Tablets in der Schule: Bitte (fast) keine Androids mehr!

Vorweg

Ich set­ze per­sön­lich kei­ne Tablets im Unter­richt oder mei­nen eige­nen Work­flow ein. Für mich per­sön­lich sind das Spiel­zeu­ge und kei­ne Arbeits­ge­rä­te. Mei­ne Fin­ger sind zu dick und unmotorisch.

Ich gestal­te mei­nen digi­ta­len Unter­richt aber so, dass das Gerät dafür kaum eine Rol­le spielt, wenn es zumin­dest einen Brow­ser und eini­ger­ma­ßen per­for­man­te Leis­tungs­da­ten zum Ren­dern von Web­in­hal­ten ver­fügt. Mei­ne Tools stel­len stan­dar­di­sier­te Schnitt­stel­len bereit, sodass hof­fent­lich jeder die App und das Gerät dafür nut­zen kann, die/das zu ihr/ihm passt.

App“ ist für mich ein ande­res Wort für „Pro­gramm, des­sen Ober­flä­che auf Touch­be­die­nung zuge­schnit­ten ist“. Damit sind Tablets natür­lich will­kom­men – es gibt ja ande­re Men­schen als mich mit ande­ren Vor­lie­ben und Präferenzen.

Was ich gar nicht mag, ist als Admin Son­der­lö­sun­gen bau­en zu müs­sen, weil ein Her­stel­ler meint, eige­ne „Stan­dards“ sei­en kun­den­freund­li­cher. Des­we­gen has­se ich aus Admi­nis­tra­to­ren­sicht spe­zi­ell Apple wie die Pest. So viel zum Rant.

Was man in der Schule von der Software eines Gerätes erwarten können muss

 

  1. Regel­mä­ßi­ge Betriebssystemupdates
  2. Regel­mä­ßi­ge Sicherheitsupdates
  3. Ver­läss­li­che Sand­bo­xes für Prüfungssituationen
  4. Ver­läss­li­ches, leicht zu bedie­nen­des MDM (Lösung zum Mana­gen der Gerä­te, wenn sie schul­ei­gen sind)

… über einen Zeit­raum von min­des­tens fünf Jah­ren. Ein Her­stel­ler, der das nicht bie­ten kann, hat nach mei­ner Mei­nung in der Schu­le bei schul­ei­ge­nen(!) Gerä­ten nichts verloren.

Damit fal­len (fast) alle Andro­id­ge­rä­te heraus.

Warum keine Androids?

Das Lizenz­mo­dell von Android ermög­licht erst die Her­stel­lung extrem güns­ti­ger Gerä­te. Die Quell­tex­te lie­gen offen, das Sys­tem lässt sich recht unauf­wän­dig an fast jede belie­bi­ge Hard­ware­um­ge­bung anpas­sen, d.h. als Her­stel­ler bin ich in der Wahl mei­ner CPU, mei­nes Gra­fik­pro­zes­sors usw. recht frei. Dar­aus ent­steht eine Viel­zahl an Pro­dukt­li­ni­en. Um das Sys­tem per­for­mant und schlank zu hal­ten, bricht man mit einem Grund­prin­zip von Linux, auf dem Android basiert: Dem gene­ri­schen System.

Ein gene­ri­sches Sys­tem läuft unver­än­dert auf sehr vie­len unter­schied­li­chen Umge­bun­gen: Ubun­tu kann ich auf fast jeden Rech­ner instal­lie­ren – Linux bringt die dafür erfor­der­li­chen Trei­ber gleich mit und erkennt z.B. Hard­ware beim Start vollautomatisch.

Ein gene­ri­sches Sys­tem kann dar­über­hin­aus zen­tral geup­datet wer­den – im Prin­zip läuft ja über­all das Glei­che. Lei­der schleppt natür­lich ein gene­ri­sches Sys­tem alles nur Denk­ba­re an Trei­bern mit sich und ist daher recht groß – das passt vor allem nicht zu güns­ti­ger Hardware.

Kurz gesagt: Bei Andro­iden muss der Her­stel­ler jedes Sicher­heits- und Funk­ti­ons­up­dates für alle sei­ne Pro­dukt­li­ni­en manu­ell ein­pfle­gen und sei­nen Kun­den z.B. als Betriebs­sys­tem­image bereit­stel­len. Das lohnt sich bei Gerä­ten wie Tablets und Han­dys mit ohne­hin meist kur­zer Ver­wen­dungs­zeit in der Regel nicht, sprich:

Die meis­ten Andro­id­ge­rä­te sind nach recht kur­zer Zeit sicher­heits­tech­nisch ein Debakel

Die ein­zi­ge ech­te Aus­nah­me, die ich dies­be­züg­lich ken­ne, ist die Nexus­se­rie von Goog­le selbst. Mei­ne Nexus­ta­blets der ers­ten Gene­ra­ti­on erhal­ten bis heu­te zeit­nah Updates – schon fast vier Jah­re mittlerweile.

Man kann aus­wei­chen auf Com­mu­ni­ties rund um Cya­no­gen­mod – Techi­es wie ich könn­ten das ggf.. – aber für Schu­len im All­ge­mei­nen ist das kei­ne Option.

In der Schu­le brau­che ich nach mei­nem Emp­fin­den Gerä­te, die min­des­tens drei, bes­ser fünf zuver­läs­sig lau­fen. Rea­lis­tisch fin­de ich eher einen Gerä­te­wech­sel nach drei Jah­ren, d.h. min­des­tens(!) drei Gerä­te pro Schul­lauf­bahn, denn schon heu­te wer­den die meis­ten Men­schen (auch und gera­de SuS!)  Gerä­te, die noch älter sind, auf­grund des tech­no­lo­gi­schen Wan­dels als unzu­mut­bar emp­fin­den – daher noch ein Seitenhieb:

Bei Kal­ku­la­tio­nen „Tablet preis­lich gegen Schul­buch / Taschen­rech­ner / Atlas“ ohne Ein­be­zug des tech­no­lo­gi­schen Wan­dels (Pro­dukt­up­grade nach drei Jah­ren) wäre ich SEHR vor­sich­tig ob des rea­len Preis­vor­teils gegen­über heu­te – unser Wirt­schafts­sys­tem basiert nicht dar­auf, dass wir stän­dig weni­ger ausgeben.

 

iPads und Windowstablets 

Apple ist ein in sich geschlos­se­nes Sys­tem und Micro­soft macht den Her­stel­lern sei­ner Gerä­te recht rigi­de Vor­ga­ben, was die Hard­ware­aus­stat­tung angeht – im Prin­zip fah­ren die die gene­ri­sche Stra­te­gie des Linux­ker­nels. Damit ist die Sicher­heits­pro­ble­ma­tik in einem wesent­li­chen Kern­punkt ent­schärft, weil nicht der Her­stel­ler Updates bereit­stellt, son­dern eben Apple und Micro­soft und die­se Updates auch über die betriebs­sys­tem­ei­ge­nen Mecha­nis­men instal­lie­ren. Die damit ver­bun­de­ne Lang­fris­tig­keit macht den Ein­satz z.B. einer MDM-Lösung oder Klas­sen­raum­steue­rung erst beherrsch­bar: Wenn ich nicht andau­ernd ver­seuch­te Gerä­te wie­der­her­stel­len und neu in eine MDM-Lösung inte­grie­ren muss, wird die Bewäl­ti­gung des Arbeits­pen­sums mög­lich. Und gera­de Schul­ge­rä­te, die durch vie­le Hän­de gehen, sind gegen­über der­ar­ti­gen Drang­sa­lie­run­gen extrem gefähr­det. Selbst Apple hat mitt­ler­wei­le kapiert, dass ein 1:1‑Design eben nicht in eine 1:many-Umgebung passt und ent­wi­ckelt in die rich­ti­ge Rich­tung.

Nach­trag:

Etwas aus­führ­li­cher hat sich Andre­as Hof­mann mit der neu­en Initia­ti­ve von Apple beschäftigt.

 

Anfangsgenölewiederaufgriff

Mir ist völ­lig klar, dass mit der auto­ma­ti­schen Update­po­li­tik von Apple und gera­de auch Micro­soft auch sehr streit­ba­re Mecha­nis­men Ein­zug in die mobi­len Gerä­te hal­ten – vor allem vor dem Daten­schutz­hin­ter­grund. Mir wäre ein Ubun­tu-Touch auf frei­er Hard­ware ohne UEFI- und TPM-Mist bedeu­tend lieber.

Da wir aber im „Isn­um­mal­so­land“ leben, geht es um prag­ma­ti­sche Ansät­ze. Und da hat Apple schon auf­grund des App­an­ge­bot im Ver­gleich zu Micro­soft zur­zeit die Nase für vie­le Anwen­der halt vor­ne. Ich per­sön­lich fin­de das doof.

Viel­leicht fehlt es bei Andro­ids ein­fach auch nur an Dienst­leis­tern, die das Gan­ze z.B. mit Cya­no­gen­mod schlicht pro­fes­sio­na­li­sie­ren und Ser­vice­bund­les für drei bis fünf Jah­re anbieten.

Startup – die ersten Tablets sind bereit

Ich woll­te für den ers­ten Ver­such mit Tablets nicht viel Geld ver­bren­nen, ich woll­te als Admi­nis­tra­tor die Gerä­te zen­tral ver­wal­ten und mir die­se Arbeit auch mit ande­ren tei­len kön­nen. Es han­delt sich um Schul­ge­rä­te, die ent­we­der für den ergän­zen­den Ein­satz im Kon­text mit BYOD oder für typi­sche Auf­ga­ben in Grup­pen gedacht sind. Wir wol­len dabei als Schu­le Erfah­run­gen mit die­ser Gerä­te­klas­se sam­meln, bevor wir uns Din­ge wie einen Klas­sen­satz ans Bein binden.

Die Wahl fiel schon im letz­ten Jahr auf die aus­lau­fen­de Nexus7-Rei­he (Modell 2012). Hier waren fol­gen­de Din­ge sichergestellt:

  • Ver­sor­gung mit Betrieb­sys­tem­up­dates durch Goog­le (ins­be­son­de­re das ein­ge­schränk­te Pro­fil war mir hier wichtig)
  • Robust und gut verarbeitet
  • Gute Ver­sor­gung mit Apps
  • zen­tral mana­ge­bar mit Goog­le Apps for Edu­ca­ti­on oder Meraki
  • Preis-/Leis­tungs­ver­hält­nis hervorragend

Wei­ter­hin sind wir eine recht gut ver­netz­te Schu­le. Wir woll­ten auch eine ein­fa­che Mög­lich­keit, Medi­en aller Art indi­vi­du­ell im Unter­richt nut­zen. Die Wahl fiel hier auf den DLNA-Ser­ver medi­atomb. In der Pra­xis wird das so lau­fen, dass Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen Medi­en auf unse­ren Schul­ser­ver in ein ent­spre­chen­des Ver­zeich­nis hoch­la­den. Als Hiera­chie wird hier das jewei­li­ge Fach gewählt, das einen Ord­ner für jede Lehr­kraft erhält. Die­ses Ver­zeich­nis wird jeden Tag auf den Media­ser­ver „ent­leert“, dort auto­ma­tisch gescannt und die neu­en Medi­en ste­hen dann am nächs­ten Mor­gen im gesam­ten Schul­netz bereit. Bei uns han­delt es sich dabei vor­ran­gig um Medi­en, für das der Kreis oder das Land Online­li­zen­zen erwor­ben hat.

Sie las­sen sich dann mit einer spe­zi­el­len App, die es für fast alle Platt­for­men gibt, wie am eige­nen Fern­se­her zu Hau­se auf dem jewei­li­gen Medi­en­ge­rät (PC, Lap­top, Han­dy, Tablet, Fern­se­her etc.) abspielen.

Ver­wal­tung mit Meraki

Ich nut­ze für die Ver­wal­tung der Tablets das kos­ten­lo­se Mera­ki. Das geht natür­lich nur leid­lich gut mit Schul­ge­rä­ten, die unter einer ID lau­fen und so Per­so­nen­be­zo­ge­nes zumin­dest ver­wäs­sern. Es ist aus Daten­schutz­grün­den kei­ne Opti­on für 1:1 Lösun­gen! Mit Mera­ki kann man eine Men­ge Sache machen – bei Andro­ids z.B.:

  • die Kame­ra zen­tral ein- oder ausschalten
  • WLAN-Net­ze konfigurieren
  • Apps fern­ge­steu­ert installieren
  • Ver­schlüs­se­lung erzwingen
  • u.v.m.

Das funk­tio­niert über eine spe­zi­el­le, kos­ten­lo­se App. Die­se wie­der­um wird dadurch „ver­am­melt“, dass ich das Fea­ture „ein­ge­schränk­tes Pro­fil“ von Android ab Ver­si­on 4.3 nut­ze. Das Haupt­pro­fil ist mit einem Pass­wort geschützt. Im Haupt­pro­fil kann man fest­le­gen, wel­che Apps im ein­ge­schränk­ten Pro­fil zur Ver­fü­gung ste­hen – lei­der geht genau das noch nicht mit Mera­ki. Ich wer­de das so lösen, dass ich je Monat fünf Apps, die sich Kol­le­gen wün­schen, nach tota­li­tä­ren Kri­te­ri­en aus­wäh­le und dann zur Nut­zung freigebe.

Auch für iOS-Gerä­te könn­te übri­gens Mera­ki eine inter­es­san­te Alter­na­ti­ve zum Apple Con­fi­gu­ra­tor sein. Neben dem übli­chen App-Deploy­ment und einer VPP-Inte­gra­ti­on kann man auf iOS-Gerä­ten zur­zeit fol­gen­de Funk­tio­nen zen­tral administrieren:

iOS_meraki
Dazu kommt noch, dass mit Mera­ki auch ein cloud­ba­sier­tes Manage­ment von WLAN-Net­zen mög­lich ist (ver­gleich­bar Aero­Hi­ve)  – die Gerä­te sind aber cis­co­ty­pisch nicht ganz bil­lig.

 Unheimliches

Mera­ki führt mir zie­mich unsanft vor Augen, dass sowohl Tablets als auch Andro­id­han­dys ziem­li­che gute Über­wa­chungs­ge­rä­te sind. Die Ortung funk­tio­niert auch ohne GPS oder Han­dy­netz adress­ge­nau. Ich kann Para­me­ter wie Lade­zu­stand, ver­füg­ba­re WLAN-Net­ze, Gerä­te-ID, Betriebs­zei­ten, Geo­po­si­ti­on usw. in Echt­zeit adress­ge­nau aus­le­sen. Wenn Mera­ki das per App kann, wird Goog­le es auch kön­nen. Ob es bei iOS anders aus­sieht? Wahr­schein­lich nicht …

iOS, Android oder Windows8?

Ich habe ein Luxus­pro­blem. Wir als Schu­le und ich als Bera­ter ste­hen jetzt all­mäh­lich vor der Fra­ge der End­ge­rä­te. Tablets wür­den z.B. bei uns in der Schu­le nicht in einen luft­lee­ren Raum fal­len, son­dern sich in ein vor­han­de­nes Netz inte­grie­ren müs­sen. Das ist ein wesent­li­cher Unter­schied zu ande­ren Schu­len, die so etwas gar nicht oder nur sehr rudi­men­tär besit­zen und daher zwin­gend auf das Netz der Net­ze ange­wie­sen (UMTS/LTE) sind oder sich inner­halb von Klas­sen­räu­men eige­ne, meist App­lenet­ze bau­en müs­sen. Unser Netz ist schul­weit ange­legt und ver­füg­bar. Jeder an der Schu­le bei uns besitzt:

  1. Einen eige­nen Ord­ner, der aus dem Schul­netz oder auch über das Inter­net über eine Viel­zahl von Pro­to­kol­len lesend und schrei­bend zugäng­lich ist
  2. Zugriff auf gemein­sa­me Verzeichnisse
  3. Eine voll­wer­ti­ge E‑Mailadresse
  4. Zugriff auf meh­re­re Netz­dru­cker (Man kann sogar von zu Hau­se aus drucken…)
  5. Zugriff auf ein flä­chen­de­cken­des WLAN in der Schu­le (bald mit Captiveportal)
  6. Bald Zugriff auf einen Strea­ming­ser­ver (Fil­me und Audio­da­tei­en aus dem Mer­lin­pro­jekt aufs End­ge­rät streamen)
  7. […]

Es gibt Berei­che, die sind für die aller­meis­ten Lehr­kräf­te Magie – dazu gehört das gera­de ent­ste­hen­de Cap­tiv­e­por­tal zur WLAN-Nut­zung oder die WLAN-Rou­ter mit bald WPA2-Enter­pri­se und DD-WRT mit ihrer zen­tra­len Steue­rung (das könn­te man aber auch „bedien­bar“ für fast jeden für teu­res Geld ein­kau­fen). Der größ­te Bereich ist nicht „magic“, son­dern wür­de auch noch lau­fen, wenn „Maik mor­gen vom Bus über­fah­ren wird“ – wie ein Kol­le­ge immer ger­ne argu­men­ta­tiv in Feld führt. Das liegt dar­an, dass wesent­li­che Dienst­leis­tun­gen hier extern ein­ge­kaut werden.

Das Netz wird genutzt und die Nut­zung steigt kräf­tig – wie das Moni­to­ring zeigt. Aber auch Art und Umfang der an mich gerich­te­ten Anfra­gen geben einen guten Ein­blick dar­in, was tat­säch­lich alles schon gemacht wird – vie­les wäre noch vor einem hal­ben Jahr völ­lig undenk­bar gewesen.

Kurz gefasst: Das Fun­da­ment steht – vie­le Schu­len fan­gen ja eher mit dem Dach an (End­ge­rä­te). Die Ent­schei­dung für End­ge­rä­te steht bei uns aber jetzt defi­ni­tiv an. Das ist ein gro­ßes Pro­blem für mich, weil End­ge­rä­te sehr teu­er im Ver­gleich zu Netz­werk­ge­rä­ten sind. Unse­re Netz­kom­po­nen­ten kos­ten umge­rech­net auf die Schü­ler­zahl lächer­lich wenig.

1:1 Aus­stat­tung ist bei uns zur­zeit kein The­ma. Dazu muss noch sehr viel in Fort­bil­dung und Akzep­tanz inves­tiert werden.

Ich „ver­mark­te“ unser Netz bewusst nicht, indem ich über sozia­le Netz­wer­ke jede Neue­rung bekannt­ge­be. Ich möch­te dafür erst noch mehr Res­sour­cen in die Qua­li­fi­ka­ti­on aller Betei­lig­ten ste­cken. Oft kommt sonst nur her­aus, dass bis­her Ana­lo­ges jetzt ein­fach digi­ta­li­siert wird. Das ist für mich(!) z.B. dann der Fall, wenn Arbeits­blät­ter ohne kol­la­bo­ra­ti­ve Funk­tio­nen ein­fach 1:1 auf einem Tablet abge­bil­det sind und der Mehr­wert eigent­lich nur dar­in besteht, dass das Ergeb­nis pro­je­zier­bar ist – das geht auch mit Foli­en und Doku­men­ten­ka­me­ras. Wei­ter­hin ist unse­re Schu­le mit ihrem Netz in Nie­der­sach­sen gar nicht so etwas Beson­de­res – da gibt es eini­ge mehr, die da sogar noch wei­ter sind. Die Mehr­heit der Schu­len hat aber auch deut­lich(!) weniger.

Die Lage

Die Edu­sze­ne ist sich nahe­zu welt­weit einig, dass iOS-Gerä­te (iPad, iPho­ne) der didak­ti­sche Befrei­ungs­schlag schlecht­hin sind. Leich­te Bedien­bar­keit, her­vor­ra­gen­de Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät, brei­te App-Aus­wahl, vie­le Expe­ri­men­te und Erfah­run­gen im Unter­richt sind Plus­punk­te, die App­le­pro­duk­te aus­zeich­nen. Stolz sieht man Klas­se um Klas­se iPads auf Pres­se­fo­tos  in die Höhe hal­ten. Für Schu­len, die noch kein eige­nes Netz besit­zen, ist die App­le­welt nach mei­ner Mei­nung das Mit­tel der Wahl – zumin­dest momen­tan. Aber einer gewis­sen Grö­ße und je nach Anfor­de­run­gen kann es aber auch hier pro­ble­ma­tisch werden.

Weit im All­tag ver­brei­tet sind Andro­id­ge­rä­te. Mitt­ler­wei­le ist das Bedien­kon­zept eigent­lich ganz brauch­bar, es gibt ver­nünf­ti­ge Gerä­te am Markt und auch die App-Aus­wahl kann sich mehr und mehr sehen las­sen. Aus dem Bil­dungs­be­reich liest man wenig über Android. Andro­ids bewe­gen sich sehr sicher im Netz, da sie sehr gut mit den dort übli­chen Stan­dards (CSS, Flash, HTML5) zurecht­kom­men – kein Wun­der, bestimmt doch Tan­te Goog­le als größ­ter Play­er auf die­sen Ter­rain kräf­tig mit. Mich als Tech­ni­ker nervt die Update­po­li­tik bei Android – u.U. ist man gezwun­gen mit einem Gerät zu arbei­ten, was nach weni­gen Mona­ten vol­ler Sicher­heits­lü­cken ist – in gro­ßen Net­zen möch­te man sowas als Admi­nis­tra­tor eher nicht sehen – das dürf­te auch der Grund dafür sein, dass Android bis­her nur im Con­su­mer­be­reich nen­nens­wert Fuß fas­sen konnte.

Mit Windows8 gibt es hin­ge­gen im Edu­be­reich kei­ne Erfah­run­gen – weder mit der Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät von Gerä­ten, noch mit dem zuge­ge­be­ner­ma­ßen sehr gewöh­nungs­be­dürf­ti­gen Bedien­kon­zept, was Fir­men bei Neu­ge­rä­ten mit Windows8 schon zu Down­gra­de­li­zen­zen auf den Vor­gän­ger Windows7 treibt. Haupt­ar­gu­ment: Mit einer Table­tober­flä­che sei kaum pro­duk­ti­ves Arbei­ten mit Spe­zi­al­soft­ware mög­lich. Für Schul­net­ze sehe ich Vor­tei­le: Windows8 lässt sich recht leicht in bestehen­de Infra­struk­tu­ren ein­bin­den (dru­cken, Ein­bin­dung von Netz­lauf­wer­ken usw.). Es gibt in den Pro­fes­sio­nal­va­ri­an­ten von je her Mög­lich­kei­ten, Gerä­te zen­tral zu steu­ern und zu ver­wal­ten. Für ein neu­es Gerät muss ich in unse­rem, Netz etwa 5–10 Minu­ten mei­ner Zeit für eine kom­plet­te Vor­in­stal­la­ti­on auf­wen­den – das dau­ert bei iOS-Gerä­ten ohne zen­tra­le Ver­wal­tung zur Zeit deut­lich län­ger. Es gibt von je her ein Mul­ti­user­ma­nage­ment. Zusätz­lich kann ich zumin­dest zwei Apps neben­ein­an­der betrei­ben. Bei den Nicht-RT-Vari­an­ten ist das Betriebs­sys­tem nicht fest mit dem End­ge­rät ver­bun­den wie bei Android oder iOS – d.h. wenn einer Linux­dis­tri­bu­ti­on der gro­ße Tablet­schlag gelingt, kann man z.B. wechseln.

Die fast schon reli­gi­ös anmu­ten­de Aura, mit der App­le­pro­duk­te kon­no­tiert sind, kön­nen Windows8 und Android nicht trans­por­tie­ren – ich stel­le mir gera­de vor, wie SuS stolz Win8-RT-Tablets in die Höhe hal­ten – der Spott im Netz wür­de zum jet­zi­gen Zeit­punkt wohl kei­ne Gren­zen kennen.

Was tun?

Ich habe kei­ne Ahnung. Für ein so gro­ßes Netz wie das unse­re, das im Prin­zip eine Viel­zahl von Gerä­ten unter­stüt­zen wür­de – mit der Rah­men­be­din­gung, kei­ne Mög­lich­kei­ten zu 1:1 Set­tings zu haben, spre­chen ange­sichts der ver­füg­ba­ren Res­sour­cen zur Pfle­ge der Gerä­te und der Anbin­dung an vor­han­de­ne Arbeits­ab­läu­fe zumin­dest für Schul­ge­rä­te alle Argu­men­te für Windows8.

Nut­zer­ak­zep­tanz wür­de man viel eher mit iOS-Gerä­ten erhal­ten („App­le­au­ra“), schafft sich dann aber eine Rei­he von Her­aus­for­de­run­gen bei Pfle­ge und Ver­wal­tung. Schu­len mit rudi­men­tä­ren Net­zen haben eigent­lich kaum eine sinn­vol­le Alter­na­ti­ve zu iOS (iPad), weil das Netz ja oft des­we­gen zu rudi­men­tär ist, da die Res­sour­cen und das Wis­sen zum Auf­bau vor Ort fehlen.

Ich löse das für mich vor­erst sehr zurück­hal­tend mit zwei Sät­zen an gebrauch­ten Sub­note­books für die Grup­pen- und AG-Arbeit. Wie wird das ein­ge­setzt? Wel­che Pro­ble­me tre­ten auf? Ist die Boot­zeit das ent­schei­den­de Problem?