Theaterbesuch nachbereiten

Kaba­le und Lie­be“ ist ver­pflich­ten­de Lek­tü­re für das Abitur 2013. Das Olden­bur­gi­sche Staats­thea­ter spielt schon seit meh­re­ren Jah­ren zufäl­lig abitur­re­le­van­te Dra­men, so auch das zu unter­rich­ten­de Bür­ger­li­che Trau­er­spiel Schil­lers. Also haben wir uns am Diens­tag mit drei Kur­sen auf erhöh­ten und einem Kurs auf grund­le­gen­dem Niveau auf den Weg nach Olden­burg gemacht, um dort eine drei­stün­di­ge Insze­nie­rung zu genie­ßen. Natür­lich woll­te das aus­ge­wer­tet wer­den – es ist erstaun­lich, wie sinn­voll auch hier­bei Anlei­hen aus der Theo­rie der sys­te­mi­schen Bera­tung waren.

Schritt 1:

Notiert drei Aspek­te der Insze­nie­rung, die euch beson­ders befremd­lich in Erin­ne­rung geblie­ben sind.

Schritt 2:

Sam­meln an der Tafel (ein­fa­che Liste)

Schritt 3:

Sucht euch aus der Lis­te einen Aspekt her­aus, der euch beson­ders beschäf­tigt. For­mu­liert fünf Hypo­the­sen, war­um der Regis­seur bzw. der Dra­ma­turg das in der gezeig­ten Form umge­setzt hat.

Schritt 4:

Tut euch zu zweit zusam­men und stellt euch eure Hypo­the­sen gegen­sei­tig vor. Wählt jeweils eine Hypo­the­se aus, die euch am plau­si­bels­ten erscheint.

Schritt 5:

Eine Grup­pe beginnt und stellt ihre Hypo­the­sen vor. Wenn wei­te­re Grup­pe Hypo­the­sen zum glei­chen Aspekt erar­bei­tet haben, schal­ten sie sich direkt in das Gespräch mit ein.

Erfah­run­gen:

Es gab vor dem eigent­lich Stück eine Ein­füh­rung durch den lei­ten­den Dra­ma­tur­gen im Foy­er. Unter ande­rem wur­de erklärt, dass in der Insze­nie­rung eine Figur („Wurm“) sei­ne Pul­lun­der ent­spre­chend des Kon­tex­tes wech­selt, um sei­ne Anpas­sungs­fä­hig­keit zu ver­deut­li­chen. Trotz die­ser Erklä­rung war der Pul­lun­der Gegen­stand ganz ande­rer Hyop­the­sen, z.B. der­je­ni­gen, dass Wurm von den Pul­lun­dern gleich­zei­tig sei­ne Schuld abstreift bzw. es so gewirkt hat. Es rück­ten zusätz­lich voll­kom­men ande­re Fra­ge­stel­lun­gen als in der Behand­lung des Stü­ckes im Unter­richt in den Mit­tel­punkt – etwa die Funk­ti­on von Lui­ses Mut­ter (schließ­lich the­ma­ti­siert das Stück eigent­lich nur die Lie­be zwi­schen Vater und Tochter).

Dar­an ließ sich dann eini­ges erar­bei­ten, z.B. dass der Text trotz einer kla­ren Inten­ti­on durch die Gestal­ten­den noch lan­ge nicht so wir­ken muss, wie sich das eben­die­se Gestal­ten­den vor­her gedacht haben – d.h. dass For­mu­lie­run­gen wie „Schil­ler woll­te…“ u. U. auf wis­sen­schaft­lich ziem­lich wack­li­gen Bei­nen stehen.

Kern­stück bei die­ser Stun­de ist die Hypo­the­sen­fin­dung: Die Hypo­the­sen dür­fen ruhig weit her­ge­holt sein. Sie die­nen „ledig­lich“ der Gestal­tung des Gesprä­ches und geben die­sem eine gewis­se schü­ler­zen­trier­te Struk­tur, weil sie den Blick­win­kel manch­mal recht unkon­ven­tio­nell verändern.

Hypo­the­sen spie­len in der sys­te­mi­schen Bera­tung eine gro­ße Rol­le – näm­lich die glei­che: Der Bera­ter erwei­tert sei­nen Blick­win­kel und auch das bera­ten­de Sys­tem wird dazu ange­regt, im Sys­tem erlern­te Denk­struk­tu­ren zu ver­las­sen. Das war an unse­rem Sys­tem „Deutsch­kurs“ sofort zu beobachten…

Die Welt muss romantisiert werden!

Die Welt muß roman­ti­siert wer­den. So fin­det man den ursprüng­li­chen Sinn wie­der. Roman­ti­sie­ren ist nichts, als eine qua­li­ta­ti­ve Poten­zie­rung. Das nied­re Selbst wird mit einem bes­sern Selbst in die­ser Ope­ra­ti­on iden­ti­fi­ziert. (…) Indem ich dem Gemei­nen einen hohen Sinn, dem Gewöhn­li­chen ein geheim­nis­vol­les Ansehn, dem Bekann­ten die Wür­de des Unbe­kann­ten, dem End­li­chen einen unend­li­chen Schein gebe so roman­ti­sie­re ich es. (Nova­lis)

So ein Dich­ter und Theo­re­ti­ker der roman­ti­schen Lite­ra­tur­epo­che. Den­ken wir heu­te an Roman­tik, mei­nen wir meist so etwas:

titt­tel / pixelio.de

Ein Roman­ti­ker der Epo­che konn­te aber auch so etwas damit meinen:

Gerd Alt­mann / pixelio.de

Geblie­ben von dem Begriff  „Roman­tik“ ist eigent­lich nur die „Ker­zen­schein – Son­nen­un­ter­gang – Säu­sel­mu­sik – Natur – Lie­bes­paar“- Kon­no­ta­ti­on. Wie pas­sen bei­de Bil­der zusammen?

Die Lösung liegt für mich in dem Begriff „ver­rückt“, der ja vom Wort­sinn her nicht ande­res bedeu­tet als etwas von dem ange­stamm­ten Platz weg­zu­rü­cken. Genau das machen wir, wenn wir uns zu zweit eine Ker­ze anzün­den, schö­ne Musik lau­fen las­sen oder bei Son­nen­un­ter­gang im Som­mer an den Strand gehen: Wir geben einer ganz gewöhn­li­chen All­tags­si­tua­ti­on („zwei Men­schen unter­hal­ten sich“) – Nova­lis sagt: „Dem Gemei­nen“ – einen höhe­ren Sinn, indem wir etwas schaf­fen wol­len, an das man sich erin­nert. „Gehen sie doch mal wie­der mit ihrer Frau schön essen“ – da ist sie, die For­de­rung nach der „Wür­de des Unbe­kann­ten“. Max Frisch hat auf sei­ne Wei­se gesagt, wie wich­tig die­se Wür­de für roman­ti­sche Bezie­hun­gen ist.

Es ist bemer­kens­wert, daß wir gera­de von dem Men­schen, den wir lie­ben, am min­des­ten aus­sa­gen kön­nen, wie er sei. Wir lie­ben ihn ein­fach. Eben dar­in besteht ja die Lie­be, das Wun­der­ba­re an der Lie­be, daß sie uns in der Schwe­be des Leben­di­gen hält, in der Bereit­schaft, einem Men­schen zu fol­gen in allen sei­nen mög­li­chen Ent­fal­tun­gen. Wir wis­sen, daß jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie ver­wan­delt fühlt, wie ent­fal­tet, und daß auch dem Lie­ben­den sich alles ent­fal­tet, das Nächs­te, das lan­ge Bekann­te. Vie­les sieht er wie zum ers­ten Male. Die Lie­be befreit es aus jeg­li­chem Bild­nis. Das ist das Erre­gen­de, das Aben­teu­er­li­che, das eigent­lich Span­nen­de, daß wir mit den Men­schen, die wir lie­ben, nicht fer­tig­wer­den; weil wir sie lie­ben, solan­ge wir sie lie­ben. (Max Frisch)

Die Roman­tik ver­engt ihr Prin­zip des „ver-rückens“ nicht wie wir heu­te auf das Wort­feld Lie­be / Natur. Die Roman­tik ist die Epo­che der Schau­er- und Detek­tiv­ge­schich­ten eben­so wie die Aus­ein­an­der­set­zung mit den Tie­fen unse­res Geis­tes, die bis in den Wahn­sinn füh­ren kann. Durch das lite­ra­ri­sche Rin­gen mit Phä­no­me­nen wie Geis­tes­krank­hei­ten, z.B. in den Novel­len E.T.A. Hoff­manns, wei­tet die Roman­tik den Blick auf aus einer All­tags­sicht „ver-rück­te“ Din­ge. Das Prin­zip ist das glei­che wie bei unse­rem Abend am Strand. Die Welt ist „ver-rückt“ – in einem auf­ge­klär­ten Umfeld darf genau das nicht sein.  Und noch heu­te pral­len die Geis­tes­hal­tun­gen von Auf­klä­rung und Roman­tik auf­ein­an­der. Gut so.

Denn mei­ner Mei­nung nach brau­chen bei­de Prin­zi­pi­en ein­an­der. Ohne den auf­ge­klär­ten Geist ent­steht wahr­schein­lich nicht das Bedürf­nis nach etwas, was jen­seits des Ver­stan­des liegt. Ohne das Land hin­ter dem Ver­stand hät­te der Geist gera­de bei der Erfor­schung des mensch­li­chen Daseins wahr­schein­lich nicht genug, um zu einer nüch­ter­nen Ana­ly­se zu kommen.

Barcamp vor 20 Jahren

Das Bar­camp als Unkon­fe­renz ken­ne ich vom Prin­zip her seit über 20 Jah­ren – das klingt ver­mes­sen. Die Struk­tur war auf unse­ren dama­li­gen Zelt­frei­zei­ten ein sehr fes­ter Bestand­teil. Die „Ses­si­ons“ hie­ßen dort bloß „Inter­es­sen­grup­pen“. Man traf sich mit einem Teil­neh­men­den und Mit­ar­bei­tern in einem gro­ßen Kreis und setz­te sich auf den Rasen. Danach konn­te jeder eine Inter­es­sens­grup­pe vor­stel­len – Teil­neh­men­de und Mit­ar­bei­ten­de glei­cher­ma­ßen. Eini­ge Vor­stel­lun­gen gelan­gen, eini­ge nicht. Zum Gelin­gen war es gut:

  • deut­lich und mit Prä­senz zu sprechen
  • etwas dabei­zu­ha­ben, was man pro­du­zie­ren wollte
  • eine Bezie­hung zwi­schen der inten­dier­ten Tätig­keit und dem Publi­kum herzustellen

Jeder „Ses­si­on­lei­ter“ bestimm­te einen Ort als Treff­punkt (das ist unter frei­em Him­mel auf einem gro­ßen Zelt­platz auch ohne Ses­si­onplan mög­lich) und dort­hin kamen dann Inter­es­sier­te oder auch nicht. Es gab Inter­es­sen­grup­pen, in denen musi­ziert, in denen gewerkt (Sil­ber­draht­bas­tel­ar­bei­ten bis Loch­ka­me­ra), gespielt, vor­ge­le­sen oder dis­ku­tiert wur­de. Wem  es wäh­rend der Ses­si­on zu lang­wei­lig wur­de, setz­te sich ab oder ging zu einer ande­ren. Die Pro­duk­te der Ses­si­on flos­sen nach und nach ins Frei­zeit­le­ben ein (z.B. Gesangs­vor­trä­ge am Lager­feu­er), waren an den Teil­neh­men­den selbst zu sehen (Schmink­ses­si­on), wur­den aus­ge­stellt oder, oder, oder… Wir hat­ten kei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik. Aber es gab die ers­ten PCs mit Comic Sans als Schrift (für die Frei­zeit­zei­tungs­re­dak­ti­on). The­ma­tisch stand unser Bar­camp nicht unter einem Ober­be­griff. Aber es gab erfass­ba­re Pro­duk­te aus jeder Session.

Mir wird heu­te bewusst, dass wir dort Bil­dungs­ar­beit geleis­tet haben, die ihrer Zeit aus heu­ti­gem Blick­win­kel um zwei Jahr­zehn­te vor­aus war. Dis­zi­plin­pro­ble­me? Nun­ja – gab es. Aber auch genug Men­schen, die sich dann eben einen Tag Zeit neh­men konn­ten: Auf vier Teil­neh­mer kam ein Mit­ar­bei­ten­der. Sehr vie­le Kin­der fuh­ren auf Kos­ten des Sozi­al­am­tes mit. Wer das war, wuss­te kei­ner, weil es irrele­vant war. Viel­leicht ist alles viel ein­fa­cher als wir den­ken: Ein­fach mehr Zelt­frei­zeit an die Schu­len bringen.

PS:

Wir sag­ten irgend­wann nicht mehr „Zelt­la­ger“, „Kin­der­la­ger“ und „Jugend­la­ger“. Das lag an unse­ren Besu­chen in Auschwitz/Birkenau und war in unse­rer Mit­ar­bei­ter­grup­pe hef­tig umstrit­ten. Leu­te, die das umge­setzt haben woll­ten, hie­ßen spöt­tisch „Schweb­is“.

Technologie allein löst und initiiert nichts

In der Che­mie gibt es den Begriff des dyna­mi­schen Gleich­ge­wichts. Damit ist nicht ein sta­ti­sches Gleich­ge­wicht auf einer Pen­del­waa­ge gemeint, son­dern eines, dass sich durch stän­di­ge Ver­än­de­run­gen aus­zeich­net. Die­se Ver­än­de­run­gen voll­zie­hen sich jedoch auf der Mikroebe­ne und sind für unse­re Sin­ne nicht wahr­nehm­bar, so dass es in der Sum­me so scheint, als ver­än­de­re sich nichts. Ein gutes Bei­spiel dafür ist eine geschlos­se­ne Spru­del­fla­sche. Zwi­schen dem Spru­del­was­ser und der auch in der Fla­sche ein­ge­schlos­se­nen Luft besteht fol­gen­des Gleichgewicht:

    \[ (1)\; HCO_{3(aq)}^- + H_3O^+_{(aq)} \rightleftharpoons CO_2_{(g)} + 2H_2O_{(l)} \]

Gelös­te Koh­len­säu­re (lin­ke Sei­te) spru­delt aus der Fla­sche und zer­setzt sich dabei in Koh­len­stoff­di­oxid und Was­ser. In einer ver­schlos­se­nen Spru­del­fla­sche steigt dadurch der Druck in der Gas­pha­se unter dem Schraub­de­ckel. Mit höhe­rem Druck läuft die Glei­chung (1) wie­der rück­wärts, d.h. Koh­len­stoff­di­oxid löst sind unter Bil­dung von Koh­len­säu­re wie­der im Spru­del­was­ser. Irgend­wann pen­delt sich das ein: In dem Maße wie Koh­len­stoff­di­oxid ent­steht löst es sich auch wie­der. Sowohl der Druck in der Fla­sche als auch die Kon­zen­tra­ti­on der Koh­len­säu­re im Spru­del ändern sich nicht mehr – für uns sieht es dann so aus, als gesche­he gar nichts mehr.

Kurz­fas­sung:

Jemand, der von außen auf ein sol­ches Sys­tem schaut, sieht nichts, bzw. nimmt nichts wahr. Er weiß aber, dass meh­re­re Fak­to­ren in der Fla­sche eine Rol­le spie­len: Koh­len­säu­re, Koh­len­stoff­di­oxid, Druck usw.. Wann immer er misst, ver­fei­nert er nur sei­ne Sin­ne – die Mes­sung ändert am Sys­tem selbst nichts.

Dyna­mi­sche Gleich­ge­wich­te haben eine wit­zi­ge Eigen­schaft. Unser Außen­ste­hen­der könn­te jetzt auf die Idee kom­men, z.B. ein­fach den Druck im Sys­tem zu erhö­hen, um eine Ver­än­de­rung her­bei­zu­füh­ren. Wie reagiert das Sys­tem darauf?

Mehr Druck ist „unan­ge­nehm“ bzw. eine Stö­rung. Also wird das Sys­tem dafür sor­gen, dass mehr gas­för­mi­ges Koh­len­stoff­di­oxid gelöst wird und damit der äuße­re Druck kom­pen­siert ist – in der Che­mie sagt man, dass das Sys­tem so aus­weicht, dass die Aus­wir­kun­gen eines äuße­ren Zwan­ges mini­miert wer­den (Gesetz von Le Chate­lier). Lässt der äuße­re Druck nach, jus­tiert sich das Sys­tem wie­der auf den Ursprungs­zu­stand zurück.

Um das Sys­tem zu ändern, muss ich nicht an einem Para­me­ter dre­hen, son­dern ich muss z.B. die Fla­sche auf­schrau­ben. Das ist bei Spru­del­fla­schen begrenzt müh­sam, da das Auf­schrau­ben ja mit einer Druck­ent­las­tung ver­bun­den ist und sich der Deckel dadurch recht leicht löst. Sozia­le Sys­te­me hal­ten ihren Deckel oft von innen fest.

Und jetzt zur Technologie

Tech­no­lo­gie trifft immer auf ein sozia­les Sys­tem. Wenn ich einer Schu­le einen Com­pu­ter­raum hin­stel­le, wird mit Com­pu­tern gear­bei­tet wer­den. Es wird dabei eini­ge weni­ge geben, die damit eine neue Metho­dik und Didak­tik ent­wi­ckeln. Es wird aber auch Men­schen geben, die den impli­zi­ten Druck dadurch min­dern, dass sie gewohn­te Struk­tu­ren ein­fach digi­tal abbil­den. Mit einem iDin­gens kann ich z.B. eBooks lesen und viel­leicht bald auch Schul­bü­cher auf­schla­gen. Wenn es das ist, was ich damit pri­mär mache, wer­de ich iDin­gens doof fin­den, weil die ja teu­er und deren Akkus irgend­wann alle sind. Das ist ein Buch ja viel bes­ser. Das kann jeden­falls nicht kaputt gehen.

Hal­tung

Die Hal­tung ist idea­ler Wei­se so, dass sich der Deckel abschrau­ben lässt, das Sys­tem sich dadurch öff­net und aus dem bis­he­ri­gen Gleich­ge­wicht kommt. Die Arbeit mit loka­len Apps z.B. hal­te ich für kei­nen gro­ßen Fort­schritt, son­dern ledig­lich für eine Digi­ta­li­sie­rung von Bestehen­dem mit natür­lich(!) berech­tig­tem Stel­len­wert. Das geht aber teil­wei­se sogar so weit, dass real mög­li­che Expe­ri­men­te durch Apps ersetzt wer­den („gefähr­li­che Ver­su­che“ auf You­tube schau­en, Fall- und Beschleu­ni­gungs­expe­ri­men­te per App). Die Ergeb­nis­se sind dabei immer super und vor­her­sag­bar – mit einem Expe­ri­ment hat das aber nichts zu tun. Der Moment, in dem mir der Was­ser­schlauch damals vom Küh­ler gesprun­gen ist und mich von oben bis unten ein­ge­saut hat, war wahr­schein­lich der­je­ni­ge, der einen che­mi­schen Zusam­men­hang bei den SuS ver­fes­tigt hat (und mich seit­dem Schlauch­schel­len ver­wen­den lässt).

Jedes Expe­ri­ment ist ein wenig Auf­bruch ins Unge­wis­se – es kann etwas schief gehen, weil es in der Natur des Expe­ri­ments liegt. Peni­cil­lin und Por­zel­lan sind übri­gens zwei Pro­duk­te von „schief gegan­ge­nen Expe­ri­men­ten“. Wenn aber schon ein neu­es Gerät, dann bit­te auch die expe­ri­men­tel­le Hal­tung, auch explo­ra­tiv zu arbei­ten. Das darf sich nicht nur(!) auf Apps beschrän­ken, son­dern muss m.E. auch und an zen­tra­ler Stel­le als Fens­ter ins Netz rea­li­siert sein (dafür braucht es übri­gens kein teu­res Gerät, das geht tat­säch­lich auch mit eige­nen Devices). Die Hal­tung dabei ist die glei­che, wie sie bei jedem neu geplan­ten Expe­ri­ment ohne­hin schon vor­han­den ist. Tech­nik oder ein bestimm­tes Device haben damit erst­mal nichts zu tun – mit einer Aus­nah­me: Für mich ist der Brow­ser die Zukunft. Alles ande­re wird immer an den übli­chen Bar­rie­ren scheitern.

Learning-Lab statt PC-Raum

Als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter spü­re ich zuneh­mend die Ten­denz, das alte PC-Raum­kon­zept auf­zu­ge­ben. Prak­tisch drückt sich dar­in aus, dass so man­che Ver­ant­wort­li­che hier im Lan­de davon aus­ge­hen, ihre PC-Räu­me zu letz­ten Mal mit neu­er Hard­ware aus­zu­stat­ten. Gleich­zei­tig gibt es zwar vie­le Ideen und Expe­ri­men­te, wenn es um Kon­zep­te geht, die den PC-Raum ablö­sen sol­len – für vie­le ist das auch schon heu­te gar kei­ne Fra­ge mehr: Pads und mobi­le Gerä­te sind die Zukunft.

Mei­ne Defi­ni­ti­on von Zukunft ist, dass ich sie heu­te nicht ken­ne. Nur weil etwas für mich als Erwach­se­ner funk­tio­niert und ich es auch mit Lern­grup­pen ger­ne tue, muss es noch lan­ge nicht für ein Sys­tem funk­tio­nie­ren. Ich möch­te ger­ne her­aus­fin­den, was funk­tio­niert – und zwar nicht all­ge­mein, son­dern für mein kon­kre­tes Sys­tem – ich habe das Glück, dass der vor­han­de­ne PC-Raum aus zwei Klas­sen­räu­men besteht – also Mar­ke Schlauch. Tataa:

Beschrei­bung:

Oran­ge sind Prä­sen­ta­ti­on­be­rei­che: Das kön­nen Mimio- oder digi­ta­le- Tafel­lö­sun­gen sein. Es gibt oben einen fes­ten Bereich mit zwei Bea­mern neben­ein­an­der – dort stel­le ich mir auch sowas wie Kon­fe­ren­zen vor und es gibt an den Sei­ten fle­xi­ble Berei­che auf einem Schie­nen- oder Rol­len­sys­tem. Als Sitz­mö­bel im obe­ren Bereich den­ke ich mir sowas wie Kir­chen­tags­kar­tons in edel vor: fle­xi­bel und im Sta­pel­sys­tem auch als Raum­tei­ler nutz­bar (Viel­leicht muss man bei man­chen Klas­sen dann noch Fang­net­ze vor dem hin­te­ren Bereich installieren…).

Rot sind Tisch­sys­te­me: Die hät­te ich ger­ne mit Ether­net­do­sen aus­ge­stat­tet – ins­be­son­de­re für Arbei­ten, die Band­brei­te oder nied­ri­ge Laten­zen erfor­dern. Dort könn­ten Lap­tops ste­hen. Die ste­hen dort des­halb, weil zumin­dest bei uns auch jen­seits von tou­chibun­ti-social­me­dia-kom­mu­ni­zie­ri auch Mess­sys­te­me, Robo­tik- und Code­pro­jek­te gibt, bei denen Tablets lieb gemeint, aber auf­grund ihrer mise­ra­blen Mul­ti­tas­king­fä­hig­keit und Schnitt­stel­len­aus­stat­tung ein Voll­aus­fall sind (seri­el­le Schnitt­stel­le oder USB wäre da schon gut). Auch Din­ge wie Bild‑, Ton- und Video­be­ar­bei­tung sind bei uns nach wie vor ein The­ma.  Ich wür­de ger­ne am Rand auch Ein­zel­ar­beits­plät­ze mit leis­tungs­fä­hi­ger Hard­ware oder Anbin­dung einen einen leis­tungs­star­ken Ser­ver anbie­ten – z.B. für Rendering.

Blau sind Schrank­sys­te­me mit einem Ange­bot an End­ge­rä­ten: Das kön­nen z.B. Tablets, aber auch Note­books sein, die man sich als Lehr­kraft dann auch für Grup­pen­ar­bei­ten im nor­ma­len Klas­sen­raum aus­lei­hen kann, die aber natür­lich auch im Lab auf Kuschel- und Snoo­zele­cken genutzt wer­den dürfen.

Im Lab gibt es ein star­kes WLAN, dass allen Schü­le­rin­nen und Schü­ler auch für ihre eige­nen End­ge­rä­te zur Ver­fü­gung steht. Mit­tels RDP oder VNC kann auch von die­sen End­ge­rä­ten aus dann z.B. Soft­ware genutzt wer­den, die auf dem Ser­ver läuft und ein spe­zi­el­les OS erfordert.

Mit so einem Raum las­sen sich m.E. viel­fäl­ti­ge Erfah­run­gen sam­meln, was an Kon­zep­ten sich wirk­lich für einen brei­te­ren Ein­satz eig­net – die tech­ni­sche Umset­zung bedarf natür­lich auch einer Erpro­bung. Zudem kann ich in einem sol­chen Raum nach wie vor leh­rer­zen­triert arbei­ten – das ist wich­tig, um mög­lichst vie­le Men­schen mit ins Boot zu bekommen.

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