Lernplattformen

Vorbemerkung:

Ich äuße­re hier mei­ne Sicht und mei­ne Mei­nung zum The­ma Lern­platt­for­men, die sich allein auf mei­nem per­sön­li­chen Erfah­rungs­wis­sen grün­det. Auch ich ken­ne Schu­len, an denen es mit einer Lern­platt­form gut läuft und auch ich den­ke, dass in bestimm­ten Kon­stel­la­tio­nen eine Lern­platt­form ggf. hilf­reich für Schul­ent­wick­lung sein kann.

Warum ich Lernplattformen sehr kritisch sehe

Lern­platt­for­men wie Mood­le, Comm­sy oder auch kom­mer­zi­el­le Vari­an­ten wie its­lear­ningWeb­wea­ver, Goog­le Class­room und iTu­nes U stel­len eine vir­tu­el­le Lern­um­ge­bung bereit.

Das Prin­zip ist fast immer gleich: Ein zen­tra­les Log­in ermög­licht Zugriff auf bestimm­te Funk­tio­nen, die sich grup­pie­ren und struk­tu­rie­ren las­sen, z.B. kann ich inner­halb von Mood­le soge­nann­te Kur­se anbie­ten, die diver­se Funk­tio­nen bereit­stel­len, etwa ein Forum, Arbeits­ma­te­ria­li­en, ein­ge­bet­te­te Medi­en, Online­tests u.v.m.. Die­se Kur­se kann ich tei­len, expor­tie­ren, wie­der­ver­wer­ten, gemein­sam mit ande­ren Lehr­kräf­ten ent­wi­ckeln. Dar­über­hin­aus wer­den zuneh­mend Kura­ti­ons­tools ein­ge­setzt, etwa bei iTu­nes U: Ich kann ähn­lich wie bei paper.li Web­in­hal­te auf einer spe­zi­el­len Sei­te zusam­men­stel­len – qua­si ein Web­quest auf multimedial.

Das hört sich erst­mal pri­ma an. Ich war in Deutsch­land lan­ge Zeit sehr aktiv in der Mood­le­sze­ne und hat­te als Bera­ter Zugriff auf zahl­rei­che Test­in­stal­la­tio­nen kom­mer­zi­el­ler Pro­duk­te. Ich bin kein Maß­stab, weil ich zen­tra­li­sier­te Din­ge für die Arbeit mit digi­ta­len Medi­en nicht mehr benö­ti­ge, aber kei­ne der Test­stel­lun­gen und kei­ne mei­ner Test­in­stal­la­tio­nen in den letz­ten Jah­ren hat mich in irgend­ei­ner Wei­se dazu gebracht, Spaß oder Freu­de bei der Arbeit mit dem jewei­li­gen Sys­tem zu empfinden.

Das ist ja auch nicht zwin­gend not­wen­dig, aber dazu kam, dass auch der für mich sehr typi­sche prag­ma­ti­sche Zugang auf kei­ner der Lern­platt­for­men mög­lich war: Sie kos­te­ten mich ein­fach nur Zeit durch die kom­pli­zier­te Bedie­nung, die vor­ge­ge­be­nen Struk­tu­ren, das oft haar­sträu­ben­de Datei­ma­nage­ment, die pro­prie­tä­ren Schnitt­stel­len – und ich hal­te mich selbst für einen mit­tel­mä­ßig begab­ten Anwen­der (das ist etwas völ­lig ande­res als ein Tech­ni­ker oder Admi­nis­tra­tor). Es gibt eine Rei­he von Wer­be­aus­sa­gen zu Lern­platt­for­men, die ich im Fol­gen­den ein­mal aufs Korn neh­men möchte:

1. Eine Lernplattform bietet schulweit einen geschützten Raum mit klar definierter Benutzerführung

Das stimmt von einem tech­no­lo­gi­schen Stand­punkt aus. Hypo­the­tisch bie­tet sie das. „Schul­weit“ bedeu­tet für mich, dass alle Lehr­kräf­te in die­se Platt­form ein­ge­wie­sen sind und regel­mä­ßig im Unter­richt mit ihr arbei­ten. Nur so ent­wi­ckeln sich Rou­ti­nen im All­tag. Tat­säch­lich höre ich von Schu­len, in denen Lern­platt­for­men „ein­ge­führt“ sind, ganz oft ganz ande­re Din­ge. „Schul­weit“ bedeu­tet in der Rea­li­tät oft genug „drei oder vier beson­ders akti­ve Lehr­kräf­te mit ihren Lerngruppen“.

Schul­weit“ ist eine Hal­tung, die schon vor­han­den sein muss, bevor eine Lern­platt­form ihr unter­stüt­zen­des Poten­ti­al über­haupt ent­wi­ckeln kann.

Ein­fach mal machen“ führt oft genug ledig­lich dazu, dass eine Lern­platt­form 1:1 die Struk­tu­ren an einer Schu­le abbil­det – somit ist sie für mich dann zwar ein tol­les Bera­tungs­in­stru­ment, aber oft genug sehr bald für die Schu­le selbst eine zusätz­li­che Belastung.

Man sieht das recht hübsch an den Dis­kus­sio­nen im deut­schen Forum auf moodle.org. Immer noch dre­hen sich gefühlt 90% der Fra­gen um Sper­ren, Ein­schrän­ken, Bewer­tungs­ras­ter fein­tu­nen und ähn­li­che Dinge.

Wenn ich ver­su­che, in Rich­tung  „schul­weit“ zu bera­ten, kommt selt­sa­mer­wei­se am Schluss oft eben nicht die Ent­schei­dung für eine Lern­platt­form dabei her­aus, son­dern erst­mal sowas in die Rich­tung wie Datei­aus­tausch, Ter­mi­ne, E‑Mail – also typi­sche Cloud­funk­tio­nen. Danach ent­wi­ckelt es sich oft eher von dem Grund­kon­strukt „Lern­platt­form“ weg.

2. Eine Lernplattform bietet erweiterte Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften durch z.B. Austausch von Materialien, Aufgabenstellungen und Medien

Das stimmt von einem tech­no­lo­gi­schen Stand­punkt aus. Hypo­the­tisch bie­tet sie das. Ich kann z.B. bestimm­te Struk­tu­ren expor­tie­ren und im nächs­ten Jahr wie­der­ver­wen­den. Wenn ich einen Kurs zum The­ma „Pro­gram­mie­ren mit Ardui­no“ erstellt habe, kann ich die­sen dar­über­hin­aus mit ande­ren Lehr­kräf­ten tei­len. Bei Mood­le kann ich sogar im glei­chen Kurs mit ver­schie­den Grup­pen gleich­zei­tig arbei­ten, ohne dass die­se Grup­pen sich gegen­sei­tig sehen. Ich kann das. Was ist mit mei­nem Kol­le­gen, der nicht ein­mal weiß, wie er das Bild des Note­books auf den Bea­mer bekommt? Der wird schon an der Anmel­dung und der Ein­rich­tung eines Kur­ses in Mood­le schei­tern – ande­re Sys­te­me sind da aber tat­säch­lich ent­schie­den intuitiver.

Wer dar­über­hin­aus schon ein­mal einen Kurs in einer Lern­platt­form gebaut hat, weiß, dass das oft Stun­den dau­ert – für mich völ­lig inef­fi­zi­ent. Zudem will ich ja gera­de nicht nur Inhal­te bereit­stel­len, son­dern ich möch­te mich z.B. im Fach Deutsch mit mei­nem Fach­wis­sen mit den von SuS erstell­ten Inhal­ten aus­ein­an­der­set­zen und sie selbst dar­über ins Gespräch bringen.

Wenn ich hin­ge­gen Inhal­te bereit­stel­len muss (z.B. im Fach Che­mie), dann tue ich das doch nicht auf einer pro­prie­tä­ren Lern­platt­form mit ihren für mich extremst ein­ge­schränk­ten Im- und Export­funk­tio­nen. Mei­ne Inhal­te sind für mich als Leh­rer eine essen­ti­el­le Res­sour­ce, mit der ich mich nicht an ein For­mat bin­den möch­te, was ich nicht selbst kon­trol­lie­ren kann. Wenn eine Schu­le z.B. jah­re­lang bei Anbie­ter x auf Lern­platt­form y gear­bei­tet und der Anbie­ter dann z.B. die Preis­struk­tur mas­siv ändert (das ist kein hypo­the­ti­sches Set­ting, son­dern das kommt vor!) – sage ich dann als Schu­le: „Och, jetzt ist zwar die Arbeit von Jah­ren im Sys­tem, aber den Preis, nö, den zah­le ich nicht und wechs­le jetzt zu Anbie­ter z!“

Mei­ner Mei­nung nach unter­schät­zen vie­le Anbie­ter genau die­sen Aspekt, weil er sel­ten so klar for­mu­liert wird, aber intui­tiv bei vie­len Lehr­kräf­ten eine sehr gro­ße Rol­le spielt. Dazu kommt die Angst, dass Mate­ria­li­en durch die digi­ta­le Prä­senz auf ein­mal auch beur­teil- und eva­lu­ier­bar wer­den. Das kann man kri­ti­sie­ren und doof fin­den. Die Angst bleibt trotzdem.

3. Eine Lernplattform ist ein zentrales Instrument zur Organisation von Kommunikationsprozessen an Schulen und schafft so Transparenz

Das stimmt von einem völ­lig ver­al­te­ten tech­no­lo­gi­schen Stand­punkt aus. Meist funk­tio­nie­ren Lern­platt­for­men so, dass man sich über eine Web­ober­flä­che ein­log­gen muss, um dann auf eine Art Dash­board zu kom­men, was alle rele­van­ten Infor­ma­tio­nen für mich anzeigt. Oder es gibt eine geson­der­te App für ein Mobil­ge­rät (Han­dy, Tablet), die das für mich erle­digt. In mei­ner Welt (und in der Welt der Mobil­ge­rä­te über­haupt) fin­det Daten­aus­tausch aber recht anders statt:

  • E‑Mail über imaps
  • Ter­mi­ne über CalDAVs
  • Datei­en über WebDAVs
  • Nach­rich­ten über XMPP (mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung)
  • Kon­takt­da­ten über CardDAVs
  • Inhal­te über XML
  • […]

Das sind alles offe­ne Protokolle/Formate, wie sie jeder von uns täg­lich nutzt ohne es zu wis­sen, weil irgend­ei­ne App das erle­digt, die wir ent­we­der vom Her­stel­ler des Betriebs­sys­tem über­neh­men oder aber selbst bestim­men. Her­stel­ler von Lern­platt­for­men nei­gen zum über­wie­gen­den Teil dazu, die­se offe­nen, frei­en und ver­schlüs­sel­ten Stan­dards durch irgend­et­was zu erset­zen, das nur zu ihrer jewei­li­gen Lern­platt­form passt.

Schlachtung meiner Thesen durch Anbieter

In der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Anbie­tern, wer­den der­ar­ti­ge The­sen von mir nicht geschlach­tet, son­dern in einer ganz bestimm­ten Art und Wei­se gekontert.

  • pro­prie­tä­re For­ma­te sind für die Kon­sis­tenz der Daten not­wen­dig. Zudem sind tech­nisch kei­ne über­grei­fen­den Aus­tausch­for­ma­te mög­lich (PS: Das XML-For­mat von Mood­le oder Word­Press zeigt, dass das wohl schon irgend­wie geht)
  • die Schul­kul­tur, die zu der von mir gefor­der­ten „schulweit“-Lösung not­wen­dig ist, kann sich ja evo­lu­tio­när durch Unter­stüt­zung mit einer Lern­platt­form bil­den – ohne gin­ge es ja gar nicht – das sei ja gera­de die Ver­ant­wor­tung der Schu­le (PS: Da liegt der Kern der Arbeit, bei dem eine Lern­platt­form gera­de nicht unterstützt)
  • für die meis­ten Schu­len sind die durch Lern­platt­for­men gebo­te­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­er­wei­te­run­gen schon Quan­ten­sprün­ge gegen­über der bis­he­ri­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kul­tur (PS: Die Sache wäre wesent­lich nie­der­schwel­li­ger zu bewerk­stel­li­gen ohne den Umweg über Weboberflächen)
  • Lern­platt­for­men las­sen sich durch Zusatz­tools her­vor­ra­gend ergän­zen und in ihren Mög­lich­kei­ten erwei­tern – Mood­le etwa durch das schü­ler­zen­trier­te Maha­ra (PS: Die Inte­gra­ti­on der dabei ent­ste­hen­den Inhal­te in die ursprüng­li­che Lern­platt­form ist dann meist eher recht rudi­men­tär implementiert)
  • Lern­platt­for­men haben als Mit­tel zur Orga­ni­sa­ti­on von instruk­ti­ven Lern­pro­zes­sen eine wich­ti­ge Rolle

Ich sehe das viel zu nega­tiv, weil ich immer mit der „Kun­den­bin­dungs­po­ten­ti­al­bril­le“ auf die ver­schie­de­nen Ange­bo­te schaue: Ein Anbie­ter ist auf Wert­schöp­fung ange­wie­sen – dar­an ist über­haupt nichts Verwerfliches.

Ich hal­te die Kun­den­bin­dung aber auch für ein Motiv, eben z.B. kei­ne anbie­ter­über­grei­fen­den Im- und Export­stan­dards zu imple­men­tie­ren – natür­lich wird das nie­mand so offen nach außen kommunizieren.

 

Wie soll man es denn sonst machen?

Das wäre eine eige­ner Arti­kel. Des­we­gen hier nur zwei Thesen:

  • Identity‑, Grup­pen- und Rol­len­ma­nage­ment gehö­ren nicht in eine Lern­platt­form, son­dern öffent­lich orga­ni­siert. Durch ACLs wird fest­ge­legt, was die Lern­platt­form (oder die jewei­li­ge Appli­ka­ti­on) lesen/sehen darf und was nicht und wel­che Rol­le wer wo im Sys­tem erhält.
  • Die zen­tra­le Ver­wal­tung des Iden­ti­ty­ma­nage­ments gibt jeder Lehr­kraft bzw. jeder Schu­le die Mög­lich­keit, die Tools ein­zu­set­zen, die sie für ihren Unter­richt für not­wen­dig hält: Lern­platt­form, Blog, Wiki, Video­kon­fe­renz­soft­ware – alles wer­den ledig­lich „Apps“, die dar­an anbind­bar sind – auf Knopf­druck instal­liert, mit Nut­zern befüllt.

PS: Das geht alles schon und ist auch schon so umge­setzt – aller­dings eher auf Firmenebene.

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16 Kommentare

  • Dan­ke für die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me. Am Schluss („Schlach­tung“) hät­te ich gern noch mehr über dei­ne Gegen­ar­gu­men­te zu den Gegen­ar­gu­men­ten erfah­ren. Mir als Lai­en leuch­ten die näm­lich durch­aus ein: Mood­le z.B. ist doch nicht „auf Wert­schöp­fung ange­wie­sen“ (kor­ri­gie­re mich bit­te, falls doch). Das instal­lie­re ich, gra­tis, auf unse­rem Schul­ser­ver und gut ist. (Oder bin ich da naiv und sehe die In-App-Käu­fe nicht? :-) )
    Und ist digi­ta­le Schul­kul­tur nicht tat­säch­lich ein Hen­ne-Ei-Pro­blem? Ohne „ear­ly adop­ters“ geht’s kaum, oder? („ear­ly“ ist natür­lich relativ).
    Auch dei­ne Kri­tik an Web-Ober­flä­chen ver­ste­he ich (noch) nicht: Der Brow­ser ist heut­zu­ta­ge das ein­zi­ge Gerä­te- und OS-unab­hän­gi­ge User Inter­face, das ich ken­ne. Wenn ich will, dass mei­ne Inhal­te auf dem Mac­book, dem Android-Smart­phone, dem Linux-PC abge­ru­fen wer­den kön­nen, füh­ren nur extrem auf­wän­di­ge Wege am Brow­ser vor­bei. Oder?
    Zu #2 (Aus­tausch und Zusam­men­ar­beit): Für mich als jeman­den, an des­sen Schu­le es zwar ein Tablet-Pro­jekt, aber kei­ne gemein­sa­me Lern­platt­form gibt (!), stellt sich ganz drin­gend die Fra­ge: Wie stellst du ohne Lern­platt­form kon­kret den Schü­lern dei­ne Inhal­te zur Ver­fü­gung und kom­mu­ni­zierst mit ihnen dar­über? Bzw. arbei­test mit den Kol­le­gen zusammen?

  • Hal­lo Michael,

    Mood­le selbst installieren:
    Das mit der Wert­schöp­fung bezieht sich natür­lich auf die kom­mer­zi­el­len Anbie­ter. Mood­le instal­lierst du – Know How und ein ent­spre­chend poten­tes Ser­ver­sys­tem vor­aus­ge­setzt – gra­tis. Schön ist das Gan­ze aber erst, wenn die Sache auch über das Inter­net erreich­bar ist – da brauchst du dann zusätz­lich noch min­des­tens ein Zer­ti­fi­kat für die ver­schlüs­sel­te Über­tra­gung. Dar­an schei­tert es schon oft bei den meis­ten :o)… Da Mood­le Datei­en intern ver­schlüs­selt ablegt, brauchst du zusätz­lich eine wirk­lich brauch­ba­re Back­up­lö­sung für Dat­zen­bank und Datei­en – „mal eben“ geht auch bei Mood­le nicht. Bei kom­mer­zi­el­len Anbie­tern bekommst du das alles fix und fertig.

    Browser/Materialbereitstellung:
    Da gehe sogar einen Schritt wei­ter als du: Alles, was nicht in einem Brow­ser läuft, wird kei­ne Zukunft haben – und für Brow­ser braucht man kei­ne sünd­haft teu­ren Tablets und Apps – da tut es auch das 200,- Euro­ge­rät. Der Ent­wick­lungs­auf­wand für eine App, um auf allen Sys­te­men zu funk­tio­nie­ren, ist ein­fach zu groß. Du benö­tigst für Touch­ge­rä­te touch­op­ti­mier­te Ober­flä­chen. Lade mal in Mood­le ein Bild hoch und zäh­le die Klicks, die du vom Ein­log­gen bis zum sicht­ba­ren Bild in Mood­le benö­tigst. Wenn Brow­ser, dann sind Lern­platt­for­men als eier­le­gen­de Woll­milch­sau für mich Over­kill. Eini­ge Anbie­ter erken­nen das und bie­ten dir funk­ti­ons­re­du­zier­te Pake­te für den Start an. Für die rei­ne Mate­ri­al­be­reit­stel­lung und ein paar Ter­mi­ne und E‑Mail tut es jede Cloud­lö­sung in mei­nen Augen erheb­lich(!) bes­ser – für Own­cloud z.B gibt es diver­se Apps. Oder eben ein Word­Press­blog (zwei Klicks bis zum Schrei­ben eines Artikels). 

    Henne/Ei:
    Das ist ein The­ma für einen eige­nen Arti­kel. Kurz: Nein, der Ear­ly-Adop­ter nutzt der Schu­le an sich oft gar nichts. Ich bin so einer selbst und mei­ne „Erfol­ge“ sind selbst nach Jah­ren eigent­lich unterirdisch.

  • Willi Stock

    Ein tol­ler Bei­trag, sehr nah an dem, was wir auch in der Wei­ter­bil­dung eines gro­ßen Unter­neh­mens erleben.
    Wir haben vor Jah­ren begon­nen, Blen­ded-Lear­ning-Kon­zep­te umzusetzen.
    Vie­le Erfah­run­gen gesam­melt, viel Lehr­geld bezahlt. Immer noch viel Arbeit, Enga­ge­ment und Idea­lis­mus dabei.

    Ja, es geht und bringt vie­le Vor­tei­le, bedingt aber weit­aus mehr, als eine Lern­platt­form zu füt­tern. Neue didak­ti­sche Kon­zep­te, Zugangs­mög­lich­kei­ten für die Ler­ner übers Inter­net schaf­fen, Inhal­te rich­tig auf­be­rei­ten, per­ma­nen­te Funk­ti­ons­kon­trol­le, Zugangs­ma­nage­ment zu den ver­schie­de­nen Systemen 

    Die Lern­platt­form ist nur ein Bestand­teil, ohne Con­tent­ma­nage­ment­sys­tem wird selbst ein ein­fa­ches Video, das auf der Lern­platt­form bit­te­schön für PC, Tablet oder Smart­phone lau­fen soll, zur Her­aus­for­de­rung. Tol­les WBT läuft nach Android-Update auf dem Tablet noch? Glück gehabt…
    Nut­zer­ver­wal­tung, Buchung, Res­sour­cen­ver­wal­tung bedin­gen Schnitt­stel­len und zusätz­li­che Systeme.

    Mobi­le Lear­ning klingt toll, geht aber zur Zeit nur mit abge­speck­ten Inhal­ten. Die mood­le-app, die sowohl online wie off­line läuft – wir träu­men noch davon.

    Maha­ra als Wol­ke über den klas­sen­raum­ori­en­tier­ten Akti­vi­tä­ten in mood­le, auch das haben wir noch nicht angepackt.

    Resü­mee: Macht Euch schlau, was geht, nehmt Best Prac­ti­ce mit. Macht ein Kon­zept, wie es funk­tio­nie­ren soll und kal­ku­liert die Kos­ten und die Men­schen, die das machen sol­len und wol­len. Wenn das dann immer noch gewollt wird, los!

    IT-Pro­jek­te schei­tern immer an der Sozio­lo­gie, sel­ten an der Technik.

    • Ralf Hilgenstock

      Am Anfang war eine gemein­sa­me Vor­stel­lung wie online Ler­nen das Ler­nen unter­stüt­zen kann. Danach wur­de über­legt wie man das orga­ni­siert und ver­wal­tet. Dann hat man es nach und nach aus­pro­biert, Lehr­geld gezahlt, Erfah­run­gen gemacht, Erfol­ge ein­ge­fah­ren, die Skep­ti­ker ins Boot geholt und die Din­ge nach und nach weiterentwickelt. 

      Die meis­ten Pro­ble­me haben ihre Ursa­che ganz am Anfang. Es gibt näm­lich kei­ne Vor­stel­lung davon was man machen will. Zumin­dest kei­ne gemein­sa­me. Also lässt man Ein­zel­ne sich aus­to­ben. Und wenn es dann mal schwer und zäh wird, sagen die Skep­ti­ker „Seht gut hin, das habe ich euch zuvor gesagt.“

      Im Kon­text Schu­le ist Unter­richts­ent­wick­lung die schwers­te Her­aus­for­de­rung. Schwe­rer als die meis­ten sich das vor­stel­len. Ich hat­te vor vier Wochen die Gele­gen­heit mir in Kas­sel anzu­se­hen wie zwei Schu­len dies auf den Weg gebracht haben. Was ich gese­hen habe ist das Ergeb­nis von zehn (!) Jah­ren kon­ti­nu­ier­li­cher Arbeit an der Max-Eyth-Schu­le und der Oskar von Mil­ler Schule. 

      Zehn Jah­re in denen sys­te­ma­tisch gear­bei­tet wur­de. Heu­te sind dort Maha­ra und Mood­le im Ein­satz. Der Auf­wand liegt aber nicht in den Platt­for­men. Der Auf­wand liegt im gemein­sa­men Pro­zess derer, die das Ler­nen gestalten. 

      Ein Feh­ler, der dann beim Ein­satz einer Platt­form immer wie­der gemacht wird, ist zu Fra­gen, was soll sie denn alles kön­nen. Das Ergeb­nis ist eine Wunsch­lis­te, die end­los ist. Es hat dann kei­ner den Mut zu sagen, lass uns mit wenig anfan­gen. Alles ande­re kommt spä­ter. Die Gefahr scheint dann zu groß, dass ein Teil der Leh­ren­den wie­der abspringt.
      Beim Wunsch­kon­zert wer­den auch nur ein paar Titel gespielt, trotz­dem kann es ein tol­les Kon­zert sein. 

      Maik, bei dir sehe ich immer wie­der einen kri­ti­schen Punkt in der Argu­men­ta­ti­on: wel­che Lösung befrie­digt die Bedürf­nis­se eines ein­zel­nen Leh­rers und wel­che Lösung kann schul­weit ein­ge­setzt wer­den. Du schreibst selbst, dass du nicht zum Maß­stab genom­men wer­den willst, aber wir müs­sen dann genau hin­schau­en wie eine Insti­tu­ti­on ihre Maß­stä­be ent­wi­ckeln und zum Leben erwe­cken kann. 

      Ein Teil dei­ner Argu­men­ta­ti­on führt zum Ansatz ‚Bring in your own tool‘. Own­Cloud, Nut­zer- und Grup­pen­ver­wal­tung und eine Hand voll Plug­ins machen eine Men­ge Arbeit wenn du sie erst­mals ans Lau­fen brin­gen willst und die Pfle­ge ist auch kein Ver­gnü­gen. Da macht es dann doch viel­leicht Sinn wenn du eine Platt­form hast, die das schon inte­griert hat. 

      Wenn ich Mood­le für Fol­gen­des nutze:
      – Ankün­di­gun­gen des Lehrers
      – Termine
      – Datei­en durch Leh­rer hinterlegen
      dann kann ich mir kaum etwas Ein­fa­che­res vorstellen.
      zu 1. Nach­rich­ten­fo­rum – schon da in jedem Kurs
      zu 2. Drag and drop von Datei­en in den Kurs­raum. Nichts da mit Klickeritis
      zu 3. Kalen­der ankli­cken. Ter­min ein­tra­gen . Zuge­ben, das kann man noch bes­ser machen. 

      Mood­le läuft heu­te in jedem Brow­ser und auf jedem mobi­len End­ge­rät. Wer will kann auch die App nut­zen. Die unter­stützt in Tei­len die Off­line Nutzung. 

      Maik du hast so recht: IT Pro­jek­te schei­tern immer an der Sozio­lo­gie, sel­ten an der Technik. 

      @Michael:
      Es wäre eine Illu­si­on anzu­neh­men, Mood­le wür­de ohne Geld funk­tio­nie­ren. Egal wel­che Platt­form du nimmst, über­all braucht es Soft­ware­ent­wick­ler, die die Platt­form ent­wi­ckeln, pfle­gen und wei­ter­ent­wi­ckeln. Das geht nicht als Frei­zeit­pro­jekt nebenher.
      @Willi:
      Du sprichst ein Pro­blem an (WBT nach Android Update). Als Prä­senz­trai­ner war ich ein­mal mit fol­gen­dem kon­fron­tiert: Im Semi­nar­ho­tel habe ich den Schu­lungs­raum am Abend vor dem Trai­ning prä­pa­riert: Tische und Stüh­le umge­räumt, Pinn­wän­de auf­baut, Pla­ka­te und Pinn­wand­kar­ten auf­ge­hängt und zusätz­lich (!“) noch dar­auf groß ver­merkt, dass man es bit­te hän­gen las­sen möge. Am Mor­gen vor dem Früh­stück einen kur­zen Block in den Raum gewor­fen. Und alles war weg­ge­räumt wor­den vom Reinigungspersonal.
      So ähn­lich geht es mit den dyna­mi­schen Ver­än­de­run­gen im IT-Umfeld. Kaum dreht man sich um wur­de schon wie­der ein Brow­ser auto­ma­tisch aktua­li­siert, die Fire­wal­lein­stel­lun­gen wur­den modi­fi­ziert und und und.
      Manch­mal den­ke ich, nicht die tech­nisch aus­ge­feil­tes­ten Lösun­gen son­dern die robus­tes­ten wer­den sich durchsetzen. 

      Ralf

      • Hal­lo Ralf,

        Das mit der Sozio­lo­gie kam nicht von mir :o)…

        Wenn du schreibst:

        Wenn ich Mood­le für Fol­gen­des nutze:
        – Ankün­di­gun­gen des Lehrers
        – Termine
        – Datei­en durch Leh­rer hinterlegen
        dann kann ich mir kaum etwas Ein­fa­che­res vorstellen.

        geht das an mei­ner Wahr­neh­mung, wie SuS kom­mu­ni­zie­ren (wol­len) und Lehr­kräf­te das zuneh­mend mehr tun, völ­lig vor­bei – die wan­dern näm­lich z.B. zu Whats­App (sehr robust und sehr ein­fach) – lei­der auch für kom­mu­ni­ka­ti­ve Situa­tio­nen, bei denen das daten­schutz­tech­nisch kata­stro­phal ist. Foren? War ein­mal. Hat heu­te prak­ti­sche Bedeu­tung eigent­lich nur noch in Nischen (Hob­by- & Tech­nik­fo­ren), also meist älte­re Men­schen wie uns. Genau für die­se drei Auf­ga­ben ist spe­zi­ell Mood­le in mei­nen Augen äußerst schlecht und unnö­tig kom­pli­ziert auf­ge­stellt – von den mar­gi­na­len Funk­tio­nen im Foren­mo­dul spre­che ich jetzt gar nicht. 

        In der von uns hier in NDS oft ver­wen­de­ten Datei­ab­la­ge habe ich unter Win­dows ein Netz­lauf­werk und unter MacOS und Linux ein­fach einen Ord­ner zum Datei­aus­tausch. Drag’n Drop ohne Log­in­kram – robust, trans­port­ver­schlüs­selt ohne Browserzicken.

        Zum The­ma „bring your own App“:
        Schau dir mal Uni­ven­ti­on Cor­po­ra­te Ser­ver an. Die Ein­rich­tung von vie­len Web­an­wen­dun­gen erfolgt dabei per Klick um einen Authen­ti­fi­zie­rungs­dienst her­um, der das User­ma­nage­ment schon ein­ge­baut hat – kli­cken, los­le­gen, freu­en. Robust und ein­fach. Zudem ganz­heit­lich, weil sich das zen­tra­le Iden­ti­ty­ma­nage­ment aus der Schul­ver­wal­tung befüllt – tages­ak­tu­ell. User zen­tral gelöscht – User über­all gelöscht. User zen­tral neu grup­piert – User über­all zen­tral neu gruppiert. 

        Das Rech­te­ma­nage­ment von Mood­le hal­te ich für ein Mons­ter und ein typi­sches Bei­spiel dafür, was geschieht, wenn vie­le unter­schied­li­che Bedürf­nis­se abge­deckt wer­den sollen/müssen.

        Unab­hän­gig von der Lehr­per­son brauchst du über­all Admin­stra­to­ren – ob die jetzt in einer Lern­platt­form oder auf einem Appli­ka­ti­on­ser­ver kli­cken :o)… Und da kom­men dann natür­lich Din­ge wie Con­sul­ting und Sup­port­le­vel­ver­trä­ge kos­ten­pflich­tig ins Spiel. Nur soll­ten die Unter­neh­men, die das leis­ten, nach Mög­lich­keit leicht aus­tausch­bar sein.

  • Bin gera­de in Niz­za, nur mit Tablet, und da tip­pe ich nicht gern, also nur kurz, obwohl ich ger­ne mehr schrei­ben wür­de: Dan­ke, Maik, du hast klar for­mu­liert, was mir auh im Kopf her­um­geht. Ich bin einer der weni­gen Mood­le­nut­zer an mei­ner Schu­le, der Rest wird nicht warm damit. Hen­ne-Ei, zuge­ge­ben, aber man soll­te mit etwas anfan­gen, das leich­ter zu bedie­nen ist. Was bei uns funk­tio­niert, halb­wegs, ist Dienst­an­wei­sung: Jede Lehr­kraft muss eine kom­mer­zi­el­le, ein­fa­che Platt­form für dienst­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on nut­zen. Zu mehr Mate­ri­al­tausch führt das aber auch nicht, Mit Schü­lern geht der Zwang nicht (vor­erst), die leh­nen ab, was umständ­li­cher als Whats­app oder Face­book ist. Um, muss jetzt schlie­ßen, mehr evtl spä­ter, hof­fe hier noch mehr zu lesen.

  • Bin gera­de in der Lüne­bur­ger Hei­de, mit Lap­top und schrei­be jetzt doch mehr, obwohl ich ger­ne weni­ger schrei­ben woll­te (in Anleh­nung an @Thomas):

    Ich war nach den Besu­chen der begeis­tern­den mood­le­moots mit Ralf Hil­gen­stock in Essen und Müns­ter und inter­es­san­ten Fort­bil­dun­gen von Ralf Krau­se rund um das KRZN auch sehr ange­tan von den Mög­lich­kei­ten der Lern­platt­form. Gemein­sam mit einem Kol­le­gen habe ich zwei Instan­zen (für Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Schü­ler­schaft und inner­halb des Kol­le­gi­ums) instal­liert. Es gab SchiLFs, Hand­outs, Anlei­tun­gen und Anre­gun­gen, vor­ge­fer­tig­te Kur­se und per­sön­li­che Unter­stüt­zung. Den­noch kam es nicht zu einer „schul­wei­ten Aus­brei­tung“. Wie ich es auch bei ande­ren Schu­len gese­hen habe, blieb es bei uns bei einem Kaf­fee­satz an inter­es­sier­ten Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen (mit erheb­li­cher Tech­nik­af­fi­ni­tät) und max. 20 Kur­sen bei 120 Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen. Ich muss­te oft und viel ein­grei­fen, was an der bereits von Maik ange­führ­ten Berech­ti­gungs­fum­me­lei lag. Die Ein­füh­rung von GAFE und ein Hacker­an­griff mit völ­li­gem Sys­tem­ver­lust führ­ten zu wei­te­ren „Akzep­tanz­pro­ble­men“.

    Mitt­ler­wei­le habe ich das Mr.-Moodle-Amt an der Schu­le wei­ter­ge­ge­ben und bin auch irgend­wie froh dar­über. Zu schwie­rig war die Acke­rei in die­sem Feld.

    Ganz anders erle­be ich es in der Ver­mitt­lung von ande­ren brow­ser­ba­sier­ten Tools für die Schu­le. Hier über­zeu­gen Funk­tio­na­li­tät, Design, Kol­la­bo­ra­ti­on, Daten­vo­lu­men, Apps und gewohn­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren nicht nur mich, son­dern auch mei­ne Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen allen Alters. Die Pro­gram­me sind in der Basis­ver­si­on nie­mals kos­ten­pflich­tig und daher daten­schutz­recht­lich natür­lich oft­mals frag­wür­dig. Aber fle­xi­bel – nach mei­nem Gus­to – einzusetzen.

    Die eier­le­gen­de Woll­milch­sau, ein Sin­gle Sign-on, ein Rund­um­sorg­los­pa­ket, ein wie-auch-immer, wer­den – so sind mei­ne Erfah­run­gen – weder von dem Kol­le­gi­um noch von der Schü­ler­schaft gefragt. Bei­de Par­tei­en sind fle­xi­bel genug, die­je­ni­gen Tools ein­zu­set­zen, die sie in der jewei­li­gen Situa­ti­on benö­ti­gen. Lern­cou­ch­es machen das doch schon seit ewi­gen Zeit: sie nut­zen Metho­den, die dem Inhalt ange­mes­sen sind, sie nut­zen Medi­en, die zweck­mä­ßig erschei­nen und haben ein gutes Gespür ent­wi­ckelt für Din­ge, die funk­tio­nie­ren und von denen man bes­ser die Fin­ger las­sen soll­te. Die Ler­ner selbst meckern höchs­tens über ein erneu­tes Log­in und stel­len gebets­müh­len­ar­tig die Fra­ge, ob man mit Spam voll­ge­bombt wird. Ins­ge­samt sind sie froh über Abwechs­lung und den Ein­satz des Devices in der Schule.

    QR-Codes, Whats­App, Mails und ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men (ja auch Arbeits­blät­ter) geben mir die Frei­heit das Huhn für das Ei, das Schaf für die Wol­le und die Kuh für die Milch ein­zu­set­zen. Denn die kön­nen das (rela­tiv) bes­ser. Ich gebe den Link für die unter­schied­lichs­ten Vehi­kel weiter.

    - lear­ning­apps für Aufgaben
    – Whats­App für schnel­le Kommunikation
    – trel­lo für Projekte
    – goo­g­le­docs für kol­la­bo­ra­ti­ves Schreiben
    – pad­let für Whiteboardarbeit
    – socra­ti­ve oder kahoot für Online-Life-Response
    – ja auch Mood­le für Datei„verteilung“
    – … (mir fällt noch mehr ein ;-) )

    Viel­leicht erlebt Mood­le im Rah­men von BYOD eine Renais­sance, aber ich per­sön­lich habe seit eini­gen Jah­ren kei­nen Bedarf mehr, Mood­le­kur­se in mei­nen Lern­grup­pen ein­zu­füh­ren. Es funk­tio­niert auch so. Ja genau, es funk­tio­niert. Ganz ein­fach, intui­tiv! Kein Forum, kein Hand­buch, kein Flu­chen, kein Try-and-Error!

    Staat­li­cher­seits habe ich kei­ne Hoff­nung mehr, dass dort ver­nünf­ti­ge Lösun­gen for­ciert wer­den könn­ten und evtl. ist das auch nicht mög­lich oder not­wen­dig. Pro­du­ziert der Staat Stif­te, Ord­ner, Schul­ver­wal­tungs­pro­gram­me, Office­pro­gram­me, Doku­men­ten­ka­me­ras oder Aktive­boards? Ich wür­de mich eher über Rechts­si­cher­heit und rea­lis­ti­sche daten­schutz­recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen für Ler­nen 2.0 freuen.

    P.S. Das ist natür­lich mei­ne sub­jek­ti­ve Mei­nung und aus mei­ner Per­spek­ti­ve als Berufs­schul­leh­rer geschrieben.

    • Lehrer

      Mood­le ist lei­der zu kom­pli­ziert und braucht zu viel Zeit bis man es als Leh­ren­der beherrscht. Es fehlt auch eine ein­fa­che App. Ich ken­ne Schu­len, die auf Edmo­do schwö­ren und in der Tat, es ist sehr benut­zer­freund­lich, weil es Face­book ähnelt. Whats­App hat so ziem­lich alle Platt­for­men ver­drängt (ohne Rück­sicht auf Daten­schutz), es wer­den sämt­li­che Datei­en abfo­to­ga­phiert und ver­teilt, lei­der. Und Zucker­berg freut sich (big­da­ta).

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  • jfaehrmann

    vor­aus­ge­schickt: ich bin fan von celes­tin frei­net, der eine „lern­platt­form“ schon vor 100 jah­ren organisierte.

    mein kom­men­tar passt, den­ke ich, auch hier­hin, wenn­gleich er zunächst gedacht war für ihren arti­kel im FREITAG
    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/oede-war-gestern

    nach­zu­den­ken und vor­zu­den­ken kann nicht scha­den! des­halb DANK an herrn riecken. ein sol­ches den­ken als „mär­chen­stun­de“ zu dif­fa­mie­ren – wie das soeben im thread des FREITAG zu einem arti­kel von ihnen geschah – das sind „kil­ler­phra­sen“, wie man sowas nennt in projektmanagement/brainstorming.

    die pro­blem­la­ge ist ver­mut­lich „drei­fal­tig“:

    ers­tens: ein lern­pro­zess der flup­pen soll, bräuch­te eine kla­re & aner­kann­te ziel­vor­stel­lung, die es aber heu­er nicht gibt, sie­he die abge­bro­che­ne dis­kus­si­on um einen „bil­dungs­ka­non“. wo die­se fehlt, ist der pro­zess nicht „ziel­ori­en­tiert“ und ver­san­det des­halb, bzw es braucht eine immense droh­ku­lis­se um den unter­richt am lau­fen zu halten.

    das zwei­te stand­bein: der lern­pro­zess funk­tio­niert am bes­ten wenn er in wesent­li­chen tei­len per­sön­lich moti­viert statt­fin­det, als per­sön­li­che erkun­dung, für per­sön­lich defi­nier­te pro­jekt­zie­le, im sin­ne eines frei­en, open sys­tem, sur­fend, im „flow“. lei­der aber surft von 1000 froin­den kaum einer, son­dern die meis­ten tau­meln und trol­len in der bran­dung, sind jun­ge opfer eines infor­ma­ti­on over­flow syndrom.

    drit­tens, gibt es da die gewach­se­nen und ver­wach­se­nen inter­es­sen und struk­tu­ren des bil­dungs-schwei­ne­sys­tems (insti­tu­tio­nel­le gewalt), incl schul­buch­ver­la­ge, copy­right-gequat­sche, kmk, unsäg­lich ver­ba­cke­ner beam­ten­haf­tig­keit, angst aller betei­lig­ten incl der eltern vor dem ter­ror der öko­no­mis­tik und ent­spre­chen­dem vor­aus­ei­len­dem gehor­sam bzw feh­len­dem arsch in der hose. da käme man nur raus, wenn man nicht so sehr pei­len müss­te auf wohl­ver­hal­ten, suv und eigen­heim, part­ner und pänz. eig­nen sich die­se unse­re leh­rer aber als rebellen?

    viel­leicht neh­men wir also die oben zitier­te dif­fa­mie­rung des brain­stor­mens als wert­vol­les indiz und erhel­len­de aus­sa­ge dar­über, in welch ver­meint­lich hoff­nungs­lo­ser depres­si­on vie­le leh­rer heu­te ste­cken, ange­sichts des feh­lens eines gesamt­kon­zepts. es gibt viel zu tun für sie, herr riecken. aber das jahr ist ja noch jung ;-)

  • Manch­mal liest man erst spä­ter, aber viel­leicht nicht zu spät! ;)
    Ich per­sön­lich kann mit dem Begriff der Lern­platt­form nicht so viel anfan­gen. Ich glau­be, dass das Ler­nen von einer Platt­form unter­stützt wird, aber in der Regel noch im „ana­lo­gen“ Unter­richt stattfindet.
    Ich ver­su­che mal zu beschrei­ben, wel­chen Weg wir in Schles­wig-Hol­stein gegan­gen sind. Wir sind nicht mit einer Platt­form für die unter­richt­li­che Nut­zung gestar­tet. 2011 ent­stand der Bedarf nach einer Kom­mun­ka­ti­ons­lö­sung für die För­der­zen­tren, da bei uns in SH die Schü­ler und Schü­le­rin­nen die­ser Schu­len zuneh­mend inte­gra­tiv in den all­ge­mein bil­den­den Schu­len unter­rich­tet wor­den sind. Die Lehr­kräf­te der För­der­zen­tren sahen sich nur noch im Rah­men der Dienst­ver­samm­lun­gen und orga­ni­sier­ten ihre Arbeit per Mail. Dass die­se Arbeits­form vie­le Schwie­rig­kei­ten schafft, brau­che ich an die­ser Stel­le wohl nicht zu erläu­tern. Gesucht wur­de ein „vir­tu­el­les Lehrerzimmer“.
    Bei der Lösungs­su­che haben wir nicht auf die Fea­ture­lis­te der Lösun­gen geschaut, son­dern gefragt, was wie gemacht wer­den soll. D.h., dass wir in die Pro­zess­ana­ly­se ein­ge­taucht sind, um für die all­täg­li­che Arbeit Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge machen zu kön­nen. Her­aus kam der schon beschrie­ben Bedarf für Mit­tei­lun­gen, Ter­mi­ne und Doku­men­ten­aus­tausch. Und das man schnell sehen kann, wel­che Infor­ma­tio­nen neu sind. Mehr nicht!
    Und da Lehr­kräf­te mei­ner Mei­nung nach nicht die Admi­nis­tra­ti­on von tech­ni­schen Sys­te­men machen sol­len, brauch­ten wir einen Anbie­ter, der die­se Rol­le übernimmt.
    Wir haben uns dann für die Open Source Lösung „Comm­sy“ ent­schie­den und in einem Pro­jekt mit eini­gen För­der­zen­tren erprobt. Bei der Arbeit mit web­ba­sier­ten Lösun­gen steht für uns der Daten­schutz mit an ers­ter Stel­le, da die­ser in SH schul­recht­lich vor­ge­schrie­ben ist. Alle Lösun­gen, die in ande­ren Kom­men­ta­ren genannt wer­den (Gogg­le, Whats App, …) sind hier ver­bo­ten. In Zusam­men­ar­beit mit unse­rem Daten­schüt­zer haben wir für die Schu­len ein Doku­men­ta­ti­ons­pa­ket für alle daten­schutz­recht­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen erar­bei­tet und damit Rechts­si­cher­heit geschaffen.
    Und unser Lösungs­an­satz funk­tio­nier­te. Wei­te­re För­der­zen­tren woll­ten Schul­comm­sy als vir­tu­el­les Leh­rer­zim­mer nut­zen. 2016 nutzt nun jede vier­te Schu­le in Schles­wig-Hol­stein Schul­comm­sy als Lösung für die schul­in­ter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on. Die Nut­zung hat sich über die För­der­zen­tren auf alle Schul­ar­ten aus­ge­dehnt. Außer­dem „sprang der Fun­ke“ auf die Leh­rer­aus­bil­dung in der ers­ten und zwei­ten Pha­se über. Schul­comm­sy steht mitt­ler­wei­le als Lan­des­lö­sung zur Verfügung.
    Was uns dabei wich­tig ist, dass eine Lösung nicht nur tech­nisch bereit­ge­stellt wird. Wir bie­ten allen Schu­len eine Betreu­ung bei der Imple­men­tie­rung an. Dabei geht es um die Nut­zung der vor­han­den Pro­zes­se in einem digi­ta­len Sys­tem. Und Opti­mie­rung und Ver­än­de­rung die­ser Pro­zes­se, wenn sich die­se als nicht effi­zi­ent erweisen.
    Was ich nun in den letz­ten Mona­ten fest­ge­stellt habe, ist die zuneh­men­de Nut­zung unse­rer Lösung für die Arbeit in den ein­zel­nen Fach­schaf­ten. Die­se orga­ni­sie­ren sich nun selbst­stän­dig. Dabei bil­det der Mate­ri­al­aus­tausch den Schwerpunkt.
    Dadurch, dass Lehr­kräf­te Schul­comm­sy nun ken­nen und all­täg­lich erprobt haben, fällt auch die unter­richt­li­che Nut­zung leicht. Ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt.

    Zum Abschluss noch der Link zu unse­rem Por­tal: https://sh.schulcommsy.de/
    Und die Hin­wei­se zum Daten­schutz: https://www.datenschutzzentrum.de/artikel/265-.html

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  • Hal­lo Maik,

    wir hat­ten das The­ma glau­be ich schon mal ange­ris­sen. LMS haben doch gera­de die Funk­ti­on, dass die Ler­ner nicht bei jedem Leh­rer neue Kom­mu­ni­ka­ti­ons­truk­tu­ren und Aus­tausch-Platt­for­men vor­fin­den. Der eine L nutzt Whats­App, Drop­box etc., der ande­re L Blogs, E‑Mail etc. Das führt doch aus Ler­ner-Sicht nicht zur Vereinfachung.

    Ich gebe dir Recht, dass es ein nie­der­schwel­li­gens For­mat sein muss. Des­halb tes­te ich mit LiVd seit etwa einem Jahr Edmo­do. Brow­ser­ba­siert u zusätz­lich als App für die basa­len Funk­tio­nen. Noch nut­ze ich es allei­ne. Dem­nächst sol­len aber natür­lich auch ande­re FSL das Sys­tem nut­zen. Nur so ergibt sich m.E. ein Mehr­wert von LMS.
    Vom Smart­phone geschrieben :-)

  • LMS ohne stan­dar­di­sier­te Schnitt­stel­len (Cal‑, Card­dav, Ord­ner­syn­chro­ni­sa­ti­on, XML-Export, RSS-Feed usw.) ist für mich Schrott. Bie­ten die wenigsten.
    Eben­so Anbie­ter ohne erkenn­ba­res Geschäfts­mo­dell. Wovon lebt Edmo­do? Wo lie­gen die Daten? Ist die­ses Pro­dukt in Nie­der­sach­sen rechts­kon­form ein­setz­bar? Was mache ich, wenn sich das Geschäfts­mo­dell ändert? Baue ich mei­ne Struk­tu­ren dann anders­wo immer wie­der neu?
    Ori­en­tie­rungs­rah­men Medi­en­bil­dung sagt nicht: Ein Tool mit (meist sehr schlecht nach­ge­mach­ten) Funk­tio­nen ein­zel­ner Anwen­dun­gen, son­dern das zum jewei­li­gen Pro­zess pas­sen­de Tool.

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