Virtual Choir 2.0 – Hach…

Lisa Rosa will auf Twit­ter gera­de der Fra­ge nach­ge­hen, wel­ches Gefühl sich hin­ter „Hach!“ in Tweets ver­birgt – nun denn: Ich bin immer noch beein­druckt (rela­tiv weit unten, etwas rechts von der Mit­te) – Klick für vol­le Größe:

Und die Cre­dits sind an einer Stel­le auch gaa­anz toll (unten rechts, Klick für vol­le Größe):

In Deutsch­land schreibt so gut wie nie einer mei­nen vol­len Namen rich­tig. So – jetzt aber Schluss mit der Selbst­be­weih­räu­che­rung – Kor­rek­tu­ren warten…

Virtual Choir 2.0

Jaja, es gibt Din­ge, die kaum einer von mir weiß, z.B. die Sache mit dem Gesang. Hier vor Ort gibt es einen musi­ka­lisch recht hoch­wer­ti­gen, klei­nen Kam­mer­chor (des­sen Web­sei­te ich bis heu­te nicht auf die Rei­he bekom­me), dem ich seit nun­mehr 7 1/2 Jah­ren ange­hö­re.  Zum Reper­toire gehö­ren z.B.

Also recht bunt gemischt und durch­aus schwe­res Zeugs mit dabei. Unge­fähr im Spät­som­mer des letz­ten Jah­res bin ich auf Eric Whi­tacre gesto­ßen. Nicht dass ich unse­ren Chor­lei­ter je davon über­zeu­gen kön­nen wer­de, etwas von ihm zu sin­gen – den­noch macht mir sei­ne Musik mit den vie­len Quart­par­al­le­len und Vor­hal­ten aber auch expe­ri­men­tel­len Kom­po­si­tio­nen schon eine Men­ge Freu­de. Wer mag kann sich in sei­nem Play­er mal das eine oder ande­re anhö­ren. Ich emp­feh­le „Water Night“ für de Ein­stieg – das ist schon fast ein klas­si­sches Stück für A‑Capellachöre rund um den Glo­bus gewor­den. Da ich das hier ja nicht sin­gen darf, muss­te was passieren.

Eric Whi­tacre hat eine Idee ent­wor­fen, die erst­mal recht ver­rückt klingt: Sän­ger über­all auf der Welt sin­gen ihre Stim­me als Video­tra­ck ein und stel­len das Ergeb­nis auf You­Tube ein. Die Vide­os wer­den dann zu einem gro­ßen zusam­men­ge­schnit­ten und fer­tig ist ein vir­tu­el­ler Chor. Die Phi­lo­so­phie dahin­ter ist natür­lich voll­kom­men Web2.0 und wird wird von Herr Whi­tacre bes­ser als ich es je könn­te auch in einem TED-Talk erklärt.

Ges­tern war es dann so weit: Das voll­stän­di­ge Video des Vir­tu­al Choir 2.0 ist online – und Maik aus Clop­pen­burg ist dabei. Auch ich habe einen Track ein­ge­sun­gen und davon ein paar Bil­der gemacht…

… viel­leicht ent­deckt mich ja jemand in die­sem Chor­uni­ver­sum und schickt mir einen Screen­shot (in der bis­he­ri­gen Lo-Res-Ver­si­on dürf­te das aber aus­sichts­los sein). Lei­der ist das Video von Deutsch­land aus noch nicht sicht­bar (Rech­te­pro­ble­me), so dass ich mit dem Link etwas getrickst habe. Es wird all­mäh­lich Zeit für einen vir­tu­el­len Ser­ver in der Ukrai­ne für mich – schon ärger­lich, die­se völ­lig sinn­lo­se Filterung.

Update: Auf Vimeo geht es…

 

Eric Whitacre’s Vir­tu­al Choir 2011 – „Sleep“ from Jack Row­land on Vimeo.

Update 2: Wie man sieht, geht es nicht mehr

Es gab nach Aus­sa­ge von Eric Whi­tacre kei­ne Eini­gung mit der GEMA. Nied­lich, die­se deut­sche Büro­kra­tie – so öff­net man die Her­zen für Vor­ha­ben wie das Leis­tungs­schutz­recht und ande­re Copy­right­ge­set­zes­vor­stö­ße – die kapie­ren offen­bar nicht, dass der­ar­ti­ges Gezi­cke ihnen auf Dau­er mehr scha­det als nützt. Dafür gibt es jetzt eine eige­ne Sei­te für Deutsch­land mit dem Video

Viel Spaß!

 

Oberschule

Es ist sehr span­nend, mit­zu­ver­fol­gen, wie die Ein­füh­rung der neu­en Schul­form „Ober­schu­le“ hier in Nie­der­sach­sen vor allem von außen wahr­ge­nom­men wird.

  • Es gibt die Spöt­ter, die sagen, dass es ledig­lich ein poli­tisch ande­rer Begriff für Gesamt­schu­le wäre, den vor allem die CDU-Lan­des­re­gie­rung natür­lich nicht in den Mund neh­men könne.
  • Es gibt den Phi­lo­lo­gen­ver­band, der natür­lich dage­gen wet­tert, weil er den Bestand klei­ner Gym­na­si­en durch die Kon­kur­renz durch gym­na­sia­le Zwei­ge an der Ober­schu­le gefähr­det sieht. Es gibt Dis­kus­sio­nen, ob die Bil­dungs­qua­li­tät an einer Ober­schu­le der eines klas­si­schen Gym­na­si­ums äqui­va­lent ist.
  • Und nicht zuletzt gibt es auch in unse­rem Land­kreis klei­ne­re Schar­müt­zel in der Pres­se, denn auch hier hat eine Gemein­de die Ein­rich­tung einer Ober­schu­le beantragt.

Viel Auf­re­gung – erstaun­lich wenig Geset­zes­pa­pier dazu, in §10a bzw. §183a NSchG ist zu lesen:

(1) 1In der Ober­schu­le wer­den Schü­le­rin­nen und Schü­ler des 5. bis 10. Schul­jahr­gangs unter­rich­tet. 2Die Ober­schu­le ver­mit­telt ihren Schü­le­rin­nen und Schü­lern eine grund­le­gen­de, erwei­ter­te oder ver­tief­te All­ge­mein­bil­dung und ermög­licht ihnen im Sekun­dar­be­reich I den Erwerb der­sel­ben Abschlüs­se wie an den in den §§ 9, 10 und 11 genann­ten Schul­for­men. 3Sie stärkt Grund­fer­tig­kei­ten, selb­stän­di­ges Ler­nen, aber auch wis­sen­schafts­pro­pä­deu­ti­sches Arbei­ten und ermög­licht ihren Schü­le­rin­nen und Schü­lern ent­spre­chend ihrer Leis­tungs­fä­hig­keit und ihren Nei­gun­gen indi­vi­du­el­le Schwer­punkt­bil­dun­gen. 4Die Schwer­punkt­bil­dung befä­higt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, nach Maß­ga­be der Abschlüs­se ihren Bil­dungs­weg berufs‑, aber auch stu­di­en­be­zo­gen fort­zu­set­zen. 5Der Umfang der Schwer­punkt­bil­dung rich­tet sich nach den orga­ni­sa­to­ri­schen, per­so­nel­len und säch­li­chen Gege­ben­hei­ten der ein­zel­nen Schu­le. 6Die Ober­schu­le arbei­tet eng mit berufs­bil­den­den Schu­len zusammen.

(2) 1In der Ober­schu­le wer­den die Haupt­schu­le und die Real­schu­le als auf­ein­an­der bezo­ge­ne Schul­zwei­ge geführt oder sie ist nach Schul­jahr­gän­gen geglie­dert. 2Die Schu­le ent­schei­det jeweils nach Maß­ga­be der Sät­ze 3 und 4 sowie des Absat­zes 3 Satz 3, in wel­chen Schul­jahr­gän­gen und Fächern der Unter­richt jahr­gangs­be­zo­gen oder schul­zweig­spe­zi­fisch erteilt wird. 3In der Ober­schu­le soll ab dem 9. Schul­jahr­gang der schul­zweig­spe­zi­fi­sche Unter­richt über­wie­gen. 4Ist die Ober­schu­le in Schul­zwei­ge geglie­dert, so wird der Unter­richt über­wie­gend in schul­zweig­spe­zi­fi­schen Klas­sen­ver­bän­den erteilt.

(3) 1Die Ober­schu­le kann um ein gym­na­sia­les Ange­bot erwei­tert wer­den.2§ 11 Abs. 1 gilt ent­spre­chend. 3Für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler des gym­na­sia­len Ange­bots soll ab dem 7. Schul­jahr­gang und muss ab dem 9. Schul­jahr­gang der Unter­richt über­wie­gend in schul­zweig­spe­zi­fi­schen Klas­sen­ver­bän­den erteilt wer­den. 4Der 10. Schul­jahr­gang des gym­na­sia­len Schul­zweigs ist zugleich die Ein­füh­rungs­pha­se der gym­na­sia­len Oberstufe.

Und ein paar inter­es­san­te Son­der­re­ge­lun­gen (teil­wei­se für die Über­gangs­zeit) gibt es auch:

(1) 1An neu errich­te­ten Ober­schu­len sind die Vor­schrif­ten für die Ober­schu­le im ers­ten Schul­jahr nach ihrer Errich­tung nur auf den ers­ten Schul­jahr­gang anzu­wen­den. 2Für die übri­gen Schul­jahr­gän­ge sind die Vor­schrif­ten wei­ter anzu­wen­den, die für die ent­spre­chen­den bis­he­ri­gen Schul­for­men gelten.

(2) 1An neu errich­te­ten Ober­schu­len kann die Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­se der gym­na­sia­len Ober­stu­fe geführt wer­den, wenn bei Errich­tung der Ober­schu­le gleich­zei­tig eine Gesamt­schu­le auf­ge­ho­ben wird, die die Qua­li­fi­ka­ti­ons­pha­se der gym­na­sia­len Ober­stu­fe geführt hat.2Abwei­chend von § 10a Abs. 1 wer­den dann auch Schü­le­rin­nen und Schü­ler des 11. und 12. Schul­jahr­gangs unter­rich­tet und es kön­nen auch alle Abschlüs­se wie am Gym­na­si­um erwor­ben wer­den. 3§ 11 Abs. 3 Satz 4 und Abs. 4 bis 9 gilt entsprechend.

(3) Geneh­mi­gun­gen zur Errich­tung von Ober­schu­len mit Wir­kung ab 1.August 2011 kön­nen bereits vor die­sem Zeit­punkt erteilt werden.

Ein wenig Übersetzung:

Die Ober­schu­le kann bis zum Jahr­gang 6 so geführt wer­den, dass alle SuS gemein­sam unter­rich­tet wer­den – im Prin­zip hal­te ich das für eine klei­ne Renais­sance unse­rer kürz­lich abge­schaff­ten Ori­en­tie­rungs­stu­fe. Ab der 7. Klas­se wer­den die gym­na­sia­len SuS schritt­wei­se abge­son­dert, bzw. „schul­zweig­spe­zi­fisch“ unter­rich­tet (Soll-Rege­lung – beamtisch fast ein „Muss“), ab der 9. Klas­se ist das zwin­gend Vor­schrift (muss – beamtisch: geht nicht anders). Es gibt also eine äuße­re Leis­tungs­dif­fe­ren­zie­rung, jedoch eine „sanf­te­re“. In der Tat sehe ich hier so man­ches Ele­ment von koope­ra­ti­ven und inte­gra­ti­ven Gesamt­schu­len rea­li­siert, wobei es dabei durch­aus Gestal­tungs­spiel­raum zu geben scheint. Das Ding darf natür­lich nicht Gesamt­schu­le hei­ßen, da dies als 70er-Jah­re­be­griff vor allem für die CDU wahr­schein­lich ideo­lo­gisch ver­brannt ist.

Wie kommt es zu den Oberschulen?

Es mag ver­wir­ren, dass „aus­ge­rech­net die CDU“ jetzt Qua­si-Gesamt­schu­len ein­führt, jedoch ist es eigent­lich recht logisch. Mit der Ober­schu­le las­sen sich gera­de in einem Flä­chen­land eine Rei­he von poli­ti­schen und demo­gra­phi­schen Pro­ble­men lösen. Nie­der­sach­sen wird in den nächs­ten Jah­ren einen Rück­gang der Schü­ler­zah­len erle­ben, der jedoch regio­nal sehr unter­schied­lich aus­fal­len kann. Unser Land­kreis ist als katho­li­schen Dispo­ra in Ver­bin­dung mit zwei Nach­bar­krei­sen immer noch ziem­lich frucht­bar – aller­dings noch stark getra­gen durch Spätaussiedler.

Was wol­len die Schulträger?

Jun­ge Fami­li­en brin­gen eine gewis­se wirt­schaft­li­che Dyna­mik in eine Regi­on. Eine Regi­on wird attrak­tiv durch eine brei­tes und orts­na­hes Bil­dungs­an­ge­bot. Zudem lau­fen die Haupt­schu­len zur­zeit schlecht – man­che Zah­len behaup­ten, dass 70% der nie­der­säch­si­schen Haupt­schu­len nicht mehr die gesetz­lich vor­ge­schrie­be­ne Min­dest­zü­gig­keit auf­wei­sen – dafür aber oft sehr klei­ne Lern­grup­pen, klei­ne Schu­len sind teu­er. Durch die Ober­schu­le kann ich als Schul­trä­ger Schü­ler an einem Ort bün­deln und so sogar als mit­tel­gro­ße Gemein­de die Anfor­de­run­gen für einen gym­na­sia­len Zweig erfül­len – attrak­tiv und pres­ti­ge­träch­tig. Beför­de­rungs­kos­ten für SuS spa­re ich natür­lich auch.

Was wol­len die Eltern?

Ich als Vater (gesetzt, ich wäre ein sol­cher) wür­de ungern anse­hen wol­le, dass mein Kind über 20km in die nächst­lie­gen­de Bil­dungs­ein­rich­tung gekarrt wird und so Lebens­zeit in vol­len Bus­sen ver­liert, die oft an jeder Milch­kan­ne hal­ten müs­sen und damit lang­sam sind. Begrü­ßen wür­de ich auch, wenn mei­ne Kin­der in ihren gewohn­ten sozia­len Umfeld ver­blei­ben könn­ten nicht dem „Umori­en­tie­rungs­stress“ aus­ge­setzt wären. Außer­dem spa­re ich mir viel­leicht prag­ma­tisch auch so man­che Abhol­fahrt zum Freund im über­nächs­ten Dorf.

Ich müss­te aber auch abwä­gen, ob ich em Kon­zept einer Ober­schu­le so sehr ver­traue, dass ich sie einem wei­ter ent­fern­tem Gym­na­si­um vor­zö­ge. Da es noch kei­ne Ober­schu­len gibt, habe ich noch kei­nen Ver­gleich – schwie­rig. Mei­ne Ent­schei­dung gegen die Ober­schu­le wür­de ich wahr­schein­lich mit einem Jah­res­bus­ti­cket bezah­len müs­sen, wenn in mei­ner Gemein­de an der Ober­schu­le ein ent­spre­chen­des Schul­an­ge­bot vor­liegt. Ich kann mein Kind auch regu­lär an einem Gym­na­si­um anmel­den, das der Schul­trä­ger in zumut­ba­rer Ent­fer­nung vor­hal­ten muss. Natür­lich stün­de mir dann auch ein Bus­ti­cket zu. Däch­ten vie­le mit mir so, könn­te das Gym­na­si­um noch eli­tä­rer werden.

Was wol­len die Kinder?

Zuerst ein­mal sind Kin­der kei­ne Wäh­ler (das war böse). Ich könn­te mir vor­stel­len, dass Kin­der auch nicht unbe­dingt stun­den­lang Bus fah­ren und stän­dig zu ihren Freun­den gebracht wer­den wol­len. Ich den­ke, dass Kin­der durch­aus die Vor­tei­le eines ort­na­hen Bil­dungs­an­ge­bots zu schät­zen wis­sen. Ich wür­de auch begrü­ßen, dass die Lern­grup­pen mit einem 28er-Tei­ler klei­ner als z.B. an einem Gym­na­si­um sind. Ver­hält­nis­se wie in man­cher Haupt­schul­klas­se wird es hin­sicht­lich der Klas­sen­grö­ße jedoch nicht geben… In die­sem einen Punkt tritt mit Sicher­heit eine Ver­schlech­te­rung zur bis­he­ri­gen Situa­ti­on ein.

Vor­läu­fi­ges Fazit

Das Kon­zept der Ober­schu­le ermög­licht also eine Fle­xi­bi­li­sie­rung des Bil­dungs­an­ge­bots in Nie­der­sach­sen. Mit sei­nem Bil­dungs­an­ge­bot vor Ort und dem im Ver­gleich zum Gym­na­si­um klei­ne­ren Klas­sen­tei­ler ist es für Schul­trä­ger, Eltern und SuS bestimmt erst­mal interessant.

Die Ängs­te

Eine gesell­schaft­lich nicht wei­ter rele­van­te Grup­pe macht sich natür­lich auch Sor­gen: Die Leh­rer (zum Glück muss ich gesell­schaft­lich nicht nur in der Rol­le „Leh­rer“ agie­ren). Leh­rer an einer Haupt­schu­le sehen sich und ihre Schütz­lin­ge in einer viel­leicht bis­her unge­wohn­ten 28er Lern­grup­pe. Mit Pech wird eine kom­bi­nier­te Real-/Haut­schu­le durch Zusam­men­le­gung weni­ger Klas­sen haben als zwei getrenn­te Schu­len. Das spart natür­lich Per­so­nal ein, da dadurch Leh­rer­stun­den gewon­nen wer­den. Der umge­kehr­te Fall dürf­te fast nur bei einem vor­han­de­nen, gym­na­sia­len Zweig auftreten.

Wenn ein gym­na­sia­ler Zweig ange­bo­ten wird, muss der auch durch Per­so­nal bedient wer­den, d.h. even­tu­ell wird der eine oder ande­re Gym­na­si­al­leh­rer an eine Ober­schu­le abge­ord­net wer­den – pro­tes­tie­ren kann man dage­gen, hat jedoch kaum ein Argu­ment auf sei­ner Sei­te: Ent­we­der ein Leh­rer fährt oder ein gan­zer Bus SuS.

Eini­ge klei­ne Gym­na­si­en fürch­ten um ihren Bestand, wenn in ihrem Umkreis Ober­schu­len mit ihren gym­na­sia­len Zwei­gen SuS „abzie­hen“ und so die Min­dest­zü­gig­keit des betrof­fe­nen Gym­na­si­ums unter­schrit­ten wird.

Ins­ge­samt schei­nen mir die Ängs­te also pri­mär im gym­na­sia­len Umfeld ange­sie­delt zu sein, bzw. hal­te ich die­se Wahr­neh­mung für die öffent­lich präsenteste.

Lose Gedan­ken

Die Bil­dungs­re­form in Ham­burg wur­de dadurch zu Fall gebracht, dass sich das Bil­dungs­bür­ger­tum ihr ver­wei­gert hat. Die Ein­rich­tung gym­na­sia­ler Zwei­ge in Ober­schu­len könn­te davon abhän­gen, inwie­weit die hie­si­gen „Bil­dungs­bür­ger“ ent­schei­den. Ich brau­che ja eine gewis­se Min­dest­schü­ler­zahl, um den gym­na­sia­len Zweig bis zur 10. Klas­se zu füh­ren (dau­er­haft über einen Zeit­raum von zehn Jah­ren 27 ). Ange­sichts der zu erwar­ten­den demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung dürf­te die­se auch für recht gro­ße Gemein­den schwer zu errei­chen sein, sobald es vie­le „Jah­res­bus­fahr­kar­tenkäu­fer inan­spruch­neh­mer zum nächs­ten Gym­na­si­um“ im Ort gibt. Das macht ja auch die Sekun­dar­stu­fe II an einer Ober­schu­le so bri­sant: Ich muss ja lt. Erlass erst das sprach­li­che und das natur­wis­sen­schaft­li­che Pro­fil anbie­ten, bevor ich Din­ge wie eine gesell­schaft­li­che, künst­le­ri­sche oder sport­lich ori­en­tier­te Pro­fi­lie­rung rea­li­sie­ren kann.

Schon mit 40–50 SuS in einem Ober­stu­fen­jahr­gang könn­te das orga­ni­sa­to­risch inter­es­sant wer­den… Da ist von der Pro­fi­lie­rung her ein mit­tel­gro­ßes Gym­na­si­um oder ein spe­zia­li­sier­tes Fach­gym­na­si­um attrak­ti­ver aufgestellt.

Eine Ober­stu­fe an einer Ober­schu­le ist nur in Aus­nah­me­fäl­len vor­ge­se­hen – wenn z.B. eine Gesamt­schu­le mit bestehen­der Ober­stu­fe in eine sol­che umge­wan­delt wird. Es braucht hier eine Min­dest­schü­ler­zahl von 54 SuS in der Ober­stu­fe. Die Pro­ble­me mit dem Pro­fil­an­ge­bot bleiben.

Viel­leicht ist das der Grund dafür, das eine oder ande­re Bon­bon für die Ober­schu­le her­aus­zu­rü­cken, z.B. eine sozi­al­päd­ago­gi­sche Betreu­ung und ein eben nied­ri­ge­rer Klas­sen­tei­ler als am Gym­na­si­um. Den­noch sind Ober­schu­len von den Pri­vi­le­gi­en her weit weni­ger gut aus­ge­stat­tet wie eine „rich­ti­ge Gesamt­schu­le“. Dum­mer­wei­se ent­ste­hen dadurch wohl kaum mehr sozi­al­päd­ago­gi­sche Stel­len an Ober­schu­len, da wahr­schein­lich das bestehen­de Per­so­nal an Haupt­schu­len bei der Umwand­lung schlicht über­nom­men wird.

Mit einem kom­pe­ten­ten Schul­vor­stand bie­tet die Ober­schu­le jedoch bestimmt auch Bil­dungs­po­ten­tia­le, die in der öffent­li­chen Dis­kus­si­on allen­falls ange­ris­sen oder pau­scha­li­siert dar­ge­stellt wer­den. Viel­leicht ent­steht im Zuge mei­ner Gedan­ken ja eine Dis­kus­si­on – ich habe ja nun recht viel deskri­biert und die päd­ago­gi­sche Dimen­si­on fast gar nicht umris­sen – das ist ohne kon­kre­te Bei­spie­le jedoch auch schwie­rig – es gibt eben noch kei­ne Oberschulen.

Zum Wei­ter­le­sen:

Ich habe den PC einfach nur genutzt

Um Din­ge zu nut­zen, brau­chen wir nur ein begrenz­tes Ver­ständ­nis von ihrer tech­ni­schen Funk­ti­ons­wei­se. Mit einem Auto etwa wol­len wir fah­ren. Wir wol­len nicht wis­sen, wie ein Motor funk­tio­niert, wir wol­len es ein­fach benut­zen. Des­halb soll im Bereich der Medi­en­di­dak­tik nicht pri­mär tech­ni­sches Wis­sen ver­mit­telt wer­den, son­dern Wis­sen um die Her­aus­for­de­run­gen und Poten­tia­le der Nut­zung der Medien.

So in etwa lie­ßen sich in mei­nen Augen Tei­le der vor län­ge­rer Zeit statt­fin­den­den Dis­kus­si­on zum Spie­gel­ar­ti­kel „Gene­ra­ti­on Null Blog“ zusam­men­fas­sen. Die­se Argu­men­ta­ti­on besitzt für mich einen wah­ren Kern, jedoch ein abso­lut fal­sches Ana­log­bei­spiel mit den Autos, weil die Kon­se­quen­zen von Inkom­pe­tenz beim Auto­fah­ren oder bei Bedie­nung eines Com­pu­ters auf völ­lig ver­schie­de­nen Ebe­nen lie­gen. Beim ers­te­ren sind sie phy­si­ka­lisch erfahr­bar, phy­sisch unmit­tel­bar erleb­bar, beim zwei­ten sind die Kon­se­quen­zen eher dif­fus – allen­falls für Ser­ver­be­trei­ber wie auch mich erge­ben sich ech­te Erleb­nis­se, wenn man sich des übli­chen Grund­rau­schens viren­ver­seuch­ter Anwen­der­cli­ents erwehrt oder dank mit­ge­sen­de­ter Infor­ma­tio­nen theo­re­tisch einen Cli­ent einer natür­li­chen Per­son zuord­nen kann.

Das Auto

… ist ja des Deut­schen liebs­tes Kind. Selbst auf­ge­schlos­se­ne Päd­ago­gen in mei­nem Umfeld nut­zen die­sen Hau­fen Blech als fah­ren­des Wohn­zim­mer oder Reprä­sen­ta­ti­ons­ge­gen­stand – oder was auch immer. Für mich bleibt es ein Hau­fen Blech, der tech­nisch in Stand gehal­ten wird und so lan­ge die dicke Beu­le in der Sei­ten­tür nicht gam­melt, bleibt sie halt: Die Kis­te ist bezahlt und nur der Schrot­ter wird uns irgend­wann schei­den und der Kas­ten Geträn­ke fliegt vor dem Ein­stei­gen auch schon mal auf’s Dach.

Neue Autos sind so kon­stru­iert, dass ein simp­ler Glüh­lam­pen­wech­sel oft­mals einen Werk­statt­be­such erfor­dert. Ich brau­che bei mei­nem Auto dafür in etwa 45 Sekun­den – ein­zig die H4-Lam­pe im Haupt­schein­wer­fer ist mit 2–3 Minu­ten etwas fimm­li­ger. Es sei jedem gegönnt, ein moder­nes Auto zu fah­ren: Wirt­schaft­lich und vom Umwelt­ge­dan­ken her (ein Golf II kommt erst nach ca. 150.000km in die nega­ti­ve Öko­bi­lanz gegen­über einem moder­nen Golf – Stich­wort: Schad­stoff­aus­stoß bei der Her­stel­lung) ist sowas oft abso­lu­ter Blöd­sinn. Ob die Ver­sor­gung mit elek­tro­ni­schen Ersatz­tei­len auch über Jahr­zehn­te hin­weg gewähr­leis­tet bleibt, ist zusätz­lich zu fra­gen. Allein die gestie­ge­ne Sicher­heit ist da ein gül­ti­ges Sach­ar­gu­ment. Die Leu­te benut­zen halt ihre Autos – zu wel­chem Zweck auch immer – und das sol­len sie auch. Wenn an einem Auto ein Defekt auf­tritt, den man nicht selbst behe­ben kann, muss man jeman­den dafür bezah­len, der den Defekt besei­tigt. Das kos­tet Geld und Zeit – nichts wei­ter. Ich fah­re zur Werk­statt x, mache einen Repa­ra­tur­ver­trag und bekom­me mein Auto zurück. Das war’s. Mein Nicht­wis­sen um die Tech­nik bezah­le ich mit Geld. Viel­leicht denkt mein Mecha­ni­ker noch: „Wie­der so’n klug­schei­ßen­der Leh­rer“ und damit hat es sich auch schon mit dem sozia­len Risiko.

Wei­ter­le­sen

Was ist der Unterschied zwischen Wissenschaft und stereotyper Kultuspolitik?

Wis­sen­schaft ent­wirft ein Kon­zept, wählt eine reprä­sen­ta­ti­ve Stich­pro­be aus und tes­tet es. Aus den Ergeb­nis­sen der Stich­pro­be wer­den Modi­fi­zie­run­gen abge­lei­tet, ggf. erneut getes­tet. Dann erfolgt eine Ver­all­ge­mei­ne­rung bzw. brei­te Imple­men­tie­rung des Kon­zep­tes. Kon­zep­te, die sich in der Stich­pro­be nicht bewäh­ren, wer­den nicht implementiert.

Ste­reo­ty­pe Kul­tus­po­li­tik erlässt Kon­zep­te. Die Imple­men­tie­rung erfolgt sofort. In der Regel sind die­se Kon­zep­te per Defi­ni­ti­on intrin­sisch kor­rekt, da for­mal ein Par­ti­zi­pa­ti­ons­an­ge­bot erfolgt ist. Kon­zep­te, die sich nicht bewäh­ren, wer­den durch neu erlas­se­ne Kon­zep­te ersetzt.

Ler­nen mit neu­en Medi­en bzw. Ler­nen in der Wis­sens­ge­sell­schaft droht in mei­nen Augen ste­reo­typ kul­tus­po­li­ti­sche Züge zu tra­gen: In der Regel wird auch hier nicht anhand einer Stich­pro­be getes­tet, son­dern es wer­den Set­zun­gen und Annah­men vor­ge­nom­men, die eben nicht wis­sen­schaft­li­chen Kri­te­ri­en genü­gen, weil sehr oft empi­ri­sche Bele­ge und Unter­su­chun­gen, bzw. Ver­wei­se auf Stu­di­en feh­len. Ich neh­me zuneh­mend wahr, dass wir uns dar­in gefal­len „Meta­ge­sei­er“ zu pro­du­zie­ren, d.h. mit Poten­tio­na­li­tä­ten in sich selbst ver­stär­ken­den, ideo­lo­gisch meist auf einer Wel­len­län­ge lie­gen­den Zir­keln sprach­lich – rezep­tiv oder deskrip­tiv – zu operieren.

Das gab es alles struk­tu­rell schon ein­mal: In der Gesamt­schul­de­bat­te der 70er Jah­re. Der Umbau des Bil­dungs­sys­tems ist jedoch zu wich­tig, als dass wir uns eine Wie­der­ho­lung die­ser Struk­tu­ren auf Dau­er leis­ten könn­ten. Mir berei­tet das Sor­gen. Die­ser Umbau darf nicht so enden wie das Kon­zept der Gesamtschule.

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