Engagement und Selbstausbeutung

Ich habe mit sehr vie­len enga­gier­ten Men­schen zu tun, aber auch mit frus­trier­ten und aus­ge­brann­ten. Das ist nicht nur in der Schu­le so, son­dern auch in vie­len ande­ren Kon­tex­ten. Dabei fal­len immer wie­der zwei Wor­te: Enga­ge­ment (Schul­lei­tun­gen erwar­ten das z.B. von ihrem Kol­le­gi­um) und Selbst­aus­beu­tung (Kol­le­gi­en wer­ten oder emp­fin­den bestimm­te Ver­hal­tens­for­men so).  In der herbst­li­chen Dun­kel­heit ist wie­der Zeit, Model­le zu ent­wer­fen bzw. in die­sem Fall das gute, alte Tank­mo­dell zweck­zu­ent­frem­den. Ich glau­be, dass eine Gren­ze zwi­schen die­sen bei­den Begrif­fen gibt, die nach dyna­mi­schen Aspek­ten ver­schieb­bar ist.

tankmodell

Ein Bei­spiel neh­me ich einen Home­page­be­treu­er an einer Schu­le. Das ist je nach Kon­zept eine wich­ti­ger Teil der Öffent­lich­keits­ar­beit und bie­tet Mög­lich­kei­ten ein eige­nes Hob­by sinn­voll für eine Gemein­schaft ein­zu­set­zen. Neben­bei bekommt man so eine Men­ge aus dem Schul­le­ben mit – das ist beson­ders wich­tig bei gro­ßen Schu­len und erhält so eine Infor­ma­ti­ons­vor­sprung – auch eine klei­ne ideel­le Macht­op­ti­on. Viel­leicht gibt es posi­ti­ve, bestär­ken­de Rück­mel­dun­gen von der Schulgemeinschaft.

Die­se Aspek­te fül­len (in der Skiz­ze: A) den „Tank der Moti­va­ti­on“, brin­gen ihn aber nicht zum Über­lau­fen, denn es gibt auch einen Abfluss (in der Skiz­ze: B). Die Arbeit des Home­page­be­treu­ers könn­te z.B. von der Schul­ge­mein­schaft als selbst­ver­ständ­lich ange­se­hen wer­den. Ein­zel­ne könn­ten ihm unter­stel­len, sich nur in eine bes­se­re Posi­ti­on gegen­über der Schul­lei­tung brin­gen zu wol­len. Viel­leicht nei­den auch Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen die damit in Aus­nah­me­fäl­len ver­bun­de­ne Ent­las­tungs­stun­de. Viel­leicht küm­mert sich eine Schul­lei­tung nicht dar­um, Infor­ma­tio­nen an den Home­page­be­treu­er wei­ter­zu­ge­ben, sodass das die­ser sich immer müh­sam alles selbst zusam­men­su­chen muss. Viel­leicht sorgt das Schul­sys­tem ins­ge­samt dafür, dass für Extra­auf­ga­ben immer weni­ger Zeit bleibt. Viel­leicht lei­det das Fami­li­en­le­ben unter dem Enga­ge­ment. All das leert den Tank der Motivation.

In dem Tank gibt es einen Füll­stand (in der Skiz­ze: C), der gewahrt sein muss, damit unse­re Home­page­be­treu­er sei­ne Arbeit als erfül­lend erlebt (grü­ner Bereich). Je nach per­sön­li­chem Emp­fin­den (in der Skiz­ze: D) kann die­ser not­wen­di­ge Füll­stand variieren.

Von Enga­ge­ment spre­che ich, wenn der Füll­stand C dau­er­haft über dem Füll­stand D liegt (roter Bereich). Natür­lich wird es Pha­sen geben, wäh­rend derer das nicht der Fall ist, aber wenn sich der Tank hin­rei­chend schnell wie­der füllt, macht das nichts. Ins­ge­samt ist die Sache sta­bil, man kann ggf. wei­ter opti­mie­ren, aber kon­kre­ter Hand­lungs­be­darf ist nicht gegeben.

Von Selbst­aus­beu­tung spre­che ich, wenn der Füll­stand C dau­er­haft unter dem Füll­stand D liegt. Der grü­ne Bereich kann dann ger­ne ab und zu noch­mal auf­fla­ckern, aber die grund­sätz­li­che Ten­denz bleibt. In die­sem Zustand gibt es kon­kre­ten Hand­lungs­be­darf, lei­der auto­ma­ti­sie­ren sich hier auch oft bestimm­te Muster.

Das Indi­vi­du­um

… hat nur sehr begrenz­te Mög­lich­kei­ten, den Füll­stand zu erhö­hen, denn dafür müss­te es den Zufluss A erhö­hen oder den Abfluss B ernied­ri­gen.  Er könn­te sich noch mehr die Auf­ga­be hin­ein­knien, um mehr posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen zu bekom­men – schwer bere­chen­bar. Er könn­te für wei­te­re Ent­las­tun­gen oder Res­sour­cen kämp­fen – die gibt es an Schu­len kaum oder nur auf Kos­ten ande­rer (Umver­tei­lung). Er könn­te ver­su­chen, die Arbeit anders zu struk­tu­rie­ren, etwa in Form einer AG oder eines Home­page­sys­tems, in dem sich Ver­ant­wor­tun­gen dele­gie­ren und damit auf meh­re­re Schul­tern ver­tei­len las­sen. Er könn­te aber auch die Qua­li­tät sei­ner Arbeit redu­zie­ren und auf ein Level absen­ken, das den roten Bereich wie­der knapp grün wer­den lässt. Die­se Spi­ra­le wird aber dann abwärts gehen, da ihm das die Schul­ge­mein­schaft auf Dau­er nicht mehr als Enga­ge­ment durch­ge­hen las­sen wird. Das müss­te ihm dann zusätz­lich egal sein. In letz­ter Kon­se­quenz kann unser Home­page­be­treu­er sein Enga­ge­ment ein­stel­len. Das geht ein wenig leich­ter, wenn die­se Auf­ga­be nicht ein eine Funk­ti­ons­stel­le gebun­den ist (der Home­page­be­treu­er ist ja nur ein Beispiel).

Die Schul­lei­tung

… kann wesent­lich mehr leis­ten, da sie die Rah­men­be­din­gun­gen schafft, in denen sich Enga­ge­ment abspielt (Kon­trol­le über den Abfluss B). Sie könn­te z.B. die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren ver­bes­sern – oft sind das ein­fa­che, orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men, wie z.B. Pres­se­mit­tei­lun­gen nicht an eine E‑Mailadresse, son­dern an einen Mail­ver­tei­ler zu schi­cken, der den Home­page­be­treu­er mit ein­schließt und die­sen Mail­ver­tei­ler auch für das Kol­le­gi­um ver­pflich­tend zu machen.  Die Schul­lei­tung könn­te sich offen vor den Home­page­be­treu­er stel­len, wenn offe­ne oder ver­deck­te Miss­ach­tung (z.B. „Wie­so? Er hat sich doch selbst dazu ent­schie­den, die­se Auf­ga­be zu erle­di­gen!“) geäu­ßert wird. Schul­lei­tung kann sich aktiv um den Stand und die Zufrie­den­heit des Enga­gier­ten erkun­di­gen – etwa durch insti­tu­tio­na­li­sier­te Mit­ar­bei­ten­den­ge­sprä­che (Tank­füll­stands­kon­trol­le).

Die Fra­ge ist dabei fai­rer­wei­se natür­lich immer, wie es um der eige­nen Tank der Schul­lei­tung bestimmt ist. Enga­ge­ment ist ein Segen für jede Schu­le. In Selbst­aus­beu­tung umge­schla­ge­nes Enga­ge­ment hat m.E. erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf neu ent­ste­hen­des. Die­se Pro­zes­se kann man auf Lei­tungs­ebe­ne kaum „neben­bei“ mit­be­kom­men, son­ders muss aktiv auf die Enga­gier­ten zuge­hen. Wahr­neh­mung und Auf­merk­sam­keit sind manch­mal ideell viel güns­ti­ger als man gemein­hin ver­mu­ten mag – und fül­len den eige­nen Tank, da man in Lei­tungs­po­si­tio­nen ja eigent­lich immer mehr mit dem Nega­ti­ven und Schief­ge­lau­fe­nen kon­fron­tiert ist.

Des­we­gen ist die Orga­ni­sa­ti­on von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­zes­sen umso zen­tra­ler. je grö­ßer ein Sys­tem ist.

Weiterentwicklung des Datenschutzes

Das Grund­pro­blem

Schu­le hat aus Sicht des Daten­schut­zes ein gra­vie­ren­des Pro­blem: Per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten (Namen, Noten, Fehl­zei­ten usw.) wer­den in der Regel auch auf pri­va­ten Gerä­ten (Note­books, Tablets usw.) ver­ar­bei­tet, deren Soft­ware- und Aktua­li­sie­rungs­stand nicht kon­trol­lier­bar ist. Noch schlim­mer: Wer sich in einem Schul­netz wirk­lich ein­mal die Mühe macht, nach Frei­ga­ben und offe­nen Ports bei ein­ge­buch­ten Gerä­ten zu nut­zen, wird mit Sicher­heit fün­dig werden.

Es gibt beim nor­ma­len Anwen­der in der Regel über­haupt kein Bewusst­sein dar­über, wie die eige­nen Gerä­te zumin­dest mit Bord­mit­teln des Betriebs­sys­tems abge­si­chert wer­den kön­nen. Bei geschlos­se­nen Hard­war­uni­ver­sen wir z.B. bei App­le­pro­duk­ten hät­te er – selbst wenn er es woll­te – nicht ein­mal eine Mög­lich­keit der Absi­che­rung, son­dern ist auf die Vor­ga­ben der App­pro­gram­mie­rer und Gerä­te­her­stel­ler angewiesen.

Das ruft natür­lich jeden auf den Plan, der sich mit tech­ni­schem Daten­schutz beschäf­tigt. Es ist ver­lo­ckend, Schu­len in die­ser Hin­sicht Fir­men gleich­zu­stel­len, die in ihrem eige­nen Inter­es­se schon längst tech­ni­sche Lösun­gen dafür ent­wi­ckelt haben, sen­si­ble Daten zu schüt­zen. Dabei darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass Fir­men in der Regel über aus­rei­chen­de finan­zi­el­le und per­so­nel­le Res­sour­cen ver­fü­gen, zum einen die Mit­ar­bei­ten­den hin­sicht­lich der Benut­zung der Fir­men­zu­gän­ge zu schu­len und zum ande­ren nicht nicht in der Ver­le­gen­heit sind, ihre Mit­ar­bei­ten­den mit ent­spre­chen­der Hard­ware aus­zu­stat­ten zu kön­nen und sich um deren Pfle­ge sowie Admi­nis­tra­ti­on zu kümmern.

Die Poli­tik ver­weist bei Kri­tik an die­sem Zustand dar­auf, dass es schließ­lich Sache der Schul­trä­ger sei, in den Schul­net­zen für ent­spre­chen­de Aus­stat­tung und Abhil­fe zu sor­gen. Der Schul­trä­ger wie­der­um kennt Netz­struk­tu­ren nur aus den eige­nen Ver­wal­tun­gen und so nimmt das Unheil dann sei­ne Lauf, wenn tech­ni­scher Daten­schutz z.B. im Rah­men der Ver­ar­bei­tung von Mel­de­da­ten 1:1 auf Schu­len über­tra­gen wird. Da gibt es dann

  • Schul­trä­ger, die den Ein­satz von WLAN gene­rell untersagen
  • Schul­trä­ger, die den Ein­satz von pri­va­ten Gerä­ten in Schul­net­zen gene­rell unter­sa­gen (Nein, das Mobil­funk­netz ist kei­ne Lösung, zumin­dest nicht flächendeckend)
  • Schul­trä­ger, die die Schul­netz­werk­lö­sun­gen und den Sup­port dafür out­sour­cen (z.B. damit oder damit), lei­der aber manch­mal Din­ge wie Fort­bil­dung­kon­zep­te für Lehr­kräf­te ver­nach­läs­si­gen oder eben nicht in die Kal­ku­la­ti­on mit einbeziehen.
  • Schul­trä­ger, die auf­grund ihrer Erfah­rung in den Ver­wal­tun­gen, Hard­ware- und Raum­aus­stat­tungs­kon­zep­te fest vorgeben.

Und wer soll­te ihnen genau das ver­den­ken? An Schu­len gibt es schließ­lich meist nur Anwen­der­kom­pe­ten­zen, die das eige­ne End­ge­rät fokus­sie­ren und nicht Din­ge wie die Kon­zep­ti­on eines gan­zen Net­zes mit sei­ner Infrastruktur.

Die For­de­run­gen des Daten­schut­zes tra­gen in ganz erheb­li­chen Maße zu die­sem Dilem­ma bei.

Kei­ne kla­ren Aussagen

Für ein in mei­nen Augen recht weg­wei­sen­des Pro­jekt habe ich ver­sucht, von vorn­her­ein Daten­schutz­über­le­gun­gen mit ein­zu­be­zie­hen. Ich habe mich bei zustän­di­gen Stel­len erkun­digt und kon­kre­te Fra­gen zu kon­kre­ten The­men gestellt. Was dabei her­aus­kommt? Zwei Juris­ten, ein Tech­ni­ker und 3+n Mei­nun­gen. Dabei bräuch­ten Schu­len, die das The­ma Daten­schutz ernst­neh­men wol­len, drin­gend Unter­stüt­zung, z.B. bei:

  • der For­mu­lie­rung von Nut­zungs­ord­nun­gen im Schulnetz
  • der Fest­stel­lung eines Daten­rah­mens, der dem Gebot der Daten­spar­sam­keit genügt (Gehört der Beruf der Eltern in eine Schulakte?)
  • der For­mu­lie­rung von Nut­zungs­be­din­gun­gen bei der Nut­zung des schul­ei­ge­nen WLAN
  • der For­mu­lie­rung von Ein­ver­ständ­nis­er­klä­run­gen zur Nut­zung von Bil­dern der Schü­le­rin­nen und Schü­lern für die Öffent­lich­keits­ar­beit von Schu­len (eher Urhe­ber­recht, aber das ist nicht weni­ger diffizil)
  • der Auf­stel­lung von Min­dest­stan­dards den tech­ni­schen Daten­schutz betref­fend: Wo steht der Schul­ser­ver? Wie ist er gesichert? […]

Beklagt man das Feh­len von Mus­ter­schrei­ben, so wird immer wie­der dar­auf ver­wie­sen, dass jede Schu­le und jeder Schul­trä­ger indi­vi­du­el­le Vor­stel­lun­gen hat und daher immer auf den kon­kre­ten Fall geschaut wer­den müs­se. Wie soll aber eine Schu­le oder ein Schul­trä­ger etwas leis­ten, was sich über­ge­ord­ne­te Stel­len nicht zutrau­en? So geht es jeden­falls in mei­nen Augen nicht wei­ter. Mir scheint, dass die­ses Dilem­ma den Daten­schüt­zern selbst auch durch­aus bewusst ist. Die Tech­nik ist da noch rela­tiv leicht zu lösen und zu beherrschen.

Kri­tik

Man kann in mei­nen Augen nicht ein­fach etwas vor­ge­ben und ver­lan­gen, für das man selbst kei­ne Kon­zep­te und Modell­pro­jek­te vor­zu­wei­sen hat. Die Akzep­tanz wird gegen Null ten­die­ren und jeder wird in dem Bereich der neu­en Medi­en dann eher machen, was er will, bevor dann gar nichts an Inno­va­ti­on geschieht. Und das läuft den Grund­prin­zi­pi­en und der Inten­ti­on des Daten­schut­zes dann oft dia­me­tral entgegen.

Transaktionskosten (Fortsetzung)

Eine von mir hoch­ge­schätz­te und stil­le Lese­rin mei­nes Blogs hat mich neu­lich dar­auf auf­merk­sam gemacht, dass ich ange­kün­digt hat­te, eine Fort­set­zung zum Arti­kel mit den Trans­ak­ti­ons­kos­ten zu schrei­ben. Ich zitie­re dazu noch ein­mal den letz­ten Absatz im Sin­ne der Anschlussfähigkeit.

Wer Ver­än­de­rungs­pro­zes­se initi­ie­ren möch­te, muss im Blick haben, dass er gleich­zei­tig neue, noch nicht kal­ku­lier­ba­re Trans­ak­ti­ons­kos­ten erzeugt (“Ja, aber das mit den Medi­en muss aber in ein Gesamtkonzept!”), und gleich­zei­tig auch noch ande­re, von den Kos­ten her “sicher” kal­ku­lier­ba­re Sys­te­me bedroht (“Ja, aber über Aus­hän­ge kom­mu­ni­ziert man doch total ineffizient!”). Dar­aus erge­ben sich für mich Kon­se­quen­zen für mein Ver­hal­ten als Berater.

Regel 1: Das Neue ist der Feind des Bewährten.

Das Neue kann sich in den bestehen­den Schul­struk­tu­ren nur durch viel Geduld, Lea­der­ship oder sub­ver­siv durch­set­zen. Sobald man als Bera­ter gene­ra­li­siert, wer­den immer laut­star­ke und – für die Idee viel gefähr­li­che­re – stil­le Wider­ständ­ler auf den Plan geru­fen. In sehr hete­ro­ge­nen, gro­ßen Sys­te­men wird sich dann NIE das Neue durch­set­zen. Des­we­gen unter­schei­de ich zwi­schen sub­jek­ti­ven und objek­ti­ven Wahr­hei­ten. Objek­tiv kann man durch­aus Recht haben. Es nützt u.U. aber trotz­dem nichts, weil Sys­te­me stets sub­jek­tiv funk­tio­nie­ren und dann die ent­ste­hen­den Trans­ak­ti­ons­kos­ten zum Kol­laps jeder noch so guten Idee führen.

Ein Bei­spiel:

Objek­tiv ist es für gro­ße Sys­te­me ver­nünf­tig, Klau­sur- und Klas­sen­ar­beits­pla­nung online zu machen. Man ist bei der Ein­tra­gung nicht an eine Zeit oder an einen Ort gebun­den. Das Sys­tem kann durch Algo­rith­men Fehl­ein­trä­ge im gege­be­nen recht­li­chen Rah­men abfan­gen. Es kann mit dem Schul­ka­len­der gekop­pelt wer­den, sodass sich Tage mit bestimm­ten, vor­her­seh­ba­ren Abwe­sen­hei­ten von Lern­grup­pen trans­pa­rent sper­ren las­sen. Umge­kehrt lie­ßen sich Ter­mi­ne von Arbei­ten in die Kalen­der der jewei­li­gen Lern­grup­pen zurück­spei­sen (übri­gens: Das geht alles mit dem rich­ti­gen Sys­tem). Sub­jek­tiv zwingt man Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen zur Nut­zung unge­wohn­ter digi­ta­ler Werk­zeu­ge, die nicht in deren Work­flow pas­sen. Prak­tisch wird man eine Zeit lang altes und neu­es Sys­tem par­al­lel fahren.

 

Regel 2: Hilf Trans­ak­ti­ons­kos­ten zu sen­ken, damit du neue erzeu­gen kannst

Wenn es um die tech­ni­sche Aus­stat­tung von Schu­len und um Medi­en­kon­zep­te geht, weiß ich es bes­ser. Was dabei her­aus­kommt, wenn typi­sche Con­su­mer oder fort­ge­schrit­te­ne Anwen­der mei­nen, sie könn­ten vor­aus­schau­end Net­ze bau­en, die irgend­wann für die gan­ze Schu­le ska­lie­ren, dann lie­gen sie lei­der oft falsch, weil z.B. an die Hard­ware im Netz­werk ganz ande­re Anfor­de­run­gen als „zu Hau­se“ zu stel­len sind.

Wenn ich an eine Schu­le kom­me, herrscht dort i.d. R. im Medi­en­aus­stat­tungs­be­reich Cha­os. Die­ses Cha­os glie­dert sich zum einen in tech­ni­sche Pro­ble­me (10%) und zum ande­ren in zwi­schen­mensch­li­che (90%). Die Tech­nik bekommt man nach mei­ner Erfah­rung sehr ein­fach in den Griff, wenn man da nach dem Mot­to vor­geht: „Wenn ich dir bei den rest­li­chen 90% hel­fen soll, dann bestim­me zunächst(!) ich, wie es bei euch tech­nisch weitergeht!“

Mit den 10% Tech­nik ver­su­che ich dann, Abläu­fe und Ver­fah­ren genau­so abzu­bil­den, wie in der Schu­le schon immer waren, nur dass Zugriffs­mög­lich­kei­ten auf Infor­ma­tio­nen jetzt nicht mehr an Zei­ten oder Orte gebun­den sind. Das kön­nen sehr ein­fa­che Maß­nah­men sein, wie etwa ein schul­wei­ter Zugriff auf Datei­en, ein­fach zu bedie­nen­de Zugän­ge zu Online­me­di­en, ein funk­tio­nie­ren­des WLAN usw.. Tech­nisch ist das tri­vi­al. Gleich­zei­tig muss die Ver­läss­lich­keit des Sys­tems stei­gen, z.B. durch kon­se­quen­te Ver­net­zung von Insel­sys­te­men. Idea­ler­wei­se nimmt das Sys­tem bereits die­se Maß­nah­men als ent­las­tend wahr, was dann in der Fol­ge Ver­trau­en schafft. An dem grund­sätz­li­chen medi­en­päd­ago­gi­schen Geist ändert sich dadurch jedoch nichts.

Die­ses Ver­trau­en senkt Trans­ak­ti­ons­kos­ten, sodass Res­sour­cen dafür frei wer­den, auf die rest­li­chen 90% zu schau­en. Dafür benö­tigt man ein genau­es Bild des Sys­tems: Wer sind die „Stake­hol­der“ (an Schu­len sehr oft der enga­gier­te IT-affi­ne Leh­rer mit einer jah­re­lang immens gewach­se­nen ideel­len Macht­po­si­ti­on)?  Wer gönnt dem ande­ren ggf. etwas nicht? Wel­che ein­ge­fah­re­nen Abläu­fe mit wel­chen Kon­se­quen­zen gibt es? Was schafft Kon­flikt­po­ten­ti­al? Wer ist an den Struk­tu­ren wie beteiligt?

 

Regel 3: Bera­te kei­ne Schu­len (oder Kol­le­gen), die bei dir hohe Trans­ak­ti­ons­kos­ten erzeugen

Dass in Bera­tungs­pro­zes­sen nach­ge­steu­ert wer­den muss, ist nichts wei­ter Unge­wöhn­li­ches. Gera­de das The­ma Medi­en­nut­zung ist für Schu­len nur eines unter vie­len. Des­we­gen bin ich nicht ver­schnupft, wenn Pro­zes­se oft nur lang­sam vor­an­schrei­ten. Das ist völ­lig nor­mal. Es gibt für mich jedoch Indi­ka­to­ren, die dazu füh­ren, dass ich eine Schu­le nicht berate:

  1. Kei­ner­lei Eigen­in­itia­ti­ve (d.h. prak­ti­sche Hilfs­an­ge­bo­te wer­den ger­ne ange­nom­men, jedoch ist kein Inter­es­se erkenn­bar, eine län­ger­fris­ti­ge­re Part­ner­schaft ein­zu­ge­hen – Feu­er­wehr­ein­sät­ze ja, Zusam­men­ar­beit nein)
  2. Dis­kus­si­on des Bera­tungs­ver­fah­rens (Kann man das so über­haupt machen? War­um so kom­pli­ziert? Geht das nicht auch schnel­ler / einfacher?)
  3. Eigen­mäch­ti­ge Anschaf­fun­gen (z.B. ITW / Tablets für teu­res Geld kau­fen, ohne sta­bi­le Infra­struk­tur, ohne Kon­zept und ohne Rück­spra­che mit mir)
  4. Kein Refle­xi­on des bis­he­ri­gen Umgangs mit Medienbeschaffung

Die­sen Schu­len fehlt vor allem das Ver­trau­en in mei­ne Fähig­kei­ten. Im schlimms­ten Fall wol­len Sie sich ledig­lich mei­ner Kom­pe­ten­zen bedie­nen, um ihre aku­ten Pro­ble­me gelöst zu bekom­men, damit sie wei­ter­ma­chen kön­nen wie bisher.

 

Regel 4: Suche dir immer klei­ne Pro­jek­te mit gerin­gen Trans­ak­ti­ons­kos­ten für zwischendurch

Die Imple­men­ta­ti­on der „gro­ßen Wür­fe“ ist oft zäh, ermü­dend, aus­ge­dehnt und bezo­gen auf die Trans­ak­ti­ons­kos­ten immens teu­er. Das ist psy­cho­lo­gisch ein Pro­blem, da man irgend­wann als am Pro­zess Betei­lig­ter die Fort­schrit­te nicht mehr zu sehen im Stan­de ist. Des­we­gen braucht man für die see­li­sche Hygie­ne immer wie­der Pro­jek­te, bei denen sich der Erfolg sehr schnell ein­stellt. Das kön­nen so ein­fa­che Din­ge wie ein WLAN für eine länd­li­che Grund­schu­le sein. Schu­le klagt, ich kom­me vor­bei, sage eine Sum­me, Schu­le kauft, wir instal­lie­ren mit dem Haus­meis­ter zusam­men und sind nach 2–3 Wochen erheb­lich glück­li­cher als vorher.

Men­schen, die nur „das Gro­ße“ bera­ten, erle­be ich oft so, dass bei ihnen irgend­wann der Kon­takt zur „Basis“ ver­lo­ren­geht. Das muss auch teil­wei­se so sein, da man die zer­mür­ben­den Trans­ak­ti­ons­kos­ten in die­sen Pro­zes­sen kaum erträgt und sich dann ande­re Stra­te­gien ent­wi­ckeln, um see­lisch gesund zu blei­ben, die dann oft als arro­gant oder „von oben her­ab“ wahr­ge­nom­men werden.

Meine Toilettenregelung dieses Jahr

… im Face­book-AGB-Stil und nur für die Ober­stu­fe. Es klappt eigent­lich auf Anhieb her­vor­ra­gend und wird nicht über­mä­ßig aus­ge­nutzt. Anlass war die Umstel­lung des Unter­richts auf ein rei­nes Doppelstundenmodell.

Toi­let­ten­gän­ge:

  • Du fragst nicht um Erlaub­nis, auf Toi­let­te gehen zu dürfen
  • Du war­test einen pas­sen­den, nicht stö­ren­den Moment ab und gehst dann lei­se aus dem Raum.
  • Du lässt die Tür des Unter­richts­rau­mes beim Hin­aus­ge­hen ange­lehnt, sodass du bei dei­ner Rück­kehr nicht klop­fen musst.
  • Du nutzt dei­ne Abwe­sen­heit ergeb­nis­ori­en­tiert, bleibst also nicht zu lan­ge fort.

Der letz­te Satz ist ein typi­scher Riecken :o)…

Kein Tablet! Oder: Warum nutze ich immer noch Laptop und Desktop?

Die Idee zu die­sem Bei­trag habe ich bei Herrn Lar­big bekom­men, der dar­über schreibt, war­um das Tablet für ihn ein immer wich­ti­ge­res Werk­zeug gewor­den ist. Er kommt dabei beein­dru­cken­der­wei­se Wei­se ohne Abwer­tung ande­rer Gerä­te aus. Ob ich das beim Tablet schaf­fen wer­de, weiß ich so nicht :o)…

Ich bin mit Tablets nie warm gewor­den – das ver­hin­dert aber nicht, dass ich für Schu­le und Unter­richt die­se Gerä­te beschaf­fe, sie auch schon ver­schenkt oder emp­foh­len habe und es es ver­hin­dert vor allem nicht, dass ich in von mir kon­zi­pier­ten Schul­netz­wer­ken die beson­de­ren Belan­ge von Tablets mit berück­sich­ti­ge. Nur für die didak­tisch-metho­di­sche Arbeit mit den Gerä­ten ver­wei­se ich dann auf mei­ne in die­sem Bereich wesent­lich kom­pe­ten­te­ren Kol­le­gin­nen und Kollegen.

Ich emp­fin­de die Arbeit am Ein­zel­platz mit Pro­gram­men in kom­mu­ni­ka­ti­ven(!) Situa­tio­nen von Unter­richt als anti­quiert. Ob die­se Pro­gram­me jetzt Pro­gram­me oder Apps hei­ßen, macht für mich kei­nen gro­ßen Unter­schied. Wesent­lich für mei­ne Arbeit mit digi­ta­len End­ge­rä­ten ist der Aus­tausch und die Zusam­men­ar­beit. Dafür gibt es nach mei­nem Dafür­hal­ten zur­zeit vie­le her­vor­ra­gen­de Web­an­wen­dun­gen, die ledig­lich einen Brow­ser vor­aus­set­zen. Um nur als Platt­form für einen Brow­ser zu die­nen, sind ins­be­son­de­re Tablets von Mar­ken­her­stel­lern viel zu teu­er. Ich wür­de im Unter­richt mit Tablets nicht ande­res als Web­an­wen­dun­gen nut­zen – gera­de weil wir per­spek­ti­visch auf eine sehr hete­ro­ge­ne Tech­nik­aus­stat­tung zusteu­ern (einen Brow­ser haben alle Gerä­te, oder man kann zumin­dest – sogar bei Apple­ge­rä­ten –  einen brauch­ba­ren nachinstallieren).

Jede Art, etwas Ana­lo­ges digi­tal machen zu wol­len, fin­de ich über­flüs­sig. Dazu gehört für mich z.B. das Abfo­to­gra­fie­ren von Schü­ler­ar­bei­ten mit anschlie­ßen­der Pro­jek­ti­on und Kor­rek­tur am Bea­mer oder das Fil­men von Expe­ri­men­ten (die mache ich lie­ber ana­log ohne Sin­nes­re­duk­ti­on). Wenn ich so etwas vor­ha­be, arbei­te ich eben digi­tal mit z.B. digi­ta­len Arbeits­blät­tern. Gibt es die nicht oder habe ich nicht die Zeit für die Erstel­lung, dann eben ana­log, nur ana­log. Ich habe eine tie­fe Abnei­gung gegen Medi­en­brü­che, weil die immer Zeit kos­ten und inef­fek­tiv sind. Inter­ak­ti­ve Tafel­sys­te­me sind für mich Pro­to­ty­pen des Ver­suchs, ursprüng­li­che ana­lo­ge Tätig­keit mög­lichst äqui­va­lent digi­tal abzu­bil­den, vom War­tungs­auf­wand für die­se teu­ren Unge­tü­me mal ganz abgesehen.

Wenn ich arbei­te, mache ich vie­le Din­ge gleich­zei­tig: Auf einem Ser­ver läuft viel­leicht via SSH ein Instal­la­ti­ons- oder Update­script. Im Hin­ter­grund ein Online­spiel, im nächs­ten Tab Word­Press, in einem wei­te­ren viel­leicht irgend­ein Nach­schla­ge­werk und dar­über­hin­aus neben­bei eine Office­an­wen­dung. Ich arbei­te sehr viel mit der Zwi­schen­ab­la­ge und tau­sche Datei­en mit ande­ren Sys­te­men über ver­schie­de­ne, meist ver­schlüs­sel­te Pro­to­kol­le aus. Auch muss ich mich oft via SSH durch loka­le Fire­walls durch­tun­neln, um in ande­ren Ein­rich­tun­gen das Inter­net wie gewohnt nut­zen zu kön­nen. Immer wie­der ist auch ein Video zu trans­ko­die­ren. Und dann set­ze ich auch pri­vat grund­sätz­lich nur Gebraucht­wa­re aus dem Busi­ness­be­reich ein, was neben finan­zi­el­len auch öko­lo­gi­sche Grün­de hat – immer­hin gibt es dafür noch vie­le güns­ti­ge Ersatzteile.

Kurz­um: Für mei­nen per­sön­li­chen Work­flow ist ein fünf Jah­re altes Busi­ness­note­book mit neu­em Akku genau rich­tig. Schon von der Rechen­leis­tung her sehen auch aktu­el­le Tablets dage­gen wenig Land. Ich hat­te schon ver­schie­de­ne Tablets über meh­re­re Wochen hier bei mir. Als Spiel­zeug auf dem Sofa waren sie für mich ganz brauch­bar – aber dafür dann auch zu teu­er. Völ­lig genervt war ich oft von den Feh­ler­mel­dun­gen, die wenig auf­schluss­reich waren. Dann muss­te man im Web suchen und fand mit Glück irgend­ei­nen Touch­weg, der das Pro­blem zwar lös­te, aber kei­nen Hin­weis auf die eigent­li­che Ursa­che gab. Was ich nicht ver­nünf­tig debug­gen und damit ver­ste­hen kann, ist für mich unbrauchbar.

Vie­le Tablets spei­chern Daten irgend­wie lokal oder auch nicht. Kurz­um: Man weiß eigent­lich nicht so genau, was mit Daten geschieht, die auf einem Tablet ver­ar­bei­tet wer­den. Das ist aus Anwen­der­sicht auch über­haupt nicht not­wen­dig. Es ver­stößt aber mas­siv gegen Grund­sät­ze des tech­ni­schen oder juris­ti­schen Daten­schut­zes, z.B. gegen das Trans­pa­renz­ge­bot. Des­we­gen lehnt unser Lan­des­da­ten­schutz­be­auf­trag­ter hier in Nie­der­sach­sen die Ver­wen­dung von Tablets zur Ver­ar­bei­tung von per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten auch ab (z.B. Tea­cher­tool o.ä.).

Tablets sind von der Kon­zep­ti­on her 1:1‑Geräte. Daher sind 1:many-Lösungen mit die­sen Gerä­ten immer schwie­rig, weil sich auch die­se Gerä­te nur mit eini­gem admi­nis­tra­ti­ven Auf­wand so ver­ram­meln las­sen, dass einem beim nächs­ten Start eines von meh­re­ren Per­so­nen genutz­ten Geräts nicht ein bun­tes Bou­quet von indi­vi­du­el­len Anpas­sun­gen ent­ge­gen­leuch­tet. Es gibt eini­ge Ansät­ze mit MDM-Lösun­gen – kei­ne reicht jedoch in mei­nen Augen an die Mög­lich­kei­ten her­an, die ich unter Linux oder Win­dows habe.

Ich berei­te gera­de einen Kom­pro­miss mit Win­dows 8.1‑Pro-Tablets vor, die sich in die IT-Land­schaft mei­ner Schu­le wohl ganz gut inte­grie­ren las­sen werden.

Nicht zuletzt hal­te ich Tablets für Kom­pe­tenz­ver­hin­de­rungs­ma­schi­nen (für mich kann es kei­ne Medi­en­kom­pe­tenz ohne eine infor­ma­ti­sche Grund­kom­pe­tenz geben), wenn es dar­um geht, die digi­ta­le Welt zu ver­ste­hen. Mir scheint das in Zei­ten von #prism nicht so unwe­sent­lich, auch tech­ni­sches Wis­sen zum Netz der Net­ze stär­ker gesell­schaft­lich zu ver­an­kern. Bio­lo­gie, Che­mie und Phy­sik leh­ren wir ja auch, obwohl man die Welt mitt­ler­wei­le ja ein­fach „benut­zen“ kann – was gera­de wir in den west­li­chen Gesell­schaf­ten offen­bar zuneh­mend ger­ne tun.

Natür­lich schaue ich über­haupt nicht aus Anwen­der­sicht auf Tablets, son­dern eher admi­nis­tra­tiv. Des­we­gen ist mei­ne Mei­nung dazu eben auch sehr spe­zi­ell genau wie mein Anspruchs­pro­fil. Zudem habe ich bis jetzt sehr wenig Unter­richts­ein­satz mit Tablets gese­hen, der mich didak­tisch-metho­disch über­zeugt hät­te. Ich den­ke mir den Unter­richt dann immer abzüg­lich des „Moti­va­ti­ons­fak­tors durch ein digi­ta­les Gerät“ – für SuS wer­den sol­che Gerä­te in hoher Qua­li­tät bald all­täg­lich sein und sie wer­den dann irgend­wann sehr genau erken­nen, ob sich Para­dig­men oder Gerä­te geän­dert haben.

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