Kreidestafette

Aus der Rubrik: War­um soll ich etwas tun, was die SuS tun können?

Gele­gent­lich habe ich kei­ne Lust, ganz allei­ne die Tafel voll­zu­schrei­ben, z.B. in Che­mie. Da arbei­ten dann meh­re­re Klein­grup­pen an einem Ver­such und nun müs­sen die Ergeb­nis­se an die Tafel – oft erst in der nächs­ten Stun­de, weil der Riecken sich ein­mal mehr in der Zeit ver­schätzt hat.

Dann ver­tei­le ich drei oder vier Krei­de­stü­cke an SuS, die sich mel­den. Sie schrei­ben ihren Stich­punkt oder ihren Mess­wert an die Tafel und geben die Krei­de, wenn sie fer­tig sind, an einen ande­ren aus der Lern­grup­pe wei­ter usw.. Auch in Deutsch macht das gele­gent­lich Sinn, etwa wenn man sprach­li­che Beob­ach­tun­gen aus einer Stil­l­ar­beits­pha­se zusam­men­trägt (ich ver­ges­se z.B. grund­sätz­lich die Text­stel­le und muss dann noch ein­mal nachfragen).

Ich ste­he dann meist hin­ten irgend­wo in der Lern­grup­pe oder sit­ze auf einem der frei­ge­wor­de­nen Plät­ze und kann mir in aller Ruhe über­le­gen, wo ich nach­ha­ken oder posi­tiv ver­stär­ken muss. Gut für den Stress­ab­bau. Und den SuS scha­det es in der Regel auch nichts.

Bei Mess­wer­ten ist es natür­lich am schöns­ten, alles gleich am Bea­mer in das vor­be­rei­te­te Sheet der Tabel­len­kal­ku­la­ti­on ein­zu­tra­gen – dann am bes­ten aber schon wäh­rend des lau­fen­den Ver­su­ches. So erhal­ten die ande­ren Grup­pen schon eine Orientierung.

Rock your Schweinehund – die freie Rede üben

Och men­no, Herr Riecken, stand das etwa in dem Buch, dass Sie jetzt hier neben­bei Musik im Hintergrund

Roch your Schweinehund!
Rock your Schweinehund!

lau­fen las­sen sollen?“

Das stand da natür­lich nicht, aber ich dach­te mir: „Wenn schon eso­te­ro, dann rich­tig eso­te­ro!“. Und jetzt im Ernst: Die­ses nicht ganz güns­ti­ge Paket ( ca. 35,- Euro ) zum Erler­nen und Üben der frei­en Rede lie­fert im Wesent­li­chen das, was Leh­rer braucht, näm­lich kei­ne fer­ti­gen Kon­zep­te, son­dern Ideen, Anre­gun­gen, wit­zi­ge Übun­gen und Tex­te, die sich als Stein­bruch für z.B. auch das so belieb­te Semi­nar­fach nut­zen las­sen. Da gibt es Theo­rie (Uni­ver­sal­quan­to­ren, Mil­ton) genau so wie Tex­te zum Spie­len mit der eige­nen Stim­me. Da gibt es ein wenig Psy­cho­lo­gie, wenn auf­ge­deckt wer­den soll, wel­che meist inhalts­lo­sen Lieb­lings­phra­sen auch wir Leh­ren­de manch­mal dre­schen, z.B. „Das war ein stres­si­ger Tag“. „Stress“ ist ein Sam­mel­be­griff für alle mög­li­chen Emo­tio­nen gewor­den und hat daher inner­halb einer frei­en Rede oder in einem Vor­trag kei­nen Platz.  Eigent­lich sprucht gegen die­se manch­mal etwas „mana­ger­haf­te“ Box nur der hohe Preis pro gelie­fer­tem Wort. Dafür ist der Druck sehr auf­wen­dig, weil sämt­li­ches Mate­ri­al, eine CD und drei wit­zi­ge Büch­lein bei­lie­gen. Aber eine Men­ge Semi­nar­fach­stun­den sind damit geret­tet… Bis­her mögen es die SuS. Und scha­den kann eine gut beglei­te­te Prä­sen­ta­ti­on auch nie…

Tschepp, Kirchmey­er: Rock Your Schwei­ne­Hund!? , bei: Jung­fer­mann

Spielkram – Kleinwindrad…

… man bas­telt ja ger­ne – anders kann man sei­ne mas­ku­li­nen Trie­be in die­ser Gesell­schaft ja kaum noch aus­le­ben, Ange­ben und Hau­en sind ja fast ver­bo­ten und Sport ist ja auch nicht jeder­mans Sache.

In der E‑Bucht gibt es hin und wie­der güns­ti­ge Chi­na­im­por­te von Klein­wind­rä­dern zu erstei­gern. Das von mir ergat­ter­te Modell klärt den hohen Stahl­ver­brauch die­ses Lan­des mehr als auf: Nabe und bean­spruch­te Tei­le sind alle­samt aus Guss gefer­tigt. Die Wel­le ist fett­ge­la­gert und per Schmier­nip­pel leicht wie­der abzu­drü­cken, falls sie doch ein­mal tro­cken läuft. In vol­ler Pracht sieht das Modell jetzt so aus:

Ansicht aus der Totale

Ansicht aus der Totale

Der Mast besteht aus zwei 3,5m lan­gen 2‑Zoll-Stahl­roh­ren, wie sie jeder grö­ße­re Instal­la­ti­ons­be­trieb auf Lager hat und zuschnei­det. Im Fun­da­ment sind zehn Säcke Beton ver­ar­bei­tet, in den Hal­te­run­gen für die Abspann­lei­nen jeweils zwei. Ver­zink­tes 6mm Stahl­seil zum Abspan­nen bie­tet eben­falls die E‑Bucht zu sen­sa­tio­nel­len Prei­sen an.

Wei­ter­le­sen

Die polare Atombindung und wie man sie erklären kann

Elek­tro­nen­ver­tei­lung im Chlorwasserstoffmolekül

Ori­gi­nal­bild: http://de.wikipedia.org/wiki/Polare_Atombindung

Bei einer gewis­sen Dif­fe­renz der EN-Wer­te bei­den an einer kova­len­ten Bin­dung betei­lig­ten Ato­me kann es dazu kom­men, dass sich die Bin­dungs­elek­tro­nen bevor­zugt am elek­tro­ne­ga­ti­ve­ren Bin­dungs­part­ner auf­hal­ten, d.h. ihre Auf­halt­wahr­schein­lich­keit rund um die­sen ist höher – das ver­steht ja kein Mensch.

Jugend­li­che gehen aber ger­ne in die Dis­ko und in vie­len Dis­kos kann man die tan­zen­de Men­ge von oben beob­ach­ten. Nun gibt es in jeder Dis­ko auch Frau­en, die den soge­nann­ten „ein­sa­men Tanz“ zele­brie­ren (wer mehr dar­über wis­sen mag, möge ein­mal nach dem Begriff googlen).

Machen wir ein­mal fol­gen­de Annahme:

In die­ser Dis­ko gibt es zwei Frau­en, die 8m von­ein­an­der ent­fernt tan­zen. Sie tan­zen rela­tiv orts­fest. Eine von bei­den ent­spricht dem gän­gi­gen Schön­heits­ide­al etwas mehr als die ande­re. Um sie her­um tan­zen zwei Män­ner, die inner­halb der Dis­ko stän­dig ihren Platz wech­seln, also z.B. Pogo tan­zen – oder so. Wenn man die­se klei­ne Gesell­schaft nun 60 Minu­ten tan­zen lässt und jede Minu­te ein Foto macht, wird man fest­stel­len, dass man auf den 60 ent­stan­de­nen Fotos bei der mehr dem Schön­heits­ide­al ent­spre­chen­den Dame öfter einen Mann sieht als bei der anderen.

Die Frau­en sind die Atom­ker­ne (oder Atom­rümp­fe). Die Män­ner sind die Ele­kro­nen. Das ver­ste­hen vie­le SuS. Ich habe nach mehr sol­che Bil­der auf Lager. Irgend­wann mehr davon.

Die letzte Welt

Die Schne­cken wan­den und krümm­ten sich unter der furcht­ba­ren Wir­kung der Säu­re und stie­ßen zu ihrem Todes­pfei­fen Trau­ben von Schaum her­vor, Schaum­blü­ten, glit­zern­de, win­zi­ge Bla­sen. Dann fie­len die Tie­re ster­bend ab, stürz­ten, glit­ten, rann umarmt den Stein hin­ab und gaben ihn frei.

Die letzte Welt

Die letz­te Welt

Die­ser Aus­zug aus Chris­toph Rans­mayrs Roman „Die letz­te“ Welt stellt stell­vers­t­re­tend für ein Grund­prin­zip des Tex­tes: Des Ästhe­ti­sie­rung des Häss­li­chen. Damit und auf vie­len ande­ren Schau­plät­zen spielt die­ser post­mo­der­ne Roman auf oft­mals wun­der­vol­le Wei­se mit dem Gegen­satz von Rea­lis­mus und Idea­lis­mus. Ganz natür­lich hat in die­sem Roman das Häss­li­che, das Gewöhn­li­che sei­nen fes­ten Platz und sei­ne Berech­ti­gung, wie auch z.B. im Natu­ra­lis­mus. Ganz natür­lich wird die­ses Häss­li­che in der Tra­di­ti­on idea­lis­ti­scher Sprach­kunst, idea­lis­ti­scher Rhe­to­rik ästhe­ti­siert. Somit muss der Text aus bei­den Posi­tio­nen her­aus abso­lut absurd wirken.

Der römi­sche Dich­ter Ovid wird in das abge­le­ge­ne, dunk­le, archai­sche Tomi in die Ver­ban­nung geschickt. Cot­ta, ein jun­ger Römer wan­delt weni­ge Zeit spä­ter auf den Spu­ren des nun­mehr ver­schwun­de­nen Dich­ters. Dabei muss er fest­stel­len, dass sich die ihn umge­ben­de Welt ver­än­dert. Nach und nach keimt in ihm die unbe­wuss­te Ahnung, dass sich an die­sem Ort „Tomi“ alle Merk­wür­dig­keit von Ovids Meta­mor­pho­sen rea­li­siert und damit Wirk­lich­keit und Fik­ti­on auf nicht nur ange­neh­me Wei­se mit­ein­an­der ver­schwim­men. Dabei spannt Rans­mayr ein Geflecht aus Sym­bo­len und immer wie­der auf­ge­nom­me­nen Bil­dern, bei dem am Schluss kaum ein Faden her­aus­hängt. Der Text irri­tiert durch moder­ne Ele­men­te in einer anti­ken Welt: So ver­keh­ren BUs­se oder ein Film­vor­fü­her erfreut sein Publi­kum mit Hil­fe eines elek­tri­schen Projektors.

Rans­mayr hebt damit die Geset­ze tra­di­tio­nel­ler Erzähl­tech­nik aus. Der Text befrem­det einer­seits auf gan­zer Linie und ander­seits lie­fert er eine Fül­le von Ansatz­punk­ten für die gelun­ge­ne „Kür­ein­heit“ inner­halb eines Deutsch­leis­tungs­kur­ses, denn ohne ein gewis­ses Maß an epo­cha­ler – und jetzt ganz neu anwend­ba­rer  – Vor­bil­dung und lese­tech­ni­scher Lei­dens­fä­hig­keit wird kein Schü­ler den beschwer­li­chen Weg die­ses Wer­kes mit­ge­hen oder sich auch nur pro­duk­tiv an ihm rei­ben können.

1 119 120 121 122 123 148