Schreibprozesse durch digitale Medien unterstützen

Ich habe auf diver­sen Ver­an­stal­tun­gen einen Work­shop mit fol­gen­dem Inhalt angeboten:

S*S fällt es zuneh­mend schwe­rer, län­ge­re Tex­te zu kon­zi­pie­ren und hand­schrift­lich nie­der­zu­le­gen. Das hat auch damit zu tun, dass die gebun­de­ne Hand­schrift in den nie­der­säch­si­schen Grund­schu­len mitt­ler­wei­le nur noch fakul­ta­tiv gelehrt wird. Digi­ta­le Medi­en bie­ten hier Ansät­ze, den dadurch beding­ten „Schreib­hem­mun­gen“ zu ent­ge­hen, da sie z.B. erwei­ter­te Mög­lich­kei­ten bei der Text­pro­duk­ti­on bie­ten. Am kon­kre­ten Bei­spie­len erfah­ren Sie in die­sem Work­shop, wie Sie mit der an Ihrer Schu­le vor­han­de­nen Tech­nik, S*S erleich­tern kön­nen, effi­zi­en­ter zu einem Text zu kom­men und geziel­ter die gedank­li­che Struk­tu­rie­rung von Tex­ten unter­stüt­zen kön­nen. Benö­tigt wird ein eige­nes End­ge­rät (Tablet, Notebook).

Ich gehe dazu fol­gen­der­ma­ßen vor:

Phase 1: Der Etherpad-Erstkontakt

Es gibt zahl­rei­chen Anbie­ter, die ein kos­ten­lo­ses Ether­pad anbie­ten, z.B.

Man kann sich treff­lich dar­über strei­ten, ob Ether­pad nicht schon längst über­holt ist, weil es doch eine Viel­zahl wei­te­rer, moder­ne­rer Ange­bo­te gibt, jedoch geht es mir weni­ger um das Tool, son­dern um eine Art des Arbei­tens. Zudem braucht Ether­pad kei­nen Account – weder beim Erstel­ler noch bei Teil­ge­ben­den – das ist nicht zu unter­schät­zen. Das wesent­lich hip­pe­re HackMD braucht schon wie­der etwas Syn­tax­kennt­nis­se und schreckt dadurch gera­de Anfän­ger eher ab – allein schon vom Design.

Die Teil­neh­mer bekom­men von mir einen mög­lichst ein­fa­chen, abtipp­ba­ren Link zu einem Ether­pad (die wenigs­ten sind in der Lage, einen QR-Code zu nut­zen) und ohne wei­te­re Vor­be­rei­tung die Auf­ga­be, Argu­men­te zu einem mög­lichst bana­len The­ma (z.B. pro/contra Schul­uni­for­men) in das Doku­ment zu schrei­ben. Wenn vie­le unter­schied­li­che Gerä­te (Note­book, Tablet, Han­dy) im Raum sind, ist das äußerst wert­voll für die spä­te­re Auswertung.

Phase 2: Die unterrichtsbezogene Meta-Arbeit

Sofort danach mache ich Meta­ar­beit mit klei­nen Impulsfragen:

  • Wie ist es Ihnen ergangen?
  • Was emp­fan­den Sie als ver­stö­rend oder problematisch?
  • Was „leis­tet“ so ein Dokument?
  • Wel­che wei­te­ren Anwen­dungs­sze­na­ri­en im Unter­richt fal­len Ihnen ein?

Mit dem letz­ten Impuls kom­men die eige­nen, meist sehr tech­ni­schen und erstaun­li­cher­wei­se immer­wie­der glei­chen Fra­gen, z.B.:

1.) „Wie spei­chert man das?“

Es ist unglaub­lich schwer zu ver­mit­teln, wie Spei­che­rung bei einem Online­do­ku­ment funk­tio­niert. Die Vor­stel­lung, dass mir ein Algo­rith­mus den Klick auf das Dis­ket­ten­sym­bol klein­schrit­tig und ver­sio­niert abnimmt, scheint völ­lig unkom­pa­ti­bel zum tech­ni­schen Ver­ständ­nis vie­ler Men­schen zu sein. Es kommt hier extrem dar­auf an, die­se Fra­ge sehr ernst­zu­neh­men, da das Kon­zept „Datei hin­ter Link“ sich sehr fun­da­men­tal vom Kon­zept „Datei im eige­nen Ord­ner zu Hau­se“ unter­schei­det. Ich male da ger­ne eine Ord­ner­struk­tur „auf dem Ser­ver“ an die Tafel. Bei sehr auf­ge­schlos­se­nen Grup­pen zei­ge ich auch die Times­li­der­funk­ti­on von Etherpad.

2.) „Kann man auch Tabel­len anle­gen – ich arbei­te an der Tafel ja immer auch mit Tabellen!“

Das was man an der Tafel gewohnt ist, soll auch 1:1 im digi­ta­len Raum funk­tio­nie­ren. Die­se Denk­wei­se ver­sperrt aber den Blick dar­auf, dass nun ganz ande­re Din­ge mög­lich wer­den, z.B. in kür­zes­ter Zeit kol­la­bo­ra­tiv eine sor­tier­ba­re Stoff­samm­lung zu haben, an der auch zurück­hal­ten­de­re S*S par­ti­zi­pie­ren kön­nen. Davon erzäh­le ich ohne die Tabel­le an der klas­si­schen Tafel abzuwerten.

3.) „Wie geht des mit der ande­ren Schriftart?“

Das ist ähn­lich zu beant­wor­ten wie Fra­ge 2. Ich sage immer immer, dass Ether­pad gut für Inhal­te ist, die immer in aktu­el­ler Form ohne Her­um­schi­cken einer Datei vor­lie­gen. Das Gestöh­ne beim Sei­ten­hieb auf unter­schied­li­che Word­da­tei­en weicht dann schnell der Erkennt­nis, dass das Sinn macht, so redu­ziert zu arbei­ten – for­ma­tie­ren kann man ja hin­ter­her immer noch in der Text­ver­ar­bei­tung sei­ner Wahl.

4.) „Und wie lege ich das an?“

Es ist unglaub­lich schwer zu ver­mit­teln, dass ein Doku­ment durch eine Ein­ga­be und einen Klick direkt im Netz ent­steht. Auch da arbei­te ich mit „Krü­cken“ und Tafel­an­schrie­ben wie bei Fra­ge 1.

5.) „Also ich wür­de das zu Hau­se schon mit pro- und con­tra vor­struk­tu­rie­ren wollen!“

Das ist immer so eine tol­le Fra­ge, wenn sie denn kommt. Stan­dard­ant­wort: „Müs­sen Sie nicht, das kön­nen Sie hier die S*S machen las­sen!“ Meis­tens wird es dann kurz still im Raum. „Und wie kon­trol­lie­re ich das?“ Mei­ne Ant­wort: „Indem Sie den Arbeits­pro­zess – der ja nun trans­pa­rent ist – immer wie­der unter­bre­chen und reflek­tie­ren – das ist Ihre Pro­fes­si­on und Auf­ga­be!“. Man kann z.B. ja vor dem Struk­tu­rie­ren das Ent­stan­de­ne auch über­ar­bei­ten lassen.

[…]

Nach den ers­ten bei­den Pha­sen sind min­des­tens 45 Minu­ten ver­gan­gen – je nach Dis­kus­si­on­freu­dig­keit der Teil­neh­men­den. Es ist eigent­lich noch nicht viel gesche­hen in die­sem Work­shop, oder?

Phase 3: Die Ausblicke & Realismus

Ich wer­fe nun Erfah­run­gen in den Ring, z.B. dass S*S den Umgang mit sol­chen kol­la­bo­ra­ti­ven For­men ler­nen müs­sen und es natür­lich anfangs zu Sabo­ta­ge kommt (Dank Ver­sio­nie­rung aber umkehr­bar). Ich wer­fe die Idee in den Raum, schul­ei­ge­ne Kon­zep­te so zu ver­fas­sen oder aber auch Sit­zun­gen mit meh­re­ren Per­so­nen „live“ zu pro­to­kol­lie­ren, sodass das Pro­to­koll nach Abschluss nur noch etwas for­ma­tiert wer­den muss etc..

Ich wei­se auf Alter­na­ti­ven hin, zei­ge z.B. Goo­g­le­Docs, Only­Off­ice & Co. Das hal­te ich aber bewusst kurz und bie­te bei Inter­es­se an, die­ses oder jenes Tool in einem sepa­ra­ten Work­shop zu thematisieren.

 

 

 

Wasmanie

Aus­gangs­si­tua­ti­on:

Vor dem Haus liegt ein Sta­pel mit Tro­cken­est­rich­plat­ten. Es han­delt sich um 60 Stück mit je einem Gewicht von ca. 28kg mit einem Maß von 50x150cm. Die Auf­ga­be besteht dar­in, mit die­sen Plat­ten auf dem Dach­bo­den den Grund­auf­bau für einen Fuß­bo­den zu schaffen.

Grup­pe 1 – Leh­rer und Bildungsforscher

Die Grup­pe trifft sich zunächst zu einer aus­führ­li­chen Bespre­chung beim Sta­pel. Nach Kon­sul­ta­ti­on der voll­stän­di­gen Ver­le­ge­an­lei­tung wird ein ein­zel­nes Ele­ment zunächst genau inspi­ziert. Dabei stel­len sich fol­gen­de Sach­ver­hal­te her­aus, die in einem Ether­pad kol­la­bo­ra­tiv deskri­biert werden.

  1. Die Sty­ro­por­däm­mung neigt dazu abzu­bre­chen und muss mit äußers­ter Vor­sicht behan­delt wer­den. Kei­nes­fall darf die Plat­te auf die­ser schwa­chen Kan­te abge­setzt oder belas­tet werden.
  2. Die über­ste­hen­de Fer­macell­kan­te auf der ande­ren Sei­te neigt ins­be­son­de­re an der Ecke dazu, leicht abzu­bre­chen. Fol­ge­rich­tig zei­gen sich auch bereits an eini­gen Plat­ten ers­te Schä­den bei Anlie­fe­rung. Die­se snd zunächst ein­mal beim Lie­fe­ran­ten zu reklamieren.
  3. Das Gewicht einer Plat­te ist so groß, dass ein bei fal­scher Tra­ge­tech­nik poten­ti­ell zu Rücken­schä­den kom­men kann. Dem­nach müs­sen Richt­li­ni­en und Leit­sät­ze für den Trans­port der Plat­ten ins Dach­ge­schoss erar­bei­tet werden.
  4. Der Gips ist nur durch Fasern gebun­den. Daher muss eine ent­spre­chen­de Klei­dung bei der Ver­ar­bei­tung getra­gen wer­den, bei der Ver­schmut­zun­gen zu ver­nach­läs­sig­bar sind.
  5. Bei der Beruf­ge­nos­sen­schaft Bau muss ein Gut­ach­ten ein­ge­holt wer­den, der Trans­port über die enge Boden­trep­pe über­haupt recht­lich mög­lich ist.
  6. Es wird fest­ge­hal­ten, dass der Trans­port von Boden­est­rich­ele­men­ten völ­lig neue Kom­pe­ten­zen und einen völ­lig neu­es Selbst­ver­ständ­nis aller betei­lig­ten Berufs­grup­pen erfordert.

Die Grup­pe beschließt ange­sicht des noch offe­nen Fra­gen wei­te­re Dis­kus­si­on­run­den und Tref­fen. Auf­ga­ben wer­den in der Grup­pe pari­tä­tisch ver­teilt. Wei­ter­hin gilt es, eine Per­spek­ti­ve für die Zukunft zu for­mu­lie­ren: Auch beim Ver­le­gen der Plat­ten blei­ben trotz der Anlei­tung immer noch Fra­gen offen.

Grup­pe 2 – Handwerker

Die Hand­wer­ker tra­gen zunächst ein­mal kol­la­bo­ra­tiv alle Plat­ten auf den Dach­bo­den. Dabei geht teil­wei­se die Sty­po­r­däm­mung flö­ten und eini­ge Kan­ten bre­chen ab. Durch den beim Ver­le­gen not­wen­di­gen Ver­satz kön­nen sol­che Plat­ten trotz­dem ver­wen­det wer­den. Außer­dem hat der Lie­fe­rant sowie­so eini­ge Plat­ten mehr ange­lie­fert als ursprüng­lich bestellt waren – das geüb­te Auge der Hand­wer­ker hat das bereits unten vor dem Haus erfasst. Beim Ver­le­gen geht eini­ges schief, aber nach zwei, drei Bah­nen ist das Team ein­ge­spielt. Die Ver­le­ge­an­lei­tung wur­de nur kurz kon­sul­tiert, um die Dosie­rung des Kle­bers nach­zu­schla­gen – die muss aber ohne­hin je nach Ver­le­ge­ort etwas vari­iert werden.

Ergeb­nis nach einem Tag Arbeit:

Die Plat­ten von Grup­pe 1 lie­ge immer noch vor dem Haus und wer­den immer Nacht durch einen kräf­ti­gen Schlag­re­gen für die wei­te­re Ver­wen­dung unbrauch­bar, sodass aus der Grup­pe auch nie­mand mehr Lust hat, die Sache zu einem Ende zu brin­gen. Die Grup­pe hat das Gefühl, wert­vol­le Arbeit geleis­tet zu haben, aber letzt­lich an wid­ri­gen Umstän­den geschei­tert zu sein. Der Haus­herr tobt derweil.

Die Plat­ten von Grup­pe 2 sind noch am sel­ben Abend ver­legt – es gibt natür­lich eini­ge blaue Fle­cken und etwas Dreck im Haus. Dem einen oder ande­ren tut auch der Rücken etwas weh. Die Grup­pe hat das Gefühl, wert­vol­le Arbeit geleis­tet zu haben und erfreut sich bei der Bege­hung des Dach­bo­dens an einem Fei­er­abend­bier. Haus­flur und Trep­pe lie­gen voll von Sty­ro­por­ku­geln und zer­tre­te­nen Plat­ten­res­ten. Der Haus­herr fährt zur Tan­ke, um Nach­schub zu holen und putzt am nächs­ten Mor­gen froh die Wohnung.

Was­ma­nie

Wie viel Aktio­nen im Netz beschäf­ti­gen sich mit der Fra­ge, was man denn tun soll. Über die­ses „Was“ gibt es ver­netz­ten Aus­tausch an allen Orten und Kan­ten. Das ist schön und das ist wert­voll. Aber dadurch allein kommt kei­ne Plat­te auf den Dach­bo­den. Seit Jah­ren höre ich die immer glei­chen Posi­tio­nen, neh­me das ver­hoh­le­ne War­ten dar­auf wahr, dass end­lich jemand ein­mal die Plat­ten hochträgt.

  • Darf man das?
  • Gibt es nicht auch Alternativen?
  • Ist das schon zu Ende gedacht?
  • Ist das jetzt so auch richtig?

Alles ohne Zwei­fel wich­ti­ge Fra­gen. Mein „spe­zi­el­ler Freund“ Gün­ther Dueck hat sinn­ge­mäß etwas Wah­res gesagt:

Die, die medi­en­tech­nisch vor­weg­lau­fen, haben nicht die Auf­ga­be, immer wei­ter davon­zu­ei­len, son­dern sich umzu­schau­en zu den ande­ren, sie mitzunehmen.

Sascha Lobo hält der Web2.0‑Gemeinde auf der re:publica11 sinn­ge­mäß vor, in ihrem selbst­re­fle­xi­ven Meta­ge­sei­er zu ersti­cken, sich wohl zu füh­len in einem Meer gegen­sei­ti­ger Selbst­be­stä­ti­gung und er wird dafür beklatscht.

Für mich kom­men mehr und mehr Zwei­fel dar­an auf, wie lan­ge mich per­sön­lich mein was­ma­ti­sches Meta­ge­sei­er noch tra­gen wird. Ich bekom­me mit den Jah­ren mehr und mehr Fei­er­abend­bier­durst. Dem­entspre­chend wird sich bei mir in nächs­ter Zeit mein Instru­men­ta­ri­um neu justieren.

Virtual Choir 2.0

Jaja, es gibt Din­ge, die kaum einer von mir weiß, z.B. die Sache mit dem Gesang. Hier vor Ort gibt es einen musi­ka­lisch recht hoch­wer­ti­gen, klei­nen Kam­mer­chor (des­sen Web­sei­te ich bis heu­te nicht auf die Rei­he bekom­me), dem ich seit nun­mehr 7 1/2 Jah­ren ange­hö­re.  Zum Reper­toire gehö­ren z.B.

Also recht bunt gemischt und durch­aus schwe­res Zeugs mit dabei. Unge­fähr im Spät­som­mer des letz­ten Jah­res bin ich auf Eric Whi­tacre gesto­ßen. Nicht dass ich unse­ren Chor­lei­ter je davon über­zeu­gen kön­nen wer­de, etwas von ihm zu sin­gen – den­noch macht mir sei­ne Musik mit den vie­len Quart­par­al­le­len und Vor­hal­ten aber auch expe­ri­men­tel­len Kom­po­si­tio­nen schon eine Men­ge Freu­de. Wer mag kann sich in sei­nem Play­er mal das eine oder ande­re anhö­ren. Ich emp­feh­le „Water Night“ für de Ein­stieg – das ist schon fast ein klas­si­sches Stück für A‑Capellachöre rund um den Glo­bus gewor­den. Da ich das hier ja nicht sin­gen darf, muss­te was passieren.

Eric Whi­tacre hat eine Idee ent­wor­fen, die erst­mal recht ver­rückt klingt: Sän­ger über­all auf der Welt sin­gen ihre Stim­me als Video­tra­ck ein und stel­len das Ergeb­nis auf You­Tube ein. Die Vide­os wer­den dann zu einem gro­ßen zusam­men­ge­schnit­ten und fer­tig ist ein vir­tu­el­ler Chor. Die Phi­lo­so­phie dahin­ter ist natür­lich voll­kom­men Web2.0 und wird wird von Herr Whi­tacre bes­ser als ich es je könn­te auch in einem TED-Talk erklärt.

Ges­tern war es dann so weit: Das voll­stän­di­ge Video des Vir­tu­al Choir 2.0 ist online – und Maik aus Clop­pen­burg ist dabei. Auch ich habe einen Track ein­ge­sun­gen und davon ein paar Bil­der gemacht…

… viel­leicht ent­deckt mich ja jemand in die­sem Chor­uni­ver­sum und schickt mir einen Screen­shot (in der bis­he­ri­gen Lo-Res-Ver­si­on dürf­te das aber aus­sichts­los sein). Lei­der ist das Video von Deutsch­land aus noch nicht sicht­bar (Rech­te­pro­ble­me), so dass ich mit dem Link etwas getrickst habe. Es wird all­mäh­lich Zeit für einen vir­tu­el­len Ser­ver in der Ukrai­ne für mich – schon ärger­lich, die­se völ­lig sinn­lo­se Filterung.

Update: Auf Vimeo geht es…

 

Eric Whitacre’s Vir­tu­al Choir 2011 – „Sleep“ from Jack Row­land on Vimeo.

Update 2: Wie man sieht, geht es nicht mehr

Es gab nach Aus­sa­ge von Eric Whi­tacre kei­ne Eini­gung mit der GEMA. Nied­lich, die­se deut­sche Büro­kra­tie – so öff­net man die Her­zen für Vor­ha­ben wie das Leis­tungs­schutz­recht und ande­re Copy­right­ge­set­zes­vor­stö­ße – die kapie­ren offen­bar nicht, dass der­ar­ti­ges Gezi­cke ihnen auf Dau­er mehr scha­det als nützt. Dafür gibt es jetzt eine eige­ne Sei­te für Deutsch­land mit dem Video

Viel Spaß!

 

RAMBO (Riecken Arbeitet Mit Blogs Online) – Folge 5

Dies­mal wur­de der inhalt­li­che Rah­men durch eine Ein­heit zur Erör­te­rung gebil­det. Wesent­li­che Ele­men­te (Auf­bau eines Argu­ments, Abfol­ge der Argu­men­te bei stei­gern­den bzw. dia­lek­ti­schen Erör­te­run­gen) habe ich klas­sisch im Unter­richt mit Regel­heft­ein­trä­gen und nor­ma­len Schreib- und Bewer­tungs­auf­trä­gen erledigt.

Aber schon für Stoff­samm­lun­gen erschien mir der klas­si­sche Ansatz (Zet­tel neh­men, jeder sucht Argu­men­te und ord­net sie nach Gewich­tig­keit usw.) nicht mehr zeit­ge­mäß – vor Augen geführt wur­de mir das durch eine spon­ta­ne, kri­ti­sche Schü­ler­äu­ße­rung, die sinn­ge­mäß lautete:

Herr Riecken, wie soll man denn aus sich selbst her­aus, nur auf eige­ne Erfah­run­gen Bezug neh­mend, zu wirk­lich inhalt­lich über­zeu­gen­den Argu­men­ten kommen?“

Recht hat er – fand ich. Pas­send zu den Vor­komm­nis­sen in Japan habe ich in einem Goo­g­le­Docs-Doku­ment Argu­men­te pro und con­tra Atom­kraft sam­meln und jeweils aus­for­mu­lie­ren las­sen. Die­se durf­ten dann die SuS je nach Geschmack für eige­ne, stei­gern­de Erör­te­run­gen in unse­rem Blog ver­wen­den. So war ein sol­che Haus­auf­ga­be auch unter der Woche durch die Vor­ent­las­tung eini­ger­ma­ßen zu bewäl­ti­gen. Anhand der Blog­ein­trä­ge konn­te ich dann gezielt noch­mal auf ein­zel­ne Her­aus­for­de­run­gen im Unter­richt ein­ge­hen – ein authen­ti­sches Arbeits­blatt ist schnell zusammenkopiert.

Heu­te bin ich nach eini­gen wei­te­ren klas­si­schen Stun­den dann völ­lig ver­rückt gewor­den. Haus­auf­ga­be war eine dia­lek­ti­sche Erör­te­rung zum The­ma „Sol­len sich SuS in den Pau­sen im Schul­ge­bäu­de auf­hal­te dür­fen?“ (ein authen­ti­sches Pro­blem in die­ser käl­te­emp­find­li­chen Klas­se) in Form eines Brie­fes an unse­re Schul­lei­tung. Im Blog gab es dazu die­se Aufgabe:

  1. Lies dir dei­nen zuge­wie­se­nen Text sorg­fäl­tig durch und ver­fas­se einen Kom­men­tar auf Basis der Kri­te­ri­en aus dem Regelheft!
  2. Wäh­le je ein Pro- und ein Con­tr­a­ar­gu­ment aus, von dem du über­zeugt bist und kopie­re es in die­ses Goo­g­le­Docs-Doku­ment.
  3. Schrei­be gemein­sam mit dei­nen Mit­schü­lern die Gelenk­stel­len in dem Goo­g­le­Docs-Doku­ment – es soll am Schluss der Stun­de ein fer­ti­ger Brief entstehen.

Die kur­siv gedruck­ten Pas­sa­gen ver­link­ten im ers­ten Fall auf eine Goo­g­le­Docs-Tabel­le (nur lesen­der Zugriff), die regel­te, wer wel­chen Text im Blog kom­men­tiert und im zwei­ten Fall auf ein Goo­g­le­Docs-Doku­ment (anonym, schrei­ben­der Zugriff). Die SuS durf­ten in einem Zwi­schen­schritt (von 2 auf 3) noch die ein­zel­nen Argu­men­te durch Hin­zu­fü­gen von Stern­chen bewer­ten – jeder hat­te für pro und con­tra je fünf Stern­chen (*) zu ver­ge­ben.  Das Ergeb­nis haben wir uns ange­schaut und dann Auf­ga­ben verteilt -

  • Wer küm­mert sich um die Sor­tie­rung ent­spre­chend der Sternchenanzahl?
  • Wer for­mu­liert wel­ches Argu­ment inkl. Anschluss an die umge­ben­den genau­er aus?
  • Wer küm­mert sich im die Gelenk­stel­le (Über­gang von Anti­the­se auf These)?
  • Wer küm­mert sich um die Einleitung?
  • Wer küm­mert sich um den Schluss?

Erfah­run­gen

  1. Eine Dop­pel­stun­de reicht für das gesam­te Vor­ha­ben nicht
  2. Es gibt Pha­sen des tota­len Cha­os – z.B. wur­de zwi­schen­zeit­lich die schon durch Stern­chen bewer­te­ten Argu­men­te für die Anti­the­se ver­se­hent­lich(?) gelöscht – lei­der fand Riecken die Ver­sio­nie­rung in der kon­kre­ten Unter­richts­si­tua­ti­on nicht… ( Jetzt weiß ich: Datei => Über­ar­bei­tungs­ver­lauf anzeigen )
  3. Natür­lich haben eini­ge Witz­bol­de im Schutz der Anony­mi­tät auch Blon­di­nen­wit­ze inte­griert oder bereits zuge­wie­se­ne Namen für die Bear­bei­tung von Text­tei­len nach­träg­lich verändert
  4. Nach eini­gem geziel­ten Geschimp­fe kam das Doku­ment dann doch in die Spur
  5. Der Sinn des Ver­fah­rens erschloss sich den SuS in sei­nen Vor­tei­len zur klas­si­schen Heft- oder Zet­tel­kle­be­ar­beit erst prozessual
  6. Ich habe für Mor­gen jetzt genug Mate­ri­al, um den Über­gang zwi­schen Argu­men­ten zu üben (Arbeit am Lexi­kon und der Sprache)

Mir kamen heu­te Zwei­fel, ob gera­de die anony­me Nut­zung von Goo­g­le­Docs auf Dau­er wirk­lich noch Sinn macht, weil das mehr und mehr ein Tool wird, des­sen Nut­zen von den SuS gese­hen und auch ander­wei­tig genutzt wird – hat dazu jemand schon einen Eltern­brief entwickelt?

Deutsch kollaborativ mit GoogleDocs

René Schepp­ler hat kürz­lich ent­deckt, dass sich in Goo­g­le­Docs ange­leg­te Doku­men­te wie in Wave von meh­re­ren Leu­ten gleich­zei­tig bear­bei­ten las­sen und dass es dafür bei SuS mit­nich­ten einen Goog­le-Account für die SuS braucht – ein ein­fa­cher Link, abge­legt in z.B. einem Mood­le­kurs, reicht völ­lig aus. Einen Ein­druck, wie so etwas aus­se­hen könn­te, kann man über die­ses klei­ne Video (schlech­te Qua­li­tät) bekommen:

Jeder, der an die­sem Doku­ment arbei­tet, sieht fast in Echt­zeit die ande­ren Leu­te, die auch in die­sem Doku­ment unter­wegs sind. Sehr schön erkennt man auch die Pro­ble­me an die­sem Set­up: Irgend­wer löscht ein­fach mit­ten­drin den gesam­ten Text, alle erschei­nen stets als „anonym“ (was schon ein wenig zu Van­da­lis­mus ein­lädt) usw. Das bekommt man aber recht gut in den Griff. Daher mei­ne Tipps für die kon­kre­te Arbeit:

  1. Fin­ger weg vom Inter­net Explo­rer. Zumin­dest die Ver­si­on 8 wirft bei uns irgend­wann mit Java­script­feh­lern um sich oder muss neu gestar­tet wer­den. Fire­fox läuft ein­wand­frei ab Ver­si­on 3.5.
  2. Maxi­mal vier SuS gleich­zei­tig in einem Dokument
  3. Grund­re­gel: Nie­mand darf in einer ers­ten Pha­se Text­tei­le löschen
  4. Kei­ne Tex­te aus „dem nichts“ schrei­ben las­sen. Immer kon­kre­te Vor­ga­ben und Struk­tur im Arbeitsprozess
  5. Wit­zig: In der Grup­pen­ar­beit bei arbeits­tei­li­gem Auf­trag die Auf­ga­ben nur über das Doku­ment abspre­chen – lässt sich ja auch zum Simul­tanchat nutzen
  6. Nicht zu unter­schät­zen: Es dau­ert, bis SuS mit der Metho­de ver­traut sind und auch Zutrau­en zu ihr ent­wi­ckeln. Es ent­spricht nicht unse­rer Gewohn­heit, dass man gleich­zei­tig mit Drit­ten auf einem „Papier“ malt oder jeder Ver­tip­per und jedes Backspace in Echt­zeit auf drei ande­ren Moni­to­ren erscheinen.

Ich habe es anhand einer Auf­ga­be zum Diskutieren/Argumentieren so versucht:

Die SuS haben zu Hau­se Argu­men­te gesam­melt. Jeder aus der Grup­pe soll­te nun sei­ne zwei bes­ten Argu­men­te in das Doku­ment ein­tra­gen (Pha­se 1 – jeder am eige­nen PC). Die Grup­pe hat danach die Argu­men­te so hin- und her­ko­piert, dass sie sich inhalt­lich stei­gern (Pha­se 2 – alle am glei­chen PC). Danach Arbeits­tei­lung: Zwei aus der Grup­pe über­prü­fen die Argu­men­te auf den Auf­bau (Behaup­tung – Begrün­dung – Bei­spie­le) und nut­zen dafür die Kom­men­tar­funk­ti­on von Docs, die ande­ren zwei gestal­ten mög­li­che Über­gän­ge zwi­schen den Argu­men­ten (Pha­se 3). Danach Über­ar­bei­tung unter Berück­sich­ti­gung der Kom­men­ta­re (Pha­se 4). Expor­tie­ren als PDF oder ODF – prä­sen­tie­ren, per Mail an alle ver­tei­len – fer­tig ist die Grup­pen­ar­beit, in der jeder aktiv sein kann.

Sehr gut kann ich mir das auch in Che­mie wäh­rend Grup­pen­ex­pe­ri­men­ten vor­stel­len: Jede Grup­pe erhält ein Lap­top und trägt ihre Mess­wer­te in eine Goo­gle­Ta­bel­le ein. Das lässt sich dann direkt zu z.B. einem Dia­gramm wei­ter­ver­ar­bei­ten – jeder kann sich das zu Hau­se aus­dru­cken oder vor der Klas­sen­ar­beit noch ein­mal nach­schla­gen oder…