Bankenkrise

Um zu ver­ste­hen, was gera­de eigent­lich im euro­päi­schen Ban­ken­sys­tem geschieht, kann man nicht oft genug auf eine m.E. wun­der­ba­re Film­rei­he von Max von Bock hin­wei­sen, dass auf ein­fa­che Wei­se die Grund­la­gen unse­res Finanz­sys­tems erklärt – natür­lich mit deut­lich ideo­lo­gi­schem Duktus.



Die vor­ge­schrie­be­ne Eigen­ka­pi­tal­de­ckung von Ban­ken im Euro­raum ist erst kürz­lich gegen immense Wider­stän­de von 2% auf 3% erhöht wor­den. Was heißt das in der Spra­che des Films? Eine Bank darf eine Opti­on auf einen Real­wert (= Geld) jetzt nicht mehr mit 50, son­dern ledig­lich mit 33,3 fak­to­ri­sie­ren, d.h. zu Deutsch jeden ein­ge­zahl­ten Euro 33,3x verleihen.

Es zeich­net sich jedoch gera­de ab, dass davon viel­leicht fünf ver­lie­he­ne Euro nie­mals zurück­kom­men wer­den, also „abge­schrie­ben“ wer­den müs­sen, womit mein Bei­spiel­eu­ro min­des­ten 4x nicht mehr exis­tent ist. Ich kann ihn also nicht mehr abhe­ben oder eben nur abhe­ben auf Basis der Zins­zah­lun­gen der übri­gen 28 ver­lie­he­nen Euro. Lei­der befin­den sind unter den 28 Schuld­nern wei­te­re Wackel­kan­di­da­ten. Als Kom­pen­sa­ti­on blei­ben z.B. höhe­re Zinseinnahmen.

Damit ich mei­nen Euro auch in einen sol­chen Fall sofort zurück­er­hal­te, gibt es einen Ein­la­gen­si­che­rungs­fond. Zitat:

Bei dem frei­wil­li­gen Siche­rungs­fonds der pri­va­ten Ban­ken gibt es eine sehr hohe Siche­rungs­gren­ze, die bei 30 % des maß­geb­li­chen haf­ten­den Eigen­ka­pi­tals der jewei­li­gen Bank je Gläu­bi­ger liegt. Bei einem haf­ten­den Eigen­ka­pi­tal von bei­spiels­wei­se 100 Mil­lio­nen Euro einer Bank ist also das Ver­mö­gen jedes ein­zel­nen Kun­den mit bis zu 30 Mil­lio­nen Euro abge­si­chert, sofern der Fonds über die ent­spre­chen­den Mit­tel ver­fügt. Im Gegen­satz dazu sichern die Siche­rungs­fonds der Spar­kas­sen und Genos­sen­schafts­ban­ken die jewei­li­gen Insti­tu­te, so dass bei Genos­sen­schafts­ban­ken und Spar­kas­sen nicht nur die Ein­la­gen, son­dern auch Schuld­ver­schrei­bun­gen und Zer­ti­fi­ka­te voll abge­si­chert sind.

Wenn also ein Bank plei­te geht, sind mei­ne Spar­ein­la­gen garan­tiert – bei Spar­kas­sen und Genos­sen­schafts­ban­ken ist der Ein­la­gen­si­che­rungs­fonds offen­bar etwas brei­ter auf­ge­stellt als bei pri­va­ten Insti­tu­ten. Zudem gibt es je nach Fond Gren­zen, bis zu denen garan­tiert wird, dass das Kapi­tal auch gesi­chert ist – mal ist von 20.000 bis hin zu 100.000 „siche­ren“ Euro die Rede. Peer Stein­brück hat vor mitt­ler­wei­le drei Jah­ren etwas Bemer­kens­wer­tes anläss­lich einer Pres­se­kon­fe­renz mit Ange­la Mer­kel gesagt:

Ich möch­te ger­ne unter­strei­chen, dass wir in der Tat in der gemein­sa­men Ver­ant­wor­tung, die wir in der Bun­des­re­gie­rung füh­len, dafür Sor­ge tra­gen wol­len, dass die Spare­rin­nen und Spa­rer in Deutsch­land nicht befürch­ten müs­sen, einen Euro ihrer Ein­la­gen zu ver­lie­ren. Dies ist ein wich­ti­ges Signal, damit es zu einer Beru­hi­gung kommt und nicht zu Reak­tio­nen, die unver­hält­nis­mä­ßig wären und die uns die der­zei­ti­ge Kri­sen­be­wäl­ti­gung bezie­hungs­wei­se Kri­sen­prä­ven­ti­on noch schwie­ri­ger machen würden.

Quel­le: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,582305,00.html

In der Sen­dung ges­tern im Ers­ten hat er ziem­lich klar die Hin­ter­grün­de sei­ner Äuße­rung benannt: Es soll­te damit ver­hin­dert wer­den, dass in der dar­auf fol­gen­den Woche die Men­schen zur Bank gehen und ihren Euro abho­len. Die Situa­ti­on 2008 war deut­lich ent­spann­ter als die Situa­ti­on heu­te, in der sol­che Zusa­gen offen­bar nicht mehr gemacht wer­den müs­sen, weil die Men­schen sich ver­mut­lich an die Kri­se gewöhnt haben.

Was wird zur­zeit getan? M.E. wird viel gere­det – wie 2008 schon. Dabei bil­den die Web2.0‑Kreise kei­ne Aus­nah­me. Kei­ne Lösun­gen, kei­ne auf Sach­über­le­gun­gen basie­ren­den Stand­punk­te  – wäre auch unbe­quem, da man sich selbst dadurch Kri­tik aus­set­zen wür­de. Des­we­gen – so mein Ein­druck – sol­len ein­mal die Poli­ti­ker die­se „abstru­se Situa­ti­on“ lösen. Das Min­des­te, was zu tun wäre, ist mei­ner Mei­nung nach ein­mal die Posi­ti­on der Poli­tik ein­zu­neh­men, da die Finanz­kri­se in ihrer Aus­wir­kung all­mäh­lich für den Ein­zel­nen fühl­bar zu wer­den beginnt.

Soll man Ban­ken plei­te gehen lassen?

Das wäre eine markt­wirt­schaft­li­che und kon­se­quen­te Lösung: Die Bank müss­te für die ein­ge­gan­ge­nen Risi­ken haf­ten und für Ver­lus­te gera­de ste­hen. Kann die das mit einer Kon­kurs­mas­se, die aus 33,3‑fach ver­lie­he­nen Optio­nen auf eine Opti­on auf einen Real­wert besteht? Wird span­nend. Vor allem für die Spa­rer, die der Bank ihren Euro gelie­hen haben. Je nach „Sys­tem­re­le­vanz“ der Bank dürf­te der Ein­la­gen­si­che­rungs­fond platt sein. Dann blei­ben im Best­fall von jedem Euro weni­ger als 10ct übrig. Letzt­end­lich trifft es also den Steu­er­zah­ler bzw. den­je­ni­gen, der über Spar­gut­ha­ben ver­fügt. Nur weni­ge Rei­che wer­den den Absprung in ver­meint­lich „siche­re“ Län­der bewältigen.

Soll man eine höhe­re Eigen­ka­pi­tal­quo­te bei Ban­ken vorschreiben?

Kann man machen. Mehr Kapi­tal wer­den die Ban­ken jedoch nur anlo­cken, wenn der Kapi­tal­ertrags­zins steigt – mit Wer­ten rund um die Infla­ti­ons­ra­te holt man kei­nen Spa­rer hin­ter dem Ofen her­vor. Höhe­re Kapi­tal­ertrags­zin­sen bedin­gen zumin­dest indi­rekt auch höhe­re Kre­dit­zin­sen – das will ja gegen­fi­nan­ziert sein. Zudem impli­ziert die For­de­rung nach höhe­ren Eigen­ka­pi­tal ja auch die For­de­rung nach­hal­ti­ger zu wirt­schaf­ten – dann darf man über­schul­de­ten Staa­ten aber eigent­lich kein Geld mehr lei­hen – das muss dann die EZB machen. Letzt­end­lich trifft das den Steu­er­zah­ler. Und es pas­siert bereits: Die EZB kauft Staats­an­lei­hen auf und nimmt damit die Ban­ken mehr oder min­der aus der Haftung.

So oder so: Das sub­ven­tio­nier­te iDin­gens wird teu­rer wer­den. Die Kon­su­men­ten­kre­di­te wer­den wahr­schein­lich deut­lich von Zins­ni­veau anzie­hen, d.h. man wird wohl dahin zurück­kom­men müs­sen, sich Din­ge erst zu kau­fen, wenn man sie ohne frem­de Hil­fe bezah­len kann – als Staat eben­so wie als Bür­ger eines Staa­tes. Was bedeu­tet das wie­der­um für z.B. die Auto­in­dus­trie? Wer bezahlt sei­nen Blech­hau­fen noch BAT (Bar Auf Tatze)?

Die Ban­ken­kri­se wird bei einer „ver­nünf­ti­gen Lösung“ – so es die geben wird – uns alle tref­fen. Es ist eben kein abs­trak­tes „Alle (Groß-)Banken sind Schei­ße“. Auch ein tota­ler Reboot muss eigent­lich in letz­ter Kon­se­quenz bedeu­ten, dass Waren end­lich das kos­ten, was sie wert sind. Gut, dass ich kei­nen Kaf­fee trin­ke – auch der fair gehan­del­te muss sich ja irgend­wie am Markt­preis ori­en­tie­ren, damit er gekauft wird.

Was man jetzt schon ganz kon­kret tun kann, ist mit sei­nem Geld zu einer Bank zu gehen, die trans­pa­rent und nach­hal­tig wirt­schaf­tet. Dazu gibt es hier vie­le Infos. Ich bin bis­her lei­der dabei aber auch nicht über die Calc-Lis­te mit den Adres­sen der anzu­schrei­ben­den Insti­tu­ti­on wg. Kon­to­än­de­rung hinausgekommen.

Didaktische Reduktion

Es gibt Tage, an denen ich mich mei­ner Unter­richts­vor­be­rei­tung schä­me das Sys­tem Schu­le has­se, wel­ches mir so wenig Zeit für eine wirk­lich tie­fe Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Unter­richts­stoff lässt. Vor zwei Wochen habe ich einen Vor­mit­tag mit Imma­nu­el Kants Text „Was ist Auf­klä­rung?“ ver­bracht und zwar nicht in der Fas­sung, die in unse­rem Schul­buch steht, son­dern mit dem voll­stän­di­gen Text aus der dama­li­gen Monats­schrift. Das Schul­buch lässt die­se Fas­sung des Tex­tes noch übrig, die – so glau­be ich – in Deutsch­land 100fach SuS vor­ge­legt wird:

Auf­klä­rung ist der Aus­gang des Men­schen aus sei­ner selbst ver­schul­de­ten Unmün­dig­keit. Unmün­dig­keit ist das Unver­mö­gen, sich sei­nes Ver­stan­des ohne Lei­tung eines ande­ren zu bedie­nen. Selbst­ver­schul­det ist die­se Unmün­dig­keit, wenn die Ursa­che der­sel­ben nicht am Man­gel des Ver­stan­des, son­dern der Ent­schlie­ßung und des Muthes liegt, sich sei­ner ohne Lei­tung eines ande­ren zu bedie­nen. Sape­re aude! Habe Muth dich dei­nes eige­nen Ver­stan­des zu bedie­nen! ist also der Wahl­spruch der Aufklärung.

Faul­heit und Feig­heit sind die Ursa­chen, war­um ein so gro­ßer Theil der Men­schen, nach­dem sie die Natur längst von frem­der Lei­tung frei gespro­chen (natu­ra­li­ter majo­ren­nes), den­noch ger­ne Zeit­le­bens unmün­dig blei­ben; und war­um es Ande­ren so leicht wird, sich zu deren Vor­mün­dern auf­zu­wer­fen. Es ist so bequem, unmün­dig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Ver­stand hat, einen Seel­sor­ger, der für mich Gewis­sen hat, einen Arzt der für mich die Diät beurt­heilt, u. s. w. so brau­che ich mich ja nicht selbst zu bemü­hen. Ich habe nicht nöthig zu den­ken, wenn ich nur bezah­len kann; ande­re wer­den das ver­drieß­li­che Geschäft schon für mich über­neh­men. Daß der bei wei­tem größ­te Theil der Men­schen (dar­un­ter das gan­ze schö­ne Geschlecht) den Schritt zur Mün­dig­keit, außer dem daß er beschwer­lich ist, auch für sehr gefähr­lich hal­te: dafür sor­gen schon jene Vor­mün­der, die die Ober­auf­sicht über sie gütigst auf sich genom­men haben. […]

Zu die­ser Auf­klä­rung aber wird nichts erfor­dert als Frei­heit; und zwar die unschäd­lichs­te unter allem, was nur Frei­heit hei­ßen mag, näm­lich die: von sei­ner Ver­nunft in allen Stük­ken öffent­li­chen Gebrauch zu machen. Nun höre ich aber von allen Sei­ten rufen: räson­nirt nicht! Der Offi­zier sagt: räson­nirt nicht, son­dern exer­cirt! Der Finanz­rath: räson­nirt nicht, son­dern bezahlt! Der Geist­li­che: räson­nirt nicht, son­dern glaubt! (Nur ein ein­zi­ger Herr in der Welt sagt: räson­nirt, so viel ihr wollt, und wor­über ihr wollt; aber gehorcht!) Hier ist über­all Ein­schrän­kung der Frei­heit. Wel­che Ein­schrän­kung aber ist der Auf­klä­rung hin­der­lich? wel­che nicht, son­dern ihr wohl gar beför­der­lich? – Ich ant­wor­te: der öffent­li­che Gebrauch sei­ner Ver­nunft muß jeder­zeit frei sein, und der allein kann Auf­klä­rung unter Men­schen zu Stan­de brin­gen; der Pri­vat­ge­brauch der­sel­ben aber darf öfters sehr enge ein­ge­schränkt sein, ohne doch dar­um den Fort­schritt der Auf­klä­rung son­der­lich zu hin­dern. Ich ver­ste­he aber unter dem öffent­li­chen Gebrau­che sei­ner eige­nen Ver­nunft den­je­ni­gen, den jemand als Gelehr­ter von ihr vor dem gan­zen Publi­kum der Leser­welt macht. Den Pri­vat­ge­brauch nen­ne ich den­je­ni­gen, den er in einem gewis­sen ihm anver­trau­ten bür­ger­li­chen Pos­ten, oder Amte, von sei­ner Ver­nunft machen darf. […]

Wenn denn nun gefragt wird: Leben wir jetzt in einem auf­ge­klär­ten Zeit­al­ter? so ist die Ant­wort: Nein, aber wohl in einem Zeit­al­ter der Auf­klä­rung. Daß die Men­schen, wie die Sachen jetzt ste­hen, im Gan­zen genom­men, schon im Stan­de wären, oder dar­in auch nur gesetzt wer­den könn­ten, in Reli­gi­ons­din­gen sich ihres eige­nen Ver­stan­des ohne Lei­tung eines Andern sicher und gut zu bedie­nen, dar­an fehlt noch sehr viel. Allein, daß jetzt ihnen doch das Feld geöff­net wird, sich dahin frei zu bear­bei­ten, und die Hin­der­nis­se der all­ge­mei­nen Auf­klä­rung, oder des Aus­gan­ges aus ihrer selbst ver­schul­de­ten Unmün­dig­keit, all­mä­lig weni­ger wer­den, davon haben wir doch deut­li­che Anzeigen.

Nach inten­si­vem Stu­di­um des Ori­gi­nals muss ich sagen, dass „didak­ti­sche Reduk­ti­on“ oder gar „Platz­man­gel“ in die­sem Fall noch die harm­lo­ses­ten Erklä­run­gen dafür sein mögen, nicht dem gesam­ten Text abzu­dru­cken. Bös­wil­lig lie­ße sich fast ver­mu­ten dass dahin­ter eine Absicht steckt. War­um kommt mir die­ser Gedanke?

Beliebt ist die Auf­ga­be für SuS, zu erklä­ren, was der Unter­schied zwi­schen dem pri­va­ten und dem öffent­li­chen Gebrauch der Ver­nunft ist. Das bekommt eine beson­de­re Note, wenn man fest­stellt, dass das Kant im Ori­gi­nal selbst an meh­re­ren Bei­spie­len macht, z.B. hier:

So wür­de es sehr ver­derb­lich sein, wenn ein Offi­zier, dem von sei­nen Obe­ren etwas anbe­foh­len wird, im Diens­te über die Zwek­mä­ßig­keit oder Nütz­lich­keit die­ses Befehls laut ver­nünf­teln woll­te; er muß gehor­chen. Es kann ihm aber bil­li­ger­ma­ßen nicht ver­wehrt wer­den, als Gelehr­ter, über die Feh­ler im Krie­ges­diens­te Anmer­kun­gen zu machen, und die­se sei­nem Publi­kum zur Beurt­hei­lung vorzulegen.

Oder hier:

Eben so ist ein Geist­li­cher ver­bun­den, sei­nen Kate­chis­mus­schü­lern und sei­ner Gemei­ne nach dem Sym­bol der Kir­che, der er dient, sei­nen Vor­trag zu thun; denn er ist auf die­se Bedin­gung ange­nom­men wor­den. Aber als Gelehr­ter hat er vol­le Frei­heit, ja sogar den Beruf dazu, alle sei­ne sorg­fäl­tig geprüf­ten und wohl­mei­nen­den Gedan­ken über das Feh­ler­haf­te in jenem Sym­bol, und Vor­schlä­ge wegen bes­se­rer Ein­rich­tung des Reli­gi­ons- und Kir­chen­we­sens, dem Publi­kum mitzutheilen.

Ob es wohl auch im Geis­te so man­ches Kir­chen­obe­ren heu­te ist, was Kant hier tat­säch­lich ver­langt? Wie ergeht es eigent­lich Pries­tern heu­te, die sich „als Gelehr­te“ in Schrift­form gegen das Zöli­bat stel­len oder gegen die Abend­mahls­re­ge­lung (ein katho­li­scher Geistkli­cher muss einem Pro­tes­tan­ten das Abend­mahl ver­wei­gern, wenn die­ser nicht an die Wand­lung glaubt)?

Zurück zur Pro­ble­ma­tik der Auf­ga­ben­stel­lung: Wir schnei­den einen Text­ab­schnitt her­aus, der Ant­wort auf die Fra­ge gibt, die wir SuS zum Text stel­len. Hä? Wir schnei­den zudem einen Text­ab­schnitt her­aus, der wie kein ande­rer kla­re Bezü­ge zur heu­ti­gen Lebens­welt der SuS ermög­licht, der ange­sichts der aktu­ell lau­fen­den Sys­tem­dis­kus­sio­nen aktu­el­le Fra­gen auf­wirft, z.B. nach der Legi­ti­mi­tät des beamti­schen Schulsystems.

Außer­dem klingt es doch aus heu­ti­ger Sicht etwas ver­wun­der­lich, wenn „der Auf­klä­rer Kant“ auf ein­mal so etwas von sich gibt:

In die­sem Betracht ist die­ses Zeit­al­ter das Zeit­al­ter der Auf­klä­rung, oder das Jahr­hun­dert Friederichs.

Ein Fürst, der es sei­ner nicht unwür­dig fin­det, zu sagen: daß er es für Pflicht hal­te, in Reli­gi­ons­din­gen den Men­schen nichts vor­zu­schrei­ben, son­dern ihnen dar­in vol­le Frei­heit zu las­sen, der also selbst den hoch­müt­hi­gen Namen der Tole­ranz von sich ablehnt: ist selbst auf­ge­klärt, und ver­dient von der dank­ba­ren Welt und Nach­welt als der­je­ni­ge geprie­sen zu wer­den, der zuerst das mensch­li­che Geschlecht der Unmün­dig­keit, wenigs­tens von Sei­ten der Regie­rung, ent­schlug, und Jedem frei ließ, sich in allem, was Gewis­sens­an­ge­le­gen­heit ist, sei­ner eige­nen Ver­nunft zu bedie­nen. Unter ihm dür­fen ver­eh­rungs­wür­di­ge Geist­li­che, unbe­scha­det ihrer Amts­pflicht, ihre vom ange­nom­me­nen Sym­bol hier oder da abwei­chen­den Urt­hei­le und Ein­sich­ten, in der Qua­li­tät der Gelehr­ten, frei und öffent­lich der Welt zur Prü­fung dar­le­gen; noch mehr aber jeder ande­re, der durch kei­ne Amts­pflicht ein­ge­schränkt ist.

An vie­len Stel­len in Kants Text ist zu lesen, dass die Amts­trä­ger im Staat eben funk­tio­nie­ren (=gehor­chen) müs­sen. Damit fes­tigt er natür­lich das beamti­sche Sys­tem und die damit ver­bun­de­ne Struk­tur – passt das zu dem Bild des ver­nunft­s­ge­lei­te­ten Pro­to­typ-Auf­klä­rers? Des­po­tis­mus als „ver­nünf­ti­ge Staats­form“? Lob­hu­de­lei auf Friedrich?

Kants Hal­tung hat aber wahr­schein­lich einen Grund, der aus dem Kon­text der his­to­ri­schen Ver­hält­nis­se zu sehen ist.  Hät­te Kant auch den Beam­ten in ihrem Amt den unein­ge­schränk­ten Gebrauch der Ver­nunft zuge­stan­den, hät­te es wohl mit ziem­li­cher Sicher­heit Ärger mit dem preu­ßi­schen Herr­scher gege­ben, des­sen „frei­heit­li­che Ein­stel­lung“ in Reli­gi­ons­din­gen wohl wie­der­um ratio­nal-staat­po­li­ti­schen und nicht pri­mär durch Tole­ranz gepräg­ten Über­le­gun­gen geschul­det sein dürf­te – aber ich bin kein Geschichtslehrer.

Fest steht für mich heu­te, dass wir durch die Kür­zung die­ses Tex­tes bzw. die Hin­nah­me sei­ner Kür­zung in die­ser Form, SuS genau das impli­zit ver­wei­gern, was dar­an zu ler­nen wich­tig ist. Das ist kei­ne sinn­vol­le didak­ti­sche Reduk­ti­on, das hal­te ich für drin­gend über­den­kens­wert. Ich habe durch mei­ne Beschäf­ti­gung mit die­sem Text dar­an viel Freu­de und Gedan­ken bekommen.

Mei­ne SuS soll­ten sich in einer Haus­auf­ga­be ein Urteil dar­über bil­den, ob die durch das Deutsch­buch vor­ge­nom­me­ne Kür­zung dem Text inhalt­lich gerecht wird: Sie sind selbst­stän­dig zu ähn­li­chen Ergeb­nis­sen gekom­men. Schön. Also waren sie durch Län­ge des didak­tisch unre­du­zier­ten Tex­tes inhalt­lich nicht überfordert.

In die­sem Sin­ne: Sape­re aude!

 

 

Inhaltsangaben

Ein­lei­tung

Inhalts­an­ga­ben sind irgend­wie das Ende der Krea­ti­vi­tät. Man tas­tet sich ja lang­sam über Bil­der­ge­schich­ten, Nach­er­zäh­lung und Bericht zu den sach­li­chen Text­for­men im Deutsch­un­ter­richt vor – das ver­meint­li­che Ende der Fan­ta­sie. Hier in Nie­der­sach­sen gibt es auch eine Evo­lu­ti­on inner­halb der Text­form Inhalts­an­ga­be, näm­lich von der Zusam­men­fas­sung von nar­ra­ti­ven, fik­tio­na­len hin zu gedank­li­chen Texten.

Web­res­sour­cen

Wer sich für die Vor­be­rei­tung einer ent­spre­chen­den Unter­richts­ein­heit ein­le­sen möch­te, fin­det hier zunächst ein von mir kom­men­tier­tes URL-Lüftchen.

  1. Inhalts­an­ga­be bei Nor­bert Tho­len – umfang­rei­ches Mate­ri­al und Refle­xi­on kon­kre­ter Text­bei­spie­le. Abso­lu­ter Referenzcharakter.
  2. Übun­gen zur Inhalts­an­ga­be beim Leh­rer­freund – ziel­ge­rich­te­te, sofort umsetz­ba­re Übungs­for­ma­te und Arbeitsblätter.
  3. Peer­feed­back bei Inhalts­an­ga­ben beim Leh­rer­freund - im Unter­richt gut anwend­ba­re Metho­de, wenn man kein Klas­sen­blog hat
  4. Samm­lung mög­li­cher Sach­tex­te mit Auf­ga­ben­stel­lun­gen – gut ein­setz­bar bei teachsam.
  5. Zuord­nungs­übung zum ein­lei­ten­den Satz – wer es ganz for­mal haben möchte

War­um eine Inhaltsangabe?

Vie­le sons­ti­ge Anlei­tun­gen in Schul­bü­chern und im Web stel­len die for­ma­len Aspek­te der Inhalts­an­ga­be in den Mit­tel­punkt. Dabei ist für mich die Fra­ge nach dem Sinn und der Berech­ti­gung die­ser doch sehr sprö­den Text­form für den Deutsch­un­ter­richt die eigent­lich ent­schei­den­de, weil sie didak­ti­sche und metho­di­sche Ent­schei­dun­gen mit Blick auf das „Gesamt­pa­ket“ Deutsch­un­ter­richt erst ermög­licht. Die­ser Fokus geht ver­lo­ren, wenn die Inhalts­an­ga­be Selbst­zweck zur Übung der Umset­zung for­ma­ler Vor­ga­ben geht, obwohl das natür­lich gera­de in den jün­ge­ren Jahr­gän­ge bei der Fra­ge nach der Bewer­tung eine gro­ße Rol­le spielt.

Die Inhalts­an­ga­be hal­te ich für eine Text­form zur Dar­le­gung von Lese­kom­pe­tenz: Ist ein Text sin­nerschlie­ßend erfasst wor­den? Gleich­zei­tig ver­mit­telt sie Metho­den­kom­pe­tenz zur Gewin­nung von Text­di­stanz, die immens wich­tig ist, um wei­ter­füh­ren­de Ope­ra­tio­nen mit einem Text durch­füh­ren zu kön­nen, z.B.:

  • Bewer­tung von Aussagen
  • Ana­ly­se von Sprache
  • Ein­ord­nung in einen grö­ße­ren Zusammenhang
  • eige­ne Tex­te über­ar­bei­ten (Distanz zu sei­nem eige­nen Text gewinnen)

Nach mei­ner Erfah­rung im Unter­richt hängt das Gelin­gen oder Nicht­ge­lin­gen einer Inhalts­an­ga­be pri­mär davon ab, ob es gelingt, Text­di­stanz auf­zu­bau­en – das schafft eine Inhalts­an­ga­be, die sich am Text­fluss ent­lang­han­gelt oft weni­ger gut, als eine, die den Text struk­tu­rell kri­te­ri­en­ge­lei­tet reorganisiert.

Metho­den zur Gewin­nung von Text­di­stanz bei nar­ra­ti­ven Tex­ten mit sequen­ti­el­lem Aufbau

Für den Haupt­teil funk­tio­niert erstaun­lich gut die Drei-Wort-Was-Geschieht-Metho­de. Dazu sucht man sich in jün­ge­ren Jahr­gän­gen eine Geschich­te aus – beliebt sind ja immer Hebels Kalen­der­ge­schich­ten, die mög­lichst sinn­voll und stark in Absät­ze unter­glie­dert ist. Dann lässt man fol­gen­de Tabel­le anfertigen:

Absatz die drei wich­tigs­ten Worte Was geschieht?
1 Betrü­ger, Ring, kaufen ein Jude möch­te den Ring eines Betrü­gers kaufen
2 […] […]

Die ers­te Spal­te ent­hält die Absatz­num­mer oder die Sinn­ab­schnit­te (dann Zei­len­an­ga­ben). In der der zwei­ten Spal­te ste­hen die drei wich­tigs­ten Wor­te die­ses Absat­zes – dabei muss ein Verb ent­hal­ten sein, wel­ches die domi­nie­ren­de Hand­lung des Absat­zes beschreibt. In der drit­ten Spal­te wird auf Basis die­ser drei Wor­te die Fra­ge „Was geschieht?“ beant­wor­tet. Dabei müs­sen die drei Wor­te nicht zwin­gend ver­wen­det werden.

Die drit­te Spal­te kann man in einer Klas­se in der Regel von ver­schie­de­nen Leu­ten nach­ein­an­der „her­un­ter­le­sen“ las­sen, auch wenn sie gar nicht zusam­men­ge­ar­bei­tet haben. Es kommt oft schon so ein recht brauch­ba­rer Haupt­teil dabei her­aus. Das gan­ze würzt man bei ein­fa­chen nar­ra­ti­ven Tex­ten noch mit geeig­ne­ten Kon­junk­tio­nen und For­mu­lie­run­gen zum Ver­bin­den der ein­zel­nen Gedanken.

Den ein­lei­ten­den Satz las­se ich immer erst nach dem Haupt­teil der Inhalts­an­ga­be for­mu­lie­ren. Ich ver­bie­te dabei die For­mu­lie­rung „geht es um…“, weil sie nach mei­ner Erfah­rung dazu ver­lei­tet, Figu­ren und nicht eine Hand­lung in den Mit­tel­punkt zu stellen.

Metho­den zur Gewin­nung von Text­di­stanz bei gedank­li­chen  Tex­ten mit nicht-sequen­ti­el­lem Aufbau

Auch hier funk­tio­niert in einem ers­ten Schritt die Drei-Wort-Was-Geschieht-Metho­de, aller­dings mit einer wich­ti­gen Modi­fi­ka­ti­on, da Absät­ze in gedank­li­chen Tex­ten meist logisch-funk­tio­nal ange­legt sind. Des­we­gen muss in der drit­ten Spal­te ein Sprech­akt­verb mit ent­hal­ten sein, wel­ches gleich­zei­tig klar­macht, dass Gedan­ken eines Drit­ten wie­der­ge­ge­ben werden.

Absatz die drei wich­tigs­ten Worte Was geschieht?
1 Aids, Afri­ka, verbreiten der Autor ver­weist auf die schnel­le Ver­brei­tung von AIDS in Afrika
2 […] […]

Feh­len in einer Inhalts­an­ga­be eines Sach­tex­tes distan­zie­ren­de Äuße­run­gen in Form von Sprech­akt­ver­ben oder gram­ma­tisch anspruchs­vol­ler in Form des Kon­junk­tivs, wer­den Ori­gi­nal­text und Inhalts­ga­be sprach­lich kaum unter­scheid­bar und ein Nach­er­zäh­lungs­cha­rak­ter der bestim­men­de sein. Das pas­siert bei Inhalts­an­ga­ben nar­ra­ti­ver Tex­te eher nicht, weil das Prä­sens als Zeit­form schon einen distan­zie­ren­den Cha­rak­ter mit sich bringt – wenn denn auch schön im Prä­sens geschrie­ben wird…

Bei der Inhalts­an­ga­be eines Sach­tex­tes ver­lan­ge ich zusätz­lich, dass Absät­ze zu grö­ße­ren Sinn­ein­hei­ten kom­bi­niert wer­den, so dass For­mu­lie­run­gen wie:

Der Text glie­dert sich in drei Abschnit­te. Im ers­ten führt Ingolf Mey­er den Leser unter Ver­wen­dung eines Beispiels…
Um sei­ne The­se zu ver­deut­li­chen, bedient sich der Autor drei­er Beispiele…

mög­lich wer­den. Die zu einer Sinn­ein­heit gehö­ri­gen Abschnit­te kön­nen in gedank­li­chen Tex­ten weit ver­streut sein. Im Ide­al­fall erkennt man ihre inhalt­li­che Nähe aber durch die Drei-Wort-Was-Geschieht-Tabelle.

Die Inhalts­an­ga­be eines gedank­li­chen Tex­tes ist damit ungleich schwe­rer als die eines erzäh­len­den Textes.

Ich bin die eine, die die viele ist

Drex files

Quel­le: http://drexfiles.wordpress.com/2009/10/25/borg-tactical-cube/

Borg – sounds swe­dish!“ – so reagier­te eine Figur in Star Trek auf die ers­te Erwäh­nung die­ses Namens. Die Borg ist eine vir­tu­el­le Ras­se, die auf maxi­ma­le Red­un­danz und Ver­net­zung setzt. Sie ver­fü­gen über kei­ne eige­ne Krea­ti­vi­tät, son­dern ent­wick­leln sich durch Assi­mi­la­ti­on von frem­den Ras­sen und deren Tech­no­lo­gie. Von ihnen stammt auch der von mir schon ver­wen­de­te Satz: Resis­tance is futi­le (Wider­stand ist zweck­los). Ein­mal in Borg­kol­lek­tiv auf­ge­nom­men kann jeder die Stim­men des ande­ren hören – es gibt eine gro­ße Gemein­schaft. Eine Aus­glie­de­rung aus dem Kol­lek­tiv ist sehr schwer, da die Figu­ren dann die Stim­men nicht mehr hören, die sie als gro­ße Berei­che­rung emp­fin­den, weil sie nicht mehr allei­ne sind. Borg han­deln allein nach funk­tio­na­len Grund­sät­zen, Ethik und Moral spie­len kei­ne Rol­le. Ein­zi­ge Prä­mis­sen sind die Erhal­tung des Kol­lek­tivs und die tech­ni­sche Per­fek­ti­on. Die Ent­wick­lung des Indi­vi­du­ums unter­liegt den Gren­zen und Wün­schen des Kol­lek­tivs, das von der einen, die die vie­le ist gelei­tet wird – der Borg­kö­ni­gin (eine Ras­se ohne irgend­ei­ne Lei­tungs­struk­tur wäre wohl auch den Star Trek-Machern zu viel gewesen).

Ich muss in die­sen Tagen oft an die Borg in Zusam­men­hang mit Face­book den­ken. Ange­fan­gen hat alles mit dem ULD Kiel, das einen Angriff auf die Trans­warp­ka­nä­le der Borg gestar­tet hat, indem es Web­mas­ter „bedroh­te“, die Face­books-Addons auf ihren Web­sei­ten ein­bin­den. Face­book gewinnt dadurch Infor­ma­tio­nen über Bewe­gungs­mus­ter von Mit­glie­dern und Nicht­mit­glie­dern im Web – das ist übri­gens auch die tech­ni­sche Funk­ti­on von „Like- “ oder „1+“-Buttons (Pen­dant bei Goog­le). Ich habe Ein­zel­ge­sprä­che geführt, in denen die­ser Schritt des ULD hef­tig kri­ti­siert und vor allem der Ver­lust von Trans­pa­renz und Bür­ger­nä­he von z.B. Kom­mu­nen beklagt wur­de. Ande­re Kri­tik­stra­te­gien, die mir weit­aus sym­pa­thi­scher sind, set­zen auf der Ebe­ne von tech­ni­schen Feh­lern des ULD an. Dar­über kann man reden – aller­dings betrifft das den Bereich der tech­ni­schen Medi­en­kom­pe­tenz, der aber oft als „zu anstren­gend“ nicht gewünscht wird.

Tat­sa­che ist für mich, dass die Assi­mi­lie­rungs­stra­te­gie von Face­book eine extrem hohes, abso­lut genia­les Niveau erreicht hat, weil die Assi­mi­la­ti­on selbst nicht wie bei den Borg auf Gewalt beruht, son­dern schlei­chend und ange­nehm mit der Ver­hei­ßung maxi­ma­ler Bedürf­nis­be­frie­di­gung erfolgt. Wer sich ein­mal im Kol­lek­tiv befin­det, möch­te oder kann es nach kur­zer Zeit nicht mehr mis­sen. Die Vor­stel­lung, dass es Men­schen gibt, die außer­halb die­ses Kol­lek­tivs exis­tie­ren, ist – wie bei den Borg – oft mit Gedan­ken an Rück­stän­dig­keit und „Nicht­ver­ste­hen der neu­en Wis­sens­ge­sell­schaft“ asso­zi­iert. Face­book ist ein Borg­ku­bus, den man unbe­ach­tet besu­chen darf, solan­ge man nicht pri­mä­re Sys­te­me bedroht, ein Kubus, der des gan­ze Web in sich ver­eint ohne dabei nach außen mit dem Web zu teilen.

Zwi­schen­be­mer­kung:

Nein: Ich hal­te Face­book­nut­zer nicht für wil­len­lo­se, voll­stän­dig mani­pu­lier­te und ent­in­di­vi­dua­li­sier­te Droh­nen. Auf der Ebe­ne des Indi­vi­du­ums passt die­se Borg-Ana­lo­gie nicht.

Gleich­wohl ver­langt die sozia­le Orga­ni­sa­ti­on inner­halb des Kubus, dass alles geteilt wird, zumin­dest mit der Köni­gin – den Kon­takt zu ein­zel­nen kann man fil­tern, jedoch nur soweit man die stän­di­gen Neu­kon­fi­gu­ra­tio­nen des Fil­ters ver­steht und nach­voll­zieht. Die Fil­ter­mo­di­fi­ka­tio­nen erfol­gen selt­sa­mer­wei­se immer so, dass stan­dard­mä­ßig mehr Infor­ma­tio­nen mit mehr Men­schen geteilt wer­den. Das Grund­prin­zip der Borg besteht genau dar­in: Alles zu tei­len, das gan­ze Leben. Bei den Borg hat das jedoch nichts mit Frei­heit, son­dern mit Kon­trol­le zu tun – das ist bei Face­bok natür­lich ganz anders, auch wenn für die wirt­schaft­li­che Funk­ti­on eine hohe Teil­ra­te natür­lich so ungüns­tig auch nicht ist.

Tre­ten neue Netz­wer­ke auf den Plan, ist die ers­te Fra­ge sofort, wie man sel­bi­ges in Face­book inte­grie­ren kann (wahr­schein­lich damit man nichts ver­passt und nicht die dop­pel­te Arbeit beim Pos­ten hat). Das hat nichts mit dem Assi­mi­lie­rungs­grad bei Face­book zu tun.

In Face­book hat der Mensch die Frei­heit, die im Rah­men, den Face­book setzt, mög­lich ist (Gilt m.E. auch für App­le­pro­duk­te). Dage­gen meh­ren sich zum Glück Stim­men. Es gibt Alter­na­ti­ven, die eine voll­stän­di­ge Kon­trol­le der eige­nen Daten ermög­li­chen – nur ist da niemand…

Ich mei­de Face­book und ich wür­de mitt­ler­wei­le jedem raten, das auch zu tun. Brow­ser­plug­ins lösen kei­ne ein­zi­ge Her­aus­for­de­rung – höchs­tens für Nicht­mit­glie­der. Selbst für vie­le Leh­rer­blogs müss­te ich eine sei­ten­be­zo­ge­ne Regel bei NoScript anle­gen, die mir zwar eine Kom­men­tie­rung im Dis­qus-Plug­in, nicht jedoch eine Daten­über­tra­gung durch den Face­book­but­ton ermög­licht. Das dürf­te den Bequem­lich­keits­an­spruch und die tech­ni­schen Fer­tig­kei­ten einer sur­fen­den Mehr­heit deut­lich übersteigen.

Face­book gibt sehr, sehr viel. Es hat vie­les ermög­licht, was vor weni­gen Jah­ren noch undenk­bar war.  Aber es nimmt auch. Das ist sei­ne Natur als bör­sen­no­tier­tes Unter­neh­men. Gewinn und Nut­zen muss jeder für sich abwä­gen. Jeder soll­te sich dar­über im Kla­ren sein, dass prin­zi­pi­ell auch der Staat in begrün­de­ten Ver­dachts­fäl­len Zugriff auf die­se Daten hat. Wir brau­chen kei­ne Maut­brü­cken zur Erstel­lung von Bewe­gungs­pro­fi­len. Nur gegen den Ver­such, die Maut­brü­cken dafür ein­zu­set­zen, rebel­lie­ren wir. Das bekom­me ich manch­mal nicht zusam­men. Ich bin aber auch Borg-Fan. Das passt auch nicht.

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