Genese von Unterrichtsmaterial durch CC
Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich inhaltlich mit unserem Abiturschwerpunkt in NDS so gar nicht recht zufrieden bin. In mir sträubt sich alles, einfach nur „über Dinge“ zu sprechen ohne die Mechanismen zu behandeln, die dazu führen, dass Sprache so ist wie sie ist mit allen Problemen dabei, die wahrhaftig nicht neu sind. Durch Thomas Rau kam ich dann auf die Idee, zunächst mit etwas Sprachgeschichte einzusteigen..Dabei bin ich auch über ein schönes Arbeitsblatt gestolpert, was mich aber zu ganz anderen Aufgaben inspiriert hat. Meine Aufgaben sehen so aus:
Aufgaben:
Beschreiben Sie für jeden Konsonanten, der von der 2.Lautverschiebung betroffen ist Stimmhaftig- bzw. Stimmlosigkeit, Artikulationsweise und Artikulationsort tabellarisch vor und nach der 2. Lautverschiebung. Warum wurde Ihrer Meinung nach das [p] nicht zum [k] verschoben? Können Sie Gesetzmäßigkeiten feststellen? Die beiden Laute [ç] und [x] werden beide im Deutschen durch die Buchstabenkombination „ch“ repräsentiert. Finden Sie mindestens ein Beispielwort für jeden der beiden Laute! Welchem Zeichen in Lautschrift (vgl. Tabelle) entsprechen die in den folgenden Worten unterstrichenen Konsonantenfolgen bzw. Konsonanten?
a) ging
b) schaurig
c) sauer
Übersetzen Sie in die korrekte Schriftsprache (ein Doppelpunkt bedeutet, dass der Laut lang gesprochen wird)
a) [tsaŋə]
b) [zu:xÉ™]
Wo müsste das stimmlose, englische „th“ [θ] in die Tabelle eingeordnet werden? (z.B. in „theft“)
Und jetzt kommt das Paradoxon:
Sie sehen so aus, weil mein Unterrichtsgang und meine Herangehensweise eine andere sind. Die Aufgaben wären aber gar nicht erst entstanden, wenn es nicht bereits das vorbereitete Material gegeben hätte. Vorhandenes Material katalysiert damit bei mir neue Gedanken, bzw. neue Kreativität und das mitunter sehr punktuell. Ich bin völlig überzeugt davon, dass *jedes* Material jeder Qualität zum richtigen Thema zum richten Zeitpunkt „Lehrer-Kreativität“ quasi katalysieren kann – das sind meine Erfahrungen. Wenn ich mir so manchen gedruckten Übungsbogen in Arbeitsheften anschaue, sage ich ganz oft: „Nee – so aber nicht, da müsste man noch…“. Und dann entsteht etwas Neues, Passenderes – wenn es die Zeit erlaubt.
Jetzt gibt es die Forderung, dass LuL mehr zusammenarbeiten sollen, um gemeinsame Materialien zu entwickeln. Damit kauft man sich meiner Meinung nach einen großen Haufen an Unbeweglichkeit ein, da eine Gruppe stets etwas adynamischer als ein Individuum ist. Die Zukunft von Zusammenarbeit stelle ich mir in etwa so vor. Da hätten wir Neuronenverhalten von meiner Seite einerseits und die „Fremdevolution“ meiner eigenen Materialien andererseits. Daraus habe ich im vorliegenden Fall eine neue Methode gelernt – mindestens. Dafür musste ich nicht irgendwohin fahren, wo eine Pralinenschachtel stand, die neben wenigem schmackhaften Zeugs auch viel bitteres enthielt – sehr bitter finde ich z.B. die manchmal miserabel organisierten „Gruppenarbeitsphasen“ auf Fortbildungen.
Deswegen ist die Veröffentlichung von Material nach CC für mich wichtig. Und deswegen sind alle Materialien dieses Blogs auch CC lizensiert.