Moodlekurs: Teil 1

Ein­lei­tung:

Ich habe eine Men­ge Anlei­tun­gen zu Mood­le gele­sen, die im Wesent­li­chen den übli­chen Stan­dards für Anlei­tun­gen fol­gen – oft sind da Anein­an­der­rei­hun­gen von teil­wei­se fröh­lich bunt mar­kier­ten Screen­shots, die Klick­we­ge vor­ge­ben, die der Nut­zer dann aus­wen­dig ler­nen und inter­na­li­sie­ren muss. Manch­mal gibt es auch Screen­casts oder gar Vide­os mit vir­tu­el­len Mode­ra­to­ren zu sehen – dann auf­wän­dig pro­du­ziert. Mir tritt bei der­ar­ti­gen Anlei­tun­gen der Kom­pe­tenz­ge­dan­ke viel zu sehr in den Hin­ter­grund. Sie sind auf den schnel­len Lern­erfolg bei dem noch unbe­darf­ten Mood­le­an­wen­der getrimmt, der dann aber an Gren­zen stößt, wenn er vor neu­en, eigen­stän­di­gen Pro­blem­stel­lun­gen steht oder einer neu­en Mood­le­ver­si­on wie jetzt mit Mood­le 2.0.  Außer­dem ver­al­ten der­ar­ti­ge Anlei­tun­gen schnell oder sind von einem bestimm­ten Screen­de­sign abhän­gig. Ich möch­te ein Expe­ri­ment wagen, ein Expe­ri­ment, ob es auch anders geht. Die­ser Kurs ver­folgt einen objekt- und kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Ansatz und wird als Serie hin- und wie­der hier auf die­ser Sei­te erscheinen.

Input 1: Ein ganz klein wenig Objekttheorie

Ich bin ein Objekt und ich habe einen Namen, der mich näher bestimmt und zu mei­nen Eigen­schaf­ten, den Attri­bu­ten gehört. Eigent­lich besit­ze ich eine gan­ze Men­ge Attribute:

  • Augen­far­be
  • Grö­ße
  • Alter
  • Geburts­da­tum
  • Klei­dung
  • […]

Man­che Attri­bu­te sind ziem­lich sta­tisch (= unver­än­der­lich), z.B. mein Genom. Attri­bu­te wie mei­ne Haar­far­be kann ich aber z.B. durch die Metho­de „graue Haa­re über­tö­nen“ ändern. Man kann also Metho­den auf mich anwen­den, um z.B. Attri­bu­te zu ver­än­dern. Wich­tig ist noch, dass ich auf die­sem Pla­ne­ten nicht allein bin, son­dern zur Objekt­klas­se „Mensch“ gehö­re. Und jetzt kommt ein uralter Programmiererwitz:

Was bedeu­tet „Sex“? – Erfolg­reich ein neu­es Objekt aus der Klas­se Mensch zu instanzieren.

Will man eine Soft­ware erler­nen, besteht die eigent­li­che Kunst nur dar­in, grund­le­gen­de Objekt­klas­sen zu ken­nen und Metho­den zu erler­nen, die man auf sie anwen­den kann. Und genau damit legen wir jetzt bei Mood­le los – aller­dings erst im Teil 2…


Moodle2.0 und Links auf Ordner

Mit Moodle2.0 hat sich eini­ges geän­dert, z.B. scheint es nicht mehr mög­lich zu sein, Links auf Ord­ner im Datei­sys­tem zu set­zen. Auf moodle.org wer­den eini­ge furcht­bar kom­pli­zier­te Wür­gar­rounds dis­ku­tiert, die nach mei­nem Dafür­hal­ten alle­samt nicht not­wen­dig sind: Es geht eigent­lich ganz ein­fach – nur eben anders als frü­her. Mei­ne Vari­an­te klappt mit Mood­le­bord­mit­teln ohne zusätz­lich akti­vier­te Repositories.

Schritt 1 – Die Hül­le erstellen:

  • Bear­bei­ten ein­schal­ten => Arbeits­ma­te­ri­al anle­gen => „Ver­zeich­nis“ wählen
  • Dort den Namen für den Link zum Ver­zeich­nis unter „Name“ ein­tra­gen, er soll­te mit dem Ver­zeich­nis­na­men iden­tisch sein
  • Eine aus­sa­ge­kräf­ti­ge Beschrei­bung unter „Beschrei­bung“ eintragen
  • Ver­zeich­nis erstel­len“ auswählen
  • Einen Namen für das Ver­zeich­nis ein­ge­ben und mit „ok“ bestätigen
  • Ganz unten auf die Schalt­flä­che „Spei­chern und zum Kurs“ auswählen

Damit ent­steht erst­mal eine Art „Hül­le“, in die wir jetzt Datei­en ein­fü­gen kön­nen. Ein Ver­weis auf die­se Hül­le ent­steht an zwei Stellen:

  1. Im The­men­block, in dem wir das Ver­zeich­nis erstellt haben
  2. Im Block „Navi­ga­ti­on“ unter „All­ge­mein“

Schritt 2 – den Inhalt für die Hül­le erstellen:

  • Erstel­len Sie auf Ihrem Rech­ner ein Zip-Archiv, wel­che die spä­ter gewünsch­te Datei­struk­tur auf­weist. Wenn Sie kei­nen wei­te­ren Unter­ord­ner wün­schen, erstel­len Sie auch kei­nen Unter­ord­ner im Zip-Archiv.

Schritt 3 – die Inhal­te in Mood­le einpflegen:

  • Kli­cken Sie ent­we­der im The­men- oder im Navi­ga­ti­ons­block auf das soeben erstell­te Verzeichnis
  • Kli­cken Sie auf die Schalt­flä­che „bear­bei­ten“
  • Kli­cken Sie noch­mals auf den Verzeichnisnamen
  • Kli­cken Sie auf  „hin­zu­fü­gen“ – es erscheint der Filepicker
  • Wäh­len Sie „Datei hochladen“
  • Laden Sie ihr eben erstell­tes Zipar­chiv hoch
  • Ent­zip­pen Sie es
  • Löschen Sie ggf. die hoch­ge­la­de­ne Zip-Datei, um Ihren Admin zu beruhigen
  • Ach­ja: SCORM-Leu­te kön­nen z.B. jetzt zusätz­lich die Datei aus­wäh­len, die beim Star­ten des Ver­zeich­nis­ses erschei­nen soll…

Schritt 4 – Der Genuss:

Ent­we­der im The­men- oder Navi­ga­ti­ons­block auf das Ver­zeich­nis kli­cken und freuen! 

Update auf Moodle 2.0

Heu­te Vor­mit­tag war es dann so weit: Ich habe unse­re Schul­in­stal­la­ti­on auf die neue Mood­le­ver­si­on geup­datet. Ich muss­te noch etwas war­ten, da die von uns recht rege genutz­ten Modu­le „book“ und „hot­pot“ noch nicht für Mood­le 2.0 über­ar­bei­tet wor­den waren – mitt­ler­wei­le lie­gen sie bei­de in einer aktua­li­sier­ten Fas­sung vor, die auch unter der aktu­ells­ten Mood­le­ver­si­on ihren Dienst tun. Für die­se Arbeit soll­te man inkl. aller Vor­ar­bei­ten (Back­ups, Res­to­re­tests…) 4–5 Stun­den ein­pla­nen – ich habe es für zwei recht gro­ße Platt­for­men in zwei­ein­halb Stun­den geschafft.

Ers­te Eindrücke:

  1. Mood­le 2.0 läuft im Ver­gleich zur 1.9er Rei­he sehr, sehr lang­sam. Auf nicht beson­ders üppig aus­ge­stat­te­ten Stan­dard­web­space dürf­te schon der Upgrade­pro­zess schei­tern – den soll­te man unbe­dingt dann lokal vor­neh­men, weil ein Groß­teil der auf moodle.org doku­men­tier­ten Upgrade­pro­ble­me wohl auf Res­sour­cen­knapp­heit im Host­sys­tem zurück­zu­füh­ren sein dürf­ten – sie las­sen sich manch­mal durch wie­der­hol­ten Auf­ruf von http://www.moodleurl.tdl/admin/index.php behe­ben. Auf unse­rem Sys­tem mit 4GB RAM ist die Aus­füh­rungs­ge­schwin­dig­keit allen­falls erträg­lich zu nen­nen trotz erheb­li­cher Tuning­maß­nah­men (lighttpd, MyS­QL-Opti­mie­rung mit tuning_primer.sh usw.). Damit dürf­te zum jet­zi­gen Zeit­punkt für ca. 80% der mir in Deutsch­land bekann­ten Instal­la­tio­nen von einem Update drin­gend abzu­ra­ten sein – zumal für die, die umfang­rei­che Addons instal­liert haben. Ich wer­de wohl wie­der den guten alten Squid als Rever­se-Caching-Pro­xy bemü­hen – das hilft in der Regel in Ver­bin­dung mit einer klei­nen Ram­disk ganz gut.
  2. Mood­le 2.0 bringt eine kom­plett über­ar­bei­te­te Ober­flä­che mit – kein Ver­gleich zu der archai­schen GUI der Vor­gän­ger­ver­si­on. Das kann man auf fol­gen­dem Screen­shot sehr gut sehen: Sehr gut gelun­gen fin­de ich die anpass­ba­re Ober­flä­che – auf eine eige­ne, ver­schach­tel­te Menu­s­truk­tur kann unter  Web­site-Admi­nis­tra­ti­on 〉 Dar­stel­lung 〉 Designs 〉 Ein­stel­lun­gen im Feld „Ange­pass­te Menu­ele­men­te“ in einer wiki­ähn­li­chen Syn­tax unab­hän­gig vom ver­wen­de­ten The­me zuge­grif­fen wer­den, es las­sen sich URLs zu Logos set­zen oder ande­re Far­ben defi­nie­ren. Ins­ge­samt machen schon die mit­ge­lie­fer­ten Designs sehr viel Spaß.
  3. In der Grund­ein­stel­lung wird man von Menus und Unter­me­nus erschla­gen. Am bes­ten klappt man erst­mal alles Erreich­ba­re ein, um einen Über­blick zu gewinnen.
  4. Es las­sen sich Ele­men­te aus exter­nen Quel­len ein­bet­ten, z.B. Goo­g­le­Docs, Flickr, Drop­box, You­Tube… Das schimpft sich „Repo­si­to­ries“ und erleich­tert die Kurser­stel­lung erheb­lich. Auch sind Datei­en nicht mehr Kur­se, son­dern an Nut­zer gebun­den, sodass ich eine Datei in meh­re­ren Kur­se nut­zen kann. Dafür sind die belieb­ten FTP-Uploads nur noch über Tricks  (Repo­si­to­ry „loka­les Datei­sys­tem“) mög­lich: Mood­le ver­schlüs­selt die Namen aller hoch­ge­la­de­nen Datei­en – ohne die Daten­bank fin­det sich im Datei­sys­tem nichts wieder.
  5. Die Rol­len­zu­wei­sung in Kur­sen hat sich grund­le­gend ver­än­dert, eben­so wie der Datei­upload. Bei unsi­che­ren KuK muss man mit dem Erklä­ren wahr­schein­lich wie­der bei Null beginnen.

Mood­le hat bedeu­tend mehr Sex-Appeal und in Zei­ten von iTou­cherei wird allein das schon bei vie­len für eine grö­ße­re Akzep­tanz des Sys­tems sor­gen. Es macht ein­fach mehr Spaß. Auch das Repo­si­to­ry­sys­tem hal­te ich für gelun­gen: So kann ich mei­ne über Web2.0‑Dienste ver­teil­ten Arte­fak­te end­lich auch ein­fach und intui­tiv in Mood­le nutzen.

Mood­le ist und bleibt auch in die­ser Ver­si­on ein leh­rer­zen­trier­tes Sys­tem – gera­de im Ver­gleich zu ande­ren Tools. Ich per­sön­lich schus­te­re in Mood­le­kur­sen nur noch „Sprung­links“ zu Goo­g­le­Docs, Ether­pad usw. zusam­men (was in Word­Press fast noch ein­fa­cher geht). In Ver­bin­dung mit Maha­ra kön­nen SuS Inhal­te aus Mood­le­kur­sen in ein Port­fo­lio über­füh­ren und sie sich so zu eigen machen. Da tes­te ich noch. Kur­se baue ich selbst eigent­lich nur für Distanz­fron­tal­un­ter­richt. Auch das wird noch eine Wei­le nötig sein.

Aber den­ke manch­mal auch unbe­schei­den, mei­ner Zeit tech­nisch und in der Nut­zung des Webs vor­aus zu sein. Hof­fent­lich erdet mich das Edu­Camp in Bre­men wieder.

Moodle, MNETSSL

Mood­le kann mit ande­ren Sys­te­men so gekop­pelt wer­den, dass Benut­zer naht­los zwi­schen ihnen wech­seln kön­nen, ohne dass sie es mer­ken. Kon­zep­tio­nell ist Mood­le damit Pro­jek­ten wie Dia­spo­ra von der Idee schon längst vor­aus gewe­sen. In „Mood­le-Sprech“ heißt die­ses Fea­ture MNET, nutzt aber im Grun­de genom­men einen stan­dar­di­sier­ten SSO-Mecha­nis­mus auf Basis von XMLRPC dazu. Meh­re­re Mood­le­sys­te­me las­sen sich so zu einer gro­ßen Fami­lie zusam­men­fas­sen: So kann z.B. die Klas­se XY von mei­ner Schu­le direkt den Kurs von Leh­rer Lem­pel auf dem Sys­tem von Leh­rer Lem­pels Schu­le nut­zen – d.h. man kann schul‑, bun­des­land- bzw. euro­pa- oder sogar kon­ti­nen­tüber­grei­fend zusam­men­ar­bei­ten, ohne die Kon­trol­le über die eige­nen Daten zu ver­lie­ren. Zusätz­lich sind Sprün­ge über Appli­ka­tio­nen hin­weg mög­lich: Auch Maha­ra oder Elgg – Sys­te­me, die kon­zep­tio­nel­le Nach­tei­le von Mood­le aus­glei­chen, z.B. die feh­len­de Schü­ler­zen­trie­rung – las­sen sich über MNET-Funk­tio­nen anbin­den. Selbst für die Goo­g­le­Apps-Fami­lie ist ein ent­spre­chen­des Plug­in ent­wi­ckelt – ich bin bei letz­te­rem noch vor­sich­tig, obwohl es immer ver­lo­cken­der wird.

Ich war lan­ge Zeit sehr miss­trau­isch MNET gegen­über – ich hat­te vor allem Sor­ge um die Art der Daten­über­tra­gung bzw. deren Sicher­heit. Das ist aber unnö­tig, da MNET ein asym­me­tri­sches Ver­schlüs­se­lungs­ver­fah­ren nutzt – hier am Bei­spiel der Kopp­lung zwi­schen Maha­ra und Moodle:

Wei­ter­le­sen

Schulserver via HTTPS

Seit dem Wochen­en­de hat auf eini­gen Web­sei­ten unse­rer Schu­le etwas verändert:

Die gesam­te Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Cli­ents der Schü­le­rin­nen und Schü­ler und unse­rem Web­ser­ver läuft damit über HTTPS. So flie­gen kei­ne Schul­netz­werk­pass­wor­te mehr im Klar­text durch die Gegend – als Neben­ef­fekt blei­ben auch die Logs des Netz­werkser­vers davon ver­schont. Die Per­for­mance lei­det etwas, da es beim Hand­shake zwi­schen Brow­ser und Web­ser­ver nun eini­ges mehr zu rech­nen gibt – über die ver­schlüs­sel­te Ver­bin­dung – so ein­mal eta­bliert – lachen sich moder­ne Pro­zes­so­ren eher sche­ckig. Man kann die­sen Effekt sehr deut­lich in z.B. Mood­le bemer­ken: Surft man zügig durch das Sys­tem, flufft es fast wie vor­her. Liest man län­ge­re Zeit auf einer Sei­te und klickt dann auf einen Link, braucht es ca. drei Gedenk­se­kun­den – zumutbar.

Die alten URLs muss­ten nun auf HTTPS umge­bo­gen wer­den, damit die Benut­zer das Sys­tem mit ihren alten Book­marks benut­zen kön­nen – das geht mit dem von mir ver­wen­de­ten lighttpd-Web­ser­ver sehr hübsch. Ein

$SERVER[„socket“] == „:80“ {

$HTTP[„host“] =~ „alte.domain.de“ {
url.redirect = ( „^/(.*)“ => „https://alte.domain.de/$1“ )
}

}

(Über­setzt: Schrei­be http://alte.domain.de/irgendwas auf https://alte.domain.de/irgendwas um).

über­gibt die User an die SSL-Engi­ne von lighttpd, die dann die vhost-Geschich­te übernimmt.

Die Umstel­lung hat übri­gens fast nie­mand bemerkt: Mein Ser­ver­zer­ti­fi­kat ist durch eine Aut­ho­ri­ty signiert, dann meckert auch kein Brow­ser – es wird nur blau in der Adress­zei­le. Jetzt zie­he ich als nächs­tes den Mail­ser­ver der Schu­le um und kann dann end­lich auch über mei­ne Zer­ti­fi­ka­te IMAPS und SMTPS anbie­ten. Da ich als Clas­s2-Mem­ber ein Wild­card-Zer­ti­fi­kat signie­ren las­sen kann, gibt es auch kei­nen Trou­ble mit IPs…

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