Das Netz ist eine Tupperparty

Maik, du bist ein ewi­ger Nörg­ler und Spiel­ver­der­ber! Wie kannst du nur unser Gemein­schafts­er­leb­nis in die­ser Form so kri­ti­sie­ren?“ – Ich hat­te zuvor einer Bereichs­lei­te­rin mei­nen Ein­druck von soge­nann­ten „Haus­ver­kaufs­par­ties“ beschrieben.

Für mich sind die­se Arran­ge­ments sehr ambi­va­lent: Ein Her­stel­ler stellt für einen begrenz­ten Zeit­raum sein Pro­dukt von der Kon­kur­renz durch ande­re Pro­duk­te frei – auf Haus­par­tys wer­den schließ­lich nur Pro­duk­te eines Her­stel­lers ver­trie­ben, der durch die­ses Ver­fah­ren ein tem­po­rä­res Mono­pol erhält und sich nicht im Waren­re­gal im Wett­be­werb  mit ande­ren Her­stel­lern mes­sen muss. Hin­zu kommt eine psy­cho­lo­gi­sche Kom­pen­en­te: Der Ver­kauf fin­det nicht in einem Raum statt, der dafür aus­ge­wie­sen ist – nein. Er fin­det in einem pri­va­ten Rah­men statt, der Ver­traut­heit und Gemein­schaft sug­ge­riert – und das Kon­zept geht auf: Die meis­ten Ver­an­stal­ter von Haus­par­tys leben sehr gut von Pro­duk­ten. Wesent­li­cher Teil des Kon­zep­tes ist der flie­ßen­de Über­gang von geschäft­li­chen und pri­va­ten Bezie­hun­gen. Natür­lich füh­len sich Käu­fer und Ver­käu­fer dabei wohl, weil es oft eben auch sozia­le Events sind.

Ana­lo­ge und digi­ta­le Welt gehen heu­te flie­ßend inein­an­der über! Jed­we­der Tren­nungs­ver­such ist rein künst­li­cher Natur.“ – Ande­re Mei­nun­gen sind sel­ten und noch sel­te­ner laut. Mit fällt es bei eini­gen Zeit­ge­nos­sen zuneh­mend schwer, zwi­schen beruf­li­chem und pri­va­tem Enga­ge­ment im Netz klar zu dif­fe­ren­zie­ren. Mich ver­wirrt das. Viel­leicht bin ich zu analog.

Auch bei Face­book und ande­ren Social Net­works sehe ich in ers­ter Linie die wirt­schaft­li­chen Aspek­te. Das fin­de ich in Ord­nung. Aber ich fin­de die Dar­stel­lung die­ser Inter­es­sen so wenig trans­pa­rent. Man wird psy­cho­lo­gisch z.B. durch Grup­pen­druck ver­lockt, auch dar­an teil­zu­neh­men. Und dann ist man glück­lich, dass man es end­lich getan hat?

Mit unse­ren Bedürf­nis­sen lässt sich treff­lich Geld ver­die­nen im Netz. Hat jemand schon ein Geschäfts­mo­dell ent­wi­ckeln, wel­ches auf der Basis funk­tio­niert, dass wir nicht uns selbst, son­dern ande­re Men­schen glück­lich machen? Viel­leicht machen Tweets und Posts ja ande­re glück­lich, so glück­lich wie Bli­cke, Ges­ten oder das gemein­sa­me Schwei­gen des Ver­ste­hens. Da müss­te sich doch dran ver­die­nen lassen…

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