Was ich im Netz nicht veröffentliche

Die Netz­ta­ge Springe rücken näher. Im Gegen­satz zum übli­chen Web2.0‑Optimismus-Sprech wird hier schon in der Ankün­di­gung ein eher düs­te­res Bild vom Netz mit sei­nen Wir­kun­gen gezo­gen, die es auf Gesell­schaft und Kul­tur ent­fal­tet. Ich bie­te einen Vor­trag zum The­ma „Die eige­ne Daten­spur ownen“ an – ein Aus­druck, der von Kris­ti­an Köhn­topp stammt. In die­sem Vor­trag geht es um Din­ge, die ich im Netz mache und Din­ge, die ich nicht oder teil­wei­se auch nicht mehr mache. Ich ori­en­tie­re mich seit Jah­ren dabei nicht an Aus­sa­gen von Social­me­dia-Exper­ten, son­dern aus­schließ­lich an sol­chen von Men­schen mit soli­dem tech­ni­schen Hin­ter­grund. Ins­be­son­de­re zwei Arti­kel von Doepf­ner (kom­mer­zia­li­sier­tes Inter­net) und Lanier (eher prag­ma­ti­scher Tech­ni­ker) zei­gen eigent­lich ganz gut, wo wir nach mei­ner Ansicht mit dem Netz heu­te stehen.

Fotos, Vide­os und auf­be­rei­te­te Erleb­nis­se aus mei­nem fami­liä­ren Umfeld

Ich habe fünf Kin­der und ver­su­che trotz mei­ner beruf­li­chen Ein­bin­dung es so hin­zu­be­kom­men, dass ich das nicht nur nach außen sage und tat­säch­lich mei­ne Frau die Kin­der dann „hat“. Das ist nicht immer leicht und auch der Haupt­grund dafür, dass man mich eher sel­ten auf Bar­camps antrifft. Fami­li­en­le­ben fin­det eben oft­mals geballt am Wochen­en­de statt, da will ich dann da sein.

Phil­ip­pe Wampf­ler hat poin­tiert und her­vor­ra­gend argu­men­tiert, war­um Fotos und Vide­os von den eige­nen Kin­dern im Netz nichts ver­lo­ren haben. Die Dis­kus­si­on zu die­sem Arti­kel ist abso­lut lesenswert.

Aber auch Geschich­ten aus mei­nem fami­liä­ren All­tag sind für mich abso­lut tabu für die Ver­öf­fent­li­chung. Dabei zäh­len gera­de sol­che Blogs und sol­che Blogs zu mei­nen Favo­ri­ten. Bei­de Autorin­nen ind sich nach mei­ner Mei­nung der Gren­zen und Pro­ble­me ihrer Inhal­te sehr bewusst und bewe­gen sich sehr kom­pe­tent in die­sem Span­nungs­feld. Ich ler­ne sehr viel von bei­den und es macht Spaß, die Tex­te zu lesen.

Für mich gehö­ren sol­che Din­ge jedoch in klei­ne­re Krei­se, aber auch in Vor­trä­ge, die ich hal­te und deren Auf­zeich­nung ich genau des­we­gen nicht wün­sche. Ich schla­ge für mich und mei­ne Geschich­ten da mehr „sozia­les Kapi­tal“ her­aus – wenn man das so kapi­ta­lis­tisch über­haupt sagen kann. Das Gesag­te ist flüch­tig, das Digi­ta­li­sier­te nicht zwangsläufig.

Mir ist sehr bewusst, dass dadurch ein recht distan­zier­ter Ein­druck mei­ner Per­son im Netz ent­steht. Aber genau das ist so gewollt und viel­leicht auch Teil einer Insze­nie­rung, die sich natür­lich struk­tu­rell nicht von der Selbst­dar­stel­lung vie­ler Men­schen in sozia­len Netz­wer­ken unter­schei­det, nur dass die­se bei mir eben sehr kon­trol­liert abläuft.

Anek­do­ten und „Pro­duk­te“ aus dem Schulleben

Mar­tin Klin­ge ist der Pro­to­typ eins Blog­gers, der Außen­ste­hen­den humor­voll, kri­tisch und oft auch sehr mutig Ein­bli­cke in die Welt der Schu­le ermög­licht. Er hat vie­le Leser, über­re­gio­na­le Auf­merk­sam­keit und doch schon so man­ches Mal aus tech­ni­schen Grün­den sein Blog fast geschlos­sen – Mensch Mar­tin :o)… Ich war eine zeit­lang in dem Bereich auch offe­ner, hat­te aber ein bestimm­tes Erleb­nis mit einem Arti­kel, der bis heu­te zu den popu­lärs­ten die­ses Blog gehört. In der Dis­kus­si­on dazu haben mir Schü­le­rin­nen und Schü­ler gezeigt, dass das Ent­schei­den­de nicht mei­ne Inter­pre­ta­ti­on von Anony­mi­sie­rung ist, son­dern das, was Außen­ste­hen­de wie­der­erken­nen wol­len. Gera­de Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Puber­tät kön­nen hier eben nicht immer abs­tra­hie­ren. Ich hat­te das Glück, die Sache direkt klä­ren zu kön­nen – andern­falls wäre schul­ty­pisch ein Lei­che mehr im Kel­ler gewesen.

An Pro­duk­ten von Schü­le­rin­nen und Schü­lern kann ich rein for­mal kein Ver­öf­fent­lichs­recht bekom­men. Ande­rer­seits fin­de ich didak­tisch-metho­di­sche Beschrei­bun­gen ohne Bele­ge für eine gewis­se inhalt­li­che Qua­li­tät immer schwie­rig. Dilem­ma. Herr Rau hat­te mal Schü­le­rin­nen nund Schü­lern einen Euro für das Ver­öf­fent­li­chungs­recht gezahlt. Ich selbst habe mit Ein­wil­li­gungs­er­klä­run­gen der Eltern her­um­fuhr­werkt. Schluss­end­lich mache ist das heu­te nicht mehr.

Ein abso­lu­tes NoGo sind auch Erleb­nis­se mit Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen. Frl. Rot hat ihr Blog aus Grün­den schon pri­vat gemacht, Frl. Kri­se schreibt auch viel über die Leh­rer­schaft. Auch die­se bei­den Blogs lese ich schon ganz ger­ne, aber stets auch mit einer bedingt voy­eu­ris­ti­schen Moti­va­ti­on. Mein per­sön­li­ches NoGo hat damit zu tun, dass es mein Job ist, Schu­len und Lehr­kräf­te für die Mög­lich­kei­ten und Poten­tia­le des des Net­zes zu öff­nen. Wür­de bekannt, dass ich das Netz selbst ver­wen­de, um bestimm­te Din­ge öffent­lich zu machen, die ande­re Men­schen nicht öffent­lich dar­ge­stellt haben möch­ten, bekä­me ich sehr rasch ein Glaub­wür­dig­keits­pro­blem. Natür­lich juckt es immer in den Fin­gern, über Unter­schie­de zwi­schen den Schul­for­men gera­de in Bera­tungs­si­tua­tio­nen zu schrei­ben. Auch in poli­ti­schen Krei­sen (ja, auch da sind wir Medi­en­be­ra­ter tätig …) pas­sie­ren gele­gent­lich Din­ge, die ihren Platz ohne Wei­te­res in einer Sati­re­sen­dung fin­den könn­ten. Jour­na­lis­ten sind da von Berufs­we­gen immer sehr interessiert.

Kor­rek­tur­ge­schich­ten

Ent­lar­vend fin­de ich immer wie­der Kor­rek­turt­weets, die bei man­chen Kol­le­gen üblich sind. Bei bestimm­ten, eher all­ge­mein auf­tre­ten­den Feh­lern ist natür­lich eine gewis­se Anony­mi­sie­rung gege­ben. Gleich­wohl weiß ich nicht, wie ein Schü­ler oder eine Schü­le­rin, die den betref­fen­den Feh­ler gemacht hat, die­sen Tweet dann auf­fasst. Die Deu­tungs­ho­heit habe ich im Netz nie. Wenn ich mich also dazu äuße­re, dann allen­falls zur Sta­pel­hö­he oder eben posi­tiv. Zudem passt es für mich nicht, einer­seits Defi­zit­ori­en­tie­rung zu bekla­gen, um dann über­wie­gend defi­zit­ori­en­tiert zu twee­ten und sei es nur im Kor­rek­tur­kon­text. Klar rege ich mich über bestimm­te Feh­ler immer wie­der auf, lege dann den Sta­pel aber lie­ber erst­mal weg, bis die­ser Mit­tei­lungsm­puls ver­aschwun­den ist.

Hob­bys, Vor­lie­ben, Fähigkeiten

Es gibt eine Rei­he von Din­gen, die im Netz von mir bewusst nicht sicht­bar sind. Ich mei­de Platt­for­men, die mich dazu ver­lei­ten, mehr preis­zu­ge­ben als ich eigent­lich nach ein­ge­hen­der Refle­xi­on für rich­tig erach­te – daher bin ich z.B. nicht auf Face­book und selbst von Twit­ter hat­te ich mich eine zeit­lang ver­ab­schie­det, um dann mit einem ande­ren Ansatz zurück­zu­kom­men. Des Wei­te­ren ver­knüp­fe ich Accounts ver­schie­de­ner Diens­te nicht, „fave“, „like“ und „plus­se“ auch nicht – wenn ich etwas gut fin­de, ver­su­che ich zu ver­lin­ken, zu ret­wee­ten oder zumin­dest kurz zu kom­men­tie­ren (Kom­men­ta­re sind im übri­gen tech­nisch auch schwe­rer aus­zu­wer­ten als logi­sche Ope­ra­to­ren wie Likes). Mir ist das dann wirk­lich mehr als einen Klick oder infla­tio­nä­re Ein­la­dung wert – ein ganz schö­ner Anspruch.

Ich könn­te mir nie vor­stel­len, Daten in das Netz zu stel­len, die Rück­schlüs­se auf mein kör­per­li­ches Befin­den zulas­sen, etwa die Anzahl der gefah­re­nen oder gelau­fen­den Kilo­me­ter. Dafür  fal­len mir viel zu vie­le künf­ti­ge Geschäft­mo­del­le ein. Glei­ches gilt für Daten aus dem Bereich der Finanzen.

Dadurch blei­be ich in der Wahr­neh­mung der Men­schen im Netz natür­lich ambi­va­lent. Einer­seits der kri­ti­sche Mensch, der oft quer­schlägt, gera­de bei Main­stream­din­gen und das auch begrün­den kann, ander­seits wohl auch ein Spur Unnah­bar­keit, die natür­lich auch als Arro­ganz gedeu­tet wer­den muss.

Fazit

Das kann man natür­lich alles anders sehen. Mir liegt es fern, das bei ande­ren Men­schen zu wer­ten. Schwie­rig fän­de ich aber z.B. Geschrei, wenn mit den frei­wil­lig gelie­fer­ten Daten dann tat­säch­lich Geschäfts­mo­del­le ent­ste­hen, die eben nicht für all­ge­mei­nen Wohl­stand sor­gen oder sich als kos­ten­in­ten­siv her­aus­stel­len. Unse­re Wirt­schafts­ord­nung basiert auf Wachstum.

Wie wahr­schein­lich ist es da, dass z.B. Men­schen und Schu­len, die sich an einen Anbie­ter fest bin­den (Mein Lieb­lings­bei­spiel aus der Bera­tung: Apple) lang­fris­tig weni­ger zah­len?  Die­ser poten­ti­el­len Kon­se­quenz muss man sich bewusst sein und sie dann eben tra­gen, falls sie ein­tritt. Wel­che Stra­te­gie ver­folgt Goog­le – ein Kon­zern, der Daten ver­mark­tet – mit Goo­g­le­Apps for Edu­ca­ti­on? (für Open­So­ur­ce wer­den weder Lern­be­reit­schaft noch Res­sour­cen aus­rei­chen – man wird in der Flä­che zwin­gend auf kom­mer­zi­el­le Anbie­ter aus ganz prag­ma­ti­schen Grün­den ange­wie­sen sein). Wer­den lang­fris­tig weni­ger oder mehr Daten ver­knüpft und ver­ar­bei­tet?  Wie wer­den pri­va­ten Kran­ken­kas­sen in Zei­ten stei­gen­der Behand­lungs­kos­ten ihre Gewin­ne maxi­mie­ren? Wie die Kreditwirtschaft?

 

 

 

 

 

SchiLf Leitbildentwicklung

Ein Leit­bild ist eine schrift­li­che Erklä­rung einer Orga­ni­sa­ti­on über ihr Selbst­ver­ständ­nis und ihre Grund­prin­zi­pi­en. Es for­mu­liert einen Ziel­zu­stand (Rea­lis­ti­sches Ide­al­bild)[1]. Nach innen soll ein Leit­bild Ori­en­tie­rung geben und somit hand­lungs­lei­tend und moti­vie­rend für die Orga­ni­sa­ti­on als Gan­zes und die ein­zel­nen Mit­glie­der wir­ken. Nach außen (Öffent­lich­keit, Kun­den) soll es deut­lich machen, wofür eine Orga­ni­sa­ti­on steht. Es ist eine Basis für die Cor­po­ra­te Iden­ti­ty einer Orga­ni­sa­ti­on. Ein Leit­bild beschreibt die Mis­si­on und Visi­on einer Orga­ni­sa­ti­on sowie die ange­streb­te Orga­ni­sa­ti­ons­kul­tur. Es ist Teil des nor­ma­ti­ven Manage­ments und bil­det den Rah­men für Stra­te­gien, Zie­le und ope­ra­ti­ves Handeln.

Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmensleitbild

Unse­re Schu­le hat sich in den letz­ten bei­den Tagen auf den Weg gemacht, ein sol­ches Leit­bild zu ent­wi­ckeln, wobei auf exter­ne Mode­ra­ti­on zurück­ge­grif­fen wur­de. Vor­be­rei­tet wur­den die­se zwei Tage in einer Steue­rungs­grup­pe. Her­aus­ge­kom­men sind zwölf Sät­ze, die nun redak­tio­nell über­ar­bei­tet wer­den. Mit in die­se zwölf Sät­ze sind die Vor­schlä­ge der Eltern- und Schü­ler­ver­tre­tung ein­ge­flos­sen.  Im Wesent­li­chen erfolg­te die Erar­bei­tung in vier Schritten:

Schritt 1 – SOFT-Analyse

Eine SOFT-Ana­ly­se lehnt sich an das Prin­zip der SWOT-Ana­ly­se an. Nach einer Vor­stel­lung der kom­men­den SchiLf auf einer Dienst­be­spre­chung soll­te zu den Punk­ten der SWOT-Ana­ly­se ein Papier in Stich­wor­ten aus­ge­füllt wer­den, des­sen Aus­wer­tung dann den Ein­stieg zur SchiLf bildete.

Schritt 2 – Kritikphase

In klei­nen Grup­pen hat jeder auf eine Kar­te geschrie­ben, wel­che Pro­ble­me an der Schu­le auf­tre­ten. Aus die­sen Kar­ten hat die Grup­pe dann drei aus­ge­wählt und auf ein Pla­kat geklebt. Die­se Kar­ten konn­ten dann vom Ple­num spä­ter „bepunk­tet“ (Kle­be­punkt)  wer­den. Die Top 10 wur­den zu einer Vor­la­ge verarbeitet.

Schritt 3 – Utopiephase

In klei­nen Grup­pen hat jeder auf eine Kar­te geschrie­ben, wel­che Wün­sche er – los­ge­löst von orga­ni­sa­to­ri­sche, räum­li­chen oder finan­zi­el­len Beschrän­kun­gen hat. Aus die­sen Kar­ten hat die Grup­pe dann drei aus­ge­wählt und auf ein Pla­kat geklebt. Die­se Kar­ten konn­ten dann vom Ple­num spä­ter „bepunk­tet“ (Kle­be­punkt)  wer­den. Die Top 10 wur­den zu einer Vor­la­ge verarbeitet.

Schritt 4 – Leitsatzformulierung

Nach einem kur­zen Input zum Wesen eines Leit­bil­des ging es mit einer umfang­rei­chen Mate­ri­al­samm­lung dar­an, kon­kre­te Sät­ze für das Leit­bild zu for­mu­lie­ren. Als Mate­ri­al stand zur Verfügung:

  1. Das Arbeits­er­geb­nis der Schü­le­rin­nen und Schüler
  2. Das Arbeits­er­geb­nis der Eltern
  3. Das Arbeits­er­geb­nis der der ers­ten bei­de Phasen
  4. Ergeb­nis­se der letz­ten SchiLf
  5. Der theo­re­ti­sche Input
  6. Wei­te­re Din­ge, die ich jetzt ver­ges­sen habe

Die For­mu­lie­rung erfolg­te wie­der in Grup­pen. Die Sät­ze wur­den wie­der­um im Ple­num bepunk­tet und ein Ran­king (Top 12) ent­wi­ckelt. Unnö­tig zu erwäh­nen, dass es alle Sät­ze unse­rer Klein­grup­pe in die Top 12 geschafft haben :o)…

Schritt 5 – Vor­stel­lung des Ergeb­nis­ses und Ausblick

Die Steue­rungs­grup­pe stell­te die for­mu­lier­ten Sät­ze und das wei­te­re Ver­fah­ren vor. Die Sät­ze wer­den jetzt redak­tio­nell bear­bei­tet und an die Eltern- und Schü­ler­ver­tre­tung zurück­ge­ge­ben, um sie nach einer Art Beneh­mens­her­stel­lung dann in der Gesamt­kon­fe­renz zu beschließen.

Der Rah­men

Die SchiLf erfor­der­te zwei Tage, wobei an einem Tag der Unter­richt noch bis zur 6. Stun­de statt­fand. Für das leib­li­che Wohl, für eine gute Atmo­sphä­re und für viel Zeit zwi­schen den Arbeits­pha­sen zum Aus­tausch war her­vor­ra­gend gesorgt. Deut­lich war zu mer­ken, wie viel Arbeit, Gedan­ken und Sinn für Details im Vor­feld  in die­se SchiLf gesteckt wur­de. Ich habe es als eine Form von Wert­schät­zung gegen­über dem Kol­le­gi­um emp­fun­den. Es gab für die Betei­lig­ten kei­nen Blu­men­strauß oder obli­ga­to­ri­schen Fla­schen zum Dank. Es gab etwas voll­kom­men ande­res, was die­se erfah­re­ne Wert­schät­zung wie­der­um erwi­der­te und was in die­ser Form noch nie da gewe­sen ist.

Kom­men­tar

Die Mode­ra­ti­on wen­de­te Metho­den des Pro­jekt­ma­nage­ments an, wie es in Fir­men und vie­len Ver­wal­tun­gen üblich ist (und zum Glück auch zuneh­mend bei uns in der Medi­en­be­ra­tung). Beein­druckt hat mich vor allem die Ein­wand­be­hand­lung im Ple­num. Ein­wän­de las­sen sich für mich immer in zwei Kate­go­rien unterteilen:

  1. Pro­zess­re­flek­tie­ren­de Ein­wän­de (z.B. „War­um machen wir das eigent­lich so und nicht anders?“)
  2. Risi­ko­mi­ni­mie­ren­de Ein­wän­de (z.B. „Kommt dabei denn wirk­lich auch das her­aus, was wir an Qua­li­tät erwarten?“

Die Mode­ra­ti­on ging sehr sou­ve­rän und schlag­fer­tig mit die­sen Ein­wän­den um. Dahin­ter steckt natür­lich die Über­zeu­gung, dass das Ver­fah­ren erprobt war, aber auch die Fähig­keit zu „reframen“, d.h. den Ein­wand selbst als wert­schät­zen­des Moment und nicht als Angriff umzu­deu­ten. Das ist immer ein­fa­cher, wenn man als Exter­ner agiert und daher bera­te ich mein eige­nes Sys­tem z.B. grund­sätz­lich nicht, wur­de aber in den Klein­grup­pen dabei „erwischt“, selbst in die Bera­ter­rol­le zu fal­len :o)…

Leit­bild­ent­wick­lung sehe ich aus einer exter­nen Bera­ter­rol­le immer etwas kri­tisch: Leit­bil­der zei­gen mir eher, wor­an eine Orga­ni­sa­ti­on noch arbei­ten muss. Gleich­wohl habe ich als Teil­ge­ben­der der SchiLf vor allem den Pro­zess zur For­mu­lie­rung der Leit­bild­sät­ze auch als iden­ti­täts­stif­tend und damit sehr wert­voll erlebt. Ein­mal mehr ist mir auf­ge­fal­len, dass unter­schied­li­che Men­schen mit unter­schied­li­chen Begrif­fen unter­schied­li­che Din­ge mei­nen, aber im Grun­de das Glei­che wol­len und die glei­chen Bedürf­nis­se haben – übri­gens ein zen­tra­les Kon­zept sys­te­mi­schen Denkens.

Extern betrach­tet hät­te man all das auch in einer Stun­de mit digi­ta­len Werk­zeu­gen erle­di­gen kön­nen. Aber ich glau­be, dass die Ver­bin­dung zwi­schen Ergeb­nis und Gefühl eben auch gemein­sa­me Zeit erfordert.

Die Feh­len­de Zeit und der All­tag arbei­ten da oft gegen ein Sys­tem – aber das kennt auch jeder, der eine Bezie­hung führt. Funk­ti­on und Zufrie­den­heit kom­men nicht allein, sie müs­sen erar­bei­tet sein, weil sie eben durch die­se Arbeits­leis­tung erst ihren Wert erhalten.

Inso­fern darf sich die Schu­le jetzt dar­auf freu­en nach die­sem initia­len Schritt zur Schul­ent­wick­lung wei­ter arbei­ten zu dür­fen :o)…

Blogparade „Versager im Staatsdienst“

Bob Blu­me ruft zu einer Blog­pa­ra­de „Ver­sa­ger im Staats­dienst“ auf. Ich betei­li­ge mich aus mei­ner Sicht als Vater, ehe­ma­li­ger Per­so­nal­rat, medi­en­päd­a­gischer Bera­ter und Blog­ger dar­an, der gera­de gefor­dert hat, dass Leh­rer­blogs sich mehr auf­ein­an­der bezie­hen soll­ten – also eigent­lich ist mei­ne Teil­nah­me alter­na­tiv­los. Ich habe bewusst vor­her kei­nen der ande­re Arti­kel der Para­de gelesen.

A) Gibt es an deut­schen Schu­len gene­rell zu vie­le schlech­te Lehrer?

Eine Ant­wort aus mei­nem sehr begrenz­ten Kon­text wäre ver­mes­sen. Ich ken­ne bis jetzt zwei „deut­sche Schu­len“ aus der Sicht eines Arbeit­neh­mers und eine gan­ze Zahl an Kol­le­gi­en aus der Sicht eines Bera­ters. Ich den­ke, dass in jedem Kol­le­gi­um (Amt, jeder Fir­ma, jedem Ver­ein usw.) Men­schen arbei­ten, die ihren Job nicht gut machen. Vor einer Quan­ti­fi­zie­rung müss­te man zunächst Kri­te­ri­en haben, was denn nun genau ein „Ver­sa­ger im Staats­dienst“ ist, was mich zur zwei­ten Fra­ge bringt:

B) Wor­an erkennt man, ob ein Leh­rer sei­nem Job nicht gerecht wird?

Es gibt natür­lich eine Men­ge „har­te Fak­ten“: Sind Unter­richts­do­ku­men­ta­tio­nen for­mal aus­ge­füllt (Klas­sen- und Kurs­buch)? Wie sieht die Kor­rek­tur einer schrift­li­chen Arbeit aus? An wie vie­len Fort­bil­dun­gen nimmt eine Lehr­kraft teil? Wer­den Ter­min­vor­ga­ben z.B. inner­halb der Prü­fungs­kom­mis­si­on einer Abitur­prü­fung ein­ge­hal­ten? Erscheint eine Lehr­kraft pünkt­lich zum Dienst (und zur jewei­li­gen Unter­richts­stun­de)? Sind Schü­le­rin­nen und Schü­ler wäh­rend der Unter­richts­zeit ange­mes­sen beauf­sich­tigt? Wer­den Pau­sen­auf­sich­ten wahr­ge­nom­men? Wer­den Noten ter­min­ge­recht ein­ge­tra­gen? usw.. Natür­lich muss es hier um einen Gesamt­ein­druck gehen, denn jeder wird an die­ser oder jener Stel­le mal schlurren.

Viel ent­schei­den­der wären für mich als Schul­lei­ter die „wei­chen Fak­ten“, an die schwer her­an­zu­kom­men ist, wenn kaum Zeit für Din­ge wie z.B. Mit­ar­bei­ter­ge­sprä­che bleibt. Zen­tra­le Fra­gen dabei sind für mich: Was tut eine Lehr­kraft kon­kret für die Ent­wick­lung ihres aus mei­ner Sicht wich­tigs­ten Instru­ments: Ihrer Per­sön­lich­keit? Was tut eine Lehr­kraft kon­kret für die Ent­wick­lung der Schule?

Ein Indiz für Defi­zi­te in die­sem Bereich kann z.B. unkol­le­gia­les Ver­hal­ten sein – etwa wenn Beschlüs­se des gesam­ten Kol­le­gi­ums von ein­zel­nen Per­so­nen „auf­ge­weicht“ wer­den, wenn Kol­le­gen über ande­re Kol­le­gen vor Schü­le­rin­nen und Schü­lern her­zie­hen, wenn Kol­le­gen sich prin­zi­pi­ell päd­ago­gisch sinn­vol­len Ver­än­de­run­gen ver­wei­gern etc. . Ein wei­te­res Indiz für eine nicht mehr trag­ba­re Lehr­kraft ist z.B. ihr ein­ge­schränk­ter Unter­richts­ein­satz, wenn sie z.B. nicht län­ger als ein Jahr in der glei­chen Lern­grup­pe ein­ge­setzt wer­den kann. Die­se „Maß­nah­me“ hat ja immer ihre Ursa­chen und ihre Geschichte.

C) Wie soll­te man mit sol­chen Leh­rern ver­fah­ren (dür­fen)?

Es soll­te eine mit den Per­so­nal­ver­tre­tun­gen abge­stimm­te Dienst­ver­ein­ba­rung mit einer fes­ten Eska­la­ti­ons­ket­te geben, an deren Ende die Ent­fer­nung aus dem Staats­dienst steht. Eine Ver­set­zung löst kein Pro­blem. Modell­haft gab oder gibt es es sowas in Nie­der­sach­sen bereits für das The­ma „Umgang mit Sucht bei Beschäf­tig­ten im Schul­dienst“ – so ganz wer­de ich da aus mei­nen Recher­che­er­geb­nis­sen nicht schlau. Ein der­ar­ti­ges recht­li­ches Kon­strukt mit einer Kom­bi­na­ti­on aus Hilfs­an­ge­bo­ten und Sank­tio­nen hal­te ich für möglich.

D) Wel­chen Anteil hat das Lehramtsstudium?

Den Umgang mit Men­schen lernt man im Umgang mit Men­schen. Wer Men­schen erst im Refe­ren­da­ri­at sieht, bekommt ein Pro­blem. Das Stu­di­um kann sich pra­xis­nä­her aus­rich­ten. Das Inter­es­se an Men­schen hal­te ich nicht für indu­zier­bar. Da ist auch Eigen­in­itia­ti­ve gefor­dert, die aber mit der zuneh­men­den Ver­schu­lung gera­de des Gym­na­si­al­leh­rer­stu­di­ums immer weni­ger von Stu­den­ten zu leis­ten ist.

Die 18jährige Übungs­lei­te­rin der Hand­ball-F-Jugend weiß mehr z.B. über Men­schen mehr als so man­cher Ori­en­tie­rungs­prak­ti­kant. Wenn letz­te­rer sich dann noch wei­gert, wenigs­tens eine Unter­richts­pha­se in mei­ner Beglei­tung zu gestal­ten („Ich muss das nicht!“), stel­le ich hin­ter­her schon­mal die eine oder ande­re gemei­ne Fra­ge. Es gibt auch schon im Stu­di­um Ver­sa­ger und sol­che, die es spä­ter als Leh­rer wer­den wollen.

E) Was soll­te verändert/ ver­bes­sert werden?

Ich wäre nicht ein­fa­cher Leh­rer, son­dern reich und berühmt, wenn ich das wüss­te. Ich wür­de aber bei der Qua­li­fi­zie­rung von Schul­lei­tun­gen und der Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung von Lehr­kräf­ten anfan­gen, z.B. durch kom­pe­ten­te Super­vi­si­on, die teu­er ist. Alter­na­tiv könn­te man bis zum Break­down war­ten und von vor­ne anfan­gen. Aber der Pati­ent ist zäh :o)…

F) Soll­ten die Schu­len die Leh­rer selbst aus­su­chen dürfen?

Ja und nein. Eine Schu­le in einer attrak­ti­ven Regi­on wird mehr Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber anzie­hen als eine auf dem Lan­de, wo eh nie­mand hin­möch­te, aber eben auch Kin­der leben. Klar kann sich eine länd­li­che Schu­le durch attrak­ti­ve Kon­zep­te sexy machen. Dafür braucht es aber enga­gier­te Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, womit sich die Kat­ze in den Schwanz beißt. Aus Sicht einer Groß­stadt­schu­le also ein kla­res Ja.

G) Soll­te der Beam­ten­sta­tus abge­schafft werden?

Alle mei­ne Auf­ga­ben wer­den bereits von ange­stell­ten Lehr­kräf­ten wahr­ge­nom­men, deren BMI oder sonst­was nicht passt (Ich stel­le mir gera­de einen Streik zur Zeit der Abitur­prü­fun­gen vor). Ob die Ver­be­am­tung das Haupt­pro­blem ist, weiß ich nicht. Ob es es ohne die Ver­be­am­tung aus­rei­chend qua­li­fi­zier­ten Nach­wuchs geben wird, weiß ich nicht. Ich weiß zur­zeit nicht ein­mal, ob es mit Ver­be­am­tung aus­rei­chend qua­li­fi­zier­ten Nach­wuchs geben wird. Es gibt aber Leu­te, die das eigent­lich wis­sen müss­ten. Und es gibt immer Schu­len, bei denen alles auch ohne Ver­be­am­tung klappt. Wie vie­le davon gibt es noch­mal in einem Flä­chen­land in der Fläche?

H) Soll­te es eine Art „Belohnungssystem“ wie in der frei­en Wirt­schaft geben?

Das Belo­hungs­sys­tem gibt es: Freu­de am Beruf.  Kann man in Geld mes­sen. Muss man aber nicht. Schu­le ist kein Wirt­schafts­un­ter­neh­men, obwohl es die Wirt­schaft ger­ne so hät­te, son­dern im Ide­al­fall ein sozia­les Sys­tem. Ob Geld bes­se­re Leh­rer macht? Idea­lis­tisch-naiv. Ich weiß.

I) Wor­an gehen die Kol­le­gen denn kaputt?

An der Dis­so­zia­ti­on zwi­schen Wol­len und Kön­nen. Das fin­det immer auch in einem Umfeld statt, wel­ches nach mei­ner Ansicht die­se Dis­so­zia­ti­on zuneh­mend begünstigt.

J) Wie ent­ste­hen die 30% Leh­rer, die laut Schaar­schmidt qua­si dis­so­zi­iert sind?

Das wäre ein eige­ner Arti­kel. Die Ursa­chen sind sehr mul­ti­di­men­sio­nal. Ich ken­ne aber ehe­mals „dis­so­zi­ier­te“ Lehr­kräf­te, die durch exter­ne Hilfs­an­ge­bo­te heu­te zu den ver­läss­lichs­ten Kol­le­gen gehören.

Dazu auch:

Blogparade Lehrerblogs

Fon­ta­ne­fan ver­an­stal­tet eine Blog­pa­ra­de von einem nicht­kom­mer­zi­el­len Leh­rer­blog für nicht­kom­mer­zi­el­le Leh­rer­blogs. Ich möch­te euch dazu mei­ne Favo­ri­tin vor­schla­gen: Die Rebis. Die­ses Blog ist gera­de­zu kom­ple­men­tär zu mei­nem, weil es eine Sei­te des Leh­rer­seins sicht­bar und öffent­lich macht, die im All­tag kaum in Erschei­nung tritt: Vie­le schwa­che, tief­sin­ni­ge, zwei­feln­de, zuge­wand­te, ver­träum­te und auch hel­le Momen­te. Dabei geht es nicht nur um das Leh­rer­sein, son­dern auch viel um Fami­lie und Fotos aus dem gemein­sa­men Leben als Familie.

Den­noch bleibt immer eine klar defi­nier­te Gren­ze gewahrt. Für mich ist die­ses Blog eines, was mir sehr oft das Gefühl gibt, nicht allein mit bestimm­ten Emp­fin­dun­gen zu sein – dabei spielt natür­lich ein gro­ße Rol­le, dass Rebis eben auch Mut­ter ist und damit einen Blick auf Schü­le­rin­nen und Schü­ler besitzt, der kin­der­lo­sen Lehr­kräf­ten natur­ge­mäß weit­ge­hend ver­wehrt bleibt – das ist übri­gens *kei­ne* Wer­tung in dem Sin­ne, dass man kei­ne gute Lehr­kraft sein kann ohne eige­ne Kinder!

Noch etwas ande­res – es ist mei­ne Art der Wahr­neh­mung und basiert auf mei­nen Erfah­run­gen, die ich in den letz­ten Jah­ren machen durf­te – jeder darf mich für para­no­id, über­trie­ben miss­trau­isch, übel­wol­lend und sonst­was hal­ten und es ganz anders machen:

Es gibt zur­zeit Ver­la­ge, die in ihren eige­nen Blogs so etwas wie Blog­pa­ra­den oder das Prin­zip „Blog­stöck­chen“ auf­grei­fen. Man soll­te sich klar­ma­chen, dass das tech­no­lo­gisch wahr­schein­lich nicht nur aus Aner­ken­nung geschieht, son­dern auch mit dar­auf abzielt, die eige­ne Sei­te höher im Such­ma­schi­nen­ran­king zu posi­tio­nie­ren. Eine Blog­pa­ra­de ist ein her­vor­ra­gen­des Mit­tel, um soge­nann­te Back­links zu erzie­len, aus denen Goog­le die Rele­vanz eines Inhalts und damit die Posi­tio­nie­rung bei Such­an­fra­gen errech­net. Goog­le selbst wer­tet vie­le Leh­rer­blogs recht hoch bei bestimm­ten Such­an­fra­gen, z.B. den Herrn Lar­big mit sei­nen Bei­trä­gen zu Goe­thes Faust.  Goog­le ist ja des­we­gen so groß, weil die Such­ergeb­nis­se inhalt­lich oft recht brauch­bar sind. Die Such­al­go­rith­men zie­len also dar­auf ab, rele­van­te und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Inhal­te zu erken­nen, die bei Ver­la­gen natür­lich hin­ter Pay­walls lie­gen und für Goog­le damit nicht sicht­bar sind.

Die Ver­la­ge haben natür­lich ein Inter­es­se dar­an, dass ihre (Bezahl-)Inhalte bei Such­an­fra­gen von Lehr­kräf­ten unter den ers­ten Tref­fern sind und opti­mie­ren ihre Sei­ten dar­auf­hin mit der Bera­tung durch SEO-Agen­tu­ren (SEO = Search Engi­ne Opti­mi­zing – Grund­fra­ge – mal bös­wil­lig for­mu­liert: Wie kom­me ich egal mit wel­cher inhalt­li­chen Qua­li­tät in den Such­ergeb­nis­sen nach oben?).

Die Haupt­do­main pro­fi­tiert dabei auch von Inhal­ten von Sub­do­mains – zumin­dest den Gerüch­ten nach in SEO-Krei­sen. Das kann man den Ver­la­gen als Wirt­schafts­un­ter­neh­men übri­gens nicht übel­neh­men. Mich hat ein Arti­kel von Wolf­gang Mich­al sehr nach­denk­lich gemacht. Wir Leh­rer­blogs müs­sen uns inhalt­lich mitt­ler­wei­le vor vie­len Ver­lags­in­hal­ten nicht ver­ste­cken und soll­ten uns selbst mehr durch gegen­sei­ti­ge Ver­lin­kung stär­ken (ich bin dabei übri­gens nicht gera­de vorbildlich).

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