen, wenn „Maik mor­gen vom Bus über­fah­ren wird“ – wie ein Kol­le­ge immer ger­ne argu­men­ta­tiv in Feld führt. Das liegt dar­an, dass wesent­li­che Dienst­leis­tun­gen hier extern ein­ge­kaut werden.

Das Netz wird genutzt und die Nut­zung steigt kräf­tig – wie das Moni­to­ring zeigt. Aber auch Art und Umfang der an mich gerich­te­ten Anfra­gen geben einen guten Ein­blick dar­in, was tat­säch­lich alles schon gemacht wird – vie­les wäre noch vor einem hal­ben Jahr völ­lig undenk­bar gewesen.

Kurz gefasst: Das Fun­da­ment steht – vie­le Schu­len fan­gen ja eher mit dem Dach an (End­ge­rä­te). Die Ent­schei­dung für End­ge­rä­te steht bei uns aber jetzt defi­ni­tiv an. Das ist ein gro­ßes Pro­blem für mich, weil End­ge­rä­te sehr teu­er im Ver­gleich zu Netz­werk­ge­rä­ten sind. Unse­re Netz­kom­po­nen­ten kos­ten umge­rech­net auf die Schü­ler­zahl lächer­lich wenig.

1:1 Aus­stat­tung ist bei uns zur­zeit kein The­ma. Dazu muss noch sehr viel in Fort­bil­dung und Akzep­tanz inves­tiert werden.

Ich „ver­mark­te“ unser Netz bewusst nicht, indem ich über sozia­le Netz­wer­ke jede Neue­rung bekannt­ge­be. Ich möch­te dafür erst noch mehr Res­sour­cen in die Qua­li­fi­ka­ti­on aller Betei­lig­ten ste­cken. Oft kommt sonst nur her­aus, dass bis­her Ana­lo­ges jetzt ein­fach digi­ta­li­siert wird. Das ist für mich(!) z.B. dann der Fall, wenn Arbeits­blät­ter ohne kol­la­bo­ra­ti­ve Funk­tio­nen ein­fach 1:1 auf einem Tablet abge­bil­det sind und der Mehr­wert eigent­lich nur dar­in besteht, dass das Ergeb­nis pro­je­zier­bar ist – das geht auch mit Foli­en und Doku­men­ten­ka­me­ras. Wei­ter­hin ist unse­re Schu­le mit ihrem Netz in Nie­der­sach­sen gar nicht so etwas Beson­de­res – da gibt es eini­ge mehr, die da sogar noch wei­ter sind. Die Mehr­heit der Schu­len hat aber auch deut­lich(!) weniger.

Die Lage

Die Edu­sze­ne ist sich nahe­zu welt­weit einig, dass iOS-Gerä­te (iPad, iPho­ne) der didak­ti­sche Befrei­ungs­schlag schlecht­hin sind. Leich­te Bedien­bar­keit, her­vor­ra­gen­de Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät, brei­te App-Aus­wahl, vie­le Expe­ri­men­te und Erfah­run­gen im Unter­richt sind Plus­punk­te, die App­le­pro­duk­te aus­zeich­nen. Stolz sieht man Klas­se um Klas­se iPads auf Pres­se­fo­tos  in die Höhe hal­ten. Für Schu­len, die noch kein eige­nes Netz besit­zen, ist die App­le­welt nach mei­ner Mei­nung das Mit­tel der Wahl – zumin­dest momen­tan. Aber einer gewis­sen Grö­ße und je nach Anfor­de­run­gen kann es aber auch hier pro­ble­ma­tisch werden.

Weit im All­tag ver­brei­tet sind Andro­id­ge­rä­te. Mitt­ler­wei­le ist das Bedien­kon­zept eigent­lich ganz brauch­bar, es gibt ver­nünf­ti­ge Gerä­te am Markt und auch die App-Aus­wahl kann sich mehr und mehr sehen las­sen. Aus dem Bil­dungs­be­reich liest man wenig über Android. Andro­ids bewe­gen sich sehr sicher im Netz, da sie sehr gut mit den dort übli­chen Stan­dards (CSS, Flash, HTML5) zurecht­kom­men – kein Wun­der, bestimmt doch Tan­te Goog­le als größ­ter Play­er auf die­sen Ter­rain kräf­tig mit. Mich als Tech­ni­ker nervt die Update­po­li­tik bei Android – u.U. ist man gezwun­gen mit einem Gerät zu arbei­ten, was nach weni­gen Mona­ten vol­ler Sicher­heits­lü­cken ist – in gro­ßen Net­zen möch­te man sowas als Admi­nis­tra­tor eher nicht sehen – das dürf­te auch der Grund dafür sein, dass Android bis­her nur im Con­su­mer­be­reich nen­nens­wert Fuß fas­sen konnte.

Mit Windows8 gibt es hin­ge­gen im Edu­be­reich kei­ne Erfah­run­gen – weder mit der Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät von Gerä­ten, noch mit dem zuge­ge­be­ner­ma­ßen sehr gewöh­nungs­be­dürf­ti­gen Bedien­kon­zept, was Fir­men bei Neu­ge­rä­ten mit Windows8 schon zu Down­gra­de­li­zen­zen auf den Vor­gän­ger Windows7 treibt. Haupt­ar­gu­ment: Mit einer Table­tober­flä­che sei kaum pro­duk­ti­ves Arbei­ten mit Spe­zi­al­soft­ware mög­lich. Für Schul­net­ze sehe ich Vor­tei­le: Windows8 lässt sich recht leicht in bestehen­de Infra­struk­tu­ren ein­bin­den (dru­cken, Ein­bin­dung von Netz­lauf­wer­ken usw.). Es gibt in den Pro­fes­sio­nal­va­ri­an­ten von je her Mög­lich­kei­ten, Gerä­te zen­tral zu steu­ern und zu ver­wal­ten. Für ein neu­es Gerät muss ich in unse­rem, Netz etwa 5–10 Minu­ten mei­ner Zeit für eine kom­plet­te Vor­in­stal­la­ti­on auf­wen­den – das dau­ert bei iOS-Gerä­ten ohne zen­tra­le Ver­wal­tung zur Zeit deut­lich län­ger. Es gibt von je her ein Mul­ti­user­ma­nage­ment. Zusätz­lich kann ich zumin­dest zwei Apps neben­ein­an­der betrei­ben. Bei den Nicht-RT-Vari­an­ten ist das Betriebs­sys­tem nicht fest mit dem End­ge­rät ver­bun­den wie bei Android oder iOS – d.h. wenn einer Linux­dis­tri­bu­ti­on der gro­ße Tablet­schlag gelingt, kann man z.B. wechseln.

Die fast schon reli­gi­ös anmu­ten­de Aura, mit der App­le­pro­duk­te kon­no­tiert sind, kön­nen Windows8 und Android nicht trans­por­tie­ren – ich stel­le mir gera­de vor, wie SuS stolz Win8-RT-Tablets in die Höhe hal­ten – der Spott im Netz wür­de zum jet­zi­gen Zeit­punkt wohl kei­ne Gren­zen kennen.

Was tun?

Ich habe kei­ne Ahnung. Für ein so gro­ßes Netz wie das unse­re, das im Prin­zip eine Viel­zahl von Gerä­ten unter­stüt­zen wür­de – mit der Rah­men­be­din­gung, kei­ne Mög­lich­kei­ten zu 1:1 Set­tings zu haben, spre­chen ange­sichts der ver­füg­ba­ren Res­sour­cen zur Pfle­ge der Gerä­te und der Anbin­dung an vor­han­de­ne Arbeits­ab­läu­fe zumin­dest für Schul­ge­rä­te alle Argu­men­te für Windows8.

Nut­zer­ak­zep­tanz wür­de man viel eher mit iOS-Gerä­ten erhal­ten („App­le­au­ra“), schafft sich dann aber eine Rei­he von Her­aus­for­de­run­gen bei Pfle­ge und Ver­wal­tung. Schu­len mit rudi­men­tä­ren Net­zen haben eigent­lich kaum eine sinn­vol­le Alter­na­ti­ve zu iOS (iPad), weil das Netz ja oft des­we­gen zu rudi­men­tär ist, da die Res­sour­cen und das Wis­sen zum Auf­bau vor Ort fehlen.

Ich löse das für mich vor­erst sehr zurück­hal­tend mit zwei Sät­zen an gebrauch­ten Sub­note­books für die Grup­pen- und AG-Arbeit. Wie wird das ein­ge­setzt? Wel­che Pro­ble­me tre­ten auf? Ist die Boot­zeit das ent­schei­den­de Problem?

Arbeit an Strukturen

Schon vor den Som­mer­fe­ri­en ergab sich auf Twit­ter eine für mich sehr inter­es­san­te Fra­ge­stel­lung. Kern war die Dis­kus­si­on, inwie­weit Arbeit an Struk­tu­ren außer­halb der eige­nen Per­son sinn­voll und mög­lich ist. Ich habe die­se Fra­ge auch noch ein­mal auf einer SchiLF auf­ge­wor­fen. Ich gebe eine paar State­ments aus bei­den Quel­len wie­der, die ich nur sinn­ge­mäß zusammenfasse:

Ver­än­dern kannst du dich nur selbst. An den Struk­tu­ren, die dich umge­ben, arbei­test du dich kaputt.“

Wenn du für dich sorgst, dann haben du und dei­ne SuS viel gewonnen.“

Wenn immer mehr Men­schen so den­ken und han­deln, dann wird sich auf lan­ge Sicht auch die Struk­tur verändern.“

[…]

Dahin­ter steckt ja eine Hal­tung, aber eben auch eine Erfah­rung mit dem bestehen­den Sys­tem. Es geht nicht mehr um „Bil­dung hacken“, son­dern offen­kun­dig – sehr über­spitzt for­mu­liert – um die Schaf­fung indi­vi­du­el­ler Wohl­fühl­b­la­sen – Stress und Anfein­dun­gen gibt es im Sys­tem ja wahr­lich schon genug.

Ich hal­te das für eine Kapi­tu­la­ti­on. Und ich hal­te das für eine Auf­ga­be eines soli­da­ri­schen Prin­zips. Mei­ne Wohl­fühl­b­la­se nützt näm­lich einem Gegen­über ggf. gar nichts, weil es u.U. nicht ein­mal mehr in der Lage ist, von mir die Struk­tur „Auf­bau einer Wohl­fühl­b­la­se“ zu über­neh­men. Selbst wenn, wür­de dann irgend­wann die Anfor­de­rung von Links zwi­schen den Bla­sen ent­ste­hen, wodurch der Stress wie­der beginnt. Klar – ich könn­te mich selbst jetzt vie­ler posi­ti­ver Aspek­te mei­ner exis­tie­ren­den Bla­se rüh­men, aber ich bekom­me damit zuneh­mend Schwierigkeiten.

Man wird mir ent­ge­gen­hal­ten, dass der Auf­bau von Wohl­fühl­b­la­sen sowohl ein Recht als auch eine Not­wen­dig­keit ist, um selbst gegen destruk­ti­ve Ein­flüs­se zu bestehen. Schließ­lich ist ja nichts damit gewon­nen, in selbst­zer­stö­re­ri­schen Aktio­nen im Meer der Selbst­aus­beu­tung oder men­schen­ver­ach­ten­den Zynis­mus zu versinken.

Wenn ich mit mei­nem begrenz­ten his­to­ri­schen Hori­zont in die Geschich­te schaue, fällt mir aber kei­ne nach­hal­ti­ge Struk­tur­ver­än­de­rung ein, die sich in der Wohl­fühl­zo­ne abge­spielt hat, son­dern sehr oft waren die­se Umwäl­zun­gen mit per­sön­li­chem Risi­ko aller Akti­ven verbunden.

Daher glau­be ich nicht in Aus­schließ­lich­keit an das Konzept

Wenn vie­le Men­schen an vie­len klei­nen Orten klei­ne Din­ge tun, wird sich das Gesicht der Welt verändern.“

Aber wie ändert man Struk­tu­ren ohne dar­an zu scheitern?

Zunächst ein­mal glau­be ich, dass das Schei­tern selbst eine unaus­weich­li­che Neben­wir­kung eines sol­chen Vor­ha­bens ist. Jede Struk­tur hat aber Schwä­chen, die sie nur bedingt zu kom­pen­sie­ren ver­mag. Effi­zi­ent sind Men­schen, die die­se Schwä­chen gezielt fin­den und aus­nut­zen kön­nen. Was geschieht z.B., wenn sich an Schu­len mit Han­dy­be­nut­zung­ver­bot alle SuS ganz offen nicht dar­an halten?

Ein maka­bres Mus­ter­bei­spiel ist in mei­nen Augen dabei der Ter­ro­ris­mus. Er schafft es mit extrem wenig Res­sour­cen und geziel­ten, exem­pla­ri­schen Schlä­gen, Gesell­schaf­ten zu ver­än­dern. Ver­gli­chen mit ande­ren Bedro­hun­gen sind die Todes­zah­len bei ter­ro­ris­ti­schen Anschlä­gen sehr gering. Den­noch wird kei­ne ande­re Struk­tur so oft dazu her­an­ge­zo­gen, Sys­tem­ver­än­de­run­gen im Hin­blick auf ver­rin­ger­te Frei­heit des Ein­zel­nen zu recht­fer­ti­gen und zuneh­mend auch durch­zu­set­zen. Das schafft in mei­nen Augen der Ter­ro­ris­mus dadurch, dass er Struk­tu­ren der öffent­li­chen Ord­nung bedroht: Mit wenig Auf­wand stellt er die Funk­ti­ons­fä­hig­keit staat­li­cher Exe­ku­ti­ve in Fra­ge und ver­rin­gert so das indi­vi­du­el­le Sicher­heits­emp­fin­den. Damit zer­stört er eine funk­ti­ons­fä­hi­ge Struk­tur kei­nes­wegs – er greift sie nur par­ti­ell in einer sehr destruk­ti­ven Art und Wei­se an – jedoch unglaub­lich effi­zi­ent und zwingt sie so zu gra­vie­ren­den struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen. Wer mehr dar­über wis­sen möch­te und auch im die dahi­ner­ste­hen­den Gedan­ken­gän­ge, möge sich die ent­spre­chen­de TNG-Fol­ge anschau­en, die genau die­ses Phä­no­men schon weit vor 9/11 the­ma­ti­siert hat.

Kei­ne Sor­ge – jetzt kommt nicht der Auf­ruf, Pflas­ter­stei­ne und Molo­tow­cock­tails gegen Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der Kul­tus­bü­ro­kra­tie zu wer­fen. Jetzt kommt – wie immer – ein fik­ti­ves Bei­spiel, das im Schul­all­tag so  – natür­lich – nie, nie vor­kommt und an den ich zei­gen will, was Arbeit an Struk­tu­ren für mich bedeu­ten kann. Es geht um eine Fach­schaft, die etwas für den Unter­richt beschaf­fen möch­te. Die Struk­tur könn­te so aussehen:

Mit dem dem „Wohl­fühl­b­la­sen­an­satz“ wird sich die­se Struk­tur wie­der und wie­der wie­der­ho­len. Ich per­sön­lich kann mir eine ande­re Struk­tur vorstellen:

Arbeit an Struk­tur bedeu­tet für mich dann „nichts“ wei­ter als mir dar­über Gedan­ken zu machen, wie ich Impul­se set­zen kann, um die ein­ge­fah­re­ne, ers­te Struk­tur zu ver­än­dern, die u.U. natür­lich gewach­sen ist und auch ihre Berech­ti­gung hat. Das Ändern die­ser Bei­spiel­struk­tur, die kei­nes­wegs nur typisch für das Sys­tem „Schu­le“ ist, birgt Risiken:

  1. Es wur­de u.U. immer schon so gemacht und ist „demo­kra­tisch“ akzeptiert
  2. Eine Meta­ebe­ne, d.h. Nach­den­ken über die eige­nen Struk­tu­ren tut immer weh, weil sie weni­ger als Chan­ce, son­dern als Kri­tik inter­na­li­siert ist.
  3. Es wird u.U. als alter­na­tiv­los im Kon­text von Schu­le gese­hen, weil es z.B. kaum „Fach­leu­te“ in aus­rei­chen­der Zahl gibt
  4. Fort­bil­dung bedeu­tet immer Res­sour­cen­auf­wand in Form von Auf­merk­sam­keit und Zeit. Bei­de Güter sind rar. Der tem­po­rä­re Mehr­auf­wand wiegt u.U. schwe­rer als die Per­spek­ti­ve kon­ti­nu­ier­li­cher Ent­las­tun­gen bzw. Erleichterungen
  5. […]

Es gibt also genug Punk­te, an denen man bei sei­nem Vor­ha­ben, die­se Struk­tur zu ändern, schei­tern kann, was schon bei die­sem klei­nen Bei­spiel zu star­ken Stö­run­gen in der eige­nen Wohl­fühl­b­la­se führt.

Aber ist es effek­tiv, das in die­ser Fom wei­ter­lau­fen zu las­sen und ein­fach dar­auf zu war­ten, dass mehr Men­schen das ähn­lich sehen (aber dann auch nicht ihre Wohl­fühl­b­la­se ver­las­sen)? – wie­der sehr über­spitzt, klar.

Ich den­ke, dass jedem in sei­nem Umfeld Struk­tu­ren ein­fal­len, die opti­mier­bar sind. Mini­mal­kon­sens: Ande­re gewäh­ren las­sen, die Struk­tu­ren ver­än­dern wol­len und ihnen offen bzw. min­des­tens neu­tral ent­ge­gen­tre­ten. Sie wer­den ja schon sehen, was sie davon haben, oder?

PS – Workshopidee:

  1. Struk­tu­ren visua­li­sie­ren, die mich ner­ven (z.B. mit Flussdiagrammen)
  2. Gemein­sam mit ande­ren über­le­gen, war­um die­se Struk­tur genau so ist, wie sie ist – aber allein auf Basis der Visualisierung!
  3. Gemein­sam mit ande­ren Schwach­punk­te und Anker­punk­te für Ver­än­de­rungs­an­sät­ze in die­ser Struk­tur erarbeiten
  4. Zurück in der Struk­tur das Erar­bei­te­te ausprobieren
  5. Gemein­sam auf einem wei­te­ren Tref­fen die Ergeb­nis­se vor­stel­len und nachbereiten.

Grundfehler beim Aufbau von schulischen IT-Strukturen

… ein rei­ße­ri­scher Titel. Ich bin Admi­nis­tra­tor von einer kom­ple­xen IT-Struk­tur und Bera­ter für ande­re, die eine sol­che Struk­tur auf­bau­en oder erwei­tern wol­len. In die­ser Rol­le habe ich natur­ge­mäß eine ande­re Sicht auf die The­ma­tik, da ich einen mehr tech­ni­schen Blick besit­ze. Als Admi­nis­tra­tor habe ich auch ande­re Inter­es­sen als ein Anwen­der: Ich möch­te, dass eine Struk­tur für mög­lichst vie­le Per­so­nen sta­bil und zufrie­den­stel­lend läuft, weil das mei­ne eige­nen Resour­cen schont. Das hat ein Biss­chen was von Poli­tik: Da sind vie­le unter­schied­li­che Inter­es­sen, vor allem im Bereich der End­ge­rä­te zu berück­sich­ti­gen und auszugleichen.

IT-Struk­tu­ren las­sen sich tech­nisch ver­hält­nis­mä­ßig leicht beherr­schen, wenn man auf stan­dar­di­sier­te Schnitt­stel­len zwi­schen den Soft- und Hard­ware­kom­po­nen­ten ach­tet. Die sozia­len Kom­po­nen­ten ver­ur­sa­chen die wirk­li­chen „Kos­ten“ in die­sem Bereich, für die man viel Zeit benö­tigt. Ein Netz, wel­ches die Resour­cen eines Admi­nis­tra­tors durch rei­ne War­tungs­auf­ga­ben auf­frisst, wird trotz tech­ni­scher Raf­fi­nes­sen für die Anwen­der nie befrie­di­gend sein. Ich sehe immer wie­der typi­sche Feh­ler an Schu­len bei der Kon­zep­ti­on von IT-Strukuren.

1. „Was für mich gut funk­tio­niert, das ist auch für mei­ne Schü­le­rin­nen und Schü­ler geeignet“

Ich habe per­sön­lich eine Vor­lie­be für linux­ba­sier­te Sys­te­me. Die­se „spre­chen“ mit mir und ver­füg­ten meist schon Jah­re vor typi­schen Con­su­mer­pro­duk­ten über Fea­tures, die unter Win­dows oder iOS als „bahn­bre­chend“ bewor­ben und emp­fun­den wur­den. Trotz­dem käme es mir nie in den Sinn, die gan­ze Welt zu frei­er Soft­ware und Unix­sys­te­men bekeh­ren zu wol­len. Auch Gerä­te, die für den pri­va­ten Work­flow her­vor­ra­gend funk­tio­nie­ren (auch ich ver­schen­ke oder emp­feh­le z.B. App­le­pro­duk­te), müs­sen nicht unbe­dingt ein­fach in kom­ple­xe­re Struk­tu­ren inte­grier­bar sein. In einem gro­ßen Netz muss ich eine Hand­lung nicht ein­mal für mich durch­füh­ren oder bera­ten, son­dern u.U. x Mal – und dann wird es in der Admi­nis­tra­ti­on nach einer kur­zen Pha­se der Eupho­rie lang­wei­lig oder auf Dau­er sogar nervig.

Ein Gerät, wel­ches ich nicht zen­tral steu­ern kann, wel­ches ich für grund­le­gen­de Funk­tio­nen und Kon­fi­gu­ra­tio­nen selbst ein­zeln Stück für Stück in die Hand neh­men muss, ist in die­sem Sin­ne unge­eig­net, weil es nicht den Mög­lich­kei­ten ent­spricht, die man heu­te in der IT hat.  Die­ses Grund­pro­blem tritt z.B. bei einer gewis­sen Anzahl von Schul­ge­rä­ten auf, z.B. auch bei iPads (die sich aber zen­tral mit einem Mac-Ser­ver ver­wal­ten ließen).

Die­ses Pro­blem äußert sich dar­in, dass es päd­ago­gisch für sinn­voll erach­tet wird, dass jeder sein eige­nes Gerät mit­bringt und selbst war­tet, damit die­se zen­tral Auf­ga­be nicht mehr in den Auf­ga­ben­be­reich von Schu­le fällt. Damit kauft man sich jedoch ande­re Her­aus­for­de­run­gen ein: Nicht umsonst gilt in Fir­men­net­zen die Ein­bin­dung von pri­va­ten Gerä­ten als gro­ße Herausforderung.

2. „Schu­le braucht kein eige­nes Schul­netz, jeder greift irgend­wann mit sei­nem Gerät selbst mobil auf das Inter­net zu“

Dazu habe ich an ande­rer Stel­le etwas geschrie­ben. Vom Ver­nunft­s­ge­dan­ken bewegt sich das gan­ze unge­fähr auf der Ebe­ne, wie sinn­voll ein Auto als Fort­be­we­gungs­mit­tel ist: Man braucht für ein sol­ches Ansin­nen neben dem tech­ni­schen Rah­men auch für jedes Kind einen eige­nen Daten­ver­trag mit ent­spre­chen­dem Daten­vo­lu­men. Kos­tet ein sol­cher Ver­trag pro Kind 10,- Euro, kann man sich als Schu­le von der Gesamt­sum­me eine sat­te Stand­lei­tung mit garan­tier­ten tech­ni­schen Para­me­tern jen­seits von „bis zu“  leis­ten und dar­über­hin­aus dar­auf ver­zich­ten „Fem­to­zel­len“ in der Schu­le auf­zu­stel­len (qua­si klit­ze­klei­ne Sen­de­mas­ten – eigent­lich ist das dann eine Nach­bil­dung von typi­schen, aber wesent­lich güns­ti­ge­ren WLAN-Struk­tu­ren). Ich glau­be, dass hin­ter die­sem Satz mehr eine Hoff­nung, denn ein päd­ago­gi­sches Kon­zept steckt.

Dazu kommt, dass ich in der Schu­le ger­ne Daten und Infor­ma­tio­nen aus­tau­schen möch­te, Ich will das nicht immer über cloud­ba­sier­te Diens­te tun. Daten­schutz ist für mich immer ein The­ma. Ich fin­de es gut, wenn Kin­der ers­te Erfah­run­gen in geschütz­te­ren Räu­men machen und sie dann auf das gro­ße wei­te Inter­net über­tra­gen, weil irgend­wel­che Dumm­hei­ten im klei­ne­ren Rah­men päd­ago­gisch viel beherrsch­ba­rer und u.U. fol­gen­lo­ser bleiben.

3. „Wir müs­sen neue End­ge­rä­te beschaf­fen! Nur das Neu­es­te und Aktu­ells­te ist zeit­ge­mäß für Bildungsprozesse!“

Ein gebrauch­tes Busi­ness­sub­note­book mit Core2Duo zum Preis von 170,- Euro hat weder Pro­ble­me mit der Dar­stel­lung von HD-Vide­os noch mit kom­ple­xe­ren, ajax­ba­sier­ten Web­diens­ten. Der Akku hält auch bis zu 8 Stun­den. Es gibt güns­ti­ge Ersatz­tei­le am Markt, die auch noch leicht, also auch durch eine Schü­ler-AG,  zu tau­schen sind, weil die­se Gerä­te in gro­ßen Stück­zah­len gefer­tigt wur­den. End­ge­rä­te, zu denen auch Tablets gehö­ren, machen für mich nur Sinn, wenn sie für kol­la­bo­ra­ti­ve Pro­zes­se ein­ge­setzt wer­den. Dazu braucht man ein sta­bi­les Netz und einen ver­läss­li­chen Zugang zum Inter­net im gesam­ten Schulgebäude.

Um allei­ne mit einer App zu ler­nen, brau­che ich kein Gegen­über und kein Schul­ge­bäu­de. Das Beson­de­re an Schu­le ist für mich aber das Gegen­über. Und in die­ser Ein­heit will ich nicht tech­nisch ein­ge­schränkt sein. Mich inter­es­siert nicht, ob der Film jetzt ein band­brei­ten­hung­ri­ges HD-Video oder eine für Mobil­ge­rä­te gut kom­pri­mier­te Ver­si­on ist. Ich will kli­cken und ihn mir anschau­en. Dafür brau­che ich ein Netz. Wenn das nicht steht, habe ich viel Auf­wand und mache auch mit dem neus­ten Ver­kaufs­schla­ger ernüch­tern­de Erfah­run­gen. Wie ein Auto ver­liert der neu­es­te Ver­kaufs­schla­ger übri­gens in sei­nem ers­ten Jahr dras­tisch an Wert und ggf. an Akku­ka­pa­zi­tät. Da kann man viel Geld ver­bren­nen. Ein Ser­ver, der die glei­che Leis­tung für die glei­che Anzahl an „dum­men“ Anzei­ge­ge­rä­ten zur Ver­fü­gung stellt, ist nach mei­ner Erfah­rung mit einem 1/10 der Kos­ten zu realisieren.

Daher bera­te ich in der Regel zuerst das Netz und dann die Endgeräte.

4. „Was päd­ago­gisch sinn­voll ist und wie dem­nach das Netz beschaf­fen sein soll, weiß ich als Anwen­der und Leh­rer am besten.“

Ich bin ein Typ, der momen­tan meh­re­re Maschi­nen mit ESXi vir­tua­li­siert, der mana­ge­ba­re Swit­che admi­nis­triert, Acc­ces­s­points (selbst mit DD-WRT ver­se­hen und kon­fi­gu­riert) und Bea­mer­lam­pen per SNMP über­wacht und opti­sche Ver­bin­dun­gen pro­jek­tiert bzw. zur Not auch selbst ver­ka­belt. Zudem kann ich mitt­ler­wei­le auch Ver­ka­be­lungs­plä­ne von Elek­tri­ker­fir­men eini­ger­ma­ßen lesen. Ich bil­de mir trotz­dem bis heu­te nicht ein, als Auto­di­dakt – der ich nun­mal bin – mehr über Netz­wer­ke zu wis­sen als jemand, der so etwas täg­lich plant. Mei­ne zeit­li­chen Resour­cen sind (eigent­lich) viel zu begrenzt, um Kabel über ver­staub­te Dach­bö­den zu zie­hen.  Ein Durch­schnitts­leh­rer kann allen­falls Sät­ze for­mu­lie­ren wie: „Ich möch­te über­all im Hau­se einen ver­läss­li­chen Inter­net­zu­gang haben“. Ein guter exter­ner Bera­ter nimmt viel­leicht 500–800 Euro für zwei Stun­den, wird aber dann auch die tech­nisch wirk­lich rele­van­ten Para­me­ter abfra­gen: Ob ich mit 50 Leu­ten gleich­zei­tig You­Tube-Vide­os schau­en möch­te oder kol­la­bo­ra­tiv mit Web2.0‑Diensten in Klas­sen­stär­ke arbei­ten möch­te, ist tech­nisch ein him­mel­wei­ter Unter­schied hin­sicht­lich der Anfor­de­run­gen und der Aus­le­gung eines Netzes.

In der Bera­tung fan­ge ich immer mitt­ler­wei­le ger­ne: „Und was ändert sich bei Ihnen dadurch, wenn Sie Ihre heu­te als opti­mal emp­fun­de­ne Struk­tur besit­zen?“ Die­se Fra­ge über­rascht immer wie­der, lenkt den Blick jedoch oft genug wie­der zurück auf den Benut­zer und weg von der Tech­nik, die eben­die­sem zu die­nen hat und nicht umge­kehrt. Das wie­der­um kann sie nur, wenn gewis­se Min­dest­stan­dards unter­stützt wer­den, was wie­der­um die Aus­wahl an Gerä­ten u.U. bestimmt.

Konflikte in schulischen Kontexten

Im Rah­men mei­ner klei­nen Ein­füh­rung in die Metho­dik des sys­te­mi­schen Arbei­tens ist mir zum ers­ten Mal das Modell der Kon­flikt­eska­la­ti­on von Fried­rich Glasl vor die Nase gekommen:

Kon­flikt­eska­la­ti­on nach Glasl, Quel­le: Wikipedia

Vie­le ande­re Model­le zur Beschrei­bung von Kon­flik­ten haben eine eher anstei­gen­de Ten­denz, um aus­zu­drü­cken, dass sich bei unkon­trol­lier­tem Fort­schrei­ten des Kon­flikts des­sen Inten­si­tät stei­gert. Glasl beschreibt eska­lie­ren­de Kon­flik­te defi­zi­tär: Men­schen ver­lie­ren mit jeder Eska­la­ti­ons­stu­fe mehr und mehr von ihrer Mensch­lich­keit. Die not­wen­di­gen Inter­ven­tio­nen wer­den mit jeder Stu­fe nach unten immer dras­ti­scher bis hin zum Macht­ein­griff in Stu­fe 7–9. Im Prin­zip fin­den sich auch vie­le Stu­fen von Mob­bing­pro­zes­sen in Glasls Modell wieder.

Stu­fe 1: Verhärtung

Kon­flik­te begin­nen mit Span­nun­gen, z. B. gele­gent­li­ches Auf­ein­an­der­pral­len von Mei­nun­gen. Es ist all­täg­lich und wird nicht als Beginn eines Kon­flikts wahr­ge­nom­men. Wenn dar­aus doch ein Kon­flikt ent­steht, wer­den die Mei­nun­gen fun­da­men­ta­ler. Der Kon­flikt könn­te tie­fe­re Ursa­chen haben.

Stu­fe 2: Debatte

Ab hier über­le­gen sich die Kon­flikt­part­ner Stra­te­gien, um den ande­ren von ihren Argu­men­ten zu über­zeu­gen. Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten füh­ren zu einem Streit. Man will den ande­ren unter Druck set­zen. Schwarz-Weiß-Den­ken entsteht.

Stu­fe 3: Taten statt Worte

Die Kon­flikt­part­ner erhö­hen den Druck auf den jeweils ande­ren, um sich oder die eige­ne Mei­nung durch­zu­set­zen. Gesprä­che wer­den z. B. abge­bro­chen. Es fin­det kei­ne ver­ba­le Kom­mu­ni­ka­ti­on mehr statt und der Kon­flikt ver­schärft sich schnel­ler. Das Mit­ge­fühl für den „ande­ren“ geht verloren.

Stu­fe 4: Koalitionen

Der Kon­flikt ver­schärft sich dadurch, dass man Sym­pa­thi­san­ten für sei­ne Sache sucht. Da man sich im Recht glaubt, kann man den Geg­ner denun­zie­ren. Es geht nicht mehr um die Sache, son­dern dar­um, den Kon­flikt zu gewin­nen, damit der Geg­ner verliert.

Stu­fe 5: Gesichtsverlust

Der Geg­ner soll in sei­ner Iden­ti­tät ver­nich­tet wer­den durch alle mög­li­chen Unter­stel­lun­gen oder ähn­li­ches. Hier ist der Ver­trau­ens­ver­lust voll­stän­dig. Gesichts­ver­lust bedeu­tet in die­sem Sin­ne Ver­lust der mora­li­schen Glaubwürdigkeit.

Stu­fe 6: Drohstrategien

Mit Dro­hun­gen ver­su­chen die Kon­flikt­par­tei­en, die Situa­ti­on abso­lut zu kon­trol­lie­ren. Sie soll die eige­ne Macht ver­an­schau­li­chen. Man droht z. B. mit einer For­de­rung (10 Mio. Euro), die durch eine Sank­ti­on („Sonst spren­ge ich Ihr Haupt­ge­bäu­de in die Luft!“) ver­schärft und durch das Sank­ti­ons­po­ten­zi­al (Spreng­stoff zei­gen) unter­mau­ert wird. Hier ent­schei­den die Pro­por­tio­nen über die Glaub­wür­dig­keit der Drohung.

Stu­fe 7: Begrenz­te Vernichtung

Hier soll dem Geg­ner mit allen Tricks emp­find­lich gescha­det wer­den. Der Geg­ner wird nicht mehr als Mensch wahr­ge­nom­men. Ab hier wird ein begrenz­ter eige­ner Scha­den schon als Gewinn ange­se­hen, soll­te der des Geg­ners grö­ßer sein.

Stu­fe 8: Zersplitterung

Der Geg­ner soll mit Ver­nich­tungs­ak­tio­nen zer­stört werden.

Stu­fe 9: Gemein­sam in den Abgrund

Ab hier kal­ku­liert man die eige­ne Ver­nich­tung mit ein, um den Geg­ner zu besiegen.

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Konflikteskalation_nach_Friedrich_Glasl

Einer mei­ner Aus­bil­der hat sich Gedan­ken zur WIN-LOSE (Stu­fe 4–6) in Glasls Modell gemacht und wei­ter ausformuliert:

Stu­fe 4: Ste­reo­ty­pen, Kli­schees, Image­kam­pa­gnen, ein­an­der in nega­ti­ve Rol­len manö­vrie­ren, Wer­ben um Anhän­ger, Selbst­er­fül­len­de Prophezeihungen

Stu­fe 5: Öffent­lich und direkt: Gesichtsangriff […]

Ein Bild hat mir dabei beson­ders zu den­ken gege­ben: die WIN-LOSE-Stu­fen­grup­pe ist die Grup­pe des (Macht-)spiels. Er hat uns auch Bei­spie­le aus der Wirt­schaft für „typi­sche“ Hand­lun­gen in die­ser Stu­fen­pha­se  genannt, z.B.:

  • Maß­re­ge­lung von Kol­le­gen in der Öffentlichkeit
  • geziel­te Wei­ter­ga­be selek­ti­ver Infor­ma­tio­nen, um Bünd­nis­part­ner für das eige­ne Anlie­gen zu gewin­nen – ich habe das ein­mal „Vor­de­mo­kra­ti­sie­rung“ genannt
  • geziel­tes Aus­schlie­ßen von Menschen
  • […]

Wie mensch­lich gehen wir eigent­lich an der Schu­le mit Kon­flik­ten um? Auf wel­cher Stu­fe ste­hen wir bei einem Kon­flikt z.B. in einer Kon­fe­renz? Was bedeu­tet „Vor­de­mo­kra­ti­sie­rung“ pas­siv erlebt und aktiv gestal­tet – auch wenn sie einem ver­meint­lich „guten Zweck“ dient?

Was ich – vor allem in anony­men Blogs – mit­un­ter an (natür­lich wahr­ge­nom­me­ner) Kon­flikt­kul­tur mit­be­kom­me, macht mir gele­gent­lich Angst.

PS: Fried­rich Glasl kommt aus dem Bereich der Wirtschaftwissenschaften.

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