Der Damm ist gebrochen

Face­book akti­viert einen Algo­rith­mus, der die Erken­nung von Per­so­nen auf Fotos anhand ihrer Gesich­ter ermög­licht. Im Netz kur­sie­ren Anlei­tun­gen, wie man das ver­hin­dern kann. Kris­ti­an Köhn­topp bemerkt dazu:

Man kann die­se Funk­ti­on abschal­ten. Dann führt Face­book die Gesichts­er­ken­nung immer noch durch. Denn: bis das Gesicht erkannt wor­den ist weiß Face­book ja nicht wer dar­auf zu sehen ist, und wie die­se Per­son die Pri­va­cy Set­tings ein­ge­stellt hat, schlägt dann aber den gefun­de­nen Namen nicht mehr auto­ma­tisch vor. Die Ope­ra­ti­on ist tech­nisch also die­sel­be. Nur das Ergeb­nis wird geheim gehal­ten. (Quel­le)

Wenn ich als Wirt­schafts­un­ter­neh­men weiß, dass Daten bares Geld sind – Face­book ver­dient sein Geld mit Daten – dann liegt es im Bereich des Mög­li­chen, dass Kris­ti­an mit sei­ner „Schwarz­se­he­rei“ Recht behal­ten könn­te. Als Tech­ni­ker kann ich sei­ner Argu­men­ta­ti­on voll und ganz fol­gen. Die Post­pri­va­cy-Bewe­gung im Netz sieht wie­der ein­mal kei­nen Grund zur erhöh­ter Sor­ge und Wach­sam­keit. Über­prü­fen lässt sich das nur durch einen Blick in den Quell­code von Face­book. Was tat­säch­lich stimmt, liegt im Bereich des Glaubens.

Ich weiß nicht, inwie­weit jetzt ein Druck auf Goog­le ent­steht, die­ses Fea­ture auch in den ent­spre­chen­den Diens­ten frei­zu­schal­ten. Goog­le hat sich bis­her dage­gen gesträubt, dürf­te aber wahr­schein­lich den effi­zi­en­te­ren Erken­nungs-Algo­rith­mus besitzen.

Ich habe heu­te außer­plan­mä­ßig mit mei­nen Schü­le­rin­nen und Schü­lern dar­über gesprochen.

Gesetzt den Fall, ich wäre ledig:

Viel­leicht kann ich ja bald mein Smart­phone mit in die Bar neh­men und jede Frau hin­sicht­lich pas­sen­der Per­sön­lich­keits- und Inter­es­sen­merk­ma­le abscan­nen, bevor ich sie tat­säch­lich anspre­che oder gar Geträn­ke­aus­la­gen ris­kie­re. Das ist doch toll und befrie­digt mei­ne Bedürf­nis­se, erspart mir selbst das Aus­fül­len von Fra­ge­bö­gen bei Part­ner­ver­mitt­lungs­diens­ten usw.. Wenn ich dann noch den Like!-Button bei den ent­spre­chen­den Film­chen drü­cke, dann bekom­me ich maß­ge­schnei­dert… Der Kon­zern ent­schei­det, wer zu mir passt. Pri­ma Sache. Es lebe Post-Privacy!

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6 Kommentare

  • Das ist wirk­lich bedau­er­lich und beson­ders schlimm fin­de ich, dass nun wirk­lich jeder(!) betrof­fen sein kann. Ich habe bei Face­book Fotos von Men­schen gese­hen, die ver­mut­lich nicht ein­mal wis­sen, dass es Face­book gibt – auch die sind „tag­bar“.

  • Bei­trag mit kla­rer Kan­te, jetzt auch ver­linkt auf http://www.politikalarm.de!

  • Stel­le mir gra­de vor, wie Du in Bars rum­tin­gelst und Damen angräbst. Dan­ke für die Bil­der in mei­nem Kopf. Wie wär’s mit der Barkeeperin? 

    One Coke, please.“

    Plain?“

    No – on the rocks.“

    :D

  • Lie­ber Maik,

    in die­sem Fall stim­me ich dir voll und ganz zu und sehe es auch eher „schwarz“: die Gesichts­er­ken­nung in FB ist Mist.
    Du weißt, dass ich kal­ku­liert Risi­ken in Bezug auf den Daten­schutz ein­ge­he, aber die­ser Umstand erfor­dert even­tu­ell eine Neubewertung.
    Prak­tisch bedeu­tet dies, dass ich nur den Rat geben kann: kei­ne wei­te­ren Gesichts­bil­der mehr in FB.

  • Hal­lo Martin,

    Lei­der wird die­ser Rat nichts nüt­zen. Du kon­trol­lierst ledig­lich die Daten, die du in das Netz ein­speist. Viel­leicht hat dich eine dei­ner Daten­quel­len (=„Freun­de“) auf Face­book schon längst getaggt. Viel­leicht hat einer schon die Face­book-App auf sei­nem Han­dy lau­fen und auch dei­ne Adress­da­ten wis­sent­lich oder unwis­sent­lich weitergeleitet. 

    So oder so: Es ist wahr­schein­lich zu spät. Der ein­zi­ge „Schutz“ ist in mei­nen Augen der geziel­te Auf­bau einer Online-Iden­ti­tät – es ist bis­her kein Wider­stand zu erwar­ten – ich sehe mich als ewi­ger Mah­ner in mei­nem Web­um­feld zuneh­mend in einer Exotenrolle…

    Gruß,

    Maik

  • Pingback: Facebook mit Gesichtserkennung | rete-mirabile.net

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