Facebook ist mir potentiell zu teuer

Det­lef Teich kom­men­tiert in einer sei­ner neu­es­ten Arti­kel Gedan­ken von Adam Soboc­zyn­ski, ver­öf­fent­licht in der Online-Aus­ga­be der Zeit. Mich bewegt die­ser Kom­men­tar, wie mich auch der Zeit­ar­ti­kel bewegt, der (also der Zeit­ar­ti­kel)  für mich zwar unbe­streit­ba­re struk­tu­rel­le Schwä­chen im Argu­men­ta­ti­ons­gang auf­weist, aber den­noch man­ches beim Namen nennt, was dem „typi­schen Onli­ner“ schwer ver­dau­lich sein dürf­te.  Zwei in die­sem Zusam­men­hang beson­ders har­te Bro­cken grei­fe ich heraus:

Soboc­zyn­ski ana­lo­gi­siert das Web2.0 und dabei ins­be­son­de­re Com­mu­ni­ty­platt­for­men wie z.B. Face­book mit einem abso­lu­tis­ti­schen Hof mit den dort übli­chen Umgangs­for­men, die pri­mär auf Reprä­sen­ta­ti­on und Offen­le­gung des eige­nen mate­ri­el­len und intel­lek­tu­el­len Sta­tus abziel­ten. Genau wie an einem sol­chen Hof der zurück­ge­zo­ge­ne Den­ker mit dem Wort „Blöd­heit“ und Nicht­ach­tung bedacht wur­de, gilt laut dem Autor für das Web2.0:

Wei­ter­le­sen

Wozu Feinde, wenn man sich selber hat?“

das Zitat stammt von Heinz Rudolf Kun­ze, der es auch ein­mal mit einer Leh­rer­aus­bil­dung ver­sucht hat. Ich habe ein paar Regeln auf­ge­stellt, die ich zumin­dest in Tei­len befol­ge, wenn es mir im Leh­rer­be­ruf gera­de nicht so gut geht. Die­ser sehr rhe­to­risch anmu­ten­de Kunst­griff (die bewusst nega­ti­ve Dar­stel­lung) ist mir im Übri­gen in Zusam­men­hang mit der huma­nis­ti­schen Päd­ago­gik oft begeg­net (z.B. die fünf Regeln, Lie­be zu ver­hin­dern) und sei mir aus die­sem Grund verziehen.

Wei­ter­le­sen

Tabus über den Lehrerberuf

Ich wuss­te es schon immer: Wir sind Mitt­ler­fi­gu­ren, wir ste­hen in der Tra­di­ti­on des Mon­des, von Her­mes, der Josephs­fi­gur aus Tho­mas Manns längs­tem – und geni­als­tem – Roman. Wir sind Leh­rer. Wer es nicht glaubt, kann es hier bei Ador­no nach­le­sen, der wahr­lich auch die Her­aus­for­de­run­gen beim Namen nennt.

Gekom­men bin ich auf den Text durch die Sen­dung „Leh­rer aus Lei­den­schaft“ aus der Sen­de­rei­he „Men­schen haut­nah“. Die kom­plet­te Sen­dung kann man sich als Pod­cast her­un­ter­la­den. Aus mei­ner Erfah­rung kann ich sagen, dass der Redak­teur bei der Aus­wahl der Leh­rer­ty­pen und der The­men sehr oft in Schwar­ze trifft. Gera­de durch die allei­ni­ge Unter­ma­lung durch Ador­nos Gedan­ken gewinnt die­se deskrip­ti­ve Doku­men­ta­ti­on in mei­nen Augen ungemein.

Soll ich das wirklich hochladen?

Es gibt immer wie­der Ver­su­chun­gen – Ver­su­chun­gen, Bil­der und Tex­te ein­fach so in das Netz hoch­zu­la­den. Wenn in der Pro­fil­an­sicht einer 19-jäh­ri­gen Schü­le­rin, die laut eige­nen Anga­ben seit drei Mona­ten frisch ver­liebt ist, Wer­bung für ein neu­ar­ti­ges Ver­hü­tungs­pro­dukt auf­poppt, dann den­ke ich als miss­traui­scher Mensch, dass eine Soft­ware das Merk­mal „weib­lich“ mit dem Merk­mal „frisch ver­liebt“ kor­re­liert, obwohl es wahr­schein­lich nur ein Zufall ist – ganz bestimmt.

Ich habe mir für mei­ne SuS eini­ge Hilfs­fra­gen aus­ge­dacht, anhand derer man ent­schei­den kann, wie lan­ge man beim Hoch­la­den mit sich hadern soll (das Hoch­la­den selbst wird kei­ne die­ser Hilfs­fra­gen ver­hin­dern – so rea­lis­tisch bin ich).

  1. Wäre es in Ord­nung für dich, wenn dein Text/Foto/Forenbeitrag auf einer wei­ßen Wand vor dem Haupt­por­tal dei­ner Schu­le für jeder­mann sicht­bar stünde?
  2. Wäre es in Ord­nung für dich, wenn dein Bild auf der Titel­sei­te des Regio­nal­blat­tes erschiene?
  3. Wäre es in Ord­nung für dich, wenn in drei­ßig Jah­ren jemand aus dei­nem Umfeld dank ver­bes­ser­ter Such­al­go­rith­men, die­ses Bild, die­sen Text trotz Nick­na­me usw. dir zuord­nen könnte?
  4. Wäre es in Ord­nung für dich, wenn dein Vater/deine Mut­ter dich so sieht / sowas von dir liest?

Erläu­te­rung:

Das Netz ist ein welt­wei­tes Publi­ka­ti­ons­me­di­um. Die Reich­wei­te einer regio­na­len Ver­öf­fent­li­chung ist u.U. weit­aus gerin­ger, wenn zufäl­lig rele­van­te Such­kri­te­ri­en durch z.B. EXIF-Daten eines Fotos erfüllt wer­den. Ich gehe zusätz­lich davon aus, dass wir zuneh­mend mit unse­rer Netz­iden­ti­tät leben müs­sen und dass sol­che Daten nicht ver­lo­ren gehen. Gestoh­le­ne Kun­den­da­ten von Groß­un­ter­neh­men sind ja im stren­gen Sin­ne nicht gestoh­len – sie sind unaut­ho­ri­siert kopiert.

Viel­leicht bin ich ein miss­traui­scher Mie­se­pe­ter – natür­lich ler­nen Jugend­li­che und Kin­der nur durch Erfah­rung. Vor der Erfah­rung, im Kel­ler Schlag­zeug spie­len zu müs­sen, bewah­ren wir unse­rer Kin­der. Vor der Erfah­rung, sich ein Kin­der­zim­mer mit einem Geschwis­ter­kind tei­len zu müs­sen, zuneh­mend auch. Vor der Erfah­rung, in Leben lang mit u.U. Mist aus eige­ner Pro­duk­ti­on umzu­ge­hen bewah­ren wir sie nicht ein­mal dadurch, dass wir die­ser Bedro­hung nach­ge­hen oder sie zumin­dest ver­su­chen zu ver­ste­hen. Das eine kann Geld regeln – das ande­re nicht. son­dern nur Zeit. Die (Ganztags-)Schule wird’s richten.

1 40 41 42 43 44 48