Sprachgeschichte – Moodlekurs

Ich möch­te auf einen aus mei­ner Sicht inhalt­lich her­vor­ra­gen­den Mood­le­kurs hin­wei­sen, der für den einen oder ande­ren nie­der­säch­si­schen Leh­ren­den im Kon­text des Schwer­punkt­the­mas „Die deut­sche Spra­che der Gegen­wart“ inter­es­sant sein könn­te. Tho­mas Rau hat ihn erstellt. Er eig­net sich durch­aus auch zum Selbst­stu­di­um für SuS. Im Gegen­satz zu dem dazu­ge­hö­ri­gen Blog­bei­trag gibt es gleich – sehr leh­rer­freund­lich – die Lösun­gen zu den Auf­ga­ben mit dazu. Auch die Gra­fi­ken sind etwas anspre­chen­der und in bes­se­rer Qua­li­tät vor­han­den. Den Kurs kann man hier als Mood­le­si­che­rungs­da­tei herunterladen.

Abi in NDS: Deutsche Sprache der Gegenwart

Mit die­sem the­ma­ti­schen Schwer­punkt haben wir seit lan­gem wie­der ein­mal ein ger­ma­nis­ti­sches The­ma auf dem Zet­tel ste­hen. Das fin­de ich eigent­lich gar nicht so schlecht. Mich nervt dar­an zur Zeit eigent­lich nur das Wort „Gegen­wart“. Ich glau­be, dass man nicht so ein­fach sagen kann: „Och, schau­en wir uns ein­mal Varie­tä­ten (z.B. inne­re Mehr­spra­chig­keit) oder die Rol­le der deut­schen Spra­che im euro­päi­schen Kon­text an“ (genau auf die­sem Level macht der vor­ge­se­he­ne the­ma­ti­sche Schwer­punkt Schluss) ohne dabei zumin­dest in Grund­zü­gen auf Prin­zi­pi­en der Sprach­ge­schich­te und Pho­ne­tik ein­zu­ge­hen. Das Ers­te­re ohne das Letz­te­re passt natür­lich treff­lich in die Kom­pe­tenz­schie­ne, frag­lich bleibt jedoch für mich dann der eben­so wich­ti­ge wis­sen­schaft­pro­pä­deu­ti­sche Anspruch der gym­na­sia­len Oberstufe.

Klar kann man treff­lich über Dia­lek­te oder Grup­pen­spra­che „reden“, schlaue Sach­tex­te dazu lesen von Leu­ten, die die­ses oder jenes Sprach­emp­fin­den haben. Das ist in mei­nen Augen aber ein „Drü­ber-Spre­chen“, mit dem man allen­falls argu­men­ta­ti­ves Schrei­ben und den Umgang mit Sach­tex­ten übt – eben Kom­pe­ten­zen, die aber auch mit jedem ande­ren belie­bi­gen Inhalt zu errei­chen sind. Aber wäre es nicht net­ter – und mei­ner Mei­nung nach auch moti­vie­ren­der – wenn man neben­bei auch noch lernt, war­um es eigent­lich z.B. Dia­lek­te gibt, war­um wir Islän­disch sogar ein wenig lesen kön­nen, z.B. bei Pol­nisch aber pas­sen müs­sen? Bei der Her­aus­bil­dung der Dia­lek­te sind schließ­lich ähn­li­che Mecha­nis­men am Wer­ke gewe­sen, wie sie bei der heu­ti­gen Aus­dif­fe­ren­zie­rung in den Jar­gons­spra­chen immer noch wirk­sam sind. Auch die Par­al­le­len von „open“ (engl.) und „offen“ (dt.) bedür­fen nur einen Hauch Sprach­ge­schich­te zur Erklärung.

Wei­ter­le­sen

Verben für Sprechakte

Du sollst nicht immer „sagen“ schrei­ben. Es gibt doch so vie­le schö­ne ande­re Wor­te, um einen Sprech­akt aus­zu­drü­cken. Hier ein­mal eine klei­ne(?) Lis­te für die klas­sen­in­ter­ne Worschatz­ar­beit – gefun­den auf einer alten Schrad­del­ko­pie beim Aus­mis­ten des Arbeitszimmers:

war­nen, über­neh­men, ein­wen­den, vor Augen füh­ren, auf­grei­fen, zitie­ren, unter­su­chen, anspre­chen, beja­hen, über­den­ken, wider­spre­chen, gegen­über­stel­len, ein­schrän­ken, prü­fen, zur Dis­kus­si­on stel­len, anfüh­ren, aus­schlie­ßen, schil­dern, auf­ru­fen, sich beru­fen auf, auf­for­dern, beschrei­ben, ermun­tern, (sich) anschlie­ßen, ein­len­ken, ver­nei­nen, ver­bin­den, anneh­men, fort­fah­ren, ablei­ten, bestrei­ten, wün­schen, urtei­len, aus­klam­mern, anknüp­fen, kenn­zeich­nen als, ord­nen, her­aus­stel­len, zuord­nen, aus­spa­ren, zustim­men, behaup­ten, pro­ble­ma­ti­sie­ren, the­ma­ti­sie­ren, anfü­gen, vor­aus­set­zen, ein­schie­ben, gel­tend machen, ver­ur­tei­len, bele­gen, bei­läu­fig bemer­ken, for­dern, unter­strei­chen, aus­ge­hen von, anset­zen bei, begrün­den, unter­mau­ern, fol­gern, schlie­ßen, fest­stel­len, wie­der­ge­ben, ver­deut­li­chen, dar­le­gen, Kri­tik üben, her­aus­he­ben, ver­mu­ten, eine Par­al­le­le zie­hen, aus­füh­ren, andeu­ten, hin­wei­sen auf, schluss­fol­gern, (sich) fra­gen (nach), wün­schen, zu beden­ken geben, vor­ge­ben, unter­stel­len, ver­wei­sen, beto­nen, erklä­ren, erläu­tern, erwei­tern, defi­nie­ren als, akzen­tu­ie­ren, her­aus­grei­fen, her­vor­he­ben, ver­an­schau­li­chen, sich lus­tig machen (über), erwäh­nen, hin­zu­fü­gen, bezwei­feln, wider­le­gen, kri­ti­sie­ren, belä­cheln, angrei­fen, ver­lan­gen, hof­fen auf, ein­räu­men, ankla­gen, in Fra­ge stel­len, ver­knüp­fen, zusam­men­fas­sen, sich bezie­hen auf, dar­stel­len, vor­aus­grei­fen, lieb­äu­geln mit

Gele­gent­lich den­ke ich, dass es das Deut­sche immer ein wenig über­treibt mit den Gra­du­ie­rungs- und Ausdifferenzierungsmöglichkeiten…

Demaskierung des Bewusstseins

Die­se Wort­kom­bi­na­ti­on taucht bei Hor­vath auf und zwar in sei­nem Pro­sa­text „Gebrauchs­an­wei­sung“ (in: Hor­vath, Ödön von: „Sport­mär­chen“, Gesam­mel­te Wer­ke, Bd. 11, S. 215, Trau­gott Krisch­ke & Susan­na Foral-Krisch­ke (Hrsg.), bei: Suhr­kamp, F.a.M, 1988). Sie ist eine grund­le­gen­de Phra­se zum Ver­ständ­nis des betref­fen­den Tex­tes, der im Wesent­li­chen Hor­vat­hs Auf­fas­sung vom  einem Volks­stück bzw. einem Volks­thea­ter darlegt.

Die Zusam­men­stel­lung der Begrif­fe ver­wirrt auf den ers­ten Blick: „Bewusst­sein“ lässt sich zumin­dest intui­tiv noch fas­sen, „Demas­kie­rung“ sogar recht ein­fach defi­nie­ren, aber was bit­te­schön ist ein demas­kier­tes Bewusstsein?

Ich bin im Unter­richt zunächst von dem Begriff des Bewusst­seins aus­ge­gan­gen und habe mich die­sem in einem Unter­richts­ge­spräch genä­hert. Dabei kamen die SuS sehr schnell dar­auf, dass zwei ver­schie­de­ne Aus­prä­gun­gen von Bewusst­sein unter­schie­den wer­den müssen:

a) indi­vi­du­el­les Bewusstsein

Nach erfolg­rei­cher Iden­ti­täts­fin­dung weiß ein Indi­vi­du­um um sich selbst, z.B. um Stär­ken, Schwä­chen, um die Gren­zen des eige­nen Wis­sens usw.

b) kol­lek­ti­ves Bewusstsein

Eine Grup­pe von Men­schen – das kann eine gesell­schaft­li­che Klas­se (Klas­sen­be­wusst­sein) oder ein gan­zes Volk (Natio­nal­be­wusst­sein) sein. Dabei ist man sich einig über die eige­ne Her­kunft, bestimm­te Wer­te, die die­se Grup­pe ver­bin­den usw.

Wei­ter­le­sen

Konjugationstabellen

Eigent­lich macht man sowas im Deutsch­un­ter­richt nicht. Das ist drö­ge, stump­fe Arbeit, die ein Latein­leh­rer aber wahr­schein­lich mit Knie­fäl­len dankt.

In mei­ner 6. Klas­se habe ich gera­de die Zeit­for­men wie­der­holt – und zwar alle: Prä­sens, Prä­ter­itum, Per­fekt, Plus­quam­per­fekt, Futur I und Futur II, natür­lich im Pas­siv und Aktiv. Auf die Idee brach­te mich die Eng­lisch­kol­le­gin der Klas­se: „Sag‘ mal, haben die noch kein Pas­siv?“. Nee, haben sie laut Schul­cur­ri­cu­lum tat­säch­lich nicht. Um die gan­ze Geschich­te etwas zu ver­tie­fen, bin ich in den Com­pu­ter­raum gegan­gen, in dem die SuS nach einer kur­zen Ein­füh­rung zu Tabel­len in Open­Of­fice ihre eige­ne Kon­ju­ga­ti­ons­ta­bel­le ent­wer­fen soll­ten – natür­lich auch mit dem Verb „sein“. Hin­ter­ge­dan­ke war dabei, dass die SuS ihre eige­ne Struk­tur ent­wi­ckeln. und nicht  der Deutsch­leh­rer oder ein Lehr­werk sel­bi­ge vor­gibt. Das Ergeb­nis wies fol­gen­de Band­brei­te auf:

  1. Bei­spiel 1
  2. Bei­spiel 2

Bei­spiel 1 setzt die gege­be­nen Hil­fen zu Tabel­len­for­ma­tie­run­gen in mei­nen Augen sehr über­sicht­lich um. Die jeweils dar­ge­stell­te Zeit­form ist durch eine Schrift­aus­zeich­nung deut­lich von den Bei­spie­len unter­schie­den. Die Far­be struk­tu­riert das Ergeb­nis zusätz­lich. Das Span­nen­de ist, dass die­se Arbeit von einem Schü­ler stammt, der sich ansons­ten nicht unbe­dingt durch Struk­tur her­vor­tut, hier aber eine kom­ple­xe Auf­ga­ben­stel­lung in einer vor­ge­ge­be­nen Zeit fast voll­stän­dig bear­bei­tet – das hät­te ich nicht ver­mu­tet. Durch die­se Auf­ga­be ist jetzt mein Inter­es­se an die­sem Schü­ler geweckt.

Einen gänz­lich ande­ren Struk­tur­an­satz wählt Bei­spiel 2. Die an sich gute Idee, alle Zeit­for­men einer Ver­bes neben­ein­an­der zu stel­len, wird hier durch die merk­wür­di­ge For­ma­tie­rung zunich­te gemacht. Dazu gehört vor allem auch die Groß­schrei­bung in jeder Zelle.

Die Vor­zü­ge und Pro­ble­me bei­der Vor­schlä­ge wur­den von der Lern­grup­pe benannt und jeweils pro­ble­ma­ti­siert. In die­ser Form fin­de ich in der Rück­schau die Beschäf­ti­gung mit Kon­ju­ga­ti­ons­ta­bel­len im Deutsch­un­ter­richt ertrag­reich – schon im Hin­blick auf mei­ne ver­än­der­te Ein­stel­lung zu dem einen Schüler.

Wenn man der­ar­ti­ge Ergeb­nis­se noch „port­fo­li­sie­ren“ wür­de, wäre viel­leicht bei dem einen oder ande­ren noch eine zusätz­li­che Moti­va­ti­on vor­han­den – da kann dann ja auch immer wie­der nach­ge­ar­bei­tet werden…

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