Was tun in der letzten Stunde vor Weihnachten? Der Magen quillt über vor Mandarinen und Nüssen, Lebkuchenherzen und Dominosteinen. Filme werden eh schon genug geschaut, gefrühstückt und gespielt wird sowieso. Daher habe ich in diesem Jahr mit meine Klasse einmal mehr das Album der Charakterbilder erleben lassen. Das ist eine kleine Übung, um ruhig noch einmal jedem aus der Klasse etwas zu schenken: Aufmerksamkeit und Wahrgenommensein.
Das Prinzip ist sehr einfach: Wenn die Klasse 30 SuS umfasst, gibt es einen DINA3-Zettel, auf dem sich 29 Fragen und Impulse befinden. Ein Impulse könnten z.B. sein:
Deine größte Sorge
Dein Lieblingsschauspieler
Was du an der Schule nicht magst
Deine größte Stärke
usw.
Meine Vorlage für dieses Jahr kann man hier natürlich downloaden (*.odf, *.doc, *.pdf). Jede/r SuS schreibt ihren/seinen Namen oben auf das Blatt. Danach setzt man sich im Kreis am besten an einen großen Tisch. Das Blatt wird jetzt gegen den Uhrzeigersinn an den Nachbarn weitergereicht. Dieser Nachbar beantwortet jetzt die erste Frage für denjenigen, der auf den Blatt steht, d.h. Paul hat das Blatt von Peter und überlegt, was nun Peters größte Sorge sein könnte.
Bei der Aktion muss es mucksmäuschenstill sein – es geht nicht darum, im Team eine mögliche Antwort zu diskutieren, sondern darum, sich einmal für 2–3 Minuten alleine mit einem Menschen zu beschäftigen. Ein wenig ruhige Musik im Hintergrund hilft dabei. Als Zeichen, dass alle fertig sind, legt jeder seinen Stift vor sich hin. Erst wenn alle Stifte liegen, wird gemeinsam weitergegeben und die nächste Frage beantwortet. Irgendwann kommt das Blatt dann wieder bei seinem Besitzer an, womit die Aktion beendet ist. Bei einer 30er-Klasse sollte man 60 Minuten einplanen.
Natürlich lässt sich nicht jede Frage für jeden beantworten. Dann kann es helfen, einfach den Grund dafür aufzuschreiben, warum das nicht möglich ist. „Ich kenne dich nicht!“ ist mir immer zu dünn. Gleichzeitig könnte Brunhilde als allerbeste Freundin von Petra den Impuls „Lieblingsfarbe“ bekommen, obwohl sie zu anderen Impulsen viel mehr schreiben könnte – da ist dann Kreativität gefragt – warum ist es denn z.B. „rot“? Oberste Regel ist: „Was ich selbst als verletzend empfinden würde, schreibe ich auch nicht bei jemand anderem hin!“
Nach der Aktion sollte Zeit sein, die Sache auszuwerten, z.B. ein Runde im Stuhlkreis, in der jeder sagt:
Welche Antwort hat mich überrascht?
Welche Antwort ärgert mich?
Welche Antwort hätte ich gerne mit dem Schreibenden geklärt?
Ganz selten erlebe ich es, dass ich nach einer solchen Aktion Zettel im Klassenraum finde. Hin und wieder sehe ich bei Kurstreffen einen an der Pinnwand des Zimmers angeheftet. Ganz oft spüre ich eine gewisse Spannung während der Aktion.