Ich bin ein Digital Emmigrant
Das muss ich in letzter Zeit immer wieder und wieder lernen, weil ich so wenig verstehe, was da im Netz eigentlich vorgeht. Ich bin ein Digital Emmigrant, weil ich offenbar eine Fähigkeit nicht besitze (und auch nicht besitzen will): Die des Verlernens. Kathrin Passig schreibt zu schön am Ende ihrer vielbeachteten Kolumne:
Wer darauf besteht, zeitlebens an der in jungen Jahren gebildeten Vorstellung von der Welt festzuhalten, entwickelt das geistige Äquivalent zu einer Drüberkämmer-Frisur: Was für einen selbst noch fast genau wie früher aussieht, sind für die Umstehenden drei über die Glatze gelegte Haare. So lange wir uns nicht wie im Film Men in Black blitzdingsen lassen können, müssen wir uns immer wieder der mühsamen Aufgabe des Verlernens stellen. Mit etwas Glück hat der Staat ein Einsehen und bietet in Zukunft Erwachsenenbildungsmaßnahmen an, in denen man hinderlich gewordenes Wissen – sagen wir: über Bibliotheken, Schreibmaschinen, Verlage oder das Fernsehen – ablegen kann.
Verlernen sollen wir – hinderliches Wissen – über Bibliotheken und so. Und wir sollen es lernen zu verlernen. Der Staat soll Förderprogramme zum Verlernen des Erlernten anbieten. Macht er ja schon – heißt manchmal Schule. Gerade beim letzten Satz Passigs könnte ich schreiend aus dem Klassenzimmer laufen.