Transaktionskosten (Weltverbessererfehler)

In den Feri­en habe ich mich etwas mit Wirt­schafts­theo­rie, genau­er der Trans­ak­ti­ons­kos­ten­theo­rie beschäf­tigt. Dar­über könn­te man jetzt viel schrei­ben und eini­ge Zita­te brin­gen. Ich beschrän­ke mich dabei jedoch auf eini­ge Bei­spie­le, mit denen ich

  1. zei­gen will, was Trans­ak­tio­nen in Bezug auf Schu­le und Bera­tungs­sys­te­me sein könnten
  2. viel dar­über nach­ge­dacht habe, inwie­weit mei­ne Arbeit als Lehr­kraft und medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter wirk­sam ist, bzw. wie sich die­se Wirk­sam­keit opti­mie­ren lässt

Die Gedan­ken dazu sind etwas kom­ple­xer, daher wird das min­des­tens ein zwei­tei­li­ger Arti­kel – also bit­te etwas Geduld, wenn nicht sofort auf die Ein­gangs­punk­te komme.

Ver­ein­facht neh­me ich ein­mal an, dass in mei­nem Umfeld Trans­ak­tio­nen vor allem mit „Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Abstim­mungs­be­darf“ gleich­zu­set­zen sind.

 

Trans­ak­ti­ons­kos­ten und Hierarchie

Der Zukunfts­for­scher Max Horx ver­deut­licht in sei­nem Buch des Wan­dels das Prin­zip der Trans­ak­ti­onkos­ten am Bei­spiel einer wach­sen­den Firma.

Zuerst besteht die­se nur aus zwei Per­so­nen, die alles machen, sich schnell abstim­men und extrem fle­xi­bel auf Markt­an­for­de­run­gen und Wün­sche reagie­ren kön­nen. Bald gibt es jedoch so vie­le Kun­den, dass zwei Per­so­nen deren Betreu­ung nicht mehr allein zu rea­li­sie­ren ver­mö­gen.  Also wer­den mehr Mit­ar­bei­ten­de ein­ge­stellt. Der Geist der Fir­ma – die offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on (Kom­mu­ni­ka­ti­on ist eine Form der Trans­ak­ti­on) – soll aber erhal­ten blei­ben. Schon mit zwei wei­te­ren Mit­ar­bei­ten­den steigt dadurch der Zeit­auf­wand, um alle zu allen Details zeit­nah zu infor­mie­ren, solan­ge die Hier­ar­chie flach bleibt. Bald sind die bei­den ehe­ma­li­gen Grün­der einen Groß­teil ihrer Zeit nur noch damit beschäf­tigt, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ab­läu­fe für ihre Fir­ma zu rea­li­sie­ren – die Trans­ak­ti­ons­kos­ten steigen.

Eine stark aus­ge­präg­te (stei­le) Hier­ar­chie hin­ge­gen senkt genau die­se Trans­ak­ti­ons­kos­ten, da die Mit­ar­bei­ten­den eben „zu machen“ und nicht abzu­stim­men haben. Nicht umsonst sind z.B. unse­re Not­stands­ge­set­ze nicht demo­kra­tisch aus­ge­rich­tet: Im Kata­stro­phen- oder Kriegs­fall sind Dis­kus­sio­nen oder Beneh­mens­her­stel­lungs­pro­zes­se viel zu lang­sam. Die Trans­ak­ti­ons­kos­ten müs­sen dann unter allen Umstän­den mini­miert wer­den. Auto­ri­tä­re Sys­te­me funk­tio­nie­ren hier am bes­ten, jedoch nur, wenn eine zwei­te Kom­po­nen­te mit ins Spiel kommt: Das Vertrauen.

 

Trans­ak­ti­ons­kos­ten und Vertrauen

Als Jugend­lei­ter bin ich ich ein­mal auf einem gro­ße däni­schen See in eine bedroh­li­che Lage gekom­men. Selbst einen schwer bela­de­nen Kana­di­er mit zwei Teil­neh­men­den an Bord als Steu­er­mann in mei­ner Ver­ant­wor­tung muss­te ich mit anse­hen, wie ein ande­res Boot mit zwei Jun­gen in schwe­rem Wel­len­gang zu ken­tern droh­te und auch schon Was­ser genom­men hat­te. Es war kalt, win­dig und die ande­ren Boo­te waren längst außer Sicht. Die bei­den Jun­gen woll­ten völ­lig ver­ängs­tigt aus dem Boot sprin­gen und an Land schwim­men (Sumpf­ge­biet). Ich hat­te nicht die Zeit für Trost, nur noch für Auto­ri­tät und sehr har­te Wor­te. Die Situa­ti­on ließ sich meis­tern, weil ich die Trans­ak­ti­ons­kos­ten sen­ken konn­te und weil die bei­den Jun­gen mir blind ver­traut haben – mehr als ihren eige­nen Gefüh­len und Kör­pern. Ich sage heu­te noch oft schmun­zelnd, dass ich damals mit lin­ken Anar­chis­ten kom­plett abge­sof­fen wäre.

 

Zwi­schen­fa­zit

  1. Trans­ak­ti­ons­kos­ten stei­gen mit der Grö­ße eines Systems
  2. Trans­ak­ti­ons­kos­ten stei­gen, je fla­cher Hier­ar­chien sind
  3. Eine aus­ge­präg­te Hier­ar­chie senkt Transaktionskosten
  4. Ver­trau­en senkt Transaktionskosten

 

Bei­spie­le

  1. Die (Bundes-)Piratenpartei ist groß, strebt eine mög­lichst fla­che Hier­ar­chie an und ver­traut ihren Reprä­sen­tan­ten nicht oder nur wenig. Sie wird an ihren Trans­ak­ti­ons­kos­ten kollabieren.
  2. Das Inter­net ist zunächst dazu geeig­net, Trans­ak­ti­ons­kos­ten (z.B. Zwi­schen­händ­ler­sys­te­me, Mei­nungs­gate­kee­per usw.) zu sen­ken, jedoch sehr groß und noch recht flach von sei­ner Hier­ar­chie her. Das mit dem Ver­trau­en schwankt so.

 

Trans­ak­ti­ons­kos­ten und Schule

Schu­le ist bezo­gen auf die­se Theo­rie sehr para­dox: Einer­seits haben wir eine deut­lich aus­ge­präg­te Hier­ar­chie in der Schul­struk­tur. Ander­seits ver­sucht gera­de die­ses Sys­tem, Aspek­te mit hohen oder schwer kal­ku­lier­ba­ren Trans­ak­ti­ons­kos­ten an die ein­zel­nen Schu­len selbst zu dele­gie­ren (z.B. Daten­schutz, Aus­ge­stal­tung der Cur­ri­cu­la, Qua­li­täts­ma­nage­ment, Inklu­si­on usw.). Das Ver­trau­en in die Kul­tus­bü­ro­kra­tie scheint mir dabei gleich­zei­tig nicht beson­ders hoch zu sein. Laut der Trans­ak­ti­ons­kos­ten­theo­rie müss­te die­ses Sys­tem also eigent­lich kol­la­bie­ren. Mir ist auch immer wie­der ein Rät­sel, war­um das nicht geschieht, aber im Kern scheint es etwas mit der grund­sätz­lich auto­kra­ti­schen Orga­ni­sa­ti­on von Schul­struk­tu­ren zu tun zu haben.

Mei­ne Hypo­the­se ist, dass das Sys­tem Schu­le mitt­ler­wei­le zusätz­li­che Trans­ak­ti­ons­kos­ten zehn Mei­len gegen den Wind rie­chen kann und bestrebt ist, eben­die­se unter allen Umstän­den mög­lichst nied­rig zu hal­ten. Gleich­zei­tig bewahrt es bestehen­de Sys­te­me mit extrem hohen, aber eben durch die Jah­re kal­ku­lier­bar gewor­de­nen Trans­ak­ti­ons­kos­ten um fast jeden Preis, z.B. eine bestimm­te Kon­fe­renz­kul­tur, die im Wesent­li­chen oft nur Zeit verbrennt.

Wer Ver­än­de­rungs­pro­zes­se initi­ie­ren möch­te, muss im Blick haben, dass er gleich­zei­tig neue, noch nicht kal­ku­lier­ba­re Trans­ak­ti­ons­kos­ten erzeugt („Ja, aber das mit den Medi­en muss aber in ein Gesamt­kon­zept!“), und gleich­zei­tig auch noch ande­re, von den Kos­ten her „sicher“ kal­ku­lier­ba­re Sys­te­me bedroht („Ja, aber über Aus­hän­ge kom­mu­ni­ziert man doch total inef­fi­zi­ent!“). Dar­aus erge­ben sich für mich Kon­se­quen­zen für mein Ver­hal­ten als Bera­ter. (Fort­set­zung folgt)

 

Mauern ist eine Form von Gewalt

Anfang der Woche hat das zwei­te Modul mei­nes Trai­ner-Trai­nings statt­ge­fun­den – ich hat­te schon an ande­rer Stel­le dar­über berich­tet. Dies­mal ging es unter ande­rem um das The­ma Kon­flik­te und ein wenig Change-Management.

Wenn man Schu­len berät, ist es gar ein­mal so sel­ten, dass man mit­ten in einen Kon­flikt hin­ein­ge­rät. Vor­der­grün­dig mag es um Medi­en­kon­zep­te und Tech­nik gehen – hin­ter­grün­dig toben Gra­ben­kämp­fe: Han­dys erlau­ben oder nicht? WLAN öff­nen oder nicht? Web2.0 – und was ist mit dem Daten­schutz? Sor­gen die­se Din­ger nicht für eine unglaub­li­che Entfremdung?

Natür­lich dringt man als Bera­ter ver­meint­lich auch in Refu­gi­en ein: Der Sys­tem­be­treu­er macht es seit Jah­ren so und es hat sich bis­her noch nie­mand beschwert. Die Video­kas­set­te passt ein­fach nicht in den USB-Slot. Sind Film, Over­head­pro­jek­tor und Tafel etwa kei­ne Medi­en? Und eigent­lich geht das alles doch viel zu langsam.

Die Men­schen, die an der Schu­le im Bereich der neu­en Medi­en und Unter­richts­for­men etwas bewe­gen wol­len, sehen viel­leicht in mir den Ver­bün­de­ten. Die Bewah­rer sehen viel­leicht die Bedro­hung ihrer alten Struk­tu­ren in mir personifiziert.

Ver­bün­de­te sind gut, Bewah­rer schlecht – soll­te man mei­nen. Die Ver­ein­nah­mung mei­ner Per­son durch einer die­ser bei­den Grup­pen macht mich in der Logik sys­te­mi­schen Den­kens zu eine Teil des Sys­tems. Ein erfolg­rei­cher Bera­tungs­pro­zess erfor­dert aber in die­sem Kontrukt vor allem eins: Neu­tra­li­tät. Das war die­ses Mal in Etel­sen in unse­rer klei­nen Grup­pe ein zen­tra­les Thema.

  • Was mache ich als Bera­ter mit über­grif­fi­gen Ber­mer­kun­gen? (Was soll das schon brin­gen! Sie haben ja kei­ne Ahnung, was hier los ist!)
  • Wie sind Kon­flik­te struk­tu­riert und wie erken­ne ich die ein­zel­nen Pha­sen? Wann hat es z.B. auch schlicht kei­nen Sinn?
  • Wie wer­de ich den Was­ser­fall­red­nern Herr?
  • Was mache ich mit Schweigern?
  • Wie wah­re ich die Distanz zum System?
  • Wie las­se ich mei­ne eige­nen Vor­stel­lun­gen (zunächst) außen vor?
  • Was bedeu­tet Ver­än­de­rung für das Sys­tem einer Schule?

Auch die­ses Mal war die Kame­ra dabei. Die Set­tings der Rol­len­spie­le und Übun­gen wur­den anspruchs­vol­ler und her­aus­for­dern­der. Die Tagung bau­te auf den Kom­pe­ten­zen auf, die wir in dem vor­an­ge­hen­den Modul erwor­ben haben.  Dabei geschieht so eini­ges inner­halb einer Grup­pe. Gren­zen wer­den erreicht und über­schrit­ten. Und der Lap­top war drei Tage nicht ein­ge­schal­tet, das WLAN-Netz zwar gut aus­ge­baut, aber den­noch unwichtig.

Für uns geht es im Som­mer auf Schloss Puch bei Linz auf der Stu­di­en­wo­che der IAKM wei­ter – in den Feri­en. Der Zug ist schon gebucht. Ich bin sicher, dass auch die­se Zeit inten­siv wird.  Eigent­lich soll­ten Bera­tungs­kom­pe­ten­zen ein ganz fes­ter Teil der Lehr­amts­aus­bil­dung wer­den… Sie hel­fen auch im Unter­richt und auf Konferenzen.

Mein Anspruch ist Verengung

Anfang der Woche war ich auf einer Fort­bil­dung auf Schloss Ete­le­sen:

Als medi­en­päd­ago­gi­sche Bera­ter erhal­ten wir eine Ein­füh­rung in die Grund­prin­zi­pi­en der sys­te­mi­schen Bera­tung. Die­se Fort­bil­dung erfolgt in vier Modu­len, wovon zwei in die Feri­en­zeit fal­len. Am Tagungs­ge­bäu­de lässt sich in etwa erken­nen, auf wel­chem Niveau sich das Gan­ze bewegt: Zwei Coa­ches waren für eine Grup­pe aus zehn medi­en­päd­ago­gi­schen Bera­ter zustän­dig. Die Video­ka­me­ra lief auch gele­gent­lich mit, so dass man sich mit dem Blick von außen selbst beob­ach­ten konn­te. Mich beein­druckt eigent­lich wenig – aber die­se Fort­bil­dung gehört zwei­fels­oh­ne zu den Erleb­nis­sen, die mich tief beeindrucken.

Was ist sys­te­mi­sche Beratung?

Für mich ist es die Kunst zu bera­ten ohne dabei selbst Teil eines Sys­tems zu wer­den. Als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter „fühlt“ man oft mit z.B. Schu­len, die vom Schul­trä­ger hin­sicht­lich der Medi­en­aus­stat­tung ver­nach­läs­sigt wer­den. Als Tech­ni­ker „fühlt“ man oft mit Sup­port­mit­ar­bei­tern des Schul­trä­gers, die oft genug mit anse­hen müs­sen, wie teu­er beschaff­te Hard­ware nicht oder unsach­ge­mäß genutzt wird. Als Leh­rer „fühlt“ man gele­gent­lich mit Schü­lern, die ihre digi­ta­len Gerä­te auch in der Schu­le nut­zen wol­len usw.. Men­schen, die ich in tech­ni­schen Ange­le­gen­hei­ten bera­te, erwar­ten von mir oft Lösun­gen: „Kauft iPads, macht WLAN usw.“. All das ist von einem sys­te­mi­schen Ansatz her betrach­tet abso­lut unproduktiv.

Bera­ten wer­den in der sys­te­mi­schen Bera­tung – der Name sagt es schon – immer Sys­te­me, also meh­re­re Per­so­nen, Gre­mi­en oder Grup­pie­run­gen. Sys­te­me befin­den sich immer in einer Art Gleich­ge­wicht und ent­wi­ckeln Struk­tu­ren, um die­ses Gleich­ge­wicht zu sta­bi­li­sie­ren. In der sys­te­mi­schen Bera­tung geht es in einem ers­ten Schritt dar­um, die­se oft unbe­wuss­ten Struk­tu­ren bewusst zu machen, ja sie sogar durch bestimm­te Tech­ni­ken zu visua­li­sie­ren. In einem wei­te­ren Schritt wer­den durch geziel­tes Pro­jekt­ma­nage­ment Ideen ent­wi­ckelt, um opti­ma­le Struk­tu­ren zu erhal­ten und nicht-opti­ma­le zu ver­än­dern. Dabei geht es nicht dar­um, das Sys­tem „allei­ne“ zu las­sen, son­dern immer wie­der dar­um, alle Betei­lig­ten dazu zu brin­gen, neue Stand­punk­te und Sicht­wei­sen ein­zu­neh­men, die eine Offen­heit oder eine ande­ren Blick auf z.B. tech­ni­sche Lösun­gen ermög­li­chen – oder in Web2.0‑Sprech: Schwarm­in­tel­li­genz zu katalysieren.

Dazu haben wir eine Rei­he von prak­ti­schen Übun­gen absol­viert, bei denen wir qua­si an uns selbst erlebt haben, wel­che Effek­te durch sys­te­mi­sche Tech­ni­ken in einem Kli­en­ten­sys­tem zu errei­chen sind. Für den Lern­pro­zess war genau die­ses Erle­ben das Essen­ti­el­le. Man kann eine Rei­he schlaue Bücher über sys­te­mi­sche Bera­tung lesen – sie wer­den jedoch kei­nen Ein­druck von ihrem Wesen ver­mit­teln. Alles Gelern­te lässt sich direkt bei Bera­tun­gen anwen­den – mei­ne am Frei­tag ver­fass­ten Mails waren schon von den Refle­xi­ons­pro­zes­sen beeinflusst.

Ein abso­lu­ter Glücks­fall war dabei die Grup­pe der medi­en­päd­ago­gi­schen Bera­ter, die ein­fach pass­te und auf die ich mich bei den nächs­ten Modu­len sehr freue. Nur so war Arbeit an dem mög­lich, an was wir uns in Schu­le oft nicht her­an­trau­en: Haltung.

Schulnetzwerk Reloaded

Ich hat­te ja schon vor eini­ger Zeit mei­ne Ideen für ein mög­li­ches Schul­netz­werk zusam­men­ge­tra­gen. Das war qua­si mein per­sön­li­ches Pflich­ten­heft für die Pla­nung hier vor Ort. Was soll ich sagen – es sieht ganz so aus, als wenn wir alles bekom­men wer­den, was vor allen Din­gen natür­lich das Ver­dienst unse­res Schul­trä­gers ist.

Was ist genau in den letz­ten Wochen geschehen?

  1. Ich habe viel – unglaub­lich viel tele­fo­niert. Der Elek­tri­ker vor Ort weiß, was zu tun ist. Er darf es aber nur tun, wenn der zustän­di­ge Elek­tro­pla­ner ihn dazu anweist. Der Elek­tro­pla­ner wird den Elek­tri­ker nur grü­nes Licht geben, wenn der Bau­trä­ger z.B. feh­len­de Kom­po­nen­ten nach­for­dert. Anfangs spricht man mit dem Elek­tri­ker, erkun­digt sich beim E‑Planer – Mails gehen über meh­re­re Ecken hin und her. Am Ende hat man alle Betei­lig­ten per­sön­lich gese­hen und man kom­mu­ni­ziert direkt mit Ent­schei­dungs­trä­gern. Dabei bekommt man auch sofort ver­meint­lich hei­li­ge Dia­gram­me zur geplan­ten Topo­lo­gie des Netz­werks zu sehen – direkt über den E‑Planer. Neben­bei hält man natür­lich die eige­ne Schul­lei­tung immer auf dem Lau­fen­den. Über­all läuft man im Prin­zip offe­ne Türen ein, weil ein wenig Koor­di­nie­rung durch­aus dank­bar ange­nom­men wird.
  2. Ich habe den Kon­takt zu der Fir­ma gesucht, die den tech­ni­schen Sup­port über­neh­men wird. Deren Mit­ar­bei­ter müs­sen mit dem Netz­werk zurecht­kom­men und Kom­po­nen­ten vor­fin­den, mit denen sie ver­traut sind. Also wur­den von mir auch genau die­se Kom­po­nen­ten in die Aus­schrei­bung zum E‑Planer gege­ben. Dem Bau­trä­ger muss man dabei natür­lich die Vor­tei­le ver­mit­teln: Ein Tech­ni­ker, der sich nicht groß in die vor­ge­fun­de­ne Hard­ware ein­ar­bei­ten muss, wird dau­er­haft weni­ger Stun­den für sei­ne Arbeit abrech­nen, d.h. die erwart­ba­ren Fol­ge­kos­ten sind geringer.
  3. Gemein­sam mit dem zustän­di­gen Koor­di­na­tor in der Schu­le haben wir nach Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten gesucht. Manch­mal hel­fen da Haus­halts­pos­ten, die schon lan­ge bean­tragt wor­den sind – wir hat­ten Glück. Da über den Koor­di­na­tor sehr gute Kon­tak­te zum Schul­trä­ger bestehen, kön­nen natür­lich im Rah­men des Haus­halts­rechts der Land­krei­se Lösun­gen gefun­den wer­den, die manch­mal überraschen.
  4. Dabei sind in mei­nem Fall eine Rei­he von „Feri­en­ta­gen“ ins Land gegan­gen. Wenn ich in der Auf­bau­pha­se eines Net­zes jedoch viel  Auf­wand betrei­be und immer meh­re­re Stim­men höre, so wer­de ich ein Pro­dukt erhal­ten, wel­ches mir im spä­te­ren Betrieb wenig Ärger berei­tet – die­se Feri­en­ta­ge sind also eine Inves­ti­ti­on in künf­ti­ge Feri­en­zei­ten und Freistunden.

Wie sieht das Pro­dukt aus?

  1. Wir wer­den ein Netz bekom­men, wel­ches ziem­lich kom­plett mit mana­ge­ba­ren Swit­chen aus­ge­stat­tet ist. Man kann in einem sol­chen Netz über die glei­che Ver­ka­be­lung meh­re­re Net­ze auf­bau­en. Da wir ein Medi­en­zen­trum, eine Außen­stel­le der Uni­ver­si­tät im Hau­se haben und zusätz­lich einen Gebäu­de­teil gemein­sam mit einer ande­ren Schu­le nut­zen, fin­det jede Insti­tu­ti­on ihre gewohn­te Umge­bung vor. Man kann auch jedes Netz in jeden belie­bi­gen ande­ren Gebäu­de­teil rou­ten, so dass z.B. das Medi­en­zen­trum Schu­lun­gen in den Räu­me der Uni durch­füh­ren kann – und umgekehrt.
  2. Kern­stück für unse­re eige­nes Schul­netz wird der Por­tal­ser­ver iserv wer­den.  Die­ses Pro­dukt ist regio­nal auf Nie­der­sach­sen beschränkt, ver­fügt jedoch über alle von mir im Pflich­ten­heft vor­ge­dach­ten Fea­tures und eine eige­ne nie­der­säch­si­sche Sup­port­struk­tur, die es mir erst erlaubt hat, das Pro­dukt aus­gie­big zu eva­lu­ie­ren. In die Bedie­nung des iserv lässt sich jeder etwas tech­nik­af­fi­ne Kol­le­ge ein­füh­ren, so dass in Ver­bin­dung mit den loka­len Sup­port­struk­tu­ren die Funk­ti­on des Net­zes nicht an eine ein­zel­ne Per­son gebun­den ist – ein nicht zu unter­schät­zen­der Nachhaltigkeitsfaktor.
  3. Alle Über­le­gun­gen der letz­ten Wochen sind in unse­ren Medi­en­zen­trum in eine Visi­on ein­ge­flos­sen: Wir möch­ten hier in der Regi­on einen Sup­port­ver­bund eta­blie­ren, der auf loka­le Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen setzt. Das klingt im Zeit­al­ter des gren­zen­lo­sen Inter­nets erst­mal alt­ba­cken. Unse­re Erfah­rung damit ist aber schon jetzt unge­mein posi­tiv – unse­re Kun­den und Benut­zer müs­sen schließ­lich damit zurecht­kom­men. Und ich weiß, dass in einem der­ar­ti­gen, auch sozia­len Sup­port­ver­bund auch nicht unbe­dingt immer auf die Zeit oder den Preis geschaut wird.  Der Ver­bund besteht idea­ler­wei­se aus Men­schen, die Dienst­leis­tun­gen erbrin­gen und dar­an neben dem erfor­der­li­chen Ver­dienst auch Freu­de haben sollen.

Was für ein Aufwand!

Ja und Nein. Ich sehe mei­ne momen­ta­ne Arbeit als Übungs­feld für mei­ne Tätig­keit als MPB-digi. Mei­ne Erfah­run­gen, die ich hier vor Ort mache, möch­te ich natür­lich auch ande­ren Schu­len der Regi­on zur Ver­fü­gung stel­len und sie bei Ver­hand­lun­gen mit Schul­trä­gern oder Fir­men unter­stüt­zen. Das was ich hier vor Ort ler­ne, hat also Syn­er­gie­ef­fek­te. Das muss es auch, denn eine Abord­nung von einer Drit­tel­stel­le muss ja auch von einem Gegen­wert beglei­tet sein.

Die Anfor­de­rung an mich erle­be ich dabei momen­tan extrem: Neben dem tech­ni­schen Wis­sen sind natür­lich auch vie­le kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­ten­zen erfor­der­lich – und manch­mal auch viel Ver­ständ­nis für Struk­tu­ren, die eben Struk­tu­ren sind und das genau so auch sein dür­fen. Und ich ken­ne eben Schu­le – auch als Per­so­nal­rat. Schön und ent­las­tet ist der Umstand, dass ich in eine Bera­tungs­struk­tur des Lan­des mit ihren vor allem mensch­li­chen Res­sour­cen ein­ge­bun­den bin.

Ich ver­ste­he mich damit als jemand, der hilft, dem Ler­nen in der Wis­sens­ge­sell­schaft eine Grund­la­ge zu geben – ganz prak­tisch, ganz kon­kret – fern­ab von Apo­lo­gien auf eine wie auch immer gear­te­te Zukunft.

Medienpädagogische Beratung in NDS

Ich bin medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter am NLQ hier in Nie­der­sach­sen gewor­den. Letz­te Woche hat­ten wir unse­re ers­te Ver­an­stal­tung in Ver­den, um ein­an­der zu beschnup­pern, Arbeits­schwer­punk­te zu bestim­men und um uns ins­ge­samt in der Medi­en­be­ra­tung etwas zu ori­en­tie­ren. Ins­ge­samt sind wir acht „Neue“, davon drei hier im Bereich mei­nes Dienst­or­tes. Ohne genau zu wis­sen, wie ich mich irgend­wann in die­ser Struk­tur ver­or­ten wer­de – das ver­langt übri­gens in der ers­ten Zeit auch nie­mand, habe ich natür­lich Ideen und auch Ver­pflich­tun­gen, in z.B. soge­nann­ten AGs und Regio­nal­kon­fe­ren­zen mit­zu­ar­bei­ten, die natür­lich auch eine Rei­se­tä­tig­keit mit sich brin­gen wer­den. Immer­hin bin ich genau dafür einen Tag in der Woche vom Unter­richt freigestellt.

Ein Stamm­sitz von mir wird aller Wahr­schein­lich­keit nach das loka­le Medi­en­zen­trum wer­den. His­to­risch haben Medi­en­zen­tren Fil­me und Ton­me­di­en mit den ent­spre­chen­den Rech­ten ein­ge­kauft und an Bil­dungs­ein­rich­tun­gen wei­ter­ver­lie­hen. Das ging natür­lich über 16mm-Fil­me über Vide­os bis hin zu DVDs. Im Zuge der frei­en Ver­füg­bar­keit vie­ler Medi­en kom­men auf die Medi­en­zen­tren ande­re Auf­ga­ben­fel­der zu, sie wer­den sich mit­tel­fris­tig neu ver­or­ten müs­sen un die Rich­tung is gar nicht so klar:

  • Geht es um Qua­li­fi­zie­rung im Bereich neu­er Medi­en (digi­ta­le Tafeln, Web2.0?
  • Geht es dar­um, kon­kre­te Ser­vice­dienst­leis­tun­gen (z.B. Hos­ting) für Schu­len anzubieten?
  • Geht es dar­um, die Band­brei­te an aus­leih­ba­ren Medi­en zu ver­grö­ßern? (bei mei­nem Medi­en­zen­trum kann vom digi­ta­lem Recor­der bis hin zu PA- und Licht­an­la­gen fast ales aus­ge­lie­hen werden)
  • Geht es dar­um Schu­len hin­sicht­lich der Kon­zep­ti­on von Netz­wer­ken und IT-Anschaf­fun­gen zu beraten?
  • Geht es dar­um, Koope­ra­tio­nen mit IT-Ser­vice­dienst­leis­tern auf­zu­bau­en, damit Schu­len das machen kön­nen, was sie sol­len: Guten Unterricht?
  • […]

Für alle die­se Wege gibt es Deutsch­land und auch hier in Nie­der­sach­sen her­vor­ra­gen­de Bei­spie­le. In mei­ner Regi­on gibt es eigent­lich „nur“ ein sehr gut aus­ge­stat­te­tes Medi­en­zen­trum mit einem Team von net­ten Men­schen, die etwas bewe­gen wol­len. Ein wenig schei­nen wir hier jedoch vor IT-Brach­land zu ste­hen: „Der Arm der nie­der­säch­si­schen Medi­en­be­ra­tung reich­te bis­her nicht zu euch, änder‘ das mal!“. Ich mag sol­che unkla­ren Situa­tio­nen sehr, sehr ger­ne, weil in ihnen der Keim des Anfangs und Frei­heit bei der eige­nen Ver­or­tung liegt.

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