Social Messenger sind der Untergang

Ges­tern bin ich wie­der mit der vol­len Band­brei­te der Hilf­lo­sig­keit gegen­über den Eigen­dy­na­mi­ken kon­fron­tiert wor­den, die ent­ste­hen, wenn sich jün­ge­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf Whats­App bewegen.

  • Belei­di­gun­gen
  • ver­än­der­te Bil­der unlieb­sa­mer Mitschüler
  • Ent­haup­tungs­vi­de­os
  • […]
  • Ich kann nichts dafür“-Behauptungen (In der Schü­ler­vor­stel­lungs­welt kann man sich ja schließ­lich nicht dage­gen weh­ren, in Whats­App-Grup­pen auf­ge­nom­men zu werden)

Die­se Din­ge schei­nen sich nach mei­nen Beob­ach­tun­gen vor alle in den jün­ge­ren Klas­sen­stu­fen der Sekun­dar­stu­fe I zu häu­fen. Die reflex­ar­ti­gen Reak­tio­nen auf Vor­komm­nis­se sehen zunächst so aus:

  1. Han­dy weg­neh­men. Die dür­fen Whats­App erst ab 16 nutzen!“
  2. Han­dy ver­bie­ten. Die kön­nen damit nicht umgehen!“
  3. Medi­en­päd­ago­gen ein­la­den, der denen das mal sagt!“
  4. Eltern in die Pflicht neh­men. Die sind unver­ant­wort­lich, Kin­dern ein Smart­phone zu kaufen!“
  5. Nun sag‘ mal Maik, was soll ich denn jetzt machen? Du bist doch Medi­en­fuz­zi. Alles Schei­ße mit die­sem Digitalzeugs!“

Han­deln wir das mal alles in der Kür­ze ab, die es sach­lo­gisch verdient:

Zu 1.)

Net­ter Ver­such. Das Han­dy gehört uns nicht und umfasst den Pri­vat­be­reich der SuS. Das ist so auf der Ebe­ne wie: „Ich ver­bie­te dir, nicht alters­ge­rech­te Fil­me in dei­ner Frei­zeit zu schauen!“

Zu 2.)

Net­ter Ver­such. Das Han­dy gehört uns nicht und umfasst den Pri­vat­be­reich der SuS. Das ist so auf der Ebe­ne wie: „Ich ver­bie­te dir, dich in dei­ner Frei­zeit mit Han­nes und Tim zu tref­fen. Die haben einen schlech­ten Ein­fluss auf dich!“

Zu 3.)

Net­ter Ver­such. Und bequem. Dann macht der das halt (wenn er dann mal Zeit hat). Ich nen­ne sowas medi­en­päd­ago­gi­sches Fei­gen­blatt: „Wir haben was getan – wir haben jeman­den ein­ge­la­den! Wenn dann kei­ner kommt, tja, kön­nen wir auch nichts dafür!“

Zu 4.)

Völ­lig rich­tig. Wenig bis so gar nicht rea­lis­tisch. Eltern hal­ten das mit dem Han­dy oft so: Wir kau­fen dir eines. Wir ken­nen uns damit eh nicht aus. Das Erstau­nen ist dann rie­sig, wenn dann mit dem Gerät Din­ge gesche­hen, die unschön sind. Dann ist das Inter­net schuld. Oder wahl­wei­se die Schu­le, die ja nichts dage­gen macht. Mein Bild: Sie schi­cken ein vier­jäh­ri­ges Kind mit dem Rad bei Dun­kel­heit quer durch die Stadt und sind dann völ­lig über­rascht, wenn es umge­nie­tet wird. Die­ser Scheiß­ver­kehr ist dann schuld!“ (sonst müss­te man sich ja selbst sei­ner Ver­ant­wor­tung stellen …)

Zu 5.)

Die Situa­ti­on ist sehr kom­plex. Das Sys­tem der Betei­lig­ten und der Ursa­chen auch. Wer hier ein ein­fa­che Ant­wort erwar­tet, ver­kennt die Kom­ple­xi­tät völ­lig. Bes­ten­falls ver­la­gert er das Pro­blem schlicht vor­der­grün­dig aus dem Wahr­neh­mungs­be­reich von Schu­le. Lei­der wird das immer wie­der in die Schu­le zurück­schwap­pen. mit dem Unter­schied, dass man dann noch sehr viel weni­ger über die Vor­gän­ge in der „Par­al­lel­welt“ weiß,

Maik, du Klug­schei­ßer, ich will Lösungen! 

Lösung 1:

Wo Ver­bo­te nicht grei­fen, kom­me ich um Ver­hand­lun­gen und päd­ago­gi­sche Ver­ein­ba­run­gen nicht her­um. Es gibt an Schu­len Gre­mi­en, die die ein­zel­nen Grup­pen ver­tre­ten. Es gibt eine Schü­ler- und eine Eltern­ver­tre­tung. Wenn ich ziel­of­fen hier zu Ver­ein­ba­run­gen kom­me, die den Han­dy­ge­brauch inner­halb der Schu­le regeln, habe ich eine grö­ße­re Chan­ce, dass die­se Ver­ein­ba­run­gen ein­ge­hal­ten und durch demo­kra­tisch ver­han­del­te Sank­tio­nen not­falls auch durch­ge­setzt wer­den. Zusätz­lich ist das u.U. eine Chan­ce, Demo­kra­tie prak­tisch zu leben und es ist eine Chan­ce, ins­be­son­de­re Eltern und Schü­lern auf Augen­hö­he zu begeg­nen. Die­se Gre­mi­en müs­sen ja ihrem „Wahl­volk“ Ent­schei­dun­gen ver­mit­teln. Und ins­be­son­de­re Eltern kön­nen ja schon mehr als Kaf­fee und Kuchen bei Ver­an­stal­tun­gen zu spen­den. Die­se Idee schei­tert oft an dem dafür not­wen­di­gen Para­dig­men­wech­sel: Schu­le ist ja von ihrem Wesen her hier­ar­chisch organisiert.

Lösung 2:

Wo in der Gesell­schaft bekom­men SuS vor­ge­lebt, wie man z.B. sozia­le Medi­en sinn­voll und reflek­tiert nutzt? Wo in Schu­le bekom­men SuS gezeigt, wel­che Poten­tia­le für das eige­ne Ler­nen in Social­me­dia steckt? Wenn ich Schu­len Por­tal­lö­sun­gen mit zar­ten Social­me­dia­funk­tio­nen emp­feh­le, kommt sehr oft: „Aber die­sen Chat, den müs­sen wir drin­gend abschal­ten, da pas­siert nur Mist, wer soll das kon­trol­lie­ren!“ Wenn da „Mist“ pas­siert, ist das m.E. ein Geschenk, weil es in einem geschütz­ten Raum ent­steht und päd­ago­gisch auf­ge­ar­bei­tet wer­den kann. Wir brau­chen mehr sol­chen „Mist“, der auf Sys­te­men von Schu­len geschieht, weil wir ihm dort ohne irgend­wel­chen Anzei­gen und rich­ter­li­chen Anord­nun­gen begeg­nen kön­nen – die Daten haben wir ja selbst und idea­ler­wei­se auch kla­re Rege­lun­gen, wann die­se von wem wie ein­ge­setzt wer­den dürfen.

Lösung 3:

Kein Unter­richt über Medi­en, son­dern Unter­richt mit Medi­en. Das erfor­dert ein schul­wei­tes Medi­en­kon­zept und es wird erstau­nen, wie viel sich sogar ganz ohne WLAN und Tablets in die­sem Bereich machen lässt. Über­ra­schen­der­wei­se sind bestimm­te Wer­te und Lebens­er­fah­run­gen auch in Zei­ten von Social­me­dia noch gültig.

Lei­der wird die Umset­zung die­ser Erkennt­nis genau wie damals der Buch­druck eine Alpha­be­ti­sie­rung erfor­dern und zwar vor allem eine digi­ta­le Alpha­be­ti­sie­rung von Lehr­kräf­ten. Und das Lesen fällt man­chem leich­ter und man­chem schwe­rer. Wenn ich aber an den Poten­tia­len und Mög­lich­kei­ten teil­ha­ben möch­te und wenn ich hand­lungs­fä­hig sein will, kom­me ich nicht dar­um her­um, ler­nen zu müs­sen. NIcht nur wegen der SuS, son­dern vor allem aus Ego­is­mus: Digi­ta­ler Analpha­be­tis­mus führt direkt in die Anhän­gig­keit von ande­ren und in die Unsouveränität.

 

 

Reflexionsfreie Zone

Men­schen in sozia­len Beru­fen sind teil­wei­se in ihren Arbeits­ver­trä­gen dazu ver­pflich­tet, an Super­vi­sio­nen teil­zu­neh­men. In den Sit­zun­gen wer­den z.B. Kon­flik­te inner­halb des Teams auf­ge­ar­bei­tet, Wege auf­ge­zeigt, um mit anver­trau­ten Per­so­nen bes­ser umzu­ge­hen und es wer­den auch oft genug das eige­ne Han­deln und die eige­ne Per­sön­lich­keit infra­ge gestellt.

Ich ken­ne Super­vi­si­on schon aus mei­ner Arbeit mit Klas­sen­ta­gun­gen – ein­mal im Halb­jahr war es mehr als erwünscht, wenn nicht sogar ver­pflich­tend, an Super­vi­sio­nen teil­zu­neh­men. Da ging es gut zur Sache – mit Psy­cho­dra­ma, Rol­len­tausch, Trä­nen und allem Drum und Dran. Die Sit­zun­gen beweg­ten sich oft ganz und gar nicht in der Komfortzone.

Wie­der in Kon­takt mit Super­vi­si­on bin ich erst zwan­zig Jah­re spä­ter in mei­ner Aus­bil­dung als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter gekom­men. Vie­le von uns haben gen­ölt und sich gefragt, was z.B. Kon­flikt­be­wäl­ti­gungs­stra­te­gien mit Medi­en­be­ra­tung zu tun haben. Mitt­ler­wei­le ist es mit dem Gen­öle still gewor­den. Es ent­wi­ckelt sich zu einer Kern­kom­pe­tenz, Struk­tu­ren zu ana­ly­sie­ren, Kon­flikt­ge­sprä­che zu füh­ren, Kri­tik ernst zu neh­men und mit ihr umzu­ge­hen. Tech­nik: 5% – Mensch: 95%.

Die super­du­per Home­page nützt z.B. gar nichts, wenn sich der Betreu­er immer selbst um alle Infor­ma­tio­nen küm­mern muss, den Kol­le­gen hin­ter­her­läuft und dabei kei­ne Unter­stüt­zung von der Lei­tung erhält: „Hä? Kriegt doch genau dafür eine Ent­las­tungs­stun­de!“ (Nein! Er bekommt die Ent­las­tung für eine aktu­el­le Homepage).

In Fol­low-Ups zu unse­rer Aus­bil­dung dür­fen wir Erleb­nis­se mit­brin­gen, die dann bear­bei­tet wer­den. Und das wer­den sie. Und auch ein Maik Riecken bekommt da hin und wie­der ver­dien­ten Lack. Auf die­sen Ver­an­stal­tun­gen stel­len sich für mich oft Wei­chen für die Zukunft – mir wird klar, was mir gut tut und was mich im Leben lang­fris­tig nicht wei­ter­bringt. Ich bil­de mir ein, dass das für mei­ne Zufrie­den­heit, mei­ne Distanz­fä­hig­keit und vor allem mei­ne Gesund­heit ein gro­ße Rol­le spielt.

Aber ich bin wohl auch ein Weich­ei. Die Arbeit an Schu­le ist psy­chisch immer Zucker. Da gibt es nicht auf­zu­ar­bei­ten. Da gibt es kei­ne psy­cho­lo­gisch indu­zier­ten Krank­hei­ten wie Kopf- und Rücken­schmer­zen (Ver­span­nun­gen), Alko­ho­lis­mus, Tin­ni­tus oder ein­fach inne­re Emi­gra­ti­on in die Kau­zig­keit oder ande­re Din­ge. Mit Kol­le­gen ver­steht man sich grund­sätz­lich gut.

Jede Annah­me von Hil­fe von außen ist eh ein Zei­chen von Schwä­che und davon, dass im Kol­le­gi­um etwas nicht stimmt. Wo kämen wir dahin, uns und unse­re Per­sön­lich­keit infra­ge zu stel­len! Wir sind fer­tig, wir brau­chen das nicht! Und dann die Finan­zie­rung: 120,- Euro Stun­den­satz für einen guten Super­vi­sor? 240,- Euro für zwei Stun­den durch ca. 10 Per­so­nen tei­len – jedes Vier­tel­jahr? Das muss doch der Dienst­herr bezah­len (objek­tiv völ­lig kor­rekt). Das Geld ste­cke ich doch lie­ber ins Auto – oder Motor­rad oder in den Han­dy­ver­trag und lei­de ansons­ten still vor mich hin.

Nicht nur ich bin ver­wun­dert, dass aus­ge­rech­net in Schu­le – deren päd­ago­gi­sche Aus­rich­tung ja immer als Beleg dafür her­hal­ten darf, nicht mit wirt­schaft­li­chen Struk­tu­ren ver­gleich­bar zu sein – ein in mei­nen Augen zen­tra­les Instru­men­ta­ri­um von Per­so­nal­ent­wick­lung weder finan­ziert noch ein­for­dert, wel­ches in fast allen ande­ren ver­gleich­ba­ren päd­ago­gi­schen Kon­tex­ten üblich oder gar obli­ga­to­risch ist.

Präsenztage in der Schule – das Prinzip der sozialen Rekursivität in öffentlichen Debatten

Auch auf­grund von “Vermittlungsproblemen” in der Bevöl­ke­rung sehen sich die Kul­tus­mi­nis­te­ri­en der Län­der nun­mehr “gezwungen”, Prä­senz­ta­ge für Lehr­kräf­te an den Schu­len ein­zu­füh­ren, so jeden­falls ein zunächst wenig beach­te­ter Beschluss der KMK auf ihrer letz­ten Zusam­men­kunft. Als ehe­ma­li­ger Per­so­nal­rat und durch­aus auch kri­ti­scher Betrach­ter der Pri­vi­le­gi­en unse­rer Berufs­spar­te möch­te ich doch die­se Idee nicht unkom­men­tiert lassen.

Wäh­rend Jan-Mar­tin Klin­ge sich eher mit den resul­tie­ren­den Ver­wal­tungs­fra­gen aus­ein­an­der­setzt und sich an Din­gen wie dem Gleicheits­grund­satz im Duk­tus von Beam­ten­deutsch abar­bei­tet, lege ich den Fokus bewusst etwas anders und begin­ne dabei mit einer klei­nen Anekdote:

Als an unse­rer Schu­le schwe­di­sche Lehr­kräf­te zu Gast waren, haben wir Ihnen natür­lich mit eini­gem Stolz unser frisch reno­vier­tes, wirk­lich groß­zü­gig gestal­te­tes Leh­rer­zim­mer gezeigt. Die Reak­ti­on war durch­aus posi­tiv. Das ist hoch zu bewer­ten, wenn man etwas mit schwe­di­scher Schul­ar­chi­tek­tur ver­traut ist. Es kam aber sofort auch die Fra­ge mit dem für mich immer wie­der put­zig anzu­hö­ren­den schwe­di­schen Akzent: “Das ist eine schö­nes Raum. Wo triffst du dich mit dei­ne Kol­legs, um zu arbeiten?” – “Ja hier halt!”, ant­wor­te­te ich. “Nein, das hier ist eine tol­les Sozi­al­raum, aber kei­ne Arbeitsplatz!”, kam sofort der Ein­wand. Für den schwe­di­schen Kol­le­gen war es unvor­stell­bar, kei­nen Arbeits­platz in der Schu­le zu haben.

Ich fin­de, dass die­se Anek­do­te den Kern der Pro­ble­ma­tik zeigt: Selbst wenn ich in der Schu­le arbei­ten woll­te, könn­te ich es selbst nicht mit hin­rei­chen­der Effek­ti­vi­tät tun. Im Leh­rer­zim­mer trifft man sich und tauscht sich aus. Das ist Fluch und Segen zugleich: Fluch für den Wunsch, z.B. läs­ti­ge Kor­rek­tur­ar­bei­ten zügig zu erle­di­gen, Segen für den Aus­tausch zu päd­ago­gi­schen Fra­gen – letz­te­re lie­ßen sich aber weit­aus effek­ti­ver klä­ren, wenn alle Betei­lig­ten anwe­send wären. In der jet­zi­gen Form des KMK-Beschlus­ses ist den Lehr­kräf­ten ja weit­ge­hend frei­ge­stellt, wann sie sich in der Schu­le einfinden.

Dass es in der Schu­le i.d.R. kei­nen geeig­ne­ten Arbeits­platz gibt außer den schnell über­füll­ten Leh­rer­ar­beits­zim­mern bedingt ja zusätz­lich qua­si einen heim­li­chen Vertrag:

“Du Kol­le­ge setzt dein häus­li­ches Arbeits­zim­mer von der Steu­er ab, hast somit vol­le Frei­heit in dei­nem Home­of­fice und dafür spa­ren wir die eine oder ande­re Mark bei der räum­li­chen und säch­li­chen Aus­stat­tung der Schulen.”

An so Din­gen wie den Rege­lun­gen zur Daten­ver­ar­bei­tung auf pri­va­ten DV-Gerä­ten von Lehr­kräf­te (Link auf Erlass hier in Nie­der­sach­sen) sieht man recht hübsch, dass die­ses Kon­strukt auch gele­gent­lich hef­tig knirscht, aber im Gro­ßen und Gan­zen natür­lich funk­tio­niert. Wenn man mich jetzt zwingt, in der Schu­le tätig zu sein, könn­te ich ja auf die Idee kom­men, dar­aus auch Ansprü­che abzu­lei­ten – inso­fern weiß ich nicht, ob der Dienst­herr sich auf lan­ge Sicht damit wirk­lich einen Gefal­len tut.

Ich kann ver­ste­hen, war­um vie­le Men­schen uns Lehr­kräf­te als pri­vi­le­giert wahr­neh­men. Ich bin mir nicht so sicher, ob das nun gesetz­te Signal wirk­lich geeig­net ist, die übli­chen Stamm­tisch­ste­reo­ty­pe über Leh­rer wirk­sam im Sin­ne einer sicher­lich auch inten­dier­ten Für­sor­ge durch den Dienst­herrn abzu­mil­dern – da schei­nen mir Din­ge wie die Unkünd­bar­keit oder Pen­si­ons­re­ge­lun­gen durch­aus gewich­ti­ger in der Wahr­neh­mung “meiner” Stamm­tisch­kon­tak­te außer­halb der Leh­rer­sze­ne. Gera­de in Bezug auf die säch­li­che Aus­stat­tung sind wir als Lehr­kräf­te m.E. eben nicht unbe­dingt gutgestellt.

Das Ein­zi­ge, was man schafft, ist “soziale Rekur­si­on” – man ändert an einer Stel­le etwas, was in der Fol­ge wei­te­re Pro­zes­se in Gang setzt, die sich auf den glei­chen Aus­gangs­punkt bezie­hen, aber im Gegen­satz zur mathe­ma­ti­schen Rekur­si­on kaum vor­her­seh­bar sind. Sicher ist: Wir kom­men immer wie­der bei der glei­chen Fra­ge an.

Was denkt ihr? Könn­ten Prä­senz­ta­ge sinn­voll dabei hel­fen, dass Lehr­kräf­te nicht mehr so pri­vi­le­giert wah­ge­nom­men wer­den? Gin­ge für euch ein sol­ches Ansin­nen auf?

Neues Jahr, neue Zielgruppen

Die­ses Blog ist ja rela­tiv breit auf­ge­stellt, was die The­men angeht. Erst­mals habe ich auch etwas an ande­rer Stel­le ver­öf­fent­licht und dabei sehr viel dar­über gelernt, wie man Lese­rin­nen und Leser nicht ver­grault – da bie­tet so man­cher Arti­kel hier doch eini­gen Optimierungsbedarf.

Word­Press hat den ent­schei­de­nen Vor­teil, dass es rela­tiv such­ma­schi­nen­freund­lich auf­ge­stellt ist. Da hier mitt­ler­wei­le eini­ges an Inhal­ten vor­han­den ist, wer­de ich dem­nächst ein paar Din­ge ver­än­dern – für die treu­en Feed­le­ser soll­te dabei alles beim Alten bleiben.

  1. Die Sei­te selbst wird sich mehr in Rich­tung eines Online­ma­ga­zins ent­wi­ckeln. Vie­le Arti­kel aus den ver­gan­ge­nen Jah­ren kann ich so etwas pro­mi­nen­ter prä­sen­tie­ren – man sieht schon etwas im Hea­der der Sei­te oder als Wid­get. Da wer­de ich aber noch viel expe­ri­men­tie­ren. Viel­leicht kann ich den einen oder ande­ren so etwas län­ger auf der Sei­te halten.
  2. Ich möch­te ver­su­chen im Zuge von Punkt 1 mehr mit Bil­dern zu arbei­ten. Das lockert die Tex­te ggf. etwas auf und macht es dem Lesen­den u.U. leich­ter, dem teil­wei­se doch recht mini­ma­lis­ti­schen Kau­der­welsch zu fol­gen. Ich wer­de dazu Bil­der unter CC0-Lizenz nut­zen, etwa von Pix­a­bay oder Jay Man­tri.
  3. Ich wer­de mei­ne Inhal­te alle­samt nach und nach hier im Blog zusam­men­zie­hen. Wun­dert euch also nicht, wenn hier dem­nächst auch viel Tech­nik­kram aus mei­nen Admi­nis­tra­ti­ons­er­fah­rung und der Ardui­no-AG hier hin­ein­dif­fun­diert. Wenn ich das Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum fri­sie­re, soll­te da eigent­lich nicht so viel in den Feed hineinwirken.
  4. Uneins bin ich mir noch, ob ich mich über Twit­ter hin­aus in sozia­len Netz­wer­ken enga­gie­ren soll­te. Mich machen die meis­ten Sachen und Dis­kus­sio­nen dort nicht beson­ders glück­lich. Mei­ne Twit­ter­welt besteht ja fast aus­schließ­lich aus der Edu-Welt-Fil­ter­bla­se, die ich sehr berei­chernd fin­de, die aber auch eine recht geschlos­se­ne ist.

Die­ses Blog bekommt sei­ne meis­ten Besu­cher über Such­ma­schi­nen, naja, eigent­lich über eine Such­ma­schi­ne. Die­se „belohnt“ Sei­ten mit Inhal­ten mit hohen Plat­zie­run­gen. Jeder neue Inhalt pro­fi­tiert damit von den bestehen­den, ist also u.U. in einem Wiki wie bis­her nicht gut aufgehoben.

Ich weiß, dass es nicht „statt­haft“ ist, so zu den­ken und zu schrei­ben – Geld gibt es aber kei­nes für die­ses Blog und Kom­men­ta­re oder direk­te Rück­mel­dun­gen auch eher wenig, d.h. ich möch­te ger­ne schau­en, wie ich moti­viert bei der Sache blei­ben kann und da blei­ben neben den altru­is­ti­schen, idea­li­sier­ten Ansät­zen eigent­lich nur nack­te Zahlen.

 

 

Netzneutralität und die Telekom

Weit­ge­hend unbe­ach­tet von vie­len Inter­net­nut­zern tobt im Hin­ter­grund gera­de ein Kampf zwi­schen Rechen­zen­trums­be­trei­bern und der deut­schen Tele­kom als größ­tem Anbie­ter von Internetanschlüssen.

Was ver­kauft die Telekom?

Die Tele­kom ver­kauft i.d.R. an Pri­vat­kun­den soge­nann­te asym­me­tri­sche Inter­net­zu­gän­ge, d.h. man kann z.B. Fil­me sehr schnell aus dem Netz strea­men, jedoch z.B. Fotos zu sei­nen Foto­dienst nur lang­sa­mer hoch­la­den, z.B. hat man bei VDSL50 einen Down­stream von 50Mbit/s und einen Upstream von 10Mbits/s. Bei den mobil­funk­ba­sier­ten Pro­duk­ten sieht das ähn­lich aus. Natur­ge­mäß laden die Tele­kom­kun­den damit mehr Daten aus dem Netz her­un­ter als herauf.

Das hat zu einen tech­ni­sche Grün­de, weil man so mehr Kun­den einen guten Down­load bie­ten kann, zum ande­ren auch einen stra­te­gi­schen: Wäre jeder Haus­halt gut sym­me­trisch an das Inter­net ange­bun­den, bestün­de irgend­wann kaum noch eine Not­wen­dig­keit, sei­ne Web­sei­te bei einem Pro­vi­der hos­ten zu las­sen und zudem wäre das eige­ne Netz dann sehr schnell voll mit angreif­ba­ren Ser­vern, die nicht pro­fes­sio­nell gewar­tet werden.

Wie kom­men die Daten aus dem Inter­net zur Telekom?

Net­ze ver­schie­de­ner Anbie­ter wer­den an bestimm­ten Stel­len über Kno­ten­punk­te gekop­pelt, damit z.B. Daten US-ame­ri­ka­ni­scher Anbie­ter wie You­Tube, Goog­le oder Micro­soft auch im Netz der Tele­kom ankom­men. Übli­cher­wei­se wer­den die Kno­ten ent­spre­chend des Bedar­fes der End­kun­den aus­ge­baut. Wenn mehr Men­schen z.B. HD- oder gar 4K-Inhal­te anschau­en möch­ten, muss einer­seits der­je­ni­ge, der die Fil­me anbie­tet, bes­ser an das übri­ge Inter­net ange­bun­den sein, ande­rer­seits muss der Kno­ten­punkt zur Tele­kom auch über aus­rei­chend Kapa­zi­tät ver­fü­gen – das Rohr muss also dick genug sein – das kos­tet Geld.

Und wo tobt jetzt der Kampf?

Die Tele­kom baut ihre Kno­ten­punk­te zu ande­ren Anbie­tern mitt­ler­wei­le nicht mehr dem Bedarf ent­spre­chend aus, z.B. zum Rechen­zen­trum von Hetz­ner, ein grö­ße­rer Play­er im deut­schen Rechen­zen­trums­markt. Ange­bo­te, die Hetz­ner gehos­tet sind, lau­fen damit gera­de zur Prime­time nur noch sehr lang­sam über die Telekomleitungen.

Die Tele­kom sagt: Jahaa! Wenn du Hetz­ner Daten per­for­mant zu uns schie­ben willst, dann musst du dafür extra bezah­len, so ein dickes Rohr kos­tet halt Geld! Bri­san­ter­wei­se lau­fen die ent­spre­chen­den Ange­bo­te der Tele­kom schnell durch die Lei­tun­gen (z.B. Enter­tain). Die meis­ten Rechen­zen­trums­be­trei­ber bezah­len anstands­los dann Geld an die Tele­kom und geben die Kos­ten an ihre Kun­den weiter.

Hetz­ner macht das auch, aber anders: Hetz­ner sagt dem Kun­den: „Wenn du Daten schnell zur Tele­kom schie­ben willst, zahlst du dafür einen Auf­preis, weil nur die Tele­kom so han­delt – alle ande­ren Anbie­ter bau­en ihre Kno­ten­punk­te ja aus!“ – Hetz­ner geht es nach eige­ner Aus­sa­ge dar­um, auf die Pro­ble­ma­tik der Poli­tik der Tele­kom auf­merk­sam zu machen und geht dabei auch das Risi­ko ein, Kun­den zu verlieren.

Mit Ange­bo­ten von You­Tube, Goog­le, Net­flix etc. macht die Tele­kom das nicht bzw. ist anzu­neh­men, dass da wohl für die „digi­ta­le Über­hol­spur“ auch Geld fließt. Die Tele­kom kas­siert damit dop­pelt: Ein­mal von den Kun­den für den Inter­net­an­schluss, der ohne unge­brems­ten Zugriff zum Inter­net ja irgend­wo blöd ist und zum zwei­ten von den Anbie­tern, die das Inter­net zu Inter­net und damit das Pro­dukt der Tele­kom zum Pro­dukt machen.

Die Tele­kom sagt: Jahaa, ihr Anbie­ter! Ihr lie­fert ja viel mehr Daten an unser Netz als wir an euer. Das ist kein Tei­len mehr, das ist Tran­sit.

Wir erin­nern uns an die­ser Stel­le dar­an, dass die Tele­kom asym­me­tri­schen Anschlüs­se ver­kauft. Und es wäre ja doof, wenn die tele­kom­ei­ge­nen Ange­bo­te dann super lau­fen, aber der Steam­ing­dienst aus Pusemuckel ruckelt. Für den Schlicht­kun­den ist dann klar: Dann kau­fe ich doch das Telekomprodukt!

Die Tele­kom sagt dann: Jahaa, du Strea­ming­sdienst aus Pusemuckel, kannst ja extra zah­len! (nun­ja, sie haben es dann hin­ter­her ja gar nicht so gemeint …).

Die Pro­ble­ma­tik

Die Tele­kom bestimmt somit, wel­che Diens­te in ihrem Netz per­for­mant lau­fen und wel­che nicht. Das hat mit Netz­neu­tra­li­tät und frei­em Inter­net ganz wenig zu tun. Es sind die Kun­den der Tele­kom, wel­che Daten anfor­dern und die Tele­kom muss m.E. schau­en, wie sie da kos­ten­de­ckend arbei­tet. Da sie ihre End­kun­den nicht die Preis­er­hö­hun­gen ver­schre­cken will, ver­sucht sie es halt anders. Jeder soll­te sich über­le­gen, ob ein sol­ches Gebah­ren unter­stüt­zens­wert ist.

PS: Ich bin Hetz­ner- und Kabeldeutschlandkunde.

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