Erstmal eine kleines Video von Lutz Berger dazu (via Twitter durch Heinz Krettek):
… und jetzt natürlich mein Kommentar zu zwei ausgewählten Neuerungen:
1. Bedingte Aktivitäten (conditional activities)
Bisher war es so, dass eine Schüler innerhalb eines Moodlekurses alle Aktivitäten sehen konnte, die für ihn durch den Kursersteller nicht verborgen worden oder durch das Benutzermanagement (Gruppen, Gruppierungen) ihm nicht zugänglich waren. Nunmehr sind Dinge möglich, wie
- „das nächste Dokument kannst du erst lesen, wenn du vorher dem Link x gefolgt bist“
- „wenn du im Test 40% erreicht, bekommst du Aufgabe 1 (leicht) und wenn du 80% erreichst, bekommst du Aufgabe 2 (schwer)“
- Es sieht zusätzlich so aus, als ob unter der Oberfläche ein Logiksystem werkelt, also eventuell auch Konstrukte wie logisch AND, XOR, OR, NOT möglich werden
Mein Kommentar:
Mit eigenständigem Lernen und individueller Freiheit im eigenen Lernprozess hat das für mich nicht so viel zu tun. Es kann hart verdrahtet werden, wie ich zu lernen habe. Vielleicht verstehe ich Link 1 ja erst in Zusammenhang mit Text A, den ich aber vorher gar nicht sehen kann. Ich fürchte mich davor, das viele Lehrende genau dieses Feature dafür nutzen werden, traditionellen Unterricht noch stärker 1:1 auf Moodle abzubilden und strenge Lernwege vorzugeben. Zudem haut dieses Feature ja in die Kerbe der „gleicher Inhalt, gleiche Chancen, Lehrendenentlastung durch gleichschrittige Zusammenarbeit“-Bewegung. Da verkennt die Technik in meinen Augen einmal mehr die Psychologie. Das Zwischenmenschliche muss stimmen, dann findet Zusammenarbeit statt. Dann kommen die Tools – aber es ist ja schön, dass das schon klappt bzw. das Tool schon da wäre. Ach ja – unnötig zu erwähnen, dass Moodle jetzt „endlich“ weiß, wie weit jeder Schüler mit seinem Lernweg ist und das als Lernbericht ausspuckt. Wer ein solches Kontrollinstrument braucht und mit den darauf gewonnenen Ergebnissen und Daten bei seinen ganzen SuS individuell produktiv umgehen kann – ein Privatleben dürfte er dann nicht mehr haben. Wer es nicht kann, muss sich sagen lassen: Datensparsamkeit? Was war das nochmal?
Die Geschichte mit den Tests und der bedingten Verzweigung finde ich hingegen gut und kann mir das bei Themen vorstellen, wo Moodle komplett den Lehrenden substituiert (d.h. bei reinen E‑Learning-Kursen wie es z.B. Scoyo & Co. vormachen).
2. Schnittstellen zu externen Systemen
Moodle wird verstärkt Daten mit externen Systemen austauschen können, deren API frei verfügbar ist, z.B. YouTube, flickr, Alfresco, Mahara, Blogs etc.. Ich kann z.B. als Schüler eine eingereichte Aufgabe direkt per Klick in mein Mahara-Portfolio übertragen – ich muss das wohl doch einmal konfigurieren… Ich kann als Kursersteller z.B. YouTube-Videos komfortabel über einen neuen Editor (TinyMCE) per Klick einbinden ohne die jetzt notwendige Codekopiererei.
Kommentar:
Ich finde diesen Schritt absolut wichtig und ein wirkliches Novum. Es erleichtert auch unerfahrenen KuK das Erstellen von multimedial ansprechenden Kursen. Es ermöglicht, vorhandene Webressourcen unkompliziert zu nutzen ohne Inhalte doppelt vorhalten zu müssen. Gerade auf die Kombination mit Blogs freue ich mich. Wenn es beim Maharaexport auf dem bisherigen Stand bleiben sollte (nur Dateien können kopiert werden), wäre es enttäuschend. Spannend wird es dadurch, wenn z.B. Beiträge im eigenen Moodleblog mit allen Dateien veröffentlich werden könnten, z.B. nach WordPress oder Mahara. Leider gibt es in Moodle standardmäßig noch gar nicht so viele Orte, an denen Nutzer eigenen Content erstellen können. Da arbeiten die bestimmt aber noch dran – sonst wäre die Maharakopplung etwas „dünn“ vom Ertrag. Auf jeden Fall sollte man jetzt aber schon darauf achten, dass das einmal verwendete CMS an einer Institution eine mit Moodle kompatible API aufweist… Das könnte nicht kurz- aber mittelfristig spannend werden.
Weitere Neuerungen
Ganz viel soll sich auch hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit ändern. Ob der Rückstand Moodles (Web 2.0, Ajax kommt da jetzt ja erst allmählich) zu anderen Systemen in dieser Hinsicht aufgeholt werden kann, bleibt abzuwarten. Ich sehe sehr gespannt den geplanten Vereinfachungen bei der Bedienung des Rechtesystems entgegen. Nicht, dass ich das Rechtesystem je gebraucht hätte, aber vielleicht fällt dadurch ein Teil der Fragen auf
Moodle.org weg, die dann durch Fragen zum Logiksystem bei den „Conditional Activities“ ersetzt werden.
Wer noch mehr über Moodle 2.0 wissen möchte, sei auch den oben verlinkten YouTube-Film verwiesen – und vor allem auch noch auf andere Meinungen zu den neuen Features als auf meine…