Sexting – abstrakter Trend oder Realität?

In zuneh­men­den Maße fin­det das The­ma Sex­ting media­le Aufmerksamkeit:

Sex­ting ist die pri­va­te Ver­brei­tung ero­ti­schen Bild­ma­te­ri­als des eige­nen Kör­pers über Mul­ti­me­dia Mes­sa­ging Ser­vices (MMS) durch Mobil­te­le­fo­ne. Das aus dem ang­lo-ame­ri­ka­ni­schen Sprach­raum stam­men­de Kof­fer­wort setzt sich aus Sex und texting (engl. etwa: „Kurzmitteilungen verschicken“) zusammen.

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Sexting

Eine Doku­men­ta­ti­on zu mög­li­chen Ursa­chen ist in der Media­thek von 3Sat hof­fent­lich noch etwas län­ger abrufbar:

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=38615

Dadurch ist mir klar gewor­den, dass es sich um ein rea­les und kein medi­al erdach­tes Phä­no­men han­delt. Mir ist auch klar gewor­den, wie wich­tig es genau an die­ser Stel­le ist, das The­ma offen­siv anzu­ge­hen, weil die Fol­gen für die Betrof­fe­nen wahr­schein­lich kaum abseh­bar sind.

Es gibt ers­te Rat­ge­ber und Berich­te dar­über, wie Erwach­se­ne sich ver­hal­ten sol­len, wenn sie durch ihre Kin­dern mit die­sem The­ma kon­fon­tiert werden:

Ich gehe davon aus, dass Kin­der und Jugend­li­che Din­ge immer frü­her machen und dass sie es zunächst weit­ge­hend unbe­merkt von ihrem Eltern­haus tun – gera­de auf dem Feld der Sexualität.

Der recht­li­che Rah­men ist in Deutsch­land auch inter­es­sant – ich habe mal die für mich beson­ders bemer­kens­wer­ten Stel­len fett gesetzt.

Nach § 184b StGB ist die Ver­brei­tung von „kinderpornografische[n] Schriften“, das sind por­no­gra­fi­sche Dar­stel­lun­gen von sexu­el­len Hand­lun­gen von, an oder vor Per­so­nen unter 14 Jah­ren, straf­bar. Im Fal­le von Dar­stel­lun­gen tat­säch­li­cher Gesche­hen oder wirk­lich­keits­na­hen Dar­stel­lun­gen ist bereits der Besitz straf­bar. In einer sepa­ra­ten Vor­schrift § 184c wer­den ana­log dazu auch Ver­brei­tung und Besitz von „jugendpornografischen Schriften“, die sich auf sexu­el­le Hand­lun­gen von, an oder vor Per­so­nen von 14 bis 18 Jah­ren bezie­hen, unter Stra­fe gestellt, aller­dings ist dabei das Straf­maß gene­rell gerin­ger, der Besitz von nur wirk­lich­keits­na­hen Dar­stel­lun­gen ist nicht straf­bar und für ein­ver­nehm­lich her­ge­stell­te Jugend­por­no­gra­fie gibt es eine Aus­nah­me von der Besitz­straf­bar­keit für Per­so­nen, die als Min­der­jäh­ri­ge selbst an der Pro­duk­ti­on betei­ligt waren.

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderpornografie#Deutsches_Recht

Das min­der­jäh­ri­ge Pär­chen darf also der­ar­ti­ges Mate­ri­al von sich besit­zen – der Gesetz­ge­ber traut die­sen einen ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang damit zu. Ich hät­te da gene­rell so mei­ne Beden­ken, da es ja gera­de in die­sem Alter auch Bezie­hun­gen geben soll, die nicht in Har­mo­nie enden. Was geschieht dann in Affekt­si­tua­tio­nen mit die­sem Mate­ri­al? Wird ein der­ma­ßen „bestück­tes“ Han­dy jemals in die Hand von Eltern oder ande­ren Vetrau­ens­per­so­nen gelangen?

Wei­ter:

Nach bis­he­ri­ger Recht­spre­chung ist Por­no­gra­fie, auch in der Aus­prä­gung als Kin­der­por­no­gra­fie, nur dann anzu­neh­men, „wenn eine auf die sexu­el­le Sti­mu­lie­rung redu­zier­te und der Lebens­wirk­lich­keit wider­spre­chen­de, auf­dring­lich ver­grö­bern­de, ver­zer­ren­de und anrei­ße­ri­sche Dar­stel­lungs­wei­se gewählt wird“ und „wenn unter Aus­klam­me­rung aller sons­ti­gen mensch­li­chen Bezü­ge sexu­el­le Vor­gän­ge in grob auf­dring­li­cher Wei­se in den Vor­der­grund gerückt wer­den sowie ihre Gesamt­ten­denz aus­schließ­lich oder über­wie­gend auf das lüs­ter­ne Inter­es­se an sexu­el­len Din­gen abzielt“

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderpornografie#Deutsches_Recht

und noch­mal, womit wir beim Sex­ting wärenl:

Seit der Ände­rung des § 184b StGB vom 31. Okto­ber 2008, in Kraft getre­ten am 5. Novem­ber 2008, ist auch das Ver­brei­ten, Besit­zen etc. soge­nann­ter Posing-Fotos grund­sätz­lich straf­bar. Gemeint sind damit Fotos mit Abbil­dun­gen von Kin­dern, die ihre unbe­deck­ten Geni­ta­li­en oder ihr unbe­deck­tes Gesäß in „aufreizender Wei­se zur Schau stellen“. Der­ar­ti­ges Zur-Schau-Stel­len erfüllt regel­mä­ßig die Tat­be­stands­al­ter­na­ti­ve „sexuelle Hand­lun­gen von Kindern“ in § 184b Abs. 1 StGB (neue Fassung).

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderpornografie#Deutsches_Recht

Es soll ja die­se sozia­len Netz­wer­ke und Whats­App geben, bei denen das Tei­len von Fotos nur einen Fin­ger­wisch weit ent­fernt ist.

Noch mehr Fragen:

  1. Viel­leicht bin ich blöd, aber stellt nicht genau die­ses Tei­len eine Art von Ver­brei­tung dar?
  2. Wie ent­schei­det ein jugend­li­cher Smart­phone­be­sit­zer dar­über, ob die abge­bil­de­te Per­son vor dem Gesetz ein Kind oder jugend­lich ist?
  3. Wie ist gewähr­leis­tet, dass nicht auch Kin­der (also Men­schen unter 14 Jah­ren) Sex­ting betrei­ben? Smart­phone und Whats­App-Account genügen.
  4. Wel­chen Reiz haben der­ar­ti­ge Bil­der für ein­schlä­gi­ge kin­der­por­no­gra­phi­sche Kreise?
  5. Was sagt allein die Wei­ter­lei­tung sol­cher Bil­der über a) das Refle­xi­ons­ver­mö­gen und b) die Medi­en­kom­pe­tenz Jugend­li­cher aus?
  6. […]

Viel­leicht(!) dürf­te man sich unter Zeu­gen (jeweils ande­res Geschlecht!) sol­che Bil­der noch zei­gen las­sen. Schon die Recher­che danach führt u.U. aber schon zum Besitz von kin­der­por­no­gra­phi­schem Mate­ri­al (egal, ob ich ein Mann oder eine Frau bin).

Am ehes­ten kom­men m.E. hier die Eltern im Rah­men ihrer Erzie­hungs- und Für­sor­ge­pflich­ten als pri­mä­re Akteu­re in Betracht.

So oder so ist das nicht unse­re Kop­pel, son­dern das Feld von Pro­fis.

Bei eini­gen Pro­fis wie­der­um fürch­te ich, dass das Feh­len des übli­chen Musters

Sich als Kind aus­ge­ben­der Pädo­phi­ler nötigt im Chat­raum Kind zum Blank­zie­hen und ver­wen­det die­se Bil­der dann in kin­der­por­no­gra­phi­schen Tauschbörsen.

für Ver­wir­rung sor­gen dürf­te. Im Extrem­fall reden wir hier von Gewalt von Kin­dern gegen Kin­der oder von Gewalt Jugend­li­cher gegen Kin­der oder Jugendliche.

Was die Ver­öf­fent­li­chung sol­cher Bil­der gera­de für einen Her­an­wach­sen­den bedeu­tet und wel­che Fol­gen (sui­zi­da­le Ten­den­zen) das im Extrem­fall haben kann, dürf­te hin­läng­lich bekannt sein.

Was wür­det ihr also tun, wenn ihr mit die­ser Pro­ble­ma­tik ent­we­der als Eltern oder Leh­rer kon­fron­tiert seid?

Mei­ne Idee ist Öffent­lich­keit. Eine Schu­le, die sich allein zu die­sem Pro­blem bekennt, geht jedoch ein immenses Risi­ko ein. Des­we­gen soll­ten idea­ler­wei­se meh­re­re Schu­len zusam­men han­deln und z.B. in Form eines Berichts oder einer Zei­tungs­an­zei­ge in die Öffent­lich­keit gehen – idea­ler­wei­se über Schul­art­gren­zen hinweg.

Viel­leicht las­sen sich auf die­se Wei­se Men­schen für eine von Pro­fis orga­ni­sier­te Ver­an­stal­tung gewin­nen, die über die Gefah­ren des Sex­tings auf­klärt und Raum für Fra­gen lässt. Auf die­ser Ver­an­stal­tung müss­te idea­ler­wei­se auch ein­ge­for­dert wer­den, dass Eltern von betrof­fe­nen Kin­dern ein Recht dar­auf haben zu erfah­ren, was gera­de geschieht.

Übri­gens:

Ich den­ke nicht, dass „das böse Inter­net“ dar­an schuld ist oder „das böse Smart­phone“. Es ist die Hal­tung von Men­schen. Viel­leicht über­schät­zen wir manch­mal aber auch gera­de Kin­der in ihrer Fähig­keit zwi­schen „öffent­lich­keits­gän­gig“ und „nicht öffent­lich­keits­gän­gig“ zu unter­schei­den. Smart­phones sind Türen zur Öffent­lich­keit. Ist das eige­ne Kind da immer so kom­pe­tent und fähig, wie ich mir es wün­sche? Ist es völ­lig frei von „Grup­pen­dy­na­mi­ken“ und Endor­phin­aus­brü­chen, die eine spon­ta­ne Situa­ti­on aus­zu­lö­sen ver­mag? Das Foto ist einen Fin­ger­wisch weit weg. What­App einen wei­te­ren. Kei­ne SD-Kar­te muss in einen Rech­ner gesteckt, kein Film zum Ent­wi­ckeln gebracht wer­den – wie in der guten, alten Zeit …

Zettel, Zettel, nix als Zettel …

… da kam mir als Klas­sen­leh­rer irgend­wann die Idee, einen Leit­z­ord­ner für die Lern­grup­pe zu besor­gen. Jeder hat dort sau­ber mit Regis­ter­kar­ten abge­trennt und alpha­be­tisch geord­net eine Klar­sicht­hü­le. Der Leit­z­ord­ner steht stän­dig im Klas­sen­schrank und wird dann von jedem Ein­zel­nen mit Rück­mel­de­zet­teln befüllt. Die Lern­grup­pe bekommt für jeden Rück­lauf einen fes­ten Ter­min, zu dem alle Zet­tel unter­schrie­ben ein­ge­trof­fen sein müs­sen. Die Voll­stän­dig­keit könn­te man noch zusätz­lich durch einen bestimm­ten „Dienst“ sicherstellen.

Dann lässt man sich die Zet­tel alpha­be­tisch in z.B. einem Umschlag über­rei­chen oder nimmt sich die Schnip­sel eben selbst rich­tig geord­net her­aus. Wer noch eine visu­el­le Stüt­ze bereit­stel­len will, tackert eine Klar­sicht­hül­le mit dem gera­de abzu­ge­ben­den Schrei­ben an die Klas­sen­raum­tür. Die Luxus­va­ri­an­te wäre ein Schrank am Aus­gang der Klas­se mit eige­nen „Brief­fä­chern“ für jedes Lern­grup­pen­mit­glied. Fer­tig. Kei­ne Unter­richts­zeit, kei­ne Lis­ten, alles selbstorganisiert.

Die­se Idee habe ich nie umge­setzt, son­dern einer Kol­le­gin an mei­nem Tisch groß­mun­dig erzählt. Die macht das jetzt so, ist hoch­zu­frie­den und wird ihrer­seits von ande­ren kopiert (des­we­gen muss­te ich das jetzt auch unbe­dingt mal blog­gen). Ins­be­son­de­re in jün­ge­ren Klas­sen scheint das pri­ma zu funktionieren.

Aus Daten­schutz­grün­den soll­te man aber dar­auf ach­ten, dass nur „harm­lo­ses“ Zeug dort hin­ein­ge­rät. Dazu zäh­len z.B. NICHT Ent­schul­di­gun­gen, Kennt­nis­nah­men von Tadeln und ande­re Din­ge, die nicht für die Schü­ler­hand bestimmt sind, weil sie sen­si­ble Daten enthalten.

Mit digi­ta­len Klas­sen­bü­chern wür­de hier übri­gens vie­les leich­ter. Aber da gibt es dann ande­re Fall­stri­cke. Des­we­gen kommt dazu noch ein geson­der­ter Artikel.

Berichtigungen

Ich habe sie als Schü­ler gehasst, abgrund­tief gehasst. Mit dem Ver­fas­sen und der Abga­be der Klas­sen­ar­beit war das Ding eigent­lich für mich gelau­fen. Ich woll­te nicht noch ein­mal mit mei­nen Feh­lern kon­fron­tiert wer­den. Oft hat­te ich zudem nicht ver­stan­den, was der Leh­rer mit sei­nem Feh­ler­zei­chen über­haupt mein­te. Beson­ders hoch im Kurs der Fra­ge­zei­chen waren immer Anstrei­chun­gen wie „A/W“ – O‑Ton einer mei­ner Kol­le­gin­nen heu­te: „Das passt immer!“.  Recht hat sie.

Ich has­se heu­te Berich­ti­gun­gen immer noch und ich for­de­re sie nicht mehr ein – zumin­dest nicht in der klas­si­schen Form. Berich­ti­gun­gen sol­len ja eigent­lich dafür sor­gen, dass sich SuS noch ein­mal inten­siv mit Feh­ler­schwer­punk­ten aus­ein­an­der­set­zen und die­se dann gezielt bear­bei­ten – qua­si sowas wie Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung. Pro­ble­ma­tisch fin­de ich dar­an, dass man dabei immer Distanz zu sei­ne eige­nen Text auf­bau­en muss. Ob das klappt, wenn das wäh­rend der Arbeit selbst schon nicht gelun­gen ist? Bie­tet ein rot und grün gemal­ter Text von sich aus eine Distanz? Was macht das arme Würst­chen, wel­ches 15 Feh­ler zu berich­ti­gen hat, wäh­rend die 1er-Kan­di­da­tin dann kei­ne Haus­auf­ga­ben erle­di­gen muss?

Hier kom­men mei­ne Alternativen.

1. Ent­per­so­na­li­sie­rung (Dik­ta­te)

Das klappt nur bei Dik­ta­ten und ist hier beschrieben.

2. Feh­ler­schwer­punk­te

Ich strei­che alles ein, umkrei­se bei jedem jedoch 3–5 Feh­ler – auch bei den Ein­sern – da meist aber sti­lis­ti­sche oder sprach­li­che Äuf­fäl­lig­kei­ten. Dabei ach­te ich dar­auf, nur einen Feh­ler­aspekt zu beto­nen, den ich dann auch noch expli­zit im bei­gefüg­ten Gut­ach­ten erwäh­ne – etwas das/dass oder den Gebrauch unter­schied­li­cher Kon­junk­tio­nen. So hat jeder etwas zu tun und es muss nicht einer mehr arbei­ten als der andere.

3. Peer-Review

Jeder liest sich sei­nen Auf­satz bzw. sei­ne Klas­sen­ar­beit noch ein­mal durch und mar­kiert drei Anstrei­chun­gen mit Blei­stift, die er nicht ver­steht. Dann wird in Tisch­grup­pen das Heft getauscht. Der Part­ner ver­sucht nun zu ver­ste­hen, was ich mit der Anstrei­chung gemeint habe und erklärt es im Abschluss dem Ver­fas­ser. Auch jetzt noch unkla­re Anstrei­chun­gen wer­den im Ple­num bespro­chen. Ich ver­su­che dabei zu nut­zen, dass SuS sehr wohl Tex­te hin­sicht­lich ihrer Qua­li­tät beur­tei­len kön­nen – bloß nicht ihre eige­nen, weil ihnen dazu die Distanz fehlt – das ken­nen wir Leh­rer auch, wenn wir nach dem drit­ten Durch­le­sen immer noch ein Arbeits­blatt mit Typos kopieren.

Beim Peer-Review kommt für mich noch ein Lern­pro­zess hin­zu. Durch die direk­te Rück­mel­dung ler­ne ich, wie ich bes­ser kom­men­tie­ren und anstrei­chen muss. Durch „mit­ge­lausch­te“ Erklä­run­gen aus den Tisch­grup­pen bekom­me ich Ideen, wie ich die­ses oder jenes auch noch erklä­ren kann, auf die ich allei­ne nie gekom­men wäre.

eN Deutsch, NDS Abi 2012, Vorplanung

Gera­de heu­te haben wir drei Kol­le­gen bei­ein­an­der­ge­ses­sen, die mit einem Deutsch­kurs auf erhöh­tem Niveau beglückt wor­den sind. Damit man eine Vor­stel­lung davon bekommt, was wir in ers­ten Halb­jahr unter einen Hut bekom­men müs­sen, hier zunächst ein­mal das laut Kern­cur­ri­cu­lum ver­pflich­ten­de Pro­gramm:

Epo­chen­band (Rah­men­the­ma: Lite­ra­tur und Spra­che um 1800)

  • Auf­klä­rung und Roman­tik im Vergleich

Gat­tungs­band (Rah­men­the­ma: Dra­ma und Kommunikation)

  • GeÅ›taltungmittel des Dramas

Ver­bind­lich zu lesen­de Texte:

  • Fried­rich Schil­ler: Kaba­le und Lie­be (1784)
  • Fried­rich Schil­ler: Was kann eine gute ste­hen­de Schau­büh­ne eigent­lich wir­ken? (1784)

Ver­bind­li­che Unterrichtsaspekte:

  • Pro­ble­ma­ti­sie­rung von adli­ger und bür­ger­li­cher Moral
  • Über­win­dung der Ständeklausel
  • Pro­gram­ma­tik der Schau­büh­ne vor dem Hin­ter­grund der his­to­risch-gesell­schaft­li­chen Entwicklung

Zusätz­lich:

  • Aus­wei­sung eines wei­te­ren Wahlpflichtmoduls

Dilem­ma­ta

  1. Es gibt so vie­le bekann­te roman­ti­sche Dra­men (das war Ironie).
  2. Aus dem G8-Zug mit der weg­fal­len­den 11. Klas­se ist das epo­cha­le Wis­sen der SuS arg begrenzt
  3. Aus dem G8-Zug mit der weg­fal­len­den 11. Klas­se sind die Schreib­fer­tig­kei­ten der Schü­le­rin­nen und Schü­ler nicht so geübt
  4. Ich könn­te „Train-to-the-test“ machen und mich nur auf die prü­fungs­re­le­van­ten Wahl­pflicht­mo­du­le stür­zen, arbei­te aber ungern im luft­lee­ren Raum

Das KuMi in NDS wird gegen die Punk­te 2+3 ein­wen­den, dass die SuS aus dem G8-Zug beim Dop­pel­ab­itur gegen­über den SuS des G9-Zuges sogar bes­ser abge­schnit­ten haben und mei­ne Ein­wän­de daher nicht gerecht­fer­tigt sind. Der geneig­te Leser möge sich aber bit­te dazu die Zen­tral­ab­itur­auf­ga­ben des letz­ten Jah­res zu Gemü­te füh­ren und sowohl inhalt­lich als auch metho­disch beur­tei­len. Außer­dem waren wir Leh­rer wahr­schein­lich bei Punkt 4 geübter.

Ideen

Wir wol­len das Gat­tungs­band mit dem Epo­chen­band ver­knüp­fen und in einem ers­ten Schritt zunächst ein­mal auf die Ursprün­ge des Dra­mas ein­ge­hen, z.B. anhand von Aus­zü­gen aus der guten, alten sprö­den Anti­go­ne. Danach erfolgt arbeits­tei­lig die exem­pla­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit Aus­zü­gen aus einem Dra­ma der frü­he­ren Auf­klä­rung („Die Juden“), des Sturm und Drang („Götz von Ber­li­chin­gen“), der Klas­sik („Iphi­ge­nie“) und des Vor­märz („Woy­zeck“). Dabei sol­len sich die SuS erst­mal mit Inhalt in Spra­che der Aus­zü­ge aus­ein­an­der­set­zen und dann anhand von klei­nen Epo­chen­über­bli­cken (z.B. im Lehr­buch „Tex­te, The­men und Struk­tu­ren“) Bezü­ge zu gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen her­stel­len. Natür­lich ist dabei kei­ne tief­grei­fen­de inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung zu erwar­ten, aber viel­leicht zumin­dest ein Ori­en­tie­rungs­rah­men, der eine Ver­or­tung des Pri­mär­tex­tes „Kaba­le und Lie­be“ als Dra­ma mit deut­li­chen Ele­men­ten des Über­gangs von SuD zur Klas­sik über­haupt erst ermög­licht. Die Ergeb­nis­se wer­de ich in einem Blog sam­meln. Die ers­te Klau­sur könn­te somit eine sprach­li­che Ana­ly­se eines unbe­kann­ten Dra­men­aus­zugs oder eine Auf­ga­ben­stel­lung mit krea­ti­vem Anteil umfas­sen. In der zwei­ten Klau­sur ist dann eine kom­ple­xe­re Auf­ga­ben­stel­lung zum Pri­mär­text evtl. mit Bezü­gen zu einer pro­gram­ma­ti­schen Schrift mög­lich. Als zusätz­li­ches Wahl­pflicht­mo­dul drängt sich der Lite­ra­tur­aus­wahl eigent­lich WMP4 „Fami­lie im Dra­ma“ nahe­zu auf.

Die Roman­tik bekommt man auf die­se Wei­se noch nicht mit in den Unter­richt hin­ein. Aber um Weih­nach­ten her­um kann man sich die­se Epo­che anhand z.B. von Gedich­ten und einem ET.A. Hoff­mann-Text bei Ker­zen­schein (Die Abibox schlägt „Der Sand­mann“ vor) eben als Epo­che in den Fokus stel­len und klä­ren, war­um dort so gedacht und geschrie­ben wor­den ist und war­um das eben nicht so oft  Dra­men waren – im Thea­ter ist man ja eher nicht so sehr „mit sich“ oder weit weg von der Gesell­schaft und blaue Blu­men hat’s da auch kei­ne. Die Vor­aus­set­zun­gen waren ja eben ande­re als zur Zeit der Auf­klä­rung. Mit dem einen oder ande­ren Gedicht wäre dann auch das fol­gen­de Rah­men­the­ma „Viel­falt lyri­schen Spre­chens“ im zwei­ten Semes­ter vorbereitet.

Viel­leicht habt ihr ja noch ande­re Ideen, wie sich die Vor­ga­ben in ein Semes­ter brin­gen las­sen. Über den Ver­gleich zwi­schen Auf­klä­rung und Roman­tik muss­te ich ein wenig den Kopf schütteln.

IT-Konzept (technisch)

Wir über­ar­bei­ten nach den Feri­en unse­re kom­plet­te IT-Struk­tur. Ich habe in den letz­ten Tagen dar­über viel nach­ge­dacht und mit Vir­tu­al­box flei­ßig klei­ne, vir­tua­li­sier­te Net­ze gebaut. Ziel war es, etwas zu ersin­nen, was einer­seits tech­nisch für eine Lehr­kraft beherrsch­bar ist, ander­seits mög­lichst vie­le didak­ti­sche Mög­lich­kei­ten eröff­net. Zudem spie­len natür­lich auch Wirt­schaft­lich­keits­über­le­gun­gen und öko­lo­gi­sche Aspek­te eine Rol­le (man muss es ja dem Schul­trä­ger auch ver­mit­teln kön­nen). Her­aus­ge­kom­men ist das hier:

Kern ist das LTSP-Pro­jekt. Ein schö­ner Eins­tig in das grund­sätz­li­che Prin­zip fin­det sich auf Wiki­pe­dia: Man degra­diert sämt­li­che Schü­ler­rech­ner zu rei­nen Anzei­ge­ge­rä­ten. Fest­plat­ten und nicht erfor­der­li­chen RAM reißt man her­aus, ver­ram­melt das BIOS mit einem Pass­wort und lässt die Kis­ten per PXE vom LTSP-Ser­ver boo­ten – das muss pro Tag ein­mal gesche­hen und dau­ert kür­zer als ein WinXP-Start (Was nicht viel hei­ßen will…).

Damit ent­fällt sämt­li­che Turn­schuh­ad­mi­nis­tra­ti­on und auch die emp­find­lichs­ten Kom­po­nen­ten von PCs sind eli­mi­niert. Soft­ware muss nur noch auf einem Gerät instal­liert wer­den und ist dann auf allen Cli­ents ver­füg­bar. Als Anzei­ge­ge­rät ist ein Pen­ti­um I mit 133Mhz und halb­wegs brauch­ba­rer Gra­fik­kar­te aus­rei­chend. Schön wären natür­lich ech­te Thin­Cli­ents, am bes­ten in ein LCD-Panel inte­griert – so dürf­te es lei­se und kühl im PC-Raum wer­den. Alle Anwen­dun­gen lau­fen auf einem zen­tra­len Ser­ver, der natür­lich ein Ser­ver und kein Spiel­zeug sein muss (Hexa­co­re, 32GB RAM, RAID10, red­un­dan­te Netz­tei­le – die 4000-Euro-Klas­se halt). Sound kann man bidi­rek­tio­nal an die Cli­ents wei­ter­rei­chen, mit Video klappt es auch, wenn die Anbin­dung stimmt und man auf HD-Mate­ri­al ver­zich­ten mag.

Der Ser­ver kann aller­dings nur Linux (Ubun­tu). Damit kann man sur­fen, schrei­ben, Audio bear­bei­ten u.v.m. – das Wich­tigs­te halt. Die meis­ten Diens­te ver­la­gern sich eh in die Cloud. Es ist nicht schwer, GNOME einen Win­dows7- oder XP-Look auf­zu­zwin­gen – aber das hal­te ich für eine Art Betrug. Die meis­ten „Win­dowsia­ner“ kom­men mit mei­nem Net­book erstaun­lich gut klar und den Desk­top kann man ja vor­struk­tu­rie­ren mit net­ten, ein­fa­chen Icons. Mit WINE habe ich bis­her zusätz­lich fast alle Soft­ware zum Lau­fen gebracht, die auf unse­ren jet­zi­gen WinXP-Cli­ents vor sich hin­ve­ge­tiert. Hier sind vor allem mit den Her­stel­lern lizenz­recht­li­che Fra­gen zu klä­ren, da es WINE recht egal ist, ob eine Word2010-Instanz 25x von ver­schie­de­nen Nut­zern gestar­tet wird…

Datei­en las­sen sich auf USB-Medi­en spei­chern, die LTSP von den Cli­ents durch­ge­reicht bekommt, oder man nutzt NFS (ist bei LTSP lei­der so) mit fes­tem Quo­ta für jeden Nut­zer­ac­count (gefühlt 1GB, dann wür­de bei uns noch die 2GB-Plat­te für die gan­ze Schul­ge­mein­schaft bei Voll­aus­las­tung reichen).

Die Nut­zer­ver­wal­tung mache ich tra­di­tio­nell über LDAP. Dann kann man den Pro­xy dar­über mit Anmel­dung lau­fen las­sen. Außer­dem lässt sich das Ding so schön per Skript mit einem kas­trier­ten Export der Schü­ler­da­ten­bank füt­tern (inkl. Ord­nung nach Klas­sen) – das Skript gibt es schon für die Anbin­dung unse­res Web­an­ge­bots. Das ist übri­gens der här­tes­te Teil der Geschich­te. LDAP hat dafür aber auch den Vor­teil, dass es mit RADIUS spricht – ein net­tes Spiel­zeug (man kann in LTSP auch die Cli­ent­kon­fi­gu­ra­ti­on dar­über machen). So mel­det man sich per WLAN in der Schu­le mit den gewohn­ten Netz­werk-Log­in­da­ten an, jeder WLAN-Rou­ter kriegt sein eige­nes Netz, (dann gehen die IPs so schnell nicht aus) man kann fest­le­gen, wer sich wann anmel­den darf (abends braucht man kein Netz, oder?) usw.. Dann noch ein AdHoc-Netz, um das gan­ze Schul­ge­län­de zu bestrah­len… (träum…). Aber das wird eh die Zukunft – mehr als der per­sön­li­che Desk­top auf dem Schulserver.

Eini­ge Din­ge gehen par­tout nicht unter Linux. Dafür wür­de ich ger­ne einen WindowsServer2008RC2 hin­stel­len, der über 25 Accounts ver­fügt. Bei der Anmel­dung am LTSP kann man sich dann ent­schei­den, ob man Win­dows möch­te oder nicht und sowohl der Ser­ver als auch die Soft­ware­li­zen­zen sind bei 25 Cli­ents noch über­schau­bar teu­er. Ob man nun einen RDesk­top oder die die Aus­ga­be eines XSer­vers an die Cli­ents wei­ter­lei­tet, ist wohl egal. Viel­leicht lässt sich der Win­dows­Ser­ver sogar vir­tua­li­sie­ren, wenn man den LTSP-Ser­ver noch dicker… .

Das Schö­ne an die­sem Kon­zept ist sei­ne Modu­la­ri­tät: Man kann klein anfan­gen und sich dann stei­gern – allein der LTSP-Ser­ver mit sei­ner Hard­ware, den braucht man schon. Die Cli­ents sind ja schon da. Wenn man völ­lig bekloppt sein will, ver­legt man alle jet­zi­gen Cli­ents in vir­tu­el­le Maschi­nen und nutzt deren Lizen­zen weiter.

Was kos­tet das Gan­ze? Im Voll­aus­bau schät­ze ich eine Sum­me von 10000,- Euro (ohne Cli­ents und wenn man es selbst macht: LTSP ist in Ubun­tu sehr gut vor­kon­fi­gu­riert und recht schnell auf­ge­setzt). Wenn man 50 Cli­ents erneu­ern oder durch Note­books erset­zen möch­te, darf jedes nur 200,- Euro kos­ten, damit es „bil­li­ger“ wird. Für den Anfang tut es auch nur der LTSP-Ser­ver und der VLAN-fähi­ge Switch – dann kommt man wohl mit der Hälf­te hin und hat recht aktu­el­le, leicht wart­ba­re Systeme.

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