Textbausteine – Teil 1

Schu­len nei­gen dazu, ihren cur­ri­cu­la­ren Ver­pflich­tun­gen im Bereich der „neu­en Medi­en“ dadurch nach­zu­kom­men, dass sie sich exter­ne Kräf­te für Auf­ga­ben buchen, die sich durch Vor­trä­ge und ein­ma­li­ge Work­shops zumin­dest mei­ner Mei­nung nach päd­ago­gisch nicht sinn­voll erfül­len lassen.

Not­wen­dig wäre hier aus unse­rer Sicht eher ein stim­mi­ges Kon­zept, was auch die Wei­ter­bil­dung der Lehr­kräf­te und päd­ago­gi­schen Mit­ar­bei­ter ein­schließt, so dass Medi­en­bil­dung im schu­li­schen All­tag ver­an­kert ist und erfahr­bar wird.

Schöne neue dokumentierte Schülerwelt

Haus­auf­ga­ben? Samm­le ich oft mit pseud­ony­mi­sier­ten und nicht öffent­li­chen Blogs ein. Das hat ent­schei­den­de Vorteile:

  • Ich weiß schon am Abend vor­her, wel­che Feh­ler­schwer­punk­te in der Lern­grup­pe auf­tre­ten und kann für die Stun­de gezielt Übungs­ma­te­ri­al zusammenstellen.
  • Durch das Blog bin ich nicht an Datei­for­ma­te gebun­den und kann quer­le­sen – end­lich kein x‑faches Gekli­cke mehr in der Hoff­nung, dass mei­ne Text­ver­ar­bei­tung das aktu­el­le Micro­soft­for­mat frisst.
  • Durch den Bei­trags­zäh­ler bei den Autoren­na­men weiß ich ganz genau, wer in wel­chem Umfang gear­bei­tet, bzw. die Haus­auf­ga­be über­haupt erle­digt hat.
  • Gera­de für stil­le­re SuS ist von Vor­teil, dass ihre Leis­tun­gen doku­men­tiert sind und für die Beno­tung der „sons­ti­gen Leis­tung“ mit her­an­ge­zo­gen wer­den kön­nen. So wird nie­mand dafür „bestraft“ im Unter­richt still zu sein.
  • Durch die Sor­tie­rung nach Autoren ent­ste­hen nach und nach Port­fo­li­os, die auch dabei hel­fen, SuS Ent­wick­lun­gen in ihren Schreib­fer­tig­kei­ten aufzuzeigen.

Herr Riecken, zu Ihrer Blog­ge­rei mit uns, muss ich Ihnen mal ein paar Din­ge sagen. Immer wenn ich eine Haus­auf­ga­be inner­halb des Blogs erle­di­ge, füh­le ich mich genö­tigt, das beson­ders zeit­auf­wen­dig und gut zu machen, weil es eben für immer und ewig dort ste­hen­bleibt. Das kos­tet mich Zeit und ist im Ver­gleich zum nor­ma­len Heft ein­fach unglaub­lich auf­wän­dig. Außer­dem wer­de ich ja immer „erwischt“, wenn ich etwas nicht erle­digt habe. In einer nor­ma­len Unter­richts­stun­de kann ich hof­fen, ein­fach nicht dran­zu­kom­men – es gibt neben den gan­zen Haus­auf­ga­ben schließ­lich immer noch sowas wie ein Leben – gera­de in Zei­ten von G8. Zu die­ser gan­zen Port­fo­lio- und „Sons­ti­ge Leistungen“-Geschichte: Machen Sie das mit allen Ihren SuS? Um Klau­su­ren zu kor­ri­gie­ren, brau­che Sie doch jetzt schon eher Wochen als Tage. Sie schau­en sich ernst­haft für alle Ihre Schü­lern­nen und Schü­ler die „Schreib­ent­wick­lung“ an? Hal­lo? Wachen Sie mal auf und kom­men Sie in der Rea­li­tät an. Krie­gen Sie mal Ihre täg­li­che Ver­wal­tungs­ar­beit in den Griff, bevor Sie hier Ihr Traum­tän­zer­zeug mit uns machen!

Hin­weis: Die­se Äuße­rung ist fik­tiv und erdacht!

Also die­se Lern­platt­for­men – ein­fach Klas­se. Was da alles mit mög­lich wird! Wenn man ein rich­ti­ges Kon­zept besitzt, dann…

  • kön­nen wir von der Grund­schu­le an für die wei­te­re Schul­lauf­bahn doku­men­tie­ren, wel­che Inhal­te schon behan­delt wor­den sind.
  • erhal­te ich durch stan­dar­di­sier­te Test­auf­ga­ben indi­vi­dua­lier­te Rück­mel­dun­gen zu den Stär­ken und Schwä­chen der ein­zel­nen Schü­le­rin­nen und Schüler
  • kann ich explo­ra­ti­ves Ver­hal­ten im Netz (Chat, Blog, Wiki usw.) in einem Schutz­raum ent­wi­ckeln, das ist gera­de für jün­ge­re SuS wichtig.
  • ent­steht struk­tu­riert über die Jah­re ein Port­fo­lio, wel­ches mir hilft, auf indi­vi­du­el­le Ent­wick­lun­gen einzugehen
  • wer­den durch die Arbeit in der Platt­form alle Mit­glie­der einer Lern­grup­pe glei­cher­ma­ßen akti­viert, da ja alle arbei­ten und nie­mand sich ent­zie­hen kann.

Herr Riecken – haben Sie sich eigent­lich schon­mal gefragt, ob ich stän­dig „akti­viert“ sein will? Also wenn alle LuL mit Ihrem Ansatz arbei­ten, bin ich nach 90 Minu­ten echt durch mit der Welt. Soviel „Akti­vie­rung“ hält doch nie­mand über einen Schul­tag aus. Kann ich bei der Arbeit mit einer Lern­platt­form aus dem Fens­ter schau­en? Kann ich auch mal „abschal­ten“, ohne dass das gleich „doku­men­tiert“ wird, weil mein Text viel­leicht im Ver­gleich zu ande­ren viel zu kurz ist? Außer­dem schä­me ich mich manch­mal auch mei­ner Pro­duk­te: Ich kann es ein­fach nicht bes­ser und es hilft mir dann nicht, dass ich zum xten-Mal sehe, dass Jose­phi­ne schon wie­der den Vogel mit ihrem Pro­dukt abge­schos­sen hat. Mei­nen Wer­de­gang in einer Lern­platt­form doku­men­tie­ren, damit Sie wis­sen, was ich schon alles gemacht habe? Ich will nicht, dass Sie das wis­sen. Und wis­sen Sie auch war­um? Nur weil da steht, dass schon etwas behan­delt wor­den ist, ist es doch noch lan­ge nicht von mir ver­stan­den wor­den. Ich will, dass Sie es mir noch ein­mal erklä­ren – nicht weil Sie lesen, dass z.B. mei­ne Berich­te schon immer gro­ßer Mist waren, son­dern weil Sie mein ehr­lich fra­gen­des Gesicht im Unter­richt sehen. Ich will, dass Sie mich sehen und nicht mei­ne „Sta­tis­ti­ken“ und „Klick­ra­ten“ und „Besuchs- und Bear­bei­tungs­zei­ten. Auf die­ses E‑Learningzeug habe ich oft genau­so wenig Bock wie auf die­se blö­den Lek­tü­ren. Bei­des ist halt Schu­le – nur eben ein­mal Schu­le auf dem Com­pu­ter. Mei­nen Sie, dass ich das nicht sehr bald raffe?

Hin­weis: Die­se Äuße­rung ist fik­tiv und erdacht!

Und raus aus der lite­ra­ri­sche Auf­ar­bei­tung des Themas:

  • Wie vie­le Stim­men von Ler­nen­den höre wir, wenn wir über Blogs, Wikis und Lern­platt­for­men in z.B. Fach­fo­ren diskutieren?
  • Wel­che Inter­es­sen haben wir und wel­che Inter­es­sen haben die Lernenden?
  • Wie bewäl­ti­gen wir unse­ren Anspruch, z.B. den Auf­bau, die Beglei­tung und die Bewer­tung von Portfolios?
  • Wie kön­nen wir unse­ren Ansprü­chen, die wir im Kon­text von Blog‑, Wiki- und Lern­platt­form­ar­beit im Kon­text des bestehen­den Sys­tems genügen?
  • Mit wel­chem Ein­druck ver­las­sen Ler­nen­de unse­re Lern­grup­pen nach der Web2.0‑Arbeit?
  • Wie bekom­men wir den „Mehr­wert“ auch für die meis­ten Ler­nen­den transportiert?
  • Wel­che Inter­es­sen und Moti­va­ti­on lei­ten uns neben dem Wil­len nach qua­li­ta­ti­ver Ver­bes­se­rung von Unterricht?
  • Wel­che „heim­li­chen“ Hoff­nun­gen gibt es bei uns in die­sem Kontext?

Mein Fragenset für die Evaluation von Unterricht

… natür­lich in die­ser Form nur für die Oberstufe:

  1. Ich habe mich im Unter­richt wohl gefühlt.
  2. Ich habe den Ein­druck, dass Herr Riecken bestimm­te SuS bervorzugt
  3. Die Haus­auf­ga­ben­be­las­tung war in Ordnung.
  4. Ich füh­le mich durch den Unter­richt gut auf das Abitur vorbereitet.
  5. Ich habe im Fach Deutsch etwas bei Herrn Riecken gelernt.
  6. Ich fin­de, dass Herr Riecken im Ver­gleich zu den Par­al­lel­kur­sen zu hohe Ansprü­che hat.
  7. Herr Riecken gibt sich Mühe, den Unter­richt abwechs­lungs­reich zu gestalten.
  8. Herr Riecken ist gut auf den Unter­richt vorbereitet.
  9. Herr Riecken ist fach­lich kompetent.
  10. Herr Riecken hält die not­wen­di­ge Distanz (ver­bal & phy­sisch) zu mir ein.
  11. Herr Riecken lässt sich leicht vom Unter­richts­ge­gen­stand ablenken.
  12. Die Klau­su­ren waren für mich zu anspruchsvoll.
  13. Die Rück­mel­dun­gen (Gut­ach­ten) zu den Klau­su­ren waren für mich nachvollziehbar.
  14. Die Rück­mel­dun­gen (Gut­ach­ten) zu den Klau­su­ren haben mir gehol­fen, mich zu verbessern.
  15. Die schrift­li­chen Noten sind nachvollziehbar.
  16. Herr Riecken gibt zu wenig Vor­ga­ben für das Schrei­ben eines Textes.
  17. Die münd­li­chen Noten der ande­ren SuS fand ich gerechtfertigt.
  18. Mei­ne eige­nen münd­li­chen Noten fand ich gerechtfertigt.
  19. Herr Riecken soll­te fest­hal­ten, wer Auf­ga­ben erle­digt und wer nicht.
  20. Im Ver­gleich zu ande­ren Kur­sen wird bei Herrn Riecken viel mit unter­schied­li­chen Medi­en gearbeitet.
  21. Der Medi­en­ein­satz (Blog), White­board stellt für mich einen Gewinn dar.
  22. Das Unter­richts­blog war mir eine Hilfe.
  23. Ich bedaue­re, dass die Pro­to­kol­le im Blog irgend­wann nicht mehr ver­fasst wurden.
  24. Ich habe mich im Unter­richt im Rah­men mei­ner Mög­lich­kei­ten engagiert.
  25. Der Kurs war ins­ge­samt sehr engagiert.
  26. Die Unter­richts­qua­li­tät hat zum Ende des Kur­ses nachgelassen.
  27. Ich habe nichts dage­gen, dass Herr Riecken (Teil-)Ergebnisse die­ser Umfra­ge anonym in sei­nem Blog veröffentlich.

Die SuS müs­sen sich dann für jeweils eine der fol­gen­den Ant­wort­mög­lich­kei­ten entscheiden:

  • trifft zu
  • trifft meis­tens zu
  • trifft weni­ger zu
  • trifft nicht zu

Wie man sieht, gibt es kei­ne „Flucht­mög­lich­keit“ zur Mit­te hin. Die Fra­gen zum Blog bezie­hen sich auf die­sen Arti­kel.

Tech­nisch löse ich das mit dem Feed­back­mo­dul von Mood­le, da das sau­ber anony­mi­siert – selbst für den Admi­nis­tra­tor ist nicht nach­voll­zieh­bar, wer wie geant­wor­tet hat. Zusätz­lich gibt es immer einen Text, der sinn­ge­mäß mehr oder weni­ger so lautet:

Bit­te nimm dir etwas Zeit für die fol­gen­den Fra­gen. Es ist NICHT nach­voll­zieh­bar, wer wel­che Ant­wor­ten gege­ben hat, auch für den Admi­nis­tra­tor die­ser Sei­te nicht.

Die Beant­wor­tung macht nur Sinn, wenn du ehr­lich ant­wor­test. Weder soll­test du aus Sym­pa­thie­grün­den „freund­lich“, noch aus Aver­sio­nen her­aus „unfreund­lich“ bewerten.

Die­se Eva­lua­ti­on kommt dir nicht mehr zugu­te, wohl aber den nach­fol­gen­den Schülergenerationen.

In die­sem Jahr gab es sehr wich­ti­ge und auch über­ra­schen­de Ergeb­nis­se zum Blog­ein­satz – ich neh­me da eine Men­ge für die „nächs­te Run­de“ mit. Immer wie­der tre­ten Wider­sprü­che auf, da ich eini­ge Erwar­tun­gen mitt­ler­wei­le bewusst auch enttäusche.

Im Ver­gleich zur einer vor­he­ri­gen Eva­lua­ti­on habe ich mich in vie­len Punk­ten zwar „ver­bes­sert“, trotz­dem wie­gen bei eini­gen Fra­gen unzu­frie­den machen­de 20% weit­aus schwe­rer als zufrie­den machen­de 80% – der nächs­te Qua­li­täts­ma­nage­m­ent­zy­klus möge also beginnen.

Neu mit dabei ist die Fra­ge nach der Distanz (10). Die Ant­wor­ten auf die­se Fra­ge waren für mich mehr als eine Erleich­te­rung, das sich anschlie­ßen­de Gespräch „aus dem Näh­käst­chen der Schul­erfah­rung“ gab hin­ge­gen viel Anlass zum Nachdenken .

Technologie allein löst und initiiert nichts

In der Che­mie gibt es den Begriff des dyna­mi­schen Gleich­ge­wichts. Damit ist nicht ein sta­ti­sches Gleich­ge­wicht auf einer Pen­del­waa­ge gemeint, son­dern eines, dass sich durch stän­di­ge Ver­än­de­run­gen aus­zeich­net. Die­se Ver­än­de­run­gen voll­zie­hen sich jedoch auf der Mikroebe­ne und sind für unse­re Sin­ne nicht wahr­nehm­bar, so dass es in der Sum­me so scheint, als ver­än­de­re sich nichts. Ein gutes Bei­spiel dafür ist eine geschlos­se­ne Spru­del­fla­sche. Zwi­schen dem Spru­del­was­ser und der auch in der Fla­sche ein­ge­schlos­se­nen Luft besteht fol­gen­des Gleichgewicht:

    \[ (1)\; HCO_{3(aq)}^- + H_3O^+_{(aq)} \rightleftharpoons CO_2_{(g)} + 2H_2O_{(l)} \]

Gelös­te Koh­len­säu­re (lin­ke Sei­te) spru­delt aus der Fla­sche und zer­setzt sich dabei in Koh­len­stoff­di­oxid und Was­ser. In einer ver­schlos­se­nen Spru­del­fla­sche steigt dadurch der Druck in der Gas­pha­se unter dem Schraub­de­ckel. Mit höhe­rem Druck läuft die Glei­chung (1) wie­der rück­wärts, d.h. Koh­len­stoff­di­oxid löst sind unter Bil­dung von Koh­len­säu­re wie­der im Spru­del­was­ser. Irgend­wann pen­delt sich das ein: In dem Maße wie Koh­len­stoff­di­oxid ent­steht löst es sich auch wie­der. Sowohl der Druck in der Fla­sche als auch die Kon­zen­tra­ti­on der Koh­len­säu­re im Spru­del ändern sich nicht mehr – für uns sieht es dann so aus, als gesche­he gar nichts mehr.

Kurz­fas­sung:

Jemand, der von außen auf ein sol­ches Sys­tem schaut, sieht nichts, bzw. nimmt nichts wahr. Er weiß aber, dass meh­re­re Fak­to­ren in der Fla­sche eine Rol­le spie­len: Koh­len­säu­re, Koh­len­stoff­di­oxid, Druck usw.. Wann immer er misst, ver­fei­nert er nur sei­ne Sin­ne – die Mes­sung ändert am Sys­tem selbst nichts.

Dyna­mi­sche Gleich­ge­wich­te haben eine wit­zi­ge Eigen­schaft. Unser Außen­ste­hen­der könn­te jetzt auf die Idee kom­men, z.B. ein­fach den Druck im Sys­tem zu erhö­hen, um eine Ver­än­de­rung her­bei­zu­füh­ren. Wie reagiert das Sys­tem darauf?

Mehr Druck ist „unan­ge­nehm“ bzw. eine Stö­rung. Also wird das Sys­tem dafür sor­gen, dass mehr gas­för­mi­ges Koh­len­stoff­di­oxid gelöst wird und damit der äuße­re Druck kom­pen­siert ist – in der Che­mie sagt man, dass das Sys­tem so aus­weicht, dass die Aus­wir­kun­gen eines äuße­ren Zwan­ges mini­miert wer­den (Gesetz von Le Chate­lier). Lässt der äuße­re Druck nach, jus­tiert sich das Sys­tem wie­der auf den Ursprungs­zu­stand zurück.

Um das Sys­tem zu ändern, muss ich nicht an einem Para­me­ter dre­hen, son­dern ich muss z.B. die Fla­sche auf­schrau­ben. Das ist bei Spru­del­fla­schen begrenzt müh­sam, da das Auf­schrau­ben ja mit einer Druck­ent­las­tung ver­bun­den ist und sich der Deckel dadurch recht leicht löst. Sozia­le Sys­te­me hal­ten ihren Deckel oft von innen fest.

Und jetzt zur Technologie

Tech­no­lo­gie trifft immer auf ein sozia­les Sys­tem. Wenn ich einer Schu­le einen Com­pu­ter­raum hin­stel­le, wird mit Com­pu­tern gear­bei­tet wer­den. Es wird dabei eini­ge weni­ge geben, die damit eine neue Metho­dik und Didak­tik ent­wi­ckeln. Es wird aber auch Men­schen geben, die den impli­zi­ten Druck dadurch min­dern, dass sie gewohn­te Struk­tu­ren ein­fach digi­tal abbil­den. Mit einem iDin­gens kann ich z.B. eBooks lesen und viel­leicht bald auch Schul­bü­cher auf­schla­gen. Wenn es das ist, was ich damit pri­mär mache, wer­de ich iDin­gens doof fin­den, weil die ja teu­er und deren Akkus irgend­wann alle sind. Das ist ein Buch ja viel bes­ser. Das kann jeden­falls nicht kaputt gehen.

Hal­tung

Die Hal­tung ist idea­ler Wei­se so, dass sich der Deckel abschrau­ben lässt, das Sys­tem sich dadurch öff­net und aus dem bis­he­ri­gen Gleich­ge­wicht kommt. Die Arbeit mit loka­len Apps z.B. hal­te ich für kei­nen gro­ßen Fort­schritt, son­dern ledig­lich für eine Digi­ta­li­sie­rung von Bestehen­dem mit natür­lich(!) berech­tig­tem Stel­len­wert. Das geht aber teil­wei­se sogar so weit, dass real mög­li­che Expe­ri­men­te durch Apps ersetzt wer­den („gefähr­li­che Ver­su­che“ auf You­tube schau­en, Fall- und Beschleu­ni­gungs­expe­ri­men­te per App). Die Ergeb­nis­se sind dabei immer super und vor­her­sag­bar – mit einem Expe­ri­ment hat das aber nichts zu tun. Der Moment, in dem mir der Was­ser­schlauch damals vom Küh­ler gesprun­gen ist und mich von oben bis unten ein­ge­saut hat, war wahr­schein­lich der­je­ni­ge, der einen che­mi­schen Zusam­men­hang bei den SuS ver­fes­tigt hat (und mich seit­dem Schlauch­schel­len ver­wen­den lässt).

Jedes Expe­ri­ment ist ein wenig Auf­bruch ins Unge­wis­se – es kann etwas schief gehen, weil es in der Natur des Expe­ri­ments liegt. Peni­cil­lin und Por­zel­lan sind übri­gens zwei Pro­duk­te von „schief gegan­ge­nen Expe­ri­men­ten“. Wenn aber schon ein neu­es Gerät, dann bit­te auch die expe­ri­men­tel­le Hal­tung, auch explo­ra­tiv zu arbei­ten. Das darf sich nicht nur(!) auf Apps beschrän­ken, son­dern muss m.E. auch und an zen­tra­ler Stel­le als Fens­ter ins Netz rea­li­siert sein (dafür braucht es übri­gens kein teu­res Gerät, das geht tat­säch­lich auch mit eige­nen Devices). Die Hal­tung dabei ist die glei­che, wie sie bei jedem neu geplan­ten Expe­ri­ment ohne­hin schon vor­han­den ist. Tech­nik oder ein bestimm­tes Device haben damit erst­mal nichts zu tun – mit einer Aus­nah­me: Für mich ist der Brow­ser die Zukunft. Alles ande­re wird immer an den übli­chen Bar­rie­ren scheitern.

Geister

In mei­ner Tätig­keit als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter begeg­nen mir zur Zeit eine gan­ze Men­ge Geis­ter, die ich frei nach Charles Dickens  hier ein­mal vor­stel­len möch­te. Gemein­sam mit Dickens Geis­tern haben sie, dass sie mich zur­zeit ganz stark in Grü­beln brin­gen und vie­les aus den letz­ten Jah­ren in einem ganz ande­ren Licht erschei­nen lassen.

Die Dämo­nen

Dämo­nen sind für einen Tech­ni­ker ziem­lich wich­tig: Man sieht von ihnen nichts, aber sie lau­schen unauf­hör­lich, ob Auf­ga­ben anlie­gen, die sie immer oder auch zeit­ge­steu­ert abar­bei­ten. Ohne Dämo­nen kommt ein Unix­sys­tem völ­lig zum Erlie­gen – die CPU bekommt kei­ne Auf­ga­ben, die Auf­ga­ben kei­ne Rechen­zeit. Dämo­nen nimmt man als etwas Selbst­ver­ständ­li­ches hin – sie funk­tio­nie­ren halt.

Jeder Leh­rer erfüllt Dämo­nen-Auf­ga­ben, die Schul­lei­tung mehr, der nor­ma­le Kol­le­ge weni­ger. Der Unix-Dämon braucht eigent­lich nichts außer Updates (von ande­ren Dämo­nen gesteu­ert), eine Lauf­zeit­um­ge­bung oder Ener­gie. Dar­an hapert es auf einem IT-Sys­tem meist nicht. Stirbt ein Dämon, star­tet man ihn neu und er ist der­sel­be wie vor­her – genau so belast­bar, genau­so effek­tiv, gefühls­los, nicht nachtragend.

Geben wir den mensch­li­chen Dämo­nen­auf­ga­ben immer die Ener­gie, die sie brau­chen? Aner­ken­nung – still oder offen? Haben sie eine Lauf­zeit­um­ge­bung, die ihnen gibt, was sie für ihre Funk­ti­on benötigen?

Geis­ter­kon­zep­te

Wir pro­du­zie­ren in Nie­der­sach­sen an den Schu­le zur­zeit vie­le Kon­zep­te. Die Pro­duk­ti­ons­ra­te steigt im Vor­feld einer Inspek­ti­on dabei erheb­lich an. Vie­le davon sind schön geschrie­ben und vol­ler Kom­pe­tenz­buz­zwords. Wie vie­le wer­den gelebt? Wie misst man das Gelebt­wer­den von Kon­zep­ten durch z.B. eine Eva­lua­ti­on? Wie lebt man geschätz­te 20 Kon­zep­te gleich­zei­tig anm ein und der­sel­ben Schu­le? Ein nicht geleb­tes Kon­zept ist halt so da – ein Pro­dukt, was man vor­zei­gen kann. Es ist aber ohne die Hand­lung, die dicho­to­misch zu ihm gehö­ren muss, wenn es einen Wert haben soll, nicht real. Es ist dann ein Geist. Für die einen ein guter, weil er die Inspek­to­ren beglückt, für die ande­ren ein abgrund­tief böser, weil er die Res­sour­cen Zeit und Wahr­neh­mung ohne Gegen­leis­tung ver­schwen­det. Drei wirk­lich geleb­te Kon­zep­te an einer Schu­le. Wäre das nicht eine Basis?

 Der Geist einer Schule

Es ist ziem­lich ver­rückt und es klingt total ein­ge­bil­det: Bei den bis­he­ri­gen Schu­len, die ich besucht habe, war mir schon nach weni­ge Metern im Gebäu­de klar, wie das sich anschlie­ßen­de Gespräch mit dem meist Schul­lei­ter ver­lau­fen wür­de. Die Mix­tur als Geräu­schen und Stil­le, aus Archi­tek­tur, aus Geruch und Licht­stim­mung spricht Bän­de bar jed­we­der Ratio­na­li­tät. Das Selt­sa­me dar­an ist, dass ich den Geist mei­ner eige­nen Schu­le am wenigs­ten von allen erleb­ten beschrei­ben kann- viel­leicht weil alles schon viel zu gewohnt und ver­traut ist.

Mir sind Äußer­lich­kei­ten eigent­lich immer recht egal gewe­sen, obwohl ich immer neid­voll in reich geschmück­te Klas­sen­zim­mer gehe – ich den­ke dabei dann doch eher an: „Und wer räumt das alles wie­der auf?“. Ich weiß, dass ich einen eige­nen Raum möch­te, den ich selbst gestal­ten kann, in dem mein Geist herrscht, in dem ich Lern­an­ge­bo­te und ‑medi­en bereit­hal­ten kann, die mir eine wei­te­re Öff­nung des Unter­richts ermöglichen.

An die­sen Ideen mer­ke ich, wie sehr ich das, was Schu­le im All­ge­mei­nen als Geist vor­gibt, als unab­än­der­lich hin­ge­nom­men habe. Jetzt, wo die Müh­le zwar noch läuft – aber an min­des­tens zwei ver­schie­de­nen Orten, begrei­fe ich, was noch alles mög­lich ist und was schon anders­wo tat­säch­lich gemacht wird. Viel zu ler­nen gibt es für mich an den Grundschulen.

Es ist, was den Geist angeht, aber bis­her recht egal, was drau­ßen an der Tür steht.

Bleibt noch dies:

Wer mir sagt, dass man Geis­ter mes­sen, beschrei­ben und allein durch die­se bei­den Ope­ra­tio­nen ent­wi­ckeln kann, der hat ein Welt­bild, das zu dem mei­nen nicht passt. Ich habe noch nie einen bösen Geist gese­hen, der dadurch ver­schwand oder einen guten, der dadurch zum über­mäch­ti­gen Dschinn wurde.

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