Mit so großen Dingern…

Ich lie­be die­se Klas­se für ihre manch­mal erfri­schend unbe­fan­ge­ne Art, die Wor­te und Sät­ze ent­ste­hen lässt, von denen man immer wie­der ger­ne erzählt. Der neu­es­te Klop­fer lautet:

S: „Also Herr Riecken, mit so gro­ßen Din­gern machen wir sonst nie Experimente!“

Stil­le. Begin­nen­de Neu­kon­tex­tua­li­sie­rung. Kol­lek­tiv den­ken­de Stir­nen wie sel­ten in Che­mie. Auf­kei­men­de Erkenntnis.

Ich: „Glaub‘ ich euch nicht.“

Ach ja – es ging um die Hand­ha­bung einer 10ml Pipet­te, die man anders als man­che ande­ren „Din­ger“ eher nicht mit der Spit­ze gen Him­mel hält, weil sonst die Pipet­tier­hil­fe je nach Inhalt Scha­den erlei­det. Damit kann man auch her­um­we­deln, soll­te man aber nicht. Ich lie­be die Schu­le. Wirklich.

Die unbeliebte Chemie

Che­mie ist ein Fach, wel­ches in der Regel mit Aus­ru­fen „kom­pli­ziert“ oder „Habe ich nie ver­stan­den“ abge­tan wird. Die Ursa­che wird oft in der Abs­trakt­heit des Faches gese­hen. Wer hat in sei­nem Leben, denn schon ein Atom erfah­ren? Wer macht sich denn Gedan­ken um Begrif­fe wie „Sus­pen­si­on“, „Dich­te“ oder „Redox­sys­tem“? Das Inter­es­se von SuS am Fach Che­mie soll in den letz­ten Jah­ren stark zurück­ge­gan­gen sein. In der Tat wird bei uns an der Schu­le das Fach Bio­lo­gie als Natur­wis­sen­schaft zuneh­mend öfter angewählt.

Die Ret­tung soll eine stär­ke­re Kon­tex­tua­li­sie­rung des Faches Che­mie brin­gen. So kann man z.B. sofort mit der Unter­su­chung von Cola/Cola light begin­nen – das ken­nen SuS. Es geht eben dar­um, den Che­mie­un­ter­richt am All­tag anzu­bin­den und damit an der kon­kre­ten Lebens­welt der SuS. Unter­su­chun­gen las­sen erken­nen, dass das Inter­es­se von SuS am Che­mie dadurch gestei­gert wird. Die fach­li­chen Leis­tun­gen eigent­lich auch? Wei­ter­le­sen

An Henriette – SuD Kleinod

Auf der Suche nach einem Übungs­ge­dicht für eine Gedicht­in­ter­pre­ta­ti­on wur­de ich im Netz nicht fün­dig, aber es gibt ja auch noch Bücher – z.B. die „Deut­sche Lite­ra­tur­ge­schich­te in einem Band“ von Pro­fes­sor Dr. Hans Jür­gen Geerdts (gibt es nur noch anti­qua­risch, dafür aber güns­tig). Hät­te ich da bloß gleich hin­ein­ge­schaut, denn dort fand sich die­ses, schon auf den ers­ten Blick fes­seln­de Stück Lyrik:

Jakob Micha­el Rein­hold Lenz
An Hen­ri­et­te

um 1771

1.
Von Gram und Tau­mel fortgerissen,
Ver­zweif­lungs­voll dein Bild zu küssen,
Ach, alles, was mir übrig ist.
Dies Bild will ich am Mun­de halten,
Wenn alles an mir wird erkalten
Und du mir selbst nicht denk­bar bist.

2.
Ver­zeih den Kranz, den eines Wil­den Hand
Um dein gehei­ligt Bild­niß wand,
Hier, wo er unbe­kannt der Welt,
In dun­keln Wäl­dern, die ihn schützen,
Im Tem­pel der Natur es heim­lich aufgestellt,
Und wenn er davor niederfällt,
Die Göt­ter selbst auf ihren Flammensitzen
Für eifer­süch­tig hält.

Fol­gen­de Auf­ga­ben könn­te ich mir dazu vorstellen:

Wei­ter­le­sen

Kleinweich Fenster

Ich habe für mich ein Note­book mit „Klein­weich Fens­ter Erleb­nis Pro­fes­sio­nell“ erwor­ben. Dar­auf soll Lern­soft­ware lau­fen – betriebs­sys­tem­un­ab­hän­gig pro­du­ziert ja kaum ein Ver­lag. Es ist ein gutes gebrauch­tes Busi­ness-Note­book mit einem Pen­ti­um 4 mobi­le (2Ghz)  und 512MB RAM. Ich bin der Mei­nung, dass jedes Betriebs­sys­tem sei­ne Berech­ti­gung, sei­ne Vor­zü­ge und sei­nen Platz hat. Ich weiß aber jetzt, dass die­ses Betriebs­sys­tem nicht zu mir passt.

Eigent­lich woll­te ich an die­sem Abend nur mal eben aus­pro­bie­ren, ob Open­Of­fice die unter Ubun­tu Intr­epid erstell­te Prä­sen­ta­ti­on mit Vide­os und ein­ge­bet­te­ten Objek­ten auch unter Win­dows frisst. Dazu kam es nicht.

Erst­mal habe ich das Note­book ein­ge­schal­tet. Nach 30s (nun gut, es ist nicht das neus­te Modell) konn­te ich mich anmel­den. Der Sys­tem­klang erscholl, die Arbeits­flä­che bau­te sich auf. Schön. Ooops – Fest­plat­ten­ge­rat­ter. Ach­ja – der Viren­scan­ner. Oh – Win­dows­up­dates auch noch dazu. 10 Minu­ten spä­ter ver­stumm­te die Fest­plat­te. Oh – ein Neu­start ist erfor­der­lich. Wäh­rend des Her­un­ter­fah­rens wer­den noch­mals Updates instal­liert. 5 Minu­ten Fest­plat­ten­ge­rat­ter. 30s – Anmel­dung. Fünf Minu­ten rat­tert die Fest­plat­te nach dem Auf­bau der Arbeits­flä­che. Nach mehr als 30 Minu­ten war das Gerät dann betriebs­be­reit. Nach dem Anblick diver­ser Sprech­bla­sen, die mir z.B. mit­tei­len woll­ten, dass ein USB-Gerät doch eine höhe­re Geschwin­dig­keit errei­chen kön­ne, oder das der Viren­scan­ner nicht mehr aktu­ell sei – obwohl der gera­de geup­datet wor­den war, ent­fuh­ren mir meh­re­re unschö­ne Lexe­me. Ok, das Gerät war zwei Wochen nicht benutzt wor­den, d.h. bei täg­li­chem Gebrauch wäre es wahr­schein­lich inner­halb von fünf Minu­ten betriebsbereit.

Down­load von Ubun­tu Jaun­ty (Dank Kabel­in­ter­net war das ISO in 10 Minu­ten gezo­gen und gebrannt – mit einem Ubun­tu LTS). Par­al­lel­in­stal­la­ti­on auf dem Note­book – 30 Minu­ten inkl. Updates aus den APT-Sources. Reboot. Note­book nach dem Reboot nach 40s voll ein­satz­be­reit. Es weist mich durch dezen­te Sym­bo­le dar­auf hin, dass es gut wäre, wenn ich aktua­li­sie­re. Kei­ne Sprech­bla­sen. Unnö­tig zu sagen, dass die Prä­sen­ta­ti­on auf Anhieb lief. Ach ja: Open­Of­fice war dann schon installiert.

Wenn ande­re Men­schen so arbei­ten kön­nen – bit­te. Ich kann es nicht. „Klein­weich Fens­ter  Erleb­nis  Zuhau­se“ läuft hier wie­der in einer vir­tu­el­len Maschi­ne neben­bei – z.B. für den Video­schnitt. Mit dem Haupt­sys­tem kann ich dann ganz nor­mal wei­terarbei­ten.

Oxymoron und Paradoxon

Heu­te hat mich ein­mal mehr eine Schü­le­rin auf dem fal­schen Fuß erwischt. Bewaff­net mit einem mir frem­den Zet­tel­chen – SuS mögen Zet­tel­chen mit Zusam­men­fas­sun­gen – frag­te sie nach dem Unter­schied zwi­schen zwei Stil­for­men: Dem Para­do­xon und dem Oxy­mo­ron. Dabei brach­te sie fol­gen­de Beispiele:

  1. uni­for­mier­te Indi­vi­du­li­tät (Para­do­xon)
  2. gelieb­ter Feind (Oxy­mo­ron)

Sie ver­stün­de den Unter­schied nicht – in bei­den Stil­fi­gu­ren gehe es schließ­lich um den Begriff der Unver­ein­bar­keit zwei­er Lexeme.

Net­ter Wei­se füh­ren zusätz­lich nicht alle Lexi­ka das Para­do­xon über­haupt als rhe­to­ri­sche Stil­fi­gur (dar­über lässt sich ja auch treff­lich strei­ten), wäh­rend Tan­te Wiki­pe­dia sogar noch wei­ter aus­dif­fe­ren­ziert. Eduhi.at macht es so:

  1. Oxy­mo­ron: Ver­bin­dung zwei­er sich nach dem Wort­sinn wider­spre­chen­der Begriffe
  2. Para­do­xon: Aus­sa­ge, die im Wider­spruch zum gesun­den Men­schen­ver­stand zu ste­hen scheint.

Ja  nun – Steht ein Wider­spruch etwa nicht im Kon­trast zum „gesun­den Men­schen­ver­stand“? Ist damit das Oxy­mo­ron nicht gleich­zei­tig auch paradox?

Wenn z.B. eine Lebens­form so wächst, dass sie in der Ver­gan­gen­heit erwach­sen ist und in der Zukunft erst gebo­ren wird, so han­delt es sich unbe­streit­bar um ein Para­do­xon (Dank an Star Trek TNG – da kommt sowas in der letz­ten Staf­fel ein­mal vor).

Ich glau­be, dass das eigent­li­che Pro­blem die Bei­spie­le sind. Wie wäre es so:

  1. Düm­mer als dumm (Para­do­xon)
  2. Schwar­ze Milch (Oxy­mo­ron)

In bei­den Fäl­len sind die Begrif­fe unver­ein­bar. Ein Oxy­mo­ron kann aber ohne direk­ten Gegen­satz – Milch bele­gen wir intui­tiv sofort mit „weiß“, auch wenn die­ses Attri­but dort expli­zit nicht steht – nicht funk­tio­nie­ren, wäh­rend die seman­ti­sche Varia­ti­ons­brei­te beim Para­do­xon weit­aus grö­ßer ist, wenn man mein Bei­spiel noch mit hin­zu­zieht. So könn­te es viel­leicht klappen.

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