Wo ist Riecken?

Riecken kor­ri­giert Abitur. Und Riecken kor­ri­giert ganz vie­le ande­re Arbei­ten, weil Riecken durch pri­va­te Ereig­nis­se vor den Oster­fe­ri­en nicht dazu gekom­men ist. Aber Riecken denkt schon wie­der über ganz viel Arti­kel nach – als da wären:

  • Als Leh­rer pro­duk­ti­ven(!) Wider­stand gegen das Sys­tem leis­ten (Rol­le der Loya­li­tät gegen­über dem Dienst­her­ren vs. – ja vs. Fürsorgepflicht)
  • Schreib­kon­fe­renz mit Goo­g­le­Docs – ein Erfahrungsbericht
  • Pro­duk­te aus Rieckens Semi­nar­fach wirk­lich ein­mal zei­gen (in Vorbereitung)
  • ein Kom­men­tar zum Aus­schei­den von Frau Heis­ter-Neu­mann (Nein, ich wer­de sie nicht nie­der­schrei­ben, son­dern jemand anderen…)
  • die Rol­le von Fabeln für den Deutsch­un­ter­richt aus Rieckens Sicht
  • Rück­schau auf die dies­jäh­ri­gen Abitur­auf­ga­ben im Fach Deutsch
  • War­um es nicht mehr reicht, bewusst und reflek­tiert zu sur­fen, son­dern war­um Par­ti­zi­pa­ti­on am Netz immer wich­ti­ger wird

Also – ich arbei­te stän­dig an die­sem Blog, auf dem Fahr­rad, beim Aus-dem-Fens­ter-Schau­en wäh­rend der Unter­richts­stun­de und über­haupt. Ich fra­ge mich ernst­haft, ob mir je die Ideen aus­ge­hen wer­den, aber mei­ne klei­ne Blog­cloud häm­mert mit stän­dig neue Impul­se um die Ohren – schön aus Twit­ter vor­de­stil­liert. Also – heu­te ist nicht alle Tage… Der nächs­te Arti­kel kommt bestimmt.

Wir sind nicht allein

Es gibt Kol­le­gi­en – das fol­gen­de Bei­spiel kommt bezeich­nen­der­wei­se nicht aus Deutsch­land – die etwas tun wol­len gegen die „Schu­le im Sink­flug“ – ohne Berück­sich­ti­gung von Dienst­weg und Treue­pflicht. Sehr beein­druckt haben mich die unter dem gleich­na­mi­gen Link zu fin­den­den State­ments der Leh­re­rin­nen und Leh­rer. Hier der Link:

http://www.schule-im-sinkflug.ch/

Es ist trös­tend und erschre­ckend zugleich, wie sehr man alle getä­tig­ten Aus­sa­gen auf das Schul­sys­tem in Deutsch­land über­tra­gen kann. Es ist  für mich vor allem erschre­ckend zu sehen, dass die KuK dort vor Ort von „Logo­pä­den“, „Sozi­al­ar­bei­tern“, „Päd­ago­gen“ spre­chen (habe ich hier an mei­ner Schu­le noch nichts von gese­hen) und sich über Klas­sen­grö­ßen von um die 23 SuS bekla­gen – man möge sich die Klas­sen­tei­ler in Deutsch­land anschau­en. Mein ers­ter Reflex war zu sagen: „Och, euch geht es doch eigent­lich ganz gut!“ Viel­leicht sind wir deut­schen Beam­ten auch ein­fach zu maso­chis­tisch veranlagt…

Strukturformeln – Abstraction layer

In der orga­ni­schen Che­mie nut­zen wir im Unter­richt Struk­tur­for­meln zur sym­bo­li­schen Dar­stel­lung von Mole­kü­len. Das kann man auf recht unter­schied­li­chem Abs­trak­ti­ons­ni­veau tun (hier am Bei­spiel des Ethans):

(a) ist ein Bei­spiel für eine voll­stän­di­ge Struk­tur­for­meln. Mit etwa Übung schafft man es, die Was­ser­stoff­atom­rümp­fe an der Tafel in einem Rhyth­mus zu schrei­ben. Bei län­ge­ren Koh­len­was­ser­stoff­ket­ten oder gar ver­zweig­ten nervt das nur noch. Daher besteht unter Che­mie­leh­rern die prag­ma­ti­sche, aber völ­lig IUPAC-wid­ri­ge Vor­ge­hens­wei­se, die Was­ser­stoff­atom­rümp­fe ein­fach weg­zu­las­sen. Laut IUPAC steht näm­lich ein offe­nes Stri­chen­de stets für eine Methylgruppe…

(b) ist ein Kom­pro­miss aus Sum­men- und Struk­tur­for­mel, gemein­hin als Halb­struk­tur­for­mel bekannt. Das ist ein IUPAC-kon­for­mer und prak­ti­ka­bler Aus­weg aus der der Mise­re bei den Strukturformeln.

© Ist eine Ske­lett­for­mel. Ein Stri­chen­de steht für eine Methyl­grup­pe, eine (hier optio­na­le) Ecke für eine CH2-Grup­pe. Che­mi­ker sind schreib­faul. Des­we­gen hat man so etwas erfun­den. Wir Che­mie­leh­rer nut­zen das z.B. bei grö­ße­ren Mole­kü­len (etwa Fet­ten), Bio­lo­gen tun das (die kön­nen sich nicht mit klei­nen Mole­kü­le beschei­den), Schul­bü­cher tun es, Wiki­pe­dia sowie­so – weil es eben so schön fluf­fig zu schrei­ben ist.

Sel­ten erle­ben ich es, dass man Ske­lett­for­meln SuS sys­te­ma­tisch bei­bringt, dabei ist die Welt voll davon. „Zu abs­trakt im OC-Anfangs­un­ter­richt“ – ein häu­fi­ges Argu­ment. Man kann sich mit die­ser Abs­trak­ti­on jedoch eine Men­ge Zeit spa­ren und so ein The­ma wie die Nomen­kla­tur der Alka­ne hübsch in eine Geschich­te ver­pa­cken – in die Geschich­te von den Gliedertieren.

Hier ist ein sol­ches und sucht nach sei­nem Namen:

Zuerst suchen wir die längs­te Gliederkette:

Dann num­me­rie­ren wir sie so durch, dass die Anhäng­sel mög­lichst klei­ne Zah­len erhal­ten und malen dem Tier einen Kopf am ers­ten Koh­len­stoff­atom­rumpf oder eben mög­lichst nahe an den meis­ten Extremitäten:

Unser Tier­chen besitzt neun Koh­len­stoff­atom­rümp­fe (Nonan). Jetzt schau­en wir uns die Extre­mi­tä­ten des Tie­res genau­er an:

Wir haben drei­mal einen ein­fa­chen Strich als Extre­mi­tät, also drei Mey­thyl­grup­pen, die an den Glie­dern 3,4, und 5 sit­zen (3,4,5‑trimethyl-). Der Strich mit Knick am 6. Glied ist eine Ethyl­grup­pe (6‑e­thyl-).

Name:

6‑Ethyl‑3,4,5‑trimethylnonan

Wenn die Ske­lett­for­mel­schreib­wei­se sau­ber ein­ge­führt und durch Trans­for­ma­ti­ons­übun­gen ein­ge­schlif­fen ist, wer­den die SuS schon sehr früh die Mole­kül­welt auf Wiki­pe­dia und anders­wo sofort ver­ste­hen. Bei der Nomen­kla­tur spart man sich viel Tafel­ge­schreib­sel. Bei mir hat es pri­ma geklappt. Jetzt malen sie zwar immer Tier­chen, aber wenn der Name hin­ter­her stimmt, dann hilft die­se Abs­trak­ti­on sehr.

Es ist Zeit, Abschied zu nehmen…

… denn mor­gen, lie­be Abitu­ri­en­tin­nen und Abitu­ri­en­ten, schrei­ben die­je­ni­gen von euch mit Deutsch als Prü­fungs­fach ihre zen­tra­le Prü­fungs­ar­beit. Ihr wer­det in der Sta­tis­tik die­ses Blogs  und damit mei­nem Ego sehr feh­len. Exem­pla­risch sei hier ein­mal auf die Auf­ruf­sta­tis­tik mei­ner Inter­pre­ta­ti­on des gefürch­te­ten Bloch­tex­tes verwiesen:

Die klei­nen Zacken ganz am Anfang bezeich­nen das zwei­te Semes­ter in der 12. Jahr­gangs­stu­fe, in der der zuge­hö­ri­ge The­men­schwer­punkt ver­bind­lich war – also eigent­lich, denn wenn man den Kom­men­ta­ren Glau­ben schen­ken darf, wur­de das stel­len­wei­se sehr indi­vi­du­ell von den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ausgelegt.

Wenn ich mor­gen wie jedes Jahr vor der ver­sam­mel­ten Prüf­lings­schar mei­nen Umschlag öff­ne, wird das ein­mal mehr etwas von Wim Thoel­ke haben: „Ich wäh­le Umschlag drei!“ – ach nee, mor­gen gibt es ja nur zwei.

Immer schön dran den­ken: „You are the one“ – auch wenn die­ses Schmun­zel­vi­deo mir den schön W3C-kon­for­men Code die­ses Blogs zerhaut:

- nicht, dass auch euch lie­ben wür­de, aber ohne euch fällt mein Blog zurück in die Mit­tel­mä­ßig­keit der Abruf­sta­tis­tik und ich muss mir wie­der etwas Neu­es ein­fal­len lassen.

Toi, Toi, Toi!

GEHEIMHALTUNGSPFLICHT

GEHEIMHALTUNGSPFLICHT: Die­se E‑Mail und alle damit ver­bun­de­nen Anla­gen sind ver­trau­lich und dür­fen nur bestimm­ten Per­so­nen zugäng­lich gemacht wer­den. Sofern Sie nicht zu den ange­ge­be­nen Emp­fän­gern gehö­ren soll­ten, benach­rich­ti­gen Sie bit­te unver­züg­lich den Absen­der. Der Inhalt darf in die­sem Fall weder an Drit­te wei­ter­ge­ge­ben noch zu ande­ren Zwe­cken ver­wen­det werden.

Die­ser Hin­weis war in einer E‑Mail an mich von einem Ver­lag ent­hal­ten – die Blog­ger unter uns Leh­rern wer­den gleich wis­sen, um wel­chen Ver­lag es sich dabei han­delt, weil sie wahr­schein­lich auch ange­schrie­ben wur­den.  Die­se Mail ist ein offen­sicht­li­cher Text­bau­stein und geht in kei­ner Wei­se inhalt­lich auf irgend­et­was in mei­nem Blog ein. Ich soll in die­ser Mail mit einem „per­sön­li­chen Frei­schal­tungs­code“ für ein Por­tal die­ses Ver­la­ges (nicht, dass es sowas schon gäbe…) gewon­nen wer­den und mich dort durch Publi­ka­ti­on mei­ner Inhal­te mit ande­ren Leh­rern „ver­net­zen“. Ich habe gelernt, sofort die AGB bei so etwas zu lesen. Ich gebe die inter­es­san­ten Pas­sa­gen ein­mal mit eige­nen Wor­ten wieder:

  • ich soll sicher­stel­len, dass mei­ne Inhal­te frei von Rech­ten Drit­ter sind
  • der Ver­lag behält sich vor, spä­ter Tei­le des Ange­bots kos­ten­pflich­tig zu machen
  • ich darf die mir zugäng­li­chen Inhal­te in mei­nem Unter­richt nut­zen – aber nur dort!
  • der Ver­lag darf die Inhal­te zu allem nut­zen, z.B. für Publi­ka­tio­nen, Lern­soft­ware, Bücher…
  • der Ver­lag darf die AGB jeder­zeit anpassen
  • der Ver­lag darf Inhal­te und Kom­men­ta­re jeder­zeit löschen oder sper­ren oder kos­ten­pflich­tig machen

Da kann ich ja gleich wie­der zum FB gehen. Ich fra­ge mich, was sich jemand bei so einer E‑Mail eigent­lich denkt. Man kann das im Prin­zip wie folgt zusam­men­fas­sen: „Wir möch­ten ger­ne über dei­ne Inhal­te belie­big ver­fü­gen, d.h. sie auch z.B. ver­kau­fen kön­nen. Dafür bie­ten wir nichts, was du nicht auch über­all bes­ser bekom­men kannst – z.B. in einer FB-Grup­pe  (die Urhe­be­rechts­be­stim­mun­gen sehen da nur unwe­sent­lich schlech­ter aus). Aber wenn du die­se Mail wei­ter­gibst, dann ist das böse.“

Der Dis­clai­mer ist übri­gens ohne recht­li­che Rele­vanz – das spricht in mei­nen Augen nicht unbe­dingt für die Kom­pe­tenz die­ses Ver­lags. Ich darf hier auch die gan­ze Mail inkl. Absen­der ver­öf­fent­li­chen – das zitier­te ange­häng­te Urteil eines Amts­ge­rich­tes dürf­te sich wohl auf einen ganz ande­ren Fall bezie­hen. Das ist für mich ein sehr gutes Bei­spiel dafür, wie man als Ver­lag nicht an qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Inhal­te kommt – das Prin­zip hat doch jeder Nut­zer nach spä­tes­tens einem Jahr duchschaut.

Was erwar­te ich von einem Ver­lag, mit dem ich zusam­men­ar­bei­ten möchte?

  1. Eine per­sön­li­che Anspra­che, die zeigt, dass man sich mit mir und mei­nen Inhal­ten beschäf­tigt hat
  2. Ein inhalt­s­of­fe­nes Ver­hand­lungs­an­ge­bot, wel­ches nicht von vorn­her­ein durch AGB und Ver­trags­klau­seln fest­ge­legt ist – reden lässt sich über alles
  3. Fair­ness bei der Ver­wer­tung von Inhal­ten. Ein Ver­lag soll und muss Geld ver­die­nen. Ich brau­che aber eine Gegen­leis­tung für die­se Rech­te­über­tra­gung, mit der ich leben kann.
  4. Inno­va­ti­on. Leh­rer­aus­tausch­por­ta­le gibt es vie­le – man­che lau­fen man­che nicht. Inno­va­ti­on kann bedeu­ten, fan­ta­sie­vol­le Autoren­aqui­se zu betrei­ben, kann aber auch bedeu­ten neue Por­tal­for­men zu ent­wi­ckeln. Bringt irgend­wer z.B. Eltern, Leh­rer und Schü­ler attrak­tiv auf einem Por­tal zusammen?

Aber wenn man eini­gen Aus­sa­gen von Ver­la­gen glau­ben schen­ken darf, besteht das Netz eh nur aus inhalt­li­chem, weit ver­streu­tem Schrott. Dum­mer­wei­se bedeu­tet Web2.0 inhalt­li­che und teil­wei­se doku­men­tier­te Evo­lu­ti­on (vgl. Wiki­pe­dia) sowie immer intel­li­gen­te­re Such­al­go­rith­men (da leben ja Leu­te gar nicht so schlecht von). Noch habt ihr einen Vor­sprung, lie­be Ver­la­ge, noch… Also nutzt ihn endlich!

1 82 83 84 85 86 148