Warum das mit der Digitalisierung in Deutschland (auch) so schwer sein könnte …

Die Bedürf­nis­py­ra­mi­de nach Maslow ist in Bil­dungs­t­wit­te­rer­krei­sen wohl­be­kannt. Sie bil­det die Grund­be­dürf­nis­se des Men­schen in hier­ar­chi­scher Form ab:

Ein­fach aus­ge­drückt muss jede Hier­ar­chie­stu­fe von unten her erfüllt sein, damit höhe­re Bedürf­nis­stu­fen über­haupt ent­ste­hen kön­nen. Eini­ge Beispiele:

  • Wer nichts zu essen hat, dem ist Sicher­heit zunächst ein­mal nicht so wich­tig. Er möch­te zunächst sei­nen Hun­ger stillen.
  • Wer sozi­al nicht ein­ge­bun­den ist (das kann auch indi­rek­te Ein­ge­bun­den­heit sein, z.B. durch Aner­ken­nung), dem fällt es nach die­ses Theo­rie schwie­rig, sich sei­ner indi­vi­du­el­len Wün­sche bewusst zu werden.

Weni­ger bekannt ist, dass die­se hier­ar­chi­sche Dar­stel­lung gar nicht auf Maslow selbst zurück­geht, son­dern als Inter­pre­ta­ti­on Wer­ner Cor­rel zuge­schrie­ben wird. Dar­auf hat mit Chris­ti­an Schlön­dorf ( @schloendorf ) auf Twit­ter auf­merk­sam gemacht,

Die Pyra­mi­den­dar­stel­lung ver­lei­tet vor allem zu einer all­zu sta­ti­schen Sicht auf Maslows dyna­mi­sches Modell. Das hat denn auch zu vie­len Miss­ver­ständ­nis­sen und unbe­grün­de­ter Kri­tik geführt. Ekla­tan­tes Bei­spiel solch einer Fehl­in­ter­pre­ta­ti­on ist etwa die Annah­me, die Bedürf­nis­ka­te­go­rien sei­en streng dis­kret ange­ord­net, und eine Bedürf­nis­ka­te­go­rie müs­se erst zu 100 % befrie­digt wer­den, bevor die nächs­te Kate­go­rie von Bedürf­nis­sen moti­vie­rend wir­ken kön­ne. Häu­fig reicht jedoch schon ein Befrie­di­gungs­grad von 70 % oder weni­ger aus, um das nächst­hö­he­re Bedürf­nis in den Vor­der­grund tre­ten zu las­sen. Der emp­fun­de­ne Sät­ti­gungs­grad vari­iert zudem stark mit den indi­vi­du­el­len Erwar­tun­gen. https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bed%C3%BCrfnishierarchie

 

 

Von Phil­ipp Gutt­mann – Eige­nes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52304647

Die ein­fa­che Aus­sa­ge: Mit der Ent­wick­lung der eige­nen Per­sön­lich­keit ändern sich Bedürf­nis­se. Wäh­rend als Kind viel­leicht noch eher „unte­re“ Stu­fen der Bedürf­nis­py­ra­mi­de im Vor­der­grund ste­hen, geht es mit fort­schrei­ten­dem Alter eher um Indi­vi­du­el­les und Selbstverwirklichung.

Man ist finan­zi­ell viel­leicht weit­ge­hend abge­si­chert, hat sich sta­bi­le sozia­le Bezie­hun­gen erar­bei­tet und kann ein eige­nes Leben füh­ren. In die­ser Zeit kommt es aber auch ver­mehrt zu Umbrü­chen im Leben: Män­ner und Frau­en ori­en­tie­ren sich bezeich­nen­der­wei­se dann ger­ne neu, wenn die Kin­der „aus dem Gröbs­ten her­aus sind“, das Sicher­heits­be­dürf­nis in die­sem Punkt also z.B.  in den Hin­ter­grund rückt. Oder man fängt an, sich teu­re Hob­bys zuzu­le­gen, macht wie­der mehr Sport oder kauft sich ein neu­es Auto.

Maslow und Digitalisierung

Eine ande­re Mög­lich­keit, das Bedürf­nis nach Selbst­ver­wirk­li­chung zu befrie­di­gen, ist gera­de für vie­le von uns Män­nern aber auch die öffent­li­che Insze­nie­rung der eige­nen Per­son, meist bei The­men, die gera­de ange­sagt sind, etwa das The­ma Digi­ta­li­sie­rung. Ein befreun­de­ter Kol­le­ge sagt dazu immer wieder:

Ich bin Kolum­bus, alles unent­deck­tes Land!

Mit schei­nen da ins­be­son­de­re wir Män­ner anfäl­lig zu sein, da wir im Bereich Tech­nik ja immer alles zu kön­nen schei­nen. Die wenigs­ten von uns wol­len dar­über hin­aus hin­ter den ein­mal erar­bei­ten Sta­tus zurück. Da kom­men dann so Din­ge her­aus wie die tol­le, kreis­wei­te Druck­lö­sung (die zu kei­nem der eta­blier­ten Sys­te­me passt), die kom­plet­te Umstel­lung von Schu­len auf Tablets/IWBs oder die völ­lig über­kan­di­del­te VDI-Lösung (am bes­ten auf Open­So­ur­ce-Basis), die nur mit hoch­spe­zia­li­sier­tem Per­so­nal über­haupt lauf­fä­hig zu hal­ten ist.

Das muss übri­gens alles nicht schlecht sein, oft genug nur bleibt es gera­de im Bereich der Poli­tik oder der Schul­ver­wal­tung bei einem tol­len Impuls mit Imple­men­ta­ti­ons­stra­te­gie. Und nach eini­gen Mona­ten kom­men nach der Anfangs­eu­pho­rie dann die wirk­li­chen Her­aus­for­de­run­gen, weil es dann doch an den immer glei­chen Stel­len hakt. Die „Imple­men­ta­to­ren“ sind dann wahl­wei­se über alle Ber­ge oder haben sich ande­ren The­men zuge­wandt. Das Bedürf­nis nach Selbst­ver­wirk­li­chung wird dann an ande­re Stel­le mit ähn­li­chen Stra­te­gien befriedigt.

Ich bin Kolum­bus, alles unent­deck­tes Land.

Auch ich mache immer wie­der die­sen Feh­ler. Ich fan­ge Din­ge eupho­risch an, begeis­te­re Men­schen und habe dann, wenn es wirk­li­che Pro­ble­me gibt, nicht mehr die Res­sour­cen, die es dann viel mehr als zu Anfang braucht. Oft genug kom­men dann ande­re Selbst­ver­wirk­li­cher wie ich hin­ter­her und das Spiel beginnt von vorne.

Des­we­gen impo­nie­ren mir immer Men­schen, die im Bereich der Digi­ta­li­sie­rung von Schu­le ein­fach ihr Ding an der Basis machen, sich dazu kaum insze­nie­ren, ihre Ergeb­nis­se „alt­mo­disch“ über Blogs und Wikis tei­len und sich die Selbst­be­stä­ti­gung dann schlicht aus dem nähe­ren Umfeld sau­gen. Da stellt die Per­sön­lich­keit sozia­le Bedürf­nis­se über das Indi­vi­du­el­le oder die Selbstverwirklichung.

Sollte man Lehrkräfte in Bezug auf die Digitalisierung „beschützen“?

In den letz­ten Wochen ist es mir im Rah­men mei­ner Bera­tungs­tä­tig­keit mehr­fach pas­siert, dass man mir ent­geg­ne­te, in Bezug auf die Digi­ta­li­sie­rung dür­fe man spe­zi­ell Lehr­kräf­ten nicht zu viel zumu­ten. Das zer­stö­re jed­we­de Arbeits­mo­ti­va­ti­on. Außer­dem käme alles bestimmt nicht so schlimm, wie ich es dar­stel­len wür­de. Kon­kret hat­te ich mich u.a. zu fol­gen­den Äuße­run­gen hin­rei­ßen lassen:

  • phy­si­sche Daten­trä­ger wie z.B. DVDs haben in Zei­ten von Strea­ming­diens­ten kei­ne lan­ge Zukunft mehr (eine sol­che Ent­wick­lung „bedroht“ z.B. momen­tan cur­ri­cu­lar gefor­der­te Inhal­te, wie z.B. Film­ana­ly­se oder Hörverstehensübungen)
  • wer Men­schen zur wis­sen­schafts­pro­pä­deu­ti­schen Arbeit anlei­ten will, muss grund­le­gen­de Aspek­te einer Text­ver­ar­bei­tung und ggf. Tabel­len­kal­ku­la­ti­on beherr­schen und ver­mit­teln kön­nen (z.B. auto­ma­ti­sche Ver­zeich­nis­se, Fuß­no­ten, For­mat­vor­la­gen etc.)
  • Arbeit mit und über Medi­en erfor­dert immer auch ein Nach­den­ken über Schul- und Unter­richts­ent­wick­lung und hängt gera­de nicht allein an Ausstattungsfragen.
  • […]

Aus­sa­gen die­ser Art erzeu­gen in so man­cher See­le Stür­me der Ent­rüs­tung, so dass ich mir sehr genau über­le­ge, wie und zu wel­chem Zeit­punkt ich sol­che Punk­te set­ze – denn das so Gesag­te macht unglaub­li­che Angst.

Du nimmst mir mei­ne Angst vor der Digi­ta­li­sie­rung nicht, son­dern du ver­stärkst sie auch noch, Maik!

… sag­te unlängst eine Kol­le­gin zu mir. Das stimmt natür­lich. Das sehe ich ja auch ein. Mir selbst macht aber auch etwas Angst, was gleich­zei­tig aber auch der Grund für die Lage ist, in der sich die Kol­le­gin wähnt:

Schu­le bewegt sich natür­lich, aber sie ist schlicht zu lang­sam. Das Wachs­tum des Del­tas zwi­schen bei­den Kur­ven ver­läuft expo­nen­ti­ell. Es gibt ers­te Bera­ter­kol­le­gen, die in den Panik­mo­dus verfallen:

Wie müs­sen schnell vie­le Men­schen fit für ein Ler­nen im Zeit­al­ter der Digi­ta­li­sie­rung machen. Wir haben kei­ne Zeit, um Din­ge zu dis­ku­tie­ren. Ver­fah­ren müs­sen her und ein­ge­übt werden!

Schaut euch ein­mal die Vide­os des ers­ten Andro­iden mit Staats­bür­ger­rech­ten (in Sau­di-Ara­bi­en) an:

Akti­vie­ren Sie Java­Script um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=vtX-qVUfCKI

(eng­lisch, die Situa­ti­on wur­de Sophia nicht ein­pro­gram­miert, die reagiert aus­schließ­lich auf Basis ihrer „Sin­nes­ein­drü­cke“ mit Hil­fe einer KI).

Oder die Vor­trä­ge von Prof. Dr. Chris­toph Igel, den ich auf der Didac­ta im Rah­men einer Tagung des nie­der­säch­si­schen Städ­te- und Gemein­de­ta­ges zum The­ma Bil­dung hören durfte:

Akti­vie­ren Sie Java­Script um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=OK_LxqvIDgc

Ich per­sön­lich glau­be immer mehr, dass ein „Beschüt­zen“ und ein „Mit­neh­men“ von Lehr­kräf­ten ihnen letzt­lich immens scha­den und Ent­wick­lun­gen beschleu­ni­gen wird, die wir als (noch ver­hält­nis­mä­ßig) star­ke Demo­kra­tie nicht wol­len wer­den. Der ers­te, immens wich­ti­ge Schritt dabei wird sein, Digi­ta­li­sie­rung end­lich als gesell­schaft­li­ches Phä­no­men zu begrei­fen und zu ver­in­ner­li­chen. Jed­we­des Gerät ist allen­falls sowas wie ein Gate­way, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

PS: In der prak­ti­schen Bera­tungs­tä­tig­keit neh­me ich Men­schen mit oder ver­su­che es zumindest.

 

 

 

Twitter: shutdown ‑h now

In den letz­ten bei­den Tagen wur­de ich auf der Didac­ta von eini­gen Men­schen auf mei­nen zur­zeit deak­ti­vier­ten Twit­ter­ac­count ange­spro­chen (eine Deak­ti­vie­rung lässt sich 30 Tage lang fol­gen­los zurück­neh­men). Aus­lö­ser, aber nicht allei­ni­ger Grund sind die jüngs­ten Dis­kus­sio­nen, deren Gra­vi­ta­ti­ons­wel­len man noch bei Bob Blu­me (auch in den Kom­men­ta­ren) nach­le­sen kann. Da mein Netz­werk auf Twit­ter ganz natür­lich pri­mär von Bezie­hun­gen getra­gen wird, ist es nur fair, wenn ich – aller­dings in epi­scher Brei­te – auf die Grün­de eingehe.

Wie sehe ich Twitter?

Phil­ip­pe Wampf­ler beschreibt in sei­ner Replik auf die Vor­komm­nis­se die Leh­ren­den­com­mu­ni­ty auf Twit­ter folgendermaßen:

Wäre das #twit­ter­leh­rer­zim­mer ein Team, es befän­de sich in Tuck­mans Modell in der Stor­ming-Pha­se: Die Pio­nie­re haben sich in einer ers­ten Pha­se auf Twit­ter ein­ge­fun­den, sind aber nicht mehr unter sich. Sie haben ein Publi­kum gefun­den und auch Teams gebil­det, zwi­schen denen sich Grä­ben befin­den. Insze­nie­run­gen und Erwar­tun­gen haben zu Rol­len­vor­ga­ben geführt.

Bei mich ist die­se Beschrei­bung bei Wei­tem nicht aus­rei­chend und sim­pli­fi­ziert Tuck­mans Ansatz dar­über hinaus.

Dazu zwei Thesen:

  1. Die Grup­pie­run­gen auf Twit­ter sind weder per­so­nell noch tem­po­ral homo­gen. Es gibt Unter­grup­pen und mit jeweils unter­schied­li­chem Ent­wick­lungs­stand in die­sem Phasenmodell.
  2. Es gibt ein Del­ta ( = Dif­fe­renz) bezüg­lich der auf Twit­ter (oder über­haupt auf Social­me­dia) aus­drück­ba­ren emo­tio­na­len Befind­lich­kei­ten gegen­über „ana­lo­ger“ face2face-Kommunikation.

Ein­fach gesagt: Auf Twit­ter (und in allen grö­ße­ren Social­me­dia­com­mu­ni­ties) fin­den sämt­li­che Pha­sen des Tuck­man­mo­dells immer wie­der par­al­lel statt.

  • es sind Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen dabei, die neu­gie­rig mit digi­ta­len Medi­en ihre ers­te Schrit­te machen
  • es sind Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen dabei, die Tech­no­lo­gie und auch Platt­for­men in ihrem Unter­richt ein­set­zen und von ihren Erfah­run­gen berichten.
  • es sind Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen dabei, die bereits über ihre ers­ten Erfah­run­gen reflek­tie­ren und Denk- und Hand­lungs­wei­sen modifizieren
  • es sind Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen auf ver­schie­de­nen Ebe­nen unter­wegs (Schu­le, Lan­des­ebe­ne, Poli­tik, Theo­rie- und/oder Pra­xis­be­zug usw.).
  • […]

Das“ Twit­ter­leh­rer­zim­mer“ exis­tiert für mich nicht. Durch die Par­al­le­li­tät de ver­schie­de­nen Grup­pen­ent­wick­lungs­pha­sen ent­steht ggf. erst der Ein­druck eines um sich selbst krei­sen­den, zir­ku­lä­ren Systems.

Noch­mal: Eine Homo­ge­ni­tät im Sin­ne eines Teams lt. Tuck­man ver­mag ich nicht zu erken­nen und genau das ist für mich in mei­ner Arbeit als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter unglaub­lich berei­chernd und wert­voll, weil ich auf unter­schied­li­chen Ebe­nen Input erhal­te. Es ist aber auch wert­voll und berei­chernd, weil über Twit­ter auch „ana­lo­ge“ Bezie­hun­gen zu Men­schen ent­stan­den sind und entstehen.

 

Was ist die Herausforderung?

Ich erwi­sche mich immer wie­der dabei, dass ich mei­ne hohen Maß­stä­be – die z.B. in die Ent­wick­lung des Ori­en­tie­rungs­rah­mens Medi­en­bil­dung hier in Nie­der­sach­sen mit ein­ge­flos­sen sind – auch an ande­re anle­gen möch­te in Sin­ne eines „Bekeh­rungs­an­sat­zes“. Ich ver­ges­se dabei ger­ne, dass jede der Ent­wick­lungs­pha­sen in die­sen Grup­pen­pro­zes­sen sei­nen eige­nen Wert und sei­ne eige­ne Not­wen­dig­keit besitzt. Ohne „ein­fach machen“ kein Reflek­tie­ren – letzt­lich haben wir alle – auch die „grau­en Emi­nen­zen“ unter uns – genau so begon­nen, digi­ta­le Sze­na­ri­en umzusetzen.

Durch die Beschrän­kung der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ebe­nen auf im Wesent­li­chen Geschrie­be­nes ent­ste­hen eine Men­ge zusätz­li­cher Her­aus­for­de­run­gen. Eini­ge Twit­te­rer haben dar­auf­hin ja schon eine Art inof­fi­zi­el­les Regel­werk auf­ge­stellt, z.B. die Ver­mei­dung von Iro­nie etc.. Ab einem gewis­sen Level der Bezie­hungs­ebe­ne sind Dis­kus­sio­nen auf Twit­ter wahr­schein­lich nicht sinn­voll zu führen.

Jetzt ist die Fra­ge, wel­che Rol­le ich in die­sem kun­ter­bun­ten Geflecht an Ent­wick­lungs­pha­sen und Bezie­hun­gen ich ein­neh­men soll.

Ein­fach authen­tisch Mensch sein? Auch ein­mal Flachs machen und mensch­lich wir­ken? „Erzie­he­risch“ tätig sein und „Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stan­dards“ leben, pro­pa­gie­ren und ein­for­dern? Altru­is­tisch immer wie­der die viel­leicht glei­chen Din­ge sagen und als „Wert­hers-Ech­te-Groß­va­ter“ bera­ten? Eine nüch­ter­ne Kos­ten-Nut­zen-Rech­nung auf­ma­chen? (Was gebe ich hin­ein und was kommt tat­säch­lich zurück?) Den momen­ta­nen Befind­lich­kei­ten nach­ge­ben und ein­fach mal einen raushauen?

Letzt­lich geht es wahr­schein­lich doch wie­der um die­se Fragen:

  1. Man lernt nur gut in Bezie­hun­gen. Wie kann ich einen Men­schen nach Twit­ter vir­tua­li­sie­ren (es ist ja so oder so nicht mein Selbst, son­dern eine zwangs­läu­fig unvoll­stän­di­ge Pro­jek­ti­on von mir) , der gute Bezie­hungs­ar­beit leistet?
  2. Wie gelingt es mir, mit Men­schen so respekt­voll umzu­ge­hen, dass sie grö­ßer wer­den und wir gemein­sam wach­sen? Was dient die­sem Ziel und was nicht?

Dabei wird es nicht auf den ein­zel­nen Tweet, son­dern auf das Gesamt­bild ankom­men. Der Erfolg oder Miss­erfolg bemisst sich für mich dabei aus­drück­lich nicht nach mei­nem Wer­te­sys­tem, son­dern aus­schließ­lich an der Wahr­neh­mung, die mein jewei­li­ges Gegen­über von mir hat. Ich muss mich bei Nicht­ge­lin­gen von Kom­mu­ni­ka­ti­on auf Twit­ter zumin­dest auch selbst fra­gen, was mein eige­ner Bei­trag dazu ist. Das kann und darf man natür­lich anders sehen.

 

War­um bin ich für eine Wei­le weg (oder ggf. auch für länger)?

Ich über­den­ke mein Ver­hält­nis und mei­nen Umgang mit Twit­ter gera­de, weil ich bestimm­te Ver­hal­tens­wei­sen an mir bemerkt habe, die mich nun umtreiben.

  • der ers­te Griff mor­gens ging zum Han­dy und zur bun­ten Tweet­welt – qua­si eine Art Zeitungsersatz.
  • auf dem zwei­ten Bild­schirm am Arbeits­platz, oder zumin­dest in einem neu­en Tab lief immer Twit­ter mit
  • Twit­ter frag­men­tier­te zuneh­mend mei­ne Aufmerksamkeit
  • Dis­kus­sio­nen auf Twit­ter betra­fen mich emo­tio­nal, dass ich mich manch­mal genö­tigt fühl­te, schnell zu reagieren
  • Twit­te­rer, die mir per E‑Mail schrei­ben oder mit denen ich auf der Didac­ta gespro­chen habe, berich­te­ten mir von Hem­mun­gen und Ängs­ten, Wider­re­de zu leis­ten oder bestimm­te Tweets auch nur zu faven.
  • […]

Ich bin noch nicht bereit, das als „neu­en Lebens­stil“ und „neue Wer­te­welt mit einer Ver­schmel­zung von ana­lo­gem und digi­ta­lem Raum“ zu sehen und unter­lie­ge ger­ne (für eine Wei­le) den damit ver­bun­de­nen „Irr­tü­mern“.

Ich mer­ke, dass ich durch den Abstand zu Twit­ter jetzt schon immens viel Zeit für ande­re Din­ge gewin­ne, natür­lich aber auch von der einen oder ande­ren Ent­wick­lung abge­schnit­ten bin. Das erset­ze ich gera­de wie­der zuneh­mend durch Auf­mö­beln mei­ner guten, alten RSS-Feed-Sammlung.

Eine Ent­schei­dung, ob ich Twit­ter „für immer“ ver­las­se oder wie­der­kom­me, möch­te ich erst auf­grund von drei Wochen „Abs­ti­nenz­er­fah­rung“ tref­fen. In die­sen drei Wochen wer­de ich zusätz­lich auf meh­re­ren Ver­an­stal­tun­gen Twit­te­rer in die­sem „real Life“ tref­fen und mich aus­tau­schen kön­nen. So wird man mich auf jeden Fall am 9. März auf dem #molol18 und am dar­auf­fol­gen­den Edu­CampX tref­fen kön­nen, für das ich gera­de zufäl­lig eine Idee für eine Ses­si­on habe.

Ansons­ten geht es durch die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen hier im Blog mal wei­ter: Ich habe ein paar alte Schät­ze aus dem Refe­ren­da­ri­at im *.sdw-For­mat gefun­den und mei­ne 2. Staat­ex­amens­ar­beit dem Ver­lags­mo­loch entrissen.

 

 

 

Digitalpakt, Lobbyismus, Rolle des Staates und Erfahrungen vor Ort

Prolog

Eines vor­weg: Ich bin bin weder Wis­sen­schaft­ler, ich betrei­be kei­ne Bera­tungs­agen­tur, ich habe vor dem Ver­fas­sen die­ses Arti­kels nicht recher­chiert und bin einer von die­sen zu Beam­ten erzo­ge­nen Men­schen ohne krea­ti­ven Kopf, der den Anschluss an die rea­le Welt ver­lo­ren hat.

Wenn ich alle die­se in den sozia­len Medi­en hoch­ge­lob­ten und oft ver­link­ten und geli­keten Arti­kel lese, ist mein ers­ter Impuls, unglaub­lich wütend und ran­tig zu wer­den, obwohl Men­schen wie ich natür­lich mit den Vor­wür­fen nicht gemeint sind.

Mein zwei­ter Impuls ist, arro­gant zu wer­den und all die­sen Leu­ten mal zu sagen, wel­chen Schwach­sinn sie ver­brei­ten, weil ich der­je­ni­ge bin, der die Weis­heit mit Löf­feln gefres­sen hat, weil er an der „Basis der Digi­ta­li­sie­rung“ arbei­tet. Das ist ein Impuls. In Wahr­heit gibt es sehr vie­le Schnitt­men­gen zwi­schen mir und den Aus­sa­gen der Tex­te. Nur haben sie es nicht so dar­ge­stellt, wie ich es dar­stel­len würde.

Ich bin Leh­rer. Ich muss alles noch­mal mit eige­nen Wor­ten sagen. Sonst geht mir kei­ner ab. Die­se Eigen­schaft wird vie­len Lehr­kräf­ten zuge­schrie­ben, aber nur auf weni­ge trifft es zu, z.B. auf mich.

Des­we­gen arbei­te ich im Fol­gen­den mit Glau­bens­sät­zen und nicht mit wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Aussagen.

Glaubenssatz 1: Geld ist nicht das Problem

Wir leben in einem rei­chen Land und kön­nen spon­tan Aus­lands­ein­sät­ze und Ret­tungs­schir­me finan­zie­ren, aber auch Hun­dert­tau­sen­de von Men­schen bei uns auf­neh­men. Für die Schu­len tun wir alles allen­falls ganz vor­sich­tig, weil die­se kei­ne Lob­by haben und weil man sich Bil­dungs­po­li­tik in die­sem Land die Fin­ger ver­brennt. Wah­len verliert.

Und die Finan­zie­rung der Schu­len ist kom­plex gere­gelt. Per­so­nal bezahlt das Land (aber nur das leh­ren­de), Sach­mit­tel die Kom­mu­ne. Sage ich als Polit­ker „Digi­ta­li­sie­rung“, habe ich die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de am Sack, weil die die Aus­stat­tung dafür finan­zie­ren müssen.

In die­ser Struk­tur wird das nichts bzw. es wird nicht schnell genug irgend­was, aber an die­se Struk­tur will auch kei­ner ran. Dar­an ver­brennt man sich die Flos­sen. Daher ste­hen bestimm­te Schu­len (z.B. die in mei­nem Land­kreis) viel, viel bes­ser da als ande­re. Geld ist da, aber ungleich ver­teilt. Glei­che Ver­tei­lung bedeu­tet, dass Kom­mu­nen Auto­no­mie auf­ge­ben müs­sen. Wer kann das in einer Kom­mu­ne wol­len? Bei Bil­dung weiß doch jeder Bescheid.

Selbst wenn man das auf die Rei­he bekommt: Dann hängt da halt erst­mal Hard­ware. War­um soll­te es die­ser anders erge­hen als den Sprach­la­bo­ren der 80er-Jahre?

Glaubensatz 2: Der Staat ist nicht konkurrenzfähig

Neh­men wir den Faden von Glau­bens­satz 1 wie­der auf und da hängt jetzt Hard­ware. Irgend­wer muss das Zeugs aus­schrei­ben, beschaf­fen, war­ten, inven­ta­ri­sie­ren, ver­si­chern usw.. Dafür braucht es Per­so­nal, Fach­per­so­nal. Das fehlt aber schon in der Wirt­schaft. Nur ist die nicht an Tarif­ver­trä­ge gebun­den und zahlt mehr. Zudem muss man sich als explo­ra­ti­ver, krea­ti­ver Geist dort nicht mit Ver­wal­tungs­ver­fa­hen, Rech­nungs­prü­fungs­äm­tern, euro­päi­schen Aus­schrei­bungs­gren­zen und stän­dig wech­seln­dem Per­so­nal im Schul­amt aus Angst vor Kor­rup­ti­on auseinandersetzen.

Klar wäh­le ich dann als Sys­tem­ad­mi­nis­tra­tor mit Mas­ter die Exy-Stel­le in der öffent­li­chen Ver­wal­tung. Die Schu­len prü­geln mich, weil sich Pro­zes­se ewig lang­zie­hen und das Rech­nungs­prü­fungs­amt prü­gelt mich, weil For­ma­lia in der Aus­schrei­bung nicht pas­sen. Und außer­dem weiß sowie­so nie­mand so recht, wie man euro­pa­weit aus­schreibt und man will eigent­lich viel lie­ber stü­ckeln, damit man beschränkt aus­schrei­ben kann. Dann ist z.B. im Rah­men einer Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung zwar Geld da, aber nüt­zen tut es trotz­dem nichts.

Glaubenssatz 3: Die Fachbetriebe wissen nicht, wo sie hingreifen sollen

Neh­men wir den Faden von Glau­bens­satz 2 wie­der auf und wir haben jetzt super­du­per Per­so­nal und die Aus­schrei­bung ist rechts­kon­form gelau­fen. Huch! Es gibt kei­ne Ange­bo­te. Oder es dau­ert ewig und kos­tet Engels­zun­gen. Wer als Fach­be­trieb oder Sys­tem­haus etwas kann, hat den Arsch voll mit Arbeit und Auf­trä­gen. War­um soll ich als Elek­tro­in­stal­la­ti­ons­be­trieb in einem Putz­bau Schlit­ze klop­pen, wenn ich in einem Roh­bau in der glei­chen Zeit meter­wei­se Kabel an die Wand nageln kann? War­um soll ich mich als Sys­tem­haus mit den Eigen­hei­ten von Schu­len aus­ein­an­der­set­zen, wenn mir in einer Fir­ma ein it-ver­sier­ter Mit­ar­bei­ter als Ansprech­part­ner wäh­rend der Umset­zungs­pha­se zur Ver­fü­gung steht?

Glaubenssatz 4: Haltungen sind das dickste Brett

Neh­men wir den Faden von Glau­bens­satz 3 wie­der auf, wir haben jetzt super­du­per Per­so­nal, die Aus­schrei­bung ist rechts­kon­form gelau­fen, die Hard­ware hängt und wird fach­kun­dig gewartet.

Wenn es in die­ser Rei­hen­fol­ge läuft, ist es schon ganz falsch. Wer Schu­len abge­se­hen von Inter­net­an­schluss, Schul­ser­ver­lö­sung, Netz­ver­ka­be­lung, WLAN und Prä­sen­ta­ti­ons­sys­te­men nicht von vorn­her­ein an Aus­stat­tungs­pro­zes­sen betei­ligt, macht eh nichts richtig.

Und: Wer führt mit Kol­le­gi­en Gesprä­che? Wer bil­det fort? Wer zeigt Mög­lich­kei­ten auf, die rea­li­sier­bar sind? Wer bringt Men­schen auf Ideen und in den Flow? Wer arbei­tet an Hal­tun­gen? Wer steu­ert in lau­fen­den Pro­zes­sen stän­dig nach? Wer ver­netzt Men­schen? Wer behält den Überblick?

Fazit

Bei uns in der Gegend arbei­ten wir ganz genau in die­sen Span­nungs­fel­dern. Mal ver­liert man dabei und mal gewin­nen die ande­ren. Ich wür­de aus der Erfah­rung der letz­ten Jah­re genau eines nie tun: Behaup­ten zu wis­sen, wie man das alles auf die Rei­he bekommt. Eini­ges klappt sehr gut, für eini­ges ver­han­deln wir Lösun­gen, ande­res klappt noch über­haupt nicht. Jede Woche gibt es ech­te Tief­schlä­ge, jede Woche gehen Din­ge vor­an und lösen sich Kno­ten. Eine exter­ne Bera­tungs­agen­tur ist dabei ein rela­tiv klei­nes Mosa­ik­stein­chen, obwohl der Anspruch in bun­ten Wer­be­pro­spek­te da oft ein ande­rer ist. Hier vor Ort gibt es Men­schen und Betrie­be mit viel Idea­lis­mus und sozia­ler Ader, aber auch einem Bewusst­sein um die Wich­tig­keit der Digi­ta­li­sie­rung für den Standort.

Bun­des­wei­te Initia­ti­ven zum Coding oder die For­de­run­gen nach Trans­pa­renz sind in die­sem Kon­text unglaub­lich lieb gemeint. Eben­so lieb gemeint ist die Idee, jede HIl­fe von außen anzu­neh­men. In mei­nen Augen aber naiv-lieb.

Lei­der wird dadurch meist ledig­lich eines erreicht: Mehr Kom­ple­xi­tät und einem ja ohne­hin schon sehr ein­fa­chen Feld (s.o.). Die Arbeit fängt nach dem Poli­ti­ker­pres­se­bild mit gestif­te­ter Hard­ware an. Da sind dann aber regel­mä­ßig alle von außen weg. Auch und gera­de die Pres­se. Seltsam.

 

Liebenswerte Störenfriede

Es gibt Hal­tun­gen und Ansät­ze, die mir mei­ne Arbeit als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter extrem erschweren.

Wir als Bera­tungs­sys­tem sind stän­dig lob­by­is­ti­scher Ein­fluss­nah­me aus­ge­setzt. Gähn. Ken­nen wir all­mäh­lich. Ich hal­te per­sön­lich z.B. wenig von Cal­lio­pe – da gibt es m.E. eta­blier­te­re Mikro­con­trol­ler (aller­dings ohne Lob­by dahin­ter)  und mehr von inte­grier­ten Ansät­zen. Mei­ne Kin­der bekom­men erst ein Smart­phone ab 12 Jah­ren, ich bin gegen Coding in der Grund­schu­le und ich erzie­he mei­ne Kin­der so lan­ge wie mög­lich außer­halb digi­ta­ler Sphären.

In den letz­ten Tagen ging die­ser Kom­men­tar durch Twit­ter. Die Autorin ver­tritt die Auf­fas­sung, dass Coding­kennt­nis­se im Zeit­al­ter der Arbeits­tei­lung nicht not­wen­dig sind und es wird ein­mal mehr das gute, alte Auto­ar­gu­ment ange­führt: „Man muss kei­nen Motor ver­ste­hen, um Auto zu fah­ren.“ (mit die­sem Argu­ment wären eine gan­ze Rei­he von jet­zi­gen schu­li­schen Inhal­ten übri­gens nicht not­wen­dig). Dann wird noch schnell der Digi­tal­pakt mit dem Coden der­art ver­knüpft, dass damit die Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen wer­den sol­len, das „lob­by­is­ti­sche Coding““ end­lich in die Schu­len zu brin­gen. Und Ste­ve Jobs sprach mit sei­nen Kin­dern über Lite­ra­tur (Sagt das irgend­was dar­über aus, wie in der Fami­lie Jobs mit infor­ma­ti­scher Bil­dung umge­gan­gen wor­den ist?). Und am Schluss wird dann gut­bür­ger­li­cher Stoff­ka­non (dort übri­gens kein Wort über Medi­en­kom­pe­tenz) vor das Coden gestellt, Joseph Krauss ist der Ret­ter des Schul­sys­tems, wenn er for­dert, Com­pu­ter aus Grund­schu­len zu ver­ban­nen  und fertig.

Kann man so machen – muss man aber nicht. Von einem „Qua­li­täts­me­di­um“ wie der F.A.Z. erwar­te ich irgend­wie mehr. Ich ver­ste­he außer­dem nicht, woge­gen die Autorin agi­tiert – selbst der Umgang mit dem momen­tan sehr hip­pen Cal­lio­pe hat zunächst nichts mit Coding zu tun – gar nichts, eher mit infor­ma­ti­schen bzw. logi­schen Grund­kon­zep­ten (Ja, man kann mit dem Ding theo­re­tisch logi­sches Den­ken ler­nen, aber eine quell­of­fe­ne Platt­form wie Scratch wür­de es zuge­ge­be­ner­ma­ßen auch tun.).

Die in dem Kom­men­tar auf­tre­ten­den „Kau­sal­ket­ten“ höre ich dann wie­der und wie­der in Bera­tungs­pro­zes­sen zu Medi­en­bil­dungs­kon­zep­ten. Jahaaa – Lesen, Schrei­ben, Rech­nen, Lite­ra­tur und kri­tisch Den­ken – so unver­meid­li­ches Zeug wie Jugend­me­di­en­schutz sourcen wir dann aus an freie Medi­en­päd­ago­gen und ansons­ten bleibt Schu­le halt so, wie sie bleibt.

Wer für das Coden in der Schu­le ist, der ist dem Lob­by­is­mus ver­fal­len. So ein­fach funk­tio­niert zur Zeit die Den­ke in die Feuil­le­tons und Feuil­le­tons sind immer noch das, was der gebil­de­te Leh­rer von heu­te oft liest.

Für Inter­net­gi­gan­ten und auch tota­li­tä­re Sys­te­me könn­te es nicht bes­ser lau­fen: Je weni­ger das gemei­ne Volk von den Grund­la­gen infor­ma­ti­scher Sys­te­me ver­steht und das „Auto ein­fach nur mög­lichst lust­be­tont fährt“, des­to bes­ser und des­to leich­ter las­sen sich z.B. Algo­rith­men imple­men­tie­ren, die – wie Phil­ip­pe Wampf­ler unlängst schrieb – „Frei­heits­mo­men­te […] in der höchs­ten Qua­li­tät“ anbie­ten. Ich stim­me dem sogar zu, wenn ich von star­ken Demo­kra­tien aus­ge­he, deren poli­ti­sche Sys­te­me für einen Inter­es­sen­aus­gleich zwi­schen Daten­samm­lern und Nut­zern sor­gen. Es läuft damit gera­de nicht so super in Chi­na oder der Türkei.

Dum­mer­wei­se sind star­ke Demo­kra­tien auf unse­rem Glo­bus nicht unbe­dingt die Regel. Und auch in einer star­ken Demo­kra­tie wäre es für die Beur­tei­lung von Algo­rith­men nicht ganz ver­kehrt, eini­ges dar­über zu wis­sen als sich mit Kom­pe­tenz­ge­sei­er alte Welt­bil­der zu bestätigen.

Es geht mir als Bera­ter gera­de nicht dar­um, Inter­net­gi­gan­ten kampf­los das Feld zu über­las­sen, son­dern ich den­ke, dass man Poli­tik – ganz gleich ob es z.B. Umwelt‑, Netz- oder Sozi­al­po­li­tik ist – auf Basis von rudi­men­tä­ren Wis­sens­be­stän­den nach­hal­ti­ger betrei­ben kann. Dazu sind Soft­ware und Gerä­te als Hilfs­mit­tel uner­läss­lich und die muss irgend­wer her­stel­len und ent­wi­ckeln. Das sind i.d.R. Fir­men und das ist genau so lan­ge kein Pro­blem, wie eben­die­se kei­nen inhalt­li­chen Ein­fluss auf Schu­le neh­men oder so lan­ge kein Pro­blem, wie die­ser Ein­fluss in Schu­le einen unab­hän­gi­gen Kon­ter­part hat. Es wäre schön, wenn das auf Dau­er nicht allein die Medi­en­be­ra­tung der Län­der wäre, son­dern infor­ma­ti­sche gebil­de­te Schü­le­rin­nen und Schü­ler sowie natür­lich auch Lehrkräfte.

Das hal­te ich aber noch für eine län­ge­ren Weg. Das ist ja genau das Pro­blem: Lob­by­is­mus trifft hier auf weit­ge­hend unbe­stell­te Fel­der, an denen der­ar­ti­ge Kom­men­ta­re nicht ganz unschul­dig sind.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich die­ses Pro­blem wirk­lich dadurch lösen lässt, Gerä­te aus den Schu­len her­aus­zu­hal­ten – geht auch gar nicht, weil die in Form von Han­dys und wahr­schein­lich bald auch in Form von Weara­bles schon da sind.

Die Ant­wort dar­auf kann nur Bil­dung sein und dazu gehört für mich im Zeit­al­ter der Digi­ta­li­sie­rung auch infor­ma­ti­sche Bil­dung. Mög­lichst früh. Geht auch ohne Gerät und unter­stützt dann sogar Lesen, Schrei­ben, Rech­nen und logi­sches Denken.

Es geht dabei – rich­tig ange­packt – also schon um ein wenig mehr als dar­um, der IT-Indus­trie will­fäh­ri­ge Pro­gram­mie­rer zuzu­füh­ren. Lei­der bewegt sich die Debat­te m.E. oft auf unter­kom­ple­xem Niveau.

 

 

 

1 4 5 6 7 8 21