Hardwareempfehlungen

Ich emp­feh­le meist kei­ne Hard­ware. Ich habe eine Idee, was ein Schul­netz­werk kön­nen soll­te und for­mu­lie­re Anfor­de­run­gen, die dann Fach­leu­te umzu­set­zen haben. Lei­der set­zen sich dabei in den Aus­schrei­bun­gen oft Fir­men mit ent­spre­chen­dem Ver­triebs­ap­pa­rat durch – die ihr Zeug dann zu Prei­sen ver­ti­ckern, die die Kos­ten eben­die­ses Ver­triebs­ap­pa­ra­tes dann wie­der ein­spie­len müs­sen. In Fir­men ist das rela­tiv egal, weil dort ande­re Mög­lich­kei­ten für steu­er­li­che Abschrei­bun­gen bestehen. Wenn man dann den 600,- Euro Acces­s­point gegen das mit offe­ner Firm­ware ver­se­he­ne halb so teu­re Gerät legt und misst, ist der preis­li­che Abstand doch oft wesent­lich grö­ßer als der tech­ni­sche. Der 600-Euro-Acces­s­point mit sei­nem Cloud­con­trol­ler kos­tet dann oft zusätz­lich jähr­li­che Lizenz­ge­büh­ren – da muss man schon sehr genau rech­nen. Das ist nur ein Beispiel.

Oft habe ich mit Schu­len zu tun, die mög­lichst schnell ein Ergeb­nis und Ver­bes­se­run­gen sehen wol­len und das durch z.B. För­der­ver­ein finan­zie­ren. Auch wenn wir hier in der Regi­on par­al­lel einen Medi­en­ent­wick­lungs­plan vor­an­trei­ben, drängt dann oft die Zeit. Wenn ich bei knap­pen Bud­get in sol­chen Kon­tex­ten Emp­feh­lun­gen aus­spre­che, muss ich schau­en, wie viel päd­ago­gi­scher Mehr­wert mit der Sum­me mög­lich ist, die mir genannt wird.

Über die Jah­re lan­de ich dabei immer wie­der bei bestimm­ten Gerä­ten, die sich dar­über­hin­aus auch pro­blem­los in eine gro­ße Lösung eines Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nes inte­grie­ren las­sen. Dabei han­delt es sich vor­wie­gend um Netz­in­fra­struk­tur­ge­rä­te wie Swit­che, Acces­s­points oder Ser­ver, teil­wei­se aber auch um End­ge­rä­te. Ich prä­sen­tie­re hier ein­mal eine klei­ne Auswahl:

1. WLAN-Kom­po­nen­ten

Cis­co WAP321 (Acces­s­point)

Der Cis­co WAP321 ( ca. 180,- Euro) und sein grö­ße­rer Bru­der, der WAP371 (ca. 240,- Euro), wer­den wahr­schein­lich von Link­sys in Lizenz für Cis­co gebaut ( lang­jäh­ri­ge Admins hören da die Alarm­glo­cken ). Sie haben fast alles, was man sich im schu­li­schen Bereich wünscht, z.B.:

  • VLANs + Mul­tiS­SID (sepa­rier­ba­re Net­ze für Lehr­kräf­te, Schü­ler, Gäs­te usw.)
  • Dual­band (2 und 5 Ghz)
  • eine hohe Reichweite
  • eine dyna­mi­sche Anpas­sung der Funkleistung
  • der WAP371 beherrscht zusätz­lich den neu­en ac-WLAN-Standard
  • Spe­zi­fi­zie­rung für 32 Gerä­te (mehr ist im schu­li­schen Umfeld oft auch nicht sinnvoll)
  • Spei­sung über das Netz­werk­ka­bel (PoE)

Die Beson­der­heit der Gerä­te ist ihre Clust­er­fä­hig­keit: Man kann acht APs zu einem Clus­ter zusam­men­schlie­ßen. Egal auf wel­chen Gerät ich Ände­run­gen vor­neh­me – die­se Ein­stel­lun­gen wer­den von allen Gerä­ten des Clus­ters über­nom­men. Wenn eine Schu­le mit maxi­mal acht Gerä­ten abzu­de­cken ist (z.B. eine zwei­zü­gi­ge Grund­schu­le), kön­nen die Cis­cos je nach Gebäu­de­to­po­lo­gie eine gute, kos­ten­güns­ti­ge Wahl sein.

Benö­tigt wird zu Spei­sung ein PoE-fähi­ger Switch oder ein Injek­tor (Switch wür­de ich vor­zie­hen). Bei Nach­rüs­tung z.B.: Net­gear GS108P (ver­sorgt vier APs). Die gesam­te Serie ist sta­bil verarbeitet.

Ubi­qui­ti Net­works (WLAN System)

Ubi­qui­ti ist eine soli­de, con­trol­ler­ba­sier­te WLAN-Lösung zu mode­ra­ten Prei­sen. Genau wie bei den Cis­cos (s.o.) kann man meh­re­re Gerä­te an einer Stel­le kon­fi­gu­rie­ren. Der Con­trol­ler ist in Soft­ware rea­li­siert, aber unli­mi­tiert was die Anzahl der ver­walt­ba­ren Gerä­te angeht und für Linux sowie Win­dows ver­füg­bar. Die Soft­ware wird nur für die Kon­fi­gu­ra­ti­on benö­tigt, nicht für den Betrieb, d.h. die APs ver­ges­sen ihre Ein­stel­lun­gen nicht, wenn der Con­trol­ler oder die Inter­net­ver­bin­dung zu ihm aus­fällt. Ubi­qui­ti ist damit sehr gut auch für grö­ße­re Schu­len erwei­ter­bar, jedoch völ­lig unge­eig­net, wenn meh­re­re Stand­or­te zen­tral gema­na­ged wer­den müs­sen (Schul­trä­ger­lö­sung). Die Acces­s­points kom­men in der Regel mit einem pas­sen­den Injek­tor, kön­nen aber auch über PoE+-fähige Swit­che ver­sorgt wer­den (PoE+ ist wich­tig). Durch den Ver­zicht auf teu­res Mar­ke­ting und den Ein­satz von Linux­firm­ware sowie den frei­en Con­trol­ler spart man viel Geld mit dem Nach­teil nur stand­ort­wei­se zen­tral mana­gen zu kön­nen. Preis für die Acces­s­points: 60–250 Euro.

2. Switch

Zyxel GS1910-24

Es gibt kei­nen mir bekann­ten Switch am Markt, der ein der­art abar­tig gutes Preis-/Leis­tungs­ver­hält­nis bie­tet. Er kos­tet ca. 110,- Euro. Features:

  • kann zwei 10GB-fähi­ge opti­sche Trans­cei­ver auf­neh­men (Glas­fa­ser)
  • ist voll gema­na­ged (eige­ne Ober­flä­che, kann in ver­schie­de­ne vir­tu­el­le Swit­che auf­ge­teilt wer­den, z.B. Verwaltung/pädagogisches Netz – ide­al für klei­ne Grundschulen)
  • ist lüft­ler­los und damit auch für Räu­me mit Publi­kums­ver­kehr geeignet

Die Kis­te kann mit den HPs, die ich im Ein­satz habe, voll mit­hal­ten. Zum Vergleich:

  • 10 GB-Ver­bin­dung mit HP-Hard­ware: 9000,- Euro (inkl. Switche)
  • 10 GB-Ver­bin­dung mit Zyxel-Hard­ware: weit unter 1000,- Euro (inkl. Switche)

Wenn das Ding in fünf Jah­ren aus­fällt, ist es fast egal, dass die HPs als deut­lich robus­ter gelten.

3. Gebraucht­wa­re

Es kom­men zur­zeit mas­sig her­vor­ra­gen­de Gebraucht­ge­rä­te auf den Markt. Die­se brin­gen einen i5-Pro­zes­sor der ers­ten Gene­ra­ti­on mit, haben 4GB RAM, sind mit Win­dows 7 Pro­fes­sio­nal aus­ge­stat­tet und viel bes­ser ver­ar­bei­tet als gän­gi­ge Con­sum­er­wa­re der heu­ti­gen 600-Euro-Klas­se.  Zu Prei­sen ab 250,- für Note­books (inkl. neu­em Akku) und ca. 200,- Euro für Desk­tops erhält man Gerä­te, die alles wich­ti­ge im Netz mit­ma­chen, ver­nünf­ti­ge BIOS-Fea­tures auf­wei­sen (z.B. WOL), das ver­schüt­te­te Getränk auf der Tas­ta­tur ver­tra­gen und, und, und … Für Video­schnitt und CAD wür­de ich natür­lich ande­re Gerä­te kaufen.

Schulnetzwerk

In den letz­ten bei­den Wochen habe ich mich ein wenig in unser Schul­netz­werk ein­ge­gra­ben – als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter kann man es ja nicht auf sich sit­zen las­sen, dass man anders­wo nichts vor­zu­stel­len hat – zudem haben wir hier mitt­ler­wei­le vor Ort so aus­ge­zeich­ne­te Bedin­gun­gen, dass sich bestimmt auch ein­mal eine Tagung orga­ni­sie­ren lässt. Weil unser Schul­trä­ger zur­zeit mas­siv in bau­li­che Maß­nah­men inves­tiert, ist man geneigt, sich bei der Bean­tra­gung von Mit­teln für den Ver­mö­gens­haus­halt eher zurück­zu­hal­ten oder eben noch etwas zu warten.

Bei uns man­gelt es nicht an Kup­fer, das im Gebäu­de ver­legt ist – es gibt sogar Glas­fa­ser­stre­cken zwi­schen den ein­zel­nen Gebäu­de­tei­len. Es gibt in den Natur­wis­sen­schaf­ten und in ein­zel­nen Gebäu­de­tei­len auch WLAN, jedoch längst nicht flä­chen­de­ckend. In den PC-Räu­men wer­keln noch P4‑2,8Mhz-Kisten mit 512MB RAM vor sich hin. Zur betreu­en­den Fir­ma kann ich noch nicht viel sagen – so rich­tig habe ich noch nicht mit ihr zusam­men­ge­ar­bei­tet. Gut wäre auf lan­ge Sicht sicher ein peri­odi­scher Ter­min zur Sich­tung und Bespre­chung der anfal­len­den Aufgaben.

Ein wenig möch­te ich das Netz­werk pla­nen und sei­nen Auf­bau koor­di­nie­ren, wer­de in der Anfangs­zeit aber etwas sel­ber zau­bern müs­sen. Immer wie­der mache ich die Erfah­rung, dass sich dabei viel Gehirn­schmalz und Arbeit am Anfang unge­mein posi­tiv für die lang­fris­ti­ge Aus­rich­tung aus­wir­ken. Fol­gen­de Grund­sät­ze hal­te ich für Schul­netz­wer­ke mitt­ler­wei­le für essentiell:

  1. Eine zen­tra­le Authen­ti­fi­zie­rung ist unbe­dingt not­wen­dig. Ich nut­ze für mei­ne Web­ser­vices dafür seit Jah­ren LDAP – kann auch ein AD (Win­dows) sein. Das ist qua­si das Backend für alles wei­te­re – am bes­ten mit zumin­dest peri­odi­scher, nicht-phy­si­ka­li­scher Anbin­dung (CSV, USB-Stick) an das Ver­wal­tungs­netz der Schu­le. Dann kann man auch das mit der Daten­spar­sam­keit realisieren.
  2. PC-Räu­me sind sowas von eight­ies. Die Zukunft liegt in der Cloud, die man sich ent­we­der selbst bas­telt oder ein­kauft. Fol­ge­rich­tig muss ein wesent­li­ches Augen­merk auf WLAN und Uplink lie­gen, um mit­tel­fris­tig vie­le mobi­le Gerä­te bedie­nen zu können.
  3. Soft­ware­de­ploy­ment ist der Schlüs­sel für Nach­hal­tig­keit. Soft­ware muss sich zwin­gend zen­tral ver­tei­len las­sen, am bes­ten per PXE. So hat z.B. eine Fir­ma einen zen­tra­len Punkt, an dem neue Soft­ware ein­ge­pflegt wird – das spart War­tunsg­kos­ten und öff­net gedank­li­che Räu­me für die Wei­ter­ent­wick­lung des Schul­netz­werks. Lösun­gen dafür gibt es vie­le, z.B. opsi, fog oder RIS.
  4.  Ohne didak­ti­sches Kon­zept ist jedes Schul­netz­werk wert­los. Die Tech­nik muss die Fre­ir­räu­me schaffen.
  5. Ohne Fort­bil­dung des päd­ago­gi­schen Per­so­nal ist jedes Schul­netz­werk wert­los. Die Tech­nik muss die Frei­räu­me schaffen.
  6. Das Sys­tem selbst muss didak­ti­sches Poten­ti­al und Par­ti­zi­pa­ti­ons­mög­lich­kei­ten schaf­fen – War­um nicht Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit in die Arbeit inte­grie­ren? Da gibt es viel zu ler­nen und zu erfah­ren. Also Open­So­ur­ce. Zumin­dest auf dem Server.
  7. Das Netz­werk muss Band­brei­te lie­fern – Gbit ist Min­dest­stan­dard – vor allem bei den Switches.

Momen­tan habe wer­den unse­re Cli­ents mit dem schon nicht mehr erhält­li­chem Micro­soft Shared Com­pu­ter Tool­kit so ver­ram­melt, dass Ände­run­gen an der loka­len Instal­la­ti­on auch ohne Zusatz­hard­ware nicht mög­lich sind. Ein Schul­ser­ver regelt Frei­ga­ben via Sam­ba und fun­giert gleich­zei­tig als Netz­fil­ter – über den Ansatz lässt sich treff­lich strei­ten, aber er funk­tio­niert. Lei­der bringt er diver­se Nach­tei­le mit sich, die die Punk­te 4+5 mei­ner Lis­te betreffen. 

Eine Soft­ware auf allen unse­ren Cli­ents zu instal­lie­ren, dau­ert unge­fähr 20 Arbeits­stun­den, da nicht nur die Soft­ware ein­ge­spielt wer­den will, son­dern auch die Rech­ner immer wie­der aus der Domä­ne flie­gen usw.. Das geht so nicht. Des­we­gen Deploy­ment (Punkt 3) – image- (fog) oder sys­tem­dienst­ba­siert (opsi).  Das ist ein Muss – gera­de auch in hete­ro­ge­nen Sys­tem­land­schaf­ten mit ver­schie­de­nen Win­dows­ver­sio­nen. Es gibt schi­cke Win­dows­lö­sun­gen, z.B. RIS. Kos­tet. Summen.

Per­spek­ti­visch muss so oder so ein neu­er Ser­ver her, der z.B. einem even­tu­el­lem Dienst­leis­ter die Grund­la­ge für eine War­tungs­tä­tig­keit bie­tet. In Nie­der­sach­sen läuft das an vie­len Schu­len über iserv. Es ist die in mei­nen Augen zur Zeit aus­ge­reifs­tes­te Schul­ser­ver­lö­sung über­haupt (neben paedML aus BW) – kos­tet aber. Bezeich­nen­der­wei­se ist die Kis­te an einer Schu­le ent­stan­den, die Punkt 6 mei­ner Lis­te sehr ernst genom­men hat. Dum­mer­wei­se kann iserv von Hau­se aus kei­ne Ter­mi­nals bedie­nen – das hät­te ich aber soooo ger­ne. Die Vor­stel­lung, 0815-Hard­ware auch in öffent­li­chen Berei­chen der Schu­le zur Ver­fü­gung stel­len zu kön­nen, fin­de ich nett. Zudem kön­nen unse­re bestehen­den Cli­ents PXE. Fürs Ter­mi­nal reicht die Hard­ware dicke.

Wo will ich hin?

  1. Kol­le­ge XY hat den Wunsch nach einer Soft­ware, die idea­ler­wei­se frei ver­füg­bar ist (sonst muss er die Lizen­zen eben auf­trei­ben). Ich oder ein Schü­ler oder ein Dienst­leis­ter modi­fi­ziert Remo­te das Basis­image. Ein Sys­tem­dienst weckt nachts die Cli­ents via WOL auf und spielt das Image neu auf. Kol­le­ge XY kommt am nächs­ten Mor­gen und kann arbeiten.
  2. Die Fest­plat­te eines Note­books an einem SMART-Board ver­sagt. Der Tech­ni­ker der Hard­ware­fir­ma kommt mit einem Ersatz, boo­tet via PXE und das Image wird ohne Nut­zer­ein­griff restau­riert auf den letz­ten Stand.
  3. Das Note­book in der Che­mie ohne fes­ten Netz­zu­griff wird durch einen Kol­le­gen ver­kon­fi­gu­riert. Ich sage dem Schul­as­sis­ten­ten Bescheid, der es zu sich in die Werk­statt nimmt und per PXE über einen GBit-Uplink zum Deploy­ment­ser­ver das Image restau­riert und nach 30 Minu­ten wie­der in die Che­mie stellt.
  4. Ein Media­ser­ver im Schul­netz ver­sorgt nach Klä­rung von Lizenz­fra­gen das Schul­netz per DLNA mit Audio­files (Fremd­spra­chen-CDs) und Fil­men (z.B. Mer­lin). Jedes Android‑, iOS- oder Sonst­wie­ge­rät mit DLNA-Cli­ent spielt das im Klas­sen­raum z.B. über WLAN ab. DLNA-Cli­ents sind übri­gens oft sehr schi­cke Apps, mit denen jeder Maus­schub­ser zurechtkommt.

Tech­nisch ist das alles mög­lich – heu­te, kom­plett mit Open­So­ur­ce. Müss­te das für unse­re Schu­le umge­setzt wer­den, wür­de ich inkl. Migra­ti­on bei einer fähi­gen Fir­ma dafür drei Wochen mit ca. 120 Mann­stun­den ( 80,- Euro Stun­den­satz – soll ja eine fähi­ge Fir­ma sein) anset­zen. Dann wäre mit einem Kapi­tal­ein­satz von ca. 20.000 Euro inkl. Hard­ware aber für eini­ge Zeit Ruhe. Und: Man spart auf mitt­le­re Sicht erheb­lich bei den War­tungs­kos­ten. Außer­dem habe ich eigent­lich das Unter­rich­ten gelernt und soll­te mich dar­auf kon­zen­trie­ren. So – und jetzt Fundraising.