KI in der Schule? Ist sie nun einmal da und muss man sich deswegen damit beschäftigen?

Es ver­geht kein Tag auf Social Media mit neu­en, coo­len Tipps zur Nut­zung von KI im Unter­richt. Ich zie­he seit drei Jah­ren mit einem Vor­trag zu KI durch alle mög­li­chen Grup­pen und Gre­mi­en, der sich mehr und mehr zu einer sehr kri­ti­schen Sicht auf das The­ma gewan­delt hat.

1. KI-Anwendungen, die Sprache generieren, verhindern Lernprozesse

Ver­schie­de­ne For­scher und Exper­ten wei­sen auf gra­vie­ren­de Män­gel in Sprach­mo­del­len hin, die das Rück­grat vie­ler Ange­bo­te für den Bil­dungs­be­reich bil­den. Auch die Aus­wir­kun­gen auf Lern­pro­zes­se wer­den zuneh­men kri­tisch beschrie­ben. Bezeich­nen­der­wei­se kommt die dif­fe­ren­zier­tes­te Kri­tik dabei nahe­zu immer von Men­schen mit infor­ma­ti­schem Hin­ter­grund. Ver­fech­ter der Nut­zung von Sprach­mo­del­len im Unter­richts­kon­text hal­ten stets dage­gen, dass es dabei immer auf die Art der jewei­li­gen Nut­zung ankommt. Davon bin ich nicht überzeugt.

Exem­pla­risch ver­wei­se ich auf eine aktu­el­le Stu­die von Rai­ner Mühl­hoff und Mar­te Hen­ningsen, die sich ein Fobizz-Tool zur auto­ma­ti­schen Bewer­tung von Haus­auf­ga­ben genau­er ange­schaut haben. Von die­sen Werk­zeu­gen bzw. Ange­bo­ten gibt es meh­re­re auf dem deut­schen Markt, sogar sol­che, die Grün­der­prei­se erhal­ten haben. Ihnen gemein ist, dass sie sich auf die glei­che infor­ma­ti­sche Tech­no­lo­gie stüt­zen und sich expli­zit an Lehr­kräf­te rich­ten. Die Daten­ba­sis der Stu­die ist ver­hält­nis­mä­ßig gering – das ist lei­der im Bil­dungs­be­reich bei vie­len Stu­di­en so. Hier eini­ge Aus­zü­ge aus den Ergebnissen:

  1. Sowohl die vor­ge­schla­ge­ne Gesamt­no­te als auch das qua­li­ta­ti­ve Feed­back vari­ier­ten erheb­lich zwi­schen ver­schie­de­nen Bewer­tungs­durch­läu­fen der­sel­ben Abga­be. Die­se Vola­ti­li­tät stellt ein erns­tes Pro­blem dar, da Lehr­kräf­te, die sich auf das Tool ver­las­sen, unbe­merkt qua­si “aus­ge­wür­fel­te” und poten­zi­ell unge­rech­te Noten und Rück­mel­dun­gen ver­ge­ben könnten.

  2. Selbst mit voll­stän­di­ger Umset­zung der Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge war es nicht mög­lich, eine “per­fek­te” – d.h. nicht mehr bean­stan­de­te – Ein­rei­chung vor­zu­le­gen. Eine nahe­zu per­fek­te Bewer­tung gelang nur durch Über­ar­bei­tung der Lösung mit ChatGPT, was Schüler:innen signa­li­siert, dass sie für eine Best­no­te auf KI-Unter­stüt­zung zurück­grei­fen müssen.

  3. Das Tool weist grund­le­gen­de Defi­zi­te auf, von denen die Stu­die meh­re­re als “fata­le Gebrauchs­hin­der­nis­se” klas­si­fi­ziert. Es wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die meis­ten der beob­ach­te­ten Män­gel auf die inhä­ren­ten tech­ni­schen Eigen­schaf­ten und Limi­ta­tio­nen gro­ßer Sprach­mo­del­le (LLMs) zurück­zu­füh­ren sind. Aus die­sen Grün­den ist eine schnel­le tech­ni­sche Lösung der Män­gel nicht zu erwarten.

Die Stu­die bezieht sich auf die Nut­zung von Sprach­mo­del­len durch Lehr­kräf­te. Dies ist eine Nut­zung durch Expert:innen mit ent­spre­chen­der Erfah­rung und Exper­ti­se bei der Umset­zung von Bewertungen.

Die weit­ge­hend fach­lich unre­flek­tier­te For­de­rung nach flä­chen­de­cken­der Bereit­stel­lung von soge­nann­ten KI-Tools zieht sich sowohl durch die Pres­se­land­schaft als auch durch Ver­bän­de. Unser Medi­en­zen­trum stellt Lehr­kräf­ten an Schu­len in Trä­ger­schaft des Land­krei­ses tat­säch­lich einen sol­chen Zugang bereit. Ich wür­de mitt­ler­wei­le dar­über nach­den­ken, die­se Bereit­stel­lung an eine vor­he­ri­ge ver­bind­li­che Schu­lung und Sen­si­bi­li­sie­rung zu koppeln.

In Bezug auf die Nut­zung durch Schüler:innen hat Jep­pe Klit­gaard Stri­cker für mich bemer­kens­wer­te The­sen bzw. Beob­ach­tun­gen auf- bzw. angestellt:

  1. Intel­lek­tu­el­le Spie­ge­lung: Schüler:innen über­neh­men unbe­wusst von LLMs gene­rier­te Sprachmuster.
  2. Digi­ta­le Abhän­gig­keits­stö­rung: Schüler:innen gera­ten in Panik, wenn KI-Tools nicht ver­füg­bar sind.
  3. Die Illu­si­on der Beherr­schung: Schüler:innen den­ken, sie hät­ten es ver­stan­den, weil AI es erklärt hat.
  4. Ver­fall der kol­la­bo­ra­ti­ven Intel­li­genz: Schüler:innen ver­zich­ten auf mensch­li­ches Brain­stor­ming, wenn KI schnel­ler ist
  5. Ver­wir­rung zwi­schen Rea­li­tät und Prompt: Schüler:innen betrach­ten Her­aus­for­de­run­gen aus dem wirk­li­chen Leben als Prompt zur Optimierung
  6. Kri­se des Wis­sens­ver­trau­ens: Schüler:innen zwei­feln an der mensch­li­chen Weis­heit im Ver­gleich zur KI-Gewissheit
  7. KI-indu­zier­ter Per­fek­tio­nis­mus: Der Druck, die feh­ler­frei­en Ergeb­nis­se der KI zu erreichen

Ich möch­te das Wort „Schüler:innen“ hier ger­ne all­ge­mei­ner durch das Wort „Ler­nen­de“ erset­zen, denn vie­le der Punk­te dürf­ten eben­so auf Erwach­se­ne zutref­fen. Für mich ist die­se Per­spek­ti­ve recht neu, weil ich bis­her bei mei­ner Kri­tik an der Nut­zung von Sprach­mo­del­len im Unter­richt eher kogni­ti­ons­theo­re­tisch unter­wegs war:

In aller Kür­ze: Unser Arbeits­ge­dächt­nis ent­hält das, was wir aktu­ell den­ken. Es speist sich u.a. aus dem, was wir im Lau­fe des Lebens in unser Lang­zeit­ge­dächt­nis über­nom­men haben. Der Ver­net­zungs­grad die­ses Wis­sens im Lang­zeit­ge­dächt­nis ist bei erfah­re­nen Per­so­nen (Exper­ten) grö­ßer als bei eher uner­fah­re­nen (Novi­zen). Der Out­put von Sprach­mo­del­len über­las­tet die Kapa­zi­tät des Arbeits­ge­dächt­nis­ses bei Noviz:innen viel schnel­ler als bei Expert:innen, weil weni­ger Kom­pen­sa­ti­on durch vor­ver­netz­tes Wis­sen aus dem Lang­zeit­ge­dächt­nis erfolgt.

Natür­lich ist KI z.B. bei der Erstel­lung von Semi­nar­ar­bei­ten in jeder Pha­se nutz­bar. Zu prü­fen ist aber sehr genau, in wel­chem Umfang das für Noviz:innen mit sehr hete­ro­ge­nem Ver­net­zungs­grad – so sind Lern­grup­pen zusam­men­ge­setzt – im Lang­zeit­ge­dächt­nis sinn­voll ist.

Unter Berück­sich­ti­gung der bis­he­ri­gen Prä­mis­sen sind Sprach­mo­del­le erst dann lern­för­der­lich nutz­bar, wenn bei den Noviz:innen bereits ein gewis­ses Maß an ver­netz­tem Vor­wis­sen vor­han­den ist. Unver­ant­wort­lich wird für mich eine unter­richt­li­che The­ma­ti­sie­rung allein auf der Benut­zungs- und Bedienungsebene.

Expert:innen hin­ge­gen kön­nen wahr­schein­lich zwar die Aus­ga­ben von Sprach­mo­del­len deut­lich bes­ser bewer­ten, sie aber ohne ein Grund­ver­ständ­nis für deren Funk­ti­on nicht reflek­tiert nut­zen. Wer lässt denn z.B. den glei­chen Text mehr­fach durch ein KI-Werk­zeug bewer­ten und ver­gleicht die Aus­ga­ben dann zusätz­lich mit­ein­an­der, wie es in der zitier­ten Stu­die gesche­hen ist? Zudem ist das Mar­ke­ting­ver­spre­chen der Zeit­er­spar­nis damit ziem­lich schnell hin­fäl­lig. Auch Expert:innen sind ten­den­zi­ell „anfäl­lig“ für die von Stri­cker for­mu­lier­ten Mechanismen.

2. Produkte von KI-Anwendungen sind das neue Plastik und kontaminieren den Kommunikationsraum des Internets

Unter ande­rem von Linux Lee kommt die Idee, Pro­duk­te gene­ra­ti­ver KI ana­log mit aus Erd­öl her­ge­stell­tem Plas­tik zu sehen. Genau wie das Erd­öl­pro­dukt unse­rer fass­ba­re Welt füllt, fül­len die Pro­duk­te gene­ra­ti­ver KI (Musik, Bil­der, Vide­os, Tex­te etc.) den kom­mu­ni­ka­ti­ven Raum des Internets.

Im Zuge von Nach­hal­tig­keits­den­ken gerät Plas­tik schnell in eine nega­ti­ve Ecke, ist aber als Werk­stoff aus einer moder­nen Gesell­schaft an viel­fäl­ti­gen Stel­len nicht weg­zu­den­ken. Ein gra­vie­ren­der Unter­schied besteht dar­in, was man mit vor­han­de­nem Plas­tik machen kann. Prin­zi­pi­ell ist Plas­tik aus Erd­öl recy­cle­bar, nur ist das weder wirt­schaft­lich noch gibt es ent­spre­chen­de Steue­rungs­me­cha­nis­men in der Pro­duk­ti­ons- und Ver­wer­tungs­ket­te, die das über­haupt ermög­li­chen wür­den. Bei einem gut struk­tu­rier­ten Plas­tik­kreis­lauf ist eine Mehr­fach­nut­zung des Werk­stoffs ohne sehr gro­ße Qua­li­täts­ein­bu­ßen prin­zi­pi­ell denkbar.

Je mehr Pro­duk­te gene­ra­ti­ver KI in den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­raum des Inter­nets gelan­gen, des­to wahr­schein­li­cher ist die Gefahr, dass sie wie­der­um selbst die eigent­lich Trai­nings­ba­sis für KI wer­den. Man spricht dabei von einem soge­nann­ten „Rebound-Effekt“. Mehr oder weni­ger humor­voll wur­de bezo­gen auf das Bil­dungs­we­sen die The­se for­mu­liert, dass irgend­wann eine „Lehr­kräf­te-KI“ die „KI-Haus­auf­ga­ben“ der Schüler:innen bewer­tet. Iro­ni­scher­wei­se lie­fert die Stu­die von Mühl­hoff und Hen­ningsen ja genau dafür eine „Anfangs­evi­denz“. Im Gegen­satz zum Plas­tik aus Erd­öl ist die Res­sour­ce „Pro­dukt einer gene­ra­ti­ven KI“ nicht wirk­lich begrenzt, wenn z.B. rege­ne­ra­ti­ve Ener­gie zu deren Pro­duk­ti­on genutzt wird. Damit gibt es kein wirk­li­ches Inter­es­se oder gar eine Not­wen­dig­keit, die­se Pro­duk­te zu regu­lie­ren. Allein die kri­ti­sche Betrach­tung von KI im Bil­dungs­kon­text wird durch­aus mit Inno­va­ti­ons­feind­lich­keit in Ver­bin­dung gebraucht.

Das wie­der­um hat damit zu tun, dass KI oft nicht dif­fe­ren­ziert betrach­tet wird: Mit ähn­li­chen infor­ma­ti­schen Mecha­nis­men kann eine KI Spra­che erzeu­gen oder aber sehr effi­zi­ent Pro­te­in­struk­tu­ren in der Ent­wick­lung von Medi­ka­men­ten berech­nen. Das kön­nen nach­hal­ti­ge Pro­duk­te wer­den, wie sie auch beim Plas­tik aus Erd­öl mög­lich sind. Bei­des „ist“ KI.

Letz­te­ren Ein­satz von KI wür­de ich deut­lich anders bewer­ten, da das ent­ste­hen­de Pro­dukt auf eine völ­lig ande­ren Ebe­ne Wirk­sam­keit ent­fal­tet. Die­se Unter­schie­de in der Betrach­tung ver­mis­se ich in der gesell­schaft­li­chen Dis­kus­si­on. Gera­de im Bil­dungs­be­reich ist das The­ma meist mar­ke­ting- und buz­zword­ge­schwän­gert und trifft auf eine infor­ma­tisch meist nicht aus­rei­chend vor­ge­bil­de­te Zielgruppe.

Ja, was soll man denn machen? KI ist ja nunmal da!

… und geht nicht wie­der weg. In einer Rede zum Abitur mei­nes Soh­nes habe ich beschrie­ben, dass die Mög­lich­keit, sich ent­schei­den zu kön­nen, eine Luxus­si­tua­ti­on ist. Tat­säch­lich kann man sich dafür ent­schei­den, Sprach­mo­del­le im Unter­richt nicht zu nut­zen. Ich per­sön­lich tue mich schwer damit, län­ge­re Text­pro­duk­tio­nen ist die Haus­auf­ga­be zu geben – das mache ich lie­ber im Unter­richt, z.B. in Kom­bi­na­ti­on mit kol­la­bo­ra­ti­ven Schreib­werk­zeu­gen. Die ent­ste­hen­den Pro­duk­te stel­len schon eine eigen­stän­di­ge Leis­tung dar. Sehr gut funk­tio­niert eine ortho­gra­fi­sche und gram­ma­ti­sche „Nach­kon­trol­le“ durch ki-basier­te Werk­zeu­ge. Gera­de in der Mit­tel­stu­fe soll­ten die Kom­pe­ten­zen zur Bewer­tung der „KI-Ein­grif­fe“ in die­sem Bereich im Prin­zip schon­mal im Schul­le­ben vor­ge­kom­men und „vor­ver­netzt“ im Lang­zeit­ge­dächt­nis vor­lie­gen – eigentlich.

Eine der wesent­li­chen Haupt­auf­ga­ben von Bil­dung wird sein, wie man ver­mit­teln kann, dass bestimm­te Din­ge gekonnt wer­den soll­ten, bevor KI zum Ein­satz kommt – gera­de weil die Maschi­ne es doch so viel bes­ser kann. Und das nicht nur bei Schüler:innen son­dern vor allem auch bei uns Lehrkräften.

Wenn wir dar­über nach­den­ken, lan­den wir sehr schnell bei struk­tu­rel­len Über­le­gun­gen zum Bil­dungs­sys­tem an sich.

Ach, Lui­se, lass … das ist ein zu wei­tes Feld.“ (Theo­dor Fontane)

Und was ist mit Chromebooks?

Die Geschichte hinter der Geschichte

Ich habe ver­gan­ge­ne Woche einen Arti­kel bei Hei­se-Online zu der Fra­ge ver­öf­fent­licht, war­um iPads in deut­schen Schu­len so weit ver­brei­tet sind. Das Publi­kum bei Hei­se-Online ist i.d.R. eher tech­nik­af­fin und wesent­lich bun­ter gemischt als z.B. im Twitterlehrer:innenzimmer. Dem­entspre­chend kann man es nie­man­dem Recht machen, weil immer irgend­was nicht erwähnt oder zu ver­kürzt  dar­ge­stellt ist – oder man wahl­wei­se eh kei­ne Ahnung hat. Das ist der Fluch der Zei­chen­be­gren­zung. Beson­de­re Wel­len im Nach­gang schlug die Fra­ge, inwie­fern Chrome­books nicht eine gute Alter­na­ti­ve dar­stel­len wür­den. Die­se räum­ten schließ­lich auch gera­de die US-ame­ri­ka­ni­schen Markt auf.

Tat­säch­lich hal­te ich selbst Chrome­books tech­nisch dem iPad mitt­ler­wei­le für über­le­gen, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die zuneh­men­de Ver­an­ke­rung des Faches Infor­ma­tik (ja, es geht vor­an) an den Schu­len. Ich wäre tech­nisch sehr glück­lich mit Chrome­books in der Schu­le. Aber es geht nicht um mich. Das müs­sen gera­de wir Män­ner in Bera­tungs­pro­zes­sen immer wie­der neu lernen.

Die Perspektive des medienpädagogischen Beraters

In mei­ner Rol­le als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter bin ich prin­zi­pi­ell zu Neu­tra­li­tät ver­pflich­tet. Ich muss unter­schied­li­che Sys­te­me gleich­wer­tig neben­ein­an­der stel­len. Pro­dukt­vor­stel­lun­gen las­se ich i.d.R. die betref­fen­den Fir­men oder deren Distributor:innen machen. Schu­len defi­nie­ren dann ihre Anfor­de­run­gen und man schaut ins Umfeld der Schu­le, wel­che Resour­cen z.B. für Admi­nis­tra­ti­on und Garan­tie­ab­wick­lung vor­han­den sind. Wie sehen die Beschaf­fungs­struk­tu­ren beim Trä­ger aus? Und man schaut in das päd­ago­gi­sche Umfeld: Womit arbei­ten eigent­lich im Fal­le der Grund­schu­len die wei­ter­füh­ren­den Schu­len? Wel­che Sys­te­me sind in der beruf­li­chen Bil­dung eta­bliert? Wel­che über­schu­li­schen Koope­ra­ti­ons­mög­lich­kei­ten tun sich auf? Schu­len sind zudem zuneh­mend sen­si­bi­li­siert für Fra­gen des Daten­schut­zes und des Urhe­ber­rechts. Alle Anfor­de­run­gen und Wün­sche erfüllt heu­te kein Sys­tem. Wer bei der Beschaf­fung von End­ge­rä­ten für Schüler:innen nur auf die jewei­li­ge Schu­le schaut, denkt m.E. deut­lich zu kurz. Für den Erfolg oder Miss­erfolg einer Ein­füh­rung von End­ge­rä­ten gibt es deut­lich mehr Gelin­gens­be­din­gun­gen als rein technische.

Die Voraussetzungen vor Ort

Mein eige­ner Land­kreis ist rela­tiv fest in der Hand von IServ. Des­sen MDM kommt bis­her nur mit iPads zurecht. Daher gibt es hier vor Ort schon rein prag­ma­tisch bestimm­te Vor­ga­ben, die sich aber auch fle­xi­bel ändern. Unser Medi­en­zen­trum betreibt z.B. einen Big­BlueBut­ton-Clus­ter als Video­kon­fe­renz­lö­sung, die nach­mit­tags auch gemein­nüt­zi­gen Ver­ei­nen und ande­ren Bil­dungs­ein­rich­tun­gen offen­ste­hen wür­de – allein unser Mar­ke­ting dafür ist noch zu schlecht. Es gibt ein eige­nes Ether­pad, Din­ge wie einen Onlineau­dio­edi­tor, eine Video­dis­tri­bu­ti­ons­platt­form oder ein Sys­tem zur Vor­be­rei­tung von Tafel­bil­dern. Vie­le ande­re Medi­en­zen­tren sind da noch nicht soweit mit ihrem Ange­bot an frei­en Softwarelösungen.

Bei Thema bleiben: Chromebooks?

Tat­säch­lich gibt es Schu­len in kom­mu­na­len Trä­ger­schaf­ten des Land­krei­ses, die eher Rich­tung Chro­me­OS oder auch Android gehen möch­ten. Daher habe ich mir in Koope­ra­ti­on mit einem Dis­tri­bu­tor drei Gerä­te ange­schaut, die über die Goog­le Admin-Kon­so­le steu­er­bar waren. Durch den Dis­tri­bu­tor wur­de die „Mana­ged Guest Ses­si­on“ als daten­schutz­kon­for­me Kon­fi­gu­ra­ti­ons­mög­lich­keit vor­ge­stellt. Dabei wer­den nach jeder Abmel­dung sämt­li­che Ein­stel­lun­gen vom Gerät gelöscht, sodass z.B. ein Nut­zer, der das Gerät am glei­chen Schul­tag ver­wen­det, kei­nen Zugriff auf frem­de Inhal­te und Doku­men­te hat. Ein Goo­gle­kon­to ist zur Nut­zung der Gerä­te dabei nicht not­wen­dig. Die Nut­zung erfolgt kom­plett anonym – aller­dings ist der Ein­satz­zweck damit begrenzt: Die­ser Modus eig­net sich eigent­lich nur für „Kof­fer­ge­rä­te“, die man für ein­zel­nen Schul­stun­den ent­leiht. Tech­nisch ent­spricht das dem Gast­mo­dus von Shared-iPads.

Bei persönlichen Geräten möchte man etwas anderes

Chrome­Books zeich­nen sich dadurch aus, dass sowohl Ein­stel­lun­gen, Datei­en und sons­ti­ge Inhal­te mit den Cloud­sys­te­men von Goog­le abge­bil­det wer­den. Eine loka­le Nut­zung ist tech­nisch begrenzt mög­lich, beschnei­det aber die Ein­satz­mög­lich­kei­ten enorm. Bei einem Gerät, was kein Kof­fer­ge­rät ist, möch­te man die­sen Kom­fort nut­zen können.

Dazu wird tech­nisch ein Goo­gle­kon­to benö­tigt. Die­ses kann man zwar über alter­na­ti­ve Authen­ti­fi­zie­rungs­sys­te­me wie z.B. auch IServ nut­zen – gleich­wohl muss eine wie immer gear­te­te Kopp­lung zwi­schen Authen­ti­fi­zie­rungs­me­tho­de und einem Benut­zer­ac­count in Goog­le Class­room statt­fin­den. Der Vor­schlag zum daten­schutz­kon­for­men Ein­satz lau­tet in dem Fall: Pseud­ony­mi­sie­rung, d.h. man erstellt Kon­ten mit Fan­ta­sie­na­men. In Bil­dungs­kon­tex­ten sind Fan­ta­sie­na­men wie­der­um sehr unprak­tisch – vor allem bei Koope­ra­ti­on und Kol­la­bo­ra­ti­on. Goog­le garan­tiert für Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen, dass Daten von Schüler:innen nicht für Wer­be­zwe­cke genutzt wer­den – mit Schrems II ist klar, dass US-Anbie­ter daten­schutz­tech­nisch bis­her alle das glei­che Pro­blem haben. Das Behar­ren von z.B. Micro­soft auf „Tele­me­trie­da­ten zur Ver­bes­se­rung der Nut­zungs­er­fah­rung“ gibt deut­lich Hin­wei­se dar­auf, wor­um es Anbie­tern letzt­lich geht. Das ist bei Erwach­se­nen, die die tech­ni­schen Abläu­fe dahin­ter nicht ver­ste­hen, schon frag­wür­dig, bei Schutz­be­foh­le­nen, die der Schul­pflicht unter­lie­gen, aus mei­ner Sicht ein kla­res Ausschlusskriterium.

Goog­le muss die­se Daten auch gar nicht nut­zen. Es reicht, die­se Daten zu haben, um sie spä­ter nut­zen zu kön­nen. Die Pseud­ony­mi­sie­rung schützt davor gera­de nicht – zuneh­mend wei­chen Anbie­ter auf bio­me­tri­sches Track­ing aus, was inner­halb einer kon­zern­ei­ge­nen Platt­form noch ein­mal wesent­lich bes­ser funktioniert.

Bei App­le­pro­duk­ten ist es für eine Schu­le schon schwie­rig, im Fal­le von exter­nen Anfra­gen eine daten­schutz­kon­for­me Nut­zung nach­zu­wei­sen – die offe­ne Flan­ke sind hier tat­säch­lich „nur“ die MDM-Sys­te­me so man nicht App­les Class­room App nutzt.  Bei der per­so­na­li­sier­ten Nut­zung von Goog­le-Class­room oder der Online-Office­suite von Goog­le dürf­te das unmög­lich werden.

Und ja: In ihrer Frei­zeit machen Schüler:innen ja sol­che Din­ge auch und gehen viel sorg­lo­ser mit die­sen Daten um. Aus Eltern- oder Anbie­ter­per­spek­ti­ve ist die­se Argu­men­ta­ti­on nach­voll­zieh­bar – als Bera­ter kann ich mir das so nicht erlauben.

Bei iPads brau­che ich kei­nen per­so­na­li­sier­ten Nut­zer (obwohl dadurch vie­les deut­lich prak­ti­scher wird). Ich kann als Insti­tu­ti­on das Gerät trotz­dem weit­ge­hend auf die Anfor­de­run­gen der Schu­le zuschnei­den (das geht über die Admin­kon­so­le von Goog­le auch) und Ein­ga­ben wie z.B. Anmel­de­da­ten auf dem Gerät selbst erhal­ten. Das geht bei der „Mana­ged Guest Ses­si­on“ bei Chrome­books nicht und braucht – zumin­dest nach mei­nen Erfah­run­gen mit den Leih­ge­rä­ten  – eine per­so­na­li­sier­te Anmel­dung. Da vie­le Men­schen kein pra­xis­taug­li­ches Manage­ment von Zugangs­da­ten haben – Schüler:innen bis auf Aus­nah­men schon gar nicht – wird man im Unter­richt viel Zeit genau damit ver­lie­ren, Zugangs­da­ten wie­der­her­zu­stel­len oder zu besorgen.

Schließ­lich kann lokal nicht gespei­chert wer­den: Jedes Unter­richts­pro­dukt, jeder Text muss irgend­wie im Web erstellt oder dort abge­legt wer­den. Die Goo­gle­welt lebt von einem per­so­na­li­sier­tem Zuschnitt. Ohne sind die Kom­fort­ein­bu­ßen und der Ver­lust an päd­ago­gi­schen Mög­lich­kei­ten immens. Als rei­nes Zugangs­ge­rät für web­ba­sier­tes Arbei­ten sind Chrome­books hin­ge­gen m.E. unschlag­bar und eine ech­te Alter­na­ti­ve zu iPads. Doch wel­che Schu­le ver­fügt dazu bis­her über eine ent­spre­chen­de Infra­struk­tur ohne vom Regen in die Trau­fe zu kom­men wie etwa bei Office 365 – was eine per­so­na­li­sier­te Anmel­dung erfordert?

Wie würde ich Chromebooks nutzen?

Ich arbei­te seit Jah­ren web­ba­siert. Mit der Mana­ged Guest Ses­si­on ist eine tech­ni­sche Grund­la­ge geschaf­fen, zumin­dest in der Schu­le daten­schutz­kon­form zu arbei­ten. Zu Hau­se kön­nen natür­lich alle Fami­li­en­mit­glie­der auf eige­ne Ver­ant­wor­tung wild ihre Goog­le-Accounts nut­zen – ggf. leis­tet man dem Vor­schub, wenn man Chrome­books in der Schu­le nutzt – aber das ist bei Apple umge­kehrt ja auch so. Ich kann mir das „leis­ten“, weil ich seit Jah­ren kei­ne Schul­bü­cher nut­ze und dazu auch die ent­spre­chen­den Fächer habe, die das ermög­li­chen. Für eine gan­ze Schu­le ist das erst­mal noch nichts in mei­nen Augen.

Sobald über die Schu­le beschaff­te Inhal­te ver­teilt wer­den sol­len, wird es wie­der haa­rig, wenn Tot­holz (= Papier) dabei kei­ne Rol­le spie­len soll. Da hat Apple mit dem ASM wie­der die Nase vorn. Wer heu­te schon kei­ne loka­len Apps braucht (man kommt auch ohne aus) und über eine DS-GVO-kon­for­mes, web­ba­sier­tes Cloud­sys­tem ver­fügt – dem wür­de ich auf gar kei­nen Fall zu iPads raten, das geht dann mit Chro­me- oder Linux­note­books deut­lich bes­ser – selbst rechts­kon­for­me Prü­fun­gen wären mög­lich, wenn­gleich je nach Sys­tem tech­nisch noch etwas tri­cky zu organisieren.

 

Niedersachsen überarbeitet sein Schulgesetz hinsichtlich den Erfordernissen der DSGVO

Yeah. Wer es ganz genau nach­le­sen möch­te, fin­det den heu­te ver­ab­schie­de­ten Gesetz­ent­wurf in vol­ler Län­ge hier: http://www.stk.niedersachsen.de/portal/live.php?article_id=180273&_psmand=6.

Da das Lesen echt kei­nen Spaß macht, das aus mei­ner Sicht Wich­tigs­te kurz zusammengefasst:

Lernplattformen und Schulclouds

Kurz­fas­sung: Man wird in Nie­der­sach­sen nach mei­ner Ein­schät­zung jetzt Lern­platt­for­men und Schul­clouds noch abge­si­cher­ter als vor­her ohne Ein­wil­li­gung der Betrof­fe­nen ein­set­zen kön­nen. Die ent­spre­chen­de Rechts­norm lau­tet im geän­der­ten Schul­ge­setz folgendermaßen:

§31, Absatz 5, Satz 1–2: (1) Inter­net­ba­sier­te Lern- und Unter­richts­platt­for­men dür­fen nur ein­ge­setzt wer­den, soweit die­se den Anfor­de­run­gen der Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung ent­spre­chen und die Schul­lei­tung dem Ein­satz zuge­stimmt hat. (2) Die Schu­le darf für den Ein­satz digi­ta­ler Lehr- und Lern­mit­tel per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, der Lehr­kräf­te und der Erzie­hungs­be­rech­tig­ten ver­ar­bei­ten, soweit dies für die Auf­ga­ben der Schu­le erfor­der­lich ist.

Es gab dazu bis­her in Nie­der­sach­sen bereits eine geleb­te Rechts­pra­xis, du nun aus mei­ner Sicht noch­mal kon­kre­ti­siert und an die DS-GVO ange­passt wur­de. Im Wesent­li­chen hat man sich vor­her allein auf das Erfor­der­lich­keits­kri­te­ri­um gestützt.  Nicht freu­en wird kri­ti­sche Men­schen, dass die Schul­lei­tung hier als qua­si „geneh­mi­gen­de Instanz“ auf­ge­führt ist (über Aus­wahl digi­ta­ler Lehr- und Lern­mit­tel befin­det trotz­dem noch die Fach­kon­fe­renz, in der Eltern sowie SuS unter­re­prä­sen­tiert sind) und – soll­te z.B. Office365 die DS-GVO-Kon­for­mi­tät beschei­nigt wer­den – natür­lich auch kom­mer­zi­el­le Anbie­ter zur Wahl ste­hen (poli­tisch wird es m.E. eher dar­um gehen, die Nie­der­sach­sen­cloud recht­lich zu legitimieren).

Da Unter­richts­ent­wick­lung jedoch stets eng mit mög­lichst vie­len Betei­lig­ten an einer Schu­le ver­bun­den ist, wird man an Schu­len schon sehr dar­auf ach­ten, das The­ma mög­lichst breit zu diskutieren.

Span­nend ist die wie­der­um die doch recht wei­te Rechts­aus­le­gung des neu­en Absatz 5 auf S.23 der Ent­wurfs­fas­sung in „Beson­de­ren Teil“:

Satz 2 sichert die Zuläs­sig­keit des Ein­sat­zes digi­ta­ler End­ge­rä­te und stellt klar, dass die­se im Unter­richt und ins­be­son­de­re in schrift­li­chen Arbei­ten und Prü­fun­gen ver­wen­det wer­den dür­fen, auch wenn dabei per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten ver­ar­bei­tet werden.

Über­haupt gebe ich dem „beson­de­ren Teil“ eine Lese­emp­feh­lung. Für jeman­den, der wie ich schon lan­ge mit den Dis­kus­sio­nen auf Lan­des­ebe­ne ver­traut ist, liest sich das stel­len­wei­se wie ein Kri­mi­nal­ro­man, weil man eben die Hand­schrift ein­zel­ner Play­er wie­der­zu­er­ken­nen glaubt – für Unein­ge­weih­te dann doch eher tro­cken. In der Grund­ten­denz sind aus mei­ner Sicht aber Eltern­rech­te beschnit­ten worden.

Mit Sicher­heit wer­den wir dem­nächst ergän­zen­de Erlas­se sehen. Es bleibt spannend.

 

 

AirPlay stinkt

Aus einem Forum us-amer­ka­ni­scher Uni­ver­si­täts­ad­mi­nis­tra­to­ren zu Bon­jour (Grund­la­ge von Air­Play) und Mul­ti­cast­pro­to­kol­len im All­ge­mei­nen. In den Ver­ei­nig­ten Staa­ten gibt es schon meh­re­re Jah­re Erfah­run­gen mit App­le­pro­duk­ten in gro­ßen Net­zen, Deutsch­land steht da noch am Anfang:

  • Broad­cast traf­fic and per­for­mance are mor­tal enemies.  Sup­port­ing a few users who want to do iPad mir­ro­ring, for exam­p­le could end up pena­li­zing pro­duc­ti­vi­ty for a lar­ge num­ber of users who do not participate.
  • Will need to sup­port a sin­gle sub­net span­ning your enti­re infra­struc­tu­re, for both wired and wire­less devices.
  • No trou­ble­shoo­ting mecha­nism or tools to help deter­mi­ne con­nec­ti­vi­ty issues.
  • No cen­tra­li­zed moni­to­ring, manage­ment of such devices like num­ber of devices online, num­ber of devices con­nec­ted, qua­li­ty of ser­vice pro­vi­ded, etc.
  • No cen­tra­li­zed admis­si­on con­trol for tho­se devices – If you wan­ted to only allow cer­tain peo­p­le to be able to connect/disconnect, you could not do that
  • Litt­le Secu­ri­ty – Any device on the same sub­net can enu­me­ra­te all devices.  Anyo­ne with phy­si­cal access to a device can easi­ly pair and con­trol the device fair­ly quickly.
  • As the num­ber of Air­play-com­pa­ti­ble devices increa­ses on the net­work, it will be more and more dif­fi­cult for users to find and con­nect to their own devices, as the list gets lon­ger.  It will be only a mat­ter of time whe­re a naming con­ven­ti­on for iDe­vices will have to be mana­ged for tho­se users, and it pro­ba­b­ly would be assi­gned to an fte in IT to do so.
  • If a user deci­des to con­su­me an inor­di­na­te amount of band­width using an appli­ca­ti­on such as video, the­re is no easy way to imme­dia­te­ly iden­ti­fy that user and con­strict it on the fly.

http://community.arubanetworks.com/t5/Unified-Wired-Wireless-Access/Pro-and-Con-of-AirPlay/td‑p/21936

http://www.networkcomputing.com/wireless/academia-to-apple-fix-your-airplay-wirel/240003500

https://discussions.apple.com/thread/3538172?start=0&tstart=0

Etwas aus­ho­len

Zunächst ein­mal der Ver­such zu erklä­ren, was das Pro­blem an Mul­ti­cast­pro­to­kol­len wie Air­Play (und übri­gens auch DLNA) ist. Man kann sich ein Netz­werk ver­ein­facht als Post­kar­ten­ver­tei­lungs­sys­tem vor­stel­len (Netz­werk­tech­ni­ker ver­zei­hen das etwas kran­ke Bild).

uni_multicastBei Uni­cast tau­schen Sen­der und Emp­fän­ger mit­ein­an­der Post­kar­ten aus. Der Switch erkennt an Auf­kle­bern auf den Post­kar­ten, wo er sie hin­schi­cken muss. Jede Post­kar­te kommt genau dahin, wo sie einen Sinn hat.

Bei Mul­ti­cast klebt ein Sen­der fol­gen­den Auf­kle­ber auf die Post­kar­ten: „An alle Haus­hal­te mit Tages­post“. Für Tages­post muss sich jeder Emp­fän­ger expli­zit anmel­den und bekommt dann alle Post­kar­ten mit die­sem Auf­kle­ber – ob sie etwas nüt­zen oder nicht. Zudem schi­cken alle Mul­ti­cast­emp­fän­ger phro­phy­lak­tisch immer wie­der die gene­rel­le Nach­richt ind Netz­werk, dass sie ger­ne Tages­post hät­ten. Die­se Tages­port­struk­tur baut sich in gro­ßen Net­zen erst nach und nach auf. Der Switch kopiert die Tages­post­post­kar­ten für jeden Emp­fän­ger, der signa­li­siert, dass er sie ger­ne hät­te und schickt sie auch dahin.

Was bei zwei Emp­fän­gern noch pri­ma klappt, kann bei vie­len Emp­fän­gern zum Pro­blem wer­den, da ein Groß­teil der Kapa­zi­tät des Net­zes hin­ter einem Switch dann irgend­wann durch Tages­post ver­stopft ist – wie der hei­mi­sche Brief­kas­ten zu Hau­se. Außer­dem klagt der Brief­trä­ger zwi­schen dem Sen­der und dem Switch bald über Rücken­schmer­zen und macht sei­ne Arbeit nur noch, so gut es eben geht – zudem haben hat für ihn Tages­post nicht unbe­dingt Vor­rang vor „rich­ti­ger“ Post und er fängt an, Tages­post in die Bota­nik zu werfen.

Typi­sche Pro­ble­me mit AirPlay

Daher gibt es mit Air­Play in gro­ßen Net­zen sehr typi­sche Pro­ble­me (mit DLNA eher weni­ger, aber das ist eine ande­re Geschichte):

  1. Die Gerä­te fin­den sich anfangs nicht (die Mul­ti­cast­struk­tur ist von den Swit­chen noch nicht aufgebaut)
  2. Die Wie­der­ga­be stockt (das gesam­te von Mul­ti­cast betrof­fe­ne Netz­seg­ment ist über­las­tet von Tagespost)
  3. Die Gerä­te fin­den sich nach einer Wei­le nicht mehr (der Brief­trä­ger wirft aus Ver­zweif­lung Tages­post in die Botanik)

Nichts davon ist durch den Nut­zer oder dem Admi­nis­tra­tor in irgend­ei­ner Form beein­fluss­bar! Damit erkauft man sich die Bequem­lich­keit von AirPlay.

Und jetzt die Über­set­zung der obi­gen Forenauszuges:

  • Tages­post und Per­for­mance sind töd­li­che Fein­de.  Wenn man weni­gen iPad-Usern die Mög­lich­keit gibt, ihre Anzei­gen zu spie­geln, sind davon vie­le Unbe­tei­lig­te im glei­chen Netz­seg­ment betroffen.

  • Man muss die Netz­seg­men­te, die für Mul­ti­cast genutzt wer­den sol­len, mög­lichst klein hal­ten, sowohl für WLAN- als auch für LAN-betrie­be­ne Geräte

  • Es gibt kei­ne Tools, um Ver­bin­dungs­pro­ble­me zwi­schen Gerä­ten einzugrenzen

  • Man kann Tages­post nicht zen­tral über­wa­chen, um hin­sicht­lich von z.B. Per­for­man­ce­pro­ble­men zu optimieren

  • Man kann den Zugriff auf Tages­post nicht nut­zer- oder rech­te­be­zo­gen steuern

  • Es gibt kei­ne Sicher­heits­me­cha­nis­men. Das letz­te Gerät gewinnt immer.

  • Je mehr Gerä­te sich im glei­chen Netz­werk befin­den, des­to län­ger wird die Lis­te für die mög­li­chen Anzei­ge­ge­rä­te. Ori­en­tie­ren­de Namens­kon­ven­tio­nen sind für Pri­vat­ge­rä­te nicht sinn­voll durchsetzbar.

  • Wenn ein Benut­zer viel Band­brei­te für sich bean­sprucht, gibt es kei­nen Weg, das Pro­blem näher zu lokalisieren.

 

Also bei mir in der Klas­se klappt das doch wunderbar!

Ja! Es klappt auch im Wohn­zim­mer zu Hau­se. Die meis­ten Lehr­kräf­te span­nen für die Arbeit mit Air­Play ein eige­nes Netz im Klas­sen­raum auf, z.B. durch einen Air­Port-Extre­me (jeder ande­re Dual­band­rou­ter wür­de es übri­gens auch tun).  Rou­ter trans­por­tie­ren im Gegen­satz zu Swit­chen kei­ne Tages­post in ein ande­res Netz.

Ziel soll­te aber doch sein, dass das nicht die Lehr­kraft, son­dern ein Tech­no­lo­gie­part­ner tut. Vie­le Sub­net­ze sind wie­der­um war­tungs­auf­wän­dig und ste­hen dem Anspruch einer kos­ten­güns­ti­gen, zen­tra­len War­tung dia­me­tral entgegen.

Wenn ich die Auf­ga­be bekä­me, für eine gan­ze Schu­le oder auch nur einen Gebäu­de­teil, Air­Play zer­ver­läs­sig zu garan­tie­ren, müss­te ich sehr teu­re Gerä­te und viel War­tungs­auf­wand pro­jek­tie­ren. Denn es wird auch in klei­nen Net­zen immer mal wie­der spon­tan „nicht gehen“ – das ist band­brei­ten­ab­hän­gig. Da es kei­ne Feh­ler­dia­gno­se­mög­lich­keit gibt, ist Feh­ler­be­he­bung nur wie zu guten, alten Win­dows­zei­ten nur per Pass&Fail möglich.

Bes­ser wäre aus Admi­nis­tra­to­ren­sicht eine Wei­ter­ent­wick­lung des Air­Play­pro­to­kolls, sodass es auch für Enter­pri­se­umge­bun­gen taugt. Ich als Admin­sis­tra­tor bekom­me näm­lich jetzt im Feh­ler­fall die Anfor­de­rung „Geht nicht (ist ja dein blö­des Netz, vorher/zu Hau­se ging’s ja immer!), mach’s heil, Maik!“ Ich habe bei Mul­ti­cast jedoch kein Ana­ly­se­instru­ment zur Ver­fü­gung, kann also höchs­tens Ste­cker rein- und raus­zie­hen und wür­de am liebs­ten ant­wor­ten: „Kann ich nicht, selbst wenn ich es woll­te, weil du ein däm­li­ches, ver­schwen­de­ri­sches Wohn­zim­mer­pro­to­koll ver­wen­dest, Air­Play stinkt eben!“

Schöne neue dokumentierte Schülerwelt

Haus­auf­ga­ben? Samm­le ich oft mit pseud­ony­mi­sier­ten und nicht öffent­li­chen Blogs ein. Das hat ent­schei­den­de Vorteile:

  • Ich weiß schon am Abend vor­her, wel­che Feh­ler­schwer­punk­te in der Lern­grup­pe auf­tre­ten und kann für die Stun­de gezielt Übungs­ma­te­ri­al zusammenstellen.
  • Durch das Blog bin ich nicht an Datei­for­ma­te gebun­den und kann quer­le­sen – end­lich kein x‑faches Gekli­cke mehr in der Hoff­nung, dass mei­ne Text­ver­ar­bei­tung das aktu­el­le Micro­soft­for­mat frisst.
  • Durch den Bei­trags­zäh­ler bei den Autoren­na­men weiß ich ganz genau, wer in wel­chem Umfang gear­bei­tet, bzw. die Haus­auf­ga­be über­haupt erle­digt hat.
  • Gera­de für stil­le­re SuS ist von Vor­teil, dass ihre Leis­tun­gen doku­men­tiert sind und für die Beno­tung der „sons­ti­gen Leis­tung“ mit her­an­ge­zo­gen wer­den kön­nen. So wird nie­mand dafür „bestraft“ im Unter­richt still zu sein.
  • Durch die Sor­tie­rung nach Autoren ent­ste­hen nach und nach Port­fo­li­os, die auch dabei hel­fen, SuS Ent­wick­lun­gen in ihren Schreib­fer­tig­kei­ten aufzuzeigen.

Herr Riecken, zu Ihrer Blog­ge­rei mit uns, muss ich Ihnen mal ein paar Din­ge sagen. Immer wenn ich eine Haus­auf­ga­be inner­halb des Blogs erle­di­ge, füh­le ich mich genö­tigt, das beson­ders zeit­auf­wen­dig und gut zu machen, weil es eben für immer und ewig dort ste­hen­bleibt. Das kos­tet mich Zeit und ist im Ver­gleich zum nor­ma­len Heft ein­fach unglaub­lich auf­wän­dig. Außer­dem wer­de ich ja immer „erwischt“, wenn ich etwas nicht erle­digt habe. In einer nor­ma­len Unter­richts­stun­de kann ich hof­fen, ein­fach nicht dran­zu­kom­men – es gibt neben den gan­zen Haus­auf­ga­ben schließ­lich immer noch sowas wie ein Leben – gera­de in Zei­ten von G8. Zu die­ser gan­zen Port­fo­lio- und „Sons­ti­ge Leistungen“-Geschichte: Machen Sie das mit allen Ihren SuS? Um Klau­su­ren zu kor­ri­gie­ren, brau­che Sie doch jetzt schon eher Wochen als Tage. Sie schau­en sich ernst­haft für alle Ihre Schü­lern­nen und Schü­ler die „Schreib­ent­wick­lung“ an? Hal­lo? Wachen Sie mal auf und kom­men Sie in der Rea­li­tät an. Krie­gen Sie mal Ihre täg­li­che Ver­wal­tungs­ar­beit in den Griff, bevor Sie hier Ihr Traum­tän­zer­zeug mit uns machen!

Hin­weis: Die­se Äuße­rung ist fik­tiv und erdacht!

Also die­se Lern­platt­for­men – ein­fach Klas­se. Was da alles mit mög­lich wird! Wenn man ein rich­ti­ges Kon­zept besitzt, dann…

  • kön­nen wir von der Grund­schu­le an für die wei­te­re Schul­lauf­bahn doku­men­tie­ren, wel­che Inhal­te schon behan­delt wor­den sind.
  • erhal­te ich durch stan­dar­di­sier­te Test­auf­ga­ben indi­vi­dua­lier­te Rück­mel­dun­gen zu den Stär­ken und Schwä­chen der ein­zel­nen Schü­le­rin­nen und Schüler
  • kann ich explo­ra­ti­ves Ver­hal­ten im Netz (Chat, Blog, Wiki usw.) in einem Schutz­raum ent­wi­ckeln, das ist gera­de für jün­ge­re SuS wichtig.
  • ent­steht struk­tu­riert über die Jah­re ein Port­fo­lio, wel­ches mir hilft, auf indi­vi­du­el­le Ent­wick­lun­gen einzugehen
  • wer­den durch die Arbeit in der Platt­form alle Mit­glie­der einer Lern­grup­pe glei­cher­ma­ßen akti­viert, da ja alle arbei­ten und nie­mand sich ent­zie­hen kann.

Herr Riecken – haben Sie sich eigent­lich schon­mal gefragt, ob ich stän­dig „akti­viert“ sein will? Also wenn alle LuL mit Ihrem Ansatz arbei­ten, bin ich nach 90 Minu­ten echt durch mit der Welt. Soviel „Akti­vie­rung“ hält doch nie­mand über einen Schul­tag aus. Kann ich bei der Arbeit mit einer Lern­platt­form aus dem Fens­ter schau­en? Kann ich auch mal „abschal­ten“, ohne dass das gleich „doku­men­tiert“ wird, weil mein Text viel­leicht im Ver­gleich zu ande­ren viel zu kurz ist? Außer­dem schä­me ich mich manch­mal auch mei­ner Pro­duk­te: Ich kann es ein­fach nicht bes­ser und es hilft mir dann nicht, dass ich zum xten-Mal sehe, dass Jose­phi­ne schon wie­der den Vogel mit ihrem Pro­dukt abge­schos­sen hat. Mei­nen Wer­de­gang in einer Lern­platt­form doku­men­tie­ren, damit Sie wis­sen, was ich schon alles gemacht habe? Ich will nicht, dass Sie das wis­sen. Und wis­sen Sie auch war­um? Nur weil da steht, dass schon etwas behan­delt wor­den ist, ist es doch noch lan­ge nicht von mir ver­stan­den wor­den. Ich will, dass Sie es mir noch ein­mal erklä­ren – nicht weil Sie lesen, dass z.B. mei­ne Berich­te schon immer gro­ßer Mist waren, son­dern weil Sie mein ehr­lich fra­gen­des Gesicht im Unter­richt sehen. Ich will, dass Sie mich sehen und nicht mei­ne „Sta­tis­ti­ken“ und „Klick­ra­ten“ und „Besuchs- und Bear­bei­tungs­zei­ten. Auf die­ses E‑Learningzeug habe ich oft genau­so wenig Bock wie auf die­se blö­den Lek­tü­ren. Bei­des ist halt Schu­le – nur eben ein­mal Schu­le auf dem Com­pu­ter. Mei­nen Sie, dass ich das nicht sehr bald raffe?

Hin­weis: Die­se Äuße­rung ist fik­tiv und erdacht!

Und raus aus der lite­ra­ri­sche Auf­ar­bei­tung des Themas:

  • Wie vie­le Stim­men von Ler­nen­den höre wir, wenn wir über Blogs, Wikis und Lern­platt­for­men in z.B. Fach­fo­ren diskutieren?
  • Wel­che Inter­es­sen haben wir und wel­che Inter­es­sen haben die Lernenden?
  • Wie bewäl­ti­gen wir unse­ren Anspruch, z.B. den Auf­bau, die Beglei­tung und die Bewer­tung von Portfolios?
  • Wie kön­nen wir unse­ren Ansprü­chen, die wir im Kon­text von Blog‑, Wiki- und Lern­platt­form­ar­beit im Kon­text des bestehen­den Sys­tems genügen?
  • Mit wel­chem Ein­druck ver­las­sen Ler­nen­de unse­re Lern­grup­pen nach der Web2.0‑Arbeit?
  • Wie bekom­men wir den „Mehr­wert“ auch für die meis­ten Ler­nen­den transportiert?
  • Wel­che Inter­es­sen und Moti­va­ti­on lei­ten uns neben dem Wil­len nach qua­li­ta­ti­ver Ver­bes­se­rung von Unterricht?
  • Wel­che „heim­li­chen“ Hoff­nun­gen gibt es bei uns in die­sem Kontext?
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