Ich bin ein schlechter Lehrer…

Dies ist ein fik­ti­ver Arti­kel. Alle Schick­sa­le und Namen sind erdacht. Das Aller­meis­te habe ich durch (Blog-)beiträge ande­rer Leh­rer und Eltern(-foren) auf­ge­schnappt. Die Zahl 180 SuS ist für den gym­na­sia­len Bereich rea­lis­tisch, da das Depu­tat bei vol­ler Stel­le in etwa 6–7 Lern­grup­pen umfasst. Die sys­tem­kun­di­gen Leser mögen beur­tei­len, ob die fol­gen­de Zusam­men­stel­lung irre­al ist.

Die Ich-Form ist bewusst gewählt, um ein Iden­ti­f­kat­i­ons­an­ge­bot zu schaf­fen. Der Ich-Erzäh­ler des Tex­tes ist selbst eine Fik­ti­on und hat mit dem Autor (mir) nicht alles gemein – also nur das Gute…

Die SuS (kei­ne Extremfälle):

  1. Petra hat AD(H)S. Sie kann sich nicht kon­zen­trie­ren. Sie kann sich nur hel­fen, indem sie sich bewegt, indem sie laut ist, indem sie auf­fällt. Petra kann dafür nichts.
  2. Ulrich ist hoch­be­gabt und stän­dig unter­for­dert. Ulrich fällt auf, wird zor­nig, stört. Ulrich geht mich vor der Klas­se ver­bal an.
  3. Con­stan­ze ist still. Con­stan­ze schreibt her­vorr­ra­gen­de Arbei­ten, trägt zum Unter­richt jedoch nichts bei. Bei Con­stan­ze müss­te ich eigent­lich ganz oft die Haus­auf­ga­ben nachschauen.
  4. Hus­sein kommt aus einem Haus­halt, in dem der Mann alles und die Frau nichts zählt. Mei­ne Kol­le­gin­nen quä­len sich mit Hussein.
  5. Chloé ist sozi­al hoch enga­giert. Sie setzt sich stän­dig für die Klas­se ein, sagt mir, was aus ihrer Sicht schief­läuft, wo es brennt – mit Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, in der Klas­se. Ihr fehlt ein wenig Empa­thie und Rede­tech­nik. Da müss­te man sie fördern.
  6. Petr kommt aus einem kli­schee­haf­ten(!!!) Spät­aus­sied­ler­haus­halt. Er kann kei­nen guten Auf­satz schrei­ben, weil zu Hau­se nur rus­sisch gespro­chen wird. Vie­le Wor­te ver­steht er ein­fach nicht. Petr bräuch­te drin­gend Deutschförderunterricht.
  7. Haa­kon ver­hält sich unauf­fäl­lig. Haa­kon ent­wi­ckelt in Tests sehr eigen­stän­di­ge, hoch­in­ter­es­san­te Lösungs­an­sät­ze, die er allein metho­disch nicht sinn­voll zu Ende führt. Auf einen Drei­er kommt Haa­kon immer. Man sieht Haa­kon aber an, dass er damit nicht zufrie­den ist, dass er denkt: „Da muss doch noch mehr sein!“. Man müss­te ihm mehr bieten.
  8. Mar­ti­na ist ein hüb­sches Mäd­chen. Sie sagt von sich, dass sie für Natur­wis­sen­schaf­ten eh zu dumm ist. Mar­ti­na legt eher wert auf Mode. Mar­ti­na glaubt nicht an sich. Mar­ti­na liest kei­ne Haus­auf­ga­be vor, ohne vor­her zu beto­nen, dass ihr Text schlecht ist oder irgend­wel­che Macken hat. Mar­ti­na braucht drin­gend Unter­stüt­zung im Bereich Selbst­be­haup­tung – viel­leicht hilft Mar­ti­na auch schon Mann‑, äh: Frauschaftssport.
  9. Geor­gi­nas Eltern haben sich kürz­lich schei­den lassen.
  10. Cyn­thia war lan­ge krank.
  11. … (bit­te hoch­zäh­len bis 180)

Wei­ter­le­sen

Bilder aus Screenshots mit XP Bordmitteln

Ich „miss­brau­che“ zur Zeit mei­ne 5. Klas­se, um Beschrei­bun­gen zu erstel­len, wie grund­le­gen­de Abläu­fe in unse­rem Schul­netz­werk ablau­fen, z.B. Pass­wort ändern, Mails abru­fen, Mood­le­pro­fil erstel­len usw. Das passt pri­ma zum Kapi­tel Vor­gangs­be­schrei­bung und die Pro­duk­te haben sogar einen Sinn für die Schul­öf­fent­lich­keit – nur benö­tigt man ab und zu Bil­der, um das Beschrie­be­ne auch zu illus­trie­ren. Mit XP-Bord­mit­teln, die auf jedem XP-Sys­tem vor­han­den sind, kommt man da eigent­lich ganz gut wei­ter und kann gleich­zei­tig noch etwas im Umgang mit dem Medi­um Com­pu­ter ler­nen. Und so funk­tio­niert es:

1. Schritt: Das Moni­tor­bild in die Zwi­schen­ab­la­ge kopieren
Die Zwi­schen­ab­la­ge ist ein Bereich, in dem du Tex­te, Bil­der usw. unsicht­bar spei­chern kannst. Wenn sich in der Zwi­schen­ab­la­ge etwas befin­det, kannst die­sen Inhalt immer über das Menü „Bear­bei­ten“ => „Ein­fü­gen“ in das Pro­gramm dei­ner Wahl bekommen.

Die Zwi­schen­ab­la­ge ist leer, wenn man das Wort „Ein­fü­gen“ nicht ankli­cken kann. Sehr vie­le Pro­gram­me besit­zen das Menu „Bear­bei­ten“. Um das aktu­el­le Moni­tor­bild in die Zwi­schen­ab­la­ge zu kopie­ren, drückst du ein­fach die Tas­te „Druck“. Du fin­dest sie rechts neben der Tas­te „F12“. Das war es schon…

Wei­ter­le­sen

Als Schülerin oder Schüler die Qualität eines Wikipediaartikels einschätzen

… das ist ent­ge­gen anders­ar­ti­ger Ver­laut­ba­run­gen aus mei­nen Berufs­krei­sen durch­aus mit einer brauch­ba­ren Tref­fer­quo­te mög­lich. Die­ser Arti­kel ist inspi­riert durch einen viel aus­führ­li­che­ren und bes­se­ren von Kris­ti­an Köhn­topp. Ich habe vor nicht all­zu lan­ger Zeit ein klei­nes Expe­ri­ment gemacht. Es ging dabei um eine ers­te Annä­he­rung an einen unbe­kann­ten lite­ra­ri­schen Text. Die SuS beka­men dazu auf Papier drei Arti­kel vorgelegt:

  1. einen Aus­zug aus dem Kind­ler (eta­blier­tes Literaturlexikon)
  2. einen Wiki­pe­dia­ar­ti­kel
  3. einen Bei­trag von irgend­ei­ner Webseite

Intui­tiv hat bei allen der Kind­ler gewon­nen, obwohl ich Satz und Schrift­art bei einen drei Tex­ten ange­gli­chen habe und sie auch alle den glei­chen Umfang auf­wie­sen. Wiki­pe­dia folg­te auf dem zwei­ten Rang und weit abge­schla­gen ran­gier­te irgend­ei­ne Web­sei­te. Intui­ti­on ist aber kei­ne objek­ti­ve Instanz: Dem Kind­ler darf man glau­ben, weil es ihn schon so lan­ge gibt und weil er auch in geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Krei­sen als qua­li­ta­tiv brauch­ba­res Werk aner­kannt ist. Die sta­ti­sche Web­sei­te wird oft von einer ein­zi­gen Per­son gestal­tet, deren Repu­ta­ti­on man in der Regel gera­de in jun­gen Jah­ren schwer ein­schät­zen kann. Wiki­pe­dia ist m.E. kon­zep­tio­nell klas­si­schen Lexi­ka über­le­gen, weil im bes­ten Fall Inhal­te einem evo­lu­tio­nä­ren Pro­zess der stän­di­gen Ver­än­de­rung unter­wor­fen sind: Die Arti­kel wer­den über­ar­bei­tet, dis­ku­tiert und mit Bele­gen aus­ge­stat­tet. Das ein­zi­ge Pro­blem ist nur, dass man erken­nen muss, in wel­chem Sta­di­um sei­ner Evo­lu­ti­on sich der jewei­li­ge Wiki­pe­dia­ar­ti­kel gera­de befin­det, wäh­rend man bei der Neu­auf­la­ge eines Lexi­kons in der Regel von einer fach­kun­di­gen Revi­si­on aus­ge­hen kann. Und das  Erken­nen funk­tio­niert gera­de nicht durch linea­re Lese­struk­tu­ren, wie sie die Schu­le pri­mär ver­mit­telt, son­dern ganz anders. Daher ein paar Tipps für SuS beim Lesen von Wikipedia:

1. Erst ganz nach unten scrollen

  • Sind unter „Lite­ra­tur“ meh­re­re Wer­ke angeführt?
  • Sind alle Absät­ze des Arti­kels eini­ger­ma­ßen gleich­mä­ßig durch Lite­ra­tur belegt?
  • Sind renom­mier­te Nach­schla­ge­wer­ke mit aufgeführt?
  • Wie vie­le Web­links sind angegeben?
  • Ent­hal­ten die Links wirk­lich die ange­kün­dig­ten Informationen?

2. Dann ganz nach oben scrollen

Dort gibt es die bei­den Kar­tei­rei­ter „Dis­kus­si­on“ und „Versionen/Autoren“.

  • Sind meh­re­re Autoren an dem Arti­kel betei­ligt oder nur wenige?
  • Haben die betei­lig­ten Autoren schon meh­re­re Arti­kel geschrieben?
  • Wie vie­le Aspek­te des Arti­kels wur­den wie lan­ge schon diskutiert?
  • Wie ist es um die sprach­li­che Qua­li­tät der Dis­kus­sio­nen bestellt?

3. Inhalts­ver­zeich­nis lesen

  • Bau­en die ein­zel­nen Pas­sa­gen inhalt­lich auf­ein­an­der auf?
  • Wohnt dem Ver­zeich­nis eine inne­re Logik inne (z.B. Chro­no­lo­gie), die sich auf den ers­ten Blick erschließt?

4. Arti­kel lesen

Durch die ers­ten drei Schrit­te, die mit ein wenig Übung gar nicht so lan­ge dau­ern und die teil­wei­se auch ganz ande­re Per­spek­ti­ven beim „rich­ti­gen Lesen“ ermög­li­chen, kom­me ich eigent­lich fast immer sehr gut in das The­ma hin­ein, gera­de wenn ich in den „Arti­kel­um­welt­stu­di­en“ Anknüp­fungs­punk­te zu mei­nem bestehen­den Wis­sen fin­de. Ein Rest­ri­si­ko bleibt immer – streng­ge­nom­men aber auch beim Kindler.

Korrekturhilfe und WordPress als Textabladeplatz

Kor­rek­tur­hil­fe

Seit Ein­füh­rung der neu­en deut­schen Recht­schrei­bung und ihrer wie­der­hol­ten Refor­mie­rung erwi­sche ich mich immer wie­der dabei, wie ich bei den stets glei­chen Wor­ten und Wort­kom­bi­na­tio­nen in Tru­deln kom­me. Ein Licht ist mir bei mei­ner momen­ta­nen Kor­rek­tur die Sei­te http://www.korrekturen.de gewor­den: All die Her­aus­for­de­run­gen, denen sich der Kalk in mei­nen Gan­gli­en hart­nä­ckig bezüg­lich eines Merk­pro­zes­ses ent­ge­gen­stellt, sind dort über eine ein­fa­che Such­funk­ti­on zugäng­lich. 95% mei­ner Wackel­kan­di­da­ten bekom­me ich mit dem aus­ge­klapp­ten Net­book dar­über in den Griff, vor allem die verf***** Getrennt- und Zusammenschreibung…

Word­Press als Textabladeplatz

Ich blog­ge jetzt mit mei­nen SuS – nun­ja: Sie fer­ti­gen län­ge­re Haus­ar­bei­ten in einem Blog an. Das geht natür­lich nicht, wenn nicht alle zu Hau­se über einen Inter­net­zu­gang ver­fü­gen. Damit die­ses Blog nicht öffent­lich zugäng­lich ist, nut­ze ich ein Plug­in: Mem­bers Only. Es ist zwar nicht für aktu­el­le Ver­sio­nen von Word­Press getes­tet, aber es läuft damit aus­ge­zeich­net.  Alle SuS haben die Rol­le „Autor“, sodass sie nur eige­ne Tex­te über­ar­bei­ten, aber frem­de wenigs­tens kom­men­tie­ren kön­nen. Ich bin von den Mög­lich­kei­ten abso­lut begeis­tert. Ich kann jetzt:

  1. Sprach- und Recht­schreib­phä­no­me­ne an authen­ti­schen Tex­ten besprechen
  2. Heim­lich“ SuS mit beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen för­dern, z.B. durch eine Kor­rek­tur per Mail (kom­men­tier­tes PDF)
  3. Tex­te über­ar­bei­ten las­sen auf Basis von Schülerkommentaren
  4. Beson­ders gelun­ge­ne Tex­te auf öffent­li­che Platt­for­men portieren

Teil­wei­se log­gen sich SuS mehr­mals ein und lesen ihre Haus­auf­ga­be noch­mals quer – Kor­rek­tu­ren gehen jetzt ja schnell und schmerz­los, auch weil Word­Press im Gegen­satz zu Mood­le ja extrem benut­zer­freund­lich und intui­tiv ist, wenn es um UGC (user gene­ra­ted con­tent) geht. Eben­so gestal­ten eini­ge SuS ihre Tex­te mit Bil­dern und Links – frei­wil­lig! Natür­lich kön­nen SuS Haus­auf­ga­ben auch sim­pel per Mail schi­cken, da ihre Adres­sen ja alle im Word­Press regis­triert sind. Es gibt in der Klas­se jetzt Über­le­gun­gen, ob wir alle Redak­teu­re mit einem Codex wer­den: Der Codex sähe erst­mal so aus, dass wir still­schwei­gend auch in frem­den Tex­ten Recht­schreib­feh­ler kor­ri­gie­ren (und sonst nichts).

Mei­ne SuS möch­ten ihre Haus­auf­ga­ben nicht öffent­lich blog­gen. Sie wol­len die Sicher­heit der geschütz­ten Lern­grup­pe. Das respek­tie­re ich und fra­ge jeden vor der welt­wei­ten Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Tex­tes. Es gibt jetzt die Über­le­gung, beson­ders gelun­ge­ne Arbei­ten in ein Maha­ra­port­fo­lio zu legen (statt das Heft am Ende des Jah­res in den Papier­korb). Das wäre doch ein­mal eine schö­ne Auf­ga­be  für die Woche vor den Sommerferien.

Beamen statt Kreide

Zwei klei­ne­re Erfahrungen:

Unse­re natur­wis­sen­schaft­li­chen Fach­räu­me ver­fü­gen über einen fest­in­stal­lier­ten Bea­mer mit VGA-Anschluss (D‑SUB) am Leh­rer­tisch. Die Kom­bi aus Net­book und Bea­mer ist in 30 Sekun­den ein­satz­be­reit (Ubun­tu boo­tet schnel­ler als ein Win­dows aus dem Tief­schlaf auf­wacht – der Bea­mer braucht ca. eine hal­be Minu­te zum Vor­wär­men der Lam­pe). Ich habe ges­tern die Aus­wer­tung eines Ver­su­ches tabel­la­risch am Net­book mit Open­Of­fice gesi­chert. Dabei konn­te ich stets die Klas­se anschau­en und damit viel prä­sen­ter sein, als hät­te ich mich zur Tafel umge­dreht und mit Krei­de gear­bei­tet – ich konn­te sichern und simul­tan kom­mu­ni­zie­ren. Das hat mir gefallen.

Nicht bei jeder Art von Tafel­bild wird sich das anbie­ten, aber es muss nicht immer ein SMART-Board sein. Tech­nik brach­te an die­ser Stel­le für mich einen ech­ten Mehr­wert. Jetzt brau­che ich nur noch Schlit­ze an jedem Schü­ler­tisch, aus denen dann der fer­ti­ge Druck kommt – oder eben das Tafel­bild gleich in das E‑Portfolio eines jeden Schü­lers an die pas­sen­de Stel­le bea­men – dann kön­nen auch die unstruk­tu­rier­ten Heft­füh­rer bei der Vor­be­rei­tung der nächs­ten Klau­sur mit glei­chen Chan­cen antreten.

In Deutsch habe ich heu­te eine Linoit-Pinn­wand zurück auf das SMART-Board geholt – also qua­si auch gebeamt. Die SuS hat­ten sofort Zugriff auf die The­men der vor­letz­ten(!) Stun­de, sodass wir auf einem recht hohen Niveau über einen Sach­text dis­ku­tie­ren konn­ten. Das hat mir auch gefallen.

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