Soll ich das wirklich hochladen?

Es gibt immer wie­der Ver­su­chun­gen – Ver­su­chun­gen, Bil­der und Tex­te ein­fach so in das Netz hoch­zu­la­den. Wenn in der Pro­fil­an­sicht einer 19-jäh­ri­gen Schü­le­rin, die laut eige­nen Anga­ben seit drei Mona­ten frisch ver­liebt ist, Wer­bung für ein neu­ar­ti­ges Ver­hü­tungs­pro­dukt auf­poppt, dann den­ke ich als miss­traui­scher Mensch, dass eine Soft­ware das Merk­mal „weib­lich“ mit dem Merk­mal „frisch ver­liebt“ kor­re­liert, obwohl es wahr­schein­lich nur ein Zufall ist – ganz bestimmt.

Ich habe mir für mei­ne SuS eini­ge Hilfs­fra­gen aus­ge­dacht, anhand derer man ent­schei­den kann, wie lan­ge man beim Hoch­la­den mit sich hadern soll (das Hoch­la­den selbst wird kei­ne die­ser Hilfs­fra­gen ver­hin­dern – so rea­lis­tisch bin ich).

  1. Wäre es in Ord­nung für dich, wenn dein Text/Foto/Forenbeitrag auf einer wei­ßen Wand vor dem Haupt­por­tal dei­ner Schu­le für jeder­mann sicht­bar stünde?
  2. Wäre es in Ord­nung für dich, wenn dein Bild auf der Titel­sei­te des Regio­nal­blat­tes erschiene?
  3. Wäre es in Ord­nung für dich, wenn in drei­ßig Jah­ren jemand aus dei­nem Umfeld dank ver­bes­ser­ter Such­al­go­rith­men, die­ses Bild, die­sen Text trotz Nick­na­me usw. dir zuord­nen könnte?
  4. Wäre es in Ord­nung für dich, wenn dein Vater/deine Mut­ter dich so sieht / sowas von dir liest?

Erläu­te­rung:

Das Netz ist ein welt­wei­tes Publi­ka­ti­ons­me­di­um. Die Reich­wei­te einer regio­na­len Ver­öf­fent­li­chung ist u.U. weit­aus gerin­ger, wenn zufäl­lig rele­van­te Such­kri­te­ri­en durch z.B. EXIF-Daten eines Fotos erfüllt wer­den. Ich gehe zusätz­lich davon aus, dass wir zuneh­mend mit unse­rer Netz­iden­ti­tät leben müs­sen und dass sol­che Daten nicht ver­lo­ren gehen. Gestoh­le­ne Kun­den­da­ten von Groß­un­ter­neh­men sind ja im stren­gen Sin­ne nicht gestoh­len – sie sind unaut­ho­ri­siert kopiert.

Viel­leicht bin ich ein miss­traui­scher Mie­se­pe­ter – natür­lich ler­nen Jugend­li­che und Kin­der nur durch Erfah­rung. Vor der Erfah­rung, im Kel­ler Schlag­zeug spie­len zu müs­sen, bewah­ren wir unse­rer Kin­der. Vor der Erfah­rung, sich ein Kin­der­zim­mer mit einem Geschwis­ter­kind tei­len zu müs­sen, zuneh­mend auch. Vor der Erfah­rung, in Leben lang mit u.U. Mist aus eige­ner Pro­duk­ti­on umzu­ge­hen bewah­ren wir sie nicht ein­mal dadurch, dass wir die­ser Bedro­hung nach­ge­hen oder sie zumin­dest ver­su­chen zu ver­ste­hen. Das eine kann Geld regeln – das ande­re nicht. son­dern nur Zeit. Die (Ganztags-)Schule wird’s richten.

Moodle 2.0 – What’s new?

Erst­mal eine klei­nes Video von Lutz Ber­ger dazu (via Twit­ter durch Heinz Kret­tek):

… und jetzt natür­lich mein Kom­men­tar zu zwei aus­ge­wähl­ten Neuerungen:

1. Beding­te Akti­vi­tä­ten (con­di­tio­nal activities)
Bis­her war es so, dass eine Schü­ler inner­halb eines Mood­le­kur­ses alle Akti­vi­tä­ten sehen konn­te, die für ihn durch den Kurser­stel­ler nicht ver­bor­gen wor­den oder durch das Benut­zer­ma­nage­ment (Grup­pen, Grup­pie­run­gen) ihm nicht zugäng­lich waren. Nun­mehr sind Din­ge mög­lich, wie
  • das nächs­te Doku­ment kannst du erst lesen, wenn du vor­her dem Link x gefolgt bist“
  • wenn du im Test 40% erreicht, bekommst du Auf­ga­be 1 (leicht) und wenn du 80% erreichst, bekommst du Auf­ga­be 2 (schwer)“
  • Es sieht zusätz­lich so aus, als ob unter der Ober­flä­che ein Logik­sys­tem wer­kelt, also even­tu­ell auch Kon­struk­te wie logisch AND, XOR, OR, NOT mög­lich werden
Mein Kom­men­tar:
Mit eigen­stän­di­gem Ler­nen und indi­vi­du­el­ler Frei­heit im eige­nen Lern­pro­zess hat das für mich nicht so viel zu tun. Es kann hart ver­drah­tet wer­den, wie ich zu ler­nen habe. Viel­leicht ver­ste­he ich Link 1 ja erst in Zusam­men­hang mit Text A, den ich aber vor­her gar nicht sehen kann. Ich fürch­te mich davor, das vie­le Leh­ren­de genau die­ses Fea­ture dafür nut­zen wer­den, tra­di­tio­nel­len Unter­richt noch stär­ker 1:1 auf Mood­le abzu­bil­den und stren­ge Lern­we­ge vor­zu­ge­ben. Zudem haut die­ses Fea­ture ja in die Ker­be der „glei­cher Inhalt, glei­che Chan­cen, Leh­ren­den­ent­las­tung durch gleich­schrit­ti­ge Zusammenarbeit“-Bewegung. Da ver­kennt die Tech­nik in mei­nen Augen ein­mal mehr die Psy­cho­lo­gie. Das Zwi­schen­mensch­li­che muss stim­men, dann fin­det Zusam­men­ar­beit statt. Dann kom­men die Tools – aber es ist ja schön, dass das schon klappt bzw. das Tool schon da wäre. Ach ja – unnö­tig zu erwäh­nen, dass Mood­le jetzt „end­lich“ weiß, wie weit jeder Schü­ler mit sei­nem Lern­weg ist und das als Lern­be­richt aus­spuckt. Wer ein sol­ches Kon­troll­in­stru­ment braucht und mit den dar­auf gewon­ne­nen Ergeb­nis­sen und Daten bei sei­nen gan­zen SuS indi­vi­du­ell pro­duk­tiv umge­hen kann – ein Pri­vat­le­ben dürf­te er dann nicht mehr haben. Wer es nicht kann, muss sich sagen las­sen: Daten­spar­sam­keit? Was war das nochmal?
Die Geschich­te mit den Tests und der beding­ten Ver­zwei­gung fin­de ich hin­ge­gen gut und kann mir das bei The­men vor­stel­len, wo Mood­le kom­plett den Leh­ren­den sub­sti­tu­iert (d.h. bei rei­nen E‑Lear­ning-Kur­sen wie es z.B. Sco­yo & Co. vormachen).

2. Schnitt­stel­len zu exter­nen Systemen
Mood­le wird ver­stärkt Daten mit exter­nen Sys­te­men aus­tau­schen kön­nen, deren API frei ver­füg­bar ist, z.B. You­Tube, flickr, Alfres­co, Maha­ra, Blogs etc.. Ich kann z.B. als Schü­ler eine ein­ge­reich­te Auf­ga­be direkt per Klick in mein Maha­ra-Port­fo­lio über­tra­gen – ich muss das wohl doch ein­mal kon­fi­gu­rie­ren… Ich kann als Kurser­stel­ler z.B. You­Tube-Vide­os kom­for­ta­bel über einen neu­en Edi­tor (TinyMCE) per Klick ein­bin­den ohne die jetzt not­wen­di­ge Codekopiererei.

Kom­men­tar:
Ich fin­de die­sen Schritt abso­lut wich­tig und ein wirk­li­ches Novum. Es erleich­tert auch uner­fah­re­nen KuK das Erstel­len von mul­ti­me­di­al anspre­chen­den Kur­sen. Es ermög­licht, vor­han­de­ne Web­res­sour­cen unkom­pli­ziert zu nut­zen ohne Inhal­te dop­pelt vor­hal­ten zu müs­sen. Gera­de auf die Kom­bi­na­ti­on mit Blogs freue ich mich. Wenn es beim Mahar­aex­port auf dem bis­he­ri­gen Stand blei­ben soll­te (nur Datei­en kön­nen kopiert wer­den), wäre es ent­täu­schend. Span­nend wird es dadurch, wenn z.B. Bei­trä­ge im eige­nen Mood­le­b­log mit allen Datei­en ver­öf­fent­lich wer­den könn­ten, z.B. nach Word­Press oder Maha­ra. Lei­der gibt es in Mood­le stan­dard­mä­ßig noch gar nicht so vie­le Orte, an denen Nut­zer eige­nen Con­tent erstel­len kön­nen. Da arbei­ten die bestimmt aber noch dran – sonst wäre die Maha­ra­kopp­lung etwas „dünn“ vom Ertrag. Auf jeden Fall soll­te man jetzt aber schon dar­auf ach­ten, dass das ein­mal ver­wen­de­te CMS an einer Insti­tu­ti­on eine mit Mood­le kom­pa­ti­ble API auf­weist… Das könn­te nicht kurz- aber mit­tel­fris­tig span­nend werden.

Wei­te­re Neuerungen
Ganz viel soll sich auch hin­sicht­lich der Benut­zer­freund­lich­keit ändern. Ob der Rück­stand Mood­les (Web 2.0, Ajax kommt da jetzt ja erst all­mäh­lich) zu ande­ren Sys­te­men in die­ser Hin­sicht auf­ge­holt wer­den kann, bleibt abzu­war­ten. Ich sehe sehr gespannt den geplan­ten Ver­ein­fa­chun­gen bei der Bedie­nung des Rech­te­sys­tems ent­ge­gen. Nicht, dass ich das Rech­te­sys­tem je gebraucht hät­te, aber viel­leicht fällt dadurch ein Teil der Fra­gen auf Moodle.org weg, die dann durch Fra­gen zum Logik­sys­tem bei den „Con­di­tio­nal Acti­vi­ties“ ersetzt werden.
Wer noch mehr über Mood­le 2.0 wis­sen möch­te, sei auch den oben ver­link­ten You­Tube-Film ver­wie­sen – und vor allem auch noch auf ande­re Mei­nun­gen zu den neu­en Fea­tures als auf meine…
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