Moodle und Reverse Proxies

Heu­te wird es sehr tech­nisch – aber wofür sind Feri­en denn da… Ich hat­te ein­mal meh­re­re Mood­le­sys­te­me hin­ter einem Rever­se Pro­xy lau­fen – das wird den meis­ten nicht viel sagen, daher eine kur­ze Erklärung.

Das Pro­blem

Mood­le ist extremst resour­cen­hung­rig und kann unter hoher Last einen schlecht kon­fi­gu­rier­ten Web­ser­ver in die Knie zwin­gen, beson­ders auf schwach­brüs­ti­gen Maschi­nen (die man pri­vat so finan­zie­ren kann). Da liegt dar­an, das für Mood­le vom Web­ser­ver ein soge­nann­ter PHP-Inter­pre­ter auf­ge­ru­fen wer­den muss, der dann aus zahl­rei­chen Script­vor­ga­ben eine stink­nor­ma­le HTML-Sei­te baut und über den Web­ser­ver an den Brow­ser des Benut­zers aus­lie­fert. Erschwe­rend kommt hin­zu, dass die Scrip­ten von Mood­le zusätz­lich vie­le Daten­bank­ab­fra­gen erzeu­gen und so durch den erfor­der­li­chen Daten­bank­ser­ver (meist MyS­QL) Last erzeu­gen. Ein gut kon­fi­gu­rier­ter Mood­le­ser­ver wird also dafür sor­gen, dass mög­lichst wenig Last beim PHP-Inter­pre­ter und bei der MyS­QL-Daten­bank ankommt – man sagt: Das Backend (PHP&MySQL) muss „geschützt“ werden.

Rever­se Pro­xy als Lösung

Dafür führt kein Weg an einem Rever­se Pro­xy vor­bei. Was macht die­ser genau? Der PHP-Inter­pre­ter und die Daten­bank bau­en ja eine stink­nor­ma­le HTML-Sei­te zusam­men – das kann z.B. die Start­sei­te eines Mood­le­kur­ses sein. Immer wenn der glei­che Nut­zer die glei­che Sei­te auf­ruft, muss die­se wie­der und wie­der gebaut wer­den. Ein Rever­se Pro­xy spei­chert die­se Sei­te im HTML-Code zwi­schen und lie­fert sie bei zwei­ten Auf­ruf direkt an den Brow­ser ohne den Web­ser­ver, den PHP-Inter­pre­ter oder die MyS­QL-Daten­bank zu bemü­hen. Ein Rever­se Pro­xy ist sehr schlank und braucht nur weni­ge Resour­cen. Selbst wenn ein Opcode-Cache wie eac­ce­le­ra­tor oder xcache die PHP-Sei­te direkt bedie­nen kann, sind vor­her zwei Instan­zen mit viel höhe­rem RAM-Ver­brauch betei­ligt (bei Apa­che ein kom­plet­ter Thread, bei ligh­ty der Web­ser­ver­pro­zess und ein fast­C­GI-Thread) – das ist in Last­si­tua­tio­nen nach mei­ner Erfah­rung immer sub­op­ti­ma­ler als gleich per Pro­xy aus­zu­lie­fern. Der Opcode-Cache ist trotz­dem eine wich­ti­ge zusätz­li­che Vor­keh­rung.  Der Rever­se Pro­xy löst gera­de bei meh­re­ren Mood­lein­stan­zen auf dem glei­chen Ser­ver noch eini­ge  wei­te­re Pro­ble­me, aber dazu wei­ter unten mehr.

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WordPress MU – Moodle MU?

Word­Press MU ist ein span­nen­des Kon­zept zur Ver­wal­tung belie­big vie­ler Word­Press­in­stal­la­tio­nen. Die Idee dabei ist, dass eine Instal­la­ti­on von allen Blogs genutzt wird und nur dyna­mi­sche Daten in Extra­ver­zeich­nis­sen und Extra­da­ten­ban­ken lan­den. Der Vor­teil liegt in einer immens ver­ein­fach­ten Wart­bar­keit des Sys­tems: Bei einem Update muss nur die­se zen­tra­le Instal­la­ti­on aktua­li­siert wer­den, um alle Blogs auf einen aktu­el­len Soft­ware­stand zu brin­gen. Das lässt sich auf via Brow­ser – so wie die Update­funk­ti­on in Word­Press – per Klick realisieren.

Ich hat­te die­ses Kon­zept im Prin­zip schon auf Mood­le über­tra­gen – aller­dings han­del­te es sich dabei um eine Samm­lung von Kom­man­do­zei­len­scrip­ten mit einer Dia­log-Ober­flä­che – immer­hin schon mit Func­tions und einem Kon­fi­gu­ra­ti­ons­teil, wobei sich die Scrip­ten auch per exec();-Funktion mit PHP über den Brow­ser ansto­ßen lie­ßen. Fol­gen­de Fea­tures waren integriert:

  • Siche­rung der Mood­les (Daten­bank­dump + /moodledata)
  • Anle­gen eines Mood­le­sys­tem mit allen not­wen­di­gen Web­ser­ver­ope­ra­tio­nen (ligh­ty kann z.B. auch Script­aus­ga­ben(!) von stdin als Kon­fig­da­tei lesen…)
  • Löschen einer Instal­la­ti­on (mit vor­he­ri­gem Backup)
  • Sperren/Entsperren eines Moodle
  • Update eines Moodlesystems

Man könn­te sowas z.B. als Debi­an­pa­ket anbie­ten, des­sen Instal­ler alle not­wen­di­gen Kon­fi­gu­ra­tio­nen im Sys­tem vor­nimmt – inkl. des sehr schwie­ri­gen Mail­ser­ver­set­ups. oder eines Reverse­pro­xy davor – das spart Last… Auf die­se Wei­se könn­te Regio­nen sehr schnell lauf­fä­hi­ge Mul­ti­mood­le­sys­te­me erstel­len und sehr res­sour­cen­scho­nend bequem war­ten. Auch eine Plug­in- und The­me­ver­wal­tung ist prin­zi­pi­ell denk- und inte­grier­bar. Ich hat­te „damals“ die wei­te­re Ent­wick­lung aus per­sön­li­chen Grün­den ein­ge­stellt. Die Scrip­ten lie­gen hier aber noch irgendwo…

Bezahlt mir irgend­wer ein Jah­res­ge­halt für die Ent­wick­lung? Ach­ja: Der Kopp­lungs­pro­zess zwi­schen Mood­le und Maha­ra wäre auch „scrip­ti­sier­bar“ und eine gemein­sa­me Code­ba­sis für alle Maha­ras… Ein Tag hat 24 Stun­den und geschla­fen wird nachts… Viel­leicht ver­öf­fent­li­che ich mal die Scrip­ten mit einer Anlei­tung für den Anfang. Irgendwann.

Moodle nutzen – aber wo und wie hosten?

Mood­le muss betrie­ben wer­den, es bedarf regel­mä­ßi­ger Pfle­ge, Updates sind essen­ti­ell, um die Daten Daten inner­halb eines Mood­le­sys­tems best­mög­lich zu schüt­zen, schließ­lich sind es nicht unse­re Daten, son­dern die der SuS. Vie­les spricht also dafür, dass man die­se Daten jeman­dem anver­trau­en soll­te, der sich damit aus­kennt. Das wie­der­um kos­tet, z.B. bei einem deut­schen Mood­le­part­ner rich­tig viel Geld – selbst im Bereich des ohne­hin schon teue­ren Applikations-Hostings.

Das ist Geld für eine Dienst­leis­tung, von der Ein­zel­ne zwar über­zeugt sein mag, deren Sinn für eine Schu­le sich aber nicht sofort erschließt, weil man den Wert von Mood­le nicht erzäh­len, son­dern nur erfah­ren kann. Man kauft also etwas teu­er ein, von dem man u.U. als Schul­ge­mein­schaft noch gar nicht weiß, ob das für einen passt. Dem­entspre­chend hoch ist der Drang eben­die­ser Schul­ge­mein­schaft, die­ses Geld lockerzumachen.

Des­we­gen gehen ver­schie­de­ne Schu­le und ver­schie­de­ne Leh­rer damit ganz unter­schied­lich um.

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Mahara – I just met a girl named Mahara…

Maha­ra (dort gibt es auch eine Demo) ist ein E‑Portfoliosystem, was bei uns an der Schu­le immer mal „mit­lief“. Da es die glei­che Authen­ti­fi­zie­rungs­quel­le nutzt wie unser Schul­mood­le, steht es allen Schul­an­ge­hö­ri­gen ohne wei­te­re Bedin­gun­gen offen. Maha­ra bedient sich intui­tiv – so intui­tiv, dass sich gera­de immer noch Fünft­kläss­ler von mir, die ich ges­tern in das Sys­tem ein­ge­führt habe, dar­in tummeln.Für Mood­le brauch­te ich immer min­des­tens zwei Ein­füh­rungs­stun­den für jede Klas­sen­stu­fe. In Maha­ra muss man nur ver­ste­hen, was eine Ansicht ist und wie man da Medi­en, Tex­te usw. mit der Maus hin­ein­zieht – den (abschalt­ba­ren) Com­mu­ni­ty­krams haben die SuS sofort spitz, weil sie es schon kennen.

Was ist Maha­ra denn nun?

Maha­ra ist ein schü­ler­zen­trier­tes Tool mit aus­ge­feil­ten Com­mu­ni­ty­funk­tio­nen (Social Net­wor­king so rich­tig seit Maha­ra 1.2), die teil­wei­se sogar Face­book feh­len. SuS kön­nen soge­nann­te Ansich­ten ein­fach per Drag’n Drop gestal­ten und bestim­men, wer die­se Ansich­ten sehen wann und not­falls auch wie lan­ge darf. So las­sen sich auf ein­fa­che Wei­se Lese­ta­ge­bü­cher, „Pla­ka­te“ zu The­men, klas­si­sche Port­fo­lio­sei­ten u.v.m gestalten.

Jeder Web2.0‑affine Mensch fin­det sich nach einer sehr kur­zen Ein­ar­bei­tungs­zeit dar­in blen­dend zurecht. Maha­ra ist kon­trol­lier­ter Kon­troll­ver­lust, da jeder jeder­zeit bestimmt, wer wel­che Ansicht sieht, sich aber auch jeder jeder­zeit mit jedem ver­net­zen kann. Jeder Benut­zer kann eige­ne Grup­pen erstel­len und Freun­de in die­se Grup­pen ein­la­den, es gibt eine per­sön­li­che Pinn­wand – es gibt eben ein­fach alles, was kom­mer­zi­el­le Sys­te­me wie Face­book bie­ten – es ist nur geschützt, ver­net­zen kann man sich damit via XML-RPC trotz­dem, unser Mood­le ist mitt­ler­wei­le so angedockt.

Das User­in­ter­face ist modern und basiert kom­plett auf Ajax. Als ich das heu­te alles gese­hen habe, mach­te es in mei­nem Kopf andau­ert „Pling! – das könn­test du damit…“ und „Pling! – *das* ist Schü­ler­zen­trie­rung“ und zeit­wei­se sogar „Pling! – hmpf, Mood­le?“. Kei­ne Sor­ge – Mood­le wird das auch bei mir über­le­ben, der Ansatz von Mood­le ist nur ein kom­plett ande­rer – obwohl: Gegen Maha­ra emp­fin­de ich die Par­ti­zi­pa­ti­ons­mög­lich­kei­ten von Teil­neh­men­den in Mood­le jetzt schon als erbärm­lich (und) kom­pli­ziert. Die­sen Pro­zess muss man in Mood­le aktiv kon­stru­ie­ren und bleibt dann den­noch auf weni­ge Akti­vi­tä­ten beschränkt. Nach­tei­lig an Maha­ra ist das gro­ße Ablen­kungs­po­ten­ti­al durch die Com­mu­ni­ty­funk­tio­nen – um Inhal­te geht es bei mei­nen Fünft­kläss­lern bis­her noch nicht sooo viel…

Mein Traum:

Bei­de Sys­te­me ver­schmel­zen – dann hat man bei­des. Geht ja leid­lich. Via XML-RPC (MNET).

Mein Tipp:

Da schläft der nächs­te Hype…

Der eigene Waveserver

Ja – ihr lest rich­tig: Goog­le Wave ist als Goog­le Wave Fede­ra­ti­on Pro­to­ty­pe Ser­ver erhält­lich und jeder kann ihn sich auf einen Ser­ver sei­ner Wahl instal­lie­ren (fun­dier­te Linux­kennt­nis­se und Root­rech­te vor­aus­ge­setzt). Da Goog­le mut­maß­lich noch nicht den Ruhm für sich tei­len und das Gegie­re nach Waveac­counts (ich hab‘ kei­nen – schnüff…) sowie den damit ver­bun­de­nen Hype unter­bin­den möch­te, ent­hält die Ser­ver­va­ri­an­te noch kei­nen Web­ser­ver, son­dern nur eine für Freaks geeig­ne­te Textkonsole.

Trotz­dem könn­te man jetzt schon mit die­sem Sys­tem eige­ne bun­te Cli­ents kre­ieren, d.h. selbst wenn Goog­le den Full­fea­tured-Ser­ver nicht frei­gibt, wird es im Open­So­ur­ce-Bereich Leu­te geben, die das ent­wi­ckeln wer­den. Die Instal­la­ti­on ist im Übri­gen über­haupt nicht schwer und für jeden durch­schnitt­lich begab­ten Debi­an­de­ri­vat­nut­zer in einer Stun­de hin­zu­be­kom­men. Der Ergeb­nis ist natür­lich (noch) ent­täu­schend, da für eine rich­ti­ge Nut­zung der Text­kon­so­le immens viel Doku­stu­di­um ange­sagt ist. Instal­lie­ren und zum Lau­fen brin­gen kann ich die­ses stark redu­zier­te Wave. In der bis her mög­li­chen Art und Wei­se bedie­nen mag ich es nicht – gemeint ist immer die frei instal­lier­ba­re Form – selbst mir Kon­so­len­jun­kie ist der mit­ge­lie­fer­te Cli­ent dafür zu spartanisch.

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